JAHRESPREISE 2010 DER REVUE PAMIATKY A MÚZEÁ
Kristian Elschek
Ein neues Fürstengrab aus der römischen Kaiserzeit und die polykulturelle Fundstelle in Zohor (Bz. Malacky)
Die bedeutende polykulturelle archäologische Fundstelle befindet sich auf einer Erhöhung über dem Überschwemmungsgebiet der March. Die Fundstelle ist seit den 40-ger bis 50-ger Jahren des 20. Jh. bekannt, wann hier beim Schotterabbau germanische Fürstengräber aus der römischen Kaiserzeit gestört wurden. Kleinere Rettungsgrabungen führte hier in den 50-ger bis 80-ger Jahren des 20. Jhs das Slowakische Nationalmuseum durch. Während der großflächigen Rettungsgrabungen des Archäologischen Instituts der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in den Jahren 1995 und 2008 – 2010 wurden Teile von Siedlungen und Gräberfeldern aus der jüngeren Steinzeit (Linearbandkeramische Kultur), der Bronzezeit (Nitra-Gruppe, mitteldanubische Hügelgräberkultur, Velatice-Kultur), aus der jüngeren Eisenzeit (2. – 1. Jh. vor Chr.), aus der römischen Kaiserzeit und vom frühen Mittelalter (8. – 9. Jh) untersucht. Bis jetzt konnten auf einer Fläche von 5 Ha fast 400 archäologische Objekte, 600 Pfostengruben von ebenerdigen Häusern und Gräberfelder untersucht werden.
Die größte Bedeutung erreichte die Fundstelle während der römischen Kaiserzeit. Die ausgedehnte Siedlung mit Brandgräberfeld und der germanische Fürstensitz befindet sich an der Bernsteinstraße nördlich von der Provinzhauptstadt Carnuntum. Von Zohor stammen u. a. 8 keltische und über 120 römische Münzen, 250 römische und germanische Fibeln, 170 Bruchstücke von römischer Terra Sigillata und zahlreiche römische Bronzegefäßteile. Römische Münzen fangen mit Prägungen der römischen Republik vom 2. Jh. vor Chr. an, die späteste römische Münze ist eine Prägung von Honorius (408 – 423 nach Chr.). Die germanische Besiedlung fing hier wahrend der Ankunftszeit der frühesten Gruppen ins Mitteldonaugebiet kurz nach der Zeitwende an. Das Siedlungsareal vom 1. Jh. wurde im Rahmen des Mitteldonaugebiets bisher nur in Bratislava-Dúbravka und Zohor untersucht. Im Areal der Fundstelle konnten zahlreiche Objekte wie Gehöfte, einzeln stehende Wohnbauten, Siedlungsgruben, Brunnen, Eisenverhüttungsöfen und weitere Wirtschaftsobjekte vom 1-4. Jh. untersucht werden. Während des 1. – 2. Jhs wurde die Zentralsiedlung zum Handelsmittelpunkt und zum Sitz der germanischen Eliten, welche sich auch von den Zolleinnahmen an der Bernsteinstraße bereicherten. Eine weitere Entfaltung der Besiedlung ist hier nach den „Markomannen-kriegen“ (166 – 180 nach Chr.) bemerkbar. Während der Blütezeit Pannoniens im Laufe der 1. Hälfte des 3. Jhs verbesserten sich die Beziehungen zwischen den Römern und Germanen. In dieser Zeit intensivierte sich der Handelsaustausch und es wurden in römischer Bautechnik ausgeführte Steinbauten errichtet, die wahrscheinlich für die germanische Oberschicht bestimmt waren. Solche Bauten konnten in Bratislava-Devín, Bratislava-Dúbravka und Stupava untersucht werden. Mit der Errichtung der Station in Stupava und wahrscheinlich auch einiger Bauten in Devín wurde schon während der Hälfte des 2. Jhs begonnen. Es ist wahrscheinlich, das sich die Zohorer Fürstendynastie am Ausbau der römischen Station von Stupava beteiligte, und das diese Anlage einige von den romfreundlichen Fürsten in der 2. Hälfte des 2. und im 3.Jh. bewohnten.
Die bedeutendste Entdeckung vom Jahr 2010 ist eine intakte Körperbestattung eines germanischen Fürsten in einer Holzkammer. Das Grab gehört, so wie die länger bekannten Fürstengräber aus Vysoká pri Morave und Zohor , zu den nach H. J. Eggers benannten Fürstenbestattungen der „Lübsow-Gruppe“. Das Fürstengrab unterschied sich färbig vom braun-gelben/schotter-sandigem bewachsenem Boden. In einer Tiefe von 50 cm zeigte sich ein 5 – 10 cm breiter schwarzbrauner Abdruck der Grabkammer. Am Boden der Grabkammer lagen bei und auf den Beinen des Bestatteten sechs Bronzegefäße, zwei gläserne Rippenschüsseln und zwei keramische Schüsseln. Beim Becken stand das siebente Bronzegefäß-der Eimer, daneben ein Messer, eine Schere und ein Rasiermesser. Neben dem Kopf stand ein Pokalgefäß. Auf den Bronzegefäßen sind zahlreche Abdrücke von Geweben erhalten geblieben. Im Bereich des Beckens befanden sich Teile eines Holzkästchens, zwei eiserne Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge. Im Bereich der Füße befanden sich zwei Stuhlsporen. Im Bereich der Schulter und des Brustkorbs lagen drei Trompetenfibeln. Der bestattete Fürst gehörte zu der damals höchsten Gesellschaftsschicht welche einen Teil der Westslowakei beherrschte. Er war etwa 170 cm hoch und hatte 40- bis 50. Jahre (Maturus I.). Zu den wertvollsten Gegenständen gehörte eine Bronzekanne, der Kannengriff war durch eine Gestalt von Mercurius – den Gott der Händler verziert. Zusammen mit der Opferschale (Patera) bildete diese ein Service. Auch andere Gefäßpaare bildeten Service: zwei Pfannen, Schopfgefäß mit Sieb, je zwei Schüsseln aus Glas und Keramik. Auf einer der Pfannen befindet sich der Meisterstempel des Cipius Polybius, diese Erzeugnisse wurden in der norditalienischen Capua zwischen den Jahren 40 – 85 nach Chr. produziert. Zu den spätesten Funden gehört das Pokalgefäß und die Opferschale des Typs Alikaria. Die zwei zuletzt angeführten Funde ist es möglich in das 2-3. Viertel des 2. Jhs datieren. Schon während der älteren römischen Kaiserzeit kommt es bei den Germanen zur gesellschaftlichen Differentiation. Zur höchsten Gesellschaftsschicht gehörten die Stammesfürsten und Könige. Die Fürstengräber befanden sich einzeln oder in kleinen Gruppen außerhalb der Brandgräberfelder. Nach alten Angaben befanden sich die Fürstengräber 3-5/1957 von Zohor ursprünglich in der Wand der Schottergrube in einer Linie. Diese Stelle befand sich etwa 100 – 150 m westlich vom Rand des Brandgräberfelds, und etwa 30 – 50 m vom Fürstengrab vom Jahr 2010. Auf den germanischen Brandgräberfeldern wurden oft Angehörige von mehreren Siedlungen bestattet. Aus Zohor sind arme Gräber; reiche Frauen-, Männer- und Kindergräber, sowie Kriegergräber oft mit kompletter Ausstattung bekannt. Im Jahr 2008 wurde ein Objekt mit einem Kreisgraben untersucht. Das Objekt hängt mit dem Bestatten im Brandgräberfeld zusammen. Es befanden sich hier z. B. Bruchstücke von drei Silbergefäßtypen, Bestandteile von drei Pferdezaumzeugtypen, ein Trinkhornbeschlag, Schmuck aus Bronze und Silber mit Goldfolienüberzug in Filigrantechnik. Vom Objekt stammen zwei Münzen von Antoninus Pius (138 – 161), diese bilden den „terminus post quem“. Der Fund ist ein Beleg über die Fortsetzung der dynastischen Verhältnisse im Milieu der hiesigen Nobilität auch nach der Hälfte des 2. Jhs. Im Rahmen der „Lübsower“ Fürstengräber vom Gebiet der „Germania Libera“ ist das Fürstengrab vom Jahr 2010 das bisher erste archäologisch vollständig untersuchte Grab. Die Forschungen in Zohor werden fortgesetzt.
