Krisztina Ilkó
Mittelalterliche Wandmalereien in der Kirche von Krušovce
Die zur Zeit der Árpáden gebaute Kirche Mariä Geburt in Krušovce ist ein einfacher einschiffiger Bau mit hufeisenförmigem Chorschluss. Ein Teil der mittelalterlichen Wandmalereien in der Kirche war schon immer bekannt: es handelt sich um die Figuren zweier Heiliger Nikolause und der Propheten, die im Dachgeschoss über dem Barockgewölbe erhalten blieben. Im Herbst 2014 realisierte man eine restauratorische Untersuchung unter der Leitung von Peter Koreň, die die bisherige Kenntnis um neue wertvolle Funde im Heiligtum, am Triumphbogen und im Schiff bereicherte. Das wichtigste Ziel dieses Artikels ist die Eingliederung der Funde in den Kontext der schon bekannten Wandmalereien und deren ikonographische und stilistisch-kritische Analyse.
Im unteren Teil der nordöstlichen Wand des Heiligtums entdeckte man in Fragmenten die älteste Schicht der Fresken mit dem Thema der Kreuzigung, die vermutlich am Ende der Árpádenzeit entstand. Die flächig einheitlichste Schicht in der Kirche repräsentierte die jüngere vollflächige Ausmalung des Heiligtums, des Triumphbogens und der Westwand des Kirchenschiffs. Zu dieser Schicht gehören Fragmente von Maiestas Domini am ehemaligen Gewölbe des Heiligtums und darunter eine Reihe der Apostel in Arkaden des Himmlischen Jerusalem (mit den Zentralfiguren der Hl. Peter und Paul). Die Umrahmung des Triumphbogens war mit Propheten verziert. Die Inschriftbänder mit Majuskeltexten in ihren Händen machen es möglich, sie nach den Namen zu identifizieren. Die Westwand des Triumphbogens war mit einer Reihe von ganzen Figuren der Heiligen ausgefüllt. Die größte Aufmerksamkeit fesselt vielleicht die doppelte Verbildlichung von Hl. Nikolaus an beiden Seiten des Bogens, im oberen Band. Der Hl. Nikolaus gelangte hier an einen akzentuierten Platz, wir kennen jedoch keine passende Analogie zu seiner doppelten Abbildung. Die Autorin des Artikels erklärt es mit der Tatsache, dass Nikolaus im Mittelalter der Patron dieser Kirche war. Nördlicher, im mittleren Band des Triumphbogens, war der Hl. Stanislaus gemalt und südlicher die Hl. Dorothea. Die Entdeckung von Hl. Stanislaus ist äußerst wichtig, denn wir kennen kein weiteres Beispiel aus dem Gebiet des ehemaligen Königreich Ungarn. An der Südwand des Kirchenschiffs sieht man eine kniende Figur. Aus der bittenden Geste, mit der sie sich an die Abbilder der Heiligen wendet geht eindeutig hervor, dass es sich um den Stifter der Wandmalereien handelt. Die Malereien kann man mit einem Strom in Zusammenhang bringen, der in älterer Literatur als italo-byzantinischer Stil bezeichnet wird und in Ungarn an der Wende des 13. – 14. Jahrhunderts erschien.
An den Wänden des Kirchenschiffs erhielten sich Malereien, die zu einer weiteren, dritten Schicht gehören. Ein größerer Nachdruck auf Realismus und flexiblere Formen datieren die Malereien in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, was auch durch die Thematik der Freskogemälde angedeutet wird. Aus den bisher freigelegten Fragmenten taucht der monumentale Ladislauszyklus auf, der beinahe die ganze Länge der Nordwand des imposanten Kirchenschiffs einnimmt. Der Triumph der ungarischen Armee über die Kumanen in Kerlés (1068) zählte im Spätmittelalter zu den beliebtesten Zyklen in der Ausschmückung der ungarischen Kirchen. Am westlichen Rand der Freske sieht man die Figur des Hl. Ladislaus auf grauem Pferd, wie er in den Kampf gegen die Kumanen eilt. Die Szene gehört zum ersten Teil des Zyklus. Identifizieren kann man auch eine weitere charakteristische, wenn auch nicht so frequentierte Szene des Zyklus: ein von Ladislaus gerettetes Mädchen, das eine Waffe in seiner Hand hält. Obwohl neuere Forschung den Nachdruck auf die Rolle der Hofpropaganda legt, sollte man nicht vergessen, dass die Ladislauszyklen eng mit dem Feudalherrn verbunden waren, für den die Figur des Hl. Ladislaus ein befolgungswürdiges Beispiel eines Ritters dargestellt hat. Diese Zyklen bezeugen damit die Rolle der höflichen Ritterkultur im mittelalterlichen Königreich Ungarn.
Irena Pišútová
Rokokomotive auf der Habaner Fayence des 18. Jahrhunderts
Rokoko ist ein Terminus, der im breiteren Sinn die Zeit zwischen den Jahren 1700 und 1789 bezeichnet. Diese Zeitspanne ist in mehrere chronologische und stilistische Abschnitte geteilt. In Westeuropa, und vor allem in Frankreich, hat sich Rokoko gegenüber dem Klassizismus als ein selbständiger Stil ausgeprägt. In Mitteleuropa bildete es Teil der letzten Phase der durch klassizistische Züge charakterisierten Barockkultur. Deswegen wird hier Rokoko als kein Zeitstil in vollem Sinne des Wortes betrachtet, sondern als eine bildkünstlerische Ansicht des herrschenden Adels und der bürgerlichen Oberschicht.
