Prejsť na obsah

Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 3/2012

JAHRESPREISE 2011

KATEGORIE: ENTDECKUNG – FUND

Barbora Matáková
Mittelalterliche Wandmalereien in Sádok
Die neuerliche architektonisch-historische, kunsthistorische und restauratorische Forschung, die in den Jahren 2006 bis 2011 in der Kirche der Jungfrau Maria der Engelskönigin in Klátova Nová Ves – Ortsteil Sádok (Bezirk Partizánske) durchgeführt wurde, lieferte wichtige Kenntnisse zur Identifikation und Datierung historischer Wandmalereien und schaffte Voraussetzungen für die Renovierung und Restaurierung dieses kirchlichen Objektes. Neue Feststellungen korrigierten die bisherigen Meinungen über die Entstehungszeit und das Erscheinungsbild der Kirche und verschoben die Datierung des ältesten Sakralbaus spätestens ins 12. Jahrhundert, wobei auch eine ältere Datierung in Betracht gezogen sein kann. Ungefähr in der Mitte des 13. Jahrhunderts erweiterte man die ursprüngliche romanische einschiffige Kirche mit rechteckigem Presbyterium in westlicher Richtung um einen Anbau mit gemauerter Empore und einem Turm und bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde auf der Südseite noch ein weiteres Schiff mit halbrunder Apsis zugebaut, die als eine Privatkapelle dienen konnte. Um 1300 erweiterte man das romanische quadratische Presbyterium und durch eine Verbindung des ursprünglichen Schiffs mit dem südlichen Anbau entstand ein ungeteilter großer Raum mit doppeltem Abschluss. Dieser frühgotische Umbau veränderte das Erscheinungsbild und die Verteilung der Baumasse des ganzen Objektes. Das Interieur wurde mit Fresken ausgemalt. Die nachfolgende spätgotische Veränderung des Innenraums hat die Fresken mit aktuellen Malereien überdeckt. Die letzte große Änderung des Erscheinungsbildes des Kirchengebäudes repräsentierte der Renaissanceumbau am Ende des 16. Jahrhunderts. Dieser umfasst einen massiven vorgelagerten Turm auf der Westseite, der später mit gemauertem Pyramidendach versehen wurde. Neuzeitliche Umbauten umfassten dann weniger auffällige Änderungen im Außen- und Innenraum der Kirche, mehrere von ihnen waren jedoch von destruktiver Natur. Der baufällige Zustand der Kirche zeigte sich mit voller Kraft am Ende des 20. Jahrhunderts in statischen Störungen des Mauerwerks der gotischen Sakristei und des Presbyteriums. Das war das letzte Warnsignal, das auf den Bedarf einer dringenden Renovierung und Rettung der vermuteten mittelalterlichen Wandmalereien hingewiesen hat. Die Malereien entdeckte man bei einer Probeforschung bereits in den 1960er Jahren. Die neueste restauratorische Untersuchung identifizierte im Presbyterium drei romanische Putzschichten, die fragmentarisch an der Nordwand des Presbyteriums erhalten blieben. Es wird angenommen, dass sie mit der Ausmalung des südlichen Anbaus des Kirchenschiffs und der Apsis aus der Mitte des 13. Jahrhunderts zusammenhängen. Die dominante Malereiverzierung des Presbyteriums bildet jedoch ein frühgotisches Freskogemälde aus der Zeit um das Jahr 1300, das am Gewölbe und an der Ost- und Südwand erhalten blieb. Die Renaissanceausmalung der Kirche aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist von ornamentalem Charakter mit überwiegenden geometrisch stilisierten Elementen. Die Problematik der Restaurierung, beziehungsweise der neuen Funde und vor allem der ikonographischen Interpretation der mittelalterlichen Wandmalereien in der römisch-katholischen Kirche der Jungfrau Maria der Engelskönigin in Sádok bleibt offen für weitere Forschung.

