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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 2/2011

Zuzana Ševčíková
Die Spuren von Vydrica
Vydrica, ein historisches Siedlungsviertel am Südhang unter der Bratislavaer Burg, repräsentiert heutzutage eine unbebaute Fläche mit einer Größe von 35 721 m2. Vydrica wurde in den 1960ern und am Anfang der 1970er Jahre komplett saniert. In den Jahren 2007 und 2008 hat man im Anschluss an die archäologischen Ausgrabungen eine architektonisch-historische und kunsthistorische Analyse und Auswertung der Baureste unterhalb der Geländeoberfläche (in den freigelegten Grabungsschnitten) sowie aller oberirdischen Fragmente (Relikte der ursprünglichen Bebauung) durchgeführt. Eine detaillierte geodätische Vermessung des gegenwärtigen Geländes identifizierte auf dem Burghügel unbekannte, mit Holzanflug überdeckte Ruinen; Die Baurelikte wurden durch die Komparation mit Archivmaterial genau identifiziert.
Das Gebiet der Bratislavaer Vorburg war schon seit dem Frühmittelalter deutlich urbanisiert; An der Donaufurt hat man bereits seit dem 11. – 12. Jahrhundert Mautgebühr erhoben. Den bedeutendsten Bau in der Lokalität Vydrica repräsentierte die Mautstation an der Furt – ein Festungskomplex mit Turm, der in den Archivdokumenten seit 1380 als Wasserturm erwähnt wird. Die Archäologen haben im Jahre 1988 eine Hypothese über das frühere Aussehen der Vorburgstadt ausgesprochen, die in ihrem Westteil durch den Wasserturm betreten sein konnte. Das mittelalterliche Vydrica hatte schon seit dem 14. Jahrhundert seine eigene Schule, einen öffentlichen „königlichen“ Brunnen und ein königliches Bad. Am Ende des 16. Jahrhunderts, als die Pálffys für die nächsten 250 Jahre zu den Grundbesitzern der Bratislavaer Vorburg werden, beginnt eine neue Entwicklungsetappe. Ansässig werden hier Aristokraten im Burgdienst, aber auch immer mehrere Handwerker und Kaufleute – die Italiener, Deutschen und Juden haben sich schon seit dem 12. Jahrhundert dauerhaft in der Vorburg niedergelassen.
Die Vermögensdifferenzierung und der wachsende Wohlstand von Individuellen spiegeln sich auch in der Architektur von Vydrica ab. Wir nehmen an, seine Befestigung (das untere Tor) befand sich an dem Weg zu der Burg auf der Südostseite des Burghügels. Die frühe Architektur in Vydrica war aus Stein gebaut (die Förderung von Stein aus der Burgklippe verlief bereits beim Aufbau der Burg und später beim Bau der Burgbefestigung und der Stadtmauern) und sie war zweifellos monumental. Dies dokumentieren die Überreste des sogenannten Braunecker-Palastes mit einem System der unterirdischen gemauerten Kanalisation, die mit Bewässerung und Entwässerung des Areals zusammenhing, Relikte des Einkehrgasthofs „Zum schwarzen Löwen“ und die Kempelen-Wasserleitung, zu der die Archivforschung neue Kenntnisse gebracht hat. Man konnte hier geräumige Eiskammern freilegen, die auch auf dem bisher unpublizierten Situationsplan der Umgebung von Bratislava aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, Domus Horti et Fundi ad Magnum Platea Vajdritz Spectantes, aus dem Archiv der Stadt Bratislava dokumentiert sind. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen die Anlegestelle und das Arsenal der Donauflotte, Naval Armament und Navalis Arzenal, die im Juni 1698 von dem russischen Kaiser Peter dem Großen nach seinem Aufenthalt in Wien besucht wurden.

Barbara Balážová
Die Andenken an die Familie Reutter aus Banská Štiavnica
An der Wende zwischen den Jahren 2010 und 2011 befanden sich in Bratislava zur selben Zeit unweit voneinander zwei Kannen, die im 17. Jahrhundert vermutlich zueinander gehört haben. Die erste wurde von 16. Dezember 2010 bis 13. März 2011 in der Ausstellung „Industrielle Landschaft? Mittelslowakische Bergbaustädte im 16. – 18. Jahrhundert“ in der Slowakischen Nationalgalerie präsentiert, die andere bildete von 15. Mai 2010 bis 30. April 2011 ein Exponat in der Ausstellung „Ars liturgica“ auf der Bratislavaer Burg, die von dem Slowakischen Nationalmuseum vorbereitet wurde. Die beiden Gegenstände entstanden in der Werkstatt von Bartholomäus Weigl (1623 – etwa 1700) in Banská Štiavnica in den 70er – 80er Jahren des 17. Jahrhunderts. Das weitere Schicksal der beiden Kannen dokumentieren die Dedikationsinschriften oder Familienwappen, die zusammen mit anderen bildlichen oder literarischen Werken (Medaillen, Portal, Kannen, Opferkelch, Stammbuch, Lobgedichte) an die Familie Reutter aus Banská Štiavnica und vor allem an ihren „Gründer“ Ulrich Reutter (geboren 1563 in Bayern) erinnern.
