Prejsť na obsah

Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 2/2006

Die
Zápolya-Kapelle in Spišská Kapitula – Dachstuhlkonstruktionen

Peter Glos – Mária Novotná – Ľubor
Suchý

Relativ
viel Raum wurde in der Fachliteratur und Periodika der Bewertung der St.
Martins-Kathedrale in Spišská Kapitula (dt. Zipser Kapitel) und insbesondere der
Grabkapelle der Familie Zápolya (slowak. Zápoľský) gewidmet, eines
Adelsgeschlechts, das in der Zips, aber auch im Rahmen ganz Ungarns etwa seit
der Mitte des 15. Jahrhunderts für neunzig Jahre eine bedeutende Stellung
erlangt hatte. Es griff sogar nach dem höchsten Ziel – dem königlichen Thron. In
diesen Arbeiten über die Kathedrale wurde den Bedachungskonstruktionen fast
keine Beachtung geschenkt. Sie waren seit ihrer Entstehungszeit in den 60er
Jahren des 15. Jahrhunderts nie abgebrannt und ihr überwiegender Teil ist
außerordentlich gut erhalten.
Die
ursprünglich der Jungfrau Maria geweihte Grabkapelle der Zápolyas war
Bestandteil des spätgotischen Umbaus der Kathedrale in den Jahren 1488 – 1493,
als die schon teilweise beschädigte romanische Basilika aus dem dritten Viertel
des 13. Jahrhunderts den Anforderungen nicht mehr genügte. Architektonisch
knüpft die Kapelle an die von der Pariser St. Chapelle abgeleitete
Begräbniskapelle in Spišský Štvrtok (Donnersmark) (um 1473) an, nur dass sie
eingeschossig ist. So wie auf der Kathedrale auch auf der Kapelle dominieren die
Dächer. Es sind zwei: eines über der Kapelle und ein wesentlich kleineres Dach
über dem Oratorium im Westteil. Der Hauptraum der Kapelle ist mit einem steilen
Satteldach mit einer Neigung der Dachebenen bis zu 68 Grad überdacht, das,
natürlich mit Ausnahme der Turmdächer, zu den steilsten in unserem Raum gehört.
Der Dachstuhl der Zápolya-Kapelle ist eine progressive Form des
spätmittelalterlichen Vieretagendachstuhls. Integraler Bestandteil der Kapelle
ist ihr Westteil, in dem über der sogenannten kleinen Sakristei im Obergeschoss
ein offenes Oratorium situiert ist. Das Dach ist wesentlich kleiner und der
Dachstuhl einfacher, konstruktiv und typologisch aber identisch mit dem in der
Kapelle – er ist spätmittelalterlich und dreietagig.
Beide
Dachstühle sind in unserem Raum im Hinblick auf die Entstehungsperiode technisch
sehr fortgeschritten, es sind schwierige, progressive, handwerklich vollkommen
ausgeführte Konstruktionen. Die Reife und das um eine Klasse höhere konstruktive
und handwerkliche Niveau der Dachstühle der Kapelle gegenüber dem größeren und
etwas älteren Dachstuhl der Kathedrale sind evident. Einmalig für die damalige
Zeit war auch das gebrannte glasierte Keramikdach, mit dem die Kapelle von
Anfang an bedeckt war.
Eine
eingehende Forschung hat bestätigt, dass die Dachstühle über der Kapelle und dem
Oratorium primär und im Zeitraum der Jahre 1488 – 1493 entstanden waren, was
eine dendrochronologische Datierung der Proben in nächster Zukunft
bestätigen sollte. Auftraggeber der Arbeiten an der
Familienbegräbniskapelle war einer der reichsten ungarischen Adligen jener Zeit,
der Palatin und Zipser Gespan Stephan Zápolya, der jüngere Bruder von Imrich
Zápolya († 1487). Das Niveau der architektonischen und steinbildhauerischen
Gestaltung, die künstlerische Ausschmückung und die Reife der
Dachstuhlkonstruktionen sowie der ursprünglich verwendeten Keramikdachdeckung
der Kapelle entsprechen seiner Stellung und seinen Möglichkeiten.

