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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 3/2015

KATEGORIE ENTDECKUNG – FUND

Dárius Gašaj – Ján Rákoš
Germanisches Brandgräberfeld in Rankovce
Archäologische Forschung über die ältere Römische Kaiserzeit in der Ostslowakei lieferte bisher nur eine kleine Menge von Grabfunden. Der Grund dafür ist nicht nur ein Mangel an archäologischen Ausgrabungen, sondern auch die Tatsache, dass die meisten Gräberfelder aus dieser Zeit unwiederbringlich durch Pflugarbeiten zerstört wurden. Aus dem Gebiet der Ostslowakei kennen wir zum Beispiel ein größeres Gräberfeld in Zemplín, ein vereinzeltes Grab aus Lesné, Grabfunde aus Lastovce, Svätá Mária und neulich auch aus Kvakovce. Die letztgenannten Funde entdeckte man durch Zufall bei einer extremen Senkung des Wasserspiegels auf dem Ufer des Stausees Domaša.
Das ausgedehnte germanische Brandgräberfeld in Rankovce ist durch einzigartige Funde aus dem Umfeld der Przeworsk-Kultur charakterisiert. Das Volk dieser Kultur kam auf das Gebiet der Ostslowakei aus Polen durch die Karpatenpässe im 2. nachchristlichen Jahrhundert. Den Umzug des Volkes dieser Kultur verbindet man mit der historisch belegten Expansion der Vandalenstämme der Hasdingen über die Karpaten bis an die Grenze des Römischen Reichs zur Provinz Dakien.
Das Gräberfeld in Rankovce wurde durch Zufall entdeckt. Anfang Mai 2014 gewannen die Angestellten des Ostslowakischen Museums zu Košice einen kleinen Verband von eisernen Gegenständen, die im Kataster der Gemeinde gefunden wurden. Die Kollektion enthielt eine Gewandspange, ein Messer und Fragmente des Schildbeschlags. Die Gegenstände sowie die von dem Finder beschriebenen Fundumstände deuteten an, dass es sich um ein gestörtes römerzeitliches Brandgrab gehandelt habe. Das Ostslowakische Museum hat an der Fundstelle eine kleine Rettungsgrabung durchgeführt und drei weitere Brandgräber untersucht. In der Sommerkampagne 2014 begann die systematische Ausgrabung des Gräberfeldes.
Das nur in kleinem Maße gestörte Gräberfeld erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 60 x 40 m. Im Jahre 2014 untersuchte man eine Fläche von 100 m2, wo 20 Brandgräber dokumentiert wurden. Die Gräber befanden sich in seichten Gruben im felsigen Untergrund, in drei von ihnen waren die Brandreste in Urnen deponiert. In Kriegergräbern fand man Schildbuckel, Gürtelbeschläge, Scheren, Lanzen- und Speerspitzen und sporadisch auch größere Waffen, zum Beispiel lange Ringknaufschwerter, die auf dem Gebiet der Slowakei nur sehr selten vorkommen. Häufig waren auch eiserne und bronzene Sporen, die manchmal paarweise aufgetreten sind und die typische Ausstattung von Reiterkriegern dargestellt haben, und außer ihnen noch Fragmente von Bronzegefäßen oder von importierter römischer Terra Sigillata-Keramik – Typ Dragendorf 33. Die zweite große Gruppe umfasste die Gräber mit charakteristischen Frauenbeigaben – Gewandspangen, meistens in Paaren auftretend, eisernen Gürtelschnallen und tönernen Spinnwirteln, oder Glasgefäßfragmenten und Glasperlen. Die meisten dieser Gegenstände von germanischer und römisch-provinzialer Herkunft erlauben es, die Gräber in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts zu datieren.

KATEGORIE DAUERAUSSTELLUNG

Naďa Kančevová
NESTEX – unbeständige Ausstellungen der Slowakischen Nationalgalerie
In den letzten Jahren spricht man in den Museumskreisen oft über den Bedarf an Rekonstruktion und Umwandlung der „Dauerausstellungen“, beziehungsweise über deren Transformation in unbeständige Ausstellungen. Dieser Bedarf reflektiert tiefere Veränderungen, die sich innerhalb der Fachdisziplin abspielen: beginnend mit der Abwendung von der linearen (stilistischen) Kunstgeschichte bis zu den Verschiebungen in der Auffassung der Form und Funktion von Museen/Galerien. Diese Institutionen werden immer offener gegenüber der Außenwelt und bemühen sich immer mehr, das Interesse von einem breiteren Kreis der Besucher zu gewinnen.
Im slowakischen Kontext bildet das laue Interesse, bzw. der Mangel an Interesse der Öffentlichkeit für langzeitige Dauerausstellungen eine Folge der Zusammenwirkung von außermusealischen gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Faktoren. Umso mehr ist es deswegen nötig, sich auf diejenigen Ursachen zu konzentrieren, die man aus der Position der professionellen Sammlungsaussteller beeinflussen kann. Für die Kuratoren der Museen/Galerien sollten die Strategien und Formen der Präsentation von Sammlungen genauso wichtig sein wie deren Interpretation. Die Kompetenzen zur textuellen Interpretation der Sammlungsgegenstände, bzw. diejenigen im Gebiet der Fachkenntnis, müssen nicht unbedingt immer hinreichend für ihre Präsentation sein. Das Ausstellungswesen repräsentiert ein sehr spezifisches Format der kunstgeschichtlichen Tätigkeit, das auf einer unterschiedlichen Form der Kommunikation mit dem Zuschauer beruht, als es bei dem schriftlichen Text oder der Vorlesung der Fall ist.
Die Slowakische Nationalgalerie re-installierte in der Vergangenheit mehrmals ihre Dauerausstellungen, um in sie die „nationale Kunstgeschichte“ zu projizieren, die auf eine spezifische Stellung des slowakischen Territoriums innerhalb des breiteren Komplexes von Mitteleuropa und Europa im Allgemeinen verweisen würde. Die Transformation der SNG in eine Form, die mehr der aktuellen Funktionierung einer solchen Institution in heutiger Gesellschaft entspricht, widerspiegelt sich auch in den Bemühungen, die Limite der scheinbar „neutralen“ Installationen zu überwinden.
Das Projekt NESTEX (am 17. Januar 2014 veröffentlichte unbeständige Ausstellung gotischer und barocker Kunst) im kuratorischen Konzept von Dušan Buran und Katarína Chmelinová verzichtet auf eingebürgerte Kriterien, wie Chronologie, Stil oder Ikonographie. Den charakteristischen Zug der Ausstellung bildet Architektur, ein gewisser Theaterraum, der vor allem die Sinneswahrnehmung der ausgestellten Werke durch Erlebnisse verstärkt. Der Ausstellungsbesucher bewegt sich im verdunkelten Raum, wo er einem belichteten Gemälde oder einer belichteten Statue begegnet. Der Kontext wird außer kuratorischen und lektorischen Ausführungen auch durch Begleittexte, einen Katalog und eine kleine Broschüre mit Grundinformationen über die Werke ergänzt. Diese Materialien kann der Besucher während der Rundschau mit sich tragen.

