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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 3/2017

JAHRESPREISE 2016
DER REVUE PAMIATKY
A MÚZEÁ

Dušan Buran

Ein unbekanntes
flämisches Grisaille-Manuskript aus Betliar

Die Fundumstände
des wertvollen illuminierten Manuskripts aus dem 15. Jahrhundert im Schloss
Betliar sind tatsächlich bizarr: die jahrzehntelang ungeöffnete Schublade einer
barocken Kommode barg ein Miniaturmanuskript Das Stundenbuch von Ilona Andrássy,
das dem flämischen Atelier von Willem Vrelant zugeschrieben wird. Sein Wert ist
in unseren öffentlichen Sammlungen gar nicht schätzbar, weil man es kaum mit
etwas anderem vergleichen kann. Es enthält sogar eine Dedikation: „ Für meine
liebste Enkelin Ilona Andrássy. Juni 1934“, so dass wir auch seine letzte
Besitzerin kennen.

„Stundenbücher“
sind mittelalterliche Gebetbücher, meistens im Taschenformat, die für
Privatandachten bestimmt waren. In westeuropäischen Manuskript-Sammlungen
repräsentieren sie einen der meistverbreiteten Typen der Buchmalerei. In der
Einleitung enthalten sie am meisten einen Kalender, das Kernstück bildete ein
marianisches Offizium (officium Beatae Mariae Virginis), das meistens noch
durch das Totenoffizium (officium mortuorum) ergänzt wird. Gewöhnlich erbte man
die Stundenbücher von einer Generation zur anderen und das ist vermutlich auch
der Grund, warum im Westen bis heute relativ viele Exemplare in einem
ausgezeichneten Zustand erhalten blieben – z. B. Livre d’heures de Jeanne
d’Évreux (1324 – 1328), Très Riches Heures du Duc de Berry (1412 – 1416) oder Grandes
Heures de Rohan (1430 – 1435). Der Miniaturkodex aus Betliar wurde zur selben
Zeit geschrieben und illuminiert, ungefähr zwischen den Jahren 1460 – 1480.
Sein lederner Bucheinband stammt vermutlich erst aus dem 19. Jahrhundert (85 ×
65 × 30 mm) und er schützt 267 Folien. Auf den Folien 2r – 13v befindet sich
der Kalender. Anhand des Spektrums der Heiligen, bzw. Patronen der Diözese kann
man auf die lokalen liturgischen Gewohnheiten schließen. In unserem Fall haben
wir allem Anschein nach mit der Region Gent – Brügge zu tun. Die Folien
enthalten fünfzehn illuminierte Doppelseiten mit Figuralszenen, die als
Trennung zwischen einzelnen Gebeten gedient haben. Die Folien mit
bescheidenerer Verzierung tragen nur federgezeichnete Initialen, auch fleuronée
genannt, die durch blaue und rote Farbe und manchmal auch Vergoldung
hervorgehoben sind. Den Höhepunkt der Verzierung bilden Figuralszenen, die der
Illuminator entweder in eine bergige Landschaft mit weitentferntem Horizont
(König David, Mariä Heimsuchung, Verkündigung an die Hirten, Flucht nach
Ägypten usw.) oder ins Interieur (Urteil des Salomon, Verkündigung, Darstellung
im Tempel, Hl. Hieronymus im Gehäuse usw.) situierte. Sie sind einzigartig auch
wegen eines spezifischen Stils der Malerei mit reduzierter Farbigkeit in
Grauskala – grisaille.

In einem breiteren
Kontext wird Das Stundenbuch von Ilona Andrássy aus Betliar bald zum Objekt der
internationalen Forschung werden und sicherlich vertieft es auch die Kenntnis
der flämischen Buchmalerei des dritten Viertels des 15. Jahrhunderts.

Ján Aláč

Die
Tauchtechnik-Sammlung von Peter Ferdinandy aus Revúca

Mit der
umfangreichen Sammlung historischer Tauchtechnik von Peter Ferdinandy aus
Revúca kam das Gemer-Kleinhont-Museum in Rimavská Sobota (im Folgenden nur
Museum) in Kontakt zum ersten Mal im Jahre 2005, als hier die Ausstellung Tauchen
gestern und heute veranstaltet wurde. Im Jahre 2016 gewann das Museum endlich
die nötigen Finanzmittel für den Ankauf dieser bemerkenswerten und in der
Slowakei vereinzelten Sammlung.

Die Anfänge des
Höhlentauchens in der Region Gemer-Kleinhont reichen bis in die 1950er Jahre
zurück. Der Sammler Peter Ferdinandy (1948) aus Revúca gehörte in den 1970er
Jahren zu den Pionieren des Tauchens in der Slowakei. Er beteiligte sich an der
Gründung des Tauchsportklubs – Vega Lubeník (1976), wirkte als Instruktor der
Tauchausbildung vor allem in der Ostslowakei. Unter seinen Aktivitäten war auch
die Arbeit unter Wasser und das Höhlentauchen. Bis heute hilft er bei Aktionen,
die sich auf die Erforschung der überschwemmten Höhlen in den Karstgebieten von
Tisovec und Muráň konzentrieren. Er hat auch an der Herausgabe mehrerer Bücher
über das Tauchen, die Tauchausrüstung und das Höhlentauchen zusammengearbeitet.
Er wurde Instruktor mit der höchsten Tauchqualifikation im Rahmen der Slowakei
mit drei CMAS-Sternen (Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques –
Internationaler Tauchsportverband). Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der
Tschechischen historischen Tauchergesellschaft (HDS CZ), die sich mit der
Tauchgeschichte in der Tschechischen Republik und der Slowakei beschäftigt. Die
Sammlung von Peter Ferdinandy entstand während seiner aktiven Tauchtätigkeit
und dank seiner professionellen und freundschaftlichen Kontakte innerhalb
dieser Gemeinschaft in der Slowakei und im Ausland. Der Sammlertätigkeit
widmete er vierzig Jahre seines Lebens und ungefähr die gleiche Zeit hat er die
Gegenstände auch ausgestellt. Die Sammlung umfasst Originale der
Tauchausrüstung von europäischer sowie außereuropäischer Provenienz,
einschließlich verschiedener selbstgebastelter Teile – Messer, Batterien,
Schnorchel, Tauchmasken oder Tiefenmesser. Eine große Gruppe bilden die
Schutzhüllen zum Photographieren und Filmen unter Wasser. Einen interessanten
Bestandteil der Sammlung repräsentiert der selbstgebastelte Unterwasserroller
aus dem Jahre 1990.