KATEGORIE: AKQUISITION

Roman Delikát
Die legendäre Straßenbahn
Obwohl der Betrieb der Lokalbahn zwischen Bratislava und Wien, der sog. Pressburger Bahn, im April 1945 beendet wurde, ist diese legendäre Verbindung zweier Städte der ehemaligen Monarchie bis heute noch sehr beliebt und populär. Umso mehr erfreute die Bratislavaer letztes Jahr die Rettung eines einzigartigen Triebwagens GANZ Eg 6, der in den Straßen des alten Pressburgs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingesetzt wurde.
Das Projekt, Wien und Pressburg durch eine elektrische Lokalbahn entlang des rechten Donauufers zu verbinden, entstand im Kopf von Ing. Josef Tauber im Jahre 1898. Derzeit verband die beiden Städte bereits seit 1848 eine Dampfbahn, die über Devínska Nová Ves und Marchegg führte. Die Genehmigung des Baus der Lokalbahn begleiteten Obstruktionen nicht nur von der österreichischen, sondern auch der ungarischen Seite. Im Jahre 1909 entstand in Budapest schließlich die Gesellschaft Pozsony Országhatárszéli Helyiérdekű Villamos Vasút (auf deutsch Elektrische Lokaleisenbahngesellschaft Pressburg–Landesgrenze), bekannt unter der Abkürzung POHÉV. Die Konzession zum Bau der Strecke auf österreichischem Gebiet wurde erst im Jahre 1912 erteilt. Die Bauarbeiten wurden von mehreren Problemen begleitet, z. B. seit der Eröffnung der Franz-Joseph-Brücke in Pressburg (1891) änderten sich die Vorschriften bezüglich des Eisenbahnbetriebs und deswegen war es nötig, die Tragkraft der Brücke zu erhöhen. Aufgrund der im Jahre 1910 von den Angestellten der Firma GANZ direkt am Ort durchgeführten Berechnungen wurde ein neuer Typ von Gleichstrom-Lokomotiven mit der Bezeichnung Eg 5 und Eg 6 entworfen und im Jahre 1913 wurden zwei Exemplare davon hergestellt. Die Maschinen waren ein Kompromiss zwischen dem Eisenbahn- und Straßenbahnverkehr, sie hatten mittig angeordnete Führerstände, die zwei Stromabnehmer trugen. In die beiden niedrigen Vorbauten wurden Ballastgewichte von jeweils einer Tonne eingebaut. Durch unterschiedliche Höhen der Fahrleitungsdrähte und einer seitlich angebrachten Stromschiene wurde der Systemübergang im Lokbahnhof Kopčany bewerkstelligt. Die von der Firma GANZ entworfenen Fahrgestelle der Wagen hat die Gesellschaft Ringhoffer in Prag hergestellt. Die Strecke der Pressburger Bahn hatte drei Abschnitte: Wien Großmarkthalle – Groß-Schwechat (12,5 km), Groß-Schwechat – Kopčany (derzeit Köpcsény/Kittsee) am Rande des heutigen Stadtviertels Petržalka (50,5 km) und Kopčany – Krönungshügelplatz im Pressburger Stadtzentrum (6,86 km). Die Bahnstrecke wurde am 1. Februar 1914 feierlich eröffnet. Benutzt wurde sie für den Stadt-, Überland- sowie Frachtverkehr. Der Betrieb auf der ganzen Strecke richtete sich nach den Betriebsvorschriften der k. k. Staatsbahn und die Triebwagen wurden gemäß ungarischer Vorschriften gekennzeichnet.
Die Blütezeit der Pressburger Bahn dauerte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Während des ersten Betriebsjahrs wurden auf der Strecke mehr als 3 Millionen Fahrgäste transportiert. Generationen der Pressburger entsinnen sich bis heute der Erzählung ihrer Vorfahren, die auf einen Kaffee, ins Theater oder zum Fußball nach Wien gefahren sind. Es war ja nur „einen Katzensprung“ entfernt, die Reise dauerte damals etwa zwei Stunden und fünfzehn Minuten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Bahnverbindung erst im Frühjahr 1920 wieder hergestellt. Am Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre erlebte der Verkehr auf dieser Strecke eine Renaissance, nach der Angliederung von Petržalka an das Deutsche Reich (Münchner Abkommen) wurde der Bahnbetrieb aus dem Stadtzentrum über die Donau jedoch eingestellt. Beim Rückzug der deutschen Armee aus Bratislava wurde die Alte Brücke in die Luft gesprengt und die Strecke nach Petržalka wurde definitiv unterbrochen.

KATEGORIE: DAUERAUSSTELLUNG

Dušan Buran
Das Ladislav-Mattyasovszky-Museum in Okoličné
Die Gründung von Museen auf der Kommunal-, Stadt- oder Gemeindeebene bekam in der Slowakei in den letzten 20 Jahren auch deswegen grünes Licht, weil die Erneuerung und Rettung des Kulturerbes auf verschiedenen Wegen nicht nur aus heimischen Quellen, sondern auch aus europäischen Fonds finanziert wird. Mehrere von diesen Museen entsprechen nicht den professionellen Standards der Sammlungsverwaltung und infolge langzeitig ungelöster Probleme der slowakischen Denkmalpflege und des Museumswesens entsprechen ihnen auch immer wenigere etablierte Museen und Galerien, und zwar sogar die erstrangigen. Die Geschichte des prämierten Pfarrmuseums in Okoličné erscheint in diesem Kontext deswegen wie ein kleines Wunder.
Die Gemeinde Okoličné, heutzutage ein Ortsteil von Liptovský Mikuláš, ist auf der kunsthistorischen Karte der Slowakei (königlichen Ungarns, sogar zumindest Mitteleuropas) schon lange bekannt. Dank älterer Generation von slowakischen sowie ungarischen Experten erfuhr man von der hohen Qualität der Tafelgemälde des ehemaligen Altars der Jungfrau Maria und seiner Skulpturen von Meister Paul von Levoča. Dasselbe Interesse hat einzelne Teile des im 18. Jahrhundert auseinandergenommenen Altars zwar gerettet, gleichzeitig aber auch in mehrere öffentliche und private Sammlungen nicht nur in der Slowakei, sondern auch in Ungarn und Polen verstreut. In der Pfarrei in Okoličné erhielt sich nur ein Fragment von einer Tafel und die Statuen von zwei Heiligen – Teile einer Gruppe von vier Figuren aus dem Altarretabel, in dessen Mitte eine Madonnastatue stand. Architektur der spätgotischen Klosterkirche der Franziskaner-Observanten mit mittelalterlichem Mobiliar, deren Bauherr und Förderer der König Matthias Corvinus gewesen ist, wurde zum Gegenstand des Interesses vor allem im Zusammenhang mit der Restaurierung am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Eine prominente Persönlichkeit in der Geschichte des Klosters und der Pfarrgemeinde, die sich auch um die Rückkehr der Franziskaner nach Okoličné im Jahre 1697 Verdienste erwarb, war der Nitraer Bischof Ladislav Mattyasovszky, nach dem auch das neugegründete Museum benannt wurde. Das Museum befindet sich in einem der Flügel des ehemaligen Kreuzgangs des mittelalterlichen Klosters. Die sensible, äußerst moderne architektonische Auffassung der Dauerausstellung einschließlich der analytischen Präsentation des Fundes eines spätmittelalterlichen Portals ist das Werk des Restaurators Juraj Maták und des Architekten Július Rybák. Die Kollektion von Exponaten wird von dem ehemaligen gotischen Hauptaltar dominiert. Neben Statuen der Hl. Barbara und Hl. Katharina sowie einem Fragment der Mariä Verkündigung wird auf selbständigen Ausstellungstafeln die Dokumentation und Rekonstruktion des Altarzyklus samt kurzer kunsthistorischer Analyse präsentiert. Ausgestellt werden hier auch mehrere barocke Goldschmiedearbeiten – eine Monstranz aus dem 18. Jahrhundert zusammen mit einem Reliquiar, einem Pazifikalkreuz und drei Kelchen (17. – 19. Jahrhundert), alte Drucke und auch die Dokumentation des Aufbaus der Kirche (einschließlich der bemerkenswerten Phase einer frühen denkmalpflegerischen Rekonstruktion mit Analysen von Viktor Myszkovszky aus dem Ende des 19. Jahrhunderts). Am Ende der Dauerausstellung findet der Besucher Informationen über den sogenannten Sakralen Weg Mittelmährens und der Liptau.

