Martin Bóna – Monika Tihányiová
Die älteste Abbildung der Burg Muráň
Anhand historischer Abbildungen der Burgen und Festungen kann man sich wenigstens eine Vorstellung über deren ursprüngliches Erscheinungsbild machen, denn dieses wurde wegen späterer Umbauten verwischt und oft blieben nur noch Ruinen erhalten. Dies ist auch der Fall einer Vedute mit Eroberung der Burg Muráň aus dem Jahre 1549, die in der grafischen Sammlung des Albertina-Museums in Wien aufbewahrt wird. Sie zählt zu den ältesten bisher bekannten Abbildungen der Burg Muráň und neben einer glaubwürdigen Erfassung der spätmittelalterlichen Gestalt der Burg veranschaulicht sie detailliert auch deren Belagerung durch die königliche Armee Ferdinands I. von Habsburg.
Der Autor der Grafik ist der seit 1544 in Wien niedergelassene deutsche Geometer und Kartograf Augustin Hirschvogel (1503 – 1553), Sohn des Nürnberger Glasmalers Veit Hirschvogel. In Wien arbeitete er als Geodät für den Königshof und beteiligte sich an der Kartierung beinahe des ganzen Südosteuropas. In der grafischen Sammlung der Albertina sind bis heute 375 grafische Blätter von A. Hirschvogel archiviert und er wird den Künstlern der sog. Donauschule zugeordnet. Aus der Wirkungszeit Hirschvogels in Wien stammt auch eine Radierung der Burg Muráň, die der Autor vermutlich auf direkte Bestellung des Königshofs angefertigt hat. Die Eroberung von Muráň aus den Händen des Raubritters Matthias Bašo im Jahre 1549 gehörte nämlich zu den größten Militärunternehmen des Königs Ferdinand I. von Habsburg.
Die Erbauung der Burg Muráň initiierte der ungarische Herrscher Béla IV. kurz nach dem Ende der mongolischen Verwüstung Ungarns in den Jahren 1241 – 1242 aus Angst vor möglicher Rückkehr der Aggressoren. Als geeignete Burgstelle wurde der Berg Cigánka (935,4 m ü. d. M.) ausgewählt, der am Rande der Hochebene Muránska planina steht und eine weite Umgebung dominiert. Die abgelegene und schwer zugängliche Lage gewährte der Burg mit dem Charakter einer Zufluchtsstelle (Refugium) genug Sicherheit und Uneinnehmbarkeit. An der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert war die Burg für eine längere Zeit verlassen.
Die Burg Muráň erlebte im letzten Drittel des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts mehrere Umbauten, die sie in einen gut befestigten spätmittelalterlichen Sitz verwandelt haben. Auf der Vedute von Muráň aus dem Jahre 1549 erfasste A. Hirschvogel den Burgberg sowie den benachbarten Berg Šiance (1 042 m ü. d. M.) auf der nordwestlichen Zugangsseite, von welcher die Burg auch später auf Veduten des 17. und 18. Jahrhunderts abgebildet wurde. Muráň gehörte damals zu den größten oberungarischen Burgen mit den Ausmaßen von ungefähr 355 x 132 m. Das abgebildete Panorama der Burg sagt nichts über den Charakter der inneren Bebauung des Burgkomplexes – anhand späterer grafischer Darstellungen bestand die Bebauung aus einigen Palais, Militärbaracken, Wirtschaftsanlagen und Gärten. Mögliche mittelalterliche Herkunft einiger von ihnen könnte nur durch eine zukünftige Ausgrabung nachgeprüft werden.
Mária Čelková – Mikuláš Čelko
Die Bautätigkeit von Josef Pircker in Banská Štiavnica und der Umgebung
Der Maurer- und Baumeister Josef Pircker (1728 – 1792) stammte aus Tirol und zum Stadtbürger von Banská Štiavnica wurde er im Jahre 1765. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beteiligte er sich an Bauarbeiten in Vyhne, Banská Štiavnica, Štefultovo und in der Nahumgebung. Im Stil des klassizistischen Barocks schuf er mehrere Projekte von Gebäuden, Fassadengestaltungen oder Umbauten sowie von den anschließenden Realisationen der Kirchen, Bürgerhäuser, des Rathauses, der Brauereien in Vyhne und Hodruša, des Salzamtes, Waisenhauses, Krankenhauses und er arbeitete für die katholische Kirche, die Stadt Banská Štiavnica, das Berggericht, die Ungarische Hofkammer oder für reiche Bürger. J. Pircker als einer der besten Baumeister seiner Zeit beteiligte sich auch an Plänen für den Umbau der jesuitischen Residenz für die Bedürfnisse des Piaristenordens nach 1773.
