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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 3/2005

Prešov im Lauf der Zeit. Über
architektonische und künstlerische Kostbarkeiten der Stadt
DARINA
PETRANSKÁ
Der älteste Steinbau, der auf dem Gebiet der Stadt Prešov (Eperies)
in kompakter Form erhalten ist, ist die römisch-katholische Pfarrkirche St.
Nikolaus. Sie wurde naturgemäß an den wichtigsten Ort, in die Mitte des
spindelförmigen Hauptplatzes gestellt. Mit ihrem Bau wurde um 1347 begonnen und
ihre heutige Form erhielt sie in den Jahren 1512–1519 unter der Leitung von
Meister Ján (Johann) Brengyseyn und Meister Mikuláš (Nikolaus) von Levoča
(Leutschau). Schon 1429 wird in den urkundlichen Quellen eine Stadtschule
erwähnt. Sie befand sich in der Nähe der Kirche. Mit einer höheren Studienform
an die Stadtschule anzuschließen, beschlossen die Delegierten der
oberungarischen protestantischen Stände auf der Tagung in Košice (Kaschau) am
18. November 1665. Ein Jahr darauf wurde bereits der Grundstein für die höhere
evangelische Schule gelegt, die ihre heutige Form nach dem Brand von 1887 nach
einem Projekt von Karol Benkó erhielt. Der älteste Orden in der Stadt waren die
Karmeliter. Um 1380 bauten sie ein Kloster mit einer Kirche, die später in
Kirche der hl. Dreifaltigkeit umbenannt wurde. Das heutige Erscheinungsbild
verdankt die Kirche dem Umbau in den Jahren 1709 bis 1718, unter der Leitung des
Baumeisters Tornyossi von Košice.
Die wirtschaftliche Blüte der Stadt um die
Mitte des 15. Jahrhunderts zeigte sich auch darin, dass auf schmalen
mittelalterlichen Parzellen Steinbauten zu entstehen begannen. Den
entscheidenden Einfluss auf die Bürgerhäuser hatte jedoch die Renaissance. Das
älteste Renaissanceportal, datiert 1508, befindet sich in der Durchfahrt des
Hauses in der Hauptstraße (Hlavná ulica) Nr. 108. Das Barock bereicherte die
Stadt auch mit mehreren Palastbauten. Wohl am bekanntesten ist das sogenannte
Klobušicky-Palais in der Nähe des Gebäudeensembles des griechisch-katholischen
Bistums. Das Rathaus von Prešov befindet sich heute in der Häuserzeile an der
Westfront der Hlavná ulica. Im Mittelalter tagte der Stadtrat jedoch in einem
Gebäude, das in der inneren Fläche des spindelförmigen Hauptplatzes situiert
war, wo es zusammen mit weiteren öffentlichen und sakralen Bauten allein schon
durch die Lage seine Bedeutung personifizierte. Das Gebäude ist auch auf der
Gaspar-Vedute von 1758 festgehalten und zwar an der Stelle des heutigen
Neptun-Brunnens im südlichen Park des Hauptplatzes. Es ist nicht bekannt, was
die Ursache seines Untergangs war, andererseits wird schon zurzeit der
Entstehung der Vedute jenes Gebäude als Rathaus erwähnt, in dem es bis heute
seinen Sitz hat. Nach der wohl größten Feuersbrunst in der Stadt im Jahr 1887
wurde es in die heute Form umgebaut und diese Bauphase spiegelt sich vor allem
an der Hauptfassade wider. Im Südteil des Hauptplatzes stehen einander zwei
monumentale Gebäude gegenüber – das sogenannte Szentandrássy-Palais und das
Gebäude „Schwarzer Adler“. Beide repräsentativen Gebäude entstanden Ende des 19.
Jahrhunderts als historisierende Bauten. Schon im ausklingenden Mittelalter
befand sich im Schwarzen Adler ein Gasthof gleichen Namens. 1878 beschloss der
Stadtrat die Adaptation des Hauses auf eine Weise, die es ermöglichte, im
Gebäude auch das langfristig geplante Theater unter zu bringen. Den
architektonischen Entwurf für den großzügigen Umbau erarbeitete der Bauherr und
Architekt Michal Repaský von Košice. Die Bosák-Bank (Bosáková banka) an der Ecke
der Kreuzung, die den Eintritt in den historischen Stadtteil eröffnet, ist ein
einzigartiger Bau mit formensprachlichen Merkmalen, in denen die Sezession sich
mit Historismen überschneidet. Errichtet wurde er in den Jahren 1923–1924 für
die amerikanisch-slowakische Bank, die Michal Bosák gehörte. Der Autor des
architektonischen Bauentwurfs war Architekt Viliam Glasz, Absolvent der
Königlichen Bauschule in Budapest.
