Prejsť na obsah

Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 3/2007

Miloš Dudáš

Denkmäler Žilinas und seiner Umgebung

Im kommenden Jahr gedenken wir des 800. Jahrestages
der ersten schriftlichen Erwähnung der Stadt Žilina (dt. Sillein) im Nordwesten
der Slowakei. Die Urkunde des Gespans von Nitra (dt. Neutra) aus dem Jahr 1208
erwähnt das Gebiet einer kleineren Siedlung mit Namen Terra de Selinan. Die
erste Nachricht über Žilina als einer Stadt geht auf das Jahr 1312 zurück, ihr
Original ist allerdings nicht erhalten geblieben. Das vielleicht bekannteste
Dokument, das im Mittelalter nationale Widersprüche in Fragen der Mitgliedschaft
im Stadtrat zwischen Deutschen und Slowaken regelte, ist die Urkunde des Königs
Ludwig I. von Ungarn Privilegium pro Slavis aus dem Jahr 1381. Den historischen
Stadtkern von Žilina bildet der quadratische Marienplatz (Mariánske námestie)
mit Straßennetz, der sich im Laufe des 13.
Jahrhunderts zu formen begann. Dieser Marktplatz mit seiner regelmäßigen
Häuserbebauung entstand nach der Ankunft der deutschen Siedler um die Wende des
13. und 14. Jahrhunderts. Den Platz säumen Stockhäuser mit Satteldächern und
gemauerten Giebeln. In ihrem Erdgeschoss befinden sich offene Arkaden (sog.
Laubne – Lauben), die sich in zwei Seitengassen fortsetzen und einen
einzigartigen Genius loci bilden. Der Bau des Jesuitenklosters mit Kirche Mitte
des 18. Jahrhunderts störte teilweise den ursprünglichen mittelalterlichen
Urbanismus des Platzes, auf der anderen Seite jedoch bereicherte er seine
Architektur um eine neue Dominante. In der Mitte des Platzes wurde 1738 zu Ehren
der erfolgreichen Beendigung der Rekatholisierung die barocke Statue der
Unbefleckten Jungfrau Maria – Immaculata aufgestellt. An ihrem Sockel befindet
sich ein Relief des hl. Florian, der die Stadt vor häufigen verheerenden Bränden
beschützen sollte. Gerade die Feuersbrünste im Laufe des 19. Jahrhunderts, vor
allem 1886, führten zu Veränderungen in der Architektur im Geiste des
zeitgenössischen Eklektizismus. Das erste Drittel des 20. Jahrhunderts griff mit
funktionalistischen Bauten rasant in den Platz ein und auch in den 90er Jahren
des 20. Jahrhunderts vollzogen sich deutliche Veränderungen.
Von den
Sakralbauten des historischen Stadtkerns befinden sich hier die Pfarrkirche der
Heiligen Dreifaltigkeit, die Kirche der Bekehrung des hl. Paulus und die Kirche
der hl. Barbara. Etwas weiter stehen das jüngere Gebäude der ehemaligen
jüdischen Synagoge, die funktionalistische evangelische Kirche A.B. und etwa 1,5
km von ihr entfernt befindet sich das älteste Objekt der Stadt, die Kirche des
hl. Königs Stephan. Im Stadtteil Trnové steht die wertvolle Holzkirche des hl.
Georg. Sie ist der westlichste sakrale Holzbau auf slowakischem Gebiet.
Im
Umkreis von mehreren Kilometern von Žilina befinden sich viele mittelalterliche
Burgen, die mit zu den attraktivsten Denkmälern des oberen Waagtals gehören. Das
Tor zum ganzen Silleiner Kessel (Žilinská kotlina) bilden an der Stelle der
ehemaligen Grenze der Komitate Trenčín (dt.Trentschin) und Turiec (dt. Turz) die
Burgruinen Varín und Strečno. Hoch über der Waag und der schmalen Straße durch
den Engpass von Strečno (Strečnianska tiesňava) schützten sie dereinst eine
wichtige Handelsstraße. Ein bedeutendes architektonisches Denkmal Žilinas ist
die Burg Budatín. Ihre strategische Lage am Zusammenfluss der Flüsse Waag und
Kysuca bestimmten einst die nahe Furt und die Kreuzung der Handelsstraßen aus
Ungarn nach Schlesien. Die Burg wird dominiert von einem Wach- und später
Wohnturm vom Ende des 12. Jahrhunderts, um den herum Gebäude mit Wohn- und
Repräsentationscharakter errichtet wurden. Das bestehende Areal wird durch zwei
Wirtschaftsgebäude und einen Natur- und Landschaftspark abgerundet. Die heutige
Gestalt der Burg im Neorenaissancestil ist das Ergebnis eines komplexen Umbaues
nach dem Ersten Weltkrieg. Die Burg Lietava gehörte mit ihrer Größe zu den
größten Burgen des ehemaligen Oberungarn. Diese romantische Ruine, die um die
Wende des 13. und 14. Jahrhunderts errichtet wurde, ist eines der schönsten
mittelalterlichen Fortifikationsdenkmäler der Slowakei. Ein paar Kilometer
Luftlinie von Lietava entfernt befinden sich zwei kleinere mittelalterliche
Burgruinen – Súľov und Hričov. Ihre Architektur ist jedoch in dem umliegenden
felsigen Gelände nur noch schwer lesbar.