KATEGORIE AUSSTELLUNG

Vladimír Turčan
Die Etrusker aus Perugia auf der Bratislavaer Burg
Die zivilisatorischen Impulse aus antikem Etrurien haben vom 8. bis 3. Jahrhundert v. Chr. auch das Mitteldonaugebiet erreicht. Verbunden waren die beiden Regionen durch die entlang der Donau führenden Handlesrouten, bzw. durch die Bernsteinstraße, die eine Verbindungslinie zwischen der adriatischen Küste und dem Ostseegebiet darstellte. Die Kontakte zwischen dem heutigen Gebiet der Slowakei und der antiken Welt begannen gerade zu der Zeit als die Etrusker, ein Volk, von dessen Ursprung und Sprache wir nichts Konkretes wissen, den Nordteil der Apenninenhalbinsel beherrschten.
Die Ausstellung Die Etrusker aus Perugia, die von Oktober 2014 bis März 2015 auf der Bratislavaer Burg stattgefunden hat, organisierten das Slowakische Nationalmuseum zu Bratislava, Museo archeologico nationale dell’Umbria Perugia, das Italienische Kulturinstitut in Bratislava und die Selbstverwaltungsämter der Städte Bratislava und Perugia unter der Schirmherrschaft des Slowakischen Kulturministeriums anlässlich des italienischen Vorsitzes im EU-Ministerrat. Gleichzeitig wird auf diese Weise auch die langjährige Partnerschaft zwischen den beiden Städten erfüllt.
Die Ausstellung verlief im unterirdischen Saal der Bratislavaer Burg mit einem L förmigen Grundriss. In dem kleineren Eintrittsraum befand sich in den Vitrinen der erste Teil der Ausstellung mit dem Titel „Die Slowakei zur Zeit der Etrusker“, der die archäologischen Funde der Kalenderberg-Kultur vorgestellt hat. Die Schöpfer dieser Kultur besiedelten im 8. – 4. Jahrhundert v. Chr. die Südwestslowakei und vor allem in ihrer Keramik kann man mehrere Parallelen mit den Etruskern finden. Im zweiten Teil der Ausstellung präsentierte man 80 Originalexponate aus Perugia. Am wertvollsten unter ihnen waren steinerne Hausurnen, wie sie bei den Etruskern üblich waren. Deren Wände trugen figurale Reliefverzierung mit familiärer, mythologischer und historischer Thematik. Auf den meisten von ihnen war eine farbige Oberflächenbehandlung erhalten, die ihren künstlerischen Wert noch erhöht. Die Ausstellung umfasste auch Keramik, Kleinschmuck, Militaria, Kultartefakte und Alltagsgegenstände. Zu interessanten Exponaten gehörte auch die Rekonstruktion eines Holzwagens mit bronzenen Applikationen aus San Mariano und ein Model der unterirdischen Familiengruft der Volumni, die im Jahre 1840 entdeckt wurde. Anlässlich der Ausstellung erschien ein 190-seitiger zweisprachiger Katalog, an dessen Bearbeitung sich 20 italienische und slowakische Autoren beteiligt haben.

KATEGORIE PUBLIKATION

Jana Oršulová
Inkunabeln – die Kunst des 15. Jahrhunderts in der Slowakischen Nationalbibliothek. Ein Gespräch mit Ľubomír Jankovič
Die Slowakische Nationalbibliothek in Martin hat im Jahre 2014 ein imposantes 358-seitiges Buch „Inkunabeln: Die Kunst der europäischen Buchschöpfer des 15. Jahrhunderts im Sammlungsbestand der Slowakischen Nationalbibliothek“ herausgegeben. Sein Autor, PhDr. Ľubomír Jankovič, PhD. (* 1960), ist Historiker der Buchkultur, Heraldiker, Publizist und Komponist, seit 1984 wirkt er in der Slowakischen Nationalbibliothek in Martin. Er beschäftigt sich mit der Problematik der historischen Exlibris und Supralibros in Bezug auf die Slowakei. Zu diesem Thema publizierte er zahlreiche Studien in der Slowakei sowie im Ausland und verlegte eine thematische Monographie. Im Jahre 1996 initiierte er die Digitalisierung wertvoller mittelalterlicher Denkmäler der slowakischen Buchkultur im Rahmen des UNESCO-Programms „Gedächtnis der Welt“. Bedeutsam unter ihnen ist die Edition von fünf Bratislavaer Antiphonarien aus der Bibliothek des Bratislavaer Kapitels, die im Jahre 1997 in die UNESCO-Liste „Gedächtnis der Welt“ eingetragen wurden. Im Jahre 2010 verlegte er zusammen mit PhDr. Klára Komorová die belohnte repräsentative Publikation „Juwele der Buchkultur und des archivalischen Dokumentarerbes in Beständen und Sammlungen der Slowakischen Nationalbibliothek“.
Seine dritte Monographie „Inkunabeln: Die Kunst der europäischen Buchschöpfer des 15. Jahrhunderts im Sammlungsbestand der Slowakischen Nationalbibliothek“ geht von einer Kollektion von 516 Bänden mit verschiedenem thematischem Inhalt aus. Vertreten sind hier die Werke von griechischen und römischen Klassikern, Autoren der frühchristlichen Periode (Patristik), Scholastik, liturgische Schriften, Werke der ersten Humanisten (philosophische, historische, naturwissenschaftliche, Werke über die Gesundheitslehre), Chroniken und Reiseberichte der deutschen, schweizerischen, italienischen und französischen Herkunft. Die Problematik der illuminierten, kaligraphischen und zeichnerischen Ausschmückung, Holzdruck-Illustration, Typographie sowie des historischen Bucheinbands von einem Teil der Wiegendrucke in der Sammlung der Inkunabeln der Slowakischen Nationalbibliothek erforderte eine umfangreiche Forschung im Rahmen des breit konzipierten Projektes „Gedächtnis der Slowakei – Nationales Zentrum für Forschungsexzellenz, Schutz und Zugänglichmachung des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes“. Das Projekt wurde von der Slowakischen Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Mediamatik und Kulturerbe an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Žilina initiiert. Seine Outputs in Form von Teilstudien und dieser Monographie repräsentieren das Ergebnis von sorgfältiger Heuristik, dem Studium der verfügbaren Literatur und der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit tschechischen Spezialisten im Gebiet der Inkunabelkunde (Petr Voit, Kamil Boldán) sowie mit ausländischen Kunsthistorikern (Milada Studničková, Marianna Rozsondai). Dieses Ergebnis könnte auch einen Impuls und die Inspiration für die nächsten Aufgaben der Forschung und Präsentation dieses Themas in der Slowakei darstellen (die Forschung über die mittelalterliche Buchmalerei, Grafik und den Bucheinband, Produktion von Dokumentarfilmen und thematischen Ausstellungen, Kulturpublizistik).