Ein eigenes Kapitel der Kulturgeschichte
von Prešov bilden die jüdischen Denkmäler. Zu ihnen kann auch der Neptun-Brunnen
im Stadtpark, eine Stiftung des jüdischen Kaufmanns Markus Holländer, gezählt
werden. Die der jüdischen Ethnie dienenden Gebäude verteilten sich nach und nach
in zwei Zentren. Im nordwestlichen Teil des Wallgrabens entstand ein jüdisches
Suburbium, das nach der Teilung von den orthodoxen Juden genutzt wurde. Auf der
anderen Seite der Stadt, im Ostteil des Wallgrabens, befinden sich die Synagoge
und das Schulgebäude, die dem neologischen Zweig der Gläubigen gehörten.
Der
Kalvarienberg von Prešov ist in der freien Landschaft auf einem Hügel
südwestlich der Stadt situiert, seine Konsekration fand 1769 statt.

Prešov – Zentrum der kulturellen Vielfalt

MÁRIA POLÁKOVÁ
Die geografische Lage Prešovs beschied der Stadt
die Rolle einer Kreuzung mehrerer Kulturen, sie ist der Sitz von drei Bistümern:
des Bistums des östlichen Distrikts der evangelischen Kirche, des
Griechisch-katholischen und des Orthodoxen Bistums. In der Mitte des typischen
linsenförmigen historischen Stadtkerns stehen vier für das Leben und die
Geschichte Prešovs sehr wichtige Objekte. Es sind dies zwei Kirchen und zwei
Schulen und es ist gewiss kein Zufall, dass ganz in der Nähe zwei christliche
Kirchen stehen, die römisch-katholische Kirche St. Nikolaus und die evangelische
Kirche (A.B.) der Heiligen Dreifaltigkeit, die zu den wenigen während der
Reformation gebauten protestantischen Kirchen in der Slowakei gehört. An der
Nordseite grenzt sie an das sogenannte Alte Evangelische Kollegium, dem
bedeutendsten Denkmal des protestantischen Schulwesens in unserer
Kulturgeschichte. Die griechisch-katholische Kathedralkirche des hl. Johannes
des Täufers entstand aus der Spitalkirche, die wiederum vom Minoritenorden
übernommen wurde. Kathedrale wurde sie nach der Errichtung des Bistums im Jahr
1818.
Mit dem Bau der orthodoxen Kathedralkirche des hl. Alexander Newski
wurde 1946 begonnen und 1950 wurde sie geweiht. Bezug zur Kathedralkirche hat
das Bistum, das seit 1993 (nach der Proklamierung der Slowakischen Republik)
ein eigenständiges orthodoxes Erzbistum bildet. Die Kathedralkirche des hl.
Alexander Newski ist auch die zentrale Kirche der orthodoxen Kirche in
Tschechien und in der Slowakei. Das erzbischöfliche Amt der orthodoxen Kirche
ist nahe bei der Kirche angesiedelt.
Die orthodoxe Synagoge in der Ringstraße
(Okružná ulica) im maurischen Stil stammt von 1898. Von allen Synagogen in
Prešov ist sie die größte und funktionsfähig. Ihr Inneres schmücken beachtliche
ornamentale Malereien, die trotz der Ungunst der Geschichte ihre ursprüngliche
Farbigkeit und die komplette Komposition bewahrt haben.

Der Baumeister Juraj Byrtus. Regionale
Abwandlung der Tradition
JANA POHANIČOVÁ
Juraj (Georg) Byrtus
stammte aus Schlesien (er wurde am 7. Januar 1897 in der Gemeinde Mosty
u Jablunkova geboren). Nach dem Ablegen der Meisterprüfungen und einem kurzen
Aufenthalt in Banská Bystrica (Neusohl) zog er für ständig nach Michalovce
(Großmichel) um, wo er bis zu seinem Tod am 9. Januar 1962 als Projektant und
Baumeister tätig war. Er entwarf Sakralbauten für die römisch-katholische, die
griechisch-katholische und die evangelische Kirche. Er war Projektant und in
vielen Fällen auch Baumeister von mehr als zehn Kirchen in den Regionen Zemplín
und Šariš.
