Mikuláš Čelko – Mária Čelková – Ján Patsch
Das Rathaus in Banská Štiavnica
In den letzten drei Jahren erlebte das Rathaus in Banská Štiavnica mehrere Rekonstruktionen, die den Bedarf an Untersuchung und Restaurierung einiger seiner Teile geweckt haben – der Wandmalereien im Sitzungssaal (2008) und der ganzen Gebäudefassade (2009). Die restauratorischen und archäologischen Untersuchungen belegten auch die Existenz der spätgotischen St. Anna-Kapelle als direkten Bestandteils des Rathausgebäudes seit Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Ende der 1780er.
Die älteste Angabe über die St. Anna-Kapelle bezieht sich auf das Jahr 1488 als die Königinwitwe Beatrix der Stadt Banská Štiavnica genehmigte, eine Kapelle zu errichten, bzw. das Rathausgebäude umzubauen. Der Bau und die Umbauten des Rathauses sowie der Bau der St. Anna-Kapelle selbst werden in der Historiographie verschiedenartig datiert (1488, 1489, 1507). In dieser Zeit besaß die Kapelle fünf Fenster und zwei Chore, in dem umgebauten Turm des Rathauses befand sich die St. Anna-Glocke mit der Jahreszahl 1509.
Aus dem Juli 1692 stammt eine Eintragung über das Aussehen der St. Anna-Kapelle mit Steingewölbe, Chor, Farbfenstern und Altar. Die Kapelle war mit dem Rathausgebäude durch den Pfarreingang verbunden. Diese Annahme wurde durch die Untersuchung der Rathausfassade vor deren Reparatur im Jahre 2009 bestätigt – während dieser Nachforschungen entdeckte man ein spätgotisches Eingangsportal in die Kapelle auf der Nordseite des Rathauses.
Die Kapelle erlebte im 18. Jahrhundert Änderungen des Interieurs und danach ist sie schließlich untergekommen, im Zusammenhang mit dem Umbau des Rathauses in den Jahren 1787 – 1788 nach den Projekten des Baumeisters Jozef Pircker. Eine Kirche mit dem gleichen Patrozinium wurde, ebenfalls nach den Projekten von Pircker, im damaligen Stadtteil Štefultovo gebaut und im Jahre 1799 eingeweiht. An der Stelle der Kapelle hat man während des Umbaus eine Treppe und den Rathauseingang errichtet, im Erdgeschoss befanden sich Gefängnisräume. Durch den neuen Eingang betrat man das erste Obergeschoss, wo die Stadtkasse und der Kontrollbeamte gesiedelt haben und wo sich auch die Räume für die Stadtwächter und der Sitzungssaal befanden. Die Einrichtung der St. Anna-Kapelle wurde in die unweite St. Katharina-Kirche verlegt.
Dank einer Untersuchung von historischen Quellen konnte man den Autor der illusorischen Wandmalerei im Sitzungssaal im ersten Obergeschoss des Rathauses identifizieren – es war der Maler und Vergolder Anton Mayer. Der Raum wurde im 20. Jahrhundert zweimal restauriert (1948, 1979 – 1980). In den Jahren 2007 – 2008 realisierte man weitere Restaurierungen der Wandgemälde, die der klassizistischen illusorischen Malerei ihren ursprünglichen Wert zurückgeben sollten. Die Restaurierung veranlasste auch eine archivalische und kunsthistorische Untersuchung, die neue Erkenntnisse im Hinblick auf die Identifikation des Autors der Malerei und deren Ikonographie geliefert hat. Von der St. Anna-Kapelle erhielten sich Fragmente, die während der archäologischen und architektonischen Untersuchung vor der Fassadenrenovierung im Jahre 2009 entdeckt wurden. Der Sitzungssaal sieht nach der Restaurierung genauso aus wie zur Zeit seiner Entstehung.
Barbara Balážová
Bildwerke zum Andenken an die Familie Rubigall aus Banská Štiavnica
Paul Rubigall, einer unserer humanistischen lateinischen Dichter, ein Gebürtiger aus Kremnica und in dem Wittenberger Universitätsalbum im Jahre 1536 als Paulus Rubigallus Cremnitz registriert, ist vor allem in der literarischen Forschung bekannt. Diese konzentriert sich jedoch vor allem auf die Analyse von Rubigalls Dichtwerken. Der erste Bericht über die Verbindung zwischen Paul Rubigall und Banská Štiavnica stammt erst aus dem Jahre 1537, als der beginnende Dichter sein literarisches Erstlingswerk Qverela Pannoniae ad Germaniam… dem Kammergrafen von Banská Štiavnica, Peter Hilleprant, gewidmet hat. Dieser Aristokrat war offensichtlich sein Patron und Mezän seines Studiums in Wittenberg. Der junge Humanist hatte zuerst wohl eine diplomatische Karriere im Auge: im Jahre 1540 schloss er sich einer Mission nach Konstantinopel an, die nach dem Tod des ungarischen Königs Johann Zápolya die türkische Unterstützung für seinen Sohn Johann Sigismund gewinnen sollte. Den Quellen nach hat Paul Rubigall in den Jahren 1547 – 1548 auch an dem Augsburger Reichstag teilgenommen, und zwar als der Stellvertreter von Johann Christoph von Tarnow.
Im Jahre 1548 wurde der junge Mann von Barbara, Witwe des Kammergrafen Peter Hilleprant, adoptiert und als Erbe der Hilleprant-Eigentümer eingesetzt. Auf diese Weise wurde Rubigall zwar zu einem der wohlhabendsten Stadtbürger und Bergbauunternehmer, auf der anderen Seite aber trennte er sich endgültig von seinen paneuropäischen Interessen und verwurzelte für immer im Umfeld von Banská Štiavnica.
Als Bildwerke mit Bezug auf Paul Rubigall zählten bisher im Allgemeinen vor allem das spätgotische Portal aus dem Jahre 1538 und das Wappen aus dem Jahre 1692 auf dem sog. Rubigall-Haus in Banská Štiavnica. Diese zwei unterschiedlich datierten Elemente beziehen sich jedoch viel mehr auf das Haus als auf die Person des Humanisten, Literaten, Förderers und Kämpfers gegen die Türken. Im Jahre 1538 hat Paul Rubigall in dem Haus auf dem Trojičné námestie-Platz nämlich noch nicht gewohnt. Ein Bildartefakt, das tatsächlich nicht nur Paul Rubigall, sondern auch seine zwei Söhne Theodor und Paul repräsentiert, ist das erhaltene steinerne Portal auf der Burg Slovenská Ľupča aus dem Jahre 1573 mit dem Familienmotto Dominus Deus Protector Meus und mit Reliefportraits der Rubigalls auf der Oberschwelle. Es repräsentiert die Ambition Paul Rubigalls, auf dem Herrengut Ľupča, das er zwischen 1567 – 1575 in Pfand hatte, eine Spur zu hinterlassen. Rubigall benutzte die Burg und das anliegende Herrengut vermutlich vor allem als eine wirtschaftliche Basis: aus der Korrespondenz aus jener Zeit geht nämlich hervor, dass die Familie Rubigall, tief verwurzelt in dem bürgerlichen Milieu von Banská Štiavnica, diese Güter nie zu ihrem Dauersitz gemacht hat. Das Familienmotto erscheint auch auf einer einfachen Privatmedaille aus dem Jahre 1565, die allem Anschein nach mit Rubigalls Nobilitation am 25. Juli 1564 zusammenhängt, als ihm das Prädikat von Carlsdorf erteilt wurde. Das Rubigall-Wappen findet man ebenfalls in der Kirche in Baden bei Wien, und zwar auf dem Epitaph von Paul Rubigall dem Jüngeren, der hier neben seinem Großvater Hieronymus Salius von Hirschberg beigesetzt wurde. Das letzte erhaltene Denkmal mit Bezug auf die Familie Rubigall ist die einfache Grabplatte von Apolonia Rubigall mit dem Familienwappen, eingebaut sekundär in die Wand der Dreifaltigkeitskirche in Slovenská Ľupča.