Die Krönung Karol Róberts durch die Madonna
in Spišská Kapitula

Eva
Spaleková – Ladislav Székely

Spišská Kapitula (dt. Zipser Kapitel),
ursprünglich ein kleines befestigtes Kirchenstädtchen mit der St.
Martins-Kathedrale, dem Bischofspalast, Häusern der Domherren und weiteren
Denkmalensembles ist eine bemerkenswerte urbanistische Anlage, die sich dem
Rahmen der übrigen historischen Städte auf unserem Gebiet entzieht. Im Jahr 1950
wurde es zur Städtischen Denkmalzone erklärt und 1993 Bestandteil des
Weltkultur- und Naturerbes der UNESCO (Zipser Burg und Umgebung).
Im Inneren der Kathedralkirche befindet sich
ein äußerst bemerkenswertes mittelalterliches Wandbild mit einem interessanten
ikonographischen Thema. Es zeigt die Krönung des Karol Róbert von Anjou zum
ungarischen König, datiert mit dem Jahr 1317 und wurde im Sommer vergangenen
Jahres von einem Mitarbeiterkollektiv des Gebietsrestaurationsateliers
(Oblastný reštaurátorský ateliér) in Levoča (dt. Leutschau)
restauriert (die Aktion wurde finanziell von der Messerschmitt-Stiftung
getragen).
Der dreischiffige Bau der Basilika durchlief eine
schwierige Entwicklung, im ursprünglichsten Zustand ist ihr Westteil erhalten
geblieben. Die puristische Regotisierung betraf unter anderem das Interieur
einschließlich des erwähnten Wandgemäldes. Seine Entstehung hängt mit einem
bedeutenden historischen Ereignis zusammen, nämlich der Besteigung des
ungarischen Throns nach dem Aussterben der Árpáden durch den neuen Herrscher
Karol Róbert von Anjou (1308 – 1342) und seine definitive Festigung,
Durchsetzung der Macht in der Zips 1317 nach der siegreichen Schlacht bei
Rozhanovce (1312). Neben dem politischen Aspekt liegt die Bedeutung des Gemäldes
darin, dass es eines der ersten Äußerungen der neuen Kunstorientierung, der
Gotik ist. Die Szene dokumentiert die Zustimmung der Himmelsmächte zur Wahl des
Königs und bestätigt seine Autorität auf dem dortigen Territorium.
Aus der Literatur sind drei
Restaurationseingriffe in das Gemälde bekannt, die seinen Charakter veränderten
(1850, in den Jahren 1873 – 1889 und 1943). Bei der gegenwärtigen Untersuchung
wurden auch ältere lokale Übermalungen festgestellt, deren Ausführung wir in der
Etappe des Umbaus der romanischen Basilika in eine gotische in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts annehmen. Diese Übermalungen kann man als lokale,
“kosmetische“ Behandlungen des Gemäldes betrachten, das bei Bauarbeiten am
Objekt der Kirche, bzw. infolge der Hussitenattacken und einem Feuer in der
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts beschädigt worden
war.
Die umfangreichsten Übermalungen wurden
durchgeführt, als im Ausklang des 19. Jahrhunderts die ornamentale Rahmung
rasant geändert und die beschädigten Stellen verkittet wurden, wobei auch die
ursprüngliche Farbgebung von Blau in Braun geändert wurde. Die Änderungen wurden
in dunklen Tönen realisiert, die Szene verlor ihre leuchtende Farbigkeit und
Leichtigkeit. Zugleich mit der Veränderung der Farbigkeit wurden bei den Figuren
auch Inschriften angebracht, Sie stammen also aus dem neogotischen Umbau, denn
sie wurden auf die sekundäre (braune) Schicht gelegt. Einer der
problematischsten Momente der Restaurierforschung war gerade die Lösung der
Frage dieser Texte, die schon Jahre ein traditioneller Bestandteil der Szene
sind. Die Existenz von Originaltexten aus der Entstehungszeit des Gemäldes
konnte ohne eine unabänderliche Beschädigung des Gemäldes technisch nicht bestätigt oder
ausgeschlossen werden und so beschloss man, die Inschriften zu belassen.

