Prejsť na obsah

Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 4/2015

Marián Samuel – Danka Majerčíková – Martin Furman
Mittelalterliche Kirchenwüstung in Radoľa-Koscelisko
Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen der mittelalterlichen Kirchenwüstung in Radoľa-Koscelisko. Die Kirche in Radoľa stellt den ältesten Sakralbau in der Region Kysuce dar. Radoľa wird im Verzeichnis der päpstlichen Zehente aus den Jahren 1332 – 1337 als die einzige Pfarrei in dieser bergigen Region der Nordwestslowakei erwähnt. Das Patrozinium der Kirche kennen wir aber nicht. Andere mittelalterliche schriftliche Quellen sind nicht bekannt, die Kirche wurde vermutlich von Militärtruppen der Hussiten im Jahre 1429 oder der Bruderschaft im Jahre 1431 zerstört. Nach dem Untergang der Kirche hat man einige Zeit noch in ihre Ruinen bestattet, schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die Fläche jedoch zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt und die Ruinen der Kirche wurden zur Quelle von Baumaterial für das unweite Renaissanceschloss. Die Kirche baute man auf einem deutlichen Ausläufer (Sporn) über dem Zusammenfluss der Kysuca mit einem lokalen Bach. Der Kamm wird etwa 60 m von seinem Rand durch die Überreste eines Walls geschnitten, der eine Fläche von ungefähr 40 Ar umgeben hat. An der Fundstelle wurden bisher drei archäologische Ausgrabungen durchgeführt: eine Rettungsgrabung im Jahre 1956 (A. Petrovský-Šichman), eine Erkundungsgrabung in den Jahren 1988 – 1990 (M. Ďurišová) und eine Revisions- und Erkundungsgrabung in den Jahren 2012 – 2013 (M. Samuel – D. Majerčíková – M. Furman). Die Grabungen haben die Überreste einer Kirche mit rechteckigem Schiff, quadratischem Presbyterium, quadratischer Sakristei und quadratischem Beinhaus auf der Nordseite freigelegt. Die Kirchen mit solcher Anordnung kommen in der Slowakei insbesondere von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis Ende des 14. Jahrhunderts vor, vereinzelt aber auch im 15. und 16. Jahrhundert. Die Kirche betrat man von der Westseite, das Fragment des Steinportals weist einen frühgotischen Charakter aus. Im Interieur befinden sich Überreste von zwei gemauerten Konstruktionen: die Altarmensa eines Seitenaltars mit zwei Steinstufen und ein quadratischer Ambon an der Nordwand des Presbyteriums. Die Überreste des Hauptaltars im Presbyterium der Kirche blieben nicht erhalten und die Anwesenheit einer Empore wurde ebenfalls nicht bestätigt. Die gefundenen Fragmente der Gewölberippen lassen darauf schließen, dass wenigstens ein Raum, vermutlich das Presbyterium, eingewölbt war.
Eine deutliche Schicht von durchgebranntem Lehm und Holzkohlestücken zusammen mit dem Fund eines Armbrustbolzens verweisen auf einen gewaltsamen Untergang der Kirche. Insgesamt wurden 42 Gräber freigelegt, davon 14 im Interieur, und im Kirchenfriedhof bestätigte man die Beisetzung unter Grabsteinen. Die gewonnenen Funde umfassen unter anderem eine außergewöhnliche Beinstatuette einer Heiligen aus dem 14. Jahrhundert, die in Ruinen der Kirche entdeckt wurde, zwei sternförmige Kleiderspangen und einen bronzenen Schildring. Aufgrund der Forschungsergebnisse und der verfügbaren Quellen können wir die Erbauung der gemauerten Kirche nur allgemein von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts datieren. Eine wichtige Feststellung war die Bestätigung der Bestattungsaktivitäten an der Fundstelle vor der Erbauung der Steinkirche, was auf die mögliche Existenz eines älteren Holzbaus schließen lässt. Dessen Überreste konnte man im Rahmen der Untersuchungsfläche jedoch nicht erfassen.