Die Mode des Rokokodekors betraf auch die Fayence auf unserem Gebiet. Überraschend sind nicht nur die Fülle der Gefäßformen, sondern auch die bildkünstlerische Darstellung der Habaner-slowakischen Fayence des 18. Jahrhunderts. Hinter ihnen verbergen sich berühmte sowie noch unbenannte Malerpersonen, die neben der figuralen oder zünftigen Thematik in den Inhalt der Fayence auch eine neue, lockerere Ansicht auf Verzierung bringen. Nicht nur dass sich die volkstümtliche Krugmacherei am Ende des 18. Jahrhunderts teilweise von der Fayence aus Holíč inspirieren ließ, sondern die Fayence hat vor ihrem Untergang ebenfalls einige malerische Impulse aus der Volkskeramik übernommen.
Eines der populärsten Motive der rokokozeitlichen Habaner-slowakischen Fayence der Jahre 1850 – 1890 ist Rocaille, die sich aus dem klassischen symmetrischen Muschelornament entwickelte. Ihre verschiedenen Typen hat man in Musterbücher für Architekten, bildende sowie angewandte Künstler zusammengestellt. In slowakischen Museumssammlungen befinden sich mehrere Beispiele der Nutzung dieses Motivs auf Keramik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – von dem Kranz oder Halbkranz, die frei an die heimischen Zierelemente der Krüge anschließen, bis zu dem Soloelement. Die Autorin demonstriert es an einigen konkreten Beispielen der Habaner-slowakischen Fayence aus Veľké Leváre, Malacky und Dobrá Voda oder Častá und aus einigen weiteren westslowakischen Zentren. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts kommen die Rocailles auf den westslowakischen Fayencen nicht mehr zum Ausdruck, und zwar in keiner Form.
Uršula Ambrušová
Wanderbücher der Metzger aus Košice
Nach der Auflösung der Zünfte im Jahre 1872 gelangte eine beträchtliche Menge an Zunftgegenständen und -dokumenten in die Museen oder Archive, wo sie aufbewahrt werden. Die Wanderbücher der Metzgergesellen, die im Sammlungsbestand des Ostslowakischen Museums zu Košice erhalten blieben, repräsentieren eine glaubwürdige historische Quelle, die uns mit wertvollen Informationen beliefert.
Das Leben der Gesellen in Zünften verlief nach genau festgesetzten Zunftregeln und ungeschriebenen Gewohnheiten. Der Geselle war ein Auslernender im Handwerk, bei dem man vorausgesetzt hat, dass er nach einiger Zeit nach dem Erwerb der Arbeitsfertigkeit und Erfüllung der relativ anspruchsvollen vorgeschriebenen Forderungen zum Meister wird. Jeder Geselle musste unmittelbar nach Erlernung eine Wanderung absolvieren, um weitere Erfahrungen zu sammeln und an Selbständigkeit zu gewinnen. Seit dem 19. Jahrhundert wurde zu diesem Zweck ein vorgeschriebenes Druckdokument, das sog. Wanderbuch (Vándorkönyv, Vándor-Könyv oder Vándorló könyv, Knižka Wandrovná oder Pocestni knižka), durch die Verordnung Nr. 21 080 vom 16. Juli 1816 eingeführt. Die Meister waren verpflichtet, den Gesellen die Wanderung, Route, Tätigkeit in der Werkstatt, Dauer der Einstellung bei einem Meister und schließlich auch ihr Benehmen mit offiziellen Zunftsiegeln zu bescheinigen. Der Meister, der in seiner Werkstatt einen Gesellen ohne Wanderbuch eingestellt hat, wurde bestraft. Die Wanderung wurde vom Ungarischen Königlichen Statthalterrat aufgrund der Vorschriften reguliert, aber die Route konnte der Geselle selber wählen.
Im Wanderbuch befand sich der Vor- und Nachname des Gesellen, das Handwerk, das er erlernt hat, das physische Aussehen des Gesellen (Körpergröße, Gesamtaussehen der Figur, Haarfarbe, Stirn, Augenfarbe, Nase, Mund, Lippen, Kinn, Gesamtausdruck des Gesichts, Gesichtsfarbe), falls er welches hatte, dann auch das spezielle Erkennungszeichen, Geburtsdatum und Geburtsort oder Alter, Familienstand und Glaube. Die eingehende Beschreibung einer Person war zur Zeit, als noch die Photographien nicht existierten, unentbehrlich. Am Ende der Personenbeschreibung war noch ein Platz für die Unterschrift des Gesellen, womit er seine Schreib- und Lesefähigkeit erwies.
Im Sammlungsbestand des Museums zu Košice erhielten sich in ursprünglicher Gestalt 14 Exemplare von Wanderbüchern und ein Arbeitsbuch. Die Wanderbücher wurden in städtischen Buchdruckereien von Košice, Banská Bystrica, Rimavská Sobota, Buda, Pest und Wien herausgegeben. Die Sprachen der Wanderbücher des 19. Jahrhunderts waren Ungarisch und Deutsch, die Handschrift der Zunftmeister und Notare, die die Eintragungen in Wanderbücher geschrieben haben, war gut lesbar. Die durchschnittliche Größe der Wanderbücher betrug 117 x 182 mm, sie hatten 32, 48 oder 64 nummerierte Seiten; das Arbeitsbuch hatte 80 Seiten. Die Eintragungen sind mit Zunftsiegeln aus rotem Wachs oder mit Siegelabdruck in Papierhülle versehen. Die Besiegelung erfolgte immer am Ende der Eintragung unter dem handschriftlichen Text.