Dušan Buran
Mit Gold und Feuer. Kunst in der Slowakei am Ende des Mittelalters
Die Slowakische Nationalgalerie in Zusammenarbeit mit Musée national du Moyen Âge – Musée de Cluny und mit Unterstützung des Kulturministeriums der Slowakischen Republik, der Slowakischen Botschaft in Frankreich und des Slowakischen Instituts in Paris veranstalteten eine Ausstellung unter dem Titel Mit Gold und Feuer. Kunst in der Slowakei am Ende des Mittelalters (Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge, Paris, 16. September 2010 – 10. Januar 2011). Die Ausstellung präsentierte mehr als sechzig Bildhauerwerke, Gemälde, Illuminationen und Goldschmiedwerke. Die Exponate wurden von einigen Galerien, Museen und Archiven aus der Slowakei, Ungarn, Österreich, Slowenien und Frankreich und von slowakischen Kircheninstitutionen geliehen. Die Auswahl der Artefakte reflektierte die wichtigste Periode der Kunstgeschichte in der Slowakei – von der Mitte des 15. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, vom Goldschmied der Pressburger Monstranz bis zum Meister Paul aus Levoča.
Einen Teil des Projekts bildete auch ein relativ großangelegtes Programm der Restaurierung einiger Sammlungsgegenstände und kirchlicher Denkmäler (Reliefs an der Kanzel in Kežmarok, vor 1500; die Große Pressburger Monstranz, ca. 1450; das Friedenskreuz aus Spišská Nová Ves, 1520; der Schmerzensmann in Prešov, rund 1520; die beidseitige Tafel mit Szenen der Hl. Johannesse aus Košice, rund 1520). Eine völlig außergewöhnliche Gelegenheit zur Präsentation des Kruzifixes aus der Kirche des Hl. Kreuzes in Kežmarok (Meister Paul aus Levoča, nach 1510) ergab sich bei einer komplexen Restaurierung des dortigen Hauptaltars, gefördert aus den Mitteln der Pfarrgemeinde und des Kulturministeriums der Slowakischen Republik. Während der Vorbereitung der Ausstellung konnte man auch die seit Langem öffentlich unzugängliche Kreuzigungstafel aus dem Marienaltar in Okoličné aufspüren. Obwohl das Gemälde mit Rücksicht auf den Zustand seines Holzträgers in Frankreich nicht präsentiert werden durfte, konnte es die Slowakische Nationalgalerie dank dem Entgegenkommen seiner (damaligen) Besitzerin und des Kulturministeriums am Ende des Jahres 2010 durch Ankauf in ihren Sammlungsbestand gewinnen. Ein wesentlicher Teil der aufgewandten Finanzmittel leistet auf diese Weise einen dauerhaften Beitrag zur slowakischen Kultur.
Mária Novotná
Die Weiße Frau von Levoča
Für einen Kuss verriet sie ihr Land, für das Land opferte sie ihren Kopf
Die Ausstellung über die Weiße Frau von Levoča veranstalteten zwei Zweigstellen des Slowakischen Nationalmuseums – die Museen in Levoča und Betliar – im Rahmen eines dreijährigen Forschungsprojektes, unterstützt von dem Kulturministerium der Slowakischen Republik. Die Ausstellung hatte ihre Premiere am Ende November 2010 und gegenwärtig wird sie erneut auf der Burg Krásna Hôrka präsentiert. Das Forschungsziel der Experte, die die Ausstellung, die Begleitveranstaltungen und die Begleitpublikation vorbereitet haben, war die Persönlichkeit der jungen Edelfrau Juliana Korponay (rund 1680 – 25. September 1714), bekannt auch als die Weiße Frau von Levoča. Ihr tragisches Schicksal, das sich vor dem Hintergrund der Ständeaufstände von Franz II. Rákóczi am Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts abgespielt hat, trug zur Entstehung einer Legende bei, die in der Ausstellung mit historischer Wahrheit konfrontiert wird.