Im Staatsarchiv in Banská Bystrica, Zweigstelle Banská Štiavnica und im Staatlichen zentralen Bergbauarchiv befinden sich Dokumente über die Ankunft J. Pirckers in Banská Štiavnica, seine Aufnahme als Stadtbürger und Mitglied der Maurerzunft, Schriftstücke in Bezug auf die Vermögens- und Familienverhältnisse, sowie erhaltene Projekte, die eine umfangreiche Bautätigkeit innerhalb einer breiteren Region belegen. Die Archivdokumente verzeichnen auch die Finanzierung und Umbaukosten im Zusammenhang mit einem repräsentativen Haus auf dem Námestie Svätej Trojice (Dreifaltigkeitsplatz) Nr. 8, das J. Pircker im September 1777 nach 13 Jahren erfolgreicher Wirkung in Banská Štiavnica gekauft hat (die heutige Galerie von Jozef Kollár). Das übrige Vermögen umfasste Weinberge und einen Garten am Stadtteich, Keller und Vorrichtungen zur Weinherstellung, Pferde und Vieh, bedeutende Anteile in Bergbaubetrieben, goldene und silberne Gegenstände und Geld. Als Hobby betrieb J. Pircker auch das Schießen auf eine Zielscheibe am Stadtschießplatz und aus dem Inventar seines Vermögens ist es ersichtlich, dass er mehrere Schusswaffen besaß. Bemerkenswert ist eine Gruppe von Gegenständen in Bezug auf die Bibliothek, die Kunststücke und die Hauseinrichtung J. Pirckers. Nach 27 Jahren seiner Wirkung in Banská Štiavnica bereicherte Josef Pircker die Bebauung der Stadt um neue Erkenntnisse aus der italienischen und deutschen klassizistischen Architektur. Seine Bauten – heutzutage bedeutende historische Denkmäler von Banská Štiavnica, Vyhne oder Štefultovo – bilden einen untrennbaren Teil dieser Stätte des Weltkulturerbes, die im Dezember 1993 in die UNESCO-Liste eingetragen wurde.
Ingrid Kušniráková
Die Dreifaltigkeitsbruderschaft beim Konvent des Trinitarierordens in Bratislava
Die Trinitarier, die im Jahre 1697 auf Einladung des Erzbischofs von Gran (Esztergom) Leopold Kollonich nach Bratislava gekommen sind, wurden bereits zum vierten Bettelorden auf dem Gebiet der Stadt. Da die Bettelorden weder bewegliches noch unbewegliches Vermögen besitzen konnten, waren sie auf die Gunst und Unterstützung vonseiten der örtlichen Bevölkerung angewiesen. Einzelne Ordensgemeinschaften haben es versucht, sich voneinander zu unterscheiden und den Gläubigen eine spezifische Befriedigung ihrer Bedürfnisse anzubieten. Darunter waren auch die religiösen Bruderschaften (Konfraternitäten). Diese freiwilligen Gemeinschaften der Laien und Geistlichen entstanden mit dem Ziel, den religiösen Kult zu pflegen und die Mitglieder auf den Tod und das Leben danach vorzubereiten. Regelmäßig haben sie Messen zelebriert und Andachten für ihre lebendigen sowie verstorbenen Mitglieder gehalten, dank dessen sie zu einem bedeutenden Verbreiter der barocken katholischen Gedenkkultur geworden sind. Die Konfraternität der Heiligen Dreifaltigkeit, die von den Trinitariern bei ihrem Bratislavaer Konvent im Jahre 1709 gegründet wurde, belohnte die religiösen Aktivitäten mit einer festgesetzten Menge an Ablässen, was vermutlich die überzeugendste Motivation zum Eintritt in die Bruderschaft war.
Das Abbild der Mitgliederbasis war die sogenannte Matrikel oder das Personenstandsbuch aus den Jahren 1709 – 1783. Das Buch enthält die Symbolik der Heiligen Dreifaltigkeit und der Gründer des Trinitarierordens, auf einigen weiteren Seiten sind die Wappen der bedeutendsten aristokratischen Mitglieder der Konfraternität aufgezeichnet. Eine wichtige Gruppe der Bruderschaftsmitglieder bildeten die Räte und niedrigeren Beamten der Ungarischen Hofkammer und Statthalterei mit ihren Familien sowie andere Angestellten der in der Stadt wirkenden königlichen Ämter, Mitglieder des Stadtrates, reiche Stadtbürger, Notare, Ärzte, Baumeister, wohlhabende Kaufleute und Handwerker.
Über das religiöse Leben der Bruderschaftsmitglieder erhielten sich nur ein paar Schriftstücke und Kleindrücke mit Predigten, vor allem das Gebetsbuch Thesaurus Desiderabilis Archi-confraternitatis Sanctissimae Trinitatis, das wiederholt von dem Wiener Trinitarierkonvent herausgegeben wurde, und die Ablassverzeichnisse der Bruderschaft, die mehrmals das Bratislavaer Kloster verlegte. Auf deren Grund versuchte die Autorin ein Bild der Spiritualität dieser Gemeinschaft, deren religiösen Lebens, öffentlicher Präsentation und der bedeutendsten Mitglieder zu schaffen. Die Dreifaltigkeitsbruderschaft bei dem Bratislavaer Trinitarierkonvent wurde im Jahre 1783 zusammen mit dem Trinitarierorden infolge der Aufklärungsreformen Josephs II. aufgelöst.