Zuzana Čovanová Janošíková
Denkwürdigkeiten der Familie Horváth-Stansith de Gradecz in der Kirche Hl. Anna in Strážky
Die Gemeinde Strážky (Region Zips) gehörte seit Ende des 15. Jahrhunderts der Familie Warkocz (Warkoch) und seit 1536 dem polnischen Edelmann Hieronymus Laski. Die Familie Warkocz baute in Strážky einen spätmittelalterlichen Landsitz (um 1500) und finanzierte auch die Bauänderungen und Einrichtung der dortigen Kirche Hl. Anna. Diese Kirche repräsentiert den ältesten gemauerten Bau in der Gemeinde, dessen Anfänge wir spätestens in die Mitte des 14. Jahrhunderts datieren. Die Kirche Hl. Anna war bis Ende des ersten Drittels des 16. Jahrhunderts im Stil der Spätgotik ausgeschmückt und eingerichtet, mit dem Vorkommen mehrerer Renaissance-Elemente.
Im Jahre 1556 schenkte Ferdinand I. dem kroatischen Edelmann Marek Horváth-Stansith de Gradecz zusammen mit anderen Stiftungen auch die Gemeinde Strážky. Die Familie Horváth-Stansith musste wegen türkischer Besetzung der Südteile Ungarns ihre ursprünglichen Herrschaftsgüter verlassen und gewann, wie auch einige andere kroatische Adelige, neue Güter auch auf heutigem Gebiet der Slowakei. Von den Nachkommen Mareks wurde in der Literatur die größte Aufmerksamkeit seinem Sohn Gregor geschenkt, der in dem Familiensitz in Strážky eine Schule für junge Adelige (Gymnasium) gegründet hat und hier eine Bibliothek und ein Archiv errichtete. Gregor hat im Unterschied zu seinem Vater keine Militärkarriere gewählt – er studierte in Wittenberg, an der Akademie zu Straßburg und nach dem Studienabschluss besuchte er Frankreich, England und Italien. In der Schule, die er gegründet hat, hat er auch selber unterrichtet. In den Jahren 1590 bis 1592 wurde er zum Zipser Untergespan ernannt. Weniger bekannt sind seine künstlerischen Aufträge, die mit den bis heute erhaltenen Bauanlagen in Strážky zusammenhängen.
Am Ende des 16. Jahrhunderts bekam die Kirche Hl. Anna durch Initiative von Gregor Horváth-Stansith und seiner zweiten Ehefrau Euphrosine Sambery (Szember) ein neues Renaissance-Mobiliar, unter anderem auch eine hölzerne bemalte Empore mit pflanzlichen und figuralen Kassetten (1558). Diese wird noch im Verzeichnis der Denkmäler in der Slowakei aus den 1960er Jahren erwähnt, heute würden wir nach ihr in der Kirche jedoch vergeblich suchen. Die Autorin des Artikels hat festgestellt, dass man in den Jahren 1986 – 1987 die ursprüngliche Verzierung von der Empore abgenommen hat und zur Restaurierung in die Hochschule für bildende Künste in Bratislava transportierte. Die Schule hat sie jedoch kurz nach den Ereignissen am 17. November 1989 noch verpackt zurück nach Strážky geschickt, mit der Erklärung, dass sie keine Finanzmittel für diese Restaurierung habe.
Unlängst wurden die ursprünglichen Tafeln der Empore im Interieur des Glockenturms neben der Kirche Hl. Anna in Strážky entdeckt. Einige Komponenten waren immer noch im Papier gewickelt, andere waren ausgepackt und deutlich verschmutzt. Obwohl die ursprünglichen Teile der Brüstung der Empore aus dem 16. Jahrhundert stammen, ist dieses Werk immer noch nicht in der Zentralen Liste der Kulturdenkmäler eingetragen.

Lenka Ďurčeková – Peter Megyeši
Die Embleme an der Fassade des Palais Klobusiczky in Prešov
Eines der bedeutendsten architektonischen Denkmäler von Prešov ist die Residenz der Barone Klobusiczky – ein repräsentatives spätbarockes Palais im Südteil des Platzes (heutiges Landgericht). Gebaut wurde es in der Mitte des 18. Jahrhunderts auf fünf mittelalterlichen Parzellen, die am Ende des vorangehenden Jahrhunderts vom Baron Franz Klobusiczky (? – 1717) gekauft wurden. Die historische Gestalt des Palais, das als Castrum Inclytae Familiae Klobusiczky bezeichnet wird, dokumentiert eine Vedute des Prešover Kartographen Gaspar Caspar aus dem Jahre 1768.