Das Portal, die Medaille, das Grabmal und das Epitaph repräsentieren übliche Bildwerke zum Andenken an lutherische Familien von Banská Štiavnica im 16. Jahrhundert. Sie visualisieren den Anthropozentrismus der Renaissance und repräsentieren ein konkretes Individuum und seine kulturelle Erfahrung.
Magdalena Sombathyová
Modelle von Bergbauanlagen für die Rohstoffaufbereitung
Im Slowakischen Bergbaumuseum (nachstehend SBM) in Banská Štiavnica werden Modelle aus verschiedenen Bereichen des Bergbaus aufbewahrt. Zu den interessantesten und gleichzeitig auch wertvollsten gehören die Modelle aus der Bergbauakademie. Der Unterricht in der Bergbauakademie in Banská Štiavnica verlief seit dem Jahre 1764 und von 1770 an haben zwei Techniker für die Akademiestudenten hochentwickelte und durchdachte Modelle hergestellt. Zu den kompliziertesten hinsichtlich der Konstruktion gehören die Präsentationen der Entwicklung von Technologien und Techniken der Rohstoffaufbereitung, von der Erzgewinnung in einem Bergwerk über die Erzzerkleinerung in Aufbereitungsanlagen (Pochwerken) bis zur Herstellung des Erzkonzentrats, der das Endergebnis des Förderungsprozesses darstellt.
In Sammlungen des SBM befinden sich Modelle von Pochwerken von dem ältesten Typ bis zu den ganzmetallischen, sog. kalifornischen. Mit Rücksicht auf die Genauigkeit der Ausführung und Handfertigkeit des Schöpfers ragen vier Modelle hervor. Von der Staatlichen Bergfachschule in Banská Štiavnica erwarb das Dionýz Štúr-Museum in Banská Štiavnica (Vorgänger des SBM) im Jahre 1929 ein Modell – Lehrmittel, das die sog. Nassmahlung in der Goldmine Rosia Montana demonstriert. Auch das Modell von Pochwerken mit drei Stoßherden demonstriert die Sequenz der Erzzerkleinerung und der nachfolgenden Schwerkraftaufbereitung. Das Modell gelangte aus der Bergbauakademie in den Sammlungsbestand des Dionýz Štúr-Bergbaumuseums im Jahre 1938.
Im Jahre 1961 erwarb das Museum als Geschenk von der Bergfachschule in Banská Štiavnica ein Modell der sog. kalifornischen Pochwerke. Im Jahre 1990 erstellte Ing. Daninger aus Zvolen für das SBM genaue Kopien von Aufbereitungsanlagen. Sein Pochwerk, angetrieben durch ein Wasserrad, ist ein funktionsfähiges elektrisches Modell und repräsentiert das ganze Objekt eines Pochwerks aus dem 18. Jahrhundert.
Pochwerke sind mit der Zeit allmählich durch modernere und leistungsfähigere Anlagen ersetzt worden – die Brecher. Im Jahre 1808 wurde der Walzenbrecher erfunden, bei uns im Jahre 1848 angewandt. Im Jahre 1858 patentierte E. W. Blake den Backenbrecher, dessen bewegliches Modell Ing. Daninger für das SBM gefertigt hat. Ein weiteres, ursprünglich funktionsfähiges Modell von einem Walzenbrecher, angetrieben durch eine Kurbel, repräsentiert ein anderes Prinzip von Erzzerkleinerung. Der Walzenbrecher wurde bei uns im Jahre 1847 im Schacht Karol in Banská Štiavnica eingeführt. Dieses Modell schenkte im Jahre 1927 die Staatliche Bergfachschule dem neuen spezialisierten Bergbaumuseum – dem Staatlichen Dionýz Štúr-Bergbaumuseum. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann man in Zementwerken für Kalksteinmahlung Kugelmühlen zu verwenden. Das Modell einer Kugelmühle mit Kratzerklassierer im Maßstab 1:10 erstellte im Jahre 1984 wieder Ing. Daninger.
Die Schwerkraftaufbereitung ist im SBM durch die Modelle von Herden aus dem 19. Jahrhundert vertreten, die von den Studenten der Bergbauakademie verwendet worden sind. Die Herde teilten sich mit Rücksicht auf die Bewegung in feste und bewegte. Im SBM befinden sich zwei Modelle der Rittingers kontinuierlichen Querstoßherde. Das erste erwarb das Museum im Jahre 1927, das andere im Jahre 1929. Das letzte der präsentierten Modelle ist ein Modell der Schwerkraftaufbereitungsanlage Šándorka in Banská Štiavnica, das jedoch nicht komplett ist.
Jozef Medvecký
Die tapferen Schwaben in Štiavnica
Zu charakteristischen bildlichen Äußerungen der bürgerlichen Umwelt in der Frühneuzeit gehörten Fassaden und Interieurs von privaten sowie profanen Gebäuden, verziert mit Renaissance-Wandgemälden. Den Inhalt bildeten verschiedene biblische Themen, Szenen und Gestalten aus der Geschichte und aus klassischer Literatur, und allegorische Darstellungen; neben solchen „ernsten“ Themen findet man aber auch Genreszenen. Die Figuralkompositionen übernommen aus deutschen, vor allem den Nürnberger graphischen Vorlagen, ergänzt mit Inschriften und Bibelzitaten, waren im 16. – 17. Jahrhundert relativ weit verbreitet, wie es einige restaurierte und bisher nicht präsentierte Funde in Banská Štiavnica belegen. Weniger bekannt unter ihnen ist die Ausmalung eines gewölbten Raums im Erdgeschoss des sog. Oberaigner-Hauses Nr. 15 auf dem Trojičné námestie-Platz.