Uršula Ambrušová
Das Ausgabenbuch der Fleischerzunft in Košice aus den Jahren 1763 – 1788
Die Fleischer gehörten angesichts deren Zahl und Wohlstandes zu den ersten Handwerkern, die ihre Zunft gegründet haben. In Bratislava hatten die Fleischer ihre erste Zunft seit dem Jahre 1376, in Košice seit 1452. Die Zünfte spielten eine wichtige Rolle auch bei Verteidigung der befestigten Städte (seit 1557 wurden ihnen in Košice die Fortifikationen auf der Westseite – die Stadtbasteien – anvertraut) oder beim Feuerlöschen. Nach der Auflösung der Zünfte im Jahre 1872 gelangte ein beträchtlicher Teil des Archivmaterials in die Sammlungsbestände der Archive und Museen. Dies war auch der Fall von dem Rechnungsbuch Liber errogationis aus den Jahren 1763 – 1788, das die Funktionierung der Fleischerzunft in Košice dokumentiert.
Das Ausgabenbuch der Fleischerzunft in Košice, das sich im Ostslowakischen Museum zu Košice befindet, ist auf Ungarisch geschrieben, enthält 46 nummerierte Seiten und die Eintragungen über die Ausgaben findet man bis zur Seite 45. Die erste Eintragung stammt aus dem 20. Januar 1763, die letzte dann aus dem 26. März 1788. Die Eintragungen sind mit der Hand mehrerer Schreiber auf Handpapier mit braunfarbiger Tinte geschrieben, die Schrift ist relativ gut lesbar. Die Ausmaße des Buchs betragen 168 x 208 mm. Der Bucheinband wurde aus hartem Papier in Kombination mit Schweinehaut angefertigt. Von dem Einband führen Schnüre zum Zubinden.
Die Analyse und Interpretation einzelner Eintragungen ergänzen das Bild des finanziellen Betriebs der Zunft, in diesem Fall der Ausgaben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Buch hat die Form eines Tagebuchs mit genauen Daten und den dazugehörenden Rechnungspositionen. Jedes Kalenderjahr begann gewöhnlich mit der Wahl des Zunftvorstands, die erste Eintragung im Buch bildet immer die Liste der gewählten Meister. Danach folgen die Eintragungen über einzelne Ausgaben – zum Beispiel eine symbolische Gebühr an die Ehefrau des Zunftmeisters und den Zunftnotar, die Zahlungen an die Hirten, den Kärrner, Pfarrer, die Bestattungsgebühr, Geldstrafen für unehrliches Benehmen, Gebühren für die Zunftmitglieder, die aus verschiedenen Gründen in Probleme gerieten, sich verschuldeten, oder sogar ins Gefängnis geschickt wurden.
Das Einnahmenbuch haben die Fleischer separat geführt. Beim Vergleich des Ausgaben- und des Einnahmenbuchs der Fleischerzunft in Košice aus den Jahren 1788 – 1871 ist es ersichtlich, dass die Fleischer langzeitig mit Gewinn gewirtschaftet haben. Die Einnahmen der Zunft waren mehrfach so groß wie die Ausgaben. Den Hauptertrag der Zunft repräsentierten die Gebühren für die Aufnahme in die Zunft, die Mitgliederbeiträge, Geldstrafen und die Schuldzahlungen von verschiedenen Personen. Das Zunftbuch der Fleischer aus Košice aus den Jahren 1763 – 1788 bildet eine interessante und wertvolle Quelle, die es ermöglicht, die Zunft nicht nur als eine gesellschaftliche, sondern auch ökonomische Organisation zu präsentieren.
Simona Jurčová
Das erste Photoatelier in Trnava
Das Westslowakische Museum zu Trnava hat für die Jahren 2014 – 2018 das Forschungsprogramm ‚Die Photoateliers von Trnava’ festgesetzt, das sich mit Photoateliers in Trnava in den Jahren 1860 – 1950 beschäftigt. Der erste Photograph, der in Trnava ein Atelier errichtete, war vermutlich Stephan Dohnányi. Das Atelier wurde unter dem Namen Dohnányi István schon im Jahre 1860 betrieben, gegründet könnte es jedoch schon 1959 gewesen sein. Die Arbeit des Photoateliers wird durch einige Photographien belegt, die in alten Alben im Sammlungsbestand des Westslowakischen Museums zu Trnava und in einer Privatsammlung entdeckt wurden – es handelt sich um Porträt-Visitenkarten auf Kartonunterlage mit einfacher Werbung auf der Hinterseite mit dem Text: Dohnányi István, Fényképesz, Nagy-Szombatban.