Dieser respektierte und öffentlich außergewöhnlich aktive Waldbürger besaß in Banská Štiavnica nicht nur Häuser, sondern auch Gruben, Hütten, Mühlen und andere Oberflächenanlagen, Gärten, Meierhöfe, Wiesen und Wälder. Er starb ungefähr zwischen den Jahren 1619 – 1621. Bereits zu seiner Studienzeit, seit dem Jahre 1578, begann er sein erstes Stammbuch (Album amicorum) zu führen, das heutzutage als ein Teil der ehemaligen Lyzeumsbibliothek im Slowakischen Bergbaumuseum in Banská Štiavnica aufbewahrt wird. Ein zweites Stammbuch, aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg in die Sammlungen gewonnen, entstand im Jahre 1582. Mehr als 550 Eintragungen innerhalb von einigen Jahrzehnten in den zwei Stammbüchern von Ulrich Reutter zeugen von ununterbrochenen europäischen Kontakten zwischen den Bürgern der Bergbaustädte an der Wende zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert.
Die Nachkommen des Ehepaars Reutter haben noch mehr als ein Jahrhundert lang mit ihren Aktivitäten das Umfeld der mittelslowakischen Bergbaustädte beeinflusst und sie sind mit den bedeutenden europäischen Familien Liempacher von Liempach, Ehrenreutter von Hofreut (ab Hofferent), Spillenberger und Hellenbach in Verwandtschaft getreten. Die Mitglieder der Familie Reutter aus Banská Štiavnica, typische Repräsentanten der frühneuzeitlichen lutherischen Kommunität der mittelslowakischen Bergbaustädte, haben die pompöse soziale Repräsentation in bildender Kunst nicht zu ihrer Priorität gemacht. Trotzdem findet man die Spuren ihrer individuellen Schicksale in mehreren Kammerwerken.

Daniel Hupko – Ivana Janáčková – Jozef Tihányi
Das Bratislavaer Denkmal von Stephan Pálffy
Im Jahre 2005 wurde im Slowakischen Nationalmuseum – Museum Červený Kameň die Ausstellung „Pod strechou“ (Unter dem Dach) eröffnet, wo die Bronzebüste des Grafen Stephan Pálffy ausgestellt wurde. Ihre Geschichte ging fort ein Jahr später, als in der 18. Nummer des Periodikums Bratislavské noviny (Bratislavaer Zeitung) ein Artikel über den Park hinter dem heutigen historischen Gebäude des Slowakischen Nationaltheaters in Bratislava erschien. Zu diesem Park gehörte einst ein Marmorbrunnen mit Büste und der Autor des Artikels hat erwähnt, dass sich ein Torso dieses Brunnens in der Galerie der Stadt Bratislava erhielt. Der Beitrag wurde von einem Photo dieses Brunnens begleitet und die Büste auf ihm erinnerte auffällig an die Büste von Stephan Pálffy, die auf Červený Kameň aufbewahrt wird. Einen weiteren Zusammenhang brachte auch der Sandsteinsockel mit einem Text mit Bezug auf den Grafen Stephan Pálffy, der seit 2007 in der Mitte des oberen Gartens der äußeren Vorburg von Červený Kameň steht.
Stephan Pálffy (1828 – 1910) war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Persönlichkeit des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens in Bratislava und in der Bratislavaer Gespanschaft. Er erwarb sich Verdienste um die Gründung des Wirtschaftlichen Vereins der Bratislavaer Gespanschaft, war Abgeordneter im Ungarischen Landtag und wirkte als Vorsitzender des Pressburger Verschönerungsvereins. Im Jahre 1900 wurde er zum Senior des Pálffy-Geschlechts: er erwarb den Titel des Grafen von Bratislava und das dazu gehörende Burggut. Auf der Burg Červený Kameň pflegte er einen Teil der Familiensammlung von Antiquitäten, Kunststücken und Kuriositäten, die von seinem Urgroßvater Rudolph Pálffy gegründet wurde.
Stephan Pálffy, dem Unterstützer vieler Bratislavaer gemeinnütziger oder wohltätiger Vereine, baute man im Jahre 1912 ein Denkmal – einen Brunnen aus rosarotem Marmor auf dem damaligen Csáky-Platz hinter dem Theater, gegenüber der Fassade des Palastes der Bratislavaer Handels- und Wirtschaftskammer, die seinen Aufbau initiierte. Der Autor des Brunnens mit Büste war der Bratislavaer Bildhauer Alois Rigele. Die Vorlage für die Büste lieferte ein photographisches Porträt, das um 1900 in dem Bratislavaer Photoatelier Strelisky entstand. Den bis heute in den Sammlungen erhaltenen Unterbau – den Brunnen aus rosarotem Marmor – hat Rigele in einem moderneren Sezessionsgeist aufgefasst. Die Fläche des Untergestells oberhalb des Reliefs war mit einer Inschrift mit dem Namen und der Charakteristik der porträtierten Person ergänzt, auf der Rückseite waren die Institutionen aufgelistet, die sich an dem Aufbau des Denkmals beteiligt haben. Mehrere Teile des Brunnens, auf dem Photo von der Enthüllung des Denkmals abgebildet, sind nicht mehr vorhanden (z. B. die Wappenschilder), doch in den Museumssammlungen auf der Burg Červený Kameň erhielten sich deren Gipsvorlagen.