Peter Hudák
Nikolaus Konkoly-Thege und Palast der Astrophysik in Hurbanovo
Im Zentrum der Stadt Hurbanovo steht ein heute beinahe vergessenes Gebäude, das an den verblassenen Ruhm der Weltwissenschaft bei uns an der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts erinnert. Die Einheimischen kennen es unter dem Namen „die alte Geburtsklinik“, denn es hat beinahe drei Jahrzehnte lang diesem Zweck gedient. Bei seiner feierlichen Eröffnung am 28. Juni 1913 nannte man es jedoch Palast der Astrophysik und es bildete Teil eines einzigartigen wissenschaftlichen Areals, das Nikolaus (Miklós) Konkoly-Thege (1842 – 1916) bauen ließ. Er war ein Philanthrop und Polyhistor, nicht nur eine mit künstlerischem und gesellschaftlichem Talent begabte Persönlichkeit, sondern auch ein Mensch voller Humanität und Sozialgefühl. Der Palast der Astrophysik wurde zum Zweck der wissenschaftlichen Hauptbibliothek innerhalb des Areals gebaut, die auch als Schauplatz der wissenschaftlichen Fachveranstaltungen gedient hat. Im Obergeschoss des Gebäudes befanden sich wissenschaftliche Arbeitsstellen, die sich der Beobachtung der Meteorschwärme widmeten.
Nikolaus Konkoly-Thege, späterer Abgeordneter des Ungarischen Reichstags, der im Jahre 1862 sein Jurastudium in Berlin abgeschlossen hat und Jurist wurde, interessierte sich das ganze Leben lang für Astronomie. Er unternahm eine Erkennungsreise durch die europäischen Observatorien (Heidelberg, Göttingen, York, Greenwich, Paris, Brüssel), in seiner Freizeit konstruierte er wissenschaftliche Geräte, baute ein kleines Schiff und beschäftigte sich mit den Fragen der Erhöhung der Sicherheit im Gebiet der Dampfschifffahrt und des Dampflokomotivbetriebs. Im Kontext der Weltwissenschaft gehörte er zu berühmten Persönlichkeiten, publizierte in ausländischen Fachzeitschriften und pflegte Fachkontakte zu H. C. Vogel, A. Secchi, J. Z. F. Zölliner, G. Schiaparelli, E. Weiss oder L. Weinek. Unter seinen Freunden waren auch Richard Wagner und Franz Liszt.
Seit 1871 hat er den wissenschaftlichen Komplex in heutigem Hurbanovo (vorher Stará Ďala, dt. Altdala, ung. Ógyalla, Ó-Gyalla) aufgebaut, seine Maschineneinrichtung und Fachbibliothek erweitert. In den Jahren 1890 – 1900 war er Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Budapest. Er erwarb sich Verdienste um die Verlegung dieser Anstalt aus Budapest nach heutiges Hurbanovo. Im Jahre 1899 ließ er auf seinen Grundstücken mit einem Zuschuss vom Staat das wissenschaftliche Hauptgebäude bauen. Zu seiner feierlichen Eröffnung kam außer berühmten Persönlichkeiten der wissenschaftlichen Welt auch der Botschafter des Japanischen Kaiserreichs Kiyowo Nakamura. Da N. Konkoly-Thege keine direkten Erben hatte (seine zwei Söhne starben im jungen Alter), hinterließ er im Testament aus dem Jahre 1902 sein ganzes Vermögen dem Staat. Für seine Tätigkeit erwarb er wissenschaftliche sowie staatliche Auszeichnungen, man hat ihm mehrere Medaillen für die Aufnahmen des Nachthimmels verliehen. Als die größte Weltauszeichnung im Gebiet der Astronomie benannte man nach ihm zwei neuentdeckte Planeten im Weltraum (Nr. 1445 Konkolya und Nr. 1259 – Ó Gyalla).
Heutzutage wird in Räumlichkeiten des Palastes der Astrophysik die Errichtung einer Dauerausstellung über Nikolaus Konkoly-Thege in Zusammenarbeit mit der Slowakischen Akademie der Wissenschaften vorbereitet. Nach der Durchführung einer komplexen Renovierung sollte das Gebäude als Museum dienen und die Stadt Hurbanovo repräsentieren.
Martin Furman
Kleine Sakralobjekte in der Gemeinde Domaňovce
Kleinere Sakralbauten repräsentieren eine historische Spur in der Landschaft und mit ihrem kunsthandwerklichen, bildkünstlerischen oder architektonischen Wert bilden sie die Identität des Ortes. Die Gemeinde Domaňovce, Bez. Levoča, liegt an der Grenze zwischen den Selbstverwaltungsbezirken von Prešov und Košice. Im Zentrum der Gemeinde befindet sich die gotische Kirche Hl. Stephan, zu der anhand der Archivquellen aus dem Jahre 1656 eine den Hl. Kosmas und Damian geweihte Kapelle angeschlossen wurde. Da die Zips seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die Reformation betroffen wurde, ist die Kapelle bei der Kirche in der Mitte des 17. Jahrhunderts untergegangen.