Relief der Königin Elisabeth in
Bratislava

Jozef Haľko

Der
österreichische Kaiser und ungarische König Franz Joseph gewährte am 4. November
1909 den Mitgliedern der Errichtungskommission der Gymnasialkirche der heiligen
Elisabeth beim Katholischen Gymnasium in Bratislava eine Audienz. Mit der Kirche
sollten die Feiern zum siebenhundertsten Geburtstag der Heiligen beendet werden.
Die Delegation ersuchte den Kaiser, der Kirche ein Marmorrelief der Königin
Elisabeth zu widmen, die die árpádische heilige Elisabeth als Patronin sehr
verehrte. Der Kaiser stimmte zu und beauftragte den Bratislavaer Bildhauer Alois
Riegele mit der Schaffung des Reliefs. Die Konsultationen über Details dauerten
das ganze Jahr 1910. Zunächst sandte man dem Bildhauer Elisabeths Fotografie vom
Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts, die sie in ungarischer Kleidung
zeigte. Die Skizze, die er anhand dieser Vorlage ausgearbeitet hatte, musste er
aber umarbeiten, denn er bekam eine neue Fotografie, Sisi im festlichen
Krönungskleid, mit Krone, Schleier und Handschuhen. Die ursprüngliche
Vorstellung, dass die Figur auf dem Relief in einem ungarischen
hochgeschlossenen Kleid dargestellt wird, ersetzte ein luxuriöses,
dekolletiertes Kleid, ergänzt mit Handschuhen, Kollier, Krone und Schleier.
Mitte September 1910 sandte Riegele ein Gipsmodell nach Wien. Das Relief wurde
am 12. Juni 1912 in die vorbereitete Nische eingesetzt. Der Termin der
Fertigstellung der Kirche wurde von den Baumeistern jedoch nicht geschafft und
so verdeckte man das Relief mit Brettern bis zum 11. Oktober 1913, als die
feierliche Einweihung der Kirche stattfand.
Das
Relief der Herrscherin, die 1898 tragisch ums Leben kam, wurde absichtlich
gegenüber dem von den Gymnasiasten benutzten Eingang eingesetzt, damit es als
nachahmenswertes Vorbild wirken sollte. Die politischen Veränderungen führten
dazu, dass das Relief nicht einmal ein Jahrzehnt an dem ursprünglichen Platz
verblieb. Als Ende Oktober 1921 tschechische Legionäre die Skulptur der Maria
Theresia von Fadrusz in Bratislava zerstörten, war auch das Relief der Ehefrau
ihres Ururenkels, Franz Josephs in Gefahr. Deshalb erteilte das Referat für
Denkmalschutz sofort Weisung, das Werk in Sicherheit zu bringen. Heute befindet
es sich auf der Treppe des Pfarramtes der heiligen Elisabeth, wo es irgendwann
nach 1934 vom Autor selbst platziert wurde.