KATEGORIE: AUSSTELLUNG

Die neue Slowakei – der Anlass zu einer neuen Synthese?
Das umfangreichste und angesichts des Interesses der Öffentlichkeit auch erfolgreichste Projekt der Slowakischen Nationalgalerie im Jahre 2011 war die Ausstellung Die neue Slowakei mit dem Untertitel Die (schwere) Entstehung des modernen Lebensstils (1918 – 1949), die sowohl Experten als auch die sogenannte kulturelle Laienöffentlichkeit angesprochen hat. Die Ausstellung war vom 30. Juni 2011 bis zum 15. Januar 2012 auf zwei Geschossen des Esterházy-Palais in Bratislava installiert. Ihren untrennbaren Bestandteil bildete ein qualitätsvoller Katalog und eine durchdachte Dramaturgie der fachlichen sowie popularisierenden Begleitveranstaltungen – Filmvorführungen, Autorenführungen durch die Ausstellung, Tafelrunden, Literatur- und Musikabende. Der Autor des Ausstellungskonzeptes und Editor des Katalogs war ein langjähriger Angestellter der Slowakischen Nationalgalerie Aurel Hrabušický und zusammen mit ihm beteiligten sich an der Ausstellung kuratorisch die Kunsthistorikerinnen der SNG Katarína Bajcurová, Petra Hanáková und Dagmar Poláčková. Außer großen Massen an Besuchern, die von einem außergewöhnlich hohen Interesse der Öffentlichkeit zeugten, ist die Reaktion auf die Ausstellung in mehreren Rezensionen, publizistischen Beiträgen und Diskussionen prominenter Experten – Historiker, Ethnologen und anderen zum Ausdruck gekommen. Die Redaktion der Revue Pamiatky a múzeá hat zu diesem im Jahre 2011 in der Kategorie Ausstellung prämierten Projekt eine Auswahl von Reaktionen in Medien vorbereitet (siehe auch die Rezension der Ausstellung von Gábor Hushegyi, Pamiatky a múzeá, Nr. 4/2011, S. 54 – 55).

KATEGORIE: PUBLIKATION

Jarmila Bencová
Der Architekt Emil Belluš
Im Bratislavaer Verlag Slovart, spol. s r. o. erschien nach der Monographie Der Architekt Samuel Jurkovič (2009) von Dana Bořutová im Jahre 2011 schon eine zweite exzellente Publikation, diesmal über das Leben und Werk des slowakischen Architekten Emil Belluš (1899 – 1979), die eine lange Zeit vom prof. Ing. arch. Matúš Dulla, DrSc. fachlich vorbereitet wurde. Die Monographie setzt sich zum Ziel, eine Schuld gegenüber der Persönlichkeit von Emil Belluš, dem Nestor der modernen slowakischen Architektur und Gründer von Architekturschulen und Architekturwissenschaft in der Slowakei, abzutragen.
Der Autor der Publikation Matúš Dulla hat sich bereits in seinen früheren interessierten Forschungs- und Publikationsaktivitäten regelmäßig mit den Arbeiten von Belluš befasst, ob im Kontext des gesamten slowakischen Architekturwesens oder in Stilebenen der mitteleuropäischen Moderne. Im Laufe der vorangehenden Jahrzehnte publizierte man über das theoretische, architektonische sowie bildkünstlerische Werk von E. Belluš mehrere Studien, Kataloge und Essays mit bahnbrechendem, aber auch weniger kompetentem Inhalt, die wiederholt eine umfangreichere Bearbeitung und aktuelle Interpretation gefordert haben. Aus Dullas Reflexionen der slowakischen architektonischen Moderne ebenso wie aus seiner selbständig sowie kollektiv bearbeiteten Geschichte der Architektur des 20. Jahrhunderts in der Slowakei ist klar ersichtlich, dass der Impuls zur Entstehung der Monographie aus dem Streben nach Klassifikation, Interpretation und in unklaren Fällen auch Objektivierung mehrerer weniger bekannter Momente im Leben und Werk von Belluš anhand bisher unbearbeiteter Archivquellen hervorgegangen ist. Matúš Dulla entschied sich, den Unklarheiten und Polyvalenzen in Ansichten auf die Lebenseinstellungen, gesellschaftlichen Kontexte sowie architektonischen und anderen schöpferischen Bemühungen von Belluš auf den Grund zu kommen.
Als Grundlage für die Erstellung des Konzeptes des Buchs dienten ihm vor allem die Memoiren von Belluš. Der exakte und pragmatische Autor hat dann die große Menge an Fakten inspirativ verzweigt und mit Quellen einschließlich der entdeckungsvollen Bild- und besonders Photodokumentation argumentativ untermauert. Das Buch neigt auf diese Weise zum faktographfischen und dokumentarischen Genre und schafft damit einen neuen Raum zur Bewertung der Architektur von Belluš und gleichzeitig auch eine klare Plattform für weiteres Studium und weitere Explikation des Werks von Emil Belluš und seiner Zeit.