Dem Photographieren widmete sich auch die Ehefrau von Stephan Dohnányi – Leopoldine. Bislang ist es nicht klar, ob sie als Photographen einige Zeit vielleicht nicht zusammen gewirkt haben. Es steht jedenfalls fest, dass Dohnányi als Photograph irgendwann zwischen den Jahren 1865 – 1869 endete und das Photoatelier weiter nur von seiner Frau betrieben wurde. Die Photographien hat sie mit Leopoldine von Dohnányi oder auch L. Dohnányi, L. v. Dohnányi, Dohnányi L. gekennzeichnet. Einige der Möbelrequisiten, die sie benutzt hat, waren dieselben wie die von ihrem Mann Stephan, was bedeutet, dass sie das Atelier samt Inventar von ihm übernahm. Von ihrer Arbeit erhielten sich mehrfach so viele Photographien – 49 dokumentierte Exemplare aus der Sammlung des Westslowakischen Museums zu Trnava. Anhand dieser Kollektion kann man nicht nur den künstlerischen Aspekt ihrer Arbeit, sondern auch die Entwicklung von Werbung und Aussehen der Photographien bewerten.
Ungefähr gleich sind die Photos der ganzen Gestalt im stilisierten Interieur mit Möbelstücken und die Brustbild-Porträts vertreten. Die Atelierstaffage wird von ihr öfter bei Männerphotographien verwendet. Erhalten blieben auch zwei untypische Photographien von Frauen in der Volkstracht, was im breiteren Kulturkontext des Lebens von Trnava an der Wende der 1860er und 1870er Jahre in die patriotischen Stimmungen gut hineinpasst.
Juraj Babják
Das Denkmal von Andrej Radlinský in Kúty
Der national bewusste Priester Andrej Radlinský (1817 – 1879) wirkte als Pfarrer in Kúty (Westslowakei) seit dem Jahre 1861. Während seiner Wirkungszeit gewann er für Kúty das erneuerte Jahrmarktrecht, gründete den Leserverein mit einer Bibliothek, dank ihm wurde Kúty zur ersten Gemeinde mit Mitgliedschaft in der gesamtnationalen kulturellen und wissenschaftlichen Institution Matica slovenská. Den Höhepunkt seiner Aktivitäten repräsentierte die Gründung des St. Adalbert-Vereins in Trnava im Jahre 1870. Der Verein entschied sich, in Kúty anlässlich des 60. Gründungsjubiläums ein Denkmal zu bauen. Zugunsten des Denkmals organisierte man mehrere Sammlungen und über dessen Erbauung entschied der St. Adalbert-Verein im Jahre 1928. Der Autor des Denkmals war Andrej Kováčik, der den Organisatoren seine Arbeit umsonst angeboten hat. Das Material musste jedoch bezahlt werden. In Erwägung kamen Travertin, Carrara-Marmor oder relativ teuere Bronze. Am Ende wurde das Denkmal aus Sandstein angefertigt. Das Denkmal repräsentiert eine Gruppe von drei Figuren – dem stehenden Andrej Radlinský, einem älteren sitzenden Mann mit offenem Buch und einem neben ihm stehenden Mädchen.
Im Frühling 1930 entflammte rund um den Bau des Denkmals von Andrej Radlinský in Kúty eine heftige Diskussion in der Presse. Man kritisierte die geplante Anbringungsstelle des Denkmals, die Unpassendheit der dörflichen Umwelt für so ein monumentales Werk, das angeblich in Bratislava platziert sein sollte. Zudem noch wurde der Schöpfer des Denkmals übertriebener Kosten beschuldigt (Material und Bau). Das Denkmal wurde im Sommer 1930 zu Ende gebaut und auch unter dem Einfluss der medialisierten Diskussion verlief am 18. Juli 1930 die Bauabnahme. Das Protokoll von der Bauabnahme informierte über die Mängel des Denkmals – Anbringung der Statuengruppe auf einem niedrigen Sockel aus künstlichem Stein von minderer Qualität, unproportionale Ausführung einiger Teile von einzelnen Statuen.
Trotzdem blieb das Denkmal in ungeänderter Form stehen und wurde am 20. Juli 1930 anlässlich des 60. Gründungsjubiläums des St. Adalbert-Vereins in Anwesenheit einer großen Zahl von prominenten Persönlichkeiten feierlich enthüllt. Das Denkmal von Andrej Radlinský in Kúty überlebte an seinem Platz auch während der totalitären Ära und bildet bis heute eine wichtige Dominante der Gemeinde sowie der ganzen Region Záhorie.
Dušan Béreš
Das Album von Anton Brecher
Das Ostslowakische Museum zu Košice hat für seine Besucher von 27. Juni bis 7. Dezember 2014 die Ausstellung So waren unsere Großväter. Der Erste Weltkrieg und die Ostslowakei vorbereitet. Die Ausstellung war dem 100. Jahrestag dieses Konfliktes gewidmet. Der Realisierung der Ausstellung ist seit März 2013 eine mediale Kampagne vorangegangen, mit der das Museum breitere Öffentlichkeit zur Mitarbeit aufforderte und dank ihr dann verschiedene Materiale in Bezug auf dieses Ereignis aufgesammelt hat. Auf die Aufforderung des Museums reagierten 59 Beiträger. Unter den verliehenen Gegenständen befand sich auch ein einmaliges Album mit 594 Photographien des Ersten Weltkriegs aus der Hinterlassenschaft von Anton Brecher. Das Album hat dem Ostslowakischen Museum im März 2014 Frau Judita Bódyová geliehen, Enkelin des Autors und Besitzers des Albums.