Richard Marsina
Chronik des Johannes de Thurocz
Die Chronik des Johannes de Thurocz (Johannes de Thurocz: Chronica Hungarorum, 1488) ist die umfangreichste Chronik des Königreichs Ungarn seit den ältesten (sogar biblischen und hunnischen) Zeiten bis zur Eroberung der Wiener Neustadt durch den ungarischen König Matthias Corvinus im Jahre 1487. Die erste Ausgabe erschien als eine Inkunabel – der Wiegendruck am 3. März 1488 in Brünn und ihr Besteller war der Olmützer (vorher Großwardeiner) Bischof Johann Filipec, Oberkanzler des Königs Matthias Corvinus. Die zweite Ausgabe erschien schon im Juni 1488 in Augsburg.
Johannes de Thurocz stammte aus einer Turzer Adelsfamilie, geboren wurde er um 1435. Auf seinen Namen stoßen wir in den erhaltenen Schriftstücken zum ersten Mal im Jahre 1459, wo er als Teilnehmer an einem Vermögensstreit erwähnt wird. Nach dem Jahre 1465 ist er als Rechtsanwalt des Prämonstratenser-Konvents in Eipelschlag (Šahy) oder Notar im Amt des Landesrichters aufgetreten. Im Jahre 1486 wurde Johannes de Thurocz zum Hauptnotar ernannt und dieses Amt bekleidete er dann bis zu seinem Tod an der Wende 1488/1489.
Die Chronik des Johannes de Thurocz besteht aus vier Teilen. Den ersten Teil bildet die sogenannte Hunnenchronik, in der er insbesondere aus dem historisch-geographischen Werk von Enea Silvio Piccolomini (später Papst Pius II.) und aus der Weltchronik des florentinischen Erzbischofs Antoninus schöpft. Im zweiten Teil befindet sich die Beschreibung und Besetzung des Karpaten-Donaubeckens durch die Magyaren und die Geschichte Ungarns bis zu der Zeit von Karl Robert (1308 – 1342). Im dritten Teil, der die vollständig übernommene Chronik des Johannes (Apród) aus Šarišské Sokolovce (die ungarische Historiographie nennt ihn János Küküllei) darstellt, beschreibt er die Zeit von Ludwig I. (1342 – 1382) und der vierte Teil, bis auf acht Kapitel, repräsentiert sein eigenes Werk.
Johannes de Thurocz ist der erste Chronist im Königreich Ungarn, der kein Kleriker gewesen ist. Er war Anhänger der sogenannten Eroberungshypothese der militärischen Landnahme durch die Magyaren. Die Chronik des Johannes de Thurocz enthält zahlreiche Details über die politische, militärische und dynastische Geschichte dieses Königreichs, dessen dauerhafter Bestandteil auch die heutige Slowakei gewesen ist. Die Herausgabe dieses Werkes und seine Übersetzung ins Slowakische (aus dem lateinischen Original übersetzte es Július Sopko, der es auch mit 985 Anmerkungen versehen hat; Autoren der Studien sind Ľubomír Jankovič und Richard Marsina) leisten einen bedeutenden Beitrag zur slowakischen Historiographie. Schade, dass es nicht möglich war, auch das vom Übersetzer erstellte Register zu veröffentlichen.

KATEGORIE KLEINERE PUBLIKATION

Kristína Markušová
Denkmalschutz der Glocken
Die Publikation „Denkmalschutz der Glocken: Methodik“ ist ein methodisches Handbuch, das besonders für die Denkmalpfleger und Besitzer/Verwalter von Glocken in der Slowakei bestimmt ist. Neben der Erforschung und Erhaltung von Denkmalwerten widmet sie sich jedoch auch der Erhaltung von authentischem Glockenklang. Die Autoren der Publikation sind Juraj Gembický, Angestellter des Kreisdenkmalamtes in Košice, der sich mit dem Schutz von Glocken, Sepulkralien und historischen Denkmälern beschäftigt, und Radek Lunga, der Diözesankampanologe des Bistums in České Budějovice und Mitautor des methodischen Handbuchs zum Glockenschutz in der Tschechischen Republik. Beide Autoren stützten sich bei Erarbeitung des Textes auf eine ausführliche Kenntnis der Problematik von Glocken in der Slowakei, verwertet haben sie jedoch auch die Erfahrungen der Kampanologen in den Nachbarländern.
Die Publikation enthält sieben Hauptkapitel, die sich gleichermaßen mit Glocken und dem Läuten befassen. Sie definiert sowohl die Glocke als Gegenstand des Denkmalschutzes als auch ihre Beziehungen zur Umwelt – Platzierung, Gebrauchsweise. Der Leser wird mit den Grundkriterien der Bestimmung des Denkmalwertes und Forderungen eines Antrags auf Erklärung zum nationalen Kulturdenkmal vertraut gemacht. Das Handbuch bietet die Anweisung, wie man im Fall der denkmalpflegerisch nichtregistrierten Glocken vorgehen soll (die Autoren betonen, dass sämtliche Glocken, die bei uns bis 1916 abgegossen wurden, die Kriterien des Denkmalschutzes erfüllen). Im Kapitel „Sekundäre Eingriffe in den Denkmalwert der Glocke“ werden im Text und Bild passende und unpassende Eingriffe und deren Folgen erklärt (zum Beispiel unempfindliche Elektrifizierungsformen verkürzen gewöhnlich die Nutzungsdauer einer funktionsfähigen Glocke). Interessant ist, dass gerade die „unvollkommene“ manuelle Art des Läutens bei guter Pflege eine mehrhundertjährige Nutzung von einem und demselben Instrument ermöglicht, während die „vollkommenen“ Maschinenantriebe unwiederbringliche Schaden hervorrufen.
Die Publikation enthält ein Handbuch für den Besitzer, damit er anhand des überprüften Verfahrens regelmäßige qualitätsvolle Pflege ausüben kann. Im Abschlusskapitel befindet sich die erforderliche Dokumentation zur Erneuerung – Restaurierung der Glocke. Die Publikation ist mit einer umfangreichen Liste der Quellen und Verweise auf andere Literatur und Quellen ausgestattet. Die Bildbeilagen helfen die slowakische Fachterminologie der Glockenteile und des Zubehörs zu vereinigen. Die Publikation kann man im PDF-Format von der Webseite des Slowakischen Denkmalamtes herunterladen: /page/publikacie.