Aus kunsthistorischer Sicht wird in der Fachliteratur vor allem die reiche Stuckverzierung der Straßenfassade hervorgehoben. In der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 hat man ihre Kopie als einen der schönsten Barockbauten im Pavillon von Ungarn ausgestellt. Die Reliefverzierung umfasst außer dem Wappen der Familie Klobusiczky die dominante Szene der Mariä Verkündigung, die in zwei Medaillons aufgeteilt ist. Unter dem Krongesims befinden sich sieben Kartuschen, in denen Gruppen von Putti beim Tanzen, Musikinstrumentenspiel und in der Unterhaltung abgebildet sind. Fünf Medaillons, die sich unter den Fensterbrüstungen im unteren horizontalen Verzierungsband befinden, wurden bisher ikonographisch nicht identifiziert.
Da die Stuckatur-Inschriftbänder der Embleme zur Zeit keinen Text (Motto) enthalten, musste man sich bei der Identifizierung auf ihre Bildkomponente (pictura) konzentrieren und ihnen entsprechende graphische Vorlagen zuzuordnen. Die Embleme stammen aus dem Buch Idea de un Príncipe político christiano representada en cien empresas des spanischen Schriftstellers und Diplomaten Diego de Saavedra Fajardo (1584 – 1648). Zum ersten Mal erschien sie in Druck im Jahre 1640 bei Nicolas Heinrich in München. Das Buch wurde kurz nach seiner Herausgabe zu einem Bestseller und im Laufe des 17. Jahrhunderts sind sogar 64 Ausgaben im ganzen Europa erschienen. Es repräsentiert den sog. Spiegel einer guten Regierung und ordnet sich in die lange Tradition der didaktischen Bücher für die Prinzen ein. Der Traktat enthält 101 Embleme mit umfangreichen Kommentaren, die eine Kombination von praktischen Räten und moralischen Überlegungen über die Regierung und Erziehung der Herrscher darstellen, mit Instruktionen aus dem Gebiet der politischen Ethik und Philosophie.
In Ungarn ist das Buch von Saavedra erst im 18. Jahrhundert erschienen. Es wurde in Pest in den Jahren 1748 und 1759 von dem Verleger Johann Gerard Mauss herausgegeben. Bei Identifizierung der Embleme an der Fassade des Palais und deren Vergleich mit den graphischen Vorlagen arbeiteten die Autoren des Artikels mit der Ausgabe aus dem Jahre 1748. Der Autor der Graphiken, die in dieser Ausgabe publiziert wurden, war Johann Sadeler (1588 – 1665). Auf diese Weise wurden folgende Mottos identifiziert: FIDE ET DIFFIDE (Vertraue und misstraue!), MAIORA MINORIBUS CONSONANT (Die großen [Saiten] harmonieren mit den kleinen), FORMOSA SUPERNE (Schön ist sie nur von oben), NON MAIESTATE SECURUS (Er ist nicht sicher durch seine Majestät) und FORTIOR SPOLIIS (Stärker durch die Beute).
Die Fassade des Palais Klobusiczky in Prešov repräsentiert auf dem ehemaligen Gebiet Ungarns ein vereinzeltes Beispiel der Applikation der Embleme von Saavedra. Deren Anwendung am Palais könnte durch den Besuch von Kaiser Joseph II. im Sommer 1770 motiviert gewesen sein. Während dieses Besuchs empfing der Kaiser zu einer Audienz die in Prešov niedergelassenen Oberbefehlshaber der polnischen Konföderierten – Gegner des prorussischen Herrschers Stanislav August.

Ivona Kollárová
Historisches Gedächtnis in Stammbüchern
Die Stammbücher repräsentieren ein spezifisches Segment des schriftlichen Kulturerbes. Es handelt sich um kleine unauffällige Bücher voll von verschiedenartigen Eintragungen, Autogrammen, Autographen, Bildern und Symbolen. Die Historiker ordnen das Stammbuch den sogenannten Ego-Dokumenten zu, d. h. Quellen, die uns ermöglichen, der Alltäglichkeit, Mentalität des neuzeitlichen Menschen und Erkenntnis der sozialen und gesellschaftlichen Aspekte seines Lebens näher zu kommen.
Die Zentralbibliothek der Slowakischen Akademie der Wissenschaften (im folgenden ZB SAW) hat in ihrem Sammlungsbestand fünfzehn Stammbücher aus verschiedenen Perioden und von verschiedener Herkunft. Sie bilden eine repräsentative Auswahl, auf der man die typischen Attribute dieser einzigartigen Denkmäler erläutern kann.
In deutscher Literatur stoßen wir am meisten auf die Bezeichnung Stammbuch, in lateinischen Texten und Gedenkbüchern finden wir mehrere Namen – liber amicorum, album amicorum, thesaurus amicorum, gazophylacium u.a. Ihr Zweck war es, die Widmungen und Unterschriften als einen Teil der Gedenkkultur aufzusammeln: sie erinnerten an die Jugend, Studien, Erlebnisse und nicht zuletzt belegten den Kontakt mit bedeutenden Persönlichkeiten jener Zeit.
