Petra Pospechová
Mariä-Himmelfahrtskirche in
Pezinok
Die komplexe Rekonstruktion
des Interieurs der Pfarrkirche in Pezinok (18 km nordöstlich von der Hauptstadt
Bratislava) in den Jahren 2004 bis 2006 machte eine umfangreiche archäologische
Forschung erforderlich. Diese
richtete sich vor allem auf das südliche Seitenschiff, die Überprüfung der
Existenz eines möglichen älteren Sakralbaues und die Besiedlung des Gebiets vor
der Entstehung des Gotteshauses. Untersucht wurden auch die Gräber bzw. die
Grabstätten der Grafen, deren Epitaphplatten sich in der Kirche befinden.
Die erste
schriftliche Erwähnung der Kirche in Pezinok stammt aus den Jahren 1317 – 1320.
Donator der Pfarre und Kirche war die Adelsfamilie der Grafen von Pezinok und
Jur, und es ist unumstritten, dass sie schon in der ersten Hälfte des 14.
Jahrhunderts das Patrozinium der Jungfrau Maria trug. Im Jahr 1501 wurde der
Umbau der Kirche in ihre heutige Gestalt beendet. Von der ursprünglichen
gotischen Einrichtungsind nur noch die polygonale Cuppa des Taufsteins aus rotem
Marmor und das Epitaph des Grafen Georg aus dem Jahr 1426 erhalten. 1523 kam die
oktogonale frührenaissancezeitliche Kanzel mit vier Granitsäulen hinzu. An der
Ostseite der Kirche ließ Palatin (Reichsverweser) Stephan Illésházy in den
Jahren 1608 –1609 eine Grabkapelle (Kapelle der hl. Anna) für sich errichten. In
den Jahren 1674 – 1726 gehörte die Kirche dem Kapuzinerorden. Dieser begann mit
der Rebarockisierung des Innenraumes, wahrscheinlich mit Unterstützung der
Familie Pálffy, aus der Thomas Pálffy 1680 in der Kirche beigesetzt wurde. Im
18. Jahrhundert entstand im Sanktuarium eine gewaltige Ziegelkrypta, an der
Westfassade wurde ein Turm angebaut, neue Altäre und eine Sakristei kamen hinzu.
Aus dieser Zeit stammt auch der Rokokobaldachin über der Kanzel. Im 19.
Jahrhundert wurden in den Seitenschiffen neogotische Fenster eingebaut, die
Seitenaltäre umgebaut, und an der Stelle des ursprünglichen Nordeingangs der
Kirche entstand eine ovale Kapelle. Die archäologische Untersuchung des
Innenraumes wies ein Objekt von rechteckigem Grundriss nach, das vor dem
umfangreichen Umbau in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in das
Seitenschiff der Kirche eingebaut worden war. In der Mitte befand sich eine
Krypta mit Maßen von 2,7 x 1,9 x 1m, die seine Funktion als Grabkapelle
bestimmte. Im Raum des heutigen Sanktuariums befand sich ein älterer Sakralbau
des frühgotischen Typs frühestens aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
und dem 14. Jahrhundert, der bei dem Aufbau der heutigen Kirche abgerissen
wurde. Die wichtigste Entdeckung aber war der Fund eines Skelettgrabs (1/06),
der auch vier Dukaten von Sigismund von Luxemburg (1387 – 1437) aufwies. In dem
Grab aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts befanden sich die sterblichen
Überreste wahrscheinlich von Klára von Hédervár, der Ehefrau von Nikolaus II.
aus Pezinok.
Ivan Gojdič
Bekannte und unbekannte Werte von Liptovský
Hrádok
Die Geschichte der Stadt Liptovský Hrádok, im Norden der
Slowakei in der Region Liptau gelegen, ist außerordentlich jung. Das älteste
Bauwerk, mit Ausnahme der nahen Burg, ist die Kirche vom Ende des 18.
Jahrhunderts. Dennoch stellt Liptovský Hrádok ein anschauliches „Lehrbuch“ der
Entwicklung von Städtebau und Architektur seit dem Klassizismus, über die
Neostile des 19. Jahrhunderts, bis hin zu den typischen Beispielen der
Architektur der ersten und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar.
Die Stadt entwickelte sich um zwei wichtige Punkte – die
Burg am linken Ufer des Flusses Belá, dicht vor seinem Zusammenfluss mit der
Waag und die Floßanlegestelle sowie das Kupfer- und Salzlager am rechten
Waagufer. Östlich von diesen städtebaulichen Einheiten entstand schrittweise
eine gewerbliche Bebauung – Werkstätten, Wassersägen und ein Hochofen, der das
Eisenerz aus den umliegenden Bergwerken und aus der Region Zips verarbeitete.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde hier eine Gewehrfabrik gebaut, die Einzige
ihrer Art in Ungarn. Dank diesen Produktionsstätten reihte sich dieses
klimatisch raue Gebiet ein in die Gebiete Ungarns mit der dynamischsten
Entwicklung, was sich auch in dem planmäßigen Aufbau der Stadt spiegelte. Außer
der Industrie wurde sie zu einem Zentrum der Forst- und
Vorgebirgslandwirtschaft.