Zeitlich gesehen
umfasst die Sammlung die Entwicklung der Tauchausrüstung in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts, insbesondere in den 1960er – 1980er Jahren. Sie enthält
Komplete von Tauchanzügen, Westen, Handschuhe, Schuhe, Beatmungsgeräte,
Flossen, einen Satz von Druckluftflaschen und Wiederbelebungsgeräten,
Schlauchboote. Außerdem enthält die Sammlung auch die Anleitungen zur
Ausrüstung, Tauchhandbücher und verschiedene Kleindrucke. Insgesamt handelt es
sich um 504 Sammelobjekte.

Peter Barta – Anna
Gondová

Die Kelten aus
Bratislava

Die Ausstellung Die
Kelten aus Bratislava (Slowakisches Nationalmuseum-Historisches Museum
Bratislava, 14. Dezember 2016 – 1. Oktober 2017) bietet den Besuchern einen
eindrucksvollen Einblick in eine Zeit, in der auf dem Gebiet der heutigen
slowakischen Hauptstadt die erste Ethnie gelebt hat, die bei uns unter einem
Namen bekannt war – die Kelten. Vor mehr als 2 000 Jahren erstreckte sich auf
heutigem Gebiet Bratislavas ein keltisches Oppidum, dessen Grenzen sogar über
die Ausmaße der späteren mittelalterlichen Stadt hinausgegangen sind. Die
Existenz dieser Siedlung wird durch zahlreiche archäologische Funde bestätigt –
authentische Gegenstände oder architektonische Überreste. Den Reichtum dieses
Oppidums repräsentieren vor allem die Funde aus der Bratislavaer Burg. Auf dem
Burgberg, der damaligen keltischen Akropolis, fand man Überreste von Gebäuden,
die an einen in dieser Region bis dahin beispiellosen Luxus schließen lassen.
Für die keltische Bevölkerung wurden sie vermutlich von römischen Handwerkern
gebaut, denn die Analogien zum Fußboden vom Typ opus signinum, der auf der
nördlichen Terrasse der Bratislavaer Burg entdeckt wurde, fand man in Pompeji,
Herculaneum oder Paestum. Die Kelten haben auf das Gebiet der heutigen Slowakei
bis dahin unbekannte Erfindungen mitgebracht: Töpferscheibe, Schere oder
Drehmühle. Sie waren geschickte Schmiede und Künstler, die thematisch aus ihrer
reichen Mythologie geschöpft haben. Mit keltischen Münzern begann die Ära der
Münzprägung auf heutigem Gebiet der Slowakei. Deswegen repräsentiert die Münze
vom Typ Biatec aus Bratislava das Symbol der Slowakischen Nationalbank.

Die Ausstellung Die
Kelten aus Bratislava fand zum ersten Mal im italienischen Perugia im Jahre
2016 statt, während der EU-Ratspräsidentschaft der Slowakei, und innerhalb
dieser vier Monate wurde sie von mehr als dreißigtausend Besuchern besichtigt.
Anschließend zog sie in die unterirdischen Räume der Bratislavaer Burg um, die in
situ mit dem Leben der keltischen Elite auf der Akropolis der keltischen Stadt
verbunden sind. Die Installation der Ausstellung mündete auf eine natürliche
Weise in konservierte Mauerreste und Fußböden von kelto-römischen Bauten des 1.
Jahrhunderts v. Chr., die unter dem Innenhof der Burg erhalten blieben.

Zuzana Koblišková

Traum ×
Wirklichkeit. Kunst & Propaganda 1939 – 1945

Als im Jahre 2012
die Wände der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava in allen Fugen gekracht
haben, weil die Ausstellung über die Kunst des sozialistischen Realismus Das
unterbrochene Lied außergewöhnlich gut bei den Besuchern angekommen ist, war
die Verwunderung noch angebracht. Derzeit war es noch die Regel, dass in
Vernissagen und öffentlichen Sonntagsführungen mit einem Lektor immer dieselben
Leute erschienen sind. Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Die Slowakische
Nationalgalerie weiß gut, wie die Besucherzahl zu erhöhen. Meistens lockt sie
nicht mit klangvollen Namen aus dem Ausland, sondern setzt eher auf heimische
Künstler. Am wichtigsten ist es aber, dass sie mit größeren Projekten über die
Grenzen der Galerientätigkeit hinausgeht und einen breiteren historischen und
gesellschaftlichen Kontext der bildenden Kunst in ausgewählten Perioden oder
Themen nachverfolgt. Neben der Kunst präsentiert sie auch die Nicht-Kunst, den
Kitsch oder die Aspekte des Alltagslebens. Die Ausstellung Traum ×
Wirklichkeit. Kunst & Propaganda 1939 – 1945 (20. Oktober 2016 – 26.
Februar 2017) wurde von 26 000 Besuchern besichtigt. Der Bedarf an Aufklärung
und Bildung der Öffentlichkeit während der 114 Ausstellungstage erforderte mehr
als 30 Begleitprogramme.