KATEGORIE: KLEINPUBLIKATION

Daniel Hupko – Ivana Janáčková – Jozef Tihányi
Die Geschichte des Buchs über die Pálffys
Das Buch Das Ende der alten Zeiten. Die letzten Pálffys auf der Burg Červený Kameň 1848 – 1948 handelt als eine der wenigen bei uns vom Leben der Aristokraten in den Jahren 1848 – 1948 anhand eines umfangreichen Bildmaterials mit Bezug auf das Leben dreier Generationen der Pálffys, deren Leben mit der Burg und dem ehemaligen Landgut Červený Kameň eng verknüpft war. Die Publikation schildert die Schicksale der Pálffys wie von ihnen selbst gesehen: durch authentische Gegenstände, die sie einst besessen haben. Das verwendete Bildmaterial ist außergewöhnlich reich und verschiedenartig. Die historischen Fotografien und Dokumente, Fotografien der persönlichen Gegenstände, Räume und Objekte sowie Porträts von Personen sind mit kürzeren oder längeren Begleittexten versehen. Das Buch bildet keine definitive Arbeit über die Familie Pálffy in der besprochenen Zeit. Es setzt sich jedoch zum Ziel, die bisher unbekannten Gegenstände aus Museumssammlungen und Archiven vorzustellen und durch ihre Verknüpfung mit heutiger Kenntnis weiteres Interesse für die Familie Pálffy und ihre Position in unserer Geschichte anzuregen. Das Buch entstand auf Grund einer Analyse des Großteils der Sammlungen des Slowakischen Nationalmuseums-Museums Červený Kameň und weiterer Institutionen. Seine Autoren, Angestellte des Museums, bemühten sich jedes Sammlerstück als eine Informationsquelle über seine eigene Entstehungszeit anzuwenden und es den Archivdokumenten, die bei uns immer noch als die grundlegende und unersetzbare Informationsquelle über die Vergangenheit betrachtet werden, gleichzustellen. Von grundsätzlicher Bedeutung für die Entstehung des Buchs war auch die Entdeckung der fotografischen Hinterlassenschaft der Baronfamilie Stillfried, die auch private Familien- und Atelierfotografien der Pálffys von Červený Kameň beinhaltete. Die Dokumente fand man im Schloss Moravské Budějovice, verwaltet von dem Nationaldenkmalamt der Tschechischen Republik, Facharbeitsstätte Kroměříž.
Das Buch bildet das Ergebnis einer fünfjährigen systematischen Forschungsarbeit in slowakischen und mährischen Archiven und Museumssammlungen. Es ist ein Beweis dafür, dass das Sammlerstück als eine vollwertige historische Quelle benutzt werden kann, die mehr über seinen Besitzer aussagt als bislang vermutet. Es liegt nur an den Museumsangestellten, wie sie die von ihnen zu verwaltenden Sammlungen behandeln werden.

KATEGORIE: ERNEUERUNG

Daniela Zacharová
Die ehemalige Jesuitenkirche in Skalica
Die Barockkirche des Hl. Franz Xaver in Skalica ist ein Nationaldenkmal. Es handelt sich um eine basilikaartige zweitürmige längliche einschiffige Kirche vom Typ Il Gesu. Sie befindet sich im Zentrum der Denkmalzone Skalica und als ein Teil des Komplexes des ehemaligen Jesuitenkollegiums, heute Gymnasiums von F. V. Sasinek, gehört sie zur nördlichen Reihenbebauung. Trotz dem fragmentarischen Erhaltungszustand der ursprünglichen Inneneinrichtung erkennt man in dem Kirchengebäude den Stil des Exterieurs und Interieurs und die architektonischen Werte der erhaltenen Raumverteilung aus dem 18. Jahrhundert. Wie viele andere kirchliche Ordensgebäude erlebte auch die Kirche in Skalica infolge der Josephinischen Reformen relativ deutliche Nutzungsänderungen und Eigentumsübertragungen.
Den Grundstein legten die Jesuiten bereits im Jahre 1693, infolge des Rákóczi-Aufstandes und einer Pestepidemie wurde der Bau jedoch für eine längere Zeit unterbrochen. Die Kirche baute man dann erst in den Jahren 1714 – 1724. Der Innenraum wurde mit barockem Mobiliar ausgestattet, doch die Wände und das Gewölbe blieben monochrom, ohne bildkünstlerische Ausschmückung. Ein interessantes Moment repräsentiert die Teilnahme von Maria Theresia an einem Gottesdienst während ihres Besuchs in Skalica im Jahre 1756. Die Jesuiten haben ihre Kirche jedoch nicht lange benutzt. Nach Auflösung des Ordens im Jahre 1773 ging sie in die Hände der Pauliner von Skalica und blieb in deren Gebrauch bis 1786. Später, am Ende des 18. Jahrhunderts, wurde sie zur Gymnasiumskirche. Wie viele andere Bauobjekte in der Landschaft, wurde auch die Jesuitenkirche in Skalica während der Napoleonkriege als Kriegsinvalidenheim benutzt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Kirche als verödet erwähnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete man ihre Räumlichkeiten für Nützlichkeitszwecke, vorwiegend als Lagerräume. Im Jahre 1954 wurde zum Besitzer der Kirche die Stadt Skalica, die erst nach fast einem Jahrhundert das schon seit den 1920er Jahren geplante Vorhaben einer kulturell-gesellschaftlichen Adaptation wiederbelebt hat. Nach einer langzeitigen Vorbereitung begann im Jahre 2010 die Gesamtrenovierung des Interieurs und Exterieurs der Kirche, die größtenteils aus europäischen Fonds finanziert wurde. Die feierliche Eröffnung der neuen kulturell-gesellschaftlichen Einrichtung in Skalica hat im November 2011 stattgefunden.
Zum Schwerpunkt der Renovierung wurde die Erhaltung authentischer Elemente und des barocken Gesamtausdrucks der Kirche. Die Restaurierungsarbeiten umfassten die Erneuerung der Stein- und Stuckelemente (realisiert von Pavol Čambál) und Holzelemente (Milan Flajžík). Zu dem Mobiliar ist noch eine Orgel hinzugekommen – ein historisches romantisches Instrument für Konzertzwecke, das in englischem Sheffield gekauft wurde.