Jozef Moravčík

Neue archäologische Entdeckungen in
Žilina

In den letzten Jahren wurden auf dem Gebiet Žilinas
(dt. Sillein) mehrere archäologische Untersuchungen durchgeführt, die Licht in
die älteste Geschichte der Stadt trugen. In den Jahren 1995 – 2005 wurden
schrittweise die Fronleichnamskapelle im Raum der Kirche des hl. Königs Stephan,
die Kirche des hl. Königs Stephan, der Marktplatz Mariánske námestie, wo mehrere
gemauerte und hölzerne Objekte gefunden wurden, die Pfarrkirche der Heiligen
Dreifaltigkeit sowie der mittelalterliche Graben, der den historischen Stadtkern
umspannt, untersucht.
Über die Fronleichnamskapelle gab es mehrere Berichte
im Stadtrechtsbuch von Žilina aus den Jahren 1423, 1489, 1508, aber noch bis vor
kurzem wusste man nicht, wo sie sich befinden könnte. Erst bei Geländearbeiten
im Raum südlich der Kirche des hl. Königs Stephan stieß man auf einen Bau mit
Abmessungen von 5 x 4,8 m mit einer kleinen Apsis an der Westseite (2 x 1,6 m).
Um diesen Bau herum konnten 80 Gräber unter dem Fundament oder in seinem Raum
identifiziert werden. Er konnte erst an der Wende vom 14. – 15. Jahrhundert
entstanden sein und bestand wahrscheinlich bis in die erste Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Nach seinem Abriss verwendete man sein Material für den Bau einer
neuen Kapelle, die hier bis heute steht. In einem der Gräber fand man einen
unikalen Bronzering mit einem lateinischen Text aus dem 12. – 13. Jahrhundert.
Der Innenraum der Kapelle war mit Knochenresten aus beschädigten Gräbern
ausgefüllt, die hier mindestens vom Anfang des 13. bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts gelagert wurden.
Die Kirche des hl. Königs Stephan gehört zu
den ältesten Sakralbauten. Archäologische Funde datieren sie an den Anfang des
13. Jahrhunderts, was der ersten schriftlichen Erwähnung von Žilina aus dem Jahr
1208 (terra de Selinan) entsprechen würde. Die im romanischen Stil errichtete
Kirche bestand ohne größere Veränderungen bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts
(1762), als ein umfangreicher barocker Umbau vonstatten ging. Dabei wurde der
Eingang von der ursprünglichen Süd- an die Westseite verlegt, und die
ursprüngliche flache Decke wurde durch ein barockes Kreuzgewölbe ersetzt. Die
romanischen Fenster blieben zugemauert unter dem heutigen Dach und wurden durch
große Fenster ersetzt. Im Kirchenschiff, vor allem in seiner Nordhälfte, wo die
Untersuchungen durchgeführt wurden, gab es nur Gräber aus dem 18. Jahrhundert.
Die Kirche des hl. Königs Stephan befindet sich in der Lage Dolné Rudiny und in
ihrer Umgebung in einer Entfernung von 0,8 – 2,3 km wurden 6 – 7
mittelalterliche Siedlungen entdeckt, die durch Keramikfunde vom 10. bis 13.
Jahrhundert datiert wurden.
Während der archäologischen Untersuchungen des
historischen Stadtkerns 1995 wurden direkt in der Mitte des Marktplatzes
Mariánske námestie drei gemauerte Bauten entdeckt und um sie herum mindestens
fünf weitere hölzerne Objekte, die wahrscheinlich für die Lagerung der Waren
fremder Händler gedient haben. Seit 1357 besaßen die Einwohner von Žilina das
Recht, regelmäßige Märkte (Jahrmärkte) durchzuführen, daher ist es mehr als
wahrscheinlich, dass die auf dem Marktplatz entdeckten Objekte den Teilnehmern
dieser Märkte dienten. Außerdem wurde ein Wasserleitungssystem festgestellt, das
1613 mit Hilfe von hölzernen Rohren errichtet wurde. Nach seiner Beschädigung
bauten die Einwohner auf dem Platz zwei Brunnen, die bis zum Beginn des 20.
Jahrhunderts in Betrieb waren. Bei den Grabungen auf dem Platz stieß man auch
auf zwei Niveaus einer ursprünglichen Pflasterung aus flachen Flusssteinen. Es
ist anzunehmen, dass Ende des ersten Drittels des 18. Jahrhunderts im
Zusammenhang mit der Aufstellung der Statute der Immaculata (1738) zumindest ein
Teil des Platzes gepflastert wurde.
Die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit
befindet sich am Ostrand des historischen Stadtkerns von Žilina. Die erste
schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1423. Archäologen untersuchten die
Bauphasen der älteren Kirche, die ein rechtwinkliges Presbyterium besaß. Um das
freigelegte Fundament herum wurden 63 Gräber untersucht, die anhand von Münzen
in die Zeit vom Anfang des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts datiert wurden.
Die heutige Kirche ist eine dreischiffige Basilika mit einem polygonalen
Presbyterium, an dessen Nordwand sich Lilien aus der Regierungszeit der Anjous
in Ungarn (1308 – 1387) befinden. Wahrscheinlich stand die Kirche schon im 14.
Jahrhundert, auch wenn sie ausdrücklich erst im ersten Drittel des 15.
Jahrhunderts erwähnt wird.