Die Ära des Ersten
Slowakischen Staates (1939 – 1945), der während des Zweiten Weltkrieges mit dem
Dritten Reich kollaborierte, gehört immer noch zu denjenigen Perioden unserer
Geschichte, mit denen wir uns nicht ausreichend abgefunden haben. Auch deswegen
war es nötig, seine Kunst empfindlich zu präsentieren, mit Rücksicht auf die
gefährlichen Fallen der Propaganda, die sie in den meisten Fällen produzierte
und die auch heute noch ideologisch abwegige Ressentiments hervorrufen kann.
Die Kuratorinnen Katarína Bajcurová, Petra Hanáková und Bohunka Koklesová haben
nicht geschulmeistert, sondern, im Gegenteil, einen Raum geschaffen, an dem die
Paradoxe dieser Geschichtsperiode klar zu sehen waren. Es ist lobenswert, dass
die SNG eine selbständige Internetseite http://senxskutocnost.sng.sk
vorbereitet hat, die die Geschichte des Ersten Slowakischen Staates in vier
Kapiteln darlegt: Halbwegs zum Slowakischen Staat; Eine Nation, eine Partei,
ein Führer; 70 000 Opfer und Ernüchterung vom Traum. Einzelne Kapitel sind voll
von multimedialen Hinweisen, sie klären die Begriffe und fordern die Besucher
auf, weitere Kontexte zu erforschen.

Katarína Kolbiarz Chmelinová

Levoča – ein neuer
Beitrag zur „Denkmalliste“

Auf unserem
Buchmarkt erschien unlängst ein neuer, nämlich der dritte Band der Edition
Nationale Kulturdenkmäler in der Slowakei – Levoča. Herausgegeben wurde er von
dem Denkmalamt der Slowakischen Republik in Zusammenarbeit mit dem Verlag
Slovart GmbH, unter finanzieller Unterstützung des Kulturministeriums der
Slowakischen Republik und mit Teilunterstützung der Agentur zur Förderung der
Forschung und Entwicklung.

Nach Darlegung der
historischen Entwicklung des betreffenden Ortes folgt eine Übersicht seiner
urbanistischen, architektonischen und kunsthistorischen Entwicklung. Im Fall
der alten Stadt Levoča, die bereits 1950 für ein städtebauliches
Denkmalschutzgebiet erklärt wurde und seit 2009 auch in der
UNESCO-Welterbeliste eingetragen ist, haben diese Einleitungsabschnitte beinahe
80 Seiten eingenommen. Danach folgt ein Katalog der Denkmäler der Stadt und der
Stadtteile mit Grundangaben über die historischen Namen, das Wappen oder die
Lage des betreffenden Objektes. Die in Gruppen angeordneten Denkmäler, von
öffentlichen Gebäuden über bewegliche sowie unbewegliche Sakraldenkmäler,
bürgerliche Häuser, historische Denkmäler bis zu bildkünstlerischen oder
technischen Denkmälern, sind mit einer Nummer aus der Zentralliste der
Denkmäler und mit dem charakteristischen Piktogramm des betreffenden Typs der
Denkmäler gekennzeichnet. Die Publikation ist reich illustriert mit farbigen
sowie schwarzweißen zeitgenössischen Photographien und Karten und mit einem
Verzeichnis der Quellen und der benutzten Literatur, dem Namen- und
Ortsregister und einer Liste der benutzten Abkürzungen versehen.

Die Editorinnen der
Publikation waren Norma Urbanová, Barbora Kosová und Ľubica Szerdová-Veľasová,
Fachgarantin des Projektes der langzeitigen Buchedition Nationale
Kulturdenkmäler. An dem Buch hat ein großes Kollektiv der Facharbeiter von drei
Generationen der slowakischen Denkmalpfleger zusammengearbeitet. Auf 680
gedruckten Seiten, die mit Hunderten von Archivdokumenten, Karten,
zeitgenössischen sowie gegenwärtigen Photographien illustriert sind, legt das
Buch der Fach- sowie Laienöffentlichkeit die bisher umfangreichste Übersicht
der Denkmalwerte der Stadt Levoča vor – eines der besterhaltenen historischen
urbanistischen Komplexe in der Slowakei und gleichzeitig eines der Juwele des
Weltkulturerbes.

Viera Drahošová

25 Jahre der
heimatkundlichen Zeitschrift Záhorie

Die Zeitschrift Záhorie
entstand in Skalica, einer Stadt in der Westslowakei mit reicher Kultur-,
Herausgeber- und Drucktradition. Bei ihrer Entstehung im Jahre 1991 übernahm
die Zeitschrift Záhorie auf der slowakischen Seite des Flusses March teilweise
die Funktion der populären heimatkundlichen Zeitschrift Malovaný kraj (Gemalte
Landschaft), die sich nach Jahrzehnten ihrer erfolgreichen Wirkung im
mährischen (tschechischen) sowie slowakischen Teil des Marchgebietes auf das
mährische Gebiet beschränkt hat.

Die Zeitschrift
entstand von Anfang an unter der Schirmherrschaft des Museums der Region
Záhorie in Skalica, neben seinen Haupttätigkeiten. Das fachliche Niveau der
Zeitschrift garantierten in den ersten Jahren mit ihrer Reputation die
Persönlichkeiten aus dem Bereich der Gesellschaftswissenschaften – Konštantín Palkovič,
Jozef Novák, Rudolf Krajčovič, Eva Fordinálová und viele andere. Die
Zeitschrift konzentriert sich von ihrem ersten Jahrgang an auf die Präsentation
der Geschichte, Traditionen, Kultur und Natur der Region Záhorie. Sie bringt
Beiträge aus dem Bereich der Archäologie, Geschichte, Ethnologie, Linguistik,
Musikologie, Naturwissenschaften, der bildenden Künste, Literatur, des
Theaters, der Musik und des religiösen Lebens. Sie stellt bedeutende
Persönlichkeiten der Region vor, macht auf wichtige Jubiläen aufmerksam,
berichtet über die wichtigsten kultur-gesellschaftlichen Ereignisse,
präsentiert neue Forschungsergebnisse des Museums der Region Záhorie sowie der
anderen sammlungsbildenden und kulturellen Institutionen, präsentiert die
Museumssammlungen, bringt Rezensionen der Editionsproduktion des Museums und
der anderen Publikationen im Rahmen der Region und mit dem Thema der Region.