Seine Kirchen verbinden mehrere spezifische Merkmale, vor allem
die Inklination zur gotischen und östlichen – altrussischen und byzantinischen
Inspiration, die in Verbindung mit rustikalisierten Sezessionsmotiven einen
interessanten regionalen Modus schuf. Sie entspringen in der Region, in der
Juraj Byrtus tätig war. Die Anfänge seines Schaffens sind mit dem Bau der
griechisch-katholischen Kirche der Sendung des hl. Geistes in Michalovce
verbunden, wo er als Ausführender eines nach dem Entwurf von Vladimír Sičinský
errichteten Baues tätig war, der einen entscheidenden Einfluss auf sein weiteres
Wirken hatte.
Hinsichtlich der Raumkonzeption stellen alle Kirchen von
Byrtus ein einschiffiges Konzept mit rechteckigem Schiff und halbrundem
Abschluss (Christkönigskirche in Malý Šariš, Kirche St. Anna in Čemerné oder die
Kirche in Hudcovice) bzw. mit polygonalem Abschluss des Presbyteriums dar (z. B.
Kirche der hll. Kyrill und Method in Giraltovce, kalvinische Kirche in Lúčky bei
Michalovce und die heute bereits nicht mehr bestehende Herz-Jesu-Kirche in
Svidník). In der Disposition der einschiffigen Kirche (Saalkirche) wird die für
Byrtus typische Andeutung des Transepts – des Querschiffes angewandt, was an der
Fassade in dem mit einem leicht ansteigenden spitzen Bogen beendeten Risalit zum
Ausdruck kommt. Das gemeinsame Merkmal der genannten Kirchen ist auch die offene
Arkadenvorhalle, über der sich ein aus dem Grundriss vorgeschobene quadratische
oder polygonale Turm erhebt.
In dem breiten Spektrum der slowakischen
Architekturszene der Zwischen- und Nachkriegszeit stellt das Byrtussche Schaffen
einen konservativen Pol dar, der einer stets gegenwärtigen historisierenden
Entwicklungslinie entspringt.

Eine Galerie mit ungewöhnlichem
Profil
MARTA HREBÍČKOVÁ
Prešov, die drittgrößte Stadt der Slowakei ist
nicht nur das administrative Zentrum der Region mit der größten Anzahl
Kulturdenkmäler in der Slowakei, sondern auch der Sitz einer der ältesten
slowakischen Galerien. Einhundertzehn Jahre, nachdem in Prešov die erste
(verzeichnete) Kunstausstellung (Kunstgewerbeausstellung 1846) stattgefunden
hatte, wurde hier eine Galerie gegründet.
Die Galerie Šarišská galéria
profilierte sich seit ihrer Gründung als eine regionale Galerie, die das Bild
der Geschichte der bildenden Kunst in ihrem Wirkungskreis vom Mittelalter bis in
die Gegenwart systematisch aufbaut. Der Schwerpunkt ihrer Akquisitions- und
Fachtätigkeit war das breiter verstandene Gebiet der Nordostslowakei. Heute sind
wir uns viel stärker der Bedeutung des systematischen Aufbaus einer
repräsentativen Kunstsammlung der Region als Abbild der Qualität, des Reichtums
und der Vielfalt seiner künstlerischen Tradition und Gegenwart bewusst. Das, was
lange Zeit „minder“ angesehen war, d. h. eine gewisse Betonung des Regionalismus
in allen Gebieten der fachlichen Tätigkeit, erweist sich heute als ihr Vorzug.
Die Šarišská galéria kann heute als eine der wenigen Galerien in der Slowakei
eine wirklich repräsentative Kollektion über die Entwicklung der Kunst ihrer
Region vom Ende des 15. Jahrhunderts bis in die Gegenwart zusammenstellen, was
ihr die Chance bietet, ein interessanter Ort auf der touristischen Landkarte zu
werden.