Die ersten Stammbücher erschienen in den 1540er Jahren in Wittenberg. Als das erste typische Stammbuch betrachtet man das Album von Claude de Senarclens aus dem Jahre 1545. Das zweitälteste Album stammt aus dem Jahre 1548 und sein Besitzer war Christoph von Teuffenbach. Stammbücher kann man anhand deren Besitzer in studentische, aristokratische, bürgerliche, pädagogische und andere aufteilen und anhand deren Form in emblematische gedruckte Stammbücher, vorgedruckte Stammbücher, Stammbücher mit leeren Seiten usw.
Das älteste erhaltene Stammbuch im Sammlungsbestand der ZB SAW hat keinen Besitzernamen, aber seine Eintragungen erlauben uns, ihn der damaligen gesellschaftlichen Elite zuzuordnen. Es befindet sich hier eine Eintragung des ungarischen Königs Maximilian aus dem Jahre 1569 und andere Autographe bedeutender Persönlichkeiten aus den Jahren 1570–1575 (Batthyány, Fugger, Lobkowicz, Kolowrat und andere). Interessant ist das Stammbuch des slowakischen barocken Schriftstellers, Übersetzers, Verlegers und evangelischen Priesters Daniel Krman d. J. (1663–1740), in dem wir unter anderem auch Dedikationen der Schriftsteller Georg (Juraj) Láni (1646–1701), Johann (Ján) Simonides (1648–1708) und Tobias (Tobiáš) Masník (1640–1697) finden, oder das Album des barocken Dichters Andreas (Andrej) Pilárik.

Anna Schirlbauer
Die Lebensschicksale der Malerin Anna Zmeskal (1813–1880)
Obwohl der Name von Anna Zmeskal (Zmeškalová, 1813–1880) nicht zu jenen zählt, denen man regelmäßig auf Literaturseiten begegnen kann, beginnt sie in Wirklichkeit die Reihe der Frauen-Malerinnen des 19. Jahrhunderts in der Slowakei: Bohdana Klemensová (1849–1922), die „malende“ Fürstin Natalia Oldenburg, geb. Friesenhof (1854–1937), Rita Boemm (1868–1948) oder Želmíra Duchajová-Švehrová (1880–1955) usw.
Anna Zmeskal stammte aus einer bedeutenden Landadelfamilie in der Region Orava. Sie lebte und wirkte im mitteleuropäischen Raum: auf heutigem Gebiet der Slowakei, Ungarns und Österreichs. Infolge der Krankheit ihrer Mutter wurde sie von ihrer Tante Karolina Zerdahelyi erzogen, was für ein Mädchen mit bildkünstlerischen Aspirationen einen gewissen Beitrag darstellte. Sie konnte nämlich reisen, verschiedene Milieus besuchen (vor allem Budapest und Wien) und Kunst kennenlernen. Das erste Atelier hatte sie im Familiensitz der Zerdahelyis in Nitrianska Streda. Seit 1850 lebte sie in Wien, in einer Künstlerkolonie unweit von Belvedere, wo sie sich eine Wohnung mit Atelier eingerichtet hat. Ihr direkter Nachbar war der bedeutende österreichische Maler, Repräsentant der Historienmalerei und Porträtist Carl Rahl (1812–1865), der hier auch seine eigene Malerschule mit achtzig jungen Malern betrieben hat. In einem solchen von Kunst durchdrungenen Umfeld konnte Anna Zmeskal nicht unbeeinflusst bleiben, ob vonseiten dieses Malers oder eines seiner unzähligen und bedeutenden Schüler, beziehungsweise anderer Künstler, die in der Nähe lebten. Direkte Beweise fehlen, doch zum Beispiel durch den Vergleich der Gemälde kann man gewisse Andeutungen des Einflusses von Rahl auf Anna Zmeskal aufspüren.