Daniel Hupko
Eine Einladung in den Steinzeuggarten
Das Buch Die Geschichte der Kremnitzer Steinzeugfabrik hat im Jahre 2014 auf eigene Kosten seine Autorin Valéria Solčániová herausgegeben. Die mehr als 200-seitige Monographie repräsentiert das Ergebnis einer präzisen Archivforschung und kartiert die Geschichte der Kremnitzer Steinzeugfabrik während ihrer 140-jährigen Betriebszeit (1815 – 1956).
Die Autorin hat die Geschichte der Kremnitzer Steinzeugfabrik in drei Kapitel aufgeteilt. Das erste von ihnen mit dem Titel Geschichte der Steinzeugproduktion in der Slowakei und in der Stadt Kremnitz verdeutlicht die Anabase der Steinzeugproduktion auf unserem Gebiet seit dem 18. Jahrhundert und legt dabei Nachdruck auf die Entstehung und Entwicklung dieser Produktion in Kremnitz. Das zweite Kapitel Entwicklung, Verlauf und Ende der Produktion in der Kremnitzer Steinzeugfabrik im 20. Jahrhundert ist hinsichtlich der erhaltenen Quellen am umfangreichsten. Es verfolgt die Schicksale der Fabrik bis 1956, als die Produktion beendet wurde. Die Aufmerksamkeit schenkt man ebenfalls dem Prozess der Verstaatlichung der Fabrik im Jahre 1945 und dem geänderten Status der Angestellten. Angesichts des gesellschaftlichen Gedächtnisses der Region ist das letzte, dritte Kapitel am wichtigsten. Die Autorin fasst darin die Kenntnis zusammen, die sie bei der Terrainforschung in Sammlungen der slowakischen Museen (Münzen- und Medaillenmuseum in Kremnica, Slowakisches Nationalmuseum in Martin und Mittelslowakisches Museum in Banská Bystrica) erworben hat. Eine besondere Aufmerksamkeit wird auch dem Fabrikkomplex und dem Verlauf des Produktionsverfahrens geschenkt.
Außer der eingehenden Beschreibung der Geschichte der Fabrik fesselt den Leser am meisten die Bilddokumentation im Buch: sie umfasst die ganze Struktur des Herstellungsprogramms von der hohen sowie niedrigen Ware über die Erzeugnisse dekorativen Charakters bis zu Gebrauchsgegenständen aus Steinzeug (z. B. Tintenfässer). Mit Rücksicht auf die Erkenntnis der Museumssammlungen des Kremnitzer Steinzeugs in der Slowakei ist besonders wichtig der letzte Teil des Buchs, in dem Valéria Solčániová eine zusammenfassende Übersicht der realisierten Ausstellungen des (Kremnitzer) Steinzeugs aus den letzten Jahrzehnten (1970, 1981, 1983, 1996, 2013) darbietet. Am größten unter ihnen ist gerade die Dauerausstellung mit dem Titel Der Reiz der Steinzeuggärten, die mehr als 800 Sammlungsgegenstände präsentiert und im Jahre 2013 in Kremnica eröffnet wurde.

KATEGORIE ERNEUERUNG

Peter Hudák
Das Wasserwerk in Palárikovo
Die Erbauung eines Wasserwerks mit hölzernem Wasserturm im ehemaligen Slovenský Meder (ung. Tótmegyer), heutigen Palárikovo, hing mit dem Umbau des Schlosses und der wirtschaftlichen Gebäude auf dem Herrschaftsgut der Familie Károlyi zusammen. Graf Ludwig (Lajos) I. Károlyi (1799 – 1863), nachdem er den Posten des Nitraer Gespans verlassen hatte, begann sich intensiv mit der Modernisierung seiner Herrschaft zu beschäftigen. Den Umbau hat er dem Atelier des bedeutenden Wiener Architekten Heinrich Koch anvertraut, in dem im Jahre 1836 ein begabter Architekt Nikolaus Ybl tätig war. Den hat Koch für die Realisation seiner Entwürfe empfohlen. Nach dem Tod von Heinrich Koch im Jahre 1861 übernahm Ybl die Führung des begonnenen Umbaus der herrschaftlichen Gebäude in Palárikovo und wandte dabei auch seine eigenen einfallsreichen Konzepte an.
Im Jahre 1863 erbte die Herrschaft Ludwigs Sohn, Graf Alois (Alajos, 1825 – 1889), der zu den prominenten Persönlichkeiten der damaligen europäischen Diplomatie gehörte, aber trotz seiner Arbeitspflichten auch für die Fortsetzung des Umbaus und Hochbringung des Familiensitzes der Károlyis gesorgt hat. Der ausgedehnte Herrenhof, wo außer Pferden auch Vieh gezüchtet wurde, ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch angewachsen. Erweitert wurde er allmählich um eine Likörfabrik und um weitere Betriebe, die die Ansprüche auf Wasserzufuhr erhöht haben. Dieses Problem hat man im Jahre 1869 mit der Erbauung eines Wasserwerks gelöst.
Das Wasserwerk wurde auf gemauertem Fundament gebaut und besaß einen Holzturm, auf dessen Spitze ein Behälter angebracht war. Neben diesem Turm stand über einem Brunnen der Maschinenraum mit einer Dampfmaschine und in sicherer Entfernung von diesem Holzgebäude befand sich ein Dampfkessel, der die Dampfmaschine belieferte. Die Dampfmaschine hat eine Pumpe im Brunnen angetrieben, die das Wasser in den Behälter an der Spitze des Turms geschoben hat. Von dem Behälter floss das Wasser durch ein Rohrleitungssystem nicht nur in den Herrenhof und seine Betriebe, sondern auch in ein kleines Krankenhaus, eine Schule und das Gebäude des Schlosses, wo sich mehrere Badezimmer befanden. Das Wasser diente auch als ein wichtiges Kompositionselement der Parkgestaltung und betonte den Glanz der aristokratischen Residenz. Am Anfang des 20. Jahrhunderts installierte man in dem Maschinenraum einen Elektromotor, der durch die elektrische Leitung aus der Zuckerfabrik im unweiten Šurany mit Strom eingespeist wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg belieferte das Wasserwerk weiterhin die Stallungen mit Wirtschaftstieren sowie die Anlagen, die mit dem ehemaligen Komplex der herrschaftlichen Gebäude zusammenhingen. Im Jahre 1959 wurde der hölzerne Teil des Maschinenraums durch einen gemauerten ersetzt. Am Ende des 20. Jahrhunderts verschlechterte sich der Zustand des Wasserwerks sehr deutlich wegen der vernachlässigten Pflege. Im Jahre 2012 stabilisierte man provisorisch den Turm, der sich in Richtung Nordosten neigte. Die komplette Erneuerung des Wasserwerks hat im Laufe des Jahres 2014 stattgefunden, wobei etwa 70 % der ursprünglichen Holzmasse erhalten blieben, einschließlich des äußeren Brettmantels. Im Wasserwerk befindet sich heutzutage eine Dauerausstellung über die Geschichte dieser Anlage und deren denkmalpflegerische Erneuerung.