Archäologie auf dem Hauptplatz in
Bratislava

Branislav
Lesák

Die neueste Aktivität der Archäologen im
Raum des Hauptplatzes in Bratislava hing mit dem Projekt der Rekonstruktion der
Pflasterung und mit dem Bau neuer technischer Versorgungsnetze zusammen.
Das Projekt wurde im September und Oktober vergangenen Jahres realisiert unter
der fachlichen Federführung der Archäologen des Städtischen Instituts für
Denkmalschutz Bratislava.
Aus der Sicht der archäologischen Topographie
gehört der Hauptplatz zu den attraktivsten Orten auf dem Territorium der
Denkmalzone. Die mittelalterliche Besiedlung im 13. bis 15.Jahrhundert, also
einer Zeit, als die Fläche des Platzes vor allem die Funktion eines öffentlichen
Versammlungs- und Marktplatzes erfüllte, dokumentierten mehrere Schichten
historischer Veränderungen der Oberfläche des Platzes, die auch mit seiner
Funktion als Marktplatz zusammenhingen. Regelmäßige Märkte wurden hier nämlich
bis zum Jahr 1370 veranstaltet, als sie durch eine Entscheidung des ungarischen
Königs Ladislaus in den Raum des heutigen Primatialplatzes verlegt wurden. Aus
der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt der bisher älteste Fund einer
öffentlichen, im Hinblick auf die Entstehungszeit der qualitativ hervorragenden
Kanalisation auf dem Gebiet des mittelalterlichen Bratislava.
Das unruhige und konfliktreiche 13.
Jahrhundert in Bratislava repräsentiert wohl der unerwartetste Fund südlich des
Maximilian-Brunnens, und zwar ein gemauertes Zweiraumhaus, von dem der
vollständige Grundriss erhalten ist. Es wurde noch vor der Entstehung des
Platzes gebaut, über den man erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
nachdenken kann. Es ist somit offenbar der Rest einer Reihenbebauung von
vor bzw. von der Mitte des 13. Jahrhunderts. Aus der Verschüttung des
Objekts aus Keramikfragmenten, unter denen sich zwei Münzen befanden, kann man
schließen, dass es Ende des 13. Jahrhunderts zerstört wurde.
Im vorurbanen Prozess östlich der Vorburgsiedlung
spielt im 10. – 11. Jahrhundert der Raum des heutigen historischen Stadtkerns
von Bratislava, eingegrenzt von der Ventúrska (Ventur-Gasse), der Michalská
(Michaeler Gasse), dem Franziskaner-Platz (Františkanské námestie) und dem
Hauptplatz (Hlavné námestie), eine außerordentlich wichtige Rolle. Während wir
hier im Laufe des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhunderts einen deutlichen
Siedlungshorizont, vertreten durch Funde anthropogener Schichten und Objekte,
vorfinden, ist der Siedlungsfaktor Ende des 10. und im 11. Jahrhundert
unterdrückt und in den Vordergrund tritt die Funktion des Gräberfeldes. Das
frühmittelalterliche Gräberfeld, lokalisiert auf der Achse – Hauptplatz –
Sattlergasse (Sedlárska ulica) umfasst mindestens 55 Gräber, die vor allem im
Nordwestteil des Platzes in der Nähe der Hauptverkehrstrassen verteilt sind. Die
Straßen hatten in den magischen heidnischen Vorstellungen eine spezifische
Stelle inne und das bis weit in das 11. Jahrhundert, was davon zeugt, dass der
Christianisierungsprozess in der frühungarischen Gesellschaft sich nur sehr
langsam vollzog.
Die frühgeschichtliche Besiedlung in der
späten La-Tènezeit (1. Jahrhundert v.u.Z.) wird durch mehrere eingetiefte
Siedlungsobjekten mit reichem, vor allem keramischem Fundmaterial belegt. Zu den
unikalen Funden gehört eine Silbermünze, eine Tetradrachme des Bratislavaer
Typs, mit der Aufschrift Biatec, die im Areal des Bratislavaer
keltischen Oppidums zwischen den Jahren 70 bis 58 v u. Z. geprägt wurden. Dank
dem eingetieften Objekt aus der älteren Eisenzeit stehen auch die Funde aus der
urzeitlichen Ansiedlung bedeutungsmäßig nicht nach. Der älteste Urzeithorizont,
die Periode der Spätsteinzeit, die Blütezeit der Ansiedlung des Volkes der
Boleráz-Gruppe (um die Mitte des 3. Jahrtausends v.u. Z.) wird durch den Fund
einer Grube und vielleicht eines Ofens mit dem Rest einer Lehmkuppel auch mit
Keramikmaterial in seiner Füllung belegt.