Die Malerin lebte in Wien bis zum Jahre 1878, als sie sich wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes und aus finanziellen Gründen für die endgültige Rückkehr in den Schoß ihrer eigenen Familie entschied. Sie zog in die Oravaer Gemeinde Leštiny um, die schon Jahrhunderte lang im Besitz dieser Landadelfamilie gewesen ist. Im Laufe ihres Lebens widmete sie sich ausschließlich der Ölmalerei, d. h. einer Technik, die damals eher für die Männer reserviert war, und bevorzugte grundsätzlich die Porträtmalerei vor der Landschaftsmalerei. Sie hat auf Biedermeier aufgebaut und allmählich hat sie sich bis zu realistischen Tendenzen hochgearbeitet, wobei sie auch die Einflüsse von Wien absorbierte. Von ihrem Originalwerk kennen wir bislang nur zwölf Ölgemälde (neben Frauenporträts auch eine durch Biedermeier gekennzeichnete Landschaft bei Leštiny und drei aus historischer Sicht wertvolle Blicke auf Malerinterieurs) und drei Kopien fremder Gemälde, die sie aus finanziellen Gründen gemalt hat. Die Gemälde befinden sich im Besitz der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava, in der Galerie von P. M. Bohúň in Liptovský Mikuláš, im Museum der Region Orava in Dolný Kubín und im Privatbesitz.

Karol Kantek – Eva Kowalská
Die serbische Geschichte des Schlosses in Ivanka pri Dunaji
In voriger Nummer der Revue Pamiatky a múzeá (Nr. 3/2015, S. 52–58) beschäftigten sich die Autoren mit dem Schloss in Ivanka pri Dunaji zur Zeit von Ľudovít Štúr, der hier am 17. Dezember 1855 heimlich seinen Besitzer, den serbischen Fürsten Mihailo (Michael) Obrenović besuchte. Interessant aus der Perspektive der neuzeitlichen serbischen Geschichte ist das Schloss in Ivanka pri Dunaji vor allem wegen des Schicksals des Fürsten Mihailo Obrenović und seiner Ehefrau Fürstin Julia, geb. Hunyady de Kéthely, die hier die glücklichsten Jahre ihres Lebens verbracht haben.
Nach der grandiosen Hochzeit am 20. Juli 1853 lebte das fürstliche Paar in Wien. Der stille Landsitz in Ungarn, das Schloss in Ivanka pri Dunaji in der Nähe von Bratislava und schließlich auch Wien, kauften sie von den ursprünglichen Besitzern, der Grassalkovichs, dank dem Geld von Mihailos Vater Miloš. Am Anfang war die Ehe glücklich, aber kinderlos. Die Probleme tauchten im Anschluss an die politische Entwicklung im Fürstentum Serbien auf. Am 14. Dezember 1858 übermittelte man Michael nach Ivanka die Botschaft der serbischen Skupština (Parlament), dass sein Vater am 11. Dezember wieder auf den Thron gesetzt wäre. Miloš Obrenović beauftragte Mihailo mit der Aufsicht über militärische Angelegenheiten und Außenpolitik. Nachdem Miloš zwei Jahre später gestorben ist, setzte sich Mihailo zum zweiten Mal auf den Thron. Er konzentrierte sich auf die kulturelle und ökonomische Entwicklung Serbiens, initiierte Reformen im Schulwesen, in der Wissenschaft und Armee. Mit Hilfe von diplomatischen Besprechungen befreite er die serbischen Städte Belgrad, Smederevo (dt. Semendria), Kladovo, Šabac (dt. Schabatz), Užice und Soko von türkischen Militärbesatzungen. Im Privatleben hatte er jedoch kein Glück. Die Ehe von Mihailo und Julia wurde im Jahre 1862 geschieden. Am 10. Juni 1868 hat man auf Mihailo Obrenović ein Attentat verübt. Julia hat an Michals Beerdigung in Belgrad teilgenommen und nach Belgrad musste sie dann noch einmal reisen, und zwar am 1. April 1870 wegen des Erbschaftsverfahrens. Die Obrenovićs haben Julia eine lebenslängliche Jahresrente, ein Haus in Wien sowie das Alleineigentum des Herrschaftsgutes in Ivanka pri Dunaji zuerkannt. Elf Jahre lebte sie als Witwe und erst dann heiratete sie ihren alten belgischen Freund, Herzog Karl Maria Joseph d’Arenberg. Sie starb in Wien mit 88 Jahren.
Das Ehepaar Mihailo und Julia Obrenović hinterließ in Ivanka dauerhafte Spuren. Nach einem Brand im Jahre 1856 ließ Fürst Mihailo die beschädigte Kirche Hl. Johannes Täufer reparieren und das Exterieur sowie Interieur des Schlosses umgestalten. Nach seinem Tod ließ Julia das Musikpavillon zu einem Kloster und später zum Kinderheim umbauen. Im Rahmen des Patronatrechts kümmerte sie sich um die Einrichtung der Kirche sowie den Betrieb der Pfarrei und der Schule. Den Raum unter dem Fußboden der Kirche ließ sie zur Gruft der Familie Hunyady de Kéthely umbauen. Außer Julias Eltern sind dort auch ihre vier Brüder mit Ehefrauen begraben.