KATEGORIE RESTAURIERUNG

Eva Spaleková
Der Hl. Christophorus – ein Wandgemälde an der Kirche in Nižný Slavkov
Die Fragmente eines Wandgemäldes mit Abbildung des Hl. Christophorus entdeckte man im Jahre 2013 während der Erneuerung des Exterieurs der Kirche Mariä Geburt in Nižný Slavkov. Die Kirche stammt aus dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts, das Wandgemälde ist vorerst in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Das Großgemälde an der südlichen Wand des Presbyteriums der Kirche Mariä Geburt in Nižný Slavkov ist nach zeitgemäßen Gewohnheiten so angebracht, dass es für die Pilger, die auf dem Weg aus der Zips und Scharosch gekommen sind, schon von weitem sichtbar war. Das Gemälde, mit der Technik des echten Freskos ausgeführt, blieb nur sehr fragmentarisch erhalten und ist schwer zu lesen. Seine Oberfläche wurde ziemlich beschädigt, worunter die ehemalige Intensität einzelner Farbtöne gelitten hat und auch die Details auf dem Hintergrund und im Unterteil unwiederbringlich verloren gegangen sind. Die Restaurierung verlief im Jahre 2014. Ihre Autoren konnten fast von dem „Nichtsein“ ein exzellentes Beispiel der monumentalen Malerei mit Bezug zu den Anfängen der Renaissance auf gegebenem Gebiet auferwecken.
Die robuste, stämmige Figur des Hl. Christophorus, der in der Grundikonographie als ein Riese in Gürteltunika, mit einem Stab in der Hand und dem Jesuskind auf der Schulter abgebildet wird, nimmt beinahe die ganze Bildfläche des großformatigen Exterieurgemäldes ein, wo sich eine Andeutung des blauen Himmels im Oberteil und der Wasserfläche am unteren Rand befindet. Die verbildlichte Körperhaltung drückt die Metapher aus, dass Christophorus die Last der ganzen Welt und denjenigen, der die ganze Welt geschöpft hatte, auf seinen Schultern trägt. Mit Rücksicht auf die schwere Beschädigung und den Verlust an der Originalmalerei lassen sich unter den Füßen des Christophorus die Andeutungen des mythischen Fisches Faronika ahnen. Die Autorin des Artikels beschreibt im Detail die restauratorischen Arbeiten an dem Gemälde – trockene und nasse Säuberung der Oberfläche des Gemäldes, Verfestigung, Tiefinjektion, Verkittung, Retusche und die abschließende Präsentation der umrahmten dargestellten Szene. Mit Restaurierung des Exterieur-Wandgemäldes mit Abbildung des Hl. Christophorus endete eine weitere Etappe der Erneuerung des ganzen Bauobjektes. Die restauratorischen Arbeiten wurden vom Slowakischen Denkmalamt – Regionalen Restauratorenatelier Levoča durchgeführt. Der verantwortliche Restaurator war Peter Hric, zusammengearbeitet hat Martina Hricová.

KATEGORIE AKTION – VERANSTALTUNG

Dana Lacová – Tomáš Farkaš
Das Museum der Befestigung von Petržalka
Der bürgerliche Verein „Das Museum der Befestigung von Petržalka“ entstand in Bratislava im Jahre 2011 als ein freiwilliger Verband der Fans von Militärgeschichte und -technik. Gegründet wurde er von einer Gruppe der Freunde, die sich vor allem für Anlagen der tschechoslowakischen Befestigung auf dem Gebiet der Westslowakei in der Zwischenkriegszeit interessiert haben. Der Verein setzte sich zum Ziel, der Öffentlichkeit fünf Bauobjekte der Befestigung in Form einer Dauerausstellung zugänglich zu machen. Die Ausstellung konzentriert sich auf einzelne Perioden, während welcher sie verschiedenen Zwecken und politischen Zielen gedient haben.
Die tschechoslowakische Befestigung symbolisierte die technische und militärische Reife sowie Moral und Entschlossenheit, die Tschechoslowakei gegen die Feinde zu verteidigen. Die Bauobjekte der Befestigung baute man in den Jahren 1935 bis 1938 in ausgewählten Abschnitten der damaligen Staatsgrenze in der Slowakei, in Böhmen und in der Karpatenukraine. Sie waren mit den modernsten Waffen aus tschechoslowakischen Waffenfabriken ausgerüstet. Für die Zwecke der Erbauung und Koordination der Bauarbeiten errichtete man die Direktion für Befestigungsarbeiten und den Befestigungsrat. Nachdem das Münchner Abkommen unterschrieben wurde (1938), fiel das Territorium, wo sich die Objekte des tschechoslowakischen Befestigungssystems befanden, dem Deutschen Reich zu und die tschechoslowakische Armee musste sie verlassen. Die deutsche Armee nutzte die Bauten für eigene Zwecke – sie trainierte hier die Artillerietruppen und testete Waffen und Munition, womit sie die Bauten praktisch komplett vernichtet hat. Auf dem Gebiet der Slowakei hat man mit ihnen auf eine schonendere Weise umgegangen. Deren Aufgabe war es, die deutsche Abwehrlinie im Fall des misslungenen östlichen Zuges gegen die Sowjetunion abzusichern. Nach dem Ende des Krieges begannen sie zu veröden, einige Objekte wurden während des Kalten Krieges reaktiviert, andere als Lager des Militärmaterials für die Grenzwache genutzt. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verloren sie ihre militärische Bedeutung. Als erstes rekonstruierte der obenerwähnte Verein für Museumszwecke das Infanterieblockhaus B-S 4 Lány im Bratislavaer Stadtviertel Petržalka unweit des Grenzübergangs Berg. Zu diesem Objekt führt ein markierter Weg auf dem Hochwasserschutzdamm. Das Objekt wurde im Jahre 1938 fertig gebaut und ausgerüstet und seine Besatzung bestand aus 27 Männern. Im ersten Stockwerk befinden sich die Schützenräume, zwei Beobachtungsglocken mit Einrichtung, der Waschraum, die Toiletten, ein Brunnen mit Pumpe und der Filterraum mit Aggregat. Das Untergeschoss umfasste die Soldatenquartiere und Lagerräume für die Munition und Lebensmittel. Für die Öffentlichkeit ist die Dauerausstellung in den Sommermonaten zugänglich. Außerdem organisiert der Verein spezielle Veranstaltungen, zum Beispiel die Nacht der Museen, die Nacht der Laternen, oder die historische Nachstellung der Mobilisation.