Juliana Korponay zusammen mit ihrem Ehemann, Kapitän Johann Korponay, haben den Wendepunkt des letzten Ständeaufstandes an der Jahreswende 1709 – 1710 in Levoča erlebt. Die Stadt stand damals unter dem Kommando von General Baron Stephan Andrássy, der angesichts der Übermacht der habsburgischen Einheiten unter der Leitung von General Löffelholz die Vernichtung der Stadt befürchtete. Deswegen hat er zusammen mit dem Stadtschulzen Bartholomäus Alauda die Kapitulation von Levoča, einem damals wichtigen Stützpunkt der Aufständischen in Oberungarn, vorbereitet. Wegen ihrer Teilnahme an der Kapitulation der Stadt wird Juliana Korponay in der Geschichtsliteratur, genauso wie in dem romantisierenden Roman des ungarischen Schriftstellers Mór Jókai (1825 – 1904), als Verräterin bezeichnet. Die Wahrheit ist, dass zu der Parlamentärgruppe, die die Kapitulationsbedingungen für Levoča abgegeben hat, ausnahmsweise auch eine Frau – Juliana Korponay – gehörte. Die tatsächliche Rolle Julianas bei der Kapitulation der Stadt konnten selbst die Autoren der Ausstellung nicht aufspüren. Nach der Niederlage des Aufstandes bemühte sie sich Mutters Vermögen für ihren Sohn zurück zu gewinnen. Dabei geriet sie unter Verdacht und wurde wegen politischer Verschwörung angeklagt, was ihre Gefangennahme und anschließend auch Todesstrafe zur Folge hatte. Die Gerichtsverhandlung mit Todesurteil würden wir heutzutage als Justizmord bezeichnen, der in unserer Geschichte in diesem Fall ausnahmsweise an einer Frau begangen wurde. Die ungeklärten historischen Umstände des Anteils von Juliana Korponay an der Kapitulation von Levoča und das verlockende Motiv ihrer Liebesbeziehung zu Baron Andrássy halfen dem Schriftsteller das legendäre Bild von Juliana Korponay als einer heimtückischen Frau zu schaffen und seither wurde sie Weiße Frau von Levoča genannt. Das Buch mit dem Originaltitel „A Lőcsei fehér asszony“ erschien zum ersten Mal im Jahre 1886 in fünf Bänden und wurde von Jókais Ehefrau Róza Laborfalvi (1817 – 1886) illustriert. Eine weitere illustrierte Ausgabe des Romans erschien 1957 in Bratislava, mit Illustrationen von Jan Hála (1890 – 1959).
Katarína Chmelinová
Industrielle Landschaft? Mittelslowakische Bergbaustädte im 16. – 18. Jahrhundert
Ein Ausstellungs- und Editionsprojekt unter diesem Titel wurde von der Slowakischen Nationalgalerie am Ende letzten Jahres vorgestellt. Den primären Impuls zu seiner Entstehung repräsentierte die erfolgreiche Akquisitionspolitik der Galerie, dank welcher in ihren Sammlungen eine einzigartige Kollektion vor allem des „Kremnitzer Barocks“ entstand. Die Realisation des Projektes mit einer mehr als zwei Jahre lang dauernden Vorbereitung wurde zugleich auch durch die Notwendigkeit einer neuen Interpretation der Forschungsergebnisse aus den letzten Jahren initiiert. Der ausgewählte Titel – Industrielle Landschaft? – bedeutete eine absichtliche Verwendung der Wortverbindung, die normalerweise ein Umfeld verbunden mit Technik, spezifischer Architektur und negativer Auswirkung der Industrie auf die Umwelt bezeichnet und vor allem die Periode des 19. und 20. Jahrhunderts evoziert. Der durch ein Fragenzeichen infrage gestellte Titel, zudem noch für die vorindustrielle Ära im mittelslowakischen Bergbaugebiet des 16. – 18. Jahrhundert verwendet, stieß auf die Unterschiede zwischen dem historischen und dem heutigen malerischen Erscheinungsbild dieser Region auf, die in der behandelten Periode eines der progressivsten industriellen Zentren Europas dargestellt hat. In dieser historischen „industriellen“ Landschaft hat sich dank ihrer beträchtlichen ökonomischen Prosperität eine spezifische Kultur des multinationalen und multikulturellen Bergbaumilieus herausgeformt. Im Rahmen des Projektes untersuchte man Bilddenkmäler aus der Blütezeit des mittelslowakischen Bergbaugebietes unter der habsburgischen Verwaltung (von 1548 bis 1800).
Die Ausstellung präsentierte 157 Bildhauer-, Maler-, Graphik- oder Goldschmiedwerke aus mehr als 20 heimischen sowie ausländischen Sammlungen und war in mehrere Sektionen aufgeteilt: Das Bild einer industriellen Landschaft (historische Karten, technische Zeichnungen, Publikationen und Lehrbücher der Bergbauakademie in Banská Štiavnica, 1762), Die Personen im Hintergrund (Auftraggeber und Mezäne der Kunst), Ideenblitz (die Baupläne Johann Enzenhofers aus den 1740ern, Skizzen zu den Gemälden des Malers Johann Lucas Kracker, Entwurfe der Ehrentore für Herrscherbesuche in Banská Štiavnica und Kremnica aus den Jahren 1751 und 1764) und Nachklänge des Barocks (zeitgenössische Bildhauerwerke mit der Ausnahme von Staneti).
Die Ausstellung wurde von einer beinahe 200-seitigen Publikation mit Fachartikeln über ausgewählte Probleme der Kunst der mittelslowakischen Bergbaustädte und von einem traditionellen Katalog der ausgestellten Werke begleitet. Einen Teil der Ausstellung bildete auch das Begleitprogramm, z. B. die Barockoper Coronide, Literaturlesung und ein internationaler Zyklus von Vorlesungen.
Zora Valentová
Irena Pišútová: Glasmalereien
Die Buchproduktion des Zentrums für Volkskunstproduktion (ÚĽUV) in Bratislava hat ihre Anfänge in den 1950ern. Im Jahre 1957 entstand in Zusammenarbeit mit dem Verlag Osveta in Martin die Buchreihe ÚĽUV und in ihrem Rahmen erschienen die Publikationen Slovenský ľudový textil (Slowakische Volkstextilien) und Súčasní modranskí figuralisti (Zeitgenössische Figuralisten aus Modra), die heutzutage zur ethnographischen Grundliteratur zählen. Die Buchreihe wurde leider wegen Reorganisierung des Verlags aufgehoben. In der nachfolgenden Periode sind zwar keine Bücher unter dem Kopftitel von ÚĽUV erschienen, aber seine Fachmitarbeiter publizierten interessante Buchtitel in anderen Verlagen, z. B. Slovenské čipky (Slowakische Spitze), Slovník textilných techník (Vokabular der Textiltechniken), Slovenská ľudová výšivka – techniky a ornamentika (Slowakische Volksstickerei – Techniken und Ornamente). ÚĽUV hat im Rahmen seiner eigenen Publikationstätigkeit in den 50er-70er Jahren des 20. Jahrhunderts auch 28 kleinere Publikationen – Broschüren – herausgegeben. Ein Verbindungsglied zwischen der vergangenen und der aktuellen Periode der Verlagsaktivität bildete die Publikation unter dem Titel ÚĽUV, die im Jahre 1995 bei der Gelegenheit des 50. Gründungsjubiläums der Organisation erschien.