Richard Marsina

Žilina im Mittelalter

Im Gemeindegebiet von Žilina (dt. Sillein) 0kann man
eine ununterbrochene Besiedlung seit der Wende des 5. und 6. Jahrhunderts, also
annähernd sieben Jahrhunderte vor der ältesten erhaltenen glaubwürdigen
Schriftquelle annehmen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die
ununterbrochene Besiedlung noch älter ist, denn aus diesem Gebiet ist eine
vorslawische Bezeichnung erhalten geblieben. Bedenkt man die geographische Lage
Žilinas, ist dieser Umstand nicht überraschend. Žilina liegt am Zusammenfluss
eines großen (Váh/Waag) und zweier kleinerer Flüsse (Kysuca, Žilinka), die sich
direkt an der Grenze des Gemeindegebiets von Žilina vereinen. Mit den
Wasserläufen hängen auch der Talkessel oder das Hügelland zusammen, vor allem
das große Massiv des Hradisko. Seit ältesten Zeiten entwickelte sich hier auch
ein Straßennetz. Žilina war der natürliche Knotenpunkt von vier Richtungen.

Als ältestes historisches Zeugnis Žilinas betrachten Historiker die Kirche
des hl. Königs Stephan mit spätromanischen und frühgotischen Elementen aus dem
ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Im Nordteil der mittelalterlichen Stadt ist
allerdings die ununterbrochene Besiedlung schon vor dem 13. Jahrhundert
glaubwürdig belegt. Alt-Žilina war schon damals das Zentrum der Region, mit
großer Wahrscheinlichkeit auch Marktflecken. In dieser Zeit wurden die
Grenzzollstationen des Ungarischen Königreichs errichtet und eine davon befand
sich an der Grenze zu Schlesien im weiteren Umkreis Žilinas bzw. bei Budatín. Im
Laufe des 13. Jahrhunderts verdichtete sich auch die Besiedlung Südschlesiens
(Teschener Gebiet), sodass die alte Straße, die das Ungarische Königreich mit
Schlesien verband, zur frequentiertesten und wirtschaftlich bedeutendsten Straße
wurde.
Auf dieser Straße kamen neue Siedler einschließlich des Dorfrichters
aus Teschen mit dem deutschen (Magdeburger) Recht nach Žilina. Anfang des 14.
Jahrhunderts gab es in Žilina bereits eine Stadtordnung und das Stadtgericht war
schon damals Berufungsgericht für alte oder neugegründete Dörfer, die sich nach
dem Silleiner Recht (ursprünglich Teschener Recht) richteten. Neben dem
Erbrichter gab es damals schon eine Bürgerkommunität, die von König Karl Robert
am 12. Juli 1321 während seines Aufenthaltes in Žilina die ersten Privilegien
erhielten. Es ging nicht nur um wirtschaftliche Privilegien, wie etwa die
Befreiung von der Mautzahlung, sondern vor allem um die Erteilung des in der
Slowakei relativ seltenen Meilenrechts bei der Ausübung eines Handwerks und des
Fischfangs. Begüterte Bürger von Žilina wirkten als Lokatoren – Gründer neuer
Dörfer. Nach dem Verbot des ungarischen Königs Ludwig I., die Stadt Teschen als
Berufungsgerichtsinstanz anzurufen, endete der Kampf der Bürger von Žilina mit
der Aushändigung des Privilegiums der Königin Maria vom 2. Juni 1384, seitdem
hatte Žilina seine Berufungsobrigkeit in Krupina (dt. Karpfen). Aus dem
Privilegium erfahren wir auch weitere Einzelheiten der rechtlichen und
wirtschaftlichen Stellung Žilinas. Es war eine sog. freie Stadt, obwohl an ihrer
Spitze der Erbrichter mit teilweise begrenzten Rechten, vor allem bezüglich der
Besteuerung von immobilem Eigentum, stand. Erbrichter waren im 14. Jahrhundert
in Žilina Menschen adliger Herkunft und einige von ihnen bekleideten auch
wichtige Staatsämter. Das ganze 15. Jahrhundert hindurch versuchten die Bürger
von Žilina, sich vom Erbrichtertum freizukaufen, was ihnen definitiv erst 1509
gelang. Vor der Schlacht von Mohács (1526) hörte Žilina auf, eine königliche
Stadt zu sein und blieb bis zum Ende des Feudalismus eine grundherrschaftliche
(adelige) Stadt.