Anton Brecher wurde am 6. Mai 1888 in Zlatá Idka geboren und stammte aus einer Bergbaufamilie. Er beendete seine Lehre als Kaufmann und seit 1909 wohnte er in Košice, wo er im August 1912 Margita Lőrincová geheiratet hat. Als 26-jähriger hat er am 3. August 1914 den aktiven Militärdienst auf der Ostfront als Soldat angetreten und im November 1918 kehrte er in die Slowakei als Zugführer zurück. Den ganzen Krieg bis zur Erklärung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1918 überlebte er ohne ernstere Verletzungen. Er starb in Košice am 27. September 1964.
Anton Brecher hatte eine nahe Beziehung zur Kunst. Er war Autor von einigen Aquarellen und Ölgemälden, die er für die Familie gemalt hat. Die meiste Aufmerksamkeit schenkte er jedoch der Amateurphotographie. Außer dem oben erwähnten Album hinterließ er 11 Ansichtskarten mit Kriegsmotiven. Das Album repräsentiert eine wertvolle Quelle der visuellen sowie faktographischen Informationen aus der Front. Die Texte und Beschreibungen sind auf Ungarisch geschrieben, bis auf einige deutsche Termine. Auf der ersten Seite befindet sich eine Komposition von artilleristischen Kampfszenen, die Anton Brecher nach dem Krieg im Jahre 1923 gemalt hat. Bei fast jeder Photographie oder deren Gruppe ist in schöner lesbarer Schrift der Name des Ereignisses, der Tätigkeit, des Objektes oder der Person angeführt. Es befindet sich dort ebenfalls der Name des geographischen Ortes (Stadt, Dorf, Fluss, Gebirge) und Datierung (Monat, Jahr). Sämtliche Angaben des Albums haben somit einen hohen Dokumentationswert, anhand dessen wir in groben Zügen die Tätigkeit und Bewegung der militärischen Einheit verfolgen können.
Thematisch erfassen die Photographien den Dienst der Soldaten auf der Front, deren Alltagsleben, Unterhaltung, Freizeitverbringung, militärische Technik, Übungen, Bunker, Schützengräben, Sperren, Verkehrsinfrastruktur, Umzüge der Einheiten, Lebensweise und Kleidung der einheimischen Bevölkerung, das Wohnen, Ausübung der Militäradministrative, Besuche von hohen Staatsvertretern, Architektur verschiedener Orte, Naturpanoramen u. ä. Die Orte, die im Album vom Februar 1914 bis Februar 1918 angeführt sind, befinden sich heutzutage auf dem Gebiet der Südwestukraine und diejenigen aus der Zeit vom März 1918 bis zum Ende des Krieges auf dem Gebiet Norditaliens.
Magdaléna Janovská
Die Pulverbastei in Levoča
Die Pulverbastei bildet bis heute einen Teil der Stadtbefestigung von Levoča (dt. Leutschau) und befindet sich in der nordwestlichen Ecke des Denkmalschutzgebietes. In der Vergangenheit bezeichnete man sie auch als Gross Scharfeck, Doppelbastei (duplicata), Tuchmacher-Turm oder Pferde-Mühle. Die unlängst durchgeführte architektonisch-historische Untersuchung lieferte neben einer Analyse der baulichen Entwicklung auch zahlreiche neue Erkenntnisse nicht nur bezüglich der Datierung des Anfangs der Befestigung in Levoča, sondern auch im Hinblick auf die Typologie der Bastei und die historischen Zusammenhänge.
Die Pulverbastei hatte eine wichtige strategische Lage im Rahmen der Beschützung des Zugangswegs vom Norden aus Kežmarok, bzw. aus Polen. Die ursprüngliche Bastei war in der Ebene der Terrasse zwischen der Wehrmauer und der Zwingermauer durchgehbar. Die bauliche und stilistische Entwicklung der Bastei bildet einen exemplarischen Fall der Entwicklung des Fortifikationssystems einer Stadt. Die Basteien (möglicherweise noch in Form von Wehrtürmen) sind höchstwahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert gebaut worden, wie es das Siegel der Zipser Sachsen mit Abbildung eines Wehrturms mit Zinnen zeigt.
In der Pulverbastei blieben im Vergleich zu den anderen Basteien der Stadtmauern auch ältere authentische Elemente, ursprüngliche Steinglieder und Holzdecken erhalten. Als besonders wertvoll betrachtet man die im Interieur gefundenen Konstruktionsteile einer Pferdemühle, die den Überrest einer Trockenmühle darstellen. Die bis heute eingebürgerte Benennung Pulverbastei könnte darauf hinweisen, dass sich hier eine Schießpulvermühle befand. Genauso kann sie jedoch auch aus der Zeit stammen, als hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Waffen- und Schießpulverlager errichtet wurde.