Eine neue Etappe der Publikationstätigkeit begann ÚĽUV im Jahre 2007 mit der Buchreihe Tradícia dnes (Tradition heute). Bis 2010 sind in ihrem Rahmen 6 Titel erschienen, darunter auch die einmalige Publikation von Irena Pišútová Maľby na skle (Glasmalereien, 2010, 392 Seiten, englische Kurzfassung, graphisches Design: Jana Sapáková). Irena Pišútová ist die Spitzenexpertin im Gebiet der slowakischen Volksglasmalerei. In den Jahren 1957 bis 1991 wirkte sie als Kuratorin der Volkskunstsammlungen im Slowakischen Nationalmuseum – Historischen Museum in Bratislava.
Das Buch repräsentiert eine Zusammenfassung der bisherigen Fachkenntnisse der Autorin zu diesem Thema. Seine Struktur berücksichtigt die regionale, konfessionelle und thematische Typologie slowakischer Glasmalereien. Das Buch ist ergänzt um die neuesten, noch unpublizierten Funde und Kenntnisse.
Kulturschönheiten der Slowakei
Ein Interview mit Daniel Kollár, einem Geographen und Reisenden, dem Direktor des Verlags DAJAMA, Editor der Zeitschrift Krásy Slovenska (Schönheiten der Slowakei) und Präsidenten des Slowakischen Verleger- und Buchhändlervereins
Der Verlag DAJAMA erschien im slowakischen Buchhandel im Jahre 1996. Sein Ziel war von Anfang an, die Slowakei und ihre Regionen systematisch zu propagieren. Die erste Publikation war „Österreichisch-Slowakisches Marchland“ (in slowakischer und deutscher Sprache) im Rahmen der Buchreihe Regionen ohne Grenzen. Im Jahre 1999 entstand die Buchreihe Wir erkunden die Slowakei, in der nacheinanderfolgend die Regionen Arwa, Liptau, Zips, Tatra, Gemer und Turz sowie ausgewählte slowakische Städte in mehreren Sprachmutationen erschienen sind. Der Verlag reagierte auch auf den Mangel an Reiseführern für die Fußwanderer – in der Publikationsreihe Mit dem Rucksack durch die Slowakei sind seit 2001 deswegen 17 Titel erschienen.
Eine andere Buchreihe, Mestá na starých pohľadniciach (Städte auf alten Ansichtskarten), widmet sich dem Entdecken der vergessenen Schönheit slowakischer Städte. Nach den erfolgreichen Titeln Trenčín, Levice, Nitra, Trnava und Vysoké Tatry (Die Hohe Tatra) hat der Verlag noch 10 weitere Titel vorbereitet. Im Jahre 2009 eröffnete der Verlag eine neue Buchreihe Slovensko z oblakov (Die Slowakei vom Himmel gesehen) und als erstes erschien das Buch Hrady (Die Burgen). DAJAMA begann am Ende 2010 auch kartographische Werke herauszugeben – die ersten Titel sind Atlas kultúrnych zaujímavostí (Atlas der Kultursehenswürdigkeiten) und Atlas prírodných zaujímavostí (Atlas der Natursehenswürdigkeiten). Ein außergewöhnlich erfolgreicher Titel im Jahre 2010 war Rekordy Slovenska (Rekorde der Slowakei) – ein großes Bild- und Textbuch über die Besonderheiten der slowakischen Natur und Gesellschaft.
Die Buchreihe Kultúrne krásy Slovenska (Kulturschönheiten der Slowakei), belohnt mit dem Jahrespreis 2010 der Revue Pamiatky a múzeá in der Kategorie „Publikationen“, entstand im Anschluss an die Zeitschrift Krásy Slovenska (Schönheiten der Slowakei), die im Verlag DAJAMA seit dem Jahre 2004 zusammen mit der Publikationsreihe Prírodné krásy Slovenska (Naturschönheiten der Slowakei) erscheint. Im Bereich des slowakischen Kulturerbes erschienen bisher 14 Titel auf Slowakisch und 14 auf Englisch, dem slowakischen Naturerbe sind 9 Titel in slowakischer und 2 in englischer Sprache gewidmet.
Während der 15-jährigen Existenz des Verlags DAJAMA erschienen hier mehr als 200 Publikationen über die Slowakei. Die Verlagspläne für die kommenden Jahre umfassen außer der Fortsetzung der bereits existierenden Buchreihen auch die Vorbereitung eines großen Buchs (Roz)Hovory o Slovensku (Gespräche über die Slowakei) mit 25 Spitzenpersönlichkeiten der slowakischen Kultur und die Vorbereitung elektronischer Versionen der Bücher und der Zeitschrift Krásy Slovenska.
Daniela Zacharová
Die orthodoxe Synagoge in Trnava
Trnava als eine der wenigen Städte in der Slowakei verfügt über zwei erhaltene Synagogen aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, die sich im Ostteil des städtischen Denkmalschutzgebietes befinden. Die Luftliniendistanz zwischen den beiden Synagogen beträgt nur etwa vierzig Meter und beide sind als nationale Kulturdenkmäler registriert. Die größere, nördlicher situierte Synagoge status quo ante, ist von der Halenárska-Straße zugänglich und seit den 1990ern bildet sie einen Funktionsteil der Ján Koniarek-Galerie. Südöstlich von ihr steht die von der Haulíkova-Gasse zugängliche orthodoxe Synagoge, die sich im Privatbesitz befindet und wegen ihrer Ausmaße von den Trnava-Einwohnern „Kleine Synagoge“ genannt wird.
Nach dem Aufstieg des Faschismus im Jahre 1939 begann die gewaltsame Liquidation der Judengemeinde, die Kontinuität der Existenz der Kommunität wurde unterbrochen und nach dem 2. Weltkrieg war die Synagoge bereits nur eine kurze Zeit im Betrieb. Ihre ursprüngliche Funktion ist am Anfang der 1950er untergegangen und seitdem ist sie vorwiegend als Lagerhaus verwendet worden. Anfangs der 1990er wurde die Synagoge von der Judengemeinde restituiert und anschließend in Privatbesitz verkauft.
Das Gebäude mit rechteckigem Grundriss mit einer Dreischiffhalle und mit inneren Seitengalerien auf Gusseisensäulen entstand vermutlich an der Wende zwischen den 80-er und 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts. Orientiert ist es auf traditionelle Weise in ost westlicher Richtung und am östlichen Ende befindet sich eine quadratische Nische mit erhöhtem Sanktuarium, wo die Thorarollen aufbewahrt wurden. Trotz einer langzeitigen Destruktion kam es zu keinen statischen Störungen und die Raumaufteilung des Objektes war von nachträglichen zweckmäßigen Bauänderungen nicht betroffen. Von der ursprünglichen Inneneinrichtung und den kunsthandwerklichen Elementen blieb nur sehr wenig erhalten. Die erhaltenen Elemente stammten aus der Periode des Historismus.