Die Zeitschrift
erscheint jede zwei Monate in einer Auflage von zweitausend Exemplaren, im
A5-Format, auf mindestens 32 vollfarbigen Seiten. Das Ergebnis der bisherigen
25-jährigen Arbeit widerspiegelt sich in den 148 Ausgaben des Periodikums sowie
in einigen selbständigen Beilagen, die sich mit Profilen einzelner Gemeinden in
der Region Záhorie beschäftigen. Dies repräsentiert mehr als 4 500 Druckseiten
und fast eine Viertelmillion Ausdrucke.

Ivan Staník

Die
Stadtbefestigung von Trnava und ihre denkmalpflegerische Erneuerung

Der erste Bericht
über den Aufbau des Fortifikationssystems der Stadt Trnava, oder eher der
unspezifizierten Stadtgräben, ist schon aus einer Urkunde mit der angeblichen
Jahreszahl 1258 bekannt. Die diplomatische Kritik hat jedoch ein späteres
Entstehungsdatum dieser Urkunde nachgewiesen, etwa am Anfang des 14.
Jahrhunderts. Das Wehrsystem bestand aus insgesamt etwa dreißig Türmen von
quadratischem Grundriss, die aus Backsteinen gebaut und regelmäßig in einem
fast symmetrischen rechteckigen Schema angeordnet waren, in dem sie miteinander
durch eine Erdwallkonstruktion verbunden waren. Am Ende der 1960er Jahre begann
sich die Idee der Erhaltung und Präsentation der Stadtbefestigung von Trnava
herauszubilden. Zu dieser Zeit war die historische Bebauung innerhalb der
Stadtmauern noch in vollem Maße erhalten, befand sich jedoch in einem relativ
schlechten bautechnischen Zustand. Die Befestigung war mit späteren Anbauten
überdeckt, die es nicht erlaubt haben, den Erhaltungsgrad der ursprünglichen
Konstruktionen genauer abzuschätzen. Nach Entfernung der unerwünschten Anbauten
sollte die Befestigung an beiden Seiten von einem Grüngürtel umsäumt sein.

Im Jahre 1969
begann die geodätische Vermessung des aktuellen Zustandes der drei Kilometer
langen Stadtbefestigung von Trnava mit verschiedenem Grad der Erhaltung (bzw.
Nichterhaltung) der Architekturen, man hat die Methodik erarbeitet und die
Projektdokumentation der baulichen Erneuerung vorbereitet. Die Arbeiten wurden
zuerst durch den Abbruch der Anbauten kompliziert und später, in der Etappe der
Realisation, durch eine falsch angewandte Technologie, infolge welcher der
rekonstruierte Bau mit der Zeit in großem Umfang zerfallen ist.

Im Jahre 1990 hat
die Stadt Trnava als Investor der anspruchsvollen Erneuerung und
Revitalisierung der Stadtbefestigung die denkmalpflegerischen Institutionen
abgelöst. Die architektonisch-historischen Untersuchungen jedes einzelnen
Objektes oder Abschnittes der Stadtmauer sowie die archäologische Erforschung
ihrer untergegangenen Teile werden aber weiterhin in Zusammenarbeit mit
Denkmalpflegern durchgeführt. Heutzutage beendet man allmählich die
Erneuerungsarbeiten an diesem bedeutenden Denkmal. Einzelne Abschnitte der
Befestigung in Form von Laufgängen, Türmen, Basteien und Flächen an der
Stadtmauer werden schrittweise zugänglich gemacht und die ausgedehnte
Fortifikation gliedert sich allmählich in den Organismus der Stadt ein.

Jozef Dorica

Restaurierung der
Rotunde Hl. Georg bei Nitrianska Blatnica

Die Rotunde Hl.
Georg steht bis heute auf einem felsigen Vorsprung unter dem Fuß des Berges
Marhát inmitten des Inovec-Gebirges. Gebaut wurde sie als Bestandteil einer
über ungefähr fünf Jahrhunderte andauernden unbekannten Besiedlung, die anhand
der Ergebnisse der archäologischen Forschung am Anfang des 9. Jahrhunderts
entstand und während des 13. Jahrhunderts allmählich untergegangen ist. Sie gehört
zum Außenbereich der Gemeinde Nitrianska Blatnica. Die Rotunde befindet sich
ungefähr 5 km nordwestlich der Gemeinde und ist durch einen Waldweg zugänglich.

Die Rotunde besteht
aus einem Schiff mit Apside mit umfangreich erhaltenem ursprünglichem Mauerwerk.
Einen jüngeren Teil der Rotunde bildet der einfache, einräumige Anbau der
Klause. Sie repräsentiert den einzigen erhaltenen Bau dieses Typs in der
Slowakei. Nach Revitalisierung der Rotunde im 16. Jahrhundert entstand auch die
Tradition eines Wallfahrtsortes, die kontinuierlich bis heute andauert.
Verbunden ist sie mit Verehrung des Patrons der Rotunde – des heiligen Georg.
Mit ihrer mehr als 400-jährigen Tradition zählt sie somit zu den ältesten
Wallfahrtsorten in der Slowakei.

Eine tiefere Erkennung
der Rotunde bei Nitrianska Blatnica begann erst im Jahre 1973. In weiterer
Umgebung des Ortes entdeckte man zwei großmährische Gehöfte. Die Forschung hat
gezeigt, dass die Rotunde spätestens um die Mitte des 11. Jahrhunderts gebaut
wurde, einige wichtige bauliche und historische Indizien lassen sogar auf eine
frühere Herkunft schließen. Die Ergebnisse der archäologischen Forschung
deuteten außerdem an, dass die Rotunde auf einem älteren großmährischen
Fundament aufgebaut wäre. Es war nötig, eine eingehende restauratorische
Untersuchung der Wände durchzuführen, nach welcher sofort die restauratorischen
Arbeiten folgen sollten. Die Ergebnisse der restauratorischen Forschung haben
gezeigt, dass an den ursprünglichen Wänden im Interieur der Rotunde nur noch Fragmente
der Barockputze erhalten blieben, die keine bildkünstlerische Verzierung
tragen. Der Restaurator Jozef Dorica setzte die Idee durch, neben der
restaurierten Barockarchitektur auch die älteste erhaltene Bausubstanz der
Rotunde und ihr Erscheinungsbild zu präsentieren. Dank dieser Konzeption
konnten die barocken Putzreste von den ursprünglichen Wänden des Schiffs und
der Apside komplett entfernt werden, um auch das älteste Erscheinungsbild des
Interieurs freizulegen. Und das alles ohne jede Eingriffe in die barocken
Baukonstruktionen und ihre dekorativen Details.