Die Erwähnungen über weitere kleine Sakralbauten außerhalb des Areals der Kirche im Gemeindegebiet von Domaňovce sind indirekt: außer den Eintragungen der kirchlichen Besitze aus dem 18. Jahrhundert kommen sie auch in historischen Karten aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als Bezeichnungen des Standortes von einem Kreuz vor. Gegenwärtig befinden sich hier drei kleine gemauerte Sakralobjekte, sog. Straßenkapellen, eine von ihnen in Trümmern.
Der Autor des Artikels identifiziert aufgrund der Archivforschung die Weihung der Kapellen dem leidenden Christus, dem Hl. Johannes Nepomuk und der Schmerzensmutter. Da die heutige Legislative den Schutz dieser kleinen Sakralobjekte, die keine nationalen Kulturdenkmäler darstellen, mit eigenen Mitteln nicht versichern kann, appelliert sie an die Initiative und das Engagement konkreter Menschen an Standorten der kleinen sakralen Denkwürdigkeiten, damit sie sich in Zusammenarbeit mit Fachleuten in Gebieten Kunstgeschichte, Archäologie, Architektur, Urbanismus, Landschafts- und Denkmalschutz um ihre Rettung für weitere Generationen bemühen.
René Škandík
Staatliches Institut für Gewerbeförderung in Martin
Seit Ende des 19. Jahrhunderts hat zur Entwicklung der Handwerke und Gewerbe in Österreich-Ungarn die Gründung der Anstalten für Gewerbeförderung beigetragen, die auf die Pflege und Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen bzw. der Industrie orientiert waren. Sie wirkten als nichtstaatliche autonome Institutionen, aber der Staat hat ihre Tätigkeit mit beträchtlichen Subventionen unterstützt.
In der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit übernahmen diese Funktion drei strategische Anstalten für Gewerbeförderung: eine für Böhmen in Prag, eine für Mähren und Schlesien in Brünn und eine für die Slowakei und die Karpatenukraine in Martin (vorher Turčiansky Svätý Martin). In der Slowakei entstanden drei starke Gewerbezentren – Martin, Košice und vor allem Bratislava, doch das Staatliche Institut für Gewerbeförderung (im Folgenden nur Institut) wurde schließlich im Zentrum der Region Turz (Turiec) gebaut. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Gewerbetradition, die zentrale Lage der Stadt Martin und ihre kulturelle Bedeutung. Der Vorgänger des Instituts in Martin war das Büro des Staatsdienstes für Gewerbeförderung, das im Januar 1921 errichtet wurde. Durch die Regierungsverordnung vom 1. Februar 1923 verwandelte sich diese Behörde ins Staatliche Institut für Gewerbeförderung. Die Aufgabe des Instituts war die Verfolgung von technischem Progress und neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen im Gebiet der Industrie und der Gewerbe durch Forschung, Beratung, Versuchswesen, Kunstproduktion und technisch-didaktische Tätigkeit. Der Schwerpunkt der Aktivitäten des Instituts lag vor allem in der berufsmäßigen Ausbildung der Gewerbetreibenden durch Kurse und Vorträge.
Das grandiose Aufbauprojekt des Instituts erarbeitete der Architekt František Krupka aus Bratislava. Das ausgedehnte Areal bestand aus einem dominanten zweistöckigen administrativen Gebäude, an welches der westliche und der östliche Flügel angeschlossen haben, die durch den nördlichen Trakt verbunden waren. Innerhalb des Areals entstand ein großer Hof, wo ein Garten angelegt wurde. Der Bau wurde im Jahre 1935 beendet, im nächsten Jahr besorgte man die Maschineneinrichtung und das ganze Institut wurde in Betrieb gesetzt.
Das Staatliche Institut für Gewerbeförderung in Martin gehörte in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Handel, Industrie und Gewerbe in Prag. Die anderen 14 Institute auf dem Gebiet der Tschechoslowakei, die in der Zwischenkriegszeit aktiv waren, wurden entweder als regionale oder städtische Anstalten errichtet, oder gehörten in den Zuständigkeitsbereich der Handelskammern. Das Gebäude in Martin diente seinem ursprünglichen Zweck beinahe bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, später siedelten darin die Direktionen von großen Staatsunternehmen. Das Gebäude wurde zu einem nationalen Kulturdenkmal erklärt und gegenwärtig wird es für Büro- und Lagerzwecke genutzt. Im Jahre 2015 begann die Rekonstruktion des Gebäudes und seiner Umgebung anhand der zeitgenössischen Dokumentation.