Porträts der Familie Sztáray im Museum
Zemplínske múzeum in Michalovce
DANA BARNOVÁ – MARTIN MOLNÁR
Der
Ausstellungsbetrieb und das gesellschaftlich exponierte Schaffen im Auftrag der
Kirche, des Adels oder der Stadtgemeinde, sind seit Ende des 17., vor allem aber
in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts nahezu ausschließlich von
Ausländern bestimmt. Die Slowakei, die sich in jeder Beziehung in den
Machtbereich des Wiener Hofes eingliedert, unterliegt der Expansion Österreichs
und vor allem Wiens auch im Bereich der Kunst. Der Einfluss der österreichischen
Malerei setzt sich zusammen mit den künstlerischen Äußerungen der heimischen
Meister durch. Das Territorium der Ostslowakei erreicht der Einfluss der
österreichischen Kunst erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als das
Porträt sich seine Position festigt. In den Vordergrund rückt das prunkhafte und
vorwiegend Ganzfigur- oder Dreiviertelporträt, das den Vorbildern des
französischen Repräsentationsporträts folgt, aber auch das bescheidenere,
sachlichere Bürgerporträt, das die Darstellung der halben Figur und der Büste
bevorzugt. Obwohl viele Angehörige des Adels und des hohen Klerus sich weiterhin
in Wien bzw. bei ihren Reisen auch in das entlegenere Ausland porträtieren
ließen und von Zeit zu Zeit fremde Porträtisten auf ihre Sitze riefen, wuchsen
um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch die Reihen der heimischen Porträtisten –
Spezialisten, auch wenn ihre Namen weiterhin nur selten aus der Anonymität
heraustreten.
Das Museum Zemplínske múzeum in Michalovce verwaltet in seinem
Fundus auch eine Gruppe von Porträts aus der Familiengalerie der Sztárays, die
es in den Jahren 1958–1972 erwarb. Dieses Adelsgeschlecht hatte fast zweihundert
Jahre einen markanten Einfluss auf die Entwicklung in der Stadt. Vor einigen
Jahren richtete das Museum in dem Schloss, wo es heute seinen Sitz hat, einen
repräsentativen Porträtraum mit Bildern der Vertreter dieses Geschlechts und
ihrer Verwandtschaft ein. Die Porträts sind meist unsigniert, in den Jahren
1725–1930 entstanden und bislang in der Fachliteratur nicht veröffentlicht. Das
älteste der Porträts ist das Bildnis von Imrich Sztáray, dem Maria Theresia 1740
für treue Dienste das Amt des Hauptgespans (Hauptverwalters) des Ungwarer
Komitats verlieh. Imrich Sztáray war königlicher Geheimrat und Kammerherr und
1764 Teilnehmer des Reichstages.

Die Kirche des hl. Erzengels Michael in
Príkra und ihre Restaurierung
VLADISLAV GREŠLÍK
Wie in anderen
Vorgebirgsdörfern der Nordostslowakei so auch in Príkra (unweit des
Dukla-Passes) ist die Kirche die Dominante der Landschaft. Der Stifter der
Kirche des hl. Erzengels Michael war, wie die in den Balken hinter dem Altar
geschnitzte Inschrift bezeugt, Ivan Juhasevyč Skrjavskyj im Jahr 1776.
Die
dreiteilige Kirche ist eine Variante des Lemkovsky Kirchentypus. Die
einzigartige Silhouette der Holzkonstruktion mit pyramidenartigem stufenförmigem
Abschluss und Turmknöpfen mit handgeschmiedeten Kreuzen in Originalform über
jedem Volumen ist ein natürlicher Bestandteil des Dorfpanoramas. Der Ikonostas
stellt die irgendwann Anfang des 17. Jahrhunderts aufgekommene ukrainische
Gestaltungsvariante dieser Wand dar, die das Allerheiligste und das
Kirchenschiff trennt und gleichzeitig verbindet. Die Ikone der Jungfrau Maria
ist ein Übergangstypus zwischen Hodegetria und Eleusa. Die Ikone des hl.