KATEGORIE: ERNEUERUNG

Michal Tunega
Die Wiedergeburt der Lokomotive 555.3008
Die deutsche Lokomotive 555.3008 konstruierte man für Kriegszwecke durch Umbau eines älteren Typs, um eine verlässliche und leicht pflegbare Maschine zu bekommen und gleichzeitig den Verbrauch der damals mangelhaften Buntmetalle auf deutliche Weise zu reduzieren. Diesen anspruchslosen Lokomotiven konnte man praktisch im ganzen Nachkriegseuropa begegnen. Die Tschechoslowakischen Staatsbahnen (ČSD) betrieben insgesamt 185 Lokomotiven von der Baureihe 555.0 und deren Zahl wurde in den Jahren 1962 und 1963 um weitere 100 erbeutete Maschinen aus der UdSSR ergänzt.
Obwohl die Konstrukteure mit keiner langen Nutzungsdauer gerechnet haben, waren einige Exemplare der ehemaligen DR-Baureihe 52 relativ lange im Betrieb und viele von ihnen wurden auch rekonstruiert. Charakteristisch für die Tschechoslowakei wurde der Umbau auf Ölhauptfeuerung unter Verwendung von schwerem Heizöl – Masut, weswegen die Lokomotive auch den Spitznamen „Mazutka“ bekam. Die Rohölkrise und Umbau auf elektrische Traktionen hatten zur Folge, dass diese Lokomotiven schon Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre ausgemustert wurden.
Als sich in Bratislava am Ende der 1970er Jahre eine Gruppe von Eisenbahnfreunden mit dem Ziel der Erhaltung ausgewählter Dampflokomotiven zu formen begann, rückten in ihren Blickpunkt auch die „Mazutkas“. Die letzten Lokomotiven dieser Reihe haben in Bratislava im Jahre 1973 ausgedient, zwei von ihnen – 555.3008 und 555.3254 erhielten sich als Ersatzdampfquellen. Nach einer komplizierten Eigentumsübertragung verschob man die Lokomotiven ins heutige Museums-dokumentarische Eisenbahnzentrum. Im Jahre 1999 begann sich der Bratislavaer Klub der Freunde der Eisenbahngeschichte mit der Reparatur der „Mazutka“ zu befassen. Obwohl die zwei erhaltenen Maschinen genügend Ersatzteile zum Wiederaufbau wenigstens einer von ihnen geliefert haben, war der Zustand der beiden Lokomotiven nach 30 Jahren außer Dienst katastrophal. Das kritische Thema war die komplette Zerlegung der Dampfmaschine. Man hat die unreparierbaren Schäden identifiziert und das, was in den Originalzustand gebracht werden konnte, wurde Schritt für Schritt repariert – das Fahrgestell der Lokomotive (beendet 2005), der Dampfkessel (im Reparaturbetrieb für Gleiswagen in Martin) und der Wannentender, dessen Unterteil schließlich neu hergestellt und erst Anfang 2007 eingefügt wurde. Der Öltank konnte in den Tender im Frühling 2008 eingesetzt werden. Im November 2009 wurde nach zehn Jahren Anstrengungen der reparierte Brennstoffkessel schließlich in den Rahmen eingesetzt. Die nächsten eineinhalb Jahre haben die Abschlussarbeiten in Anspruch genommen – die Montage der reparierten Armatur und Dampfrohrleitung sowie die Ausmauerung des Aschkastens und der Brennkammer. Anfang des Jahres 2011 wurde ein Probelauf der noch nicht ganz fertiggebauten Lokomotive durchgeführt und am 1. April 2011 wurde das Feuer in ihrer Feuerbüchse erneut angefacht. Die erste öffentliche Vorführung der rekonstruierten Lokomotive 555.3008 hat am 3. Dezember 2011 stattgefunden.

KATEGORIE: RESTAURIERUNG

Ján Sikoriak – Jozef Lenhart
Das graphische Kabinett des Jeszenák-Schlosses
Das rekonstruierte graphische Kabinett im ehemaligen barocken ländlichen Adelssitz der Familie Jeszenák (siehe den Artikel von J. Lenhart über das Schloss in Tomášov, Pamiatky a múzeá, Nr. 2/2012, S. 48 – 54) bereicherte auf deutliche Weise die bisherige Kenntnis über die bildkünstlerische Gestalt dieser typologisch einzigartigen und bis heute nur selten erhaltenen, für „Kurzweilen“ bestimmten historischen Räume. Eine gewisse Analogie dazu bilden nur die Kabinetträume des Mirbach-Palais in Bratislava (heutiger Sitz der Galerie der Stadt Bratislava) mit Graphiken des Medici- und des biblischen Zyklus, eingesetzt in hölzernen Kassettenwänden. Das Jeszenák-Kabinett ist jedoch einzigartig durch seine kuriose Präsentation der graphischen Blätter und deren einfallsreiche Verbindung mit der Wandmalerei. Die graphischen Blätter sind in illusorische Bildrahmen eingesetzt, die direkt an der Wand gemalt sind. Die Verbindung künstlerisch wertvoller Reproduktionen mit kurios interpretierten Bildrahmen ordnet das graphische Jeszenák-Kabinett nicht nur den Kabinetten der Kuriositäten zu, sondern macht es auch zu einem kuriosen Kabinett der Graphik.
Das graphische Jeszenák-Kabinett war aus einem Reisebericht von Gottfried Rotenstein aus dem Jahre 1784 bekannt. Seine bildkünstlerische Gestalt wurde jedoch erst durch die architektonisch-historische und kunsthistorische Forschung von Marián Havlík und Elena Sabadošová entdeckt. Diese hat das Kabinett identifiziert und lokalisierte es als den ehemaligen letzten Raum des westlichen Flügels, der ursprünglich zu den Repräsentativräumen des Schlosses zählte. Die durchgeführten Schnittproben lieferten auch konkrete Beweise für malerische Verzierung – die illusorisch gemalten Bildrahmen, die durch spätere Bauänderungen beschädigt wurden.
Die im Jahre 2011 abgeschlossene Schlossrenovierung brachte dank dem Verständnis des Investors auch eine Revitalisierung des graphischen Kabinetts. Restauriert wurden 19 von insgesamt 21 barocken illusorischen Bildrahmen an den Wänden mit charakteristischem dekorativem Element – der sog. Louis-Seize-Schleife (die Restaurierungsarbeiten wurden von den Studenten des Lehrstuhls für Restaurierung an der Hochschule für bildende Künste in Bratislava unter der Leitung des Pädagogen Ján Sikoriak durchgeführt) und man präzisierte auch die Datierung der Verzierung zum Jahre 1780. Zur Rückkehr in den vorausgesetzten Originalzustand hat auch die Zusammenarbeit des Aufsehers über die Schlossrenovierung Jozef Lenhart mit dem Kustos der Sammlung alter Graphik der Slowakischen Nationalgalerie Martin Čičo beigetragen. Dank dieser Zusammenarbeit wurden Kopien von graphischen Blättern, die anhand der Werke berühmter niederländischer Maler des 17. Jahrhunderts gefertigt wurden, so in die Rahmen eingesetzt wie es Rotenstein beschrieben hat. Sie gehen thematisch von der Lebensphilosophie des ehemaligen Schlossbesitzers und Bauherrn aus – der Sehnsucht nach Harmonie und Rückkehr zur Natur. Es handelt sich um die Zyklen der vier Jahreszeiten, vier Elemente und fünf Sinne, die mit bukolischen Landschaftsszenen ergänzt sind.