Tomáš Janura

Žilina – Kreuzung der
Handelsstraßen

Am Rande der Flussterrasse der Waag entstand in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Burg und in ihrer Nähe eine Vorburg,
die im Laufe der Zeit als Handwerkszentrum einer breiteren Umgebung an Bedeutung
gewann. Ein Stimulus für die Entwicklung des Handwerks war das Meilenrecht, dank
dem im Umkreis einer Meile von der Stadt nur die Einwohner von Žilina ihr
Gewerbe ausüben durften. Zur Entwicklung von Žilina trug auch das Privilegium
von Ludwig I. von 1357 mit dem Jahrmarktrecht bei. Um die Anbindung Žilinas an
den Fernhandel machte sich wiederum Ludwig I. verdient, der 1364 die Errichtung
einer Straße von Košice in das Waagtal verfügte, an der Maut eingehoben wurde,
neben anderen Städten auch in Žilina. Im Jahr 1414 erlangte die Stadt von
Sigismund von Luxemburg die Befreiung von Steuern und Maut. Im Jahr 1458
erlangte sie von Matthias Corvinus das Privilegium für den Michaeli-Jahrmarkt.

Nach dem Tod von Matthias Corvinus gelangte die Stadt dank der feudalen
Anarchie in die Hände der Besitzer der Burgherrschaft Strečno. Ab der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts waren sich die Stadtbesitzer der Bedeutung der
wirtschaftlichen Privilegien bewusst, wodurch sie die Steuereinnahmen erhöhten.
Die Tuchmacher von Žilina erhielten 1569 von König Maximilian das Recht, Tuch zu
verkaufen und ein Jahr davor erteilte derselbe König Žilina das Jahrmarktrecht
für den Sankt Blasiustag. Im 17. Jahrhundert erlebten die Tuchmacher von Žilina
eine Blüte, begünstigt durch das Privilegium von Matthias II. von 1610, das den
freien Handel mit Stoffen aller Farben zuhause und in der Fremde erlaubte.
Matthias II. erteilte der Stadt auch Handelsprivilegien – das Jahrmarktrecht für
den Tag der heiligen Luzia (1609) und die Befreiung der Bürger von Žilina von
der Mautzahlung in ganz Ungarn (1609). Weitere Vorrechte erlangte die Stadt erst
unter Leopold I.: 1657 erlaubte er Viehmärkte und 1659 erteilte er das
Wassermautrecht. Aufgrund dessen konnten die Bürger von Žilina die Maut nicht
nur an den Brücken über die Flüsse Waag und Kysuca einheben, sondern, wenn sie
vom Wasser weggerissen wurden, auch auf den Fähren, die an ihrer Stelle
errichtet wurden.
Im Jahr 1712 erlangten die Bürger von Karl III. das
Jahrmarktrecht für den Tag des heiligen Königs Stephan. Im 18. und 19.
Jahrhundert verfiel die Stadt und verlor ihre dominante Stellung. Ein neuer
Aufschwung begann für Žilina erst wieder mit dem Bau der Eisenbahn
Košice-Bohumín Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts.
Die wichtigste
mittelalterliche Straße des Stadtgebiets war die Königsstraße nach Schlesien,
die über die Waagbrücke führte. 1499 wird erstmals eine Holzbrücke an diesen
Stellen erwähnt. Von der Brücke führte eine Straße in Stadtrichtung zu ihrem
Vorort – Kálovo. Die Trasse der ursprünglichen Straße auch mit Abrundung kopiert
heute die Straße von und nach Kysuce. Der obere Teil von Kálovo (heute
Hurbanstraße /Ulica J. M. Hurbana) endet auf dem malerischen Platz vor dem
Unteren Tor, das nach dem Brand von 1848 abgerissen wurde. Vor dem Unteren Tor
schloss sich an die schlesische Straße die nach Westen gerichtete Waagstraße an.
Von der Ostseite führte die sog. magna via oder die Straße von und nach Košice
zur Stadt. Die Kaufleute betraten das Gemeindegebiet von Žilina bei den
Salzlagern und der königlichen Zollstation (von 1763) mit einer
Floßanlegestelle. Die heutige Straße bewahrte sich ihre Form dank der Tatsache,
dass an ihrer Südseite im Jahr 1679 ein Friedhof für Pestopfer angelegt wurde,
der seit 1707 als Stadtfriedhof diente. Die Straße setzte sich direkt zu den
Stadtmauern fort und vor ihnen schwenkte sie nach Norden in den Raum vor dem
Franziskanerkloster, wo sie sich mit der schlesischen Straße vereinte. Die
Lokalstraße nach Rajec kam vom Süden in die Stadt. Im Raum des heutigen großen
Kreisverkehrs schloss sie sich an die Stadtstraße an, die in die Gemeinde
Závodie führte, und führte direkt zur Ringstraße um die Stadtmauern. Diese
verband alle vier erwähnten Handelsstraßen.