Der älteste bis heute stehende Bau ist die 1790
errichtete klassizistische katholische Kirche Mariä Himmelfahrt. Zum
prachtvollsten Profanbau von Liptovský Hrádok wurde das zweigeschossige
klassizistische Gebäude der Kammerforstschule, der ersten in Ungarn. Sie wurde
1800 fertiggestellt und fungierte bis 1815, als die Schule nach Banská Štiavnica
verlegt wurde. Imselben Zeitraumwurde neben der Floßanlegestelle das sog. Casino
errichtet, wo die Bürger, aber auch die Flößer von Hrádok speisten und sich
vergnügten. Im Jahr 1805 erlangte Hrádok Stadtprivilegien und das Marktrecht.
Südlich der Kirche und nördlich des Casinos wurden schrittweise Wohn- und
Bürogebäude für die Forstverwaltung und ihre Angestellten errichtet. Bis heute
wirkt diese klassizistische Bebauung, trotz späterer, häufig unpassender
Eingriffe urbanistisch ausgeglichen, harmonisch eingetaucht in das Grün der
alten Lindenallee. Auf halbem Wege zwischen der Floßanlegestelle und der Burg
wurde an der Wende zum 19. Jahrhundert eine Kurie gebaut, in der man 1871 eine
Wirtschaftsschule einrichtete. 1886 wurde die Schule in eine Forstschule
umgewandelt und wurde die indirekte Fortsetzerin der ersten Forstschule. Am
rechten Ufer der Waag zwischen dem klassizistischen Platz und der Ortschaft
Prekážka entstand ein Gebäude mit einer ähnlichen architektonischen Lösung – der
Sitz des Salzamtes. Heute beherbergt es in den adaptierten weitläufigen
Dachräumen die Ausstellung des Ethnographischen Museums.
Katarína Chmelinová
Jozef Szirinek – ein vergessener franziskanischer
Bildhauer
Die ehemalige Franziskanerkirche des Allerheiligsten
Namens Jesus und Maria in Nižná Šebastová wurde in den Jahren 1634 – 1636 im
Auftrag von Katharina Pálffy, der Witwe des königlichen Palatins
(Reichsverwesers) Sigismund Forgách erbaut. Die heutige Form des Innenraums der
Kirche, die nach dem Erdbeben von 1750 Pfarrkirche des Dorfes wurde, entspricht
in den Grundmerkmalen ihrer Beschreibung aus der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts. Trotz der reichen Inneneinrichtung richtete sich das
kunstwissenschaftliche Interesse für das Interieur nur auf die Malerwerke (z. B.
die Bestätigung der Arbeiten von Johann L. Kracker), die Bearbeitung der
Architektur und Ausstattung der Kirche ging nicht über das Maß einer
herkömmlichen Aufnahme mit Zuordnung zu einem unbekannten Autor und der
Datierung vom 17. bis 19. Jahrhundert hinaus. Antwort auf die vielen damit
verbundenen Fragen bietet uns das bislang nicht erschlossene Quellenmaterial.
Sein Studium wird uns zum Beispiel auch das Bild der Entstehung der bis heute
erhaltenen Kanzel und ihres Schöpfers näher bringen.
Die Kanzel schmiegt sich an die Nordseite des
Triumphbogens der Kirche und ist von der Sakristei aus über eine gemauerte
Treppe zugänglich. Sie stellt einen im 18. Jahrhundert erweiterten Typus einer
Hängekanzel mit einem Voluten-Schalldeckel dar. Die Grundlage der Ikonographie
bilden die vier Evangelisten mit den üblichen Symbolen zu ihren Füßen, das
fünfte Feld in der Mitte zeigt die Szene Christi mit drei Jüngern zu seinen
Füßen und rechts über ihm tritt von der Brüstung die plastische Hand des hl.
Franziskus in den Raum, ein Kruzifix haltend – das traditionelle Zeichen der
Franziskanerkanzeln. Mit ihren Maßen, ihrem Aufbau und ihrer Ausschmückung ist
die Kanzel eine der Dominanten der Kirche. Ihr Autor, der Bruder des Dritten
Ordens des hl. Franziskus und Bildhauer Jozef Szirinek, wirkte in Nižná
Šebastová schon vor dem Jahr 1755, aus dem es eine Aufzeichnung des Konvents
gibt, die die Renovierung der Kirche erwähnt. Die Kanzel mit etwas unförmigen
Figuren in reich drapierten Gewändern war nicht seine erste Realisation für die
Klosterkirche. Außer kleineren bildhauerischen Arbeiten, die im Kircheninneren
untergebracht sind, war er auch der Autor des mit einem Engelschor verzierten
Holztaufbeckens, das beim Bogen des Sanktuariums gegenüber dem alten Taufbecken
stand. Zudem ist anzunehmen, dass das Kloster die professionellen Fähigkeiten
von Jozef Szirinek auch bei anderen kleineren kunsthandwerklichen Aufgaben
nutzte. Im Zusammenhang mit der Suche nach dem Wirken und Schaffen dieses
Bildhauers ist auch erwähnenswert, dass in der Liste der Laienbrüder des
Franziskanerklosters aus dem Jahr 1760 auch der Name Petrus Szirinek, von Beruf
Bildhauer, erscheint. Bislang konnte jedoch nicht sicher bestätigt werden, ob es
sich um ein- und dieselbe Person oder einen nicht näher bekannten
Familienangehörigen handelt.