KATEGORIE: UNTERNEHMEN, VERANSTALTUNG

Ľubomír Chobot – Aleš Hoferek
Die Burg Lietava 1999 – 2012
Zum Zweck der Rettung des Nationalkulturdenkmals Burgruine Lietava, das im Herbst 2009 von dem World Monuments Fund in New York in die Liste der 100 bedrohtesten Denkmäler der Welt eingetragen wurde, entstand ein bürgerlicher Verein, der sich schon 12 Jahre lang um seine Konservierung und Renovierung bemüht. Nachdem die komplizierten Eigentumsverhältnisse im Jahre 2003 gelöst wurden, begannen aufgrund eines Mietvertrags für das Grundstück die Rettungs- und Bauarbeiten. Das Ziel war es, den aktuellen Zustand der Ruine zu erhalten und einige Teile sensibel zu renovieren. In Zusammenarbeit mit dem Regionalen Denkmalamt in Žilina und unter ständiger Aufsicht des Statikers und des Methodikers wurde der baufällige Zustand des Denkmals Schritt für Schritt behoben. Ein erfolgreiches Moment bildete auch die Anknüpfung einer grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit Aleš Hoferek – einem Mitglied des August-Sedláček-Klubs, Zweigstelle Zlín (Tschechische Republik) – bei Erarbeitung des Grundprojektes, das den Rettungsprozess und die Propagierung des Denkmals zu starten geholfen hat. Die Methode der schrittweisen Erfüllung der Zwischenziele beruht auf einer Kombination von Facharbeit geschickter Handwerker mit gleichzeitiger Veranstaltung internationaler Workshops für Denkmalpfleger und Restauratoren. Diese sollen die Freiwilligen und neuen Enthusiasten schulen, die auf Lietava in der Zukunft arbeiten werden. Da der Verein jegliche finanziell aufwendige Projekte meiden möchte, muss er das nötige Geld jedes Jahr von mehreren Quellen gewinnen – von der Staatsverwaltung, den Grantprojekten und von privaten Spendern. Die bisherigen Erfahrungen aus der Burgrenovierung bestätigten die Vorteile einer Umladefinanzierung, die es versichert, dass die Arbeit auf der Burg nicht unterbrochen und in ausreichender Qualität ausgeführt wird.
Über das Aussehen der Burg vor ihrer Verödung stehen leider keine Dokumente zur Verfügung. Der Verein möchte deswegen die aktuelle Ruinengestalt der Burg erhalten und die statisch gestörten Teile Schritt für Schritt ergänzen, damit das Denkmal seinen historischen Wert nicht verliert. Gegenwärtig wird ein Projekt der Teilrenovierung, Konservierung und archäologischen Erforschung der oberen Burg, d. h. des Thurzo-Palais mit Kapelle und Hauptturm vorbereitet, die ursprüngliche Verbindungsbrücke zwischen der oberen und der mittleren Burg soll erneuert und der Brunnen im Haupthof gereinigt werden und in der unteren Burg wird das vordere Tor mit benachbartem rechteckigem Bastion fertig gebaut. Geplant ist ebenfalls eine Revitalisierung des Zugangswegs von der Burg bis ins Dorf Lietava.

BRATISLAVA

Elena Kurincová
Eine Schießscheibe als Gedächtnis der Stadt
Das im Jahre 1868 gegründete Museum der Stadt Bratislava verwaltet auch Gegenstände, die zur Stärkung der Stadtidentität gedient haben und bei der Argumentation der Stadtgeschichte und der Stadtbewohner verwendet wurden. Einen der aussagekräftigsten Gegenstände repräsentiert eine Bratislavaer Schießscheibe mit 72 Eintragungen mit Bezug auf die Stadtgeschichte. Die älteste unter ihnen bindet sich an das Jahr 972 und die jüngste an das Jahr 1841. Die Komposition der kalligraphisch ausgeführten Eintragungen in deutscher Sprache und der Jahreszahlen ergänzen drei Veduten mit Bezug auf die Jahre 1638, 1809 und 1841. Die Jahreszahlen und die Eintragungen der Ereignisse auf der Schießscheibe repräsentieren das Gedächtnisschema eines repräsentativen Musters der Stadtbewohner – Bürger, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer Schießgesellschaft vereint waren. Die Scheibe wurde vom Maler Sebastian Majsch (1807 – 1859) für die Zwecke eines Schießwettbewerbs gefertigt, das am 19. und 20. September 1841 anlässlich der Geburtstagfeier für die Kaiserin Maria Anna (1803 – 1884), Gattin von Ferdinand V., veranstaltet wurde. Bestellt wurde die Scheibe vom Feldmarschall Franz Philipp von Lamberg (1791 – 1848), der sie dem Schießverein widmete.
Die Themen der Eintragungen auf der Scheibe schildern die Schlüsselmomente in der Geschichte des ehemaligen Pressburgs und enthalten auch einige faktographische Ungenauigkeiten. Bisher interpretierte man sie als eine Stadtchronik, doch es wäre vielleicht richtiger, sie als die sich in Bratislava abspielende Geschichte des Königreichs Ungarn zu präsentieren. Die älteste Erwähnung auf der Scheibe bindet sich an das Jahr 972 und erinnert an die Ankunft der ersten deutschen Immigranten, die jüngste bindet sich an das Jahr 1841, als im Rathaussaal ein Denkmal der Treue und Beharrlichkeit, die die Stadt während der Kämpfe im Jahre 1809 erwiesen habe, enthüllt wurde.
Die bildkünstlerische Verzierung der Scheibe umfasst drei Veduten – die erste, eine Ansicht der Stadt vom Norden nach einem Kupferstich von M. Merian aus dem Jahre 1638, bindet sich an gegentürkische Kämpfe, die zweite Vedute mit Pendelbrücke (1809) an die Kämpfe mit der Napoleonarmee und die letzte Abbildung ist zeitgenössisch (1841) und zeigt eine Garnitur der Pferdebahn, die eine ihrer Stationen am Krönungshügel an der Donauufer hatte.