Michal Jurecký

Die Franziskaner in Žilina im 18.
Jahrhundert

Die Ankunft der Mitglieder des Ordens der Minderen
Brüder der Franziskaner (Ordo Fratrum Minorum, OFM) in Žilina und Umgebung ist
verbunden mit der starken Rekatholisierung, die seit der Mitte des 17.
Jahrhunderts durch die Jesuiten in der Stadt repräsentiert wurde. Die
Konfessionssituation in Žilina im 17. Jahrhundert war geprägt durch den Kampf
der evangelischen Kirchengemeinde, repräsentiert vor allem durch die
Bürgerschaft, gegen die Katholiken, die in den Grundherren (Adligen) eine Stütze
hatten. Die Pfarrkirche der Heiligen Dreifaltigkeit ging abwechselnd aus den
Händen der Evangelischen in die Hände der Katholiken über. Die Jesuiten ließen
sich 1686 für ständig in Žilina nieder und wirkten hier bis zur Auflösung des
Ordens im Jahr 1773. Die Franziskaner wirkten in Žilina in den Jahren 1704 –
1734. Während dieser Zeit wohnten sie am Marktplatz, später in Vorstadtgütern,
die ihnen der Grundherr Paul Esterházy und später Georg Erdődy überließ. Da in
der Stadt bereits die Jesuiten wirkten, wollten die Franziskaner näher zu den
Menschen außerhalb der Stadtmauern sein. Hier wurden die Kirche und das Kloster
bei dem der hl. Barbara geweihten Unteren Tor errichtet. Das Grundstück sprach
die Stadt 1721 definitiv den Franziskanern zu. Die Kirche wurde 1730
fertiggestellt, dann begann der Klosterbau. Die Kirche der hl. Barbara ist
einschiffig, mit Presbyterium von rechteckigem Grundriss mit Sakristei, der
erste Sakralbau in Žilina. Die Kirche dominiert der Hauptaltar aus dem Jahr
1730. Alle Altäre sind barock mit Originalskulpturen, allerdings ohne die
ursprünglichen Altarbilder. Diese stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts und sind
das Werk des Fraters Konrád Švestka, der Maler, Holzschnitzer und Restaurator
war. 1734 wurde der Kreuzweg installiert. Die Kirche der heiligen Barbara mit
ihren unterirdischen Krypten diente bis 1778 für die Beisetzung der
Franziskaner, auch weltlicher Priester und auch bedeutender Bürger, die darum
ersuchten. Die Kirchenorgel bildet ein Instrumentenpaar – die große Orgel über
dem Kircheneingang wurde 1734 fertiggestellt, die kleine Orgel ist jünger, weil
der chorus minor, auf dem sie sich befindet, 1739 zu bauen begonnen wurde. Beide
sind das Werk des bedeutenden Orgelbauers Peregrín Verner.
Im Jahr 1782
stabilisierte sich die Zahl der Ordensbrüder auf 40. Aufzeichnungen sprechen von
den Tätigkeiten der Frater-Handwerker – Schnitzer, Tischler, Köche, Bäcker,
Gärtner bzw. Schneider. Zu erwähnen sind auch herausragende Musiker, z.B. in den
Jahren 1741 – 1750 der besagte Peregrín Verner. Hier wirkten auch die
Barockkomponisten Juraj Zrunek und Edmund Paška. Im Kloster gab es auch einen
Franziskaner in der Funktion eines Historikers, wie etwa Vojtech Gazda und
Hugolín Gavlovič. Im Jahr 1748 wurde über dem Klostereingang eine Holzfigur der
heiligen Barbara angebracht, 1773 wurde sie gegen eine steinerne ausgetauscht.
Nach der Errichtung der Kirche der heiligen Barbara erfüllte das Kloster die
Funktion einer kleinen Wirtschaft. Es hatte Getreidekammern, ein Getreidelager
auch Wirtschaftsgebäude und Ställe gebaut. Im Jahr 1773 wird in den
Aufzeichnungen eine Schneiderwerkstatt erwähnt. Zum Kloster gehörte auch ein
Nutzgarten.