Das Exekutionsrecht im mittelalterlichen
Bratislava

Vladimír
Segeš

Im mittelalterlichen Bratislava (dem damaligen
Preßburg – Prešporok) wurden Straftaten nach der ungarischen
Strafprozessordnung, aber auch nach den Normen des eigenen Rechts beurteilt, das
im süddeutschen (Nürnberger) Recht wurzelte und später auch durch das Wiener und
Ofener Recht (Buda) beeinflusst wurde. Das Preßburger Rechtsbuch unterschied
eine breitere Skala von Straftaten und Formen ihrer Bestrafung, als zum Beispiel
das ungarische Adelsrecht.
Das vorrangige Interessenobjekt des Gerichts in
Strafsachen war nicht der Angeklagte, sondern vor allem die Tat, also das
Verbrechen, das er begangen hatte. Nur selten wurden die Motive untersucht,
wobei das Geständnis geradezu eine absolute Rechtskraft besaß. Im Interesse des
Geständnisses des Verdächtigen ordnete das Gericht häufig die Anwendung der
Folter an. Bekannte sich der Verdächtige bzw. Beschuldigte, dann stand dem
Gericht nichts mehr im Wege, das Urteil zu fällen.
Das schwerste Urteil war die Todesstrafe und
die Form der Hinrichtung wurde nach der Schwere der Delikte bestimmt. Aus
Schriftzeugnissen wissen wir, dass die Stadt die Blutgerichtsbarkeit (ius
gladis – Halsrecht) zweifellos schon seit dem 13. Jahrhundert anwandte und
es bleibt ein Rätsel, warum das offizielle Dokument über die Erteilung dieses
Vorrechts erst von der Mitte des 15. Jahrhunderts (1451) stammt. Es bieten sich
zwei Erklärungen an: entweder ist das offizielle Privilegium über die Erteilung
des Halsrechts nicht erhalten geblieben ist, oder – und das ist wahrscheinlicher
– dieses bis dahin noch kein Herrscher erteilt hatte, denn die Stadt begann das
Halsrecht aufgrund des Gewohnheitsrechts nach der Erteilung des Privilegs einer
königlichen Freistadt anzuwenden. König Matthias Corvinus präzisierte und
erweiterte in einer am 15. Februar 1468 in Ofen datierten Urkunde auf Wunsch der
Bratislavaer Bürger das Halsrecht der Stadt: Die in den Kammerbüchern am
häufigsten erwähnte Strafe war das Stellen des Delinquenten zum bzw. an den
Pranger. Der Pranger, ein Podium mit einem Pfahl, an den der Delinquent
gefesselt wurde, stand auf dem Hauptplatz beim Rathaus. Das Einschließen in
Balken bzw. Käfig und das An-den-Pranger-Stellen, solange es nicht mit Schlägen
verbunden war, hatte den Charakter einer entehrenden Strafe, das Auspeitschen am
Pranger mit Peitsche, Stock bzw. Geißel galt als mildere Strafe. Das Preßburger
Rechtsbuch räumte mehrere Verstümmelungsstrafen ein, z. B. das Abhacken der
Hände, aber in der Gerichtspraxis finden sie nur selten Erwähnung.
Eine übliche Strafe für Dieberei war der Tod
durch Erhängen am Galgen, der vor dem Michaeler Tor (Michalská brána) stand.
Seine Lage war eine Botschaft, dass in der Stadt Frieden und Ruhe herrschen
sollen, dass in ihr kein Platz ist für Störenfriede des guten Zusammenlebens und
Missetäter. Die Anschaulichkeit potenzierte die Gewohnheit, Gehängte so lange
hängen zu lassen, bis sie vom Galgen fielen bzw. bis zur nächsten Hinrichtung.
Die Todesstrafe durch Ertrinken war relativ selten. Raubmörder wurden in der
Regel durch das das Rad / Rädern hingerichtet, was wahrscheinlich die
schwerste Halsstrafewar, und der Körper wurde dann als Warnung auf dem
Richtplatz zur Schau gestellt. Vor dem Michaeler Tor wurde auch das Urteil Tod
durch Verbrennung vollzogen, obwohl diese Art der Hinrichtung in Bratislava
selten war. In den Jahren 1490 – 1526 wurden sieben Delinquenten auf dem
Scheiterhaufen verbrannt, 12,5 Prozent von der Gesamtzahl der ermittelten
Hinrichtungen.
Die grausamen Strafen der Feudaljustiz rotteten
das Verbrechen nicht aus, aber die öffentlichen Hinrichtungen verfehlten ihre
Wirkung nicht. Es war ein spannendes Spektakel, das die Menschen in Angst und
Schrecken versetzte, aber auch faszinierte.