Die Restaurierung
des Interieurs der Rotunde hat zu einer genaueren Datierung der Entstehung des
Baus beigetragen. Zu den wichtigsten Funden gehört die Entdeckung einer
ursprünglichen Fensteröffnung und zweier Konsekrationskreuze, die die
Entstehung der Rotunde in die vorromanische Periode verschoben haben. Die
Rotunde Hl. Georg bei Nitrianska Blatnica mit großem Umfang des erhaltenen
ursprünglichen Mauerwerks repräsentiert somit die älteste stehende Rotunde
nicht nur im Rahmen der Slowakei, sondern auch innerhalb eines breiteren
mitteleuropäischen Raumes.

Anton Števko

Die Jahresbräuche
von Zlaté Moravce im Žitava-Tal

Das Museum des
Neutraer Landes in Nitra bemüht sich, die traditionellen Bräuche vor allem den
Jugendlichen nahe zu bringen. Deswegen organisiert es schon einige Jahre in
seiner Zweigstelle in Zlaté Moravce die Veranstaltung Die Jahresbräuche im
Žitava-Tal. Im Jahre 2012 begann man mit dem Versuch einer kreativen Werkstatt,
wo die örtlichen Schulkinder vor Weihnachten unter der Leitung der Lektorinnen
Lebkuchen gebacken haben. Im Jahre 2013 ist zu den Weihnachten auch der
Fasching hinzugekommen und seit dem nächsten Jahr entwickelte sich das Projekt
schon allmählich in die Form der ganzjährigen Veranstaltungen, wie man sie dann
2016 realisierte.

Den Zyklus von
Veranstaltungen haben die Organisatoren chronologisch geordnet, nach der
Aufeinanderfolge der Kalenderbräuche oder nach dem traditionellen Termin der
Ausübung von betreffenden Aktivitäten – von Vorführungen des Federnschleißens,
Spinnens und Webens über den Fasching, die Osterbräuche, das Erntedankfest, die
Pflaumenlese bis zu den Vorweihnachts- und Weihnachtsbräuchen. Solchen Fortgang
wählten sie anhand der Ergebnisse der ethnologischen Forschung vor Ort und
Möglichkeiten der Folkloregruppen, die im Rahmen der Programme aufgetreten
haben. Jede Veranstaltung umfasste das Einleitungswort eines Ethnologen über
den präsentierten Brauch, kreative Werkstatt für die Schuljugend und gleichzeitig
die Zubereitung und Verkostung der traditionellen Gerichte in Bezug auf das
Thema. Die Aktivitäten haben sich in den ungroßen Ausstellungsräumen des
Museums abgespielt, die nur 70 – 80 Leute auf einmal fassen, deswegen
wiederholte man die Vorführungen auch mehrmals am Tag.

Der Hof des
Schlosses, in dem das Museum in Zlaté Moravce siedelt, wird zwar von dem
Stadtzentrum für Kultur und Sport verwaltet, aber das Museum arbeitet mit dem
Zentrum aktiv zusammen, zum Beispiel beim Programm über das Erntedankfest, oder
bei Inszenierungen aus dem Leben der Adelsfamilie Migazzi. Die lokale
Gemeinschaft besucht reichlich vor allem die traditionelle Pflaumenlese mit dem
einige Stunden lang dauernden Kochen des Pflaumenmuses nach traditionellen
Rezepten.

Das Projekt Die
Jahresbräuche im Žitava-Tal ermöglicht den Bewohnern von Zlaté Moravce, sich
mit lokalen Traditionen zu identifizieren und die hiesige Zweigstelle des
Museums des Neutraer Landes als „ihr“ Museum zu akzeptieren.

Gabriella Jarábik

„Malenki robot“

Das Slowakische
Nationalmuseum-Museum der Kultur der Ungarn in der Slowakei realisierte im
Jahre 2015 eine Forschung zum Thema der Verfolgung der Migrationsströme der
tschechoslowakischen Population nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Ergebnisse
sollten im Jahre 2016 der Öffentlichkeit in einer thematischen Ausstellung
präsentiert werden. Die Forschung umfasste das ganze Gebiet der Slowakei, da
unter den Menschenmassen, die sich zwischen den Jahren 1945 – 1949 infolge der
machtpolitischen Entscheidungen, Persekution und des inneren Bedrohungsgefühls
in Bewegung setzten, auch Zehntausende von den Ungarn aus der Slowakei waren.

Im Laufe der
Forschung haben sich die Forscher mit lokalen Historikern getroffen, die sie
über die historischen Ereignisse in einigen Regionen der Südslowakei informiert
haben und mit lebenden Zeugen kontaktierten. Die Treffen und Gespräche mit
ihnen erläuterten, welche Auswirkung die neuzeitliche Migration auf das weitere
Leben dieser unfreiwilligen Migranten hatte. Unter dem Einfluss ihrer Aussagen
entschied sich das Museum unter der Leitung der Direktorin Gabriella Jarábik,
im Rahmen der vorbereiteten Ausstellung die persönlichen Lebensgeschichten
dieser Leute durch das Filmdokument Die unschuldigen Schuldigen. Die Einwohner
von Gemer in sowjetischen Lagern (auf Ungarisch Ártatlan bűnösök. Gömöriek a
szovjet lágerekben) zu präsentieren.