Der heutige Besitzer begann im Jahre 2007 mit Vorarbeiten für eine komplexe Renovierung der Synagoge. Der größte Nachdruck wurde auf eine detaillierte Inventarisierung der Stilelemente gelegt. Das Ziel des Investors war, den Sitz der eigenen Firma sowie einen repräsentativen Gesellschaftsraum aufzubauen. Mit Rücksicht auf Denkmalschutz wählte man das Prinzip der Erhaltung möglichst großer Authentizität des Raumes durch die Konservierung der erhaltenen Stilelemente, ohne irgendwelche Rekonstruktionskopien zu schaffen. Nachdem die Renovierung beendet wurde, änderte sich die Funktion des Gebäudes. In der Gegenwart befindet sich in der Synagoge die Max Gallery und nach Jahrzehnten ist sie somit wieder der Öffentlichkeit zugänglich.
Ján Aláč
Renovierung eines alten Friedhofs mit volkstümlichen Grabmalen in Horný Tisovník
Reichlich verzierte und interessant gestaltete steinerne und hölzerne Grabmale der Evangelischen Augsburger Bekenntnis auf Friedhöfen der Neograder Region, die zwischen den Jahren 1870 – 1930 entstanden sind, repräsentieren das komplexeste Beispiel der traditionellen Schöpfungskraft und bildkünstlerischen Darstellungsform dieser Region, erhalten in situ. Man findet sie in Horný Tisovník, Dolný Tisovník, Červeňany, Šuľa, Senné, Ábelová, Polichno, Madačka, Nedelište, Veľký Lom, Suché Brezovo, oder in Dorfwüstungen Turie Pole und Lešť. Die Form der steinernen Grabmale aus weichen Steinarten – Tuff und Sandstein – wird manchmal als stilisierte Menschengestalt interpretiert. Genauso kann man sie aber auch als kleine Altärchen betrachten, jeweils dem konkreten Verstorbenen eingeweiht, denn in mehreren Elementen weisen sie Ähnlichkeiten mit Renaissancealtären der evangelischen Kirchen in diesem Teil der Neograder Region auf. Besonders häufig sind auf ihnen die Stern-, Sonnen- und Mondmotive oder symmetrisch dargestellte Blumen. Unter zoomorphen Motiven erkennt man stilisierte Käfer und in kleinerem Maße auch Vögel. Bemerkenswert sind die anthropomorphen Motive, die sich bemühen, die Gestalt des Verstorbenen nachzuahmen. Ein typisches Neograder Motiv ist die Abbildung eines Zifferblatts mit Zeigern, das die genaue Todeszeit anzeigt. Ein Zifferblatt ohne Zeiger symbolisiert dann die Ewigkeit. Die Ornamente waren oft polychromiert, vorwiegend mit weißer, blauer, roter und schwarzer Farbe. Interessant auf den Grabmalen ist auch der Text mit charakteristischer Volkspoetik (siehe Pamiatky a múzeá, Nr. 4/2007, S. 24 – 27).
Der Jahrespreis 2010 der Revue Pamiatky a múzeá in der Kategorie „Erneuerung“ wurde für das Projekt der Rettung des alten Friedhofs in Horný Tisovník (Bez. Detva) und dessen Transformation in eine dauerhafte Freilichtausstellung der volkstümlichen Grabmale der Neograder Region erteilt. Verdienste darum erwarb sich der Autor des Beitrags mit Unterstützung der Ortschaft Horný Tisovník, der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde in Horný Tisovník und des Selbstverwaltungsbezirks Banská Bystrica.
Juraj Žáry
Das Nordportal des Doms der Hl. Elisabeth in Košice
Nach einem großen Brand am Ende des 14. Jahrhunderts begann der Umbau der spätgotischen Pfarrkirche, des späteren Doms der Hl. Elisabeth in Košice in der Ostslowakei, unseres wohl bedeutendsten und künstlerisch wertvollsten mittelalterlichen Denkmals. Das ursprüngliche Konzept eines zentralen Kreuzgebäudes und einer länglichen Basilika mit diagonalen Kapellenpaaren in den Seitenschiffen beendete man im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts mit dem Anbau eines verlängerten polygonalen Sanktuariums, bestimmt dazu, den monumentalen Flügelaltar zu beherbergen.
Der Košicer Dom, als ein signifikantes mitteleuropäisches spätgotisches Architekturdenkmal, verweist in seinen Details auch auf neue Entwicklungstrends in religiöser Architektur dieser Periode, und zwar vor allem in seinem plastisch modellierten Nordportal. Die Bauhütte des Košicer Doms, um Meister aus verschiedenen Ecken Mitteleuropas ergänzt, synthetisierte die bedeutendsten spätgotischen künstlerischen Trends aus Süddeutschland, Donaugebiet, Böhmen und Schlesien und beeinflusste auch die Kunstentwicklung Siebenbürgens und Kleinpolens. Der Košicer Dom, auf einem riesigen linsenförmigen Platz im Stadtkern situiert, repräsentiert trotz der Regotisierung des Innenraums am Ende des 19. Jahrhunderts ein authentisches gotisches Architekturwerk fremder französischer Herkunft: Unter anderem besitzt er eine prunkvolle (wenn auch unvollendete) kompakte Westfront mit drei Portalen zu einzelnen Schiffen und mit einem Kranz von polygonalen Kapellen mit vorgeschobenem polygonalem Presbyterium im Ostteil.
Die Idee der klassischen Gotik entwickelt sich auf einzigartige Weise vor allem auf dem grandiosen, bildhauerisch aufgefassten doppelten Nordportal, gerichtet auf den oberen Teil des Platzes, wo einst auch das mittelalterliche Rathaus stand. Seinen festlichen Charakter unterstreicht auch die üppige Figuralverzierung zum Thema des Jüngsten Gerichts und der Kreuzigung, mit Szenen aus dem Leben der Hl. Elisabeth und die geradezu filigranfeinen steinbildhauerischen Ornamente.
Das Nordportal des Doms der Hl. Elisabeth wurde in den Jahren 2007 – 2008 komplett restauratorisch untersucht und gleich danach begann man mit restauratorischen Arbeiten, die bis zum Frühling 2011 gedauert haben. Trotz der vorangehenden Restaurierung in den Jahren 1970 – 1974 befand sich der Dom im Baufälligkeitszustand und die Drohung einer dauerhaften Beschädigung konnte nur durch einen schnellen und fundierten restauratorischen Eingriff verhindert werden. Die Restaurierung des Nordportals, die von Jozef Porubovič und Vladimír Višváder in situ realisiert wurde, bewahrte den möglichst hohen Authentizitätsgrad und trug zur Rettung der originellen figuralen und architektonischen Steinverzierung bei, einschließlich der Ergänzung der beschädigten und gestohlenen Elemente.