KATEGORIE FILM – MULTIMEDIA
(red.)

Unbekannte Helden
Aufs Gebiet der Slowakei sind während des Zweiten Weltkrieges 46 amerikanische Bomben- und 8 Jagdflugzeuge abgestürzt. 88 Flieger kamen dabei ums Leben und ungefähr 380 wurden gefangen genommen und in die Gefangenenlager geschickt. Anderen Fliegern ist es jedoch gelungen, aus ihren brennenden Flugmaschinen zu entfliehen und sie suchten dann Hilfe bei der einheimischen Bevölkerung. Insgesamt 53 konnten auf diese Weise gerettet werden, indem sie sich bei einfachen Leuten versteckt haben, während diese ihre Leben aufs Spiel setzten, um ihnen zu helfen.
Der Dokumentarfilm Unbekannte Helden (2014) öffnet das Thema der slowakisch-amerikanischen Beziehungen vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges, und handelt von menschlicher Opferbereitschaft und selbstloser Hilfe. Die abgeschossenen Flieger und die Slowaken verstanden einander oft gar nicht wegen der Sprachbarriere, allmählich haben sie aber den Weg zueinander gefunden. Die Fremden erlebten die selbstlose Hilfe unserer Leute, die sie in ihre Familien aufgenommen haben. Sie fanden in sich den Mut, die Menschlichkeit in einer Zeit zu bewahren, in der sich die meiste Bevölkerung nach dem Selbsterhaltungstrieb richtete und feig vor allem auf sich selbst gedacht hat. Ihnen erlaubte das Gewissen aber nicht, gleichgültig zu bleiben und die jungen Leute, die in unmittelbare Gefahr geraten sind, an die Deutschen auszuliefern.
Die Schicksale der Amerikaner in der Slowakei repräsentieren eine mitreißende Geschichte des Kampfes um das Überleben inmitten eines unbekannten Landes, des Kampfes mit Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung weit über die Grenzen der menschlichen Kräfte. Es ist eine Geschichte des Willens, sich dem Schicksal nicht zu ergeben, sondern ihm mit Würde standzuhalten ohne die Selbstachtung zu verlieren. Aber auch des Mutes, dem Tod in die Augen zu schauen und ihm das Leben im Namen der Freiheit zu opfern. Das Andenken an die Amerikaner wird von jungen Enthusiasten, Amateurhistorikern in der ganzen Slowakei am Leben erhalten. Sie suchen nach Überresten der abgeschossenen Flugzeuge und an den Stellen, wo die Flieger ums Leben gekommen sind, haben sie symbolische Kreuze aufgestellt, die ihre Namen tragen: Ernest Appleby, Archie LaFond, Andrew Solock… Auch dank ihnen geraten sie nicht in Vergessenheit. An der Realisation des Films beteiligten sich: Produzentin und Schnittmeisterin Darina Smržová (EDIT Studio, Bratislava), Regisseur Dušan Hudec, Museum des Slowakischen Nationalaufstandes in Banská Bystrica, Kameramann Rado Bliznakov und Tondesigner Dušan Kozák.

MODRA UND ĽUDOVÍT ŠTÚR

Jozef Tihányi – Michaela Haviarová
Kirche der Geburt des Hl. Johannes des Täufers – das älteste Baudenkmal von Modra
Seit dem Jahre 2011 verläuft die allmähliche Erneuerung der katholischen Kirche der Geburt des Hl. Johannes des Täufers in dem Friedhof von Modra. Noch vor dem Beginn der Erneuerungsarbeiten hat man eine architektonisch-historische und kunsthistorische Forschung durchgeführt und zusammen damit auch eine restauratorische Untersuchung der Putzschichten und steinernen architektonischen Glieder. Diese Nachforschungen präzisierten die bauliche Entwicklung der Kirche und deckten die bisher unbekannten Denkmalwerte des Bauobjektes auf.
Über die wichtigste Entdeckung – die mittelalterlichen Wandgemälde – informierten die Autoren in Kürze unmittelbar nach dem Fund auch auf den Seiten dieser Zeitschrift (Tihányi, Jozef – Haviarová, Michaela – Buran, Dušan. Stredoveké nástenné maľby v Modre/Mittelalterliche Wandmalereien in Modra. In Pamiatky a múzeá Nr. 4/2011, S. 36 – 37). Die fortsetzenden Arbeiten insbesondere im Interieur, aber auch am äußeren Umfang der Kirche, führten zu neuen Feststellungen und Entdeckungen. Es wurde angenommen, dass die Kirche an der Stelle eines älteren Objektes in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden ist. Der Fund der frühgotischen Gemälde belegt jedoch, dass Modra schon am Anfang des 14. Jahrhunderts eine große und reich verzierte Kirche hatte. Die Kirche wurde am Ende der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gebaut – aus dieser Etappe stammen der polygonale Chor mit der nördlichen Sakristei und die östliche Hälfte des Kirchenschiffs. In dem Schiff entdeckte man mittelalterliche Wandgemälde in mehreren Schichten. An dessen nördlicher Wand befinden sich die Szenen des Passionszyklus, die durch eine monumentale Figur im Mantel, mit Krone, Gloriole und einem Lindenzweig in der rechten Hand ergänzt sind. An der südlichen Wand hinter dem südlichen Seitenaltar entdeckte man ein Fragment von einem etwas älteren und stilistisch unterschiedlichen Gemälde mit einer Reihe von Aposteln, das am Ende des 14. Jahrhunderts durch ein großes gotisches Fenster gestört wurde. Das Gegenstück dieses Gemäldes bildet eine thronende und segnende Figur, die vermutlich noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts durch den Einbau eines Baldachinaltars überdeckt wurde.
Im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts wurde das Kirchenschiff in westlicher Richtung verlängert. Dabei entstanden die großen südlichen Fenster, das südliche Portal und das neue westliche Portal. Durch den Umbau entstand ein großzügiger Raum mit Flachdecke, der in der Nahumgebung nur mit den gleichaltrigen Kirchen in Svätý Jur und Pezinok vergleichbar ist. In der Mitte des 16. Jahrhunderts hat man die Kirche repariert und die gotischen Wandgemälde im Interieur übermalt. Die Kirche behielt jedoch ihr gotisches Aussehen. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, als die Kirche den Protestanten gedient hat, hat man ins Kirchenschiff die Seitenemporen eingebaut und von der Westseite wurde an die Kirche ein Vorraum angebaut.
Im Jahre 1635 fiel die Kirche wieder den Katholiken zu, im Laufe des 17. Jahrhunderts hat man aber nur kleinere Bauänderungen durchgeführt. Im Jahre 1763 wurde der Chor neu eingewölbt und im Jahre 1765 von Johann Georg Walter ausgemalt. Angebaut wurde auch die südliche Sakristei und die ursprüngliche Sakristei verwandelte man in eine Kapelle und später ins Oratorium. Durch die Umbauten im 18. Jahrhundert gewann die Kirche ihr heutiges Aussehen, das sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts nur kaum verändert hat. Nach der Erbauung einer neuen katholischen Kirche des Hl. Stephan des Königs im Zentrum von Modra in den 1870er Jahren hörte man nämlich auf, sie täglich zu nutzen. Dank dessen blieb sie in ihrer authentischen Gestalt erhalten, einschließlich der zahlreichen ursprünglichen handwerklichen Details und Bauelemente, wie zum Beispiel der Fenster, Türen, Fußböden, Treppen, Geländer usw.