Nikolaus ist ein modifizierter ikonographischer Typus, der in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts auftauchte. Die Bordüren an der Kleidung auf diesen Ikonen
sind mit einem feinen Netz von sich kreuzenden Linien verziert. Die Tafeln sind
in tiefe, plastisch gestaltete Barockrahmen eingesetzt, die, wie erhaltene
Denkmäler bezeugen, hauptsächlich Anfang des 18. Jahrhunderts Beliebtheit
erwarben. Die innere Rahmenfläche ist mit einem vergoldeten niedrigen
Reliefpflanzenornament verziert, das an beiden Hauptikonen durch eine
symbolische grüne Einfärbung ergänzt ist. Ähnliche Ikonen kommen im 18.
Jahrhundert auch an weiteren Orten nicht nur der Ostslowakei, sondern auch
gleich hinter ihren heutigen Grenzen in den Südostgebieten Polens, im Westen der
Ukraine und im Nordosten Ungarns vor. Bei uns konnte diese Malerei zu jener Zeit
auch von basilianischen Mönchen vermittelt worden sein, die sich sehr aktiv an
der Ausschmückung der griechisch-katholischen Kirche der damaligen Eparchie
Mukatschewo beteiligten. Eine ähnliche Gestaltung der gemalten und geschnitzten
Teile findet man auch im nahen Miroľa und im entlegeneren Kalná Roztoka, was auf
ihre gemeinsamen Ausgangspunkte beziehungsweise eine nahestehende Werkstatt
hindeuten könnte.
Die zentrale Kirchenikone in Príkra ist die des Erzengels
Michael, die sich stilistisch deutlich von den vorherigen unterscheidet. Das
Reliefornament ist hier durch eine braune und blaue Marmorierung ersetzt.
Markante Rokokoelemente an der Kleidung des Erzengels und die weiche
Modellierung der Gesichter lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Ausschmückung des
Innenraums der drei Kilometer entfernten Kirche in Bodružal (Ikonostas aus dem
Jahr 1794), die Wandmalereien (1793, 1797) und einen Teil des Ikonostas in
Kožany, das Jüngste Gericht aus Rakovčík (1785) sowie die Wandmalereien in der
Kirche von Kožuchovce (1785). Aus dem Angeführten ist ersichtlich, dass in
dieser Region annähernd fünfzehn Jahre ein von der Rokokomalerei beeinflusster
Meister tätig war. Nach dem ältesten und am umfangreichsten erhaltenen Denkmal
könnten wir ihn arbeitsmäßig als Meister der Wandmalereien von Kožuchovce
bezeichnen. Die Ikonografie der Ikone ist eine Art Schnittpunkt zweier Typen:
der Erzengel Michael als himmlischer Archistratege und die Synaxis des Erzengels
Michael, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auch in der Slowakei
recht verbreitet war.
Ausgehend von der Stilistik der einzelnen Ikonen des
Ikonostas ist offensichtlich, dass sie von mindestens drei Autoren geschaffen
wurden. Drei Ikonen des hiesigen Ordens entstanden wahrscheinlich später, d. h.
zurzeit der Errichtung des Gotteshauses um das Jahr 1776. Ein weiterer Autor
(oder Autoren) malte eine Reihe von Festen, Aposteln und Propheten. Wir könnten
sie in die Zeit von 1776–1795 datieren, als Ivan Juhasevyč hier tätig war. Die
Kirchenikone des hl. Erzengels Michael könnte um 1794 entstanden sein, als in
der nahen Umgebung mindestens fünfzehn Jahre ein Meister wirkte, der 1794 den
Ikonostas in der Pfarrkirche Bodružal malte. Es könnte sich also um einen
relativ gut ausgebildeten Maler handeln, der in der Region eine längerfristige
Betätigung fand. Es ist allerdings noch zu früh, von seinen Nachfolgern oder
einer Schule zu sprechen.

Fund mittelalterlicher Wandmalereien in der
Kirche Turňa nad Bodvou
ĽUBOMÍR CÁP – PETER GOMBOŠ
Der heutige
Ort Turňa nad Bodvou (Torna an der Bodva) war im Mittelalter eine bedeutende
Siedlung, 1432 erlangte sie den Status einer freien Stadt (civitas) und bis
1881, als das Torner Komitat aufgehoben wurde, war sie Komitatsstadt. Die
römisch-katholische Kirche Mariä Himmelfahrt entstand im 13. Jahrhundert an der
Stelle einer Holzkirche. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelangte sie
für ein ganzes Jahrhundert in die Hände der Protestanten, was sich auch auf die
formalen Veränderungen der Innenausschmückung ausgewirkt haben dürfte.