Viera Obuchová
Besuche von Maria Theresia bei den Bratislavaer Ursulinen
Die Regierung von Maria Theresia beeinflusste auf deutliche Weise die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Slowakei in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, wovon auch die Dokumente über die denkmalpflegerisch geschützten Gebäude zeugen. Interessante und der Öffentlichkeit nicht bekannte Zivilangaben hat die Autorin bei einer Archivforschung in der Chronik der Bratislavaer Ursulinen in den Jahren 2008 – 2009 herausgefunden, als die Klostergebäude in der Uršulínska-Gasse 3 – 5 untersucht wurden. Maria Theresia wird darin nicht als Herrscherin, sondern als Mutter, Ehefrau und Katholikin gezeigt, die mit ihren Familienangehörigen mehrmals auch in diesem Kloster zu Besuch war.
Die Ursulinen kamen nach Bratislava im Jahre 1676 und der Bau des Klosters hat bis 1688 gedauert. Im Jahre 1707 wurde das Oratorium und in 1712 der nordöstliche Flügel angebaut, wo man im Jahre 1741 die Kapelle des Prager Christkindes gründete. In den Jahren 1732 – 1735 baute man einen weiteren Teil des Komplexes in der heutigen Uršulínska-Gasse mit gepflegtem Klostergarten.
Maria Theresia wurde im Jahre 1717 geboren und regierte im Königreich Ungarn in den Jahren 1740 – 1780. Gekrönt wurde sie in Bratislava am 25. Juni 1741. Drei Monate vor der Krönung hat sie ihren Sohn Joseph, den künftigen Herrscher, zur Welt gebracht und gerade im Zusammenhang mit ihm befindet sich in der Chronik der Ursulinen eine der ersten Eintragungen mit Bezug auf Maria Theresia. Es wird erwähnt, dass im St. Martinsdom eine 40-stündige Andacht gehalten wäre, damit Gott dem Land einen Prinzen schenkt. In der Chronik gibt es auch eine Eintragung über den Besuch Maria Theresias in Bratislava am 16. August 1744. Sie verweilte hier 10 Tage lang und danach ist sie nach Wien zurückgekehrt. Am 5. Mai 1751 besuchte die Kaiserin die Stadt zusammen mit ihrem Ehemann und den Kindern.
Am Abend 4. Juli 1751 kam sie unangemeldet ins Ursulinenkloster zusammen mit ihrem Sohn Joseph, Prinz Karl und Prinzessin Charlotte. Im Gesellschaftsraum hat sie sich ein Konzert angehört und bekam Geschenke – das Stickereibild Loreto und zwei in dem Kloster gemalte Gemälde. Maria Theresia hat das Pensionat und die Apotheke besichtigt, besuchte auch einige Zimmer und dann hat sie in der Kirche gebetet. Ein weiterer Besuch hat am 7. Juli 1764 stattgefunden, als sie mit Prinz Leopold und Prinzessin Maria kam. Im Gesellschaftsraum haben sie sich Musik angehört und die Nonnen zeigten der Herrscherin einige gestickte Ornate. Am 31. Januar 1769 hat die Kaiserin bei den Ursulinen an den Litaneien teilgenommen und brachte der kranken Mutter Oberin Essen in ihr Schlafzimmer; sie redete mit ihr sehr nett und vertraut auch über ihre Jugend. Am 23. Juli 1770 kam sie zu den Ursulinen mit ihrem Sohn Joseph – dem künftigen Kaiser, dem Erzherzog Leopold und seiner Gattin, den Prinzen Ferdinand, Maximilian und Karl und der Prinzessin Karolina.
Im Jahre 1773 besuchte Maria Theresia zusammen mit Erzherzogin Maria Kristina das Kloster zum letzten Mal. Die letzte Eintragung über die Kaiserin in der Chronik stammt aus dem Jahre 1780: am 15. November erfuhren die Ursulinen von ihrer schweren Erkrankung und haben für sie gebetet. Am 19. (richtig 29.) November ist diese gute und kluge Frau aber im Alter von 63 Jahren gestorben.