Veronika Kapišinská
Das Sanatorium von Vyšné Hágy
Zwischen den beiden Weltkriegen, als sich in Europa die spezifische Architektur der Tuberkulose-Sanatorien allmählich herausgeformt hat, realisierte man in der Tschechoslowakei ein Projekt von außergewöhnlichen Ausmaßen – das einmalige funktionalistische Masaryk-Sanatorium für Tuberkulosenkranke in Vyšné Hágy (dt. Hochhagi) in der Hohen Tatra. Die Gründung solcher Heilanstalten im Tatraer Gebiet wurde von der Wohltätigkeitsorganisation „Masaryk-Liga gegen die Tuberkulose“ unterstützt. Sie entstand im Jahre 1919 in Reaktion auf den Zuwachs der TBC-Sterberate, der durch schlechte Sozialverhältnisse, insbesondere in der Ostslowakei, verursacht war. Trotz großer Bestrebung ist es nicht gelungen, die Krankheit zu eliminieren. Deswegen entschied sich der Staat im Jahre 1926, die Grundstücke in Vyšné Hágy abzukaufen und hier ein modernes Sanatorium zu errichten, das allen Bevölkerungsschichten zugänglich wäre.
In den Jahren 1934–1938 entstand also ein Heilkomplex, der im mitteleuropäischen Raum keine Parallele hatte. Er zeichnete sich nicht nur durch die Kapazität der Anstalt aus, die bis zu 500 Patienten aufnehmen konnte, sondern auch durch die Fläche des Areals, das monumentale Sanatoriumsgebäude, die technische Reife, Selbstgenügsamkeit, die modernste sanitäre Ausstattung und nicht zuletzt auch durch die Architektur von europäischer Qualität. An unsere Verhältnisse angepasst, liegt er in nicht vielem hinter dem finnischen Sanatorium in Paimio (1929–1933) von Alvar Aalto zurück, das eine Kapazität von 184 Patienten hatte und zum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes wurde.
Das Areal wurde auf unbebautem Gebiet in den Bergen über der Ortschaft Vyšné Hágy gebaut, nicht nur wegen der klimatischen Vorteile dieser Gegend, sondern auch wegen der erforderlichen Isolation dieser ansteckenden Krankheit. Entworfen wurde das Masaryk-Sanatorium als ein selbstgenügsamer Komplex mit eigener Wasserwirtschaft, Wärme- und Stromerzeugungsanlage und mit großen Lagervorräten. In vielen Hinsichten erinnerte es an die Miniatur einer Stadt. Im Areal erhielten sich bis heute außer dem Hauptgebäude des Sanatoriums drei Wohnhäuser für die Angestellten, die Villa des Direktors, die Pforte mit einer Wohnung und Tankstelle, das Heizwerk, Garagen, ein Tunnel für die Schleppbahn, die Wäscherei, das Infektionspavillon, Werkstätten, die Prosektur mit einer Kapelle und der Wasserbehälter. Die Blumen zur Ausschmückung der Terrassen pflanzte man in einem Gewächshaus und zum Areal gehörte auch ein Wirtschaftshof für Tierzucht.
Das eigentliche Sanatoriumsgebäude von kolossalen Ausmaßen kann man als eine Stadt in der Stadt ansehen. Es war mit einer wirkungsvollen Luftanlage, einem durchdachten Heizsystem oder mit eigenem Rundfunk ausgestattet, verfügte über einen Kinosaal, eine zweistöckige Speisehalle, Lesesäle, eine Bibliothek, Klubräume, Geschäfte, die Post, einen Rasierladen, einen Friseursalon, eine Bäckerei, eine Konditorei, eine Metzgerei und eine Telefonzentrale. Das Areal der Heilanstalt in Vyšné Hágy, von dem Prager Architekten František Albert Libra (1891–1958) in Zusammenarbeit mit dem Architekten lettischen Ursprungs Jiří Kan (1985–1944) entworfen und im Jahre 1938 fertiggebaut, repräsentiert ein beinahe ideales Gesamtkunstwerk. Die Heilanstalt in Vyšné Hágy behielt bis heute die Funktion einer spezialisierten Gesundheitsanlage mit Spitzenausstattung. Hinsichtlich der riesigen Ausmaße wird sie jedoch nur teilweise renoviert.