Die Malereien erhielten sich an drei Umfassungswänden der länglichen Halle im Erdgeschoss, mit den Fenstern zum Platz. An der Nordwand über der ursprünglichen Eingangstür befindet sich eine Gestalt mit eingehülltem Kopf, die nach der Restaurierung wie eine Nonne im schwarzen Gewand aussieht, gekennzeichnet mit Initialen H. R. Zwei Figuralmalereien befinden sich an der Westwand gegenüber den Fenstern. Auf der linken Seite sieht man eine halbe Gestalt mit Narrenkappe auf dem Kopf und mit gekreuzten Händen und eine unvollständig erhaltene zweizeilige Inschrift: (LAP?) HAST DV NIT / (SCHW?)ASEN GESEHEN. Mit dem Thema der Narrheit, inspiriert z. B. von dem moralisierenden Werk Narrenschiff von Sebastian Brant (Basel 1494), könnte auch die Malerei in der rechten Stichkappe zusammenhängen, von der nur ein Fragment von einem gesattelten Pferd erhalten blieb. Am umfangreichsten ist die Szene in der oberen Partie der Südwand, wo man neun Männergestalten mit Hüten in charakteristischer Kleidung nach deutscher Mode sehen kann. Sie sind einer hinter dem anderen in einer Reihe angeordnet, halten sich an einer riesigen Lanze und schreiten nach links, wo man einen sitzenden Hasen beobachten kann. Von den ergänzenden deutschen Inschriften blieben auch hier nur unvollständige Fragmente erhalten. Es handelt sich um die Illustration einer berühmten Satire über die tapferen Schwaben und deren Abenteuer, die sie auf ihren Wanderungen durch die Welt erlebt haben. Die Geschichte ist in mündlicher Überlieferung seit dem 15. Jahrhundert belegt und in deutschem Bereich ist sie auch dank der Nacherzählung der Gebrüder Grimm (Kinder und Hausmärchen, 1. Auflage 1819) bis heute populär. Anhand der Darstellungsart könnten die Malereien aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen, wahrscheinlicher wäre aber erst der Beginn des 17. Jahrhunderts.
JAHRESPREISE 2009
DER REVUE PAMIATKY A MÚZEÁ
Ivo Štassel
Die Schätze der Bratislavaer Burg
Der Jahrespreis 2009 der Revue Pamiatky a múzeá in der Kategorie Entdeckung – Fund geht an die Angestellten des Stadtinstituts für Denkmalpflege (MÚOP) in Bratislava, Branislav Lesák, Margaréta Musilová, Branislav Resutík, Andrej Vrtel und Jozef Kováč, für die archäologische Forschung im Nationalkulturdenkmal auf der Bratislavaer Burg. Sie entdeckten einen einzigartigen Komplex der ältesten Steinarchitekturen aus dem 1. Jahrhundert v. u. Z., die mit der Besiedlung der Akropolis des keltischen Oppidums auf dem Burghügel zusammenhängen. Diese Entdeckung erlangte Popularität und einen breiteren Widerhall in der Öffentlichkeit auch dank dem Fund von einem Schatz aus goldenen und silbernen Münzen aus einem römischen Objekt in der Winterreithalle (siehe Pamiatky a múzeá Nr. 2/2010, S. 2 – 13).
Nach der Entdeckung einer keltischen Münzstätte in der Panská Str. 19 – 21 und eines ringförmigen Verteidigungswalls rund um die Akropolis, der im Laufe der Untersuchungen in der Klarissinenkirche und in der Ventúrska Str. zutage gekommen ist, bedeutet die gegenwärtige Forschung auf der Bratislavaer Burg den zweiten Höhepunkt der latènezeitlichen Topographie und einen weiteren wertvollen Beleg der Bedeutung des Bratislavaer keltischen Oppidums mit hochwertigen Funden von qualitätsvoller gemauerter Architektur römischer Provenienz. Die Erforschung der Bratislavaer Burg, die noch nicht beendet ist, repräsentiert das bisher größte archäologische Projekt des MÚOP. Hervorgerufen wurde es durch die Rekonstruktion und Erneuerung des Burgpalastes und einiger weiterer Objekte in seinem Areal, wo man im Jahre 2008 mit Grabungsarbeiten begann. Das Ende der Arbeiten war für das Jahr 2010 vorgeplant. Die Funde aus dieser Ausgrabung haben alle Erwartungen übertroffen – auf einer Fläche von etwa einem Hektar kam es zu außerordentlich wichtigen Entdeckungen. Diese verändern in wesentlichem Maße den Blick nicht nur auf die Geschichte Bratislavas und der Südwestslowakei, sondern auch auf die Entwicklung des ganzen mitteleuropäischen Raums im 1. Jahrhundert v. u. Z. Die Bratislavaer Burg gehörte zu polykulturellen archäologischen Fundorten mit kontinuierlicher Besiedlung schon seit der Vorgeschichte. Außer den bedeutenden keltischen und römischen Funden aus dem 1. Jahrhundert v. u. Z. lieferte die Ausgrabung auch zahlreiche Erkenntnisse über die Vorgeschichte, die Zeit um die Zeitrechnungswende, die großmährische Periode (9. – 10. Jahrhundert), das arpadische Ungarn (11. – 12. Jahrhundert), das Hochmittelalter (14. – 15. Jahrhundert) sowie die Neuzeit (17. – 18. Jahrhundert). Eine bedeutende Phase der Besiedlung von großem Umfang wurde in der Spätsteinzeit (Äneolithikum) vor 4500 Jahren belegt. Die beweglichen Funde repräsentiert eine reiche Kollektion von Keramik mit charakteristischer geritzter und plastischer Verzierung zusammen mit dem Fund einer anthropomorphen Plastik in Form eines menschlichen Fußes in Lebensgröße und eine Kollektion von geglätteten Steinwerkzeugen.
Radoslav Ragač
Das Archiv des Kompossessorats der Familie Jesenský
Die Turzer Familie Jesenský stammend aus Horné Jaseno (heute ein Ortsteil von Turčianske Jaseno) gehört zu den relativ berühmten Adelsgeschlechtern. Ihre Anfänge reichen zurück ins Jahr 1274 als Mados Söhne Michal, Peter und Stephan von dem Herrscher Ladislaus IV. dem Kumanen eine Donation für das Gebiet der heutigen Gemeinde erlangten. In der Mitte des 16. Jahrhunderts hat sich die Familie durch Georg und Stephan, die Söhne von Nikolaus, in zwei Hauptlinien geteilt. Georgs Söhne besaßen die obere Kurie und Stephans Söhne die untere. Die beiden Familienlinien haben sich später noch weiter geteilt. Horné Jaseno entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrhunderten als eine kuriale Gemeinde (bewohnt von adligen Einwohnern) und in dem fast ausschließlichen Besitz der Familie blieb sie auch nach dem Jahre 1848. Der Gemeindekataster hat sich seit dem Mittelalter kaum verändert. Das zweifellos bedeutendste Familienmitglied war der Arzt und Humanist Jan Jesenius, Rektor der Karlsuniversität, hingerichtet im Jahre 1621 auf dem Prager Altstädter Ring. Von den bedeutenden Familienmitgliedern aus neuerer Zeit kann man den Schriftsteller Janko Jesenský und den ehemaligen ungarischen Außenminister Géza Jesenszky nennen.
Das Studium der Familiengeschichte limitierte bisher die Tatsache, dass die meisten Archivdokumente nicht in den slowakischen öffentlichen Archiven aufbewahrt wurden. Im Jahre 2009 geling es aber dem Slowakischen Nationalarchiv (SNA) nach Verhandlungen mit der Bürgermeisterin der Gemeinde Turčianske Jaseno, Janka Jesenská, das Archiv des Kompossessorats Horné Jaseno einschließlich einiger mittelalterlicher Urkunden als Depot zu gewinnen. Es ist eine der Möglichkeiten, wie man für die Forschungsöffentlichkeit historisch wertvolle Archivdateien aus dem Privatbesitz gewinnen und auf Dauer in einem öffentlichen Archiv deponieren kann, wobei der formale Besitzer unverändert bleibt.