Miloš Dudáš
Die hölzerne Artikularkirche in Istebné
Die Ausbreitung protestantischer Ideen während des 17. Jahrhunderts, eine angespannte gesellschaftlich-politische und religiöse Situation im Lande, die unmittelbare türkische Gefahr und der verlaufende antihabsburgische Aufstand von Emmerich Thököly führten den Herrscher Leopold I. im Jahre 1681 zur Einberufung des Ungarischen Landtags in die Stadt Sopron (Ödenburg), wo er unter anderem der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnisses (den sog. Lutheranern) erlaubte, neue Kirchen, Pfarren und Schulen zu bauen. Diese Kirchen, auf Grund des 26. Landtagsartikels (lat. articulum) errichtet, bekamen den Namen Artikularkirchen. In der Slowakei sind bis heute nur fünf von ihnen erhalten geblieben, einschließlich der Kirche in Istebné. Die Oravaer Gemeinde Istebné befindet sich etwa 6 km südwestlich der Stadt Dolný Kubín. Sie grenzt an die Flur des ursprünglichen Sitzes des Oravaer Stuhlbezirks an – die Stadt (heute Dorf) Veličná, deren Einwohner oft territoriale Streitigkeiten mit den Bewohnern von Istebné geführt haben. Die erste urkundliche Erwähnung über die Gemeinde stammt aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Im 17. Jahrhundert während der Ständeaufstände wurde das Dorf mehrmals vernichtet und ist beinahe untergegangen. Seine erneute Entwicklung seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hing mit den Landadelsfamilien Dávid, Revický, Párnický, Ambrózy und Csillaghy zusammen, deren Mitglieder hohe Ämter im Oravaer Herrengut bekleidet haben.
Istebné war eine der zwei Städte in Orava, in denen der Aufbau der Artikularkirchen genehmigt wurde. Die Evangelische Kirche bekam das Grundstück von dem Oravaer Untergespan Pavol Dávid geschenkt und die Holzkirche wurde im Jahre 1686 erbaut. Die heutige Kirche stammt erst aus den Jahren 1730 – 1731, aber ihr Altar wurde im Jahre 1698 gefertigt, musste also einen Teil des Interieurs der älteren Kirche bilden. Die Blockbaukonstruktion der Kirche aus Fichten- und Tannenholz steht auf einem hohen Steinsockel, der das unebene Gelände ausgleicht und gleichzeitig genügend Raum für mehrere Krypten bietet. Der Grundriss der Kirche geht von der rechteckigen Form der älteren römisch-katholischen Kirchen aus. Die Architektur des einfachen Kirchengebäudes ist durch das massive Walmdach mit Schindeldeckung betont. Anfangs des 20. Jahrhunderts wurde zum Eingangsbereich der Kirche ein kleiner Vorraum hinzugebaut. Die rechteckigen Fenster sind in zwei Reihen übereinander angeordnet. Das Schiff verjüngt sich in südöstlicher Richtung zum Altarbereich, wo sich die Empore/Galerie/der Chor und darunter noch völlig ausnahmsweise eine kleine Sakristei befinden. Zur Altarempore gehörte eine einfache sechsregistrige Orgel. Auf der gegenüberliegenden Nordwestseite der Kirche befindet sich eine große U förmige Empore, die beinahe entlang der ganzen Länge der Seitenwände der Kirche verläuft. Die Orgel aus dem Jahre 1768, durch welche die ursprüngliche Orgel ersetzt wurde, blieb nicht erhalten. In den 1970er Jahren wurde die große dreiseitige Empore zusammen mit der Balkendecke des Kirchenschiffs aus statischen Gründen renoviert.
Die hölzerne Balkendecke im Kirchenschiff ist mehrmals ausgetauscht worden, nur im Altarbereich befindet sich noch die ursprüngliche Decke mit gemalter Verzierung. Der Altar, die Kanzel und das steinerne Taufbecken mit Holzdeckel bildeten die ursprüngliche Inneneinrichtung des Andachtraumes. Zu den erhaltenen liturgischen Gegenständen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts gehört auch ein wertvoller Holzkelch mit gemaltem Pflanzenmotiv.

Barbora Matáková
Die Geschichte der Statue des Hl. Julius
Bei der Straße zwischen Nitra und Veľké Janíkovce steht seit dem Jahre 1812 eine unauffällige Statue von einem römischen Soldaten. Im Jahre 1915 wurde sie renoviert und beinahe hundert Jahre später begann man im Jahre 2010 mit Restaurierung des erhaltenen Torsos mit unklarer Ikonographie. Bei der Identifizierung des bis dahin unbekannten Heiligen verfügte man nur über den Torso einer Plastik ohne Kopf und ohne jegliche Attribute sowie über eine kurze Information, dass es sich um die Statue des Hl. Märtyrers Julius handeln würde.
Zur Rahmenvorlage für die Rekonstruktion wurde ein älteres Photo aus der Publikation über die Geschichte der Gemeinde Veľké Janíkovce aus dem Jahre 1997. Es fehlte jedoch das grundlegende ikonographische Element – der Statuenkopf und dies war der Grund, warum die ikonographischen Lexika sowie Internetseiten, die das Stichwort Hl. Märtyrer Julius bzw. mehrere Märtyrer mit dem Namen Julius anführen, die Geschichte, die zur Vorlage des Bildhauerwerks aus dem Jahre 1812 in Janíkovce werden konnte, nicht entschlüsselt haben. Die richtige Identifikation der Statue des Hl. Märtyrers Julius von Rom kam heraus erst nach Untersuchung eines in der Diözesenbibliothek in Nitra erhaltenen historischen Manuskripts aus dem Jahre 1759. Dessen Autor, Priester und religiöser Schriftsteller Andrej Rabček (1712 – 1792) wirkte in Veľké Janíkovce, wo er die Kirche der Hl. Peter und Paul renovierte und ihm gelang es auch mit Hilfe von einflussreichen Persönlichkeiten, die Reliquien dieses Heiligen aus Wien zu gewinnen. Der Hl. Julius von Rom wurde während der Christenverfolgung im 3. Jahrhundert in Rom ermordet und durch seine Reliquien wurde er zum Patron des Wiener Kaiserhofs.

Marián Piatrov
Historische Zinkdächer
Zu den Materialen, die das Aussehen vieler architektonischen Denkmäler vor allem aus der 2. Hälfte des 19. und dem Anfang des 20. Jahrhunderts beeinflusst haben, gehörte auch Zinkblech, das mit seiner Formbarkeit und Dauerhaftigkeit geholfen hat, komplizierte architektonische und dekorative Elemente der Lüfter, Gesimse und anderer Dachelemente herzustellen. Die Dächer mit Zinkblech überraschen auch mit ungewöhnlichen Kombinationen der Dacheindeckungen.
Die Entwicklung der Herstellung von Zinkblechen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts brachte auch auf dem Gebiet der Habsburger Monarchie eine erhöhte Anwendung von Zink auf Dächern mit sich. Die Leichtigkeit, Formbarkeit und Dauerhaftigkeit des neuen Materials haben das Vertrauen der damaligen Bauherren gewonnen. Zuerst hat man dieses Material nur an weniger zugänglichen Stellen angewandt, deren Instandhaltung aufwändig war, vor allem auf Turmkuppeln. Diese erhielten einen neuen Materialausdruck und eine spezifische Farbigkeit, welche die bis dahin benutzte Bekleidung mit Bleiblech bzw. Blech aus Legierungen mit Bleizusatz, in zeitgenössischen Quellen als alba laminia bezeichnet, ersetzt hat. Das helle grauliche Zinkblech, am Anfang mit höherem Kupferanteil, oxidierte und wurde dunkler im Laufe der Zeit. Die Bedeckung atypischer Flächen war ohne Verbindungsstellen nicht möglich und diese Tatsache lieferte den Impuls für die Entstehung von immer präziseren Klempnertechniken und Konstruktionsverfahren.
Zu den ersten Beispielen der realisierten Zinkdächer auf unserem Gebiet gehörte vermutlich das Kuppeldach der Kirche der Hl. Rosalia in Komárno (1842 – 1844). Viele erhaltene qualitätsvolle Beispiele der Dachelemente auf unserem Gebiet stammen vor allem aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts und dem Anfang des 20. Jahrhunderts, z. B. das Dach der Kuska-Villa in Ružomberok (1876), das Dach des Palastes in der Pohraničná-Straße in Komárno, des Andrássy-Palastes in der Hlavná-Straße in Košice (1899) oder das Dach der Gemäldegalerie in Krásnohorské Podhradie (1908 – 1909). Zu den gut erhaltenen Stadtvierteln mit wertvollen Beispielen der Dächer mit angewandten Zinkelementen gehört das Viertel im Raum von Palisády in Bratislava. Den Aufbau realisierte man hier nach dem Jahre 1880 und Bratislava wurde dadurch mit einer einheitlichen Kollektion von Mietshäusern, Villen, Palästen und öffentlichen Gebäuden mit Parametern eines luxuriösen Großstadtviertels angereichert.
Die meisten Zinkdächer und dekorativen Elemente aus Zink auf dem Gebiet der Slowakei befinden sich heutzutage im Baufälligkeitszustand. Es fehlt an einer adäquaten Restaurierung dieser wertvollen Elemente sowie an der Kenntnis über die Anwendung von Zink auf historischen Dächern. Die Besitzer und Benutzer der Objekte haben oft keine Ahnung, aus welchem Material die künstlerisch und architektonisch wertvollsten Teile deren Dächer gefertigt sind. Um sie zu retten wenden sie bei diesen Elementen unpassende Anstriche an oder ersetzen sie durch Imitationen aus Kupferblech, die ihren ursprünglichen Farb- und Materialausdruck nicht erreichen können.

Pavel Habáň
Historische Waffen als Sammelstücke
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist die Sammlertätigkeit in Europa ein Privileg der ökonomisch starken und geistlich aufgeklärten Klassen und Individuellen gewesen. Zu den ältesten und konstant wertvollen Sammlerobjekten zählten Kunststücke – Gemälde, Skulpturen, Schmuck, Gebrauchsgegenstände, darunter auch Artikel aus edlen und seltenen Materialen. Sie sind vor allem von Adelsfamilien und geistlichen Orden, später auch von wohlhabenden Stadtbürgern gesammelt und aufbewahrt worden. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstand in Kreisen des europäischen Adels das Interesse für die Gestaltung von Waffen- und Rüstungssammlungen. Man hat aristokratische und städtische Rüstkammern gebaut, die streng bewacht und deren Inhalt präzis erfasst wurden. Charakteristisch war die Anordnung der Waffen nach Art und die getrennte Aufbewahrung von Feuerwaffen samt Munition separat von den anderen Waffenarten.
An der Wende zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich in Europa auch der Kult der Familienwaffenkammern; Zu den bedeutendsten gehörte die Rüstkammer des Kaisers Maximilian I. (1459 – 1519) in Innsbruck oder die königliche Rüstkammer in Madrid, deren Basis von Maximilians Sohn Karl V. (1500 – 1558) gelegt wurde. Zu den ältesten dynastischen Sammlungen zählt auch die österreichische königliche Waffensammlung in der Wiener Hofburg, gegründet noch im 15. Jahrhundert. In der Qualität und Quantität konnten mit der Wiener Sammlung derzeit wohl nur die kurfürstlichen Sammlungen in Dresden konkurrieren.
Eine bedeutende Waffensammlung wird in dem Madrider Museo de la Real Armería aufbewahrt. Genauso wie die Dresdner Sammlung in Zwinger umfasst sie viele Prunkwaffen, datiert seit dem 13. Jahrhundert. Eine berühmte historische Waffensammlung befindet sich auch im Pariser Musée de l’Armée – Invalidenheim. Zu den wichtigsten europäischen originellen Waffensammlungen gehören die Kollektionen im Londoner Tower.
In Böhmen zählt zu den bedeutendsten historischen Waffensammlungen die Pilsener Stadtrüstkammer, die zum Westböhmischen Museum in Plzeň gehört, und die Kollektion im Schloss Konopiště. Auf dem Gebiet der Slowakei haben sich nur wenige Originalsammlungen erhalten. In den erhaltenen mittelalterlichen Feudalsitzen, wie z. B. auf der Burg Krásna Hôrka oder der Oravaer Burg, erhielten sich von den ursprünglichen Rüstkammern bis heute nur wenige historische Waffen, die heutzutage in den sog. Rittersälen der beiden Burgen installiert sind. Eine größere Waffen- und Rüstungssammlung aus der ursprünglichen Rüstkammer ist auf der Burg Červený Kameň konzentriert, wo sie auf museale Weise präsentiert wird.

Marta Herucová
Amor und Psyche – zwei Gemälde aus Hlohovec
Zwei große Gemälde von einem unbekannten Autor aus dem Jahre 1863 haben einst das Schloss in Koplotovce bei Hlohovec geschmückt. Sie gelangten dorthin in ihrem Entstehungsjahr, dank der Initiative des damaligen Schlossbesitzers Timotheus Frideczky de Kaplath et Csenede (1818 – 1989). Sein Sohn Barnabas ließ das Familienschloss umbauen (1901); Später überging es an die Tochter Felicia, aber nach ihrer Umsiedlung nach England im Jahre 1948 wurde es zuerst zum britischen und erst später zum tschechoslowakischen Eigentum. Der Staat errichtete darin verschiedene öffentliche Institutionen und einen geringen Teil verpachtete er an den Sohn des ehemaligen Besitzers, Ivan, der einen Teil der Originaleinrichtung dem Heimatmuseum in Hlohovec anvertraut hat. Nach seinem Tod im Jahre 1999 entschieden sich die Verwandten, die obenerwähnten Gemälde bis zum Jahre 2008, als sie schließlich verkauft wurden, in der Obhut des Museums zu belassen. Das Heimatmuseum in Hlohovec ließ ihre Kopien ausfertigen, so dass man die Gemälde mit dem Motiv von Amor und Psyche auch weiterhin in dortiger Dauerausstellung besichtigen kann.
Auf den Gemälden aus Hlohovec hat ein unbekannter Autor die mythologische Geschichte von Amor und Psyche in zwei Szenen mit identischer Malerhandschrift abgebildet. In ihrem Stil gehen sie von dem sensuellen Strom des europäischen Neoklassizismus aus, der am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts kulminierte. Die unzureichende künstlerische Bewältigung der Szenen mag davon ausgehen, dass sie der unbekannte Maler nur kopiert hat. Dies wird ebenfalls durch die neuesten Feststellungen bestätigt, und zwar durch die Entdeckung der bisher unbekannten Vorlage für das erste der zwei Gemälde – des Ölgemäldes vom deutschen Maler und Professor an der Berliner Akademie Eduard Steinbrück (1802 – 1882). Das Entstehungsjahr dieses Gemäldes ist unbekannt. Es befand sich ursprünglich im Kaiser-Friedrich-Museum, dem heutigen Kulturhistorischen Museum in Magdeburg. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es zerstört, doch in der Museumsdokumentation blieb sein Schwarzweißphoto erhalten. Die Vorlage für das andere Gemälde aus Hlohovec wurde bisher nicht gefunden. Dank einem Vergleich dürfen wir annehmen, dass die Vorgänger der Komposition des Gemäldes „Amor und Psyche“ von Steinbrück ein gleichnamiges Gemälde von Angelika Kauffmann (1792), einer schweizerischen Malerin aus dem Intellektuellenkreis um Winckelmann, oder ein Gemälde von Rudolph Suhrlandt (1809), einem Repräsentanten der deutschen Nazarener und dem Hofmaler des Fürsten Friedrich Franz I., sein konnten. Die beiden obengenannten Gemälde entstanden in Rom und sie konnten Steinbrück in vielem inspiriert haben.

Elena Kurincová
Von einer Hebamme zur Geburtshelferin
Die Geburtshilfe als klinische Fachrichtung der Medizin kann auf der Tradition und den Erfahrungen unzähliger Generationen von Hebammen aufbauen. In Bratislava haben sie ihr Handwerk als „freie“ Kunst einige Jahrhunderte lang ausgeübt; Ihre Tätigkeit kontrollierte später der Stadtarzt (Physikus). Seine Funktion entstand während der allgemeinen Regelung der Verhältnisse in öffentlichem Gesundheitswesen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Auf die Geburtshilfe spezialisierten sich im Laufe der Zeit auch die Chirurgen (Wundärzte, Geburtsärzte). Sie entwickelten sich aus Feldschern, die seit der Aufklärungsperiode hochschulgebildet sein mussten. Ihre Hilfe war unentbehrlich bei schweren und komplizierten Geburten. In den Sammlungen des Museums der Stadt Bratislava befindet sich eine beglaubigte Kopie des Lehrbriefs für Rudolf Poor aus dem Jahre 1864, die ihm das Chirurgische Gremium Bratislavas ausstellte. Die Glaubwürdigkeit wird vom Stadtphysikus Gottfried Mayr und von zwei Chirurgen (Wund-, Geburtsärzten), August Rigele und Stephan Setéth, bestätigt. Ihre Namen sind zusammen mit anderen Geburtshelfern im Pressburger Wegweiser aus dem Jahre 1858 belegt.
Der Anstieg von Industrialisierung in Bratislava (Aufbau von Fabriken, Umzug der Einwohner wegen der Arbeit sowie ihre Verarmung) vertiefte vorwiegend in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die soziale Polarisierung einzelner Klassen. Er enthüllte ebenfalls die unerfreuliche Gesundheits- und Sozialstellung der Kinderpopulation, vor allem die hohe Geburts- und Säuglingssterblichkeit. Die Staats- und Kommunalverwaltung bemühte sich deswegen um modernere Formen der institutionalisierten Gesundheitsfürsorge. Ein Ergebnis davon war auch die Gründung und Tätigkeit der königlichen Hebammenschule (Magyar királyi szülőház és bábaképzőintézet, Königliches ungarisches Landesgebärhaus und Hebammenschule), die im Jahre 1873 als ein Teil der Geburtsabteilung des Landeskrankenhauses (1864) in Bratislava entstand. Ihre Profilierung wurde von dem bedeutenden Arzt, Chirurgen, Geburtshelfer, Chefarzt in der Geburtsabteilung im Landeskrankenhaus in Bratislava und dem ersten Direktor der Hebammenschule Ján Ambro (1827 – 1890) beeinflusst. Für die Studentinnen der Hebammenschule in Bratislava schrieb Ambro ein Lehrbuch auf slowakisch – Das Buch über das Geburtswesen für die Hebammen.
Die Ausbildung und Vorbereitung der Hebammen bis zum Jahre 1918 wurden durch das Gesetz Nr. 14/1876 geregelt. Auf heutigem Gebiet der Slowakei befanden sich zur Zeit der Monarchie außer der Hebammenschule in Bratislava noch weitere solche Institutionen in Nitra, Rimavská Sobota und Košice. Nach dem Jahre 1919 blieben in der Slowakei nur zwei Hebammenschulen tätig, und zwar diejenigen in Bratislava und Košice. Die Fachvorbereitung der Hebammen in Bratislava (die Schule wurde zur Tschechoslowakischen Staatsschule für die Hebammen umbenannt) verlief in Form von fünfmonatigen Kursen unter der Aufsicht der Ärzte vom Staatskrankenhaus. Der Unterricht für die Hebammen wurde durch das Gesetz Nr. 200/1928 reformiert, indem man einen einheitlichen Titel „Geburtshelferin“ einführte. Die Bratislavaer Schule wurde zum Staatsinstitut für die Ausbildung und Übung der Geburtshelferinnen umgeformt. Die Kurse waren zehnmonatig. In den Jahren 1928 – 1937 wirkten in Bratislava jährlich 70 – 80 Diplomhelferinnen, die auch zu Vorkämpferinnen der Frauenemanzipation bei uns gehört haben.

Zuzana Zvarová – Miroslav Matejka – Štefan Oriško – Tomáš Janura
Die Kapelle der Hl. Anna in Beluša
Die Kapelle der Hl. Anna befindet sich südöstlich der römisch-katholischen Kirche der Hl. Elisabeth, die in der westslowakischen Gemeinde Beluša im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. Die Kapelle errichtete man früher als die Pfarrkirche und ihre Entstehung hing eng zusammen mit der Entstehung des Dorfs Beluša (villa Belus) zwischen den Jahren 1330 und 1369. Zu der Zeit gehörte Beluša zum Trenčíner Burggut, dem Besitz der Anjou. Auf Grund der Archivforschung nehmen wir an, dass die Kapelle als der Pfarrsitz zwischen den Jahren 1330 und 1332 oder kurz bevor entstanden sein konnte. Seit den 1530ern bis zum Jahre 1670 war Beluša im Besitz der Mitglieder der protestantischen Familie Ostrosic. Danach ist das Herrengut von der königlichen Kammer und dem Grafen Siegfried Breuner verwaltet worden. Nach seinem Tod überging das Herrengut an die Königseggs, die es bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts besaßen.
Die Kapelle ist ein einschiffiges Gebäude mit halbkreisförmig beendetem Sanktuarium. Der Eingang mit einem steinernen gotischen Portal befindet sich an der Westfassade. Das Kapellenschiff besitzt eine hölzerne Balkendecke aus den 1960er Jahren, der Raum des Sanktuariums ist mit Tonnengewölbe eingewölbt. Am Ende des Sanktuariums steht ein gemauerter Altartisch, das Schiff ist durch zwei Schlitzfenster in der Südwand und durch ein kleines Fenster in der Nordwand beleuchtet. Die Fenster sind nicht verglast. Das Satteldach ist auf der Westseite mit einem Mauergiebel beendet. Die Fassaden der Kapelle sind glatt, nur die Westfassade hat in der Mitte ein Steinportal. Das ursprüngliche Mobiliar blieb nicht erhalten.
Die Denkmalforschung teilte die Geschichte der Kapelle in vier Bauphasen auf, die erste von ihnen aus der Wende zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert. Der Grundriss der Kapelle ist einschiffig, er besteht aus einem kurzen, mehr oder weniger quadratischen Schiff und dem beinahe halbkreisförmigen östlichen Abschluss. Dies ist möglicherweise ein Ergebnis der Mauerungstechnik und Baukonstruktion, wo die beiden Teile in ein einheitliches Gebilde zusammenwachsen. Im Hinblick auf den Stil kann man die Kapelle in die Periode der nachklassischen Gotik um das Jahr 1300 einreihen, was den mitteleuropäischen bildkünstlerischen Zusammenhängen entspricht.

Jana Želinská
Fluorit in der Malerei des 15. – 16. Jahrhunderts in der Slowakei
Mit Anwendung von Fluorit als Pigment hängt die Gewinnung von Silber, Kupfer und anderen Elementen zusammen. Seine Lagerstätten in der Slowakei sind relativ selten (es handelt sich vor allem um mineralische Vorkommen) und die für uns wichtigen Fundorte von Fluorit als Beimischung von Edelmetallen befinden sich vor allem in Bayern (Wölsendorf, Naburg). Die haben in den Jahren 1470 – 1570 eine ausreichende Menge an diesem dunkelviolettfarbenen Mineral geliefert. Der Untergang mehrerer Erzgruben in Mitteleuropa am Ende des 16. Jahrhunderts mag verursacht haben, dass dieses Mineral durch andere Pigmente ersetzt wurde. Fluorit als Pigment identifizierte man zum ersten Mal bei der Wandmalerei und Polychromie der Holzskulpturen aus Tirol aus den Jahren 1480 – 1515. Später wurde seine Anwesenheit in mehreren Werken aus der Wende zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert nachgewiesen.
Die Anwendung von Fluoritpigment auf dem Gebiet der Slowakei konnte zum ersten Mal am Ende des Jahres 2006 belegt werden. Er wurde in dunkelviolettfarbenen Teilen der Malerei und Polychromie an den Flügelaltären, Tafelgemälden und polychromierten Holzschnitten aus der Wende zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert angewandt, die vorwiegend aus der Zips stammen.
Neben der optischen Durch- und Auflichtmikroskopie hat man bei der Analyse der violettfarbenen Pigmente auch Rastertransmissionselektronenmikroskopie unter Verwendung der EDX-Detektoren angewandt. Für die Identifikation der kristallographischen Struktur des Pigments verwendete man selektive Elektronendiffraktion. Die Elementzusammensetzung sowie die charakteristischen optischen, morphologischen und kristallographischen Eigenschaften des untersuchten violettfarbenen Pigments bestätigten eindeutig die Anwesenheit des mineralischen Fluoritpigments – Kalziumfluorids CaF2.
Eines der Werke, in denen die Anwesenheit von Fluoritmineral nachgewiesen wurde, repräsentiert der seitliche Flügelaltar des Hl. Nikolaus aus der Kirche der Hl. Katharina in Veľká Lomnica, der in die letzte Dekade des 15. Jahrhunderts datiert ist. Im Jahre 2006 verlief zur selben Zeit die Untersuchung des seitlichen Flügelaltars des Hl. Nikolaus aus der Kirche der Hl. Margarethe in Mlynica, datiert an die Wende zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Die Anwendung von diesem Pigment wurde später auch bei anderen Werken belegt, z. B. im Jahre 2007 am Flügelaltar der Hl. Katharina aus der Kirche in Turany (1490 – 1500), der ursprünglich aus Spišský Štvrtok stammt. Im Jahre 2009 belegte man Fluoritgehalt bei Tafelgemälden des seitlichen Flügelaltars der Metertia aus der Kirche des Hl. Martin in Lipany, datiert zum Jahre 1526.
Auf dem Gebiet der Slowakei wird eine viel breitere Anwendung von diesem Pigment angenommen und diese Voraussetzung führt zu einer systematischen Forschung mit Nachdruck auf die genaue Lokalisierung der kunsthistorischen Objekte und detaillierte Identifikation deren historischen Technologien.

Jana Oršulová
Das Herrenhaus Pálffy mit einem Wappen der Familie Néveri
Die Literatur führt in Bratislava-Rača einige interessante profane Bauten an. Das Herrenhaus in der heutigen Alsterova-Straße wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts gebaut und bis zu seinem Untergang an der Wende 2010/2011 (das Bauobjekt war nicht denkmalpflegerisch geschützt) mit einem Familienwappen mit Hirsch geschmückt. Das Wappen ist fälschlicherweise mit der Familie Pálffy in Zusammenhang gebracht worden, die in Rača bis zum 20. Jahrhundert ihre Eigentümer hatte.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wenigstens ein Vierteljahrhundert lang – von rund 1855 bis zum Jahre 1880 – gehörte das Herrenhaus jedoch einer weniger bekannten Adelsfamilie Néveri (Névery). Einen Beleg deren Residenz in diesem Herrenhaus repräsentierte das erhaltene Familienwappen (z. Z. restauriert). Den Adelstitel erlangten im Jahre 1789 Alex (Elek) und Joseph Néveri (Gyulavarsándi), was durch die Adelsurkunde vom König Leopold II. aus dem Jahre 1791 bestätigt wurde (das Familienwappen hatte damals zwei Helmzierden). Die Urkunde zur Bestätigung des Prädikats wurde im Jahre 1800 aushändigt. Karl Néveri wurde der Barontitel vom König Franz I. im Jahre 1845 erteilt. Karl Néveri erhielt eine Donation für Gyulavarsánd und nach diesem Dorf begann er das Prädikat (von Gyulavarsánd) zu benutzen. Die Baronlinie der Familie ist jedoch in Kürze ausgestorben, denn Karl hinterließ keinen männlichen Erben.
In Monographien über Rača und in weiterer Literatur werden Karl Néveri († 1871) und seine Ehefrau Wilhelmine (geboren Baronin von Fries; † 1880), gebürtig in Schwechat, und ihre Tochter Wilhelmine († 1855) mehrmals kurz als Mezäne erwähnt. Es war vor allem die Baronin W. Néveri, die im Gedächtnis der Dorfbewohner blieb – nach ihr (Barónka) heißen heute ein Wohngebiet und eine der Straßen in Rača. Das letzte heraldische Andenken an die Néveris, erhalten am ursprünglichen Ort, bleibt deren Familienwappen (bis jetzt fälschlicherweise als das Pálffy-Wappen bezeichnet) in der Verzierung des zentralen Kreuzes auf dem Friedhof in Rača.