Die Nachforschungen haben gezeigt, dass es sich um den ältesten Teil der Befestigung handelt, eine eingebaute Wehrmauer mit Zinnen und Wehrgang, die den Geländeumriss nachbildete – die Rundung der Wehrmauer, wie es auch bei der Befestigung des Burghofs der Zipser Burg aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Fall war. Die Zwingerbastei wurde dazu sekundär als die Anknüpfung der Ost- und Westwand angebaut.
Zdeněk Farkaš – Igor Choma
Die mittelalterliche Burg in Bernolákovo
Die Überreste der Burg Čeklís zählen zu den relativ wenig bekannten mittelalterlichen Fortifikationen in der Südwestslowakei. Die Burgruine befindet sich am westlichen Rand der Gemeinde Bernolákovo, Bez. Senec, zwischen der ursprünglich romanischen Kirche Hl. Stephan König und dem rekonstruierten barocken Schloss, das sich in den Jahren 1714 bis 1722 der Landesrichter und kroatischer Ban Joseph Eszterházy bauen ließ. Bis vor kurzem verwies auf seine Existenz nur ein künstlich aufgeschütteter Hügel mit dem ungarischen Namen Várdomb (Burghügel), auf dessen Spitze ein runder, ziegelgemauerter Wasserturm aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts steht. Auf eine ältere Herkunft des Hügels verwiesen außer dem Namen nur noch die Überreste von Steinmauern auf dessen westlichem Hang mit einer niedrigen bogenförmigen Öffnung, die gewöhnlich als Eingang in die ehemalige Befestigungsanlage betrachtet wurde. Die Burg baute man ursprünglich auf einer wichtigen, doch nicht sehr wehrgünstigen Stelle, an der Kante einer gewellten Terrasse des Trnavaer Lössplateaus, das die naheliegende Donauebene mit dem Flüsschen Čierna voda um ungefähr 29 m überragt. Die natürliche Terrasse schütze damit die Fortifikation nur von der südwestlichen Seite. Für die Sicherheit der Burg mussten also in der Vergangenheit auch Gräben an ihrem Umfang gesorgt haben, von denen heute nur noch derjenige gut sichtbar ist, der sie von dem Areal der nahen Kirche abtrennt.
In den heute bekannten Archivquellen erscheint die Burg Čeklís zum ersten Mal erst im Jahre 1323. Die erste direkte Erwähnung betrifft den hiesigen Kastellan Abraham Rufus, der die Burg vom König Karl Robert durch einen Zwangstausch für ein bedeutenderes und strategisch wichtigeres Herrschaftsgut in Šintava erworben hat. Im Jahre 1392 überging sie in den Besitz des Königs Siegmund von Luxemburg. Später gehörte sie den Grafen von Rozhanovce (Rozgony) und Grafen von Svätý Jur und Pezinok, aber die gegenseitigen Unstimmigkeiten zwischen den Besitzern und bewaffnete Aktionen verursachten, dass die Burg Čeklís im Jahre 1511 in schriftlichen Quellen nur noch als Ruine (dirutum castrum) und im Jahre 1523 als abgerissen (castrum nostram dirutum Cheklez) erwähnt wird.
Seit dem Jahre 2010 versucht der bürgerliche Verein mit dem Namen Burg Čeklís in enger Zusammenarbeit mit dem Slowakischen Nationalmuseum-Archäologischen Museum in Bratislava und dem Kreisdenkmalamt, mit finanzieller Unterstützung des Slowakischen Kulturministeriums und einiger weiterer Sponsoren und Anhänger, die Geschichte der Burg aufzudecken. Im Laufe von fünf Grabungssaisons konnte man knapp ein Viertel der vorausgesetzten Fläche der Burg freilegen, vor allem den Nordteil in Richtung zum heutigen Schloss. Die bisherigen Grabungsarbeiten lieferten interessante Erkenntnisse über die bauliche Entwicklung der mittelalterlichen Fortifikation und über die prähistorische Besiedlung von Bernolákovo.
Jozef Ridilla
Der Christus von Meister Paul von Leutschau in der Regionalen Galerie zu Prešov
Im Juli 2014 hat die Regionale Galerie zu Prešov der Öffentlichkeit drei spätgotische Holzschnitte aus der Werkstatt von Meister Paul von Leutschau zugänglich gemacht, die ihr langfristig die römisch-katholische Kirche aus der Konkathedrale Hl. Nikolaus in Prešov geliehen hat.
Die meisten Kunsthistoriker-Mediävisten betrachten die drei Skulpturen aus Prešov mit Rücksicht auf die Qualität der Schnitzarbeit, Großzügigkeit der Konzeption und den künstlerischen Wert als Werke von Meister Paul von Leutschau. Gegenwärtig besitzt keine der slowakischen sammlungsbildenden Institutionen (bis auf das Regionale Museum zu Bardejov, in dem der sog. Kleine Kreuzweg aufbewahrt wird) ein Originalwerk von Meister Paul; die Slowakische Nationalgalerie bewahrt einige qualitätsvolle Holzschnitte auf, diese lassen sich jedoch nur in den Werkstattkreis von Paul einordnen. Die deponierten Werke wurden zu den wertvollsten Gegenständen in der Dauerausstellung der Sakralkunst des 15. – 19. Jahrhunderts, die im September 2013 in der Regionalen Galerie zu Prešov eröffnet wurde.