Eva Križanová
Renaissanceportale in der Slowakei
Die Periode des Spätmittelalters und der aufkommenden
Renaissance in der Slowakei brachte zusammen mit der regen Migrationsbewegung im
europäischen Raum Veränderungen in der wirtschaftlichen, technischen und
kulturellen Entwicklung mit sich. Das 16. Jahrhundert und die erste Hälfte des
17. Jahrhunderts war auch eine Zeit des Eindringens neuer Gedankenströmungen und
philosophischer Postulate, von denen auch das zeitgenössische architektonische
Schaffen zeugt.
Renaissanceportale
auf unserem Gebiet knüpfen vor allem an italienische Vorbilder an, die geschickt
vor allem mit antikisierenden Bauelementen, bearbeitet zu Musterbüchern,
arbeiteten. Sie wurden nach den Wünschen des Auftraggebers und den örtlichen
Bedingungen angewandt und geändert.
Als der älteste Bau, an dem deutlich Renaissancemotive
verwendet wurden, gilt das Rathaus in Bardejov aus dem Jahr 1505. Aus derselben
Periode stammen die Renaissanceportale des südlichen Vorraums des
St.-Martins-Doms aus dem ersten Dezennium des 16. Jahrhunderts. Ein Beispiel für
die ostslowakische Renaissance ist auch das Eingangsportal der Kirche in Sabinov
aus dem Jahr 1523, das Kirchenportal in Lipany aus der Zeit vor 1520 und das
ursprünglich polychromierte Steinportal in Levoča aus dem Jahr 1530 im Interieur
des Patrizierhauses Nr. 40. Die Grundkomposition wiederholt das Portal in der
Kirche in Ňaršany aus dem Jahr 1540. Das Motiv des Portals mit halbrunder
Archivolte wurde auch am Rathaus von Kežmarok aus der Zeit um das Jahr 1541
verwendet. Sehr zivil wirkt das Renaissanceportal in Prešov in der Durchfahrt
des Bürgerhauses Nr. 106 – 108 am Hauptplatz von 1508.
Die gestalterische Lösung der Portale wird in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts rationeller. Zu den Beispielen der tektonisch
gestalteten Portale gehört der Eingang zum Kammerhof in Banská Štiavnica aus dem
Jahr 1550, der ein Muster für die Architektur einer staatlichen Institution
wurde. Das dritte Viertel des 16. Jahrhunderts bereicherte Banská Štiavnica um
mehrere Portale, deren dekorative Elemente Ausdruck der Bürgerarchitektur sind.
Ähnliche Typen finden wir auch in anderen slowakischen Städten, sei es in
Bratislava, Bardejov, Kežmarok, Spišská Sobota und einer ganzen Reihe
mittelalterlicher Städte und Städtchen. Aufmerksamkeit verdient auch die
Adelsarchitektur, zum Beispiel das dekorative Steinportal in Betlanovce aus dem
Jahr 1564, ursprünglich ein polychromiertes Portal aus der Periode um 1560 auf
der Burg Orava, das Portal des Schlosses in Hronsek aus dem Jahr 1576 und auch
das Eingangsportal für Wagen und Fußgänger des Unteren Tors in Kremnica aus dem
Jahr 1539, hervorgehoben durch Reliefs mit den Stadtinsignien und den Symbolen
des Bergbaues.
Elena Kurincová
Bilder aus dem Leben des Fräuleins
Mimi
Auf der Ausstellung „Die Zeit der Noblesse: Die 1920er –
1930er Jahre in Bratislava“ über die Wohnkultur der höheren
Gesellschaftsschichten Bratislavas in der Zwischenkriegszeit im Museum der Stadt
Bratislava (April – Dezember 2007) werden auch kleine Dinge aus dem Alltagsleben
des heranwachsenden Fräulein Mimi Redlich präsentiert. Fotografien aus zwei
Familienalben und faktographische Infomationen aus den Angaben auf ihrer
Rückseite lieferten viele Anregungen für eine Verallgemeinerung. Sie erfassen
die Zeit von Mimis Geburt bis zur Matura (1914 – 1932) und zeugen von der
Lebensart, der Ausbildung, der Kleidung und der Freizeitnutzung des Backfischs
in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen. Neben der ethnischen (deutschen) und
der konfessionellen (jüdischen) Zugehörigkeit hatte vor allem der Status der
Familie, in die sie hineingeboren wurde, einen Einfluss. Der Vater Samuel
Redlich war zunächst Offizier, später Beamter und Unternehmer im Baustoffhandel.