Die Forschung
verlief in Kolárovo, Komoča, Nové Zámky, Košice und in Ungarn, setzte fort in
Gemer, Tornaľa, Držkovce sowie in Veľký Blh. Die Bewohner dieser letzteren
Gemeinde waren nicht nur Opfer der Aussiedelung, sondern viele von ihnen wurden
sogar unter dem Vorwand einer kurzfristigen Beseitigung der Ruinen in die
Sowjetunion zur Zwangsarbeit, sog. „málenki robot“ verschleppt, nach der sie
angeblich bald nach Hause zurückkehren sollten. Viele sind jedoch nie
zurückgekehrt und blieben für immer im Friedhof von einem der sowjetischen
Lager. Der lokale Historiker Aladár Lehotai widmet sich dem Thema der
verschleppten Verwandten und Bekannten, dem er noch als Kind begegnete, vierzig
Jahre lang. Im Jahre 2011 verbrachte er zwei Wochen in der ukrainischen Oblast
Luhansk. Dort hat er die Orte aufgesucht, wo sich einst Lager, Bergwerke,
Friedhöfe und Gefängniskrankenhäuser befanden. Während seiner Reise schuf er
eine wertvolle photographische Dokumentation und gewann auch
Originalgegenstände, die jetzt zu seiner dokumentarischen Sammlung zum Thema
dieses Ereignisses gehören. Lehotai veranstaltet Vorlesungen und kleinere
Ausstellungen, damit auch die Zeitgenossen möglichst viele Fakten über die
Arbeitslager in der ehemaligen Sowjetunion, über die man so lange nicht reden
konnte, erfahren können.

Jana Maříková –
Peter Baxa

Das Erbe Karls des
Großen

Die Ausstellung Das
Erbe Karls des Großen auf der Bratislavaer Burg knüpfte an das Projekt Wiegen
der europäischen Kultur an, das im Rahmen des europäischen Programms Kultur
2007 – 2013 realisiert wurde. Die Ausstellungskonzeption präsentierte man in
verschiedenen Modifikationen an zwei großen Ausstellungen im belgischen Ename
und in Prag, sowie an einigen kleineren Installationen in Ravenna, Montmajour
und Ljubljana. An dem europäischen Projekt partizipierte das Denkmalamt der
Slowakischen Republik zusammen mit zwölf anderen akademischen Institutionen und
Museen aus neun europäischen Ländern. Für das slowakische Publikum wurde die
Konzeption der Ausstellung, die in Bratislava im Jahre 2016 stattgefunden hat,
in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Institut in Prag und mit Hilfe
weiterer Institutionen aus der Slowakei und aus Ungarn modifiziert. Den
Hauptteil der Bratislavaer Version der Ausstellung baute man nach dem Prinzip
der Einheit in Vielfalt und Vielfalt in Einheit auf. Im ersten Abschnitt
stellten sich fünf europäische Regionen vor, von denen jede einzelne eine
gewisse Unterschiedlichkeit repräsentierte. Mitteleuropa wurde als ein neues
Gebiet präsentiert, das kulturelle Impulse aufnimmt und gleichzeitig mit
verschiedenen Gütern einschließlich der Sklaven intensiv handelt.

Das Prinzip der
Einheit wurde durch das Thema der Verwaltung, Religion, Ökonomik, Kultur,
Bildung, Kunst und Architektur vorgestellt. Einzelne Phänomene konnte man an
den ausgewählten bedeutenden Fundorten verfolgen. Besondere Aufmerksamkeit
wurde Mitteleuropa, insbesondere dem Gebiet der Slowakei geschenkt. Neben
Böhmen und Mähren wurde das Nitraer Fürstentum als eine selbständige Region
thematisiert, die sich seit der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts
herausgebildet hat und an der Wende des 10. und 11. Jahrhunderts zu einem
bedeutenden kulturellen und politischen Zentrum wurde. Die Betrachtung des
Nitraer Fürstentums in einem breiteren mitteleuropäischen und europäischen
Kontext war in der Ausstellung durch neue Interpretationskarten und durch die
Auswahl der Themen und Exponate unterstützt.

Für die Ausstellung
in erneuerten unterirdischen Räumen der Bratislavaer Burg wurden einzigartige
Gegenstände aus heimischen sowie ausländischen Institutionen in Niederlanden,
Deutschland, Italien, in der Tschechischen Republik, Slowenien, Kroatien und
Ungarn geliehen. Die Ausstellung handelte von der Periode des europäischen
Frühmittelalters, in der sich das heutige kulturelle Europa geformt hat. Sie
repräsentiert eine Aufforderung zur Diskussion über die gegenwärtige Bedeutung
der Vergangenheit, wobei sie sich auf die gegenseitige Wirkung des Gedächtnisses,
der Identität und des Ortes konzentriert.

Gabriela Podušelová

Schätze der Gotik
aus der Slowakei. Spätmittelalterliche Kunst in der Slowakei

Am 29. September
2016 eröffnete man im Dienstsitz des italienischen Präsidenten – im römischen
Quirinalspalast eine Ausstellung der Juwele unserer spätgotischen Kunst bei
persönlicher Teilnahme der Präsidenten Italiens und der Slowakei, Sergio
Mattarella und Andrej Kiska. An der feierlichen Vernissage haben auch der
slowakische Kulturminister Marek Maďarič, Vertreter der römisch-katholischen
Kirche, slowakische und italienische Diplomaten und andere Gäste teilgenommen.