Stratigraphische Sonden bei einer Restaurierungsuntersuchung haben gezeigt,
dass die Wandmalereien an der Rückwand der Sedilien in einer fast geschlossenen
Schicht erhalten geblieben sind. Die Maloberfläche ist durch mittelalterliche
eingeritzte Graffiti beschädigt. Im unteren Teil des Süd-, Südost-, Ost- und zum
Teil auch des Nordostpolygons (in eine Höhe von etwa zwei Metern vom heutigen
Fußbodenniveau) befinden sich sieben unterlebensgroße weibliche Heiligenfiguren.
Die Figuren sind mit einer illusionistischen Architektur umrahmt. Der beste
Erhaltungsgrad ist an der Süd- und der Südostwand. Die Innenleibung der Fenster
ist mit monochromen Rahmen mit alternierender Farbgestaltung versehen. In den
Rahmen sind in Streifen übereinander Halbfiguren mit Schriftbändern um die Köpfe
dargestellt. An der Ostwand, wo das zentrale Motiv dargestellt sein sollte, ist
über dem Streifen der Heiligen im linken unteren Teil eine Gruppe von Köpfen mit
Heiligenscheinen erhalten. Ihr Blick ist schräg nach oben zu dem angenommenen
Zentrum der Komposition gerichtet.
Die Mal- und Gestaltungsqualität der
freigelegten Wandmalerei ist hoch. Die detaillierte Durchgestaltung der
Inkarnate und die weiche, präzise Bearbeitung des Haars kommt der Qualität der
historischen Tafelmalerei nahe. In formaler Hinsicht manifestieren sich in den
Gemälden Merkmale des Schönen Stils.

Großmährische Gräber bei der Kirche der hl.
Margareta in Kopčany
PETER BAXA – VIKTOR FERUS –RENATA
GLASER-OPITZOVÁ – † JANA KATKINOVÁ
Eines der Zentren des Großmährischen
Reiches war die Burgstätte Valy bei Mikulčice, errichtet in der Flussaue der
March (Morava). Seit 1954 finden auf der Burgstätte Mikulčice-Valy
archäologische Grabungen statt, die beachtliche Erkenntnisse von europaweiter
Bedeutung brachten. Auf dieser Burgstätte wurden unter anderem die Grundrisse
von zwölf Kirchen erforscht, von denen die Negative der Grundmauern oder Torsi
der Gründungsstreifen erhalten sind. In der Nachbarschaft der Burganlage, am
linken Flussufer befindet sich der Ort Kopčany mit der Kirche der hl. Margareta
von Antiochia. Über die Entwicklung des Umlandes dieser Kirche in Kopčany im
Zeitraum vom 9. bis ins 14. Jahrhundert haben wir keine schriftlichen
Informationen. Seit 1998 führt das Denkmalamt der Slowakischen Republik unter
der Leitung von P. Baxa eine systematische und komplexe archäologische
Untersuchung des Katasters Kopčany durch. Ziel der Forschung war die Suche nach
einer Antwort auf die Frage – warum und von wem wurde die Kirche der hl.
Margareta in der Flussaue der March errichtet.
Die Antwort war um so
schwerer, weil praktisch nach einem halben Jahrhundert der Erforschung der
großmährischen Zeit auf dem Territorium Großmährens kein einziger stehender
gemauerter kirchlicher oder weltlicher Bau aus dem 9. bis zur ersten Hälfte des
10. Jahrhunderts gefunden wurde. Es zeigte sich, dass es spätestens im Laufe des
11. Jahrhunderts zum Untergang der ersten Bauphase der Kirche gekommen war, und
dass die Kirche sich im Raum einer Siedlungsballung vom 9. bis zum Beginn des
10. Jahrhundert mit Bindungen an die Burgstätte Mikulčice-Valy befindet. Die
Aufnahme der Fundorte deutete zudem die Existenz einer historischen Straße von
der Burgstätte über die March nach Osten an. Die Kirche selbst, wie die
Untersuchung des Inneren des Schiffs und des Friedhofs südlich des Schiffes und
der Vorhalle bestätigte, wurde an der Stelle einer älteren Siedlung errichtet.
In ihrem Inneren und der nächsten Umgebung fanden bis zum 17. – 18. Jahrhundert
Grablegungen statt.