Der gewonnene Archivbestand ist außerordentlich gut erhalten und liefert ein wertvolles Zeugnis über das Leben von kurialen Gemeinden, denen die slowakische Fachliteratur bisher nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat. In dem SNA wurde eine derart selbständige und zudem noch einheitliche Kollektion von Dokumenten über die Tätigkeit eines adeligen Kompossessorats noch nie aufbewahrt. Der Archivbestand reicht zeitlich von (1274) 1445 bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, in der Gegenwart verläuft seine Inventarisierung. Im Einklang mit dem Wunsch des Besitzers plant das SNA ihn im Jahre 2011 für die Forschungsöffentlichkeit zu erschließen.
Dárius Gašaj
Die Henkerwohnung in Košice
Im September 2009 eröffnete das Ostslowakische Museum in Košice nach einer extensiven Rekonstruktion des historischen Objekts der Henkerwohnung eine neue Dauerausstellung über die Geschichte der Košicer Henker, inhaltlich verbunden mit dem Ausstellungskomplex des Mikluš-Gefängnisses (Miklušova väznica). Die Erneuerung des Denkmals wurde von einem verlorenen Zuschuss aus dem Finanzmechanismus des Europäischen Wirtschaftsraums und dem Norwegischen Finanzmechanismus EEA GRANTS finanziert, den der Selbstverwaltungsbezirk Košice erwarb. Der Autor des Projekts war die Kanzlei Drahovský & Pásztor Architekti a spol., Košice.
Der Vorbereitung des Projekts der Henkerwohnung ist eine architektonisch-historische Untersuchung vorangegangen, um die Hauptetappen der Bauentwicklung des zum Wehrturm der Stadtbefestigung angebauten Objekts zu identifizieren. Während der archäologischen Forschung im Hof des Mikluš-Gefängnisses im Jahre 2006 erfasste man die Fundamente von dem Hofflügel der Gefängnisanlage, der bei einer Baurekonstruktion des Gefängnisses in den Jahren 1940 – 1942 niedergerissen wurde. Im Laufe der Grabungsarbeiten im Jahre 2008 konnte man auch die Überreste von einem einfachen mittelalterlichen Objekt entdecken, vermutlich einer Schusterei. Wichtige Angaben zur Geschichte der Henkerwohnung lieferte die Archivforschung im Archiv der Stadt Košice. Die Dienstwohnung des Henkers bei dem Stadtgefängnis wird in dem Verzeichnis der Stadtbewohner aus dem Jahre 1762 erwähnt. Im Jahre 1804 verkaufte die Stadt das Objekt der Henkerwohnung an die kalvinische reformierte Kirche, die es weiterhin als Wohnräume für deren Verwalter ausgenutzt hat. Zum Teil der Dauerausstellung des Ostslowakischen Museums wurde es erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die neue Dauerausstellung in der Henkerwohnung präsentiert die bauhistorische Entwicklung des Objekts, die Geschichte des Blutgerichts in der Stadt Košice, die Wohnweise und das Leben des Košicer Henkers. Die Dauerausstellung wurde von den Angestellten der Historischen Abteilung des Ostslowakischen Museums in Košice vorbereitet, der Entwurf der architektonischen und bildnerischen Auffassung stammt von Slavomír Dluhý aus dem Atelier Dluhý in Košice. Die Computeranimation der Bauentwicklung von historischem Areal der Henkerbastei – des Mikluš-Gefängnisses erstellte Dušan Šuch aus der Technischen Universität in Košice und die Video- und Audioform dieser Visualisierung in drei Sprachmutationen realisierte das Košicer Studio Savid. Die Begleittexte in der Dauerausstellung sind in Slowakisch und Englisch ausgeführt, in den gleichen Sprachversionen gibt es auch den audiovisuellen Führer, vorbereitet und hergestellt von der Firma Promotion & Education aus Prag. Die Dauerausstellung entstand dank der Finanzunterstützung des Kulturministeriums der Slowakischen Republik und des Selbstverwaltungsbezirks Košice.
Mária Novotná
Terra Scepusiensis – Terra Christiana. 1209 – 2009
Die Zips, eine der bedeutenden historischen Regionen der Slowakei, hat letztes Jahr ihren 800. Jahrestag der ersten direkten schriftlichen Erwähnung gefeiert. Das Slowakische Nationalmuseum-Zipser Museum in Levoča bereitete deswegen ein besonderes Ausstellungsprojekt vor – die Zipser Burg und Spišská Kapitula (die Zipser Kapitel) werden hier als zwei Zentren präsentiert, die das historische und geistliche Geschehen innerhalb sowie außerhalb der Zipser Region beeinflusst haben. Die Ausstellung, gewidmet den wichtigen Ereignissen, Persönlichkeiten und historischen Belegen, bestand aus zwei relativ selbständigen Einheiten.
Im ersten Abteil präsentierte man die Ergebnisse von den neuesten architektonisch-historischen Untersuchungen in der St. Martin-Kathedrale in Spišská Kapitula (2007) und auf der Zipser Burg (2008). Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Historiker, Archivare, eines Archäologen und eines Kunsthistorikers ergab eine interessante Konstellation von Exponaten, die zwar historisch und inhaltlich zusammenhingen, aber nie zuvor gemeinsam ausgestellt wurden – z. B. die Papstbulle von Martin V., gefunden im unteren Hof der Zipser Burg, eine Urkunde aus dem Jahre 1443, die bestätigt, dass ein Teil des Archivs von Spišská Kapitula absichtlich vernichtet wurde, oder die Truhe des glaubwürdigen Ortes (locus credibilis) Spišská Kapitula aus dem 15. Jahrhundert, die zur Evakuation des Archivs aus Spišská Kapitula auf die Burg gedient hat. Einen hohen Aussagewert besitzen auch 72 Originalurkunden aus dem 13. – 19. Jahrhundert. Diese werden wegen ihrem Schutz nur kurzzeitig und in kleineren Gruppen der Öffentlichkeit präsentiert.
Das zweite selbständige Abteil der Ausstellung bildete die Präsentation von drei Zyklen aus der Produktion von Matúš Lányi, einem bildenden Künstler aus Spišské Podhradie, unter dem Titel Nový zákon (das Neue Testament). Dieser Teil der Ausstellung hat gleichzeitig auch die Frage beantwortet, ob 800 Jahre alte Ideen auch heute noch inspirieren können.
Begleitet wurde das im Juli 2010 beendete Ausstellungsprojekt von Vorlesungen, Zusammentreffen mit bedeutenden Persönlichkeiten der Zips, speziellen Führungen für Blinde und Bildungsprogrammen für die Kinder im Rahmen des Projekts „Die Schule im Museum“. Anlässlich der Ausstellung erschien ein zweibändiger Katalog zu den beiden Teilen des Ausstellungskonzeptes. Diese zwei Bände umfassen die einleitenden Studien und eine selbständige Bild- und Katalogdokumentation der ausgestellten Exponate.