Miloš Dudáš

Die
evangelische Kirche A.B. in Žilina

Die evangelische Kirchengemeinde des Augsburger
Bekenntnisses in Žilina entstand in den Anfängen der Verbreitung der Reformation
auf unserem Gebiet. Im 17. Jahrhundert bekannte sich die überwiegende Mehrheit
der Bevölkerung zum Protestantismus. Die Ankunft der Jesuiten in Žilina Mitte
des 17. Jahrhunderts und die Gründung ihrer ersten Missionsstation im Jahr 1686
begann ihre dominante Stellung allmählich zu verändern. Das Leben wurde deutlich
komplizierter, als ein Jahr später Paul Esterházy, ein eifriger Vertreter der
Rekatholisierung, der Grundherr von Žilina wurde. Mit strengen Verordnungen
zwang er die evangelischen Einwohner den katholischen Glauben anzunehmen. Bei
der Bestätigung der Kandidaten für das Richteramt achtete er darauf, dass stets
ein Katholik in der Leitung der Stadt wirkte.
Zu dem Zeitpunkt, als die
evangelischen Gläubigen nicht länger in den Räumen der Pfarrkirche
zusammenkommen durften, bauten sie sich 1704 ein kleines hölzernes Gebethaus.
Zeitquellen führen an, dass sie 1709 bereits ein zweites Holzgebethaus
errichteten. Pavol Esterházy entschied 1710 über die Zuteilung von Grundstücken
für die Franziskaner von Žilina und nach dem Abriss des zweiten Gebetshauses
1719 nutzten die Franziskaner das Baumaterial wahrscheinlich für den Bau der
neuen Kirche St. Barbara.
Die intensive Tätigkeit zweier katholischer Orden
in der Stadt führte dazu, dass die Anzahl der Evangelischen dramatisch
zurückging. Im Jahr 1730 bekannten sich zum evangelischen Glauben in Žilina nur
noch ein paar Dutzend Gläubige und Mitte des 19. Jahrhunderts schon fast niemand
mehr. Es überrascht nicht, dass unter diesen Bedingungen die evangelische
Kirchengemeinde in Žilina völlig einging und die Stadt ausschließlich katholisch
wurde. Erst Ende des 19. Jahrhunderts stabilisiert sich die Situation der
evangelischen Gläubigen von Žilina, ihre Zahl wächst langsam und das Bemühen,
wieder eine eigene Kirchengemeinde zu bilden, erhält reale Gestalt. Der
Kirchenkonvent beschloss auf der Tagung am 13.Juni 1895 den Bau eines
Gotteshauses und Pfarrgebäudes. Im Jahr 1903 wurden ein einfaches Gebetshaus und
eine Pfarre errichtet. Im Jahr 1921 kommt der neue Pfarrer Fedor Fridrich
Ruppeldt (1886 – 1979) nach Žilina, der die Notwendigkeit der Errichtung einer
größeren Kirche betont. Im Jahr 1930 ersucht er um die unentgeltliche Zuteilung
eines städtischen Grundstücks, aber da die Stadtvertreter der Sache nicht
geneigt waren, verkauften sie ihnen das Grundstück, und zwar doppelt so teuer
wie Privatleuten. Später suchte die evangelische Gemeinde sich einen passenderen
und größeren Ort unweit des Stadtfriedhofs aus. Die Erlaubnis für den
Grundstückstausch und die gerichtlichen Verzögerungen dauerten bis Mai 1934. Die
Kirche hatte aber schon ein Jahr vorher einen anonymen Wettbewerb für die
architektonische Lösung der Kirche und Pfarre ausgeschrieben. Von vier Entwürfen
siegte das Projekt des zu der Zeit schon bekannten Architekten Milan Michal
Harminc (1869 – 1964). Die Bauarbeiten an der Kirche wurden am 10. Oktober 1936
abgeschlossen. Im Oktober 1938 begann man mit dem Bau eines neuen Pfarrgebäudes,
entworfen im gleichen funktionalistischen Geist wie das Objekt der Kirche. Der
Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Žilina gelang es so nach jahrelangen
Bemühungen, ein Lehrbuchbeispiel der architektonischen Moderne der ersten Hälfte
des 20. Jahrhunderts zu errichten.