Am wertvollsten unter den drei Skulpturen ist der Sitzende, bzw. Ruhende Christus oder Christus in Gedanken (Meditatio Christi) aus der Zeit um 1520 mit ausgezeichnet erhaltener Polychromie. Aus derselben Zeit stammt auch ein meisterhaft geschnitztes Kruzifix, in der Fachliteratur als der Gekreuzigte aus Prešov bekannt, der die Inspiration des Meisters in der zeitgenössischen süddeutschen (Nürnberger) Kunst belegt. Die Gruppe umfasst noch eine relativ große Figur des Erzengels Michael aus der Zeit um 1510 – 1515. Alle drei Skulpturen weisen Elemente auf, die für den Stil des Meisters typisch sind, vor allem den melancholisch-lyrischen Gesichtsausdruck und dekorative muschelartige Falten des Gewands.
Die Werkstatt von Meister Paul von Leutschau hat mit ihren Skulpturen nicht nur die Zips, sondern auch die umliegenden Regionen beliefert. Die große Zahl der Werke Pauls in der Region Šariš (dt. Scharosch) führte einige Forscher zu Erwägungen über eine „vorgeschobene“ Scharoscher Werkstatt von Meister Paul, bzw. von einem seiner Schüler, was jedoch durch kein Dokument belegt werden kann. Sicher ist nur, dass Meister Paul von dem Jahre 1522 bis spätestens 1527 ein Haus in Prešov besaß. Nicht alle seine Werke, die in Prešov erhalten blieben, sind hier auch angefertigt worden. Offensichtlich waren sie aber für Prešov bestimmt und bilden Überreste der ursprünglichen mittelalterlichen Einrichtung der Kirche, die am Ende des 17. Jahrhunderts während der Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken beinahe komplett zerstört wurde. Der Sitzende Christus gehörte nicht zur Altarausschmückung, es handelt sich um ein Werk, das für private Andachten bestimmt war. Der Autor des Artikels vergleicht die Gestalt des meditierenden Christus mit dem elenden Job als Präfiguration, zum Beispiel im Werk des oberrheinischen Schnitzers Hans Weiditz aus der Zeit um 1500. Dem Paul von Leutschau könnten jedoch auch andere Skulpturen und Gemälde aus Süddeutschland und Kleinpolen als Inspiration gedient haben.
Jozef Tihányi
Eine Replik von Michelangelos Brügger Madonna auf Červený Kameň
In den Jahren 2013 und 2014 verlegte das Slowakische Kulturministerium mehrere historische Gegenstände aus dem Slowakischen Schriftstellerheim im Schloss Budmerice ins SNM-Museum Červený Kameň, darunter auch eine bronzene Statue der Madonna mit Jesuskind. Obwohl es sich um einen Abguss aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert handelt, fesselt die Statue sofort mit ihrer Schönheit und Perfektion. Es ist eine authentische Replik der originalen Brügger Madonna von Michelangelo, die sich in der Seitenkapelle der Brügger Liebfrauenkirche befindet. Außerhalb von Italien befinden sich Michelangelos Werke nur noch im Pariser Louvre und in der Eremitage von Sankt Petersburg und nur dieses einzige Werk des Meisters gelangte hinter die Alpen noch während seines Lebens.
Michelangelo (1475, Florenz – 1564, Rom) hat die Statue aus weißem Marmor im Jahre 1504 ausgehauen, ungefähr zu derselben Zeit wie den viel berühmteren David oder die Pietà, die sich im Petersdom befindet. In die Brügger Liebfrauenkirche gelangte die Statue im Jahre 1514 als Geschenk von der wohlhabenden Familie Mouscron, die sie im Jahre 1506 kaufte. Nach der Schenkung an die Kirche in ihrer Geburtsstadt forderten sie dafür eine Genehmigung, sich in der Kirche ihre Familiengruft zu errichten. Die Bronzeabgüsse hat man mit Hilfe einer alten Gipsform hergestellt, die nach dem belgischen Original in den 1930er Jahren angefertigt wurde. Sie war im Besitz der florentinischen Steinmetzwerkstatt Valecchi e Bargelli und es ist nicht bekannt, ob diese Firma in den 1930ern ihre eigene Gussform anfertigte, oder ein älteres Stück aus der Pariser Gießerei Gruet erworben hat. Die Form übernahm im Jahre 1868, als das Unternehmen seine Tätigkeit beendet hatte, der Steinhauer Ferdinand Marinelli, Besitzer der gleichnamigen Kunstgießerei in Florenz. Fonderia Artistica Ferdinando Marinelli ist die älteste und berühmteste italienische künstlerische Bronzegießerei, die seit 1905 in Betrieb ist. Jeder Abguss eines Kunststückes aus der Werkstatt von Marinelli wurde immer mit dem Namen der Gießerei, der Ordnungsnummer und dem Gussdatum gekennzeichnet. Auf dem Abguss aus Červený Kameň befinden sich diese Attribute nicht. Bekannt sind zwei weitere, ältere Abgüsse, die mit Hilfe von Originalformen aus dem 19. Jahrhundert hergestellt wurden: einer aus dem Jahre 1907 befindet sich in der Kirche St. Cuthbert im schottischen Edinburgh und der andere aus dem Jahre 1889 in der Kirche St. Paul Apostel in New York. Im Jahre 1872 erlaubte Belgien, die Gipsform zur Herstellung von nur einem Abguss der Brügger Madonna anzufertigen. Diese Gussform befindet sich bis heute im Sammlungsbestand des Victoria & Albert-Museums.