Katarína Bajcurová
Die Geschichte der slowakischen bildenden Kunst – Die Renaissance
Verleger: Slovenská národná galéria und SLOVART, spol. s r. o., Bratislava 2009
Editor: Ivan Rusina
Am Ende der 1990er entstand am Boden der Slowakischen Nationalgalerie (SNG) in Bratislava eine Initiative, die slowakische Kunstgeschichte nicht nur in Form von Ausstellungen, sondern auch eines Buchs synthetisch zu verarbeiten. Der Kernpunkt des Projekts unter dem Gesamttitel Die Geschichte der slowakischen bildenden Kunst sollte die Veranstaltung einer großen Ausstellung werden, begleitet von einer repräsentativen Publikation über die betreffenden Perioden der Kunstgeschichte. Mit Rücksicht auf mehrere Probleme konnte man die Zeitfolge einzelner Perioden nicht einhalten. Im Jahre 1998 veranstaltete die SNG die erste Ausstellung des Zyklus, gewidmet dem Barock (Kurator und verantwortlicher Editor: Ivan Rusina). Seither realisierte man weitere Teile des Projekts: im Jahre 2000 die Kunst des 20. Jahrhunderts (verantwortliche Kuratorin und Editorin: Zora Rusinová); im Jahre 2003 die Gotik (verantwortlicher Kurator und Editor: Dušan Buran) und am Ende des vorigen Jahres eine Ausstellung (Kuratorin: Zuzana Ludiková) und ein Buchband über die Kunst der Renaissance (verantwortlicher Editor: Ivan Rusina). Für die Redakteursarbeit und graphische Form aller Bücher war die SNG verantwortlich und beim Herausgeben der letzten zwei Bände hat der Verlag Slovart zusammengearbeitet.
Das Buch ‚Die Renaissance‘ mit dem Untertitel ‚Die Kunst zwischen Gotik und Barock‘ repräsentiert den ersten komplexen Blick auf die Kunst des „langen Jahrhunderts“, kartiert die Entwicklung von Architektur, Bildhauerkunst, Malerei und Kunstgewerben von der Wende zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Durch ein Spiel des Zufalls wurde es zu dem bisher umfangreichsten Band der Edition. Man hat die Struktur der Verbindung zwischen der Text- und Bildkomponente aus dem vorigen Band fortgesetzt, für dessen Graphik ebenfalls Jana Sapáková verantwortlich war. Das Buch sollte nicht nur die Funktion einer Begleitpublikation zu der Ausstellung erfüllen, sondern auch die grundlegende (oft auch die neueste) Forschung mit vielen neuen Erkenntnissen über die bisher ein wenig vernachlässigte Problematik der Renaissance-Kunst in der Slowakei zu präsentieren.
Die Studien für diese Publikation wurden von einem Kollektiv von 30 Fachleuten aus der Slowakei und dem Ausland vorbereitet. Die Struktur der Arbeit besteht aus folgenden Hauptkapiteln: Die Geschichte, Das Alltags- und Festtagsleben, Veränderungen der Architektur und Kunst. Das Buch besitzt einen umfangreichen Bildteil und einen Katalog mit Kommentaren zu den Werken im Bildteil, der reiche Text- und Phototeil wird durch Anmerkungsapparat, Bibliographie, Tabellen, Karten, Namens- und Ortsregister und eine englische Zusammenfassung ergänzt. Der Umfang beträgt mehr als 1 000 Seiten und enthält rund um 750 Farb- und Schwarzweißphotographien.
Die Slowakei. Eine illustrierte Enzyklopädie der Denkmäler.
Ein Interview mit Peter Kresánek, dem Autor des Konzeptes der Publikation, des Entwurfs, Konzeptes und der Ausrichtung von dreidimensionalen Zeichnungen, dem Regisseur von photographischen Aufnahmen an einzelnen Orten, dem Autor der Stichworttexte und Kommentare zu den Bildern, dem Editor und Herausgeber der bewerteten Enzyklopädie über historische Architektur, Denkmäler der bildenden Kunst und Denkwürdigkeiten (siehe auch Pamiatky a múzeá Nr. 1/2010, S. 65 – 67).
Die mit ihrem Umfang und Inhalt imposante Publikation, herausgegeben im Verlag Simplicissimus, repräsentiert einen erfolgreichen Versuch der Charakteristik der Slowakei als eines Landes mit außergewöhnlich buntem Kulturerbe. Der Editor und Herausgeber in einer Person inspirierte sich von ausländischen Führern mit dreidimensionalen Zeichnungen von Denkmälern, verständlich auch für die Laien, und entschied sich, die Lizenz auf das Konzept und die Graphik des Buchs von dem englischen Verlag Dorling Kindersley zu kaufen.
Die Enzyklopädie umfasst 983 Seiten, 138 dreidimensionale Abbildungen und beinahe 6 000 Photographien. An der Bildauffassung war außer dem Graphiker Rastislav Mach auch der Photograph Matej Longauer beteiligt und an der Schlussform der Publikation haben mehr als hundert Fachleute zusammengearbeitet, die im Impressum und am Ende der Publikation angeführt werden. Im Dezember des vorigen Jahres hat der Verleger auch die englische Version der Publikation auf den Markt gebracht, die zusammen mit dem slowakischen Nachdruck erschien. Während die englische Mutation den Umfang von 1 701,5 Seiten hatte, wird die deutsche Version eine Erweiterung der Seitenmenge erfordern und somit auch wesentlich teuerer werden.
Die Vorbereitung der Publikation hat vier bis fünf Jahre von Reisen durch die Slowakei und Photographieren gekostet. Außer langjährigen praktischen Erfahrungen hatte der Editor somit auch die Möglichkeit zu beobachten, wie sich der Stand des Kulturerbes in der Slowakei verändert. Wie er konstatiert, die Mauern auf Burgruinen schwinden und die renovierten Schlösser nehmen zu, obwohl manchmal mit denkmalpflegerisch kritisierbaren Eingriffen. Faszinierend sind das Tempo und die Zahl von restaurierten Bilddenkmälern. Bei einigen von ihnen konnte man sogar am Ende der Arbeiten die Photographien nicht aktualisieren.
Anna Fischerová-Šebestová
Terpsichora Istropolitana. Der Tanz in Pressburg des 18. Jahrhunderts
Die dritte Publikation ausgezeichnet mit dem Jahrespreis 2009 der Revue Pamiatky a múzeá repräsentiert das Buch von einer bedeutenden Persönlichkeit der slowakischen Ballettkunst, dem Pädagogen und Tanzhistoriker Miklós Vojtek. Das Buch präsentiert das bisher unbekannte und unerforschte Gebiet, die Tanzgeschichte Bratislavas (früher Pressburg) im 18. Jahrhundert. Es handelt sich um eine glorreiche Periode unserer Geschichte, als diese Stadt ein bedeutendes politisches und kulturelles Zentrum der Habsburger Monarchie darstellte. Der Autor betrachtet die Tanzgeschichte durch die gesellschaftlichen und kulturellen Funktionen des Tanzes und stellt gleichzeitig auch das örtliche Gesellschafts- und Kunstleben vor.
Die Monographie entstand auf Grund eines langjährigen Studiums von Quellen, vor allem der Pressburger Zeitung aus den Jahren 1764 – 1799. Die exzerpierten Berichte mit Tanzthematik ergänzte der Autor mit seiner Kenntnis der damaligen Situation in der Tanzkunst in unweitem Wien, Pest (heute Budapest) und in anderen europäischen Zentren des Tanzes.