Martin Švec
Die Kirche Hl. Dreifaltigkeit in Malacky: gotisch oder renaissancezeitlich?
In der Literatur, die sich mit der Kirche Hl. Dreifaltigkeit beschäftigt, findet man mehrere Ansichten auf das Datum ihrer Entstehung, die von der Gotik bis zum Barock reichen. In die gotische Periode sollte sie einigen Autoren nach wegen ihres polygonalen Presbyteriums gehören. Man begegnet auch einer Datierung ins Jahr 1604, genauso wie ins Jahr 1638. Eine der spätesten Datierungen – das Jahr 1741 – nähert sich der Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu keiner dieser Jahreszahlen wird jedoch in der Literatur die Quelle angegeben, auf die sich die Autoren bei der Datierung gestützt haben.
Die Zeitsetzung des Baus der Kirche Hl. Dreifaltigkeit in Malacky könnte durch die bisher wenig bekannten primären Quellen präzisiert werden – zum Beispiel das Protokoll der Konskriptionskommission des Bratislavaer Kapitels aus dem Jahre 1548. Dank dieser Eintragung verfügen wir über eine eindeutige Information darüber, dass die Ortschaft Malacky damals keine Kirche hatte. Eine weitere Quelle, welche die Datierung der Kirche erläutert, ist die kanonische Visitation aus dem Herbst 1634, die vom Bratislavaer Propst Georg Draskovich durchgeführt wurde und in der es konstatiert wird, dass die Kirche in Malacky neu, vor kaum 60 Jahren von Häretikern gebaut wäre. Diese Eintragung liefert eine sehr wertvolle und glaubwürdige Information über den Bau der Kirche Hl. Dreifaltigkeit und es gibt keinen Grund, sie in Frage zu stellen.
Aufgrund dieser Aussage können wir die Kirche allgemein in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datieren – laut Draskovich könnte sie in den 1570er Jahren (etwa 1574) fertiggebaut gewesen sein. Wir können somit die renaissancezeitliche Datierung der Kirche bestätigen, genauso wie die Tatsache, dass sie von Protestanten gebaut wurde, die Draskovich schimpflich als Häretiker bezeichnet (im Laufe des 16. Jahrhunderts gehörte der Ort Malacky dem Protestanten Kaspar Serédy, er verpfändete ihn an die protestantische Familie Salm, die ihn für eine kurze Zeit an die Fuggers weiter verpfändet hat, und dann ist er dank Ferdinand I. der Familie Balassa zugefallen – alles Protestanten). Die letzten Balassas konvertierten jedoch nach dem Jahre 1618 zum Katholizismus und die evangelischen Pfarreien ihres Dominiums wurden in katholische transformiert, bzw. rekatholisiert.
Die Archivforschung liefert neue Erkenntnisse auch zur baulichen Geschichte der Kirche. Aus einem Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1701 erfahren wir, dass die Kirche einen von einer Mauer umgebenen Friedhof hatte (im Jahre 1634 hatte sie ihn noch nicht), genauso wie drei Altäre – Hl. Dreifaltigkeit, Hl. Joseph und Schmerzensmutter, ein hölzernes Katheder für den Priester und eine hölzerne Orgelempore, beide wunderschön bemalt (gratiose picta), und einen Turm mit drei Glocken. In der Einleitung zur ältesten Pfarrmatrikel von Malacky befindet sich auch ein auf Slowakisch geschriebenes Inventar der Kirche aus dem Jahre 1640.