Marián Mrva – Andrej Ferko

Považie Museum 3D online

Die Einmaligkeit des traditionellen slowakischen
Drahtbinderhandwerks führte schon in der Vergangenheit zu Bemühungen um seine
Dokumentierung und Präsentierung. Ende der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts fand
in Dlhé Pole die erste Ausstellung Drahtbinderei statt. Sie bildete die
Grundlage für die Entstehung eines spezialisierten Museums in Žilina 1942. Es
war der erste Schritt zur Schaffung eines weltweiten Zentrums für Dokumentation
und Erforschung der Drahtbinderei – des heutigen Waagtalmuseums Považské múzeum
in Žilina. Der wirkliche Aufschwung der Dokumentations- und Forschungstätigkeit
begann jedoch erst ab 1989, als der Fundus der Drahtbinderarbeiten für eine
gewisse Zeit im Museum dominant wurde. Über sechstausend solcher
Drahtbinderartefakte bilden in dem über
einhundertfünfunddreißigtausend Stück
zählenden Sammlungsfonds zwar nur einen kleinen Teil, dennoch ist es die größte
Sammlung ihrer Art weltweit (die zweitgrößte befindet sich in Frankreich und ist
das Eigentum eines Privatsammlers).
Neben Ausstellungen und
Publikationstätigkeit waren ein wichtiges Element der Propagierung und
Erforschung der Drahtbinderei die internationalen Begegnungen der
Drahtbindermeister, die seit 1990 zu einem Ort wurden, wo Drahtbinderhandwerk
und -kunst sich den Forderungen der Zeit anpassten und auch der Draht als
Material wiederbelebt wurde.
Ein wichtiger Meilenstein, der der Dokumentation
der Drahtbinderei zu einer neuen Qualität verhalf, war das Jahr 1992, als die
erste wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Die Drahtbinderei als Handwerk,
Kunst und Unternehmertätigkeit“ stattfand. Gleichzeitig wurde im Schloss Budatín
eine neue Ausstellung eröffnet, welche die Geschichte der Drahtbinderei auf eine
ganz untraditionelle Weise präsentierte. Der rasante Vormarsch der Computer in
der ersten Hälfte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts brachte die
Museumsmitarbeiter auf die Idee, eine elektronische Datenbank – eine
umfangreiche Informationsbasis über die Drahtbinderei aufzubauen. Außer einem
Verzeichnis der Sammlungsstücke und Dokumente, der Namen der Meister, der
Literaturverweise, Quellen, Artikel und Kunstwerke mit der Thematik der
Drahtbinderei sollte sie auch weitere Dokumente über die Geschichte des
Handwerks umfassen. Es sollte ein Informationszentrum für Fachleute, Studenten,
Interessierte an Drahtbinderei sowie auch der breiten Öffentlichkeit sein. Die
multimediale Präsentation der Drahtbindersammlungen mittels Spitzeninformatik
wurde zur Strategie des Museums, um seine Anziehungskraft vor allem für junge
Besucher zu erhöhen. Das Projekt der angewandten Forschung „Považské múzeum 3D
online“ wird vom Schulministerium der Slowakischen Republik mitfinanziert. Die
erste öffentliche Präsentation fand anlässlich der Ausstellung „Nostalgia Expo
2006“ in Bratislava statt, wo das erste slowakische interaktive virtuelle Museum
ausgestellt war. Der interaktive multimediale Kiosk mit Berührungsbildschirm,
entwickelt an der Komenský-Universität in Bratislava in technischer
Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Prover, wird an öffentlich zugänglichen,
überdachten, bewachten und beheizten Orten installiert. Das Kiosk kann an das
Internet und einen Datenprojektor angeschlossen werden und für eine Gruppe von
Museumsbesuchern für die Projektionssteuerung verwendet werden.

Michal Šimkovic

Geschichte der Rettung der Burg Lietava
(Lietavský hrad)

Lietava gehört zu den wertvollsten slowakischen
Burgen, was vor allem durch den guten Zustand der Ruine, eingebettet in die
malerische Natur der Berge Strážovské vrchy, gegeben ist. Die Burg entstand kurz
nach dem Tatareneinfall in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Anfang des
14. Jahrhunderts gelangte die Burg in den Besitz von Matthäus Czak von
Trentschin und bildete das Zentrum seiner Provinz. 1360 schenkte König Ludwig
von Anjou Lietava dem Landesrichter Stefan Bebek. Seine Nachkommen besaßen die
Burg bis zum Ende des Jahrhunderts, als König Sigismund von Luxemburg sie ihnen
wegnahm. Anfang des 15. Jahrhunderts war Lietava im vorübergehenden Besitz von
Ctibor von Ctiborice, nach dem sie erneut die Bebeks erwarben. Im 14. und in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Burg um neue Wohnbauten, einen
kleinen Burghof und einen rechteckigen Palas erweitert, den mit der älteren Burg
eine Mauer verband, die entlang der Felsenränder führte. 1474 erwarb die Burg
Paul Kinizsi, der sie in den zwanzig Jahren seines Wirkens wesentlich erweiterte
und umbaute. Offenbar noch Ende des 15. Jahrhunderts erwarb Lietava die
einflussreiche Adelsfamilie Zapolya (Zápoľský), die sie 1512 ihrem Gefolgsmann
Nikolaus Kostka schenkte. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kamen auf
Lietava Wirtschaftsgebäude und eine Kapelle mit einem spätgotischen Gewölbe
hinzu. Nach Kostkas Tod erwarb Franziskus Thurzo die Burg von der königlichen
Kammer. Er vereinheitlichte den Komplex der oberen Burg zu einem weitläufigen
repräsentativen Prachtpalast, den er um ein weiteres Wohngeschoss aufstockte.
Die Burg hatte im 17. Jahrhundert mindestens 90 Räume und ihre Dächer trugen ein
Schindeldach. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts entstand ein weiterer Befestigungsstreifen mit dem mächtigen
Gebäude des Eingangstors, der Kanonenbastion in der Ecke und einer kleineren
halbkreisförmigen Bastei an der Nordseite.
Im Jahr 1621 wurde die Herrschaft
in vier Teile aufgeteilt, was das Interesse an ihrer Instandhaltung schwächte.
Die Burg war schon an der Neige des 17. Jahrhunderts nur noch ein Getreidelager,
Anfang des 18. Jahrhunderts fehlte jegliches Mobiliar und war nur noch das
Archiv übriggeblieben. Sie verwandelte sich langsam in eine Ruine, die weder
repariert noch konserviert wurde. Dennoch ist die Burg Lietava an der Schwelle
zum 21. Jahrhundert im Zustand einer kompakten Ruine erhalten, deren Wert durch
ihren authentischen Zustand erhöht wird. Bemühungen um die Rettung der Burg
begannen 1999, als die Vereinigung zur Rettung der Burg Lietava gegründet wurde.
Real begannen die Arbeiten im Jahr 2003, und dank der realistisch gestellten
Zielen und der engen Zusammenarbeit mit Denkmalpflegern und Experten wird in der
Slowakei eine einzigartige Initiative von Freiwilligen verwirklicht, die die
Burg in ihrer ursprünglichen Form retten wird.