Eine grundsätzliche Wendung in der Datierung der Kirche
bewirkte der Fund von bislang drei großmährischen Gräbern im Jahr 2004. Die
Untersuchung des Kircheninneren und die ersten zwei Etappen der Erforschung des
Friedhofs bei der Kirche bestätigten, dass sie an einem Ort gebaut wurde, wo
vorher nicht begraben wurde, das heißt, dass sie primär gegenüber den Gräbern
ist. Im Kirchenschiff fand man Reste des Grabes 74, das nach dem Untergang der
ersten Bauetappe entstand und Schmuck aus dem 11. Jahrhundert enthielt. Bei der
Südwand des Kirchenschiffes und seiner abgerissenen Vorhalle wurden unter den
Gräbern des Kirchenfriedhofs aus dem 16. – 18. Jahrhundert drei Gräber
ermittelt: Grab 3/98, 96/04 und 106/04 des ältesten Begrabungshorizonts bei der
Kirche, die mit ihrer Plazierung die Kirche im Umfang des Schiffes und des
Narthex respektieren.
Aus den Gräbern 3/98 und 106/04 (?) stammen
charakteristische großmährische Schmuckstücke – zwei vergoldete Bronzeknöpfe,
ein goldener Ohrring mit einer Öse und ein silbener mit Trommel verzierter
Ohrring. Nach Analogien sind sie bislang, angesichts des Standes der Analyse des
Veligrader Schmucks, grob datierbar in das 9. bis frühe 10. Jahrhundert.
Die
Bedeutung des archäologischen Fundes, der den Bau der Kirche der hl. Margareta
zuverlässig spätestens in die Zeit der Regierung Rastislavs I. oder Svätopluks
I. datiert, stellt die eigentliche Architektur und ihre Bedeutung im Kontext
der Burgstätte Mikulčice-Valy in ein besonderes Licht. Ein dominanter
morphologischer Zug der Dispositionslösung der Kirche ist die longitudinale
Dreiteilung in Narthex – Schiff – Presbyterium, die sich mit größter
Wahrscheinlichkeit auch in die stoffliche Struktur übertrug. Wenn wir die
Datierung aufgrund der archäologischen Forschung akzeptieren, dann sind direkte
Vorbilder für die Kirche in Kopčany im karolingischen Kulturkreis zu suchen,
vermittelt dank der dominanten Stellung des Salzburger Erzbistums bei der
Christianisierung des Territoriums nördlich der Donau nach der Synode im Jahr
796. Von den nahezu identischen Grundrissen können wir anführen die
Kilianskirche in Höxter (780–800), St. Justus, Laurentius und Bartholomäus in
Flums (um 800), die Kirche St. Jakob und Martin in Rauris (9. Jh.), St.
Laurentius in Winterthur (9. – 10. Jh.), St. Peter und Paul in Bodfeld (9. oder
11. Jh.) sowie Kirchen in Sudburg (9. Jh.). Dieser Typ ist wahrscheinlich
abgeleitet von den großen Benediktiner Klosterkirchen mit gleicher
Dispositionsgliederung, die wir zum Beispiel in Lorsch–Altenmünster aus den
Jahren 760–764 oder in Regensburg–Niedermünster aus der Mitte des 8.
Jahrhunderts finden. Im Kontext der großmährischen Sakralarchitektur ist die
Disposition der Kirche St. Margareta atypisch. Die archäologische Grabung in der
weiteren Umgebung des Objekts könnte bei der Bestimmung ihrer Funktion hilfreich
sein. Es ist auch die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass es sich um eine
Klosterkirche handelt.
Die Kirche St. Margareta von Antiochia ist bislang
die einzige in der Masse fast komplett erhaltene, nachweislich großmährische
Kirche. Dank ihrem Erhaltungsgrad ist sie ein einmaliges Zeugnis und ein Beweis
für die christlichen Kulturtraditionen, die die mitteleuropäische Region formen.
Der Bau enthält eine Fülle von ursprünglichen Elementen sowie architektonischen
und baulichen Details. Nach der Beendigung der Forschungsarbeiten und der
Wiederherstellung wird sie eines der zentralen Objekte des in Vorbereitung
befindlichen Archäologieparks Mikulčice-Kopčany sein.