Ľuboš Vodička
Kavernen von dem Großen Krieg in Pressburg (heute Bratislava)
Die Idee der Erbauung einer Befestigung in der Umgebung von heutigem Bratislava stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Konzeptionen deren Schutzes (manchmal unrichtig als Pressburger Brückenkopf bezeichnet – die Bezeichnung bezieht sich auf die Befestigung aus der Zwischenkriegszeit) erschienen im k. u. k. Kriegsministerium schon im Jahre 1902. Erst die Verschlimmerung der internationalen politischen Situation im Jahre 1911 wurde zum Impuls für eine schnelle Planung der Verteidigung von Wien. Gewählt wurde die Form der sog. Brückenköpfe in den Städten Krems, Tulln, Wien, Pressburg, Komorn und Budapest. Im Dezember 1913 legte das Kommando des 5. Korps der k. u. k. Armee dem Kriegsministerium in Wien das Generalprojekt zur Erbauung der Artilleriewerke vor, sog. Kavernen, auf Hängen der Kleinkarpaten in der Umgebung von Pressburg in der Linie Devínska Kobyla – Dúbravská Hlavica – Železná studnička – Kamzík. Die Kavernen repräsentierten einmalige Werke der modernen Befestigungsarchitektur, deren Aufbau erforderte eine qualifizierte Vorgehensweise der Experten für militärische Wehrbauten sowie Spezialisten in Artillerie, Bergbau und Geographie. Die Kavernen aus stahlbewehrtem Beton baute man zwischen 23. August 1914 und 1. Oktober 1915 auf dem Felsmassiv von Dúbravská Hlavica. In dem gewachsenen Felsmassiv wurden Zufluchtsräume für Soldaten, Tiere – Pferde, sowie Feldverbandplätze, Materiallager, Feldküchen usw. ausgehöhlt. Um der Artillerie standzuhalten, musste ihre Tiefe je nach der angewandten Artilleriemunition 7 – 14 m betragen.
Im April 1916 ordnete das Kriegsministerium an, die Befestigung abzubrechen und die permanenten Wehranlagen (Kavernen) aufzuheben und begann die Grundstücke ihren ursprünglichen Besitzern zurückzugeben. Am Ende des Krieges im Jahre 1918 wurden die Betonbunker, falls die Grundstücksbesitzer darum ersucht haben, beseitigt, oder kostenlos, in einigen Fällen für eine symbolische Gebühr (100 Kronen), abgegeben. Der gegenwärtige bautechnische Zustand der Anlagen ist stabilisiert. Der Plan für die Erneuerung und Zugänglichmachung einiger Befestigungsanlagen entstand im Zusammenhang mit dem hundertjährigen Jubiläum des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Am 24. September 2013 erließ das Slowakische Denkmalamt einen Beschluss, mit dem es die Anlagen Dúbravka 1, 2 und 3 zu nationalen Kulturdenkmälern erklärte. Das Ziel des Bürgervereins „Geschichte ohne Grenzen“, der gegenwärtig die Bunker repariert, ist es, an dieser Stelle den Lehrpfad „Der Weg des Großen Krieges“ aufzubauen, der alle acht bisher dokumentierten Anlagen (ursprünglich sollten sie zu elft sein) verbinden würde.
Jozef Ridilla
Eine Votivtafel von Bartholomäus Czottman
Die Votivtafel mit Anna selbdritt, Madonna mit Kind und den Heiligen schenkten der Pfarrkirche Hl. Elisabeth in Košice im Jahre 1516 der lokale Patrizier und Apotheker Bartholomäus Czottman (1473 – 1522) und seine Ehefrau. Das spätgotische Tafelgemälde mit den Ausmaßen von 123 x 82 cm befindet sich in der Kapelle Anna selbdritt (ehemalige Kapelle Mariä Verkündigung) auf einem neogotischen Altar, den für sie der Bischof Siegmund Bubics anfertigen ließ. Über deren Bestimmung für die Pfarrkirche – schon mit Rücksicht auf die Anwesenheit des Stadtwappens auf dem Gemälde – besteht kein Zweifel. Das Gemälde wurde in der Vergangenheit ziemlich beschädigt, was seine Authentizität und teilweise auch die Möglichkeiten seiner näheren kunsthistorischen Einordnung vermindert. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es zusammen mit anderen Denkmälern des Doms Hl. Elisabeth in Košice in die ungarische Gemeinde Hejce transportiert. Nach seiner Rückkehr nach Košice wurde es am Ende der 1940er Jahre von Mária Spoločníková restauriert. Das Gemälde wurde zuletzt im Jahre 2015 vom Restaurator Ľubomír Cáp behandelt.
Das Gemälde verbildlicht die Stifter bei Adoration der Heiligen: auf einem Podium knien Bartholomäus Czottman und seine Frau Margarete mit ihren Gesichtern zueinander gedreht. Hinter dem Stifter steht sein Patron, der Hl. Bartholomäus, Margarete Czottman wird von einem Engel begleitet. In der Mitte des Podiums befindet sich ein Mörser als Verweis auf die Profession des Stifters. An den Seiten sind komplette Wappen der beiden Stifter abgebildet. Aus dem Mörser mit Abbildung des Stadtwappens von Košice und der Jahreszahl wachsen stilisierte Ranken heraus, die den Baum des Lebens evozieren. Unter den abgebildeten Heiligen sind Hl. Veronika, Hedwig, Katharina, Barbara, Margarete, Elisabeth, Helena, Odilia, Rochus, Nikolaus, Valentin, Wolfgang, Job, Pankraz, Jodokus, Antonius der Einsiedler, Christoph, Erasmus, Fabian, Sebastian, Kosmas und Damian. Die Auswahl von 22 Heiligen richtete sich vermutlich nach dem Wunsch der Stifter.