Für das
italienische Kulturumfeld bereitete das Slowakische Nationalmuseum-Historische
Museum ein Ausstellungskonzept vor, das den Untertitel Vita Christi im Werk des
Meisters Paul von Leutschau trug. Die Kuratorinnen der Ausstellung, die
Kunsthistorikerinnen Mária Novotná und Alena Piatrová, haben zusammen mit der
Ausstellungskommissarin Gabriela Podušelová eine Geschichte ausgewählt, die in
der europäischen Kultur allgegenwärtig ist. Das italienische Umfeld kennt das
Kulturerbe der Slowakei nur in einem beschränkten Maße, deswegen entschieden
sie sich, diese kulturellen Werte am Beispiel des Werks von unserem
berühmtesten spätgotischen Künstler zu präsentieren – Meister Paul von
Leutschau. Ausgestellt wurden beinahe 50 Kunstwerke, die die bildhauerische
Produktion von Meister Paul und die Malerproduktion seiner Zeitgenossen und
Mitarbeiter repräsentierten. Die Kollektion umfasste außerdem Beispiele der
bedeutendsten Goldschmiedearbeiten aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, religiöse
Textilien und eine Inkunabel. Bei der Auswahl der Werke berücksichtigte man
auch die Verbindung mit italienischer Kunst. Zum ersten Mal außerhalb der
Slowakei präsentierte man das Original der Statuengruppe vom Altar der Geburt
Christi aus der Basilika des Hl. Jakob in Levoča und das Tafelgemälde mit dem
Passionsmotiv vom Hauptaltar der Kirche Hl. Martin in Lipany. Die
Ausstellungskollektion umfasste auch ein monumentales Tafelgemälde der heiligen
Anna (selbdritt) aus Rožňava, eine Gruppe von spätgotischen Monstranzen aus
Spišská Nová Ves, Poprad-Veľká, Prievidza und Bojnice, oder auch ein Altarkreuz
und einen Altarkelch aus Spišská Belá. Besondere Aufmerksamkeit fesselte der
Kelch aus Nitra, bei dessen Verzierung goldene römische und byzantinische Münzen
angewandt wurden.

Das Slowakische
Nationalmuseum brachte nach Rom eine begrenzte Auswahl der hochwertigsten Werke
unserer spätgotischen Kunst, die auf die Qualität und den Reichtum des
slowakischen Kulturerbes hinweisen sollten.

TRNAVA

Darina Fridrichová

Die Stadtmauern von
Trnava bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts in schriftlichen Quellen

Trnava zählte zu
den bedeutendsten Städten im Rahmen des ganzen Königreichs Ungarn und als eine
der ersten erhielt sie auch umfangreiche Privilegien schon im Jahre 1238.
Deswegen begann relativ früh auch ihre urbanistische Entwicklung, die schon im
13. Jahrhundert auch den Aufbau des Fortifikationssystems umfasste. Das
Wehrsystem bestand aus insgesamt etwa dreißig Türmen von quadratischem
Grundriss, die aus Backsteinen gebaut und regelmäßig in einem fast
symmetrischen rechteckigen Schema angeordnet waren, in dem sie miteinander
durch eine Erdwallkonstruktion verbunden waren. Diese älteste Phase der
Stadtmauern ist etwa seit den 1270er Jahren, nach den ungarisch-böhmischen
Kriegen und den Angriffen auf Trnava in den Jahren 1271 und 1273, systematisch
in eine beständigere, ganz gemauerte Form umgebaut worden. Ein solches
Fortifikationssystem, durch weitere Türme und Basteien ergänzt, gewann die
Stadt mit allmählichem unterbrochenem Aufbau jedoch erst einige Jahrzehnte
später. Im nachfolgenden 14. Jahrhundert wurde es dann zu einer dauerhaften
urbanistischen Wehranlage der Stadt, die während des ganzen Mittelalters
funktionierte.

Eine wichtige
Funktion der Trnavaer Bürger, aber auch des Land- oder Gauadels, war die
Instandhaltung der Trnavaer Stadtmauern, die im Fall einer Gefahr wichtigen
Schutz der Bevölkerung aus der Umgebung sowie dem Adel selbst gewährten und
gleichzeitig eine bedeutende Grenzfestung darstellten. Schon aus dem Jahre 1467
erhielten sich drei Mandate des Königs Matthias I. mit einer Verordnung für die
Adeligen des Trenčíner, Nitraer und Pressburger Gaus, ihre Untertanen nach
Trnava zu schicken, um bei Säuberung der Wehrmauern und Stadtgräben zu helfen.

Ähnliche Belege für
die Instandhaltung der Stadtmauern und -gräben erhielten sich auch aus dem 16.
Jahrhundert, und zwar aus den Jahren 1543, 1544 und 1548. Ein bedeutendes
Dokument mit Informationen über die Bauarbeiten, die von der Stadt bei der
Instandhaltung der Stadtmauern realisiert wurden, stammt aus den Jahren 1548
bis 1554. Wir erfahren davon Details über größere sowie kleinere bauliche
Eingriffe, aber auch über Reparaturen der Stadttore und Zugangsbrücken.

Lucia Duchoňová –
Daniela Čambálová

Das Westslowakische
Museum in Trnava nach einer Erneuerung

Das Westslowakische
Museum in Trnava erlebte im Jahre 2015 eine Rekonstruktion und Modernisierung
seines Gebäudes. Das Museum siedelt seit seiner Gründung im Jahre 1954 im Objekt
des ehemaligen Klarissinnenklosters in Trnava, das zusammen mit der anliegenden
Kirche ein nationales Kulturdenkmal darstellt. Das ausgedehnte Gebiet zwischen
den Kleinkarpaten und dem Fluss Waag erhielt Konstanze aus dem Hause Árpád,
Tante des ungarischen Königs Béla IV., zusammen mit der Stadt Trnava kurz nach
ihrer Trauung als Hochzeitsgeschenk. Ihre Ehe mit dem böhmischen König Ottokar
I. Přemysl sollte die langjährigen Grenzstreitigkeiten schlichten. Nach ihrem
Tod überging der Besitz von Trnava an Béla IV., der es schon im Jahre 1238 zur
freien königlichen Stadt erhob. Die mittelalterliche Gesellschaft unterstützte
die werdenden Bettelorden, die sich in Randteilen der wirtschaftlich
prosperierenden Städte niederließen. Béla IV. ließ aus Achtung vor seiner
Schwester Elisabeth von Thüringen, die im Jahre 1235 heiliggesprochen wurde, in
Trnava eine kleine Kapelle Hl. Elisabeth bauen. Damit schuf er Raum für eine
Gruppe von jungen Mädchen und Frauen, die der Lehre von Hl. Klara von Assisi
gefolgt sind.