Die Bronzekopie der Madonna mit Jesuskind von Michelangelo gehörte vermutlich zum ursprünglichen Inventar des Schlosses vom Grafen Keglevich in Voderady. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Nationale Kulturkommission verschiedene Kunstwerke aus Adelsitzen in der Slowakei nach Bratislava eingefahren und von dort in der ersten Hälfte der 1950er Jahre auf die Burg Červený Kameň. Später gelangte die Statue in die Interieureinrichtung des Slowakischen Schriftstellerheims im unweiten Budmerice. Im Jahre 2014, nach Sperrung des Schlosses in Budmerice, gelangte sie wieder, schon das zweite Mal, zusammen mit weiteren Kunstwerken auf die Burg Červený Kameň.
Miloš Dudáš
Die hölzerne Artikularkirche in Necpaly
Evangelische hölzerne Artikularkirchen repräsentieren in der slowakischen Sakralarchitektur ein einzigartiges und unwiederholbares Phänomen. Gerade in ihnen spiegelte sich der ideologische Inhalt der Reformation ab, der sich allmählich in ihre Form, Baumasse, räumliche Anordnung und künstlerische Ausführung transformierte. Außer der bekannten Kirchen in Kežmarok, Leštiny, Hronsek, Istebné und Svätý Kríž bringen die Archivquellen bescheidene Erkenntnisse auch über die längst untergegangenen und fast vergessenen Kirchen, unter anderen auch über die hölzerne Artikularkirche in Necpaly.
Ihre einzigartige Gestalt war eine Folge von andauernden technischen Problemen des alten hölzernen Sakralobjektes, aber auch das Ergebnis der Bemühung um die Erhöhung ihrer Kapazität und erneute liturgische Verwendung des hochwertigen, mehr als 10 m hohen Renaissancealtars Speculum Justificationis aus den Jahren 1610 – 1611, das sich ursprünglich in der Kapelle St. Michael auf der Burg Orava befand, dank der Kultfigur der Reformation im Königreich Ungarn, dem Palatin Georg Thurzo (1517 – 1616). Der sechsundzwanzigste Beschluss des Ödenburger Landtages aus dem Jahre 1681 erlaubte den evangelischen Gläubigen neue Kirchen, Pfarreien und Schulen zu bauen, doch nur auf von dem Landtag genau festgelegten Standorten. Einer von ihnen war Necpaly, wo die erste Artikularkirche am Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut wurde. Zwischen den Jahren 1749 bis 1751 hat man an der existierenden Kirche umfangreichere Baueingriffe durchgeführt und anschließend wurde sie komplett umgebaut, um die Kapazität und Grundrissfläche so viel wie möglich zu erweitern.
Der renovierte Thurzo-Altar aus dem Jahre 1752 gelangte ins Interieur der neuen Artikularkirche in Necpaly. Darüber, wie die Kirche ausgesehen hat, können wir heute nur noch spekulieren. Zeitgenössische Aufzeichnungen, die wenigstens teilweise ihr Erscheinungsbild und ihre Architektur dokumentieren würden, blieben nicht erhalten. Im Archiv des Diözesenzentrums von Johannes Paul II in Banská Bystrica entdeckte man im Archivbestand des Erzbistums Gran ein Dokument mit dem Datum 24. Oktober 1774, das auch zwei einfache Grundrisse mit Grundangaben über die Ausmaße der Kirche enthält (ungefähr 21 x 18 m). Aus diesen Zeichnungen erfährt man, dass es sich um ein oktogonales „Oratorium“ handelte, das in der Slowakei keine Parallele findet. Neben der Kirche befand sich ein Friedhof, der bis zum Gipfel des anliegenden Hangs hineinreichte. Auf der Katasterkarte aus dieser Zeit waren zwei kleine gemauerte Objekte aufgezeichnet. Eines hing vielleicht mit Bestattungsaktivitäten zusammen und das andere könnte einen freistehenden Glockenturm dargestellt haben. Das ganze Areal wurde von einem Holzzaun umgeben und