Michal Tunega
Rendez 2010
Im Bahnbetriebswerk Bratislava Ost (dem sog. alten Depot – Rendez) hat am 19. und 20. Juni 2010 das 12. gesamtslowakische Treffen historischer Triebfahrzeuge stattgefunden. Die Veranstalter der Aktion waren: Slowakische Eisenbahn, Bahngesellschaft Cargo Slovakia, a. s., Bahngesellschaft Slovensko, a. s., Klub der Bahnnostalgie Bratislava Ost und Klub der Freunde der Geschichte des Bahnverkehrs Bratislava Ost in Zusammenarbeit mit anderen slowakischen Klubs der historischen Triebfahrzeuge aus Bratislava, Púchov, Vrútky, Zvolen, Poprad und Haniska bei Košice und Modellbahnerklubs.
An der Veranstaltung nahmen 6 funktionsfähige Dampflokomotiven teil – aus der Slowakei die Lokomotive 331.037 (1908), Lokomotive 486.007 (1936), Lokomotive 477.013 (1951), Lokomotive 498.104 (1954), aus Österreich die Lokomotive 30.33 (1897) und Lokomotive 109.13 (1912). Außer Dampflokomotiven beteiligten sich an der Aktion auch 11 Diesellokomotiven aus der Slowakei, der Tschechischen Republik und aus Ungarn.
Das Programm begann am Samstag 19. Juni morgens mit einer Vorführung der „Kleinbahnen“ – Modellgleisanlagen, einer Gartenbahn und einer Eisenbahn im Maßstab 1:8 mit funktionsfähiger Dampflokomotive der Serie 310.0. Vor dem Anfang der Präsentation sind die Besucher aus der Bahnstation Bratislava Petržalka mit einem Sonderzug angereist, der aus drei Triebwagen der Serie M 131.1 und zwei Anhängewagen bestand. Danach haben sich die historischen einsatzfähigen Lokomotiven und die lauteste Attraktion der ganzen Veranstaltung vorgestellt – die Kampfvorführungen des improvisierten Panzerzugs Štefánik aus dem Zweiten Weltkrieg. Am Sonntag ist dann vor der Präsentation ein Sonderzug aus Trnava angekommen, der aus einem Triebwagen M 262.007, einem Anhängewagen Balm und einem Triebwagen M 274.004 bestand. Außerdem wurden die Besucher während der beiden Tage mit Triebwagenzügen zwischen dem Bratislavaer Hauptbahnhof und Rendez hin und her gefahren. Die Interessierten konnten auch mit Personendraisinen Tatra/STW und Warszawa oder mit dem Gleiskraftwagen T 14/52 fahren. Eine interessante Belebung war auch eine Dampfwalze. Während der beiden Tage haben zwei Dampfzugfahrten stattgefunden, bei denen hinter dem Dampfzug aus Sicherheitsgründen ein Feuerwehrzug mit einigen angekoppelten Lastwagen gefahren ist.
Das Schmiedehandwerk
Ein Dokumentarfilm von Juraj Kilián über das Kulturerbe in der Slowakei
Der bewertete Dokumentarfilm „Das Kulturerbe in der Slowakei: Das Schmiedehandwerk“ bildet die Fortsetzung des Dokumentarzyklus über die Erneuerung der historischen Denkmäler und die traditionellen Handwerke. Das Projekt begann im Jahre 2009 mit einem Film über das Zimmerhandwerk im Zusammenhang mit der Renovierung der Burg Uhrovec. Initiiert und finanziert wurde es von der Stiftung zur Rettung des Kulturerbes in Zusammenarbeit mit der Institution Academia Istropolitana Nova.
Traditionelle Handwerke werden immer mehr durch die billigere Industrieproduktion verdrängt und deswegen sterben sie aus. Eine korrekte Restaurierung der historischen Denkmäler ist dabei unvereinbar mit verschweißten Fabrikrohlingen. Das Aussterben traditioneller Handwerke bedeutet also einen allmählichen Untergang der historischen Denkmäler in der Form, in welcher sie bis heute erhalten blieben. Der Film konzentriert sich auf die Erneuerung historischer geschmiedeter Elemente, bzw. die Herstellung ihrer Repliken.
Die Dreharbeiten realisierte man im Laufe des Jahres 2010 in zehn Schmiedewerkstätten, wo die slowakischen Spitzenschmiede traditionelle Schmiedearbeit vorgeführt haben und den aktuellen Zustand des Schmiedehandwerks sowie die Beziehung dieses Handwerks zur Erneuerung der historischen Denkmäler in der Slowakei kommentierten.
Der Regisseur Juraj Kilián studierte Medientheorie in Wien und Film in Kombination mit Animation an der Hochschule für bildende Kunst in Leipzig. Im Jahre 2009 kehrte er in die Slowakei zurück und gründete hier die Filmproduktionsgesellschaft Panopticumfilm. Er bereitet einen Dokumentarfilm über die Burg Lietava vor, dessen Premiere für Oktober 2011 geplant ist.
Mária Petrovičová – Jozef Petrovič
Die Bürgerzeichen aus Bardejov
Die Bürgerzeichen repräsentieren ein besonderes Phänomen der heutigen historischen Forschung im Gebiet der Heraldik, Sphragistik und der verwandten Disziplinen. Sie sind auf Siegeln physischer Personen abgedrückt, erhielten sich auf Hausportalen, architektonischen Denkmälern, Epitaphen und Siegelringen. In Bardejov begegnen wir den Bürgerzeichen seit dem 15. Jahrhundert und die Häufigkeit ihrer Abbildungen zeugt davon, dass sie in der Vergangenheit einen lebendigen und weit verbreiteten Bestandteil des Alltagslebens der Stadtbürger dargestellt haben.
Die Bürgerzeichen lassen sich anhand mehrerer Aspekte studieren. Interessant aus der Sicht der Heraldik und Sphragistik ist vor allem die Analyse der angewandten Symbole und Zeichen, deren Platzierung in ein Wappenschild und die Beziehung dieser Zeichen zu der zeitgenössischen heraldischen Produktion. Die ursprünglichen einfachen Symbole (Kreuz, Stern, Merkurstab), die manchmal auf den Beruf eines konkreten Bürgers verwiesen, sind offensichtlich mit heraldischen Motiven und Symbolen angereichert worden und mit ihrer Platzierung in ein Wappenschild begannen sie den Adelswappen zu ähneln. Sie dienten nicht mehr nur für die Identifikation des Zeichenbenutzers, sondern wurden zum Ausdrucksmittel der Angehörigkeit zum Bürgerstand und der bürgerlichen Gesellschaftsstellung.