Verschollene Zeichnungen von Wolfgang
Kempelen

Alice
Reininger

Im Jahr 2004 gedachten wir des 270.
Geburtstages und 200. Todestages von Wolfgang von Kempelen. In der
wissenschaftlichen Sprachforschung hat Kempelen einen festen Platz inne durch
die „sprechende Maschine“ und das Buch „Mechanismus der menschlichen Sprache“,
erschienen 1791. Wenig weiß man aber über weitere Momente seiner vielseitigen
Tätigkeit.
Nicht nur technische Begabung, sondern auch
künstlerische Fähigkeiten entschieden über die Ehrenmitgliedschaft Kempelens in
der Akademie der bildenden Künste in Wien seit 1789. In müßigen Stunden schuf er
bis ins hohe Alter gerne Skizzen, Studien nach der Natur, Radierungen,
Kupferstiche, wie aus dem Nekrolog vom April 1804 seines Freundes K. Unger
hervorgeht. Leider sind nur sehr wenige von Kempelens Werken erhalten. Ein
Mitglied der Familie Béla Kempelen führt in seiner Chronik des Jahres 1939 an,
dass Géza Kempelen, der um das Jahr 1900 lebte und als Finanzdirektor in Košice
(Kaschau) tätig war, im Mai 1898 dem Museum Košice (heute Ostslowakisches
Museum) etwa 230 verschiedene Zeichnungen und Studien geschenkt hatte. Géza,
aber auch Béla Kempelen verkauften oder schenkten immer wieder im Laufe des 20.
Jahrhunderts verschiedenen Institutionen in Ungarn (und möglicherweise auch ins
Ausland) und auch Privatpersonen Gegenstände aus dem Familienbesitz, vor allem
persönliche Dinge von Wolfgang von Kempelen. Die ungarische Zeitschrift
Művészet erwähnte 1904 in einem Artikel über Wolfgang von
Kempelen, dass vor mehreren Jahren einige hundert Zeichnungen in das Museum
Košice gelangt waren. Es ist möglich, dass die Redaktion die
Information von Géza Kempelen erhalten hatte. Eine Notiz über die Schenkung von
Wolfgang von Kempelens Arbeiten befindet sich in den Inventarlisten des
Ostslowakischen Museums Košice unter der Signatur 3661. Aus den Notizen ist aber
nicht klar, ob es um Aktendeckel mit losen Blättern oder ein gebundenes Buch
bzw. Heft ging. Seltsam ist, dass in dem gedruckten Inventarverzeichnis der
verschiedenen Gegenstände des Museums von 1904 diese Signatur schon nicht mehr
erscheint. Einer der Archivare des Museums äußerte bei meinem Besuch Anfang
Oktober 2003 die Vermutung, dass es in der genannten Periode zu einer
Verlagerung verschiedener Gegenstände in andere ungarische Institutionen
gekommen war, ohne ordentliche Registrierung in den Inventarbüchern des
Museums. Das musste so in den Jahren 1898 – 1904 geschehen sein und hier konnten
eben auch Arbeiten von Wolfgang von Kempelen betroffen sein. Die Schlüsselfrage
ist, festzustellen, in welche Institutionen Kempelens Arbeiten aus dem
Ostslowakischen Museum in Košice in der genannten Periode gelangt waren.

Jubiläumsdeklaration und Hundertjahrfeier
des Aufstandes 1848/1849

Elena
Kurincová

Im Emanzipierungsprozess der slowakischen
Gesellschaft, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die politischen
Interesse zu organisieren und artikulieren wusste, nehmen die Dokumente des
Slowakischen Nationalrates (SNR) einen besonderen Platz ein. Heute das höchste
gesetzgebende Organ der Slowakischen Republik, war in der Mitte des 19.
Jahrhunderts als repräsentatives politisches Organ der Slowakei entstanden und
trat im Laufe der Entwicklung in entscheidenden Momenten an die Spitze
des Volkes. Mit gedruckten Flugblättern und Proklamationen aus den
Revolutionsjahren 1848/1849 brachte er das Programm des Kampfes für die
nationale Freiheit näher, mit Deklarationen in den Jahren 1918 und 1944 äußerte
er sich zu den zwei grundlegenden historischen Richtungen: nach dem Ersten
Weltkrieg zur Trennung von Ungarn und zur Hinneigung zur parlamentarischen
demokratischen Tschecho-Slowakischen Republik und während des Zweiten
Weltkrieges zum Kampf der Slowakei an der Seite der antifaschistischen
Koalition. Nach der Maiwahl 1948 stand die politische Elite in der Slowakei vor
dem Dilemma, wie die Feier der einhundertjährigen Wiederkehr des Aufstandes von
1848/1849 und des 30. Jahrestages der Entstehung der Tschechoslowakischen
Republik in die neuentstandene politische Situation einkomponiert werden könnte.
Im Komitatshaus von Košice, am Ort der
Verkündung des „Kaschauer Regierungsprogramms“ wurde auf der 4. feierlichen
Tagung des SNR am 29. August 1948 über die Jubiläumsdeklaration des SNR zur
Bedeutung des Aufstandes von 1848/1849 abgestimmt.Außer der gedruckten Form
wurde sie auch in einer festlichen Aufmachung präsentiert, die auf den ersten
Blick von der festlichen Version der Martiner Deklaration von Štefan Kostelníček
zum 10. Jahrestag der Entstehung der Republik inspiriert war. Sie besteht aus
einem Text- und einem Bildteil. Autor der graphischen Vorlage
(Farblinolschnitt) ist der Maler und Graphiker Dezider Milly (1906 –
1971).Die feierliche Verabschiedung der Deklaration nahmen die Akteure in der
Euphorie der politischen Veränderungen als Kodifizierung und Manifestierung des
beendeten Kampfes für die nationale Selbständigkeit wahr. Auch wenn mit dem
Antritt der stalinistischen Politik begonnen wurde, von den Positionen des
Internationalismus aus an die Lösung der Nationalitätenproblematik heranzugehen,
musste und wollte die kommunistische Elite sich dennoch zu den Ideen der
Revolution 1848/1849 als Grundstein für die Lösung der slowakischen Frage
bekennen.