Das Buch liefert ein Zeugnis über die Formen der Tanzkultur, deren Träger und Mezäne in Pressburg und seiner Umgebung. Der Autor präsentiert die Tanzveranstaltungen auf der königlichen Burg und in der königlichen Kurie im Laufe von Tagungen und Krönungsfesten, die Tanzfeste in aristokratischen Residenzen der Familien Pálffy, Esterházy, Grassalkovich und Erdődy, oder die Tanzveranstaltungen in Residenzen des Primas: in dem erzbischöflichen Winter- und Sommerpalast (Gartenpalast), in Podunajské Biskupice, Lieskovec und Veľký Biel. Der Tanz bildete eine wichtige Komponente der Residenzkultur, eine große Aufmerksamkeit hat ihm auch die Herrscherin Maria Theresia geschenkt, ob im Laufe ihrer Aufenthalte in Pressburg oder im Rahmen der Erziehung ihrer Kinder.
Der Beitrag des Autors liegt in einer Analyse der Entwicklung des Ballettgenres in Mitteleuropa und seiner konkreten Erscheinungsform in Pressburg des 18. Jahrhunderts. Eine wichtige Position hatte der professionelle Bühnentanz in dem Herrenhaus der Familie Illésházy oder im Theater in Weitenhof (1609 – 1733), in einem Holztheater vor dem Fischertor (1741 – 1742), im Theater in dem alten Landhaus (1747 – 1751), im Theater in dem Schützengraben (1750 – 1764), im Stadttheater in dem Grünen Haus (1764 – 1776) oder im Stadttheater der Csákys (1776 – 1884). Der Autor beschreibt nicht nur den Charakter und die Form des professionellen Tanzes, sondern auch den dazugehörenden Raum: das Exterieur und Interieur des Theatergebäudes, den Orchestergraben und die Hinterbühne. Er bewertet und belegt die Bedeutung und den Beitrag des Grafen Georg Csáky als des größten Mezäns der Kunst der Terpsichore in unserer Stadt in der behandelten Zeit. Das Buch mit einem Umfang von 250 Seiten erschien im Rahmen der Edition Slovenské Divadlo, herausgegeben von Divadelný ústav, Bratislava 2009.
Dalibor Lesník – Marian Uhrin
Die Renovierung des Panzerzugs Štefánik
Nach dem Ausbruch des Slowakischen Nationalaufstandes (1944) hat die 1. tschechoslowakische Armee in der Slowakei einen Mangel an mobilen Schwerwaffen empfunden, deswegen begann man mit dem Bau von improvisierten Panzerzügen. Die Konstruktion befolgte eine vorkriegszeitliche tschechoslowakische Vorschrift und verwertete die Erfahrungen der deutschen und sowjetischen Armee. Der Befehl zum Bau des Panzerzugs Štefánik wurde schon am 4. September 1944 gegeben. An seiner Konstruktion in Werkstätten der Slowakischen Bahn in Zvolen beteiligte sich der Oberst Štefan Čáni zusammen mit Oberleutnant Ing. Hugo Wainberger. Fertiggebaut wurde der Zug innerhalb von einer Rekordzeit von 14 Tagen, der zweite Zug Hurban sogar innerhalb von 11 Tagen. Zusammen mit dem dritten Zug Masaryk wurden alle drei Züge innerhalb von fünf Wochen fertiggebaut.
Der aufständische Panzerzug hatte einen vorgeschobenen Geschützwagen, einen Maschinengewehrwagen und den Triebwagen. Außerdem besaß er auch Panzerwagen, angekoppelt vor und hinter dem Triebwagen. Für den Einbau in die Panzerwaggons waren die ortsfesten Panzer LT-35 bestimmt. Die Konstruktion der Wagen war relativ einfach, aber zweckmäßig. In einen herkömmlichen Lastwagen wurde eine Holzkonstruktion eingebaut, die Fugen wurden mit Schotter ausgefüllt und mit Stahlplatten ergänzt, die als Panzerung gedient haben. Der Geschützwagen war mit einem 8 cm-Geschütz vom Typ 5/8 und mit zwei schweren Maschinengewehren ausgerüstet, der Maschinengewehrwagen besaß fünf schwere Maschinengewehre.
An den Kämpfen haben als erste die Züge Štefánik und Hurban am Anfang des Oktobers 1944 teilgenommen – Štefánik bei Stará Kremnička und Hurban bei Čremošné. Während Štefánik meistens im südwestlichen Bereich der Front im Rahmen der III. taktischen Gruppe operiert hat (Zvolen – Hronská Dúbrava, Zvolen – Krupina), wurde Hurban in den Kämpfen auf der Strecke Harmanec – Čremošné und Brezno – Červená Skala eingesetzt. Masaryk wurde am Ende des Oktobers 1944 in den schweren Verteidigungskämpfen auf der Strecke Brezno – Červená Skala eingesetzt. In den letzten Tagen des Widerstandes der aufständischen Armee hat man die Züge in den Raum Harmanec – Uľanka zusammengefahren. Dort wurden sie von ihren Besatzungen verlassen und nach der Niederlage des Aufstandes sind sie der deutschen Armee zur Beute gefallen.
Nach dem Kriegsende sind drei Wagen der Panzerzüge in die Slowakei zurückgekehrt. Ein Panzerwagen endete im Schrott, der andere wurde rekonstruiert und erhielt sich in Zvolen ursprünglich vor der Bahnstation, heutzutage im Areal der Bahnreparaturwerke und Maschinenbaubetriebe. Der Maschinengewehrwagen gelangte nach einer Rekonstruktion ins Areal des Museums des Slowakischen Nationalaufstandes in Banská Bystrica.
Die Idee, den aufständischen improvisierten Panzerzug Štefánik zu rekonstruieren und fahrbar zu machen, stammt von den Angestellten des Museums des Slowakischen Nationalaufstandes, die ihr Vorhaben beim Vorbereiten der Feier zum 65. Jubiläum des Slowakischen Nationalaufstandes präsentiert haben. Zusammen mit Enthusiasten aus dem Klub der historischen Technik bei dem Lokomotivdepot in Zvolen und mit weiteren Partnern von diesem außergewöhnlichen Projekt begannen sie im Juni 2009 an der Renovierung einzelner Wagen zu arbeiten. Am 28. und 29. August 2009 wurde die renovierte Garnitur des Zuges Štefánik in der Bahnstation in Banská Bystrica der Öffentlichkeit vorgestellt.
Andrej Botek
Wandmalereien in der St. Nikolaus-Kirche in Poruba
Im Jahre 2009 endete eine mehrjährige Restaurierung des außerordentlich wertvollen Interieurs der St. Nikolaus-Kirche in Poruba. Sie umfasste den Komplex von mittelalterlichen Wandmalereien, Balkendecke, Fassade, architektonischen Elementen, Kanzel und anderen Artefakten. Die St. Nikolaus-Kirche in Poruba repräsentiert einen Einschiffbau mit rechtwinkligem Presbyterium, vorgebautem Turm, nördlicher Sakristei und mit später angebauten Nebenräumen und einem Narthex. Das Objekt entstand vermutlich an der Wende zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert, am Anfang des 15. Jahrhunderts wurde es mit ganzflächigen Wandmalereien bemalt. Die Kirche überging im Jahre 1660 an die Protestanten, die hier eine hölzerne Empore eingebaut haben, die kleiner war als die heutige. Im Jahre 1701 installierten sie einen neuen Hauptaltar und den älteren aus dem Mittelalter haben sie vermutlich als Nebenaltar auf der Südseite des Kirchenschiffs angebracht. Aus Kapazitätsgründen wurde die Empore vermutlich an der Wende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert zum heutigen Umfang vergrößert. Im 20. Jahrhundert realisierte man zweckmäßige Änderungen – es entstand der westliche Narthex, die Fenster an der Nordwand wurden durchgeschlagen oder vergrößert, die Fenster an der Südwand modifiziert und die Nebenräume angebaut.