Mit Rücksicht auf die Funktionsfähigkeit liefern uns die erhaltenen Bürgerzeichen ein Bild über mehrere Aspekte des bürgerlichen Lebens, seine Veränderungen und über die Mentalität der Bürger von Bardejov. Die schriftlichen Dokumente aus dem 15. Jahrhundert, erhalten im Bardejover Archiv, verweisen auf die Anwendung der Bürgerzeichen vor allem im Handel. Beispiele für Händlerzeichen findet man auf einer Bescheinigung des Bardejover Stadtrates aus dem Jahre 1464 über den Tuchverkauf oder in einem Brief des königlichen Zolleinnehmers aus dem Jahre 1487, die von der Bedeutung der Bürgerzeichen im Transithandel zeugen. Ein anderes weites Anwendungsgebiet der Bürgerzeichen bildet die amtliche und persönliche Korrespondenz deren Besitzer. Die Siegel mit Bürgerzeichen erscheinen oft an schriftlichen Dokumenten bezüglich verschiedener finanziellen Transaktionen oder an Testamenturkunden, wo sie eine wichtige Beglaubigungsfunktion erfüllt haben.
Im 16. Jahrhundert begannen die Bürgerzeichen als architektonische Elemente auch eine dekorative und repräsentative Funktion zu erfüllen, vor allem auf Portalen und Fassaden der Bürgerhäuser. In Bardejov blieben bis heute allerdings nur relativ wenige von ihnen erhalten. Eine Menge an Zeichen und Wappen findet man dagegen in zwei architektonischen Dominanten der Stadt – dem Rathaus und der Kirche des Hl. Egidius.
Peter Harčar
Erneuerung der Stadtbefestigung in Bardejov
Die Bardejover Stadtbefestigung zählt zu den besterhaltenen Fortifikationen in der Slowakei. Zusammen mit der Basilika des Hl. Egidius und dem Rathaus repräsentiert sie eines der authentischsten Denkmäler des UNESCO-Weltkulturerbes.
Das Wehrsystem der Stadt entstand in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Zusammenhang mit der Urbanisationsentwicklung zur Zeit als sich das Marktdorf in eine Stadt verwandelt hat. König Ludwig I. gab im Jahre 1352 einen Befehl, die Stadt Bardejov mit einer verstärkten Mauer mit Türmen einzufrieden. In einer Urkunde aus dem Jahre 1376 erwähnt man die Stadt bereits als befestigt. Bis Ende 1376, bzw. bis Ende des 14. Jahrhunderts baute man eine Wehrmauer um die ganze Stadt herum und drei Stadttore (südliches, unteres und westliches), vermutlich bereits mit Turmaufbau. Am verwundbarsten war die Stadt auf der Süd- und Westseite, von der Nordseite aus war sie durch den Fluss Topľa geschützt. An dieser Stelle wurde die Wehrmauer durch einen Mühlgraben verstärkt. An den Mauerknicken und -ecken vermutet man die Existenz der Basteien, Vorgängerinnen der heutigen Hrubá- oder Školská-Basteien, oder einer untergegangenen Bastei an der Nordwestecke, heute durch archäologische Ausgrabungen freigelegt.
Der Stadtgraben wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts vermutlich mit Wasser gefüllt, zwischen den Jahren 1420 – 1474 baute man neue Basteien und Laufgänge und auf der Nordseite eine vorgelagerte Befestigung – den Zwinger. In den Jahren 1546 – 1647 führt man den Aufbau einer Barbakane am Oberen Tor an. In schriftlichen Quellen werden insgesamt 23 Basteien erwähnt.
Nach dem Sieg über die Türken bei Wien im Jahre 1683 begannen die Befestigungsanlagen an Bedeutung zu verlieren, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts sind die Wehrgräben allmählich zugeschüttet und in Gärten verwandelt worden. Die Basteien begann man zu Wohn- und Wirtschaftszwecken zu verwenden. Im 19. Jahrhundert wurden eins nach dem anderen auch die Stadttore niedergerissen (im Jahre 1843 wurde das Obere Tor komplett niedergerissen). Die Erneuerung der Stadtbefestigung begann in den 1950ern, in den 1990ern realisierte hier das Denkmalamt Bratislava eine archäologische Ausgrabung, dank welcher die Zusammenhänge der Befestigungsanlage näher erläutert wurden. Dies führte dann zum Projekt der Erneuerung der Stadtbefestigung und ihrer Eingliederung in die Infrastruktur der Stadt Bardejov (2006). Das Projekt gibt diesem Komplex nicht nur einen neuen Inhalt durch die Präsentation der Befestigung als einer Fortifikationsanlage, sondern entwickelt auch neue Funktionen einzelner Basteien und Gräben, damit sie zu festen Bestandteilen des Lebens der Stadtbewohner und -besucher werden können.
Zuzana Lisoňová
Die Photoateliers in Levoča
Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts wurde Photographie zum Objekt des sammlerischen Interesses des im Jahre 1883 gegründeten Zipser Geschichtsvereins und seines Museums, das sich später als das Zipser Museum in Levoča verselbständigte. Die Photokollektion des Slowakischen Nationalmuseums – Zipser Museums in Levoča ist einerseits nach den sog. Zuwachsnummern und andererseits nach einzelnen Photoateliers aus der Periode zwischen 1868 und 1979 geordnet.
Zu der ältesten Produktion der 12 bisher bearbeiteten Photoateliers gehört die Photokollektion aus dem Atelier von Adalbert (Béla) Foltényi, der seine Tätigkeit in Levoča in den Jahren 1868 – 1870 begann. Eine umfangreiche Kollektion von Photographien und Glasplatten stammt von Ľudmila Czéhulová (1887 – 1898), einer der ersten Frauen-Vorkämpferinnen, die sich mit Photographieren befasst haben. Eine bedeutende Persönlichkeit der Photoszene in Levoča war Karol Divald (1882 – 1890), dessen Photoatelier seine Zweigstellen auch in Kežmarok, Gelnica und Spišská Nová Ves hatte. Das Photoatelier seines Schülers Gustav Matz (1890 – 1910) zählt zu den berühmtesten in der Slowakei an der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Gustav Matz kaufte im Jahre 1890 das Photoatelier von Karol Divald in Spišská Nová Ves ab, um dort eine gut ausgerüstete Photoarbeitsstelle sowie eine Malerwerkstatt zu errichten.