Eine direkte Analogie zu der Komposition aus Košice finden wir nicht, es gibt jedoch mehrere ähnliche Votivtafeln, zum Beispiel die gemalte Votivtafel des Senators Johann Hütter aus Prešov mit der Heiligen Familie und dem Hl. Evangelisten Johannes aus der Zeit um 1520 (Ungarische Nationalgalerie in Budapest) oder das Gemälde Vir dolorum mit dem Stifter aus einem nicht mehr existierenden Altar aus Hronský Beňadik aus dem Jahre 1510 (Christliches Museum Esztergom). Die Tafel von Bartholomäus Czottman aus Košice weist deutliche westeuropäische Zusammenhänge auf. Die Anwesenheit der Anna selbdritt und der Madonna mit Kind auf einem und demselben Gemälde kann man durch den Einfluss von besonders den niederländischen Abbildungen der Verwandtschaft der Hl. Anna (La Lignée de Saint Anne) erklären. Am berühmtesten unter ihnen ist vielleicht das Gemälde von Gerard David aus der Zeit zwischen 1490 – 1500 (Musée des Beaux Arts de Lyon). Verwandt ist ebenfalls das Gemälde von Hans Holbein d. Ä. an den Außenseiten der Flügel des ehemaligen Hauptaltars in der Dominikanerkirche von Frankfurt am Main (Städel Museum in Frankfurt am Main) aus dem Jahre 1501.
Mit Rücksicht auf die Handschrift und die proportionalen und physiognomischen Spezifika kann man die Tafel aus Košice als ein späteres Werk des Meisters von Tafeln des Altars der Hl. Erasmus und Nikolaus in Bardejov betrachten.
Katarína Tánczosová
Die Malerin Bohdana Klemensová (1849 – 1922)
In der Entwicklung der Malerkunst des 19. Jahrhunderts spielten die Malerinnen eine wichtige Rolle, vor allem in der Genre-, Porträt- oder Landschaftsmalerei, die ihre weiblichen Instinkte und Bündnis mit Natur ausdrücken sollten. Heutzutage wird ihnen immer mehr an Aufmerksamkeit geschenkt.
Die talentierte Bohdana Klemensová, Tochter des berühmten slowakischen Malers Jozef Božetech Klemens, wird auch wegen ihres sehr fragmentarisch erhaltenen Werkes „nur“ als erfolgreiche Zeichnerin oder Malerin von Landschaftsbildern oder mythologischen Szenen betrachtet. Im Unterschied zu ihrem Vater befindet sie sich in keinem der existierenden internationalen Künstlerlexiken, was vermutlich auf ihre heimische künstlerische Ausbildung zurückzuführen ist. Im Sammlungsbestand des Literaturarchivs der Slowakischen Nationalbibliothek erhielt sich eine einzige Skizze, die zuverlässig dieser Autorin zugeschrieben werden kann und zum 27. Mai 1868 datiert ist. Die Zeichnung diente als Vorlage zur lithographischen Illustration eines Artikels vom Bohdanas Vater über die Runeninschriften auf dem Berg Velestúr in den Kremnitzer Bergen. Die Autorin des Artikels verfolgt das Leben von Bohdana Klemensová anhand einer Archivforschung, von der Geburt (20. November 1849) in der Gemeinde Vrbica bei Liptovský Mikuláš, über den Aufenthalt der Familie in Prag und später in Žilina, bis zur Ankunft in Banská Bystrica im Jahre 1863, wo ihr Vater als Lehrer angetreten ist. Bohdana studierte in den Jahren 1873 – 1874 in einer privaten Anstalt für weibliche Berufe mit deutscher Unterrichtssprache in Győr, die von der tschechischen Lehrerin Antonia Žaludová (Zsalud) geleitet wurde. Außerdem erhielt sie qualitätsvolle künstlerische Ausbildung zu Hause.
Im Jahre 1874 ist sie als Lehrerin in der Mädchenschule in Pilsen angetreten. Sie war Mitglied des Tschechischen Frauen-Produktionsvereins und in den Jahren 1864 – 1895 wurde sie als Gast und später Mitglied des bedeutenden Amerikanischen Damenklubs in Prag angeführt. Während der Ferienbesuche bei ihren Eltern unternahm sie Ausflüge in die Hohe Tatra oder in den Böhmerwald und ihre Erlebnisse veröffentlichte sie in der Zeitschrift Ženské listy (Frauenblätter) und in Národné noviny (Nationalzeitung).
Seit 1885 gibt es über Bohdana Klemensová nur fragmentarische Informationen. Durchlaufend erscheint ihr Name in Ženské listy im Zusammenhang mit Wohltätigkeitsspenden zugunsten des Tschechischen Frauen-Produktionsvereins, was auf eine relativ gute finanzielle Situation der Lehrerin schließen lässt. Die letzte zeitschriftliche Erwähnung über Bohdana Klemensová stammt aus dem Jahre 1905. Die einzigen bisher bekannten älteren Archivdokumente sind nur noch die Sterbeurkunde und Todesanzeige der Lehrerin, beziehungsweise eine kurze Information über ihren Tod (20. November 1922) in der Zeitung Národné noviny.