Das historische Keramikdach in der
Slowakei

Peter
Horanský

Obwohl das Keramikdach die Architektur auf dem
Gebiet der Slowakei nahezu zweitausend Jahre begleitet, ist seine
wissenschaftliche Erforschung noch am Anfang. Keramische Dacheindeckungen
(Dachziegel) finden sich häufig bei archäologischen Forschungen. Jüngste Funde
hingegen beweisen, dass man der historischen keramischen Dacheindeckung auch an
ihrem ursprünglichen Ort begegnen kann, auf Dächern und Dachgeschossen, wo sie
schon mehrere Jahrhunderte ihrer Entdeckung harrt. Paradoxerweise ist die
älteste, aus der Römerzeit (1. – 3. Jahrhundert u.Z.) stammende keramische
Dacheindeckung am besten bearbeitet und dokumentiert. Sie begleitet nahezu alle
archäologischen Lokalitäten römischer Provenienz auf unserem Gebiet: Lager und
Stationen an der Linie des Limes Romanus: Devín, Bratislava, Rusovce,
Stupava, Iža. Mit der hochentwickelten römischen Baukunst gelangte auch das
Herstellungsverfahren für keramische Dacheindeckungen auf unser Gebiet. Anhand
der Stempel kennen wir auch den Namen des Herstellers. Tegularius Gaius
Valerius Constans wirkte im nahen Carnuntum und seine Erzeugnisse wurden
auch auf den Gräberfeldern in Rusovce gefunden. Aus Gerulata stammt auch der
unikale Dachziegel, auf den der Ziegelmacher vor dem Brennen die schreitende
Figur eines bärtigen Mannes, der ein Kreuz trägt, skizziert hat. Die Darstellung
gilt als das älteste Zeugnis des christlichen Glaubens in der Slowakei und kann
in das 3. Jahrhundert u.Z. datiert werden.
Mit dem Weggang der Römer von unserem Gebiet
geriet auch die Kenntnis der Herstellung von keramischen Dachziegeln in
Vergessenheit. Germanen und Slawen, deren Baukunst auf einem ungleich
niedrigeren Niveau war, bedeckten ihre Behausungen mit dem zugänglichen
Naturmaterial – Schilf, Stroh, Schindeln, Rinde. Eine Ausnahme bilden nur die
Halbschalen (Nonnen), gefunden in Košice-Šebastovce in einer Siedlung aus dem 1.
– 2. Jahrhundert. Sie dienten als Tragkonstruktion des Rostes in Töpferöfen.
Keramische Dachziegel wurden erst in großmährischer Zeit bei Kirchenbauten
verwendet, als die Baumeister Reste von original römischen Dachziegeln, aber
auch Dachziegel verwendeten, mit deren Herstellung man damals begonnen hatte. In
der Form ahmten sie die römischen Vorbilder nach. An den ehemaligen römischen
Standorten überdauerten die Dachziegel und wurden sekundär auch in den folgenden
Jahrhunderten verwendet. Beweise dafür erbrachten die Forschungen in der
großmährischen Basilika auf dem Bratislavaer Burgberg.
Das Vorkommen von Keramikdächern im Mittelalter war territorial
begrenzt. Es war nur an die Südwest- und Südostslowakei gebunden. Die allgemein
akzeptierte Ansicht, dass die Technologien von den Klöstern verbreitet wurden,
würde auch der Fund von keramischem Dachdeckungsmaterial bei Forschungen um das
ehemalige Kloster in Krásna nad Hornádom, das hier im 11. – 16. Jahrhundert
gestanden hat, bestätigen. Der Autor der Forschung B. Polla nahm jedoch an, dass
die Mönche die Dachziegel nicht selber herstellten, sondern diese bei
spezialisierten Herstellern bestellten. Verhältnismäßig rasch tauchen gebrannte
Dachziegel im Stadtmilieu auf. Der älteste archäologische Beleg stammt aus
Bratislava aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vom Objekt in der Panská
ulica (Herrengasse) 19 – 21. Im Mittelalter erhielten ein Ziegeldach nur