Die mittelalterlichen Wandmalereien im Sanktuarium und teilweise im Schiff entdeckte man am Ende des 19. Jahrhunderts. In den Jahren 1901 – 1911 wurde die erste Restaurierung der freigelegten Flächen von dem Budapester Restaurator István Gróh durchgeführt. Weitere Restaurierung realisierte Edmund Massányi in den Jahren 1956 – 1957 und in 1966 – 1968 sind die Fassaden der Kirche von Albert Leixner restauriert worden. In den Jahren 1997 – 1998 verlief in dem ganzen Objekt eine restauratorische Untersuchung, durchgeführt von dem Kollektiv der Autoren M. Šurin, J. Dorica, V. Mýtnik und M. Flaugnatti. Die Untersuchung entdeckte einen bis dahin unbekannten Umfang von Wandmalereien im Kirchenschiff und lieferte eine Menge an präzisierenden Funden zu den bereits bekannten malerischen Dekorationen.
Die im Jahre 2009 beendete Restaurierung der Wandmalereien verlief im Rahmen einer komplexen Renovierung der Kirche. Renoviert wurde die bemalte Holzdecke aus dem Jahre 1658 und die stellenweise erhaltene Renaissanceverzierung in der Nische des Sanktuariums, in der Sockelpartie des Triumphbogens und auf der gemauerten Kanzel. Die Autoren der Restaurierung waren Miroslav Šurin, Jozef Dorica und Mario Flaugnatti, die kunsthistorische Untersuchung wurde von Andrej Botek realisiert.
Iveta Bujnová
Revitalisierung des Areals des Nationalkulturdenkmals in Strážky
Das Schloss mit anliegendem Areal (Park, Kirche und Glockenturm) in Strážky – einem Stadtteil von Spišská Belá, wurde im Oktober 1963 für ein Nationalkulturdenkmal erklärt. Die Geschichte des Schlosses bindet sich an die Geschichte des Dorfs, gegründet in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Die Eigentumsverhältnisse erwähnt man in den schriftlichen Quellen seit dem Jahre 1290, als Strážky zum Besitz der Familie Berzeviczy geworden ist, seit 1500 gehörte es dann der Familie Warkotsch. Im Jahre 1556 überging das Dorf an den kroatischen Aristokraten Markus Horváth-Stansith de Gradecz. Die Mitglieder dieser Adelsfamilie haben hier bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts gesiedelt und erwarben sich Verdienste um die höchste Blütezeit von Strážky. Gregor Horváth-Stansith verwandelte hier in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen älteren Bau in ein Renaissanceschloss, gründete eine lateinische humanistische Schule für die Adelskinder und auch eine der bestausgestatteten Bibliotheken in Ungarn jener Zeit. Nach dem Jahre 1801, als die Familie Horváth-Stansith ausgestorben war, überging das Schloss nacheinanderfolgend in den Besitz der Familien Szirmay, Mednyánszky und Czóbel. Die letzte Schlossbesitzerin Margita Czóbel hat das immer mehr verkommende Objekt bis zu ihrem Tod im Jahre 1972 bewohnt. In den 1970ern und 1980ern wurde das Schloss rekonstruiert und für die Zwecke der Slowakischen Nationalgalerie adaptiert.
Die unweite St. Anna-Kirche baute man in der zweiten Hälfte oder erst am Ende des 15. Jahrhunderts. In den nachfolgenden Jahrhunderten wurde sie mehrmals umgebaut. Wegen dem schlechten technischen Zustand der Kirche realisierte man im Jahre 1970 eine statische Untersuchung, aus welcher eine Absenkung des umliegenden Geländes resultierte. Bei den Terrainänderungen entdeckte man auch die ursprüngliche mittelalterliche Einfriedungsmauer. Im Jahre 1986 hat man eine restauratorische Untersuchung der spätgotischen Malereien im Interieur durchgeführt (bestätigt schon im Jahre 1957 durch eine Probeuntersuchung) und am Anfang der 1990er wurden die Wandmalereien restauriert.
Der gotisch-renaissancezeitliche steinerne prismatische Glockenturm entstand als ein Fortifikationsbau vermutlich am Ende des 14. oder 15. Jahrhunderts, d. h. früher als die spätgotische St. Anna-Kirche. Diese Datierung wird durch zwei gotische Portalen, zwei gotische Fensteröffnungen und eine Schießscharte angedeutet. Der Glockenturm erlebte mehrere Bauänderungen, die letzte Renaissanceetappe wird durch die Jahreszahl 1629 in der Inschrift an der südlichen Fassade datiert. Die Renovierung des Glockenturms (seit 1970) wurde im Jahre 2006 beendet. Der Glockenturm mit charakteristischer Sgraffito-Verzierung gehört zu den wertvollsten Bauten dieses Typs in der Region und repräsentiert ein Beispiel der einmaligen stilistisch-bildnerischen Darstellungsform der Zipser Renaissance.
Im Jahre 2007 verkündete das Denkmalamt der Slowakischen Republik eine Erweiterung der Schutzzone des Nationaldenkmals – des Schlosses mit anliegendem Areal. Die Stadtverwaltung von Spišská Belá hat eine Konzeption der Renovierung der Umgebung der Kirche und des Glockenturms vorbereitet, um das ganze Gebiet zu revitalisieren. Durch Ankauf und Assanierung des störenden Objektes der ehemaligen Schule in engem Kontakt mit den denkmalpflegerisch wertvollen Objekten der Kirche und des Glockenturms bereitete sie die Grundlage für Bauänderungen auf der Fläche vor (diesen ist am Ende des Jahres 2008 eine archäologische Grabung vorangegangen), so dass die direkten Aussichten auf die Denkmalwerte des ganzen Areals hervorgehoben sein konnten.
Zuzana Ševčíková – Viera Obuchová
Das Kloster und Schloss in Horné Lefantovce
Die Gemeinde Horné Lefantovce erwähnt man zum ersten Mal im Jahre 1113 in der Nähe der Besitztümer des Klosters Zobor bei Nitra. Laut dem slowakischen Enzyklopädisten aus dem 18. Jahrhundert, Matthias Bel, bekam das Dorf seinen Namen von der Familie Elephant. Ihre Mitglieder haben hohe Ämter bekleidet und König Koloman (1070 – 1116) schenkte ihnen ein damals in Ungarn unbekanntes Tier – einen Elefanten. Die Verzweigung der Familie wurde von stetigen Vermögensstreitigkeiten begleitet. Von ihrem ökonomischen Potential zeugt auch die Gründung von einem Paulinerkloster, laut Gerichtsakten zum Abbüßen eines Meuchelmordes, den ein Familienmitglied an einem anderen begangen habe.