Erwähnenswert ist auch das Photoatelier von Adolf Žakowski (1896 – 1900), das Atelier Helios, das in Levoča an der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert tätig war und im Jahre 1902 von Samuel Rosenbach aus Budapest übernommen wurde. In kleinerem Maße sind im Sammlungsbestand des Museums die Photographien von Karol Alkier und Bartolomej Kemény (1921 – 1928) vertreten. Sehr umfangreich mit Rücksicht auf die Menge und Mannigfaltigkeit ist die Photokollektion aus dem Photoatelier von Eugen Kopasz (1921 – 1932) und Josef Murín (genannt Capi) aus den Jahren 1939 – 1951. Die Tätigkeit des Photographen Ján Janščák und seines Photoateliers in den Jahren 1969 – 1979 kann man als Epilog der mehr als hundertjährigen Tradition der Photoateliers in Levoča bezeichnen. Auf ihre Bearbeitung warten noch die Photoateliers von Armin Holbein, Karol Friedery, Margita Mrázová und das Photoatelier Tizian.
Eva Zacharová
Schulwandtafeln im Museum für Schulwesen und Pädagogik
Schulwandtafeln oder Lehrbilder gehören zu den ältesten anschaulichen Lehrmitteln. Im vorigen Jahrhundert sind sie im Unterrichtsprozess oft verwendet worden, in der Gegenwart werden sie immer mehr durch moderne Medien ersetzt. In der Regel handelt es sich um ein reproduziertes Kunstwerk, das mit seinem Inhalt den didaktischen Forderungen der Schule entspricht. An der Entstehung der Wandtafeln beteiligten sich deswegen oft renommierte bildende Künstler in Zusammenarbeit mit Fachberatern und Pädagogen – erwähnen sollten wir wenigstens die bedeutendsten, wie z. B. Martin Benka (1888 – 1974), Vincent Hložník (1919 – 1997), Ľudovít Ilečko (1910 – 2009) oder Zdeněk Burian (1905 – 1981). Aus formaler Sicht sollten die Wandtafeln genügend groß und verständlich sein, damit man sie auch aus größerer Entfernung beobachten konnte. Zu den bekannten Herausgebern der Schulwandtafeln in der Slowakei zählt vor allem die Buchhandlung Štehr in Prešov in den 1920ern und 1930ern und später dann der Betrieb Lehrmittel Banská Bystrica.
Das Museum für Schulwesen und Pädagogik in Bratislava besitzt 1 650 Exemplare von Schulwandtafeln (einige von ihnen sind in der Sammlung mehrfach vertreten, andere wiederholen sich in verschiedenen Ausgaben), die ältesten unter ihnen stammen aus dem Ende des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Viele von den Tafeln entstanden zur Zeit der ersten Tschechoslowakischen Republik und in den 1950ern, die neuesten stammen aus den 1980er Jahren. Die Ausmaße betragen meistens ungefähr 60 cm x 90 cm, die größte Wandtafel war 196 cm x 82 cm und die kleinste 32 cm x 41,5 cm groß. Bis auf 73 Exemplare sind alle Tafeln in Farbe ausgeführt. Hergestellt sind sie aus Papier oder Karton, manchmal mit Leinwand untergeklebt. Die Hängeleisten sind aus Holz. Unter den angewandten Bildtechniken dominiert Zeichnung, einen Teil der Wandtafeln repräsentieren Ölgemälde auf Leinwand oder Pappe und vertreten sind auch reproduzierte Photographien. Im Sammlungsbestand des Museums befindet sich auch eine Gruppe von Wandtafeln (139 St.) bestimmt für die Ausbildung in Spezialfächern an mittleren Fachschulen, vor allem an medizinischen, landwirtschaftlichen, nahrungswirtschaftlichen und technischen Schulen.
Eva Križanová
Ein Beitrag zur Entwicklung des mittelalterlichen Urbanismus in Kežmarok am Beispiel des Hauses Nr. 96 am Hlavné námestie (Hauptplatz)
Der historische Kern des städtischen Denkmalschutzgebietes Kežmarok als Bestandteil einer gotischen Straße, die eine Attraktion für den Tourismus in der Zips darstellt, hat seit dem Frühmittelalter eine komplizierte bauhistorische Entwicklung erlebt. Auch in heutigen Grundrissen und Konstruktionen der Bauten, die erst seit Ende des 15. Jahrhunderts ein regelmäßiges Straßennetz bilden, kann man ältere Elemente aus der Zeit der Früh- und Hochgotik erkennen, d. h. von der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis zum 15. Jahrhundert.
Das Bürgerhaus Nr. 96 am Hlavné námestie (Hauptplatz) bildet heutzutage einen Teil der Zeilenbebauung an der Ostseite des Platzes. Obwohl hier bisher keine archäologische Ausgrabung durchgeführt wurde, ermöglicht die qualifizierte Besichtigung und Analyse der Hauskonstruktion eine glaubwürdige Hypothese über die Entstehung und Bauentwicklung des Hauses auszusprechen.
Das dreiachsige Stockhaus besitzt einen rechteckigen Grundriss mit eingewölbter Durchfahrt und einen zweistöckigen Dorfflügel. Der hintere Querflügel am Ende der Ostseite der langen schmalen Parzelle wurde im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts niedergerissen. Die Unregelmäßigkeiten der Architektur, der Gewölbesysteme und der Art von Anwendung einzelner Materiale sowie die unterschiedlichen Mauerstärken erlauben als den ältesten Baukern ein quadratisches turmartiges Gebäude mit erhaltenem Steinmauerwerk im Souterrain im Hinterteil des Hauptgebäudes zu identifizieren. Den gotischen Gebäudekern kann man ins 14. Jahrhundert datieren.
In der Renaissance des 16. Jahrhunderts erweiterte sich der Gebäudegrundriss in Richtung Süden und Westen. Der Barockumbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat die Einwölbung der Wohnräume mit einem Kreuzgewölbe mit sich gebracht. Der romantische Umbau des Hauses Nr. 96, in den Jahren 1897 – 1898 in historisierenden Stilen unter Anwendung von Neorenaissance-Elementen realisiert, veränderte bereits völlig den Charakter des Gebäudes. Das Bürgerhaus wurde um einen Stock erhöht, im Obergeschoss entstand das Piano nobile und dem Erdgeschoss, weiterhin die wirtschaftliche Funktion erfüllend, wurde sein Renaissance- und Barockaussehen belassen.