Martin Konečný
Die Kämpfe um den Dargov-Pass und die Befreiung von Košice
Im Mai dieses Jahres haben wir das 70. Jubiläum der Beendigung des Zweiten Weltkrieges gefeiert. Die Befreiung der Slowakei ist vor allem mit langanhaltenden und blutigen Kämpfen um den Dukla-Pass verbunden, die Tausende von Menschenleben der Mitglieder der Roten Armee, der Wehrmacht sowie des 1. tschechoslowakischen Armeekorps in der UdSSR gekostet haben.Die Schlacht um Dargov (Dezember 1944 – Januar 1945) wurde den Besuchern des Ostslowakischen Museums zu Košice durch die Ausstellung Die Kämpfe um den Dargov-Pass und die Befreiung von Košice (19. Januar bis 8. Mai 2015) nahegebracht. Die Autoren der Ausstellung, Martin Jarinkovič und Martin Konečný, setzten sich zum Ziel, nicht nur die konkreten Militäroperationen im Eperieser Gebirge (Slanské vrchy) anhand der neuesten Geländeforschung zu präsentieren, sondern auch die allgemeine politische und wirtschaftliche Situation auf dem Gebiet der Ostslowakei und der Stadt Košice in den Jahren 1938 – 1945 umzureißen, von der Erklärung der Autonomie der Slowakei und der anschließenden Wiener Arbitrage im Herbst 1938 bis zur Veröffentlichung des Regierungsprogramms von Košice im April 1945. Eine unschätzbare Quelle von Informationen, Photographien und Karten repräsentierten die Kriegschroniken der Mitglieder von deutschen Divisionen, die im Eperieser Gebirge gekämpft haben. Die Chroniken voll von Bilderbeilagen halfen auch bei der Identifizierung konkreter Typen von Waffen und deutscher Militärtechnik, die bei Verteidigung des Eperieser Gebirges und in der Umgebung von Košice eingesetzt wurden. Ein weiteres wertvolles Artefakt aus dem Schlachtfeld von Dargov bilden die deutschgeschriebenen sowjetischen propagandistischen Flugblätter für die Mitglieder der 101. Deutschen Schützen-Division, die im Dezember 1944 das Gebiet des Dargov-Passes verteidigt haben. Ausgestellt wurden auch Waffen, Uniformen und Ausstattung von Mitgliedern der Wehrmacht und der Roten Armee, aber auch Auszeichnungen, Abzeichen, Photographien, zeitgenössische Periodika oder Kriegsplakate, die dem Museum dank der Zusammenarbeit mit Privatsammlern und Klubs für Militärgeschichte geliehen wurden.

Vladimír Turčan
Großmähren und die Anfänge des Christentums auf der Bratislavaer Burg
Die großmährische Periode zählt zu den attraktivsten Themenbereichen in unserer Geschichte. Die ökonomische Macht und militärische Expansivität Großmährens ermöglichten die Prosperität der lokalen Elite. Ihren Nachlass bildet das überraschend umfangreiche materielle Erbe, vor allem prächtiger Schmuck, der ein einmaliges Potential für die Ausstellungsform der Präsentation darstellt.
Die Ausstellung Großmähren und die Anfänge des Christentums, die anlässlich des 1150. Jubiläums der Ankunft von byzantinischen Missionären veranstaltet wurde, konnte nach einer erfolgreichen Präsentation in Brno und Prag auch die Besucher von Bratislava ansprechen (7. August – 1. November 2015). Es handelt sich um ein Autorenwerk des Mährischen Landesmuseums und des Archäologischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Brno unter Mitarbeit von beinahe dreißig weiteren, auch slowakischen sammlungsbildenden Institutionen und einer Privatperson – des Sammlers und Mäzens J. Jánošík.
Die Installierung der Ausstellung in Bratislava im architektonisch attraktiven Souterrain der Bratislavaer Burg war eine glückliche Wahl. Der passend gewählte Kontrast zwischen dem Halbdunkel (Ausstellungsraum) und dem Licht (Exponate, Rekonstruktionen und Texte) ließ die Artefakte hervortreten und ihren kunsthandwerklichen Wert zu unterstreichen. Mehr als 90 % der ausgewählten Gegenstände bildeten Originale – Funde von der Völkerwanderungszeit, d. h. von der vorslawischen Geschichte Mitteleuropas, bis zur Ankunft der Slawen (Keramik vom Prager Typus) und der Wende des 8./9. Jahrhunderts, in der das Fundament der großmährischen Staatlichkeit gelegt wurde (kunsthandwerkliche Produktion, handwerkliches und landwirtschaftliches Gerät). Den Autoren ist es gelungen, sich auf das Wesentliche aus der großmährischen Periode – die schriftlichen und vor allem materiellen Belege – zu konzentrieren und die Disproportion zwischen der Sachkultur und den schriftlichen Belegen ins Gleichgewicht zu bringen. Die Belege für Elite, Bildung und Kultur, Kriegswesen, Christentum, Schmuckherstellung, Handwerke, Landwirtschaft und Bestattungsbräuche wurden in selbständige Ausstellungskojen aufgeteilt. Dominant und am attraktivsten für die Besucher war der Schmuck aus Edelmetallen. Zu der Ausstellung ist eine Publikation erschienen, die aus Fachstudien und einem Katalog besteht. Sie wird in der Zukunft zu einem würdigen Zeugnis von diesem sehr qualitätsvoll und professionell realisierten Projekt werden.