Jahrespreis der Revue für das Kulturerbe Pamiatky
a múzeá 2006 in der Kategorie Entdeckung – Befund

Karol Pieta – Peter Roth

Das Fürstengrab in
Poprad-Matejovce

Die Errichtung des Industrieparks in
Poprad-Matejovce erforderte auch eine archäologische Untersuchung, die vom
Museum Podtatranské múzeum in Poprad (P. Roth) geleitet wurde. Trotz
regelmäßiger Augenscheinnahmen der scheinbar fundsterilen Fläche kam es zur
größten Entdeckung rein zufällig. In einer Tiefe von 250 – 300 cm im Bodenwasser
stieß man auf einen Holzblockbau mit einem Verband aus gut erhaltenen massiven
Balken. Wegen der Außergewöhnlichkeit der Entdeckung zog das Museum Archäologen
der Slowakischen Akademie der Wissenschaften hinzu (T. Kolník, K. Pieta), die
den Bau eingehend untersuchten. Bei der Ostwand der Konstruktion wurden
Möbelteile festgestellt und nach Anheben der Hölzer, die die Kammer bedeckten,
kam innen eine hölzerne Rahmenkonstruktion mit einem destruierten Satteldach zum
Vorschein. An Ort und Stelle wurden Proben für die archäobotanische und
dendrologische Analyse sowie die Radiokarbondatierung entnommen. Das
Leibnitz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Deutschland) bestimmte das Alter der
Probe von der Außenkonstruktion mit den Jahren 380 ± 27 unserer
Zeitrechnung.
Der äußere Bau hatte Blockwände aus behauenem Holz, die an der
Außenseite mit einer Schüttung aus Buchenholzkohle gegen den Untergrund isoliert
waren. Die sorgfältig bearbeiteten Balken erreichten Maße von 25 x 15 x 380 bzw.
280 cm. Die Verbindungen waren mit Hilfe einfacher Kerben gefertigt. Die Kammer
bedeckten 440 cm lange Balken. Das Blockhaus stand auf einer Plattform aus zwölf
nebeneinander liegenden Halbrundbalken in einer Tiefe von 495 cm (673, 52 m
ü.d.M.) von der ursprünglichen Oberfläche. Übereinstimmend mit der Grabachse war
es in der Nord-Süd-Richtung orientiert. Die innere Grabkammer („Sarkophag“) mit
einer Größe von 170 x 290 cm hatte eine Rahmenkonstruktion mit Eckständern und
Trennwänden, die mit sehr präzis besäumten Brettern, eingelassen in die Nute von
Verbindungslatten, ausgefüllt waren. Auch diese Konstruktion war aus Lärchenholz
gefertigt.
Die Bedeutung des Fürstengrabfundes und die für mitteleuropäische
Verhältnisse ungewöhnlichen Geländebedingungen in nasser Umgebung bei der Arbeit
mit Holz und mit brüchigen organischen Materialien stellten außerordentlich hohe
Ansprüche an die Methodik und Organisation der Untersuchung, die vier Monate
dauerte und erst im November 2006 abgeschlossen wurde. Ihre Arbeitsverfahren und
Ziele legte eine internationale Kommission fest. Die Experten einigten sich auch
in einer grundsätzlichen Sache, dass dieses einzigartige Grab nicht an seinem
ursprünglichen Ort geschützt werden kann, sondern nach Beendigung der
Rettungsarbeiten auseinandergenommen und nach erfolgter Konservierung in
geschützten Museumsräumen präsentiert werden soll. Die internationale
Forschungskommission zusammen mit den Leitern der Forschung und Denkmalpflegern
begrüßte das Zusammenarbeitsangebot der Vereinigten Museen in Schleswig (BRD).
Diese bedeutende europäische Institution verfügt über entsprechende Labors und
Experten und ist in der Lage, die Konservierung eines großen Umfangs selbst
besonders anspruchsvoller Funde kapazitätsmäßig und fachlich zu bewältigen.

Für unsere archäologische Praxis ungewöhnlich war auch die bautechnische
Zerlegung der im Grunde vollständig erhaltenen 1600 Jahre alten Holzarchitektur
sowie die Primärbehandlung und Spezialverpackung der Bauteile und der einzelnen
Artefakte. Den unmittelbaren Prozess der Rettung dieses wertvollen Denkmals
ermöglichter die finanzielle Unterstützung des Kulturministeriums der SR unter
Mitbeteiligung der Selbstverwaltungsregion Prešov. Am 22. November 2006 wurden
alle organischen Materialien aus der Gruft mit einem geschätzten Gewicht von 10
– 12 Tonnen in die Laborhallen und Gefrierboxen in Schleswig gebracht.