Zuzana Zvarová – Innet Baloghová – Ján Mackovič
Das Gymnasium in der Grösslingova-Straße in Bratislava
Das Gymnasium in der Grösslingova-Straße in Bratislava gehört zu einem Jugendstilkomplex bestehend aus Schulgebäuden mit einem Schulhof und der römisch-katholischen Kirche der Hl. Elisabeth mit Pfarrhaus. Sein Bau begann im Jahre 1906 nach einem Projekt des bedeutenden Budapester Architekten Ödön Lechner (1845 – 1914). Das Areal des Gymnasiums – das erste stadtbildende Element in der werdenden Grösslingova-Straße – erhielt sich bis heute in seinem ursprünglichen Baukörper, Grundriss und auch in der ursprünglichen Funktionsgestalt.
Das Gymnasium baute man im Jahre 1908 als ein Schulgebäude für die Bedürfnisse des Königlichen katholischen Gymnasiums, das vorher im Gebäude des ehemaligen Klosters in der Klariská-Gasse siedelte. Das zweiflügelige Gebäude besaß einen nördlichen, zur Grösslingova-Straße gerichteten Flügel und einen westlichen Seitenflügel. Die übersichtliche Raumverteilung entsprach den Forderungen einer modernen Schule am Anfang des 20. Jahrhunderts mit einem großzügig aufgefassten Hinterland in Form von zahlreichen Kabinetten, Klassenzimmern und einer Turnhalle. Im Jahre 1906 hat Lechner das Projekt einer in die Turnhalle eingebauten Kapelle vorgelegt, die nach Verfestigung der Decke 80 Personen aufnehmen und höher als zwei Stockwerke sein sollte. Gegen diesen Entwurf protestierten die Eltern der Schüler, was schließlich zum Bau einer selbständigen Kirche der Hl. Elisabeth – der Blauen Kirche in der Bezručova-Straße geführt hat. Die Schule zählte (und zählt immer noch) zu anerkannten Bildungsanstalten nicht nur in Bratislava, sondern im Rahmen der ganzen Slowakei. Das Kabinett für Physik bekam das erste Röntgengerät in der Stadt, die Schule besaß eine große numismatische Sammlung mit 4 215 Medaillen und eine archäologische Sammlung mit 204 Gegenständen. Bis zum Jahre 1945 war es das größte Gymnasium in Bratislava, während der ersten Tschechoslowakischen Republik besuchten es 17 187 Schüler. Während des Zweiten Weltkriegs wurde hier ein Krankenhaus der Roten Armee errichtet. In den 1960er Jahren erweiterte man das Gebäude durch einen Anbau von Umkleideräumen an die südliche Fassade des Nordflügels, in den 1970er Jahren wurde ein Teil des Schulhofs mit einer Heizstation bebaut, in den 1980ern renovierte man die Fassade in der Grösslingova-Straße und der Dachstuhl des Gymnasiums wurde teilweise repariert.
Im Jahre 2009 begann der gegenwärtige Besitzer, der Selbstverwaltungsbezirk Bratislava, mit einer Gesamtrenovierung des Schulgebäudes. Das Ziel des Investors war es, dem Gebäude seinen ursprünglichen, durch die Handschrift Lechners unterstrichenen architektonisch-bildkünstlerischen Ausdruck und die Einzigartigkeit, mit der es sich schon im zeitgenössischen architektonischen Geschehen präsentierte, zurückzugeben. Im renovierten Exterieur und Interieur des Gymnasiums werden die gesamten denkmalpflegerischen Werte des Gebäudes präsentiert, unpassende Baueingriffe aus der Vergangenheit wurden beseitigt, die technische Infrastruktur wurde modernisiert und der physische Zustand des Gebäudes und seines Areals mit historischer Umzäunung hat sich verbessert. Die Renovierung hat man im Jahre 2011 abgeschlossen und die Schule wurde dem Gebrauch übergeben.

Katarína Bodnárová – Peter Kallo
Der Bratislavaer Hauptbahnhof und seine Ausschmückung aus dem Jahre 1938
Die Geschichte des heutigen Bratislavaer Hauptbahnhofs reicht in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Seine Entstehung hängt mit der Verabschiedung des Gesetzes zur Verbesserung der Verkehrswege zwischen Pest und Wien (1836) zusammen. Die Genehmigung zu Vorbereitungsarbeiten an der Eisenbahn von Marchegg nach Bratislava und ihrer Verbindung mit der Nordbahn des Kaisers Ferdinand erhielt im Jahre 1837 das von dem Bankhaus Rotschild überdachte Konsortium des Bankiers Móric Ullmann von Szitányi. Der Bau selbst begann jedoch erst am 16. Mai 1844, als die Ungarische Staatsbahn eine Konzession zum Aufbau der Eisenbahn nach Pest erhielt. Der Bau wurde mit Rücksicht auf das anspruchsvolle Terrain im Jahre 1848 abgeschlossen.
Den Bratislavaer Bahnhof baute man auf dem Grundstück eines großen Ursulinengartens und teilweise auf der Halde des beim Graben eines Bahntunnels geförderten Gesteins. Er besaß kein Empfangsgebäude und zur Abfertigung der Passagiere wurde ein provisorisches Holzgebäude gebaut. Im Jahre 1871 baute man an seiner Stelle ein neues Gebäude im klassizistischen Stil nach einem Projekt des Bauers Ignác Feigler d. J., das von der österreichischen Staats-Eisenbahn-Gesellschaft (StEG) finanziert wurde. Der erste Umbau des Gebäudes, auf eine Änderung der Innenräume gerichtet, hat im Jahre 1889 stattgefunden, der zweite dann bereits unter der Verwaltung der Königlich ungarischen Staatsbahnen (MÁV) in den Jahren 1903 – 1905. Der dritte Umbau ist von 1936 bis zur Mitte der 1940er durchgeführt worden. Das Projekt des Empfangsgebäudes wurde vom Architekten Antonín Parkman im Jahre 1938 entworfen; die Ausschmückung der Außenfassade sollte aus 8 Statuen und dem Symbol der Eisenbahn – einem beflügelten Rad – bestehen. Die Innenhalle sollte mit farbigen keramischen Mosaiken mit Motiven der slowakischen Kurorte Sliač, Rajecké Teplice, Trenčianske Teplice, Tatranská Lomnica und Piešťany geschmückt sein und an der Eingangswand sollten das Stadtwappen von Bratislava und das slowakische Staatszeichen angebracht werden.
Zur Lösung der bildhauerischen Ausschmückung haben die Eisenbahnen im Jahre 1938 einen engeren Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem sie 7 Bildhauer einluden. 5 von ihnen haben dann daran teilgenommen – Róbert Kühmayer, Ladislav Majerský, Vojtech Ihriský, Alojz Rigele und Ján Koniarek. Der letztgenannte wurde schließlich zum Sieger des Wettbewerbs mit einem Entwurf von 4 allegorischen Figuren, die einzelne Verkehrsarten abbilden sollten. Nach verschiedenen Peripetien hat er jedoch nur zwei Statuen fertig gehauen und diese wurden angeblich während der Kriegsereignisse vernichtet. Die Slowakische Nationalgalerie gewann in den 1970er Jahren die Hinterlassenschaft des Werks von Ján Koniarek, die auch 4 tönerne patinierte Modelle der Figuralverzierung des Bratislavaer Bahnhofs mit einer Größe von 26 – 29,5 cm umfasste. Zwei von ihnen, der Straßen- und der Flugverkehr, wurden im Jahre 1976 in Bronze abgegossen.