Ľubor Suchý
Das Salzlager in Prešov-Solivar
Die Erwähnungen über die Salzquellen bei Prešov stammen aus dem 13. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (in Urkunden begegnet man dem ungarischen Ortsnamen Sopotok, Soupatak). Im Zusammenhang mit der Eröffnung der Steinsalzgrube in den Jahren 1570 – 1572 etablierten sich zwei administrative Einheiten – Soľná Baňa (Salzbergwerk) und Solivar (Saline). Soľná Baňa wird als Ortschaft schon im Jahre 1673 erwähnt, doch erst 1886 wurde es als selbständige Gemeinde anerkannt. Im Jahre 1960 hat man die Gemeinde an Solivar angeschlossen. Das heutige Gebiet von Solivar entstand somit aus ursprünglich drei selbständigen Ortschaften – Soľná Baňa, Solivar und Šváby. Im Jahre 1971 wurde die Gemeinde Solivar zum Stadtviertel von Prešov.
Die einzigartige urbanistische Struktur begann sich zu ihrer heutigen Gestalt schon bei der Salzgewinnung im Untertagebau in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts herauszubilden. Schon damals wurde das Areal von Soľná Baňa, den Bergwerken und Berggebäuden, Salzquellen und der Salzfabrik in einem regelmäßig viereckigen Gebilde von der Struktur der Reihenbebauung aus Bergbau- und Herrenhäusern umgeben. Die Entwicklung der Salzförderung erlebte einen tragischen Schock bei der Überflutung der Salzgrube am 22. Februar 1752. Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren die Salzfabrik und ihre Angestellten durch dieses Ereignis in ungünstiger Weise betroffen. Nach dem Entschluss, die Technologie des Salzkochens an der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts zu ändern, kam es zu einem grundsätzlichen Umbau der Herstellungsfabrik, einschließlich der Erbauung von neuen Anlagen. Die Salzproduktion in Soľná Baňa endete am 16. August 1970, in demselben Jahr erklärte man das Areal von Solivar in Soľná Baňa zu einem nationalen Kulturdenkmal in Verwaltung des Slowakischen technischen Museums in Košice.
Das Salzlager, eine einzigartige Konstruktions- sowie Bauanlage mit genau bestimmtem Zweck, wurde schon im Jahre 1674 gebaut. Nach der Überflutung der Salzgrube, vor allem aber nach dem Brand am 14. April 1819, wurde es umgebaut. Das ursprünglich ebenerdige Objekt bekam einen Aufbau, ein klassizistischer Turm mit Uhr und typischem Helmdach wurde angebaut und das Dach über den Kammern wurde in die Form einer monumentalen Mansarde rekonstruiert. Im Interieur befanden sich sieben Kammern, in denen die ganzjährige Salzproduktion eingelagert sein konnte. Die Kammern waren am Fußboden und an den Wänden mit Holz bekleidet. Dieses Material schützte das steinerne Mauerwerk vor direktem Kontakt mit Salz.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwüstete das Objekt allmählich. Nach dem Jahre 1970 diente es als Depositorium des Slowakischen technischen Museums, wo historische Feuerwehrfahrzeuge aufbewahrt wurden. Ein Paradox ist, dass es gerade in diesem Objekt am 18. Mai 1986 zu einem großen Brand kam, der sämtliche ältere sowie ursprüngliche Holzkonstruktionen – Fußböden, Bekleidung und Dachstühle – vernichtet hat, bis auf das Interieur des Turms aus der Zeit des Umbaus nach dem Jahre 1819. Die Erneuerung dieses einmaligen Objektes realisierte man erst 28 Jahre nach seiner Ausbrennung. Der Öffentlichkeit wurde das Areal im März 2016 feierlich zugänglich gemacht.
Ľudmila Husovská
Das Bienenhaus in Dechtice
Das im Jahre 2014 erneuerte Bienenhaus bildet einen Teil des Areals der sog. Mudroch-Mühle in Dechtice. Das Areal der Mühle wurde 2011 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt, und zwar als eine Wassermühle mit Areal, zu dem im Jahre 2014 ein Eiskeller hinzugefügt wurde. Historisch ist sie seit 1933 unter dem Namen Mudroch-Walzenmühle belegt, als Neuwirth-Mühle ist sie in der Katasterkarte aus dem Jahre 1894 angeführt. Das Areal der Mühle besteht aus fünf Denkmalobjekten: der Wassermühle mit dem Wohnhaus der Familie Mudroch, dem Mühlbach mit Schleuse, einem Wirtschaftsgebäude, dem Bienenhaus und dem Eiskeller. Diese Gebäude sind um den Hof herum verteilt und von einem Garten mit großer Linde umgeben. Anhand der ersten militärischen Aufnahme aus den Jahren 1752 – 1784 sind in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der gegebenen Stelle 2 Mühlen bezeichnet. Damals befanden sich sämtliche Mühlen in Dechtice im Besitz der Adelsfamilie Erdődy, die sie an die Müller verpachtet hat. Nach dem Jahre 1855 wurde zum Besitzer des Herrschaftsgutes der Erdődys die Familie Pálffy. Am Ende des 19. Jahrhunderts – mit Sicherheit von 1894 bis 1904 – gehörte die Mühle zum Besitz der Familie Neuwirth; auf der Karte umfasst das Areal die Mühle und ein Wirtschaftsgebäude. Im Jahre 1904 wurde zum Besitzer der Mühle Ján Mudroch d. Ä., der aus einer berühmten Müllerfamilie aus Modra stammte. Bei Modernisierung der Mühle im Jahre 1933 hat man das Mühlrad entfernt und einen Turbinenantrieb installiert. Zu den Gebäuden der Mühle und dem Wirtschaftsgebäude ist im Jahre 1940 ein Bienenhaus hinzugekommen. Im Jahre 1953 wurde die Mühle nationalisiert und diente weiter nur als eine Familienwohnanlage.