Schon im Jahre 1240
werden die Nonnen des Ordens der Hl. Klara in einer Urkunde von Béla IV.
erwähnt. Ungefähr im Jahre 1256 begann der Bau des Klosters und der Kirche
Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen. Am Anfang umfasste der Komplex das
Kirchengebäude und nur ein Wohngebäude – den heutigen zentralen Klosterflügel.
Das Gebäude hatte wenigstens zwei Stockwerke. Im Jahre 1235 wurden das Kloster
und die Kirche teilweise durch einen großen Brand beschädigt, im letzten
Drittel des 14. Jahrhunderts bekam der Komplex ein neues, gotisches Aussehen.
Im 16. Jahrhundert erlebte Ungarn Ständeaufstände, einen Krieg gegen die
Osmanen, einen schnellen Aufstieg der Reformation sowie den Verfall der
Ordensinstitutionen zusammen mit Säkularisierung ihrer Eigentümer. Am Anfang
des 17. Jahrhunderts befand sich das Kloster im baufälligen Zustand. Die
unruhige Atmosphäre des 17. Jahrhunderts, wo die Klarissinnen mehrmals die
Stadt verlassen haben, verursachte, dass man erst im Jahre 1622 nach ihrer
Rückkehr nach Trnava mit einem frühbarocken Umbau fortfuhr.

Das Gebäude diente
als Klarissinnenkloster bis zum Jahre 1872, als Joseph II. diesen und andere
Orden auflöste und das Objekt der Armee geschenkt hat. Anschließend wurde es zu
einem Spital und nach dem Jahre 1850 zum Militärkrankenhaus mit einer
Spezialisierung auf Geisteskrankheiten. Das Museum übernahm das Gebäude im
verödeten und teilweise sogar baufälligen Zustand. Allmählich reparierte es das
Objekt für seine Zwecke. Die Rekonstruktion und Modernisierung des Gebäudes des
Westslowakischen Museums in Trnava hat im Jahre 2015 zur Verbesserung des
Areals des ehemaligen Klarissinnenklosters in Trnava beigetragen, das einen
außerordentlichen urbanistischen Wert sowie andere denkmalpflegerische Werte
besitzt. An das Areal des Klosters knüpfen die umliegenden Parkanlagen und das
Eingangsinterieur an.

Jaroslava Žuffová –
Milan Kazimír

Erneuerung des
Bürgerhauses auf dem Trojičné-Platz Nr. 5 in Trnava

Das nationale
Kulturdenkmal Bürgerhaus auf dem Trojičné-Platz Nr. 5 in Trnava befindet sich
auf dem Hauptplatz, der ein natürliches Zentrum des städtebaulichen
Denkmalschutzgebietes bildet. Es gehört zur komplett erhaltenen historischen
Bebauung des Platzes, der sich im 13. Jahrhundert nach Erteilung der
Stadtprivilegien herausbildete. Seitdem begann diese Fläche die Funktion des
Hauptmarktes in der Stadt zu erfüllen.

Das Haus Nr. 5
befindet sich inmitten der Nordseite des Platzes. Es erlebte eine komplizierte
bauliche Entwicklung, deren Ergebnis heutzutage ein dreiflügeliges, im ganzen
Umfang zweistöckiges Durchfahrtsgebäude mit C-förmigem Grundriss darstellt.
Nach der letzten Erneuerung in der Zwischenkriegszeit und nach Verstaatlichung
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Haus unzureichend instand
gehalten, mit ernsthafter statischer Störung des Hofteiles. Es war also die
höchste Zeit, mit einer komplexen Rettung des Denkmals anzufangen. Der
Erneuerung ist eine architektonisch-historische und kunsthistorische Forschung
vorangegangen, die zahlreiche Funde und neue Erkenntnisse über die stilistische
Entwicklung des heutigen Bürgerhauses brachte.

Das Ziel der
Erneuerung war es, dem Objekt seine klassizistische Gestalt zurückzuverleihen
und die Stilelemente des Interieurs beizubehalten. Das Haus konnte man im
ganzen historischen Umfang erhalten, mit vielen originalen Stilelementen
(Steinmetz-, Tischler-, Stuck- und Schmiedearbeit) aus einzelnen
Entwicklungsetappen des Objektes schon seit dem Mittelalter. Als einzigartig
und ungewöhnlich kann man die Rekonstruktion des Renaissance-Durchfahrtsportals
bezeichnen. Das erneuerte Portal wird durch ein Tor ergänzt, das aufgrund
stilistischer Analogien zum Denkmalbestand des historischen Stadtkerns von
Trnava hergestellt wurde.

Adrián Lančarič

Ehemalige
Wassermühlen der Stadt Trnava

Das prosperierende
und gut funktionierende wirtschaftliche Umfeld der Stadt Trnava, oder ihre
Selbstversorgung mit Lebensmitteln, wirkte in der Vergangenheit als Garant des
sozialen und ökonomischen Wachstums. Das Getreidemahlen war und ist immer noch
die grundsätzliche Herstellungstätigkeit bei Verarbeitung der wichtigsten
landwirtschaftlichen Rohstoffe. Das Mehlmahlen für die Bewohner Trnavas verlief
seit dem Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Mühle
Kamenný mlyn (Steinmühle), deren Umfassungsmauern bis heute noch stehen. Als
ein slowakisches Unikat kann man die Mühle Vnútorný mlyn (Innenmühle)
betrachten, die im befestigten Zentrum von Trnava befindlich war. Diese hatte
jedoch nicht so viel Glück und nach mehr als vier Jahrhunderten ist sie ihrem
Schicksal verfallen. Heute erinnert an sie ein stilisierter Neubau an der
ursprünglichen Stelle. Die Mühle Pažitný mlyn (Angermühle) überlebte ebenfalls
nur im Gedächtnis der älteren Zeitzeugen. Das einzige erhaltene ursprüngliche
Mühlanwesen ist die Hrnčiarovský Mühle, die dank ihren Besitzern zum Leben
erwacht ist und heutzutage eine attraktive Stelle für Entspannung, Relax und
Gastronomie darstellt.