Mimi studierte im Deutschen Staatlichen Lenart-Gymnasium in Bratislava. Auf
Fotografien mit Mitschülern (1928 – 1932), auf Aufnahmen von den
Lieblingssportarten, zu denen Skilaufen, Schlittschuhlaufen, Schwimmen, Tennis,
Rudern und Touristik gehörten, aber auch auf Aufnahmen von Reisen durch Europa
(Riccione, 1932) ist eine Mischung aus konservativem Lebensstil,
Verhaltensmustern, aber auch gesellschaftlicher Konventionen noch aus der Zeit
vor dem Ersten Weltkrieg und des modernen Stadtmilieus der 20er und 30er Jahre
des 20. Jahrhunderts zu sehen.
Ján Aláč
Das Volksornament suf
Grabsteinen aus Novohrad
Ende des 19. Jahrhunderts
kommt es in der Slowakei auch in der Volkskunst zu einem Aufschwung in der
Verwendung von graphischen Zeichen und Symbolen. Im Nordwestteil der
mittelslowakischen Region Novohrad kulminierte der ornamentale Schmuck am
deutlichsten auf steinernen und Holzgrabtafeln evangelischer Gläubiger des
Augsburger Bekenntnisses. Es charakterisiert sie das Bemühen um eine maximale
Ausnutzung der Steinmasse, also auch der Seitenflächen und der Rückseite des
Grabsteins. Paradox ist, dass die reiche ornamentale Ausschmückung auf Grabmalen
in der regionalen Volksarchitektur von der Wende zum 20. Jahrhundert fehlt. Zu
ihrer vermehrten Verwendung in der Volksbaukunst von Novograd kommt es erst nach
dem Ersten Weltkrieg, als im Gegenteil der Umfang der Motive an Grabsteinen
deutlich zurückging. In beiden Fällen geht es um einen identischen Raum,
gebildet von den Dörfern Veľký Lom, Madačka, Nedelište, Ábelová, Lešť, Turie
Pole, Horný und Dolný Tisovník, mit seiner charakteristischen durch Hirten und
Bauern geprägten Lebensweise mit Fortbestand vieler archaischer Elemente, wozu
auch die spezifische Kompaktheit bis Isoliertheit dieses Gebietes beigetragen
hat.
Die volkstümlichen
Grabsteine der evangelischen Gläubigen von Novohrad weisen mehrere Stilepochen
und Stilen auf, am deutlichsten ist jedoch der Einfluss der
Renaissanceornamentik. Ein häufig auftretendes zentrales Motiv ist der Käfer,
den einige Autoren als Spinne ansehen, appliziert zusammen mit seitlichen
pflanzlichen Ornamenten. Später wird er abgelöst durch Rosetten bzw. Herzen, den
typischen Motiven der Volkskunstäußerung überhaupt. Weitere zoomorphe Motive auf
Grabsteinen sind Vögel. Der Steinmetz konnte durch jüdische Grabsteine
inspiriert worden sein, aber auch durch die allgemein verbreitete Vorstellung,
dass die Seele die Gestalt eines Tieres annehmen kann. Am zahlreichsten in
Formen und Menge ist die Symbolik des Kreises und des Kreuzes. Häufig sind
Motive der sechsstrahligen Rosette, Stern- und Wirbelmotive,
Swastika,Flechtbänder und kreisrunde plastisch ausgearbeitete Pflanzenmotive.
Grundmotive, bereichert um weitere geometrische und dekorative Elemente, aber
auch Verfahren der handwerklichen Gestaltung gibt es mehr als 140. Häufig
verwendete Elemente sind vier- bis zwölfstrahlige Sterne, solare und lunare
Motive. Zahlreich war das Motiv der Rose, gestaltet als eine in einen Kreis
eingesetzte sechs- bis achtstrahlige Rosette. Typisch
für den Nordwesten von Novohrad ist das Motiv des Uhrenzifferblatts, das von der
genauen Todeszeit spricht. Es ist die Vergegenständlichung des traditionellen
Brauchs, bei dem die Hinterbliebenen zum Zeitpunkt des Todes die Uhren
anhielten. Eine umfangreiche Motivgruppe bilden pflanzliche Ornamente, von
stilisierten bis zu realistischeren, in Form eines Strauchs, mit Blumen,
Früchten, Zweigen und Blättern. Ein Spezifikum der Novohrader
Steingrabmale dieser Periode sind anthropomorphe Motive nichtsakralen Charakters
und Farbigkeit. Durch die Polychromie wurden Ornament
und Text hervorgehoben, außerdem wurde der Stein vor ungünstiger Witterung
geschützt.
Miroslav Čovan
Schloss Humenné
Die mittelalterliche Geschichte der Stadt Humenné
(Ostslowakei) ist dreieinhalb Jahrhunderte mit der aus Italien stammenden
Adelsfamilie Drugeth verbunden. Im Jahr 1317 machte König Karl Humenné als Teil
des Burgdominiums Brekov Robert Philipp Drugeth zum Geschenk. Mitte des 14.
Jahrhunderts ließen die Drugeths sich mitten in der Stadt einen befestigten Sitz
errichten. An der Stelle des heutigen Schlosses stand ein von einem Wassergraben
umgebener Fortifikationsbau. Mitte des 15. Jahrhunderts hatten ehemalige
Hussitenkrieger hier vorübergehend ihren Sitz. Nachdem Matthias Corvinus sie
besiegt hatte, gab er die Burg mit dem Vermögen den Drugeths zurück. Im Jahr
1619 eroberte Gabriel Bethlen die Stadt, die Stadtburg brannte bis auf die
Grundmauern ab. An ihrer Stelle wurde ein vierflügeliges Prachtschloss mit einem
zentralen Schlosshof und mächtigen viereckigen Ecktürmen errichtet, die eine
Schutzfunktion hatten. In der Mitte der Vorderfront ist eine Fallbrücke
erhalten, das einzige Denkmal an die mittelalterliche Burg. Nach dem Tode von
Sigismund Drugeth im Jahr 1684, der keinen männlichen Nachkommen hinterließ,
ging das Vermögen in die Hände der Adelsgeschlechter Csaky und Vandernáth über.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Schloss barock umgebaut,
wobei die größten Veränderungen in der reichen Inneneinrichtung eintraten. Im
Schlossareal befanden sich außer weitläufigen Gärten mit Lustschlösschen und
verschiedenen Wirtschaftsbauten auch Gewächshäuser, in denen exotische Pflanzen
gezüchtet wurden.
Der letzte, große Umbau erfolgte im 19. Jahrhundert, als
Alexander Andrassy der neue Besitzer des Schlosses wurde. Das Schloss wurde
vollständig umgebaut nach den damaligen Pseudoformen der französischen
Barockschlösser. Im pseudogotischen Interieur entstand eine große Bibliothek mit
Holzverkleidung und Kassettendecke, in die Prachträume des Südflügels wurden
mächtige Kamine eingebaut und das Treppenhaus erhielt einen üppigen
Stukkaturschmuck.
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und die mit ihr
verbundenen zwei verheerenden Weltkriege hatten eine sehr negative Auswirkung
auf die kunsthistorischen Denkmäler in unserem Gebiet, das Schloss Humenné
inbegriffen. Im Jahr 1914 wurde darin ein Militärkrankenhaus eingerichtet, 1919
wurde das Schloss von magyarischen Bolschewiken ausgeplündert. Noch schlimmer
beeinträchtigten seinen Zustand die Kriegs- und Nachkriegsereignisse in den
1940er Jahren. Angehörige der Roten Armee zusammen mit der hiesigen Bevölkerung
beteiligten sich an der Verwüstung der Dominante der Stadt. Das Verderben des
Baues vollendet schließlich ein Feuer am 28. Juni 1947. Das Schloss blieb in
diesem desolaten Zustand bis 1963, als es zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt
und die Rekonstruktion des Gebäudes für Zwecke des regionalen Museums in Angriff
genommen wurde.
Viera Obuchová – Vladimír Dian
Stirling – eine Burg in Schottland und eine
Familie in Bratislava
Die Burg Stirling in Schottland, die hoch auf dem Felsen
über dem Fluss Forth thront und den Gebirgspass in die Highlands bewacht,
spielte eine Schlüsselrolle im Kampf für die schottische Unabhängigkeit. Sie
zählt zu den prächtigen Beispielen der Renaissancearchitektur und ihre heutige
Gestalt stammt aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Zufällig befindet sich auf dem
Andreas-Friedhof (Ondrejský cintorín) in Bratislava auf dem Grabmal des
bedeutenden Bratislavaer Fotografen František Jánoška (siehe Pamiatky a múzeá
Nr. 4/2006, S. 28 – 30) auch der Name Prof. Dr. Alexander Stirling. Besteht ein
Zusammenhang zwischen dem hier beerdigten Bürger Bratislavas und der Burg
Stirling? Den Angaben der Familienangehörigen zufolge, die heute in Ungarn und
den USA leben, leiten die Stirlings ihren Namen tatsächlich von der erwähnten
schottischen Burg ab. Zur Zeit der Religionskriege im 16. Jahrhundert flohen sie
aus der Burg, die auch Maria Stuart (1542 – 1567) mit ihrem Gemahl Henrik
Darnley und ihrer Tochter, die den Grafen George Stirling heiratete, bewohnte.
Die Familiengeschichte war in dem Werk Album Stirling festgehalten, die
ein gewisser Student des Professors direkt aus Stirling mitbrachte. Leider
verbrannte das Album 1945 bei der Bombardierung Bratislavas. Im Familienbesitz
ist aber zum Beispiel das stilisierte Wappen der Familie Stirling mit Datum 1666
und der Maquette der Burg Stirling erhalten.
Die Stirlings waren Katholiken, nach der Flucht lebten
sie in Frankreich, in der Schweiz und ließen sich schließlich in Transsilvanien
und Ungarn nieder. Einige gründeten eine Familie in Australien und in der
Familie wird sogar überliefert, dass General Stirling während des
Unabhängigkeitskriegs George Washington geholfen haben soll.
Die neuzeitliche Genealogie der Stirlings wickelt sich
von Mihály Stirling ab, der mit seiner Ehefrau Anna, geborene Edelhofer, drei
Kinder hatte, von denen Josef der Vater von Alexander Stirling (geb. 1853
in Szombathely) war. Er studierte Philosophie in Heidelberg, wirkte in Braşov
und seit 1885 lehrte er am Gymnasium in Svätý Jur bei Bratislava. Im Jahr 1888
heiratet er in Bratislava Berta, geb. Hornyansky. Ihre Tochter Margita (1891 –
1981) heiratete den bekannten Bratislavaer Fotografen František Jánoška.
Professor Alexander Stirling lehrte Ökonomie, Geschichte, ungarische Sprache und
Literatur an der Handelsakademie in Bratislava, wo er am 9. Juli 1907
starb.
Barbora Matáková
Die Beweinung Christi aus Bánovce nad
Bebravou
Das Thema der Beweinung Christi ist in der
christologischen Ikonographie nicht außergewöhnlich und seit dem 12. Jahrhundert
bis zum Konzil von Trient Mitte des 16. Jahrhunderts inspirierte es viele
bedeutende Maler- und Bildhauerwerke. Die Szene ist eine Synthese der Themen der
Kreuzabnahme und Grablegung, die die narrative formale Seite vorherbestimmten
und die Gefühlsattributionen der Pietà hinzufügten. Die Zahl der an der Handlung
beteiligten Personen ist in der Beweinung durch die zeitgenössische Wahrnehmung
kanonischer und apokrypher Quellen gegeben.
Die Beweinung
stellt die trauernde Gruppe mit der Jungfrau Maria, dem hl. Evangelisten
Johannes und der hl. Maria Magdalena dar. Die Frauen im Hintergrund gehören zur
Verwandtschaft Jesu und stellen die Stiefschwestern der Jungfrau Maria dar. Im
Relief aus Bánovce sind auch die Pharisäer Josef von Arimatienund Nicodemus
beteiligt.
Das Relief Beweinung Christi von Bánovce, ein Werk aus
der Schnitzerwerkstatt in Banská Bystrica, datieren wir in die 1480er Jahre. Wir
nehmen an, dass das Relief Teil des Altarschreins in der dortigen Kirche des hl.
Nikolaus war. Wir wissen nicht, wer der Donator war, aber im Hinblick auf ihre
stilistische und geographische Verwandtschaft mit dem Relief Beweinung aus der
Gemeinde Podlužany ( 7 Kilometer nördlich von Bánovce), das Matthias Corvinus
für die romanische Burgkapelle im nahegelegenen Uhrovec in Auftrag gab, ist es
möglich, dass dieser Kunstmäzen in den 1480er Jahren ebenso das Relief von
Bánovce bestellt hatte. Die Beweinung ist die Arbeit eines Meisters, der die
niederländische Malerei, das österreichische und deutsche bildhauerische
Schaffen gut kannte, worauf die losen Zusammenhänge mit dem Schaffen von Michael
Wohlgemuth und dessen Altar in Zwickau von 1479 hinweisen.
Die Restauratorin Eva Michalčíková-Bezúchová „befreite“
das Relief nach einer komplexen Untersuchung einschließlich einer
dendrologischen, stratigrafischen und Pigmentanalyse buchstäblich von dem Panzer
mehrerer Schichten einer weißen Monochromie und fügte es mit einer verhaltenen
Farbretouche und der Eliminierung störender plastischer Partien zu einem
harmonischen Ganzen zusammen entsprechend dem historischen und künstlerischen
Wert des Originals.
Gabriela Kvetanová
Renovierte Kurobjekte in
Piešťany
Die Kurgebäude aus Mauermaterial wurden auf der
Bäderinsel in Piešťany Ende des 18. Jahrhunderts von seinen Besitzern, der
Adelsfamilie Erdődy gebaut. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden drei
Kurgebäude, das Napoleon-Bad genannt, errichtet.Der Plan, neben dem Bad ein
Hotel mit Balneotherapie zu errichten, wurde nach dem 1. Januar 1889, nach der
Übernahme des Kurbades Piešťany durch die Unternehmerfirma Alexander Winter und
Söhne von Graf Ferenc Erdödy in langfristige Pacht, umzusetzen begonnen.
Zwei Objekte mit unterschiedlicher Funktion, das Hotel
Thermia Palace und die Balneotherapie Irma, wurden als ein Werk zur Zeit des
Jugendstils nach einem Projekt der Budapester Architekten Ármin Hegedüs
und Henrik Böhm gebaut. In dem zweiflügeligen vier- und fünfgeschossigen Hotel
hat die zentrale Kommunikationsfunktion die Eingangshalle von kreisrundem
Grundriss, an die alle gesellschaftliche und gastronomischen Räume des Hotels
(Café, zwei kleine Salons, ein großer und ein kleiner Speisesaal), der Durchgang
zum Badeobjekt durch das ursprüngliche Portal und das Haupttreppenhaus mit
Fahrstuhl, der in den Hotelteil in den oberen Etagen führt, anschließen. Der
dominante Raum der Balneotherapie ist ein kreisrundes Moorbad, umgeben von vier
Flügeln unterschiedlicher Verwendung. Die Eingangshalle, die sich entlang des
ganzen Hauptflügels erstreckt, erschließt außer allen Badebetrieben, auch den
Hotelteil des Komplexes.
Die Objekte durchliefen in der Vergangenheit mehrere
Renovierungen, von denen vor allem die sozialistische Renovierung in den 1970er
Jahren in das ursprüngliche Interieur des Hotels eingriff. Außer dem radikalen
Umbau des hinteren Flügels, des Anbaus zwischen dem Moorbad und dem Hotel und
dem Aufbau an der Stelle der ursprünglichen Terrassen über dem Erdgeschoss des
Hauptflügels wurden im Hotelteil fast alle historischen Möbel entfernt.
In den Jahren 2004 – 2007 fand in beiden Objekten eine
Generalrenovierung statt. Bei der Renovierung der Haupträume der Balneotherapie
(Moorbad, Schwimmbecken, Eingangshalle) und der gesellschaftlichen Räume des
Hotels wurde die Methode der Beseitigung von unpassenden Eingriffe in das
Interieur im Bemühen um die Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens
angewandt. Außer der bauhistorischen und restauratorischen Untersuchung war
dabei das Archivmaterial eine große Hilfe – die zwar unvollständige, aber
umfangreiche Projektdokumentation einschließlich Interieurgestaltungen einiger
Gesellschaftsräume und Zimmer. Diese, zusammen mit den Zeitfotos, gewährten
Informationen über das ursprüngliche Aussehen fast aller
Räume.
Andrej Botek
Kirche der hl. Margareta von Antiochia in Kopčany
In der letzten Zeit fand die Kirche der hl. Margareta von
Antiochia (9. Jh. u. Zt.), die lange vergessen inmitten der Felder hinter der
Gemeinde Kopčany (Region Záhorie) unweit der Grenze zur Tschechischen Republik,
in der Nähe der großmährischen Agglomeration Mikulčice stand, große mediale
Aufmerksamkeit. Die Kirche steht auf einer mäßigen Geländeerhöhung und besteht
heute aus einem kleineren Schiff und einem geraden Abschluss, leicht
trapezförmig. Die innere Breite des Schiffes ist 3,8 m, die Länge bewegt sich
von 4,7 bis 4,9 m, die Rückwand des Presbyteriums hat 1,85 m, die Seitenwände
2,3 m. Das Schiff hatte bis kurzem eine flache Decke, heute hat es einen
direkten Durchblick in den Dachstuhl. Vor dem Beginn der Forschung war an der
Vorderseite ein großes Bogenportal, über dem sich ein kleines Fenster befand. An
der Südwand des Schiffes gab es ein Bogenfenster und der raue Außenputz trug die
plastische Jahreszahl 1926.
Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in der
genannten Lokalität von den 1960er Jahren bis heute sind bekannt. Weniger
Aufmerksamkeit wird der bauhistorischen und insbesondere der auf das Interieur
gerichteten restauratorischen Untersuchung gewidmet, die vom Lehrstuhl für
Restaurierung der Hochschule für Bildende Künste durchgeführt wurde. Die
restauratorische Forschung stellte insgesamt 12 Etappen von Eingriffen, 8
Ausschmückungsschichten (und weitere hypothetische) und über 20 Mörtel- und
Putzarten fest.
Zu den bedeutendsten Funden der Forschung gehören
Fragmente zweier Fresken an der Ostwand der Kirche. Die mikroskopische Analyse
der Proben ermittelte vier Farbschichten auf bordeauxroter Grundlage, was auf
relativ häufige Eingriffe verweist. Die Oberschicht enthüllte auf blauem
Untergrund das Fragment eines Dreiviertelprofils eines Frauenantlitzes mit
Heiligenschein. Anhand der erhaltenen Reste des Frauenantlitzes in der jüngeren
der Schichten können wir mit Sicherheit behaupten, dass es sich um die hl.
Margareta von Antiochia handelt, da die Szenen die Funktion des Altarbildes mit
dem Motiv des Patroziniums erfüllten. Die Pigmentanalyse bestimmt die Entstehung
der Gemälde ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
František Bizub
Industrieobjekte in Kráľová Lehota und Umgebung
im 18. – 19. Jahrhundert
Die ersten Maschinen wurden, außer durch menschliche
Kraft und Haustiere, vor allem vom Wasser angetrieben. Es war Jahrhunderte lang
die Hauptantriebskraft, die ersten Dampfmaschinen wurden in der Slowakei erst
nach 1856 eingeführt. In Kráľová Lehota (Region Liptov, Mittelslowakei) und
seiner näheren Umgebung gibt es an den Wasserläufen sehr gute
Gefälleverhältnisse. Außerdem münden die Hauptstraßen vom Osten, Süden und
Westen der Slowakei in das Tal. Deshalb gab es hier in der Vergangenheit viele
Industrieobjekte. Es handelte sich vor allem um Holzsägen, von denen einige
später für Dampf- bzw. Elektroantrieb umgerüstet wurden. Früher bildeten Flüsse
und größere Bäche den einzigen Transportweg für Holz, aber auch andere Waren.
Die Flößerei wurde eine der wichtigsten Beschäftigungen der Einwohner aus den
umliegenden Ortschaften. An den Ufern der Waag gab es einen großen Floßplatz, wo
große Flöße abgefertigt wurden, die bis nach Belgrad getrieben wurden.
Der Stein für die Bauten wurde im Steinbruch neben der
Straße abgebaut und gebrochen. Aus ihm wurde noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts
Stein gebrochen für die Strecke der Schmalspurbahn, die dicht an ihm vorbei
führte. Weitere Betriebe waren Wassermühlen, Mühlen, eine Spiritusbrennerei,
eine Schlosserei, eine Tischler- und Zimmererwerkstatt, die fast hundert Jahre
in Betrieb war und wo später Möbel hergestellt wurden. Im Jahr 1941 errichtete
man an ihrer Stelle neuegemauerte Gebäudeder Holzfabrik FIPA. Ende des 19.
Jahrhunderts wurde in der Umgebung der Gemeinde Hybe eine Kalkhütte errichtet,
die nach 1930 geschlossen wurde.
Die bedeutendste Produktionsstätte dieser Lokalität war
die Eisenhütte mit Hochofen (6,5 m) gegründet 1771 in Maša. In ihr wurde das
Eisenerz geschmolzen, das in der Umgebung der Gemeinde Važec, Hybe, Nižná Boca,
Liptovský Ján, Svarín und Hrádok gefördert wurde. Im Jahr 1873 wurde die
Eisenhütte wegen Unrentabilität geschlossen. Gleichzeitig gingen auch die
umliegenden Hammerwerke und Eisenwerkstätten ein. Die umliegenden Wälder
lieferten ausreichend Holz, aus dem man Holzkohle brannte.
In den Jahren 1804 – 1805 wurde in der Lokalität, die bis
heute Fabriky heißt, eine Fabrik für Gewehre und Pistolen errichtet. Es
war die einzige Fabrik dieser Art im damaligen Ungarn, sie ging 1813
ein.
Zuzana Francová
Pokal der Maurer und Steinmetzezunft von
Bratislava
Eine bedeutsame Gruppe von Zunftdenkmälern in den
slowakischen Museen bilden die typologisch vielfältigen Arten der Zunftgefäße.
Sie wurden meistens zum Bier oder Wein trinken bei gemeinsamen Gelagen der
Zunftmitglieder benutzt. Außer den großen Kannen sind seltener auch verschiedene
Pokaltypen erhalten, die besonders für festliche Anlässe bestimmt waren. Neben
einheimischen Zinnmeistern oder Goldschmieden bzw. Silberschmieden wurden sie
auch von Meistern aus anderen, mitunter auch weiter entfernten Städten
gefertigt. Ein solcher ist auch der Pokal der Bratislavaer Maurer und
Steinmetze, heute in der Sammlung der Slowakischen Nationalgalerie in
Bratislava, gefertigt aus getriebenem und ziseliertem Silber und teilweise
vergoldet, hergestellt in Augsburg. Die Bratislavaer Maurer und Steinmetze
bestellten sich ihren Pokal im Jahr 1650. Er zählt zu der typologisch
reich differenzierten Gruppe der sog. Deckelpokale undweist
mehrere gemeinsame Merkmale mit den sog. Buckelpokalen auf. Auf dem
Gebiet der Slowakei sind aus dieser Zeit fast keine profanen Arbeiten
einheimischer Goldschmiede erhalten.Im Kontext der slowakischen Sammlungen ist
daher der Pokal der Bratislavaer Maurer und Steinmetze ein außergewöhnlicher
Gegenstand seiner Art und gehört so zu unseren wertvollen
Zunftdenkmälern.