Karol Kantek – Eva Kowalská
Das Schloss in Ivanka pri Dunaji zur Zeit von Ľudovít Štúr
Das Schloss mit Park in Ivanka pri Dunaji (14 km nordöstlich von Bratislava), im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts für die Familie Grassalkovich gebaut, nimmt eine besondere Stelle unter den slowakischen Denkmälern ein. Sicherlich auch wegen der Ereignisse, die sich innerhalb seiner Mauern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgespielt haben. Die Grassalkovichs besaßen es bis zum Jahre 1841, als der männliche Familienzweig ausgestorben ist und das Herrschaftsgut in Ivanka versteigert wurde. Das Schloss und das Gut wurden von Michal Obrenović gekauft, dem serbischen Fürsten und für gewisse Zeit auch serbischen Herrscher, der in den Jahren 1842 – 1858 im Exil in Österreich gelebt hat und in Ivanka seine ländliche Residenz errichtete. Obrenović heiratete im Jahre 1853 eine ungarische Edelfrau, Gräfin Julia Hunyady. Unter den bedeutenden Persönlichkeiten, die hier die Obrenovićs besucht haben, waren z. B. der serbische Premierminister Ilija Garašanin oder der ungarische Premierminister Gyula Andrássy.
Am 17. Dezember 1855 wurde Michal Obrenović im Schloss heimlich von Ľudovít Štúr besucht, der nach der Revolution in Zurückgezogenheit unter polizeilicher Überwachung in Modra gelebt hat. An dieses Ereignis erinnert auch eine Gedenktafel. Der Schlossbesitzer hat ihn in einer im Voraus vereinbarten Audienz empfangen, der Inhalt ihres vertrauten Gesprächs blieb jedoch unbekannt. Erst nach 40 Jahren veröffentlichte der Modraer Bürger, Böttcher und Winzer Daniel Lačný in der Zeitschrift Slovenské pohľady einen Artikel mit dem Titel „Ein Beitrag zum Lebenslauf von Ľudovít Štúr“, der die Erinnerungen des Autors bezüglich der Anteilnahme an diesem Besuch enthielt. Anhand dieses Artikels habe Štúr etwa zwei Stunden in der Gesellschaft des Fürsten verbracht und mit dem Ergebnis des Besuches sei er am Ende zufrieden gewesen.
Die Beziehung zwischen Ľudovít Štúr und Michal Obrenović begann nach dem Jahre 1842, als Vater und Sohn Obrenović das serbische Fürstentum unfreiwillig verlassen mussten und in Wien gelebt haben. Beide waren als hochherzige Sponsoren slawischer Studenten und Künstler bekannt. Nahegekommen sind sich Štúr und Obrenović im Jahre 1848 infolge der Revolutionsereignisse im März, als sich das Königreich Ungarn seine Unabhängigkeit an der Wiener Regierung erkämpft hat. Anschließend begannen sich die slawischen Völker um ihre Rechte zu bewerben. Im Juni 1848 hat in Prag der Slawische Kongress stattgefunden, wo Štúr den Bedarf an Verbindung mit den Südslawen im Kampf gegen die Ungarn deklarierte. Štúr bekam von Michal Obrenović einen Gutschein auf finanzielle Unterstützung für die slowakischen Freiwilligen, aber das Geld konnte nicht zu richtiger Zeit genutzt werden.
Štúr konnte nach der Revolution weder in Ungarn noch in Wien eine angemessene Stellung erwerben, deswegen richtete er seine Aufmerksamkeit auf Serbien. Er glaubte daran, dass er in Belgrad zum Professor der politischen Wissenschaften gewählt werden könnte. Zu seiner Ernennung ist es jedoch aus unbekannten Gründen nicht gekommen. Bei der oben erwähnten Audienz in Ivanka könnte er die Absicht gehabt haben, mit dem Fürsten das Thema der möglichen gegenseitigen Zusammenarbeit zu diskutieren.