Der eremitisch geprägte Paulinerorden genoss die Gunst des Königs Ludwig I., der im Jahre 1352 in Ungarn das Kloster in Márianosztra (Nosztre) gründete, im Jahre 1365 das Kloster in Mariazell und vier Jahre später das Kloster in Lefantovce – das erste auf heutigem Gebiet der Slowakei. Laut den Gründungsurkunden aus dem Jahre 1369 hat die Kirche des Hl. Johannes d. Täufers von Michal Elefanty Land, Wald, die Hälfte von einer Mühle und einen Weinberg geschenkt bekommen. Es wird angenommen, dass die Kirche älter ist als das Kloster.
Das heutige Objekt des ehemaligen Klosters (anliegend an die westliche Fassade der gotischen Kirche) steht auf einem Hochplateau in einem ausgedehnten englischen Park. Es hat die Form einer monumentalen T-Buchstabe und das Areal ist gerade durch die ehemalige Kirche in zwei Höfe geteilt. Das vermutliche Ausmaß des ursprünglichen Klosters dokumentiert eine militärische Karte aus dem Jahre 1858; der Name Sz. János umfasst hier die Kirche und das Kloster mit Nord- und Südflügel, angebaut an die westliche Kirchenwand. Den südlichen Hof kann man als Paradies betrachten, denn der Nordteil mit dem dazugehörenden Hof repräsentierte vor allem das wirtschaftliche Umfeld: zu ihm war ein großer Garten angeschlossen und der Nordflügel wurde erst im 18. Jahrhundert, zur Zeit eines großzügigen Umbaus des Areals, um ein Stockwerk erhöht. Weitere Schicksale des Klosters wurden durch die Auflösung der Orden durch Joseph II. im Jahre 1782 geprägt. Die Objekte des Klosters fingen an zu verwüsten, während der Napoleonkriege befand sich hier ein Feldlazarett, später hat man es für wirtschaftliche Zwecke ausgenutzt.
Im Jahre 1836 kaufte Graf Franz Gyulai die Besitztümer der Gemeinde. Gyulais Adoptivsohn Leopold vermachte sein Vermögen seinem Sohn Leopold Friedrich Joseph Edelsheim-Gyulai, der es nach Vaters Tod im Jahre 1893 geerbt hat. Ein Jahr später lud er den berühmten Architekten Joseph Hubert aus Budapest ein, um ein Projekt des Umbaus des Klosters zu einem Jagdschloss auszuarbeiten. Gleichzeitig mit der Adaptierung des Klosters hat man auch Parkänderungen durchgeführt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts kommt es zur Modernisierung einiger Teile des Objekts, nach dem Jahre 1945 wurde das Schloss in eine spezialisierte medizinische Einrichtung umgewandelt. Heutzutage befindet sich der ehemalige Klosterkomplex vor einer Rekonstruktion. Nach der Erneuerung im Geiste der Huberts Adaptation des Klosters zu einem Schloss aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert sollte auch die einzigartige Kollektion barocker Gemälde von J. W. Bergl aus dem 18. Jahrhundert wieder für die Öffentlichkeit erschlossen werden.
Zuzana Francová
Eine seltene Hochzeitsuhr in Sammlungen des Museums der Stadt Bratislava
Den Schwerpunkt der reichen Sammlung von historischen Uhren im Museum der Stadt Bratislava bilden die Uhren heimischer Provenienz. Außer ihnen umfasst der Sammlungsbestand auch einige Sonderstücke, die an anderen Orten hergestellt wurden. Dazu gehört auch eine prunkvolle stehende Hochzeitsuhr mit üppiger vergoldeter Schnitzverzierung. In die Museumssammlungen gelangte sie im Jahre 1959 durch Ankauf aus Privatbesitz ohne nähere Angaben. Seit 1974 bildet sie einen Teil der spezialisierten Uhrenausstellung in dem Rokokohaus „Zum guten Hirten“ (slowakisch: „Dom U dobrého pastiera“).
Aus typologischer Sicht handelt es sich um eine figurale Tisch- bzw. Kaminuhr. Die Verzierung der Hochzeitsuhr besteht aus vier selbständig stehenden Figuren in antikisierender Kleidung, symmetrisch angeordnet auf einem rechteckigen Sockel mit halbrund vortretender Mitte. Die Figuren, geschnitzt für die Frontansicht, sind als zwei Paare aufgefasst. Die zwei äußeren, zueinander gedrehten Männergestalten, gekleidet als römische Feldherren mit Helmen auf den Köpfen, sind als Pendante dargestellt. Das zylindrische Gehäuse mit Uhrwerk wird von zwei Frauengestalten gehalten, jede von ihnen zu der nebenstehenden Männergestalt gedreht. Die Frau auf der rechten Seite können wir anhand der Kleidung und des Helms auf ihrem Kopf als die römische Weisheitsgöttin Minerva identifizieren. In der Mitte des Uhrsockels befindet sich ein Opferaltar mit brennender Fackel als Hochzeitssymbol. Neben den Gestalten sind die Attribute gelegt – ein Bogen, eine Fackel und ein Speer bzw. eine Lanze. Aus technischer Sicht handelt es sich um eine Schlaguhr, deren Uhrwerk durch Spindelhemmung angetrieben wurde. Auf dem Zifferblatt, verziert mit einem gemalten Kranz mit naturalistischem Blumendekor, befindet sich auch die Tagesanzeige.
Diese Uhr hat keine Analogie in Sammlungen des Museums der Stadt Bratislava und wir kennen auch kein Vergleichsmaterial aus anderen slowakischen Museumssammlungen. Eine sehr ähnliche Uhr befindet sich jedoch seit dem Jahre 1943 in dem Wiener Uhrenmuseum – einer Außenstelle des Wien Museums. Diese Uhr aus der Zeit um 1788 wurde anlässlich der Hochzeit von Erzherzog Franz Joseph Karl von Österreich (1768 – 1835), dem späteren Kaiser Franz II. (I.), mit Prinzessin Elisabeth Wilhelmine von Württemberg (1767 – 1790) hergestellt.
Bei einem Vergleich zwischen der Wiener Uhr und der Uhr aus Sammlungen des Museums der Stadt Bratislava sieht man trotz der allgemeinen Ähnlichkeit auch mehrere Unterschiede in Figuralverzierung deren Gehäuse und in Färbung. Die Schnitzverzierung der beiden Uhren stammt allem Anschein nach nicht von einem und demselben Meister. Eine niedrigere Qualität der Ausführung im Fall der Uhr aus Bratislava lässt annehmen, dass es sich eher um Werkstattarbeit handelte. Auch die Uhrwerke der beiden Uhren stammen von verschiedenen Uhrmachermeistern und wurden auch in verschiedenen Städten hergestellt. Auf der Wiener Uhr befindet sich eine Signatur von dem örtlichen Uhrmachermeister Joseph Riedl (1736 – 1813). Auf dem Zifferblatt der Bratislavaer Uhr findet man den Namen Frantz Zoller und in dem Unterteil den Ortsnamen Oedenburg (die westungarische Stadt Sopron).