Das Bienenhaus im Garten hat man im Jahre 1940 von einem älteren Bienenhaus umgestaltet. Gebaut war es aus Lehmziegeln und hatte drei Reihen von Bienenstöcken ohne Aufschrift, mit einfacher gestalteter Umgebung der Fluglöcher für die Bienen. Der Autor der Bienenhäuser war Ján Mudroch d. Ä., der neben seiner müllerischen, baulichen und anderen handwerklichen Geschicklichkeit auch bildnerisch begabt war, was auch seine erhaltenen naiven Zeichnungen belegen. Das Bienenhaus wurde im Jahre 1979 aufgegeben.
Die komplexe Erneuerung des Areals der Mühle, einer zweckmäßigen Anhäufung der Bauten aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit ursprünglicher technologischer Einrichtung, die bis vor kurzem noch benutzt wurde, bildet eine gute Voraussetzung zur Errichtung eines Museums für Müllerei und traditionelle Handwerke von Dechtice und der umliegenden Region.
Ivana Kvetánová – Margaréta Musilová
Eine Vedute von Possonia-Bratislava im Palazzo Vecchio in Florenz
Eine der ältesten Verbildlichungen Bratislavas, eine Freske mit der Abbildung von Possonia, befindet sich im Palazzo Vecchio auf Piazza della Signoria, direkt im Herz von Florenz. Sie bildet Teil einer Serie von Veduten bedeutender Städte der Habsburger Monarchie und des Heiligen Römischen Reichs der Deutschen Nation, die sich gleich im Eingang in den Palast befinden – im ersten Hof, der als Cortile di Michelozzo bekannt ist. Sie entstanden bei Anlass der Heirat der Tochter von Ferdinand I. von Habsburg – Johanna von Habsburg (Giovanna D’Austria) mit Francesco de’Medici im Jahre 1565. Außer Bratislava sind im Hof auch weitere Städte abgebildet: Wien, Prag, Passau, Klosterneuburg, Stein, Graz, Innsbruck, Linz, Freiburg im Breisgau, Konstanz, Hall in Tirol, Eberndorf, Wiener Neustadt.
Für Cosimo I. de Medici (1537 – 1574) bedeutete die Heirat seines Sohns Francesco mit einer der Töchtern von Ferdinand von Habsburg einen strategischen Schritt. Die langen Verhandlungen wurden am Ende durch den Tod des Kaisers im Juli 1564 unterbrochen. Nach der einjährigen Trauerzeit knüpfte Cosimo an die vorangehenden Heiratsverhandlungen mit dem Bruder der Braut an – dem neuen Kaiser Maximilian II. (1564 – 1576). Die Ankunft von Johanna in Florenz ereignete sich am 16. Dezember 1565. Dem Empfang der Braut wurde eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt, so wie es von mehreren zeitgenössischen (Domenico Mellini, Giovanni Battista Adriani), aber auch späteren Autoren (Luigi Verani, Filippo Moisé, Modesto Rastrelli) erfasst wurde. Der wichtigste „Regisseur und Ideologe“ der Feierlichkeiten war der Großherzog Cosimo I. selbst, in Kooperation mit Vinzenzo Borghini und Giorgio Vasari. Die Straßen und Plätze waren mit Kulissen und Dekorationen, Statuen und Triumphbogen ausgeschmückt, die die Habsburger und die Medicis verherrlicht haben. Die Braut wurde in ihrem neuen Heim mit Abbildungen der Städte empfangen, die sie an ihre Heimat erinnern sollten.
Cosimo de’Medici bestellte die Arbeiten zur Ausschmückung von Cortile di Michelozzo vermutlich schon im Januar 1565. Hieronymus Graffiter, ein deutscher Kaufmann aus Augsburg, sollte die Veduten von deutschen Städten besorgen, doch am Ende waren in Cortile di Michelozzo nur einige von ihnen gemalt, einschließlich von Bratislava. Über jeder der abgebildeten Städte befand sich ursprünglich der Name in deutscher und darunter auch in lateinischer Sprache. Die Freske von Possonia ist von dem ältesten Flugblatt inspiriert, auf dem Bratislava im Jahre 1563 abgebildet wurde. Anhand der zeitgenössischen Quellen befand sich unter der Freske von Bratislava die lateinische Inschrift Posonium, Hungariae civitas, in quas Max. coronatus fuit, die auf die Bedeutung Bratislavas bei Krönungen der ungarischen Könige verweisen sollte. Die Abbildung von Bratislava zeigt die Stadt während der Krönung von Maximilian II. am 8. September 1563. Bei Anlass des 450. Jubiläums der Entstehung der Freske von Bratislava, ihrer neuerlichen Rekonstruktion sowie des Vorsitzes der Slowakei im Rat der Europäischen Union im zweiten Halbjahr 2016 wird am 4. Mai 2016 in Florenz (im Palazzo Medici – Riccardi) eine internationale Konferenz zum Thema Die Vedute von Possonia-Bratislava und ihre Geheimgeschichte stattfinden.