Pavol Komora
Das erste Denkmal von Ľudovít Štúr aus dem Jahre 1872 in Modra
Unter den Exponaten der Ausstellung „Ľudovít Štúr (1815 – 1856) – Reformator der slowakischen Gesellschaft“, die im Januar dieses Jahres auf der Bratislavaer Burg eröffnet wurde, befindet sich auch ein Aufriss des ersten Denkmals von Ľudovít Štúr, das auf seinem Grab in Modra im Jahre 1872 aufgerichtet wurde. Der Aufriss stammt aus der Steinmetzwerkstatt von Franz Feigler in Bratislava, in der das Denkmal entworfen und hergestellt wurde. Dieses Dokument ist der Öffentlichkeit völlig unbekannt. Der Aufriss bildet einen Teil der Kollektion von Dokumenten zur Stiftung für die Erbauung des Denkmals von Ľ. Štúr, die sich in Archivbeständen des kulturgesellschaftlichen Vereins Matica slovenská in Martin befinden.
Im Februar 1859 ist der Schriftsteller Pavol Dobšinský in der Zeitschrift Priateľ školy a literatúry (Freund der Schule und Literatur) mit einem Vorschlag aufgetreten, die nötigen Mittel für die Erbauung des ersten Denkmals auf dem Grab von Ľudovít Štúr, der am 12. Januar 1856 in Modra gestorben ist, aufzusammeln. Der Vorschlag ist sehr gut angekommen, anfangs 1863 ist das Konto auf 1 182 Gulden angewachsen. Die Ansichten auf die Form von Verewigung des Andenkens an Ľudovít Štúr waren jedoch unterschiedlich. Im August 1864 wurde das von Dobšinský aufgesammelte Geld sowie die kleineren Beträge von regionalen Spendern von der neugegründeten nationalen Kulturinstitution mit dem Sitz in Martin – Matica slovenská – übernommen. Das Vorhaben, ein Denkmal von Štúr aufzubauen, blieb jedoch noch Jahre lang in der Ebene der Pläne, obwohl eine ausreichende Summe aufgesammelt wurde.
Die Erbauung des Denkmals von Ľudovít Štúr in Modra begann erst am Anfang des Jahres 1872. Organisiert wurde sie durch das Komitee von Matica slovenská unter der Leitung des Pfarrers Daniel Minich aus Modra. Die Steinmetzerei von Franz Feigler in Bratislava, die das Komitee wegen der Realisation des Denkmals angesprochen hat, gehörte zu den renommiertesten Firmen weit und breit. Das Arbeitsverfahren verzeichnete Minich in einem Brief und den beigefügten Dokumenten, die er nach der Erbauung des Denkmals dem Vorsitzenden von Matica slovenská, Jozef Kozáček, am 9. Dezember 1872 geschickt hat. Unter den Briefbeilagen befand sich auch der Aufriss des Denkmals von Feigler. Es hatte die Form eines Neorenaissance-Denkmalobelisken mit einer Höhe von 9 Spuren und drei Zoll (ca. 277,5 cm).
Im Jahre 1947 hat man durch Initiative der evangelischen Kirche das ursprüngliche Štúr-Denkmal aus dem Jahre 1872 und mehrere andere an die Friedhofmauer verlegt. Es steht immer noch, befindet sich aber in einem sehr vernachlässigten Zustand und ruft wörtlich um Hilfe. Hoffentlich wird es sie im Jahr 2015, das die Slowakische Regierung zum Jahr von Ľudovít Štúr erklärte, auch bekommen.

Hana Maťugová
Das Waisenhaus von Modra
Das Gebäude des Waisenhauses, von dem berühmten slowakischen Architekten Dušan Samuel Jurkovič entworfen und aus Spenden im Jahre 1913 gebaut, steht bis heute in der Vajanského-Straße 10 in Modra. Gegenwärtig ist der Vorschlag für seine Erklärung zum nationalen Kulturdenkmal eingereicht. Das Waisenhaus entstand schon im Jahre 1905 und bis zur Erbauung eines spezialisierten Gebäudes siedelte es in provisorischen Räumlichkeiten der Privathäuser. Der Architekt des neuen Sitzes, Dušan Jurkovič, wirkte in Modra, seine Familie lebte hier auch, er hatte hier Freunde und in der Pfarrei Kráľová wirkte sein älterer Bruder Vladimír. Das Geld für den Bau und Betrieb des Waisenhauses ist von Freiwilligen aus dem ganzen Königreich Ungarn und später aus der Tschechoslowakei gespendet worden. Als eine der wenigen Institutionen funktionierte es Jahrzehnte lang dank finanzieller und anderer Spenden von Einzelpersonen sowie Institutionen.
Das Thema der Versorgung von Waisen resonierte auch in der evangelischen Kirche seit Ende des 19. Jahrhunderts. Außer dem humanen Aspekt war das Ziel auch die Erziehung von Kindern in ihrer Muttersprache. Durch Zutun von Pavel Zoch hat die evangelische Kirche das Waisenhaus im Jahre 1905 unter ihrem Namen angemeldet und begann mit einer Sammlung im ganzen ehemaligen Oberungarn. Die Anstalt mit dem offiziellen Titel Waisenhaus der slowakischen evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnis in Modra konnte man innerhalb von 4 Monaten in provisorischen Bedingungen eröffnen, als die Witwe Mária Hýlová ohne Anspruch auf Belohnung die Räumlichkeiten ihres Hauses zur Verfügung stellte und zur ersten Waisenmutter wurde. Am Anfang befanden sich hier fünf Kinder im Alter von 5 – 11 Jahren.
Das Statut des Waisenhauses spezifizierte die Rechte und Pflichten, die der Aufnahme einer Waise in die Anstalt vorangegangen sind. Die Anstalt konnte für die Waisen bis zum Abschluss der Elementarschule sorgen. Anschließend wurden sie zur Erlernung eines Handwerks geschickt oder in einen Dienst aufgenommen. Die Anstalt hat jedoch auch Ausnahmen für begabte Kinder gestattet. Im Jahre 1907 ist der Gründer und Verwalter des Waisenhauses, Pavel Zoch, gestorben und die Verwaltung des Waisenhauses hat nach ihm sein Neffe Samuel Zoch übernommen. Zu seinen ersten Zöglingen gehörte auch der berühmte slowakische Dichter Ján Smrek (mit eigenem Namen Ján Čietek).
Die Idee der Erbauung eines neuen Gebäudes für das Waisenhaus bekam ihre realen Umrisse nachdem die Familie Dubovský der Anstalt eine alte Familienmühle geschenkt hatte, die von der evangelischen Kirche umgebaut werden sollte. Die festliche Eröffnung hat am 28. Mai 1913 stattgefunden. Das Waisenhaus hatte eine Kapazität von ungefähr 80 Betten. Im Jahre 1915 waren dort 56 Zöglinge untergebracht, am Ende des Jahres 1918 haben hier 78 Kinder auf Dauer gelebt. Während des Zweiten Weltkrieges versteckten sich hier jüdische Kinder, die man heimlich umgetauft hat und deren Nachnamen zu slowakischen geändert wurden. Auf diese Weise hat der Verwalter des Waisenhauses, Karol Gábriš, 25 Kinder gerettet.
Das Waisenhaus wurde im Jahre 1951 aufgelöst. In dem Gebäude siedelte vorübergehend das Generalbischofsamt, seit 1954 dann die evangelische theologische Fakultät. Im Jahre 1962 wurde das Gebäude vom Staat enteignet und diente verschiedenen Zwecken. In den 1990er Jahren restituierte das Gebäude die evangelische Kirche in Modra und seit 2013 renoviert sie es zusammen mit dem bürgerlichen Verein Modranská Beseda.