Mária Novotná
Der Altar des heiligen Stephan und des heiligen Emmerich in Matejovce
Der Hauptaltar der römisch-katholischen Kirche in Matejovce, der dem ungarischen König Stephan dem Heiligen und dem heiligen Emmerich geweiht ist, gehört zu den Grundwerken der mittelalterlichen Kunst von der Mitte des 15. Jahrhunderts in der Slowakei. Kunsthistoriker aus Polen, Ungarn und der Slowakei beschäftigen sich mit ihm schon über hundert Jahre, aber erst in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gelangt er deutlicher in den Mittelpunkt des Interesses als Hauptwerk eines anonymen Malers, der als Meister des Altars von Matejovice bezeichnet wurde. Bis heute gibt es keine einheitliche Meinung zum Standort seiner Malerwerkstatt, daher konnte auch erst die Restaurierung des Hauptaltars von Matejovce, dessen Form bis unlängst noch durch die umfassende Adaptation vom Ende des 19. Jahrhunderts entstellt war, eine definitive Antwort auf mehrere strittige Punkte seines Schaffens geben.
Im Jahr 2006 beschloss der Pfarrverwalter dieses Denkmal zu restaurieren und seine Restaurierung ist noch immer nicht beendet. Die Ergebnisse der Restaurierungsforschung korrigieren jedoch schon in dieser Phase die bisherigen Erkenntnisse. Der Altar von Matejovice steht im Chorraum (Presbyterium) der zweischiffigen Kirche. Seine Historie ist eng verbunden mit der Geschichte des Ortes, der heute zu Poprad eingemeindet ist. Die Kirche wird bereits in dem ersten schriftlichen Zeugnis über Matejovce von 1287 erwähnt. Anfang des 14. Jahrhunderts war sie Pfarrkirche, weil Matejovce 1317 unter dem deutschen Namen Matzdorf in dem erneuerten Privileg der Zipser Sachsen erwähnt wird. Zur Zeit der Entstehung des Hauptaltars Mitte des 15. Jahrhunderts war das Patrozinium des heiligen Stephan und des heiligen Imrich (Emmerich) bereits eingeführt.
Die Grundlage des Hauptaltars von Matejovce ist das pseudogotische Retabel, in dessen Mitte das ursprüngliche gotische Triptychon (264 x 352 cm) geblieben war. Den Mittelteil bildet eine monumentale Tafelmalerei mit beiden Patronen in der als Sacra conversatione bekannten Komposition. Die Darstellung der beiden Heiligen sucht ihresgleichen in der erhaltenen mittelalterlichen Malerei, weil auf ihr die übliche dritte Figur fehlt, und zwar nicht nur in der Oberschicht der Übermalung, sondern auch im Originalkonzept. Die innovative Komposition und die untraditionelle Ikonographie der Szenen mit dem Thema der ungarischen Herrscher zeugen davon, dass der Maler die alten Chroniken genau kannte. Das Altarskonzept entstammt einem gebildeten Milieu, das eine gute Bibliothek zur Verfügung hatte – im Fall Matejovce kommt vor allem das Kartäuserkloster in Červený Kláštor oder Spišská Kapitula in Frage.
Ivan Chalupecký – Marián Soják – Anton Karabinoš
Forschungen in der Kirche des Heiligen Geistes in Žehra
Archäologische Grabungen im Gemeindegebiet Žehra verweisen auf eine intensive Besiedlung seit dem Altertum. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1245, als der Zipser Probst dem Besitzer dieser Untertanengemeinde, dem Adelsgeschlecht Sigray erlaubte, eine dem Heiligen Geist geweihte Kirche zu bauen. Begonnen wurde der Bau, so scheint es, im romanischen Stil. Dann wurde er aus irgendwelchen Gründen unterbrochen und erst 1275 beendet. Die Kirche stellt einen kleinen frühgotischen Bau dar, ursprünglich einschiffig mit einem quadratischen Chorschluss. Um das Jahr 1380 wurde sie zu einem zentralen Doppelschiff umgebaut. Im 18. Jahrhundert wurde der Kirche die nördliche Sakristei angefügt.
Die Heiliggeistkirche ist auf einer Anhöhe über der Gemeinde Žehra inmitten der ursprünglichen Friedhofsmauer situiert. In dem Zentralverzeichnis des Denkmalbestands der SR ist sie unter der Nr. 827 eingetragen. Gleichzeitig ist sie auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO zu finden. Im Jahr 2006 führte das Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften im Kircheninneren eine Forschung verbunden mit der Verfolgung der baulichen Entwicklung der Kirche und einem Studium der Grabepitaphe durch. Von den Denkmälern der materiellen Kultur sind Scherben aus dem 13. bis 19. Jahrhundert, farbige Glasfenster, Ziegelpflaster, handgeschmiedete Eisennägel, ein Glockenklöppel und zwei Münzen zu erwähnen. Der Fund einer kleinen Glasflasche, in der eine Papierrolle von 1884 aufbewahrt war, stellt das älteste Schriftzeugnis über eine gezielte historisch-archäologische Forschung im Kircheninneren auf dem Gebiet der Slowakei dar.
Karol Pieta – Alexander Ruttkay
Bojná – ein neues Phänomen in der slowakischen Geschichte
Die über ein halbes Jahrhundert dauernde systematische archäologische Forschung in der Region Westslowakei (Nitra, Bratislava, Devín. Pobedim, Ducové) brachte wichtige Erkenntnisse über die Anfänge unserer nationalen Geschichte in den ersten Staatsgebilden – dem Fürstentum Nitra und Großmähren. Anderen Regionen wurde weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Die Forschung im mittleren Nitratal (Ponitrie) deutete darauf hin, dass diese dicht bewohnten Gebiete im Laufe des 8.- 9. Jahrhunderts sozial und machtpolitisch kompliziert gegliedert waren und politisch und wirtschaftlich weitaus bedeutender waren, als man bislang angenommen hatte. In der Vergangenheit befanden sich hier auch Grabhügel bedeutender Angehöriger der gesellschaftlichen Elite, es fehlten allerdings überzeugende Nachweise für die Existenz reicher Zentren, etwa vergleichbar mit den bekannten mährischen bzw. pannonischen Gebieten. In dieser Hinsicht brachten die Funde aus Bojná im Gebirge Považský Inovec umwälzende Erkenntnisse.
Dieses Territorium war seit jeher ein Kommunikationsraum zwischen den fruchtbaren Einzugsgebieten der Flüsse Váh (Waag) und Nitra (Neutra). Die Befestigungen in den Bergen waren schon seit der Bronzezeit ein wichtiger Bestandteil der Besiedlung. Burgstätten bauten sich hier auch die Kelten, die mehrere beachtliche Denkmäler aus dem 2. – 1. Jahrhundert v. u. Z. hinterließen. In der ersten Hälfte des l. Jahrtausends u.Z. siedelten sich an beiden Seiten des Gebirges nach und nach germanische Quaden an. Die Spuren ihrer Anwesenheit Ende des 2. Jahrhunderts auf den Anhöhen (Marhát, Hradisko) hängen mit ihren Kämpfen gegen die Römer zusammen. Die annähernd vierzehn Hektar große Burgstätte Bojná I – Valy ist irgendwann zu Beginn des 9. Jahrhunderts entstanden. Sie war ganz untypisch auf einem Bergkamm errichtet worden. Durch ein Doppeltor führte eine der Straßen in Richtung zum Waagtal (Považie). Auf der weitläufigen Innenfläche der Burgstätte wurde bei Sondierungen und geophysikalischen Messungen eine Burgstätte mit einer doppelten Linie von Gräben und Wällen an der zugänglicheren Nord- und Ostseite festgestellt. Die Überzahl der Waffen an beiden Fortifikationen bestätigt ihre vorwiegend kriegerische Nutzung. In den Massenfunden befanden sich z.B. vergoldete und versilberte Bronzeteile der Kleidung, Schmuck und Sporen, die karolingische Stilmerkmale tragen. Entdeckt wurden auch zwei Fragmente gegossener Bronzeglocken sowie eine ganze Glocke mit dreifacher Aufhängeöse von 21,5 cm Höhe. Sie gehört zu den ältesten gegossenen Exemplaren in Europa, die in das 8. – 9. Jahrhundert datiert werden. Von besonderer Bedeutung ist das Ensemble vergoldeter Plaketten aus dünnem Kupferblech, die durch Treiben verziert sind. Die ikonographische Deutung der dargestellten Figuren erfordert ein langfristiges Studium und Diskussionen der Kunsthistoriker.
Ilona Cónová – Ingrid Gajdošová
Gotische Glasmalerei in Pezinok-Myslenice
Bei der Gestaltung der Publikation Vitráže na Slovensku [Glasmalerei (farbige Glasfenster) in der Slowakei], die das Denkmalamt der Slowakischen Republik Ende 2006 im Verlag Slovart herausgegeben hat, hatten wir keine größeren Überraschungen erwartet. Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Artefakte stammte aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und insbesondere aus dem 20. Jahrhundert, und außer der Realisation renommierter Autoren (F. Jobst, V. Hložník und andere) wiesen sie meist nur eine durchschnittliche künstlerische Qualität auf. Aus der Epoche der Gotik, die in mehreren europäischen Ländern (Frankreich, Deutschland) reich vertreten ist, ist in der Slowakei nur ein Minimum an farbigen Glasfenstern erhalten. Gründe für ihr Verschwinden finden wir in Naturkatastrophen, Kriegsplünderungen, der Vermauerung der Fenster bei der Befestigung von Kirchen, der Bombardierung, aber auch bei Kirchenumbauten, in der natürlichen Abnutzung der Fenster und dem Niveau der Fensterpflege.
Auf dem Gebiet der Slowakei sind zwei Exemplare eines erhaltenen gotischen Glasmalereischaffens bekannt – Reste einer Verglasung mit gemaltem Pflanzendekor und Andeutung eines Wimpergs, in situ erhalten in der Kirche des hl. Anton des Einsiedlers in Červený Kláštor (Rotes Kloster), datiert an das Ende des 14. bzw. die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts sowie das Stadtwappen von Bardejov, ursprünglich in der Kirche des heiligen Aegidius, heute Bestandteil der Sammlungen des Museums Šarišské múzeum in Bardejov, das aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt und als einziges beim Austausch der Fensterfüllungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben ist.
Bei der Prüfung der Schriftquellen vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die über die Glasmalerei in der Kirche des hl. Sigismund in Pezinok-Myslenice als einem der ältesten Reste einer Glasmalerei berichten, hat sich bestätigt, dass das Oberteil des gotischen Spitzfensters an der Ostwand des Nordschiffs durch eine Glasmalerei etwa vom Ende des 14. Jahrhunderts ausgefüllt ist. Sie besteht aus relativ kleinen, von einem dichten Bleinetz gesäumten Segmenten. Das vierblättrige Maßwerk schmückt ein vegetabiles Dekor, dessen Motive Heckenrose, Weinblatt und Weintrauben bilden. Diese Motive erscheinen in Bildaussagen seit den Anfängen der christlichen Kunst und bestehen bis in die Gegenwart. Die Glasmalerei von Myslenice übertrifft die zwei erwähnten erhaltenen gotischen Denkmäler in der Slowakei nicht nur im Umfang der erhaltenen Fläche, sondern auch in der Vergleichbarkeit der Ikonographie mit dem internationalen gotischen Stil in Europa.
Zuzana Ševčíková – Tomáš Janura
Mittelalterliches Kastell in Horovce
In der Gemeinde Horovce bei Púchov steht ein blockförmiges Objekt mit zwei Auslugerkern im ersten Stock und zwei neuzeitlichen Balkons an der Nord- und Südfassade. An das Gebäude schließt sich ein weitläufiger Naturpark und ein nicht mehr gepflegter Obstgarten an. Teil des Areals ist eine Gruppe von Wirtschaftsbauten. Um die Wende der Jahre 2005 und 2006 wurde hier eine Denkmalforschung durchgeführt, die neue Erkenntnisse zur architektonischen Entwicklung des Kastells brachte und zwar auch auf der Grundlage einer archivalisch-historischen Forschung.
Horovce war in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine Siedlung mährischer, böhmischer oder polnischer Kolonisten, die vom Gespan Matúš Čák Trenčiansky (Matthew Csák III of Trenčín) hierher gerufen wurden. Zum Territorium dieses ungarischen Aristokraten gehörten 50 Burgen, wobei Trenčín eine sehr exponierte Lokalität im Grenzgebiet zwischen Ungarn und dem Königreich Böhmen war. Die dreiteilige Disposition des Objektes sowie die Maße und der Charakter des Steinmauerwerks lassen erkennen, dass es sich um keinen üblichen Typ eines mittelalterlichen Kastells auf dem Gebiet der Slowakei handelt. Eine verwandte Typologie haben vor allem Kastelle aus dem 14. – 15. Jahrhundert vom Gebiet des Königreichs Böhmen – Maří, Hořice, Nový Šumburk und Kopisty u Mostu. Die imposanten Maße der Mittelsäle (23,32 x 7,91 m) der einzelnen Geschosse gleichen eher Burgkomplexen, denn Kastellen an der Peripherie. Die Tradition des dreiteiligen Turm- (Block-) Baues mit einem Mittelsaal besteht hier bis ins 15. Jahrhundert. Die neuen Besitzer, die Familie Madocsányi verwirklichte um 1594 eine große Rekonstruktion des Kastells, wobei sie die dreiteilige Gliederung auch des Saals – der Halle in den einzelnen Geschossen beibehielt. 1725 wurde das Objekt durch einen Brand erheblich beschädigt. Im 18. Jahrhundert wurde es im Empirestil erneuert, die Festungsanlagen, Gräben und Wälle wurden beseitigt und ein englischer Park angelegt. Nach 1805 erhielt das Kastell eine klassizistische Konzeption. Nach 1918 errichtete der Staat hier ein Kindersanatorium, das er 1936 im Geiste des Funktionalismus umbaute.
Maroš Semančík
Sakralarchitektur in der Hohen Tatra
Mit der fortschreitenden Entwicklung der Tatrasiedlungen und dem Zustrom einer immer größeren Besucherzahl entstand auch die Notwendigkeit des Baues von Sakralobjekten, die ihr religiöses Bedürfnis befriedigen würden. Der saisonale Charakter der Besiedlung, die Menge und Struktur der Besucher und das daraus resultierende Finanzpotential waren Bestimmungsfaktoren, die den Umfang und den Maßstab der Sakralarchitektur bedingten. Daher hat diese meist den Charakter einer Kleinarchitektur und ist in größeren Ortschaften wie Starý und Nový Smokovec, Tatranská Lomnica, Tatranská Kotlina und Štrbské Pleso konzentriert. Römisch-katholische Kapellen und kleine Kirchen zeichnen sich durch die Verwendung einer breiten Skala von Baumaterialien und Baukonstruktionen aus, vom Holzbau – Blockbau über den Fachwerkbau bis hin zum Mauerwerk. Alle evangelischen Kirchen hingegen sind gemauert. Stilistisch ist die Sakralarchitektur des Tatragebietes, repräsentiert vor allem durch das rustikalisierte neoromanische Schaffen von Gedeon Majunke (1854 – 1921) in die Periode des Historismus mit Überhang bis zum Ende der 1930er Jahre einzuordnen. Die evangelische Kirche A.B. in Tatranská Kotlina (1905 – 1906) von Pavol Lipták hat eine Sezessionsstimmung. Die Moderne spiegelte sich an der gemauerten Variante des nichtrealisierten Entwurfs der Kirche in Štrbské Pleso (1937) von Dušan S. Jurkovič und ihre späte Phase in den Entwürfen und Realisierungen der An- und Umbauten der römisch-katholischen Kirchen in Tatranská Lomnica und Štrbské Pleso (1969) von Ján Šprlák-Uličný wider. Vernakuläre Ausgangspunkte hat die Kapelle auf dem symbolischen Friedhof bei dem See Popradské pleso von Robert Vosyka aus dem Jahr 1936. Der bislang letzte realisierte Sakralbau in der Hohen Tatra ist die Kirche des hl. Peter und Paul in Nový Smokovec, errichtet in den Jahren 1997 – 2002 nach einem Projekt von Pavol Repka.
Ivana Kvetánová – Pavol Višňovský
Jupiter Dolichenus oder Mars?
Die Bronzeplastik eines Mannes mit der Gestalt eines römischen Kriegers, aufbewahrt im Heimatmuseum (Vlastivedné múzeum) Hlohovec, wird schon lange automatisch Jupiter Dolichenus – dem römischen Gott mit syrischen Wurzeln zugeschrieben. Heute ist es jedoch an der Zeit, diese Identifikation neu zu bewerten. Vom Gebiet der Slowakei ist das bislang nur die einzige Bronzefigur, die als Jupiter Dolichenus betrachtet wird. Erhalten ist nur ein Fragment aus voll gegossener Bronze, ergänzt durch Inkrustation von Silber und Kupfer. Die Plastik stellt einen jungen Mann in römischer Rüstung mit einem ornamental verzierten Panzer dar. Die nähere Interpretation der Figur ist dadurch erschwert, dass von der ursprünglichen Plastik nur ein Torso erhalten ist, ohne konkrete Attribute. Auf dem Kopf trägt sie einen Helm, dessen Gesichtsteil (Maske) bzw. Seiten (so genannte bucullae) den größten Teil des Gesichts bedecken. Dieser Typ des kurzen Reiterhelms wurde um die Wende des 2. und 3. Jahrhunderts verwendet und bestätigt die Datierung der Figur an das Ende des 2. oder den Anfang des 3. Jahrhunderts.
Jupiter Dolichenus wird meist als ein auf einem Stier stehender Gott dargestellt. Dieser ist entweder nicht erhalten geblieben bzw. musste gar nicht dargestellt gewesen sein. Einen würdigen und strengen Ausdruck verleiht dem Gott das bärtige Antlitz. Das Haupt ist mit einer phrygischen Mütze bzw. einer Tiara bedeckt. Die Darstellung des Jupiter Dolichenus mit einem Helm auf dem Kopf ist seltener. Der Helm ist eher das Attribut des Mars – des römischen Kriegsgottes, an den die Figur durch die Kriegstracht gemahnt. Mars hat verschiedene Gestalten. Erkennbar ist er dank des typischen korinthischen Helms. Er kann nackt oder in römischer Militärtracht sein. Er wird mit, aber auch ohne Bart dargestellt. Ob die Figur wirklich Jupiter Dolichenus oder Mars darstellt, ist fraglich.
Oľga Klaková
Svätý Anton – Bau- und Technikdenkmäler
Die Gemeinde Svätý Anton befindet sich in einem Gebiet, das 1993 unter der Bezeichnung „Banská Štiavnica und die technischen Denkmäler der Umgebung“ in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO (World Heritage List) eingetragen wurde. Die erste schriftliche Erwähnung der Gemeinde stammt von 1266. Ihre Einwohner ernährten sich von Waldarbeit, Landwirtschaft und Viehzucht, zur Zeit der entwickelten Silber- und Goldförderung in der Umgebung von Banská Štiavnica (dt. Schemnitz) auch vom Bergbau. Die Gemeinde war nicht frei, im Laufe der Geschichte wurde sie zusammen mit ihren Einwohnern an Adelshäuser verschenkt oder in deren Besitz verkauft. Zu den bedeutendsten gehörten die Häuser Koháry und Coburg.
Mit der intensiven Bergbautätigkeit des Umlandes war Svätý Anton durch die Existenz von Pochwerk-Aufbereitungsanlagen verbunden. Ziel dieser Technologie war die Trennung des reinen Erzes und seine Aufbereitung in die verlangte Stückgröße. Pochwerke (Stampfwerke), die für ihren Antrieb die Wasserenergie nutzten, begann man im Erzrevier von Banská Štiavnica im 17. Jahrhundert zu verwenden. Während des 18. Jahrhunderts, nach der Modernisierung und dem Neubau von Wasserreservoiren, kommt es zur Errichtung von neuen Pochwerken, die in den Tälern stufenartig übereinander gebaut wurden, um ein ausreichendes Wassergefälle zu sichern. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überlebte sich der Betrieb der Pochwerke und ging allmählich ein. Aus Archivmaterialien geht hervor, dass im Tal Svätý Anton sechs Grubenpochwerke gearbeitet haben, zwei davon – heute nicht mehr erhalten bzw. für andere Zwecke umgebaut – im Gemeindegebiet. Ihre Positionierung ist lesbar auf der historischen Karte von 1871. Zu den im Gemeindegebiet erhaltenen Bergwerken gehören auch zwei Stollen – Juraj (Georg) und František (Franz), die in ihrem unteren Teil situiert sind.
Heute dominiert ein monumentales barock-klassizistisches Schloss die Gemeinde, das einst die Familienresidenz des Hauses Koháry, später Coburg war. Es war ursprünglich zweiflügelig. In den Jahren 1744 – 1751 wurde es nach einem Projekt des Wiener Architekten Johann Entzenhofer in ein vierflügeliges Gebäude, mit einem Innenhof und einer barocken Fontäne in der Mitte umgebaut. Zum Schlossareal gehört ein weitläufiger Park, der eine Kombination eines französischen und englischen Gartens mit einem Waldpark darstellt. Heute befindet sich im Schloss ein Museum, wo man neben reichen Kunstsammlungen und Originalmobiliar auch eine interessante Jagdausstellung besichtigen kann.
Martin Mešša
Die Fujara
Die Fujara ist nicht nur ein unikales Volksmusikinstrument, sondern auch Teil der slowakischen Nationalkultur und des gesellschaftlichen Bewusstseins. Ihre Anfänge sind in der mittelalterlichen Musikkultur und in der Originalität des Denkens der Menschen einer der Regionen der Slowakei zu suchen. Die Fujara und ihre Musik wurde im Jahr 2005 in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO (Masterpieces of the Oral and Intangible Heritage of Humanity) eingetragen.
Überlegungen über den Ursprung der Fujara beschäftigen nicht nur Spezialisten für Musikinstrumente, sondern auch Ethnologen und Musikhistoriker. Die Pfeife mit zwei vorderen und einem hinteren Griffloch konnten Söldnerheere aus Westeuropa in die Slowakei gebracht haben, die im Gebiet Podpoľanie überwinterten, wo sie auf die Offensive gegen die Türken warteten. Darstellungen der Fujara auf gemalten Sennerhütten aus den Sammlungen des Bergbaumuseums (Banské múzeum) in Banská Štiavnica wiederum deuten an, dass die Fujara sich aus der barocken Basspfeife mit mehreren Grifflöchern durch Weglassen der überflüssigen oder wenig verwendeten Löcher entwickelt haben konnte. Analog zu anderen Teilen der Volkskultur kann angenommen werden, dass die Fujara nicht aus einem Instrument entstanden ist, sondern in sich viele Musikinstrumente mit ihren Eigenschaften, Konstruktion, Material, Herstellungstechnik und vor allem dem Charakter der Verwendung in der Volksmusikkultur vereint. Eine weitere Quelle zur Fujara sind die Volksliedaufzeichnungen. Sie wird in den Volksliedern von Ján Kollár und in den späteren Sammlungen von Béla Bartók erwähnt (er notierte das Spiel eines Fujaristen aus Gemer im Jahr 1906). In der älteren ethnographischen Literatur finden wir Betrachtungen zum Ursprung der Fujara im Gebiet des heutigen Rumäniens (im ehemaligen Walachischen Fürstentum), was interessant ist hinsichtlich des Ursprungs und der Art der Ansiedlung eines Teils der Bevölkerung von Podpoľanie im Rahmen der Walachischen Kolonisation. Bekannt sind auch Theorien über die Autochthonität der Fujara, angesichts der Flötenmusikkultur dieser Region. Wichtig ist, dass die Fujara schon beinahe 400 Jahre Teil der traditionellen Volkskultur ist.
Die Sachargumentation und genaue Dokumentation standen am Beginn des Antrags auf Eintragung in die Liste der UNESCO. Sie wurden von dem renommierten Experten für Volksmusikinstrumente und Volksmusik, Professor Oskár Elschek, vorbereitet. Er erstellte eine über 400 Seiten umfassende Schrift über die Fujara und fügte seinem Antrag vier Filmdokumente bei. Die Eintragung der Fujara in die Liste des immateriellen Erbes der Menschheit der UNESCO akzeptierte die Gesellschaft als etwas Natürliches, was beweist, dass die Fujara und ihre Musik im Bewusstsein der Slowaken schon lange ein Symbol der Slowakei, der slowakischen Wesensart, der Heimat ist. Nicht zufällig nehmen viele Landsleute sie als Erinnerung an die Heimat ihrer Vorfahren mit, kaufen Besucher der Slowakei sie als Souvenir und schon mehrmals ist sie ein offizielles Geschenk des Präsidenten der Slowakischen Republik gewesen.