Die Dominikanerkirche in
Košice
IVAN GOJDIČ – SILVIA PAULUSOVÁ – KRISTÍNA ZVEDELOVÁ
Im
Nordwestteil des historischen Stadtzentrums von Košice dominiert den Hauptplatz
die monumentale Dominikanerkirche Mariä Himmelfahrt, an die sich im Norden das
barock-klassizistische zweigeschossige Gebäude des Klosters anschließt. Die
Ergebnisse der Untersuchungen, die in der letzten Zeit im Klosterareal
stattfanden, bestätigen, dass diese Kirche von der Wende des 13. und 14.
Jahrhunderts ein bedeutender Beitrag zur Geschichte der Architekturentwicklung
in Mitteleuropa ist.
Die einschiffige Architektur mit dem polygonal
abgeschlossenen Presbyterium und mächtigen Stützpfeilern in den Ecken trägt ein
niedriges Satteldach. Sehr markant wirkt die hohe Pyramide des Turmdaches. Im
Westen schließt an die Stirnseite des Schiffs die funktionalistische Architektur
des heutigen Klubs und Kinos an, die teils auch die Nordfassade der Kirche
verdeckt. Das Interieur dominiert der Hauptaltar im Neostil mit geschlossener
Chortrennwand, hinter der zur Zeit der Kirchenerneuerung im 18. Jahrhundert eine
neue Sakristei und über ihr eine an den Klostergang anschließende Kapelle
geschaffen wurde. Trotz der Verkürzung des Presbyteriums stellt das durch
Barockpfeiler im Schiff und gotische Rippen im Heiligtum gegliederte Interieur
den größten frühgotischen Sakralraum in der Slowakei dar.
Die handwerklich
hochwertige gotische steinbildhauerische Ausschmückung des Presbyteriums der
Kirche weckte das Interesse der Kunsthistoriker. Ihrer Meinung nach konnten die
Architektur der Dominikanerkirche Košice sächsisch-Meißener-schlesische
Einflüsse aus Krakau und Breslau mit Bindung an die Zips (V. Mencl) oder der
Donauzweig mit Bindung zum Beispiel an Wiener Neustadt (J. Bureš) beeinflusst
haben. Das unzweifelhafte Datum des Baubeginns der Kirche liegt im letzten
Drittel des 13.Jahrhunderts (Š. Oriško). Schon die ältesten Belege nennen die
Kirche Ecclesia beate Virginis. Das marianische Patrozinium der Kirche ist bis
in die Gegenwart erhalten. Im Jahr 1698 begann die Generalerneuerung des
Klosters und in den Jahren 1700 – 1741 der Umbau der Kirche, die eine barocke
Form erhielt. 100 Jahre später kam es zur letzten, größeren Instandsetzung des
Kircheninneren, wo neue Altäre errichtet wurden und Anfang des 20. Jahrhunderts
erhielt sie neue Glasfenster. In den 50er Jahren hörte sie auf, dem Orden zu
dienen und erst nach der zweiten Rückkehr der Mönche Ende des 20. Jahrhunderts
tat sich ein Weg für die Erneuerung des Dominikanerareals auf.
Der Eingangsturm der Burg von
Kežmarok
EVA KRIŽANOVÁ
Die Zipser Stadt Kežmarok (vorm. dt.
Käsmark) besitzt alle Attribute einer mittelalterlichen Stadt, insbesondere die
gotische Pfarrkirche mit Glockenturm, die mittelalterliche Schule, das Rathaus
auf dem Hauptplatz und das Straßennetz mit Bürgerhäusern in Reihenbebauung. Die
heutige Struktur des historischen Stadtkerns ist jedoch das Ergebnis der
Bautätigkeit aus der Zeit des Spätmittelalters und der Renaissance. Die
umfangreiche historisch-archäologische Forschung als Teil der Erneuerung der
Burg von Kežmarok, die Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts begonnen und
1985 abgeschlossen wurde, kehrte zum Thema der Lokalisierung der Stadt zurück.
Ihre Lage war vor allem durch die Kreuzung wichtiger Handelswege nach Polen und
in die Ostslowakei vorherbestimmt. Der älteste Stadtkern entstand auf einer
älteren slawischen Siedlung im Ortsteil St. Michael, deren Dominante die
Pfarrkirche St. Michael war, heute westlich der Stadt auf einer Anhöhe über dem
Bahnhof. Unter der Anhöhe, genannt Michalské návršie, am rechten Ufer des
Flusses Poprad (dt. Popper) liegt eine Siedlung, die unter dem Namen Starý trh
(Alter Markt) bekannt ist. Nordöstlich von Starý trh vergrößerte sich das
Territorium von Kežmarok um die sächsische Ansiedlung mit einer eigenen
Pfarrkirche St. Elisabeth aus. Im Raum der heutigen Heiligkreuz-Pfarrkirche
entstand eine Stadtfläche, die im Jahr 1269 Stadtrechte erwarb. Seit 1368 hatte
die Stadt eine zusammenhängende Befestigung, die Bestandteil der Burgbefestigung
wurde. Die erste schriftliche Erwähnung der Burg stammt von 1463, als mit dem
Bau des Fortifikationsobjekts mit einem unregelmäßigen ovalen Grundriss, einem
befestigten Hof und einem gotischen Palast begonnen wurde. Fertiggestellt wurde
es 1465. Damals wurde die Elisabethkirche mit Kloster bis auf die Grundmauern
abgerissen. Die Architektur des Burgpalastes gehört in die Epoche der Spätgotik
vom Beginn des 16. Jahrhunderts, einige Details des Eingangsturms weisen jedoch
Stilmerkmale des vorausgegangenen Jahrhunderts auf. Es ist anzunehmen, dass der
Turm im ersten Viertel, spätestens jedoch in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts
als Bürgerwohnhaus bzw. Stadthaus entstanden war. Die Forschungsergebnisse
bestätigen die Existenz von auf freien Parzellen stehenden Wohntürmen schon im
13., vor allem aber im 14. und 15. Jahrhundert, ähnlich wie auf Burgen,
Kastellen und der Bürgerarchitektur in der Slowakei allgemein. Nach und nach
erweiterte man sie durch den Anbau von Räumen mit Wirtschafts- und
Wohnfunktionen in Richtung zur öffentlichen Verkehrsstraße, so dass sie seit der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine feste Straßenfluchtlinie bildeten.
Die Völker der Welt durch die Optik des 16.
Jahrhunderts
IGOR ZMETÁK
Die Bibliothek des Slowakischen
Nationalmuseums in Bratislava hat in ihren Beständen ein außerordentlich
wertvolles historisches Buch Habitus praecipuorum populorum aus dem Jahr 1577,
das durch seinen Inhalt und die wundervollen, handkolorierten Stiche fasziniert.
Im Rahmen einer Forschung nach seiner Erklärung zum historischen Buchdokument
wurde außerdem festgestellt, dass es zu den 7 bekannten Exemplaren einer
Originalausgabe gehört, die in den Beständen der Weltbibliotheken oder Museen
erhalten sind. Als Eigentümer dieses Buches steht das Slowakische Nationalmuseum
in Bratislava nun in einer Reihe neben der British Library in London, der
Staatsbibliothek Berlin, der Universitätsbibliothek Heidelberg, der Bayerischen
Staatsbibliothek München, der Universitätsbibliothek Bayreuth und der
Bibliothek der Ludwig-Maximilian-Universität München.
Das obige Buch ist ein
Komplex von 219 ganzseitigen farbigen Holzschnitten auf Blättern von 29 x 19,5
cm Größe. Den Bildteil ergänzen kurze Beschreibungen und witzige Kommentare zu
den charakteristischen Zügen der betrachteten kulturellen und sozialen
Kategorien. Das Werk ist eine außerordentliche ethnographische Enzyklopädie des
16. Jahrhunderts mit klar definierter mitteleuropäischer Provenienz. Nach der
Zahl der Illustrationen kann man auch die Bedeutung der einzelnen Völker und
Ethnien bestimmen. Deutlich ist auch das Bemühen um die Erfassung von
gesellschaftlichen und sozialen Kategorien – Adelige, Bürger, Bauern, staatliche
und örtliche Würdenträger, ledige Mädchen, verheiratete Frauen, Witwen. Das Werk
kann man speziell auch aus der Sicht der Historie der mitteleuropäischen
Mentalitäten, der Geschichte der Kleidung, der Sozialpsychologie, der
Soziologie, der bildenden Kunst und der Buchillustration untersuchen. Außer
bekannten Exemplaren der 1. Ausgabe von 1577 ist nur noch eine spätere Ausgabe
aus dem 17. Jahrhundert bekannt (Ulm: Görlin, 1639). Neuzeitliche Ausgaben sind
das Ergebnis des Interesses an dem Werk im 20. Jahrhundert – eine kleinere von
1955 (Privatdruck für die Freunde des Verlags Hoppenstedt), eine große von 1969
(Unterscheidheim: Uhl). Die Bilder für das Buch stammen von Jost Amman, einem
der besten mitteleuropäischen Illustratoren und Holzschneider aus den Jahren
1560–1590. Autorschaft und Idee des Werkes Habitus praecipuorum populorum werden
dem Herausgeber und Bildstecher Hans Weigel Formschneider zugeschrieben..
Slowakische Nationaltracht
ELENA KURINCOVÁ
Die Nationalsymbole als wichtiges Instrument des
Emanzipationsprozesses der Slowaken entwickelten sich dynamisch seit Ende des
18. Jahrhunderts mit Kulmination in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts bis zum
Jahr 1918. Im Unterschied zur Nationaltracht standen Wappen, Flagge, Trikolore
und Hymne von der Mitte des 19. Jahrhunderts außer Zweifel. Die Konstruierung
der Nationaltracht wird jedoch vor allem ideologisch wahrgenommen und praktische
Belange sind sekundär. Bei den Entwürfen für die Nationaltracht geht es
überwiegend um eine Kombination der ungarischen Bürgerkleidung mit der
Volkstracht. Für die Hervorhebung der Nationalität wurden die slowakischen
Nationalfarben verwendet. Das belegen Berichte über die Kleidung der Teilnehmer
slowakischer Bälle in Wien und Budapest, des Slawischen Kongresses in Prag 1848,
aber auch anderer Veranstaltungen.
Ansätzen einer Definierung der
Nationaltracht begegnet man in der Zeit der erhöhten politischen Aktivität der
slowakischen Gesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Teilnehmer der
Versammlung in Martin im Jahr 1861, aus der das Memorandum des slowakischen
Volkes/Nation hervorging, waren sich des Ernstes des Augenblicks bewusst und
bemühten sich um eine möglichst große Publicity. Zur Demonstration des
„Slowakentums“ dienten vor allem Schmuck und Gläser, aber es gab auch Bemühungen
um die Durchsetzung einer slowakischen Nationaltracht. Unter der Bezeichnung
„slovenské národné nosivo“ (Slowakische Nationaltracht) wurde sie 1862 in der
Zeitschrift Sokol propagiert. Die Postulanten ließen sich in Schnitt und
Farbigkeit von der Volkstracht, vor allem der Landadelsfamilien von Unter-Orava
inspirieren. Ein besonderes Kapitel in der Gestaltung der Nationaltracht stellen
die sogenannten slowakischen Hemden dar. Sie wurden seit den 80er Jahren des
19. Jahrhunderts bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts verwendet und als
Ausdruck der Nationalisierung der Slowaken interpretiert. Der Artikel bringt
auch eine Visualisierung der slowakischen Nationaltracht auf Zeitporträts des
führenden Vertreters der Nationalbewegung Ján Baltazár Jesenský-Gašparé (1825 –
1889).
Die Denkmalzone Železník
EVA
ŠMELKOVÁ
Železník ist ein 814 m hoher Berg im Hügelland Revúcka vrchovina,
historisch das größte Eisenerzvorkommen in der Slowakei. Limoniterz
(Brauneisenstein) wurde hier wahrscheinlich schon in der Römerzeit gefördert,
aber direkte Nachweise darüber sind nicht erhalten. Erste schriftliche Berichte
stammen erst aus dem Jahr 1435, als die Gruben zu den Hammerschmieden der
Muraner Herrschaft gehörten. Im 15. – 18. Jahrhundert wuchs die Zahl der
Eigentümer einzelner Grubenfelder. Darunter waren auch Besitzer von
Hammerschmieden in den Tälern Muránská und Rimavská dolina, aber auch die
Landesherren Koháry. Die Grubenfelder der Kohárys gingen später durch
verwandtschaftliche Beziehungen in den Besitz des Fürsten von Coburg über. Seit
1780 wuchs der Anteil des Staates an der Förderung und 1864 erwarb auch die
Heinzelman-Gesellschaft einen Förderanteil. Im Jahr 1881 wurde die Gesellschaft
Rimamuránsko-šalgotarjánska spoločnosť Majoritätsbesitzer der Gruben. Das
Eisenerz wurde in Likier geschmolzen, wohin es mit einer für die damalige Zeit
unikalen Seilbahn von 13,9 km Länge befördert wurde. Im Jahr 1903 wurde die
Förderung in den Coburg-Gruben eingestellt. Nach dem 1. Weltkrieg liquidierte
die Rimamuránsko-šalgotarjánska spoločnosť die Erzschmelzung in Likier und
schränkte auch die Förderung ein. Im Jahr 1929 beendete die Firma Heinzelman die
Förderung. Eine kontinuierliche Förderung wurde nur noch in den staatlichen
Gruben aufrecht erhalten, die an die Erzverarbeitung im Hochofen in Tisovec
angeschlossen waren. Železník bewahrte sich aber in dieser Krisenzeit einen
zehnprozentigen Anteil an der gesamtslowakischen Förderung. Nach dem 2.
Weltkrieg unternahm der Staat eine umfassende Sanierung der Förder- und
Aufbereitungsanlagen. Im Jahr 1958 erreichte die Förderung ihren Höhepunkt und
ging in den Jahren 1964–1966 allmählich ein. In Železník sind bis heute Teile
der Grubenkolonien mit Wohn-, Betriebs-, Verwaltungs- und kultur- und
gesellschaftlichen Gebäuden erhalten. Die Häuser vom Ende des 19. Jahrhunderts
sind eine der ältesten Arbeiteragglomerationen in der Slowakei und dokumentieren
die ersten Ansätze eines typisierten Aufbaus. Die drei besterhaltenen aus dieser
Wohnkolonie, Kríž, Ladislava und Štokovce, wurden 1990 zur Denkmalzone für die
Dokumentation der Grubenarbeit und Wohnkultur vom Ende des 19. Jahrhunderts
erklärt.
Der Bergbau von Železník im
Museum Rožňava
JÁN HLOBIL
Die Region Gemer ist vor allem durch
die Eisenerzförderung bekannt. Zu den Persönlichkeiten, die die wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Aktivitäten in diesem Raum leiteten, gehörte der Direktor
des Bergwerks in Železník Gustav Eisele, der auch eine wichtige Rolle bei der
Gründung des Bergbaumuseums (Banícke múzeum) in Rožňava gespielt hat. In diesem
Museum befinden sich mehrere Kostbarkeiten. Im mineralogischen Teil der
Ausstellung „Bergbau und Hüttenwesen“ gehöre n dazu Limonit (Brauneisenstein)
aus dem Gebiet Železník und Rákošská Baňa. Der Limonit wurde wahrscheinlich
schon seit der Römerzeit bzw. noch früher gefördert, als sich keltische Stämme
auf diesem Territorium aufhielten. Das Alter der Förderung bestätigt der Fund
von Resten eines römischen Schmelzofens, der 1896 entdeckt wurde.
Die
ältesten Dokumente der Hüttenproduktion stammen aus dem 11. – 12. Jahrhundert.
Es sind zwei Feldschachtöfen aus Gemerský Sad, die das einzige Original in den
Museen der Slowakei sind, und manuelles Fördergerät. Im Jahr 1627 wurde im
Bergbau zum ersten Mal Schießpulver verwendet, das später von dem wirksameren
Dynamit abgelöst wird, was die Entwicklung des Bergbaus beschleunigte, ebenso
wie die Mechanisierung der Bohrarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts. Das belegen
die Bohrmaschine vom Typ Marvin, die nach dem Prinzip des Elektromagnetismus mit
einem Thomson-Houston-System von 1899 arbeitet, und die mit Elektromotor
angetriebenen Siemens-Schuckert-Maschinen von 1905. Im Jahr 1914 wurde in
Železník das Druckluftbohren eingeführt, was im Museum die hochdrehzahlige
Rotations-Schlagbohrhämmer der Marke Flottman belegen.
Die Entwicklung der
Grubenfördertechnik in der Ausstellung des Bergbaumuseums wird durch originale
Förderanlagen dokumentiert. Der Förderwagen „Hunt“ wurde 1486 in den
Gemer-Bergwerken eingeführt, 1868 wurden in den Stollen Schienen für mit
Menschenkraft geschobene Eisenwaggons verlegt.
Die Grubenrettung
dokumentieren Geräte zur Wiederbelebung und für den Einstieg in Räume mit
unatembarer Luft, z. B. Pulmotor Dräger von 1913. Den letzten Teil der
Ausstellung dominiert das Modell des Hochofens aus Tisovec, der 1964 liquidiert
wurde.
Der Bratislavaer Fotograf František
Jánoška
VLADIMÍR DIAN – VIERA OBUCHOVÁ
Leben und Werk des
bekannten Bratislavaer Fotografen František Jánoška (Ferenc Janoska, 1891–1947)
näher zu beleuchten war erst nach dem Erscheinen der Publikation über den
Andreasfriedhof (Ondrejský cintorín) (2004) möglich, wo er einen Grabstein hat.
Weitere wertvolle Dokumente über ihn lieferte unlängst sein Schwiegersohn Ing.
Vladimír Dian. Es handelt sich dabei um bislang unveröffentlichte Fotografien
von F. Jánoška, die er seinen Verwandten hinterließ.
Jánoška erlernte den
Beruf des Fotografen, in den Jahren 1906–1909 war er Praktikant im Atelier von
Béla Mindszenti in Bratislava, wo er als Retuscheur, Gehilfe und Laborant tätig
war. Bisher war nicht bekannt, dass F. Jánoška nach Ausbruch des I. Weltkrieges
im Jahr 1914 an die russische Front kam. Gleich zu Beginn wurde er verwundet,
später geriet er in Kriegsgefangenschaft und endete in Sibirien im
Gefangenenlager Schkotowo. Die Gefangenen arbeiteten unter schweren Bedingungen
am Bau der Eisenbahn. Die Familie hielt ihn für tot, bis er 1920 zu Hause
auftauchte. Jánoška fotografierte auch in der Gefangenschaft. In dem Beitrag
veröffentlichen wir erstmals die Fotografien, die aus dieser Zeit erhalten sind.
Die Aufnahmen aus den Jahren 1914–1920 zeigen seine Mitgefangenen, das
Gefangenenlager, aber auch die dortigen Einwohner und ihre Behausungen. Erhalten
sind sie auch dank dem Mitautor dieses Artikels, Vladimír Dian.
Das Bratislavaer
Funkhaus
VLADIMÍR DRAXLER
Während der 80 Jahre des Bestehens der
Rundfunksendungen in der Slowakei verfügten die Rundfunkinstitutionen über
verschiedene Räume, von den bizarrsten bis zu solchen, die den Bedürfnissen des
Rundfunkschaffens entsprachen. Allein in Bratislava siedelte der Rundfunk in
drei Gebäuden, das vierte dient seinem Zweck bis heute.
Als die Gesellschaft
Radiojournal Ende 1925 die Errichtung einer Filiale in Bratislava vorbereitete,
wählte sie das sog. Regierungsgebäude, einen Sezessionsbau, der in den Jahren
1911–1912 von dem Wiener Militäringenieur Joseph Rittner für das Ortskommando
der k. u. k. Armee projektiert worden war. Das Gebäude wurde nach der Gründung
der Tschechoslowakei 1918 der Sitz des Ministeriums mit Vollmacht für die
Verwaltung der Slowakei. Das Ministerium hatte ein eminentes Interesse an der
Sendung aus Bratislava, und daher brachte es die Rundfunkmitarbeiter im ersten
Stock des Gebäudes in der Straße Gondova ulica unter. Ein eigenes Studio, von wo
am 3. August 1926 mit den slowakischen Rundfunksendungen begonnen wurde, befand
sich auf der Bühne des Gesellschaftssaales (heutiger Moyzes-Saal der
Slowakischen Philharmonie). Er entsprach nicht in akustischer Hinsicht und auch
deshalb nicht, weil ihn der Rundfunk hin und wieder für verschiedene
gesellschaftliche, ja selbst Sportveranstaltungen zur Verfügung stellen musste.
Zudem flaute die innige Beziehung des Ministeriums zum Rundfunk später ab und
man forderte das Radiojournal auf, den Saal zu räumen. Die Leitung der
Gesellschaft suchte eine Lösung im Bau eines neuen Gebäudes.
Die
Rundfunkobjekte gehörten unter das Ministerium für Post und Telegrafen, das die
Radiophonie nicht anerkannte. Schließlich beschloss es, in Bratislava ein
Gebäude für den Rundfunk zu errichten, wobei ein Teil der Post dienen sollte.
Das Projekt des Gebäudes auf dem Platz Jakubovo námestie stammt von den
Architekten Alois Balán und Jiří Grossman. Mit den Bauarbeiten wurde 1928
begonnen und am 21. Januar 1930 übernahm das Radiojournal seine Arbeitsplätze in
die Benutzung. In dem 4-stöckigen funktionalistischen Gebäude befand sich der
Rundfunk im Erdgeschoss, im 1. Stock und im Souterrain. Es waren einzigartige
Räume, nur die zweiten in Europa, die speziell für die Erfordernisse des
Rundfunks konzipiert waren (das Münchener Funkhaus wurde 1929 dem Betrieb
übergeben). Im Gebäude befanden sich vier Studios, was zweifellos ein
Fortschritt war, aber sehr bald zeigte sich, dass die Postverwaltung die Belange
des Rundfunks und seiner Entwicklung unterschätzte. Die Raumnot wurde ganz
schlimm 1939, als der Rundfunk in der Slowakei sich verselbständigte. Damals
machte die Post Räume im 2. Stock frei, und einige Arbeitsräume im 1. Stock
wurden zu Studios umgebaut. Bei der Bombardierung Bratislavas im Juni 1944 traf
die anglo-amerikanische Luftwaffe auch das Funkhaus. Die Leitung des Rundfunks
und das Ministerium für Verkehr und öffentliche Arbeiten beschlossen im August
1944, die Arbeitsplätze an einen sicheren Ort, in die Schule in der Straße
Zochová ulica zu bringen.
Im Erdgeschoss der 1893–1894 erbauten Schule
entstanden provisorische Studios, Büros und technische Räume, doch für
Funkarbeit war das Gebäude ungeeignet. Die Leitung des Slowakischen Rundfunks
vermutete, dass es ihr gerade deshalb gelingen würde, einen Neubau zu bekommen.
Nach der Liquidation des Slowakischen Rundfunks 1948 nahm sich die Leitung des
Tschechoslowakischen Rundfunks des Gedankens an, aber die Politiker entschieden
anders. Die für den Bau des Funkhauses bereit gestellten Gelder wurden für den
Bau von Sendern zur Störung antikommunistischer Rundfunkstationen
verwendet.
Den wachsenden Sendungen genügten das Schulgebäude, aber auch das
1953 erneuerte historische Gebäude nicht mehr. Aus dem einstigen
Gesellschaftssaal des Regierungsgebäudes wurde der Konzertsaal des
Tschechoslowakischen Rundfunks. Das Musikarchiv zog in das ehemalige
Kapuzinerkloster ein, das nach dem Verbot der Tätigkeit dieses Ordens in den
50er Jahren konfisziert worden war. Der Bedarf eines neuen Gebäudes wurde noch
akuter.
Anfang der 60er Jahre beschloss man den Neubau im Zentrum Bratislavas
zwischen den Straßen Mýtna und Žilinská ulica. Es siegte der Entwurf von Ing.
arch. Štefan Ďurkovič, Ing. arch. Barnabáš Kissling und Ing. arch. Štefan Svetko
– der Gebäudekomplex mit dem zentralen Hochhaus in Form einer umgekehrten
Pyramide. Ende des Jahres 1984 zogen die ersten Mitarbeiter in die neuen Räume
ein, vom 27. März 1985 an wurde von der Mýtna ulica aus gesendet. Im
historischen Gebäude am Platz Jakubovo námestie schlug der Rundfunk eine vor,
eine ständige Ausstellung des Fernsehens, Rundfunks und der slowakischen
Elektronikindustrie einzurichten. Es konnte aber nur erreicht werden, dass das
Gebäude 1985 in das Staatliche Verzeichnis der immobilen Kulturdenkmäler
aufgenommen wurde.
Über die Tonaufzeichnung – Aus der
Geschichte der Funktechnik
PETER JANÍK
Die slowakischen
Rundfunkstudios erreichte weder die Ära der robusten Geräte mit
Magnettonaufnahme der Firma Blattnerphone (Großbritannien, 1930), noch das erste
Magnetophon des klassischen Typs AEG K1 (Deutschland, 1935). Die erste
Schallaufnahme in der Slowakei wurde 1939 auf Wachsscheiben realisiert, wobei
die Aufzeichnung mit Saphierstift mittels eines elektromagnetischen Tonabnehmers
in die Oberfläche eingeritzt wurde. Nach der Reproduktion wurde die Platte für
die weitere Verwendung erneut abgeschliffen.
Im Jahr 1941 erwarb Bratislava
einen Übertragungswagen mit einer Anlage für die Bespielung von Platten der
Marke Decelith, die eine aktive Gelatineschicht auf einer harten Unterlage
hatten und nach der erfolgten Aufnahme mit Spezialflüssigkeiten erhärtet wurden,
wodurch ihre Abnutzung geringer war. Die Anlage wurde von einer Feder
angetrieben, die häufig aufgezogen werden musste. Ein ähnliches Verfahren
benutzte die Aufzeichnung auf eine Platte mit einer auf einer festen
Aluminiumfolie der Firma Pyral Company of France aufgetragenen Azetatschicht.
Die ersten Magnetophone der AEG Telefunken wurden 1940 in den Betrieb des
Slowakischen Rundfunks eingereiht, 1942 liefen die Aufnahmen mit der
holländischen Apparatur Philips-Miller an. Die Tonaufzeichnung war mechanisch,
die Reproduktion optisch. Verwendet wurde die Mechanik der Filmaufzeichnung auf
Zelluloidband. Der Vorteil dabei war, dass es im Falle eines Interpretations-
oder technischen Fehlers möglich war, das Band mit Scheren durchzuschneiden und
die korrigierte Sequenz in die ursprüngliche Aufzeichnung einzukleben.
In
der ersten Hälfte der 50er Jahre bricht die Ära der Magnetophone der Marke
Sander & Janzen aus der Deutschen Demokratischen Republik an, die etwa 20
Jahre dauerte. In der historischen Übersicht darf auch das Magnetophon, bekannt
als Drahtaufnahmegerät (Drahttongerät) nicht fehlen. Der Antrieb erfolgte
elektrisch oder mechanisch mit einer durch eine Kurbel betätigten Triebfeder. In
der Tschechoslowakei wurden solche Geräte bei Meopta Přerov 1950 unter der Marke
Paratus hergestellt.
In der zweiten Hälfte der 50er Jahre begann die
Playback-Ära. Anfang der 60er Jahre kam das 4-spurige Tonbandgerät mit Filmband
als Träger der magnetischen Tonaufzeichnung auf, das ein bis zu fünffaches
Playback ermöglichte.
Seit 1968 kamen zu den SRK Aufnahmetischen
Vier-Kanal-Tonbandgeräte der Marke Studer hinzu, wodurch die ersten stereophonen
Musikaufnahmen verschiedener Genres entstanden mit Playbackmöglichkeit auf einem
Qualitätsgerät. Für Außenaufnahmen wurden Wagen, ausgestattet mit
Standardrundfunkaufnahmetechnik verwendet. Reporter benutzten transportable
Batterietonbandgeräte Klanggerät, Uran, Uher, seit 1970 erste Philipsgeräte mit
Kompaktkassette. Bis heute sind Tonbandgeräte der schweizerischen Firma Kudelski
(Nagra 3, Nagra 4 Stereo) in Gebrauch.
Das klassische Studioband kam mit dem
ersten Tonbandgerät AEG Telefunken in die Slowakei. Ab 1968 ging man zu BASF-
und Agfa-Erzeugnissen über, die ständig modernisiert wurden.
Die Expansion
der Technik in den 70er und 80er Jahren brachte die Einführung neuer Modelle von
Tonbandgeräten der Marke Studer (A 80, A 80/4 und A 80/8) mit sich. Die
ungarischen Tonbandgeräte STM 200B und STM 210 wurden im slowakischen Rundfunk
seit 1970 verwendet. Für die Spezialverwendung für externe Aufnahmen kamen seit
Mitte der 70er Jahre auch die halbprofessionellen Tonbandgeräte MG Revox A 77
und Revox A 700 zur Anwendung.
Im Dienste der Kunst und der Kirche – Valér
A. Zavarský – Leben und Werk
MAGDALÉNA KVASNICOVÁ
In der Person
von V. A. Zavarský (1905 – 1993) verband sich der Beruf eines Ordensgeistlichen
und Pädagogen mit dem Kunsthistoriker, bildenden Künstler und praktischen
Denkmalpfleger. Er war sich der Bedeutung der Sakralkunst in der Vergangenheit
und auch ihrer aktuellen Notwendigkeit bewusst. Nach dem Abitur am Gymnasium
entschied er sich für den Eintritt in den Orden und trotz des großen Interesses
für bildende Kunst und Architektur nach dem Philosophiestudium in Belgien und
Theologie in Innsbruck studierte er auf Entscheidung des Ordens Germanistik an
der Universität in Bratislava. Er nahm aber Ästhetik und Kunstgeschichte hinzu
und beendete 1940 seine Ausbildung mit dem Doktorat in Kunstgeschichte. Auf
seine professionelle Orientierung hatten die Studienreisen nach Paris (1929) und
München (1936) einen Einfluss.
Als Kunsthistoriker profilierte sich
Zavarský in den Jahren 1942–1947 als Assistent von Professor Eugen Dostál im
Kunstgeschichteseminar an der Slowakischen Universität in Bratislava. Im Jahr
1943 gab er seine einzige Buchpublikation „Slowakische romanische Kirchen“
heraus. Im Jahr 1948 wirkte er pädagogisch kurz in der neugegründeten Abteilung
für Architektur und Bauwesen der Slowakischen Technischen Universität in
Bratislava.
Als Experte für Kirchenkunst war er Leiter der
Künstlerisch-technischen Abteilung der Zentralen katholischen Kanzlei
(1946–1948) und nach ihrer Schließung in der Slowakischen Kirchengemeinschaft
(Slovenské chrámové druzstvo) (1949–1950). Arbeitsgelegenheiten brachte die
Notwendigkeit der Erneuerung der kriegszerstörten Kirchendenkmäler. Der
kommunistische Umsturz im Februar 1948 und die Schließung der Klöster im Jahr
1950 bedeuteten für Zavársky eine gewaltsame Unterbrechung seiner Aktivitäten.
Nach der Internierung wurde Zavarský zusammen mit anderen verurteilt und
eingesperrt. Nach der Haftentlassung 1960 widmete er sich den Aktivitäten im
Bereich der Kirchenkunst nur noch sporadisch. Nach der liturgischen Reform des
II. vatikanischen Konzils (1962 – 1965) und der teilweisen Lockerung des
ideologischen Drucks im Jahr 1968 erneuerte Zavarský seine Tätigkeit als Experte
für Kirchenkunst durch die Arbeit in der Liturgischen Kommission. Während der
70er und 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hielt er Vorlesungen für Studenten der
Architektur und Kunst in geheimen Seminaren.
Der St. Nikolaus-Altar von Spišská
Sobota
EVA SPALEKOVÁ
Die römisch-katholische Pfarrkirche St.
Georg in Spišská Sobota ist das bedeutendste Objekt und das älteste erhaltene
Bauwerk der Stadt. Besonders wertvoll aber ist ihr Innenraum, in dem fünf
spätgotische hölzerne Flügelaltäre erhalten sind. Im Presbyterium stehen außer
dem Hauptaltar St. Georg aus der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau
(Pavol z Levoče) an einem Ehrenplatz der Marienaltar, im Südteil des
Presbyteriums neben dem Hauptaltar der Altar des hl. Antons des Einsiedlers, an
der Stirnseite des Nordschiffs der Altar der hl. Anna, und an der Stirnseite des
Südschiffs, beim Triumphbogen steht der Altar des hl. Nikolaus an seinem
ursprünglichen Platz. Der Seitenflügelalter des hl. Nikolaus repräsentiert ein
hochwertiges mittelalterliches Gesamtkunstwerk. Der Altarkomplex hat
architektonische Prägung, die Hauptfiguren im Altarschrein und weitere im
Aufsatz sind das bildhauerische Werk eines Schnitzers, die Tafelgemälde an den
Flügeln und der Predella wurden von einem Maler gefertigt, die Konstruktion von
einem Tischler, die Vergoldung und dekorativen Elemente präsentieren
verschiedene Arten des Kunsthandwerks. Die Altararchitektur hat einen reichen
Skulpturenschmuck, die malerische Ausschmückung wird auf beiderseitig gemalten
Altarflügeln angewandt.
Ikonographisch kann man den Altar der Gruppe der
Zipser Nikolauszyklen, gewöhnlich in das 1. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts
datiert, zuordnen. Trotz seiner Qualitäten war er nie Gegenstand einer
systematischen Forschung. Sporadisch erwähnte ihn Merklas, Myszkovszký, Divald,
Wiese, Csánky, Radocsay, Homolka, Glatz und andere und ihre Ansichten gehen in
den Fragen der Autorschaft und Datierung auseinander. Zuletzt bewertet den
Altar, bzw. seine Tafelgemälde János Végh, demzufolge St. Nikolaus-Altäre in
Spišská Sobota, Veľká Lomnica und in Veľký Slavkov schon einen direkten Bezug zu
dem Meister der Legende des heiligen Antons haben.
Der Altar war im
vergangenen Jahr Gegenstand eines Restaurierungseingriffs, den das
Gebietsrestaurierungsatelier in Levoča (Leutschau) durchführte.
Wunder der Natur – Biodiversität der
Erde
JANA UHLÍŘOVÁ
Was alles sich unter dem Begriff Biodiversität
verbirgt, das zeigt die neue Ausstellung des Slowakischen Nationalmuseums –
Naturwissenschaftliches Museum in Bratislava „Wunder der Natur – Biodiversität
der Erde“. Die Ausstellung präsentiert wertvolle wissenschaftliche Nachweise und
ist gleichzeitig eine Feier der Vielfalt der Formen und Farben der Natur…
Die Ende Februar 2006 eröffnete Ausstellung ist auf einer Fläche von 490
Quadratmetern installiert. Szenaristen und Kuratoren der Ausstellung waren Ján
Kautman und Jana Uhlířov, Autor der architektonischen Lösung war Štefan Rutzký,
der Gestaltung und Realisierung Pavol Choma.
Die neue Ausstellung ist auf
die Vielfalt der lebenden Natur der Erde ausgerichtet. Sie geht von der
Konvention über die biologische Diversität aus, der die Slowakei 1994
beigetreten war. Sie ist das Ergebnis einer der Aufgaben, die ein
Expertenkollektiv des Naturwissenschaftlichen Museums unter der Trägerschaft des
Kulturministeriums der Slowakischen Republik seit 2002 bearbeitet. Zugleich ist
sie die erste Etappe großartiger Vorstellungen über die Revitalisierung des
Kontakts des Naturwissenschaftlichen Museums mit der Öffentlichkeit. Die zweite
Etappe, die die Diversität der Natur der Region Westkarpaten akzentuiert, soll
in der nächsten Zeit in den Räumen der alten naturwissenschaftlichen
Ausstellungen im 2. Stock des Naturwissenschaftlichen Museum SNM realisiert
werden. Der Trend des nichttraditionellen Herangehens an die Gestaltung der
naturwissenschaftlichen Thematik soll weitergehen, zudem rechnet man mit einem
höheren Maß der Ausnutzung von Elementen der Interaktivität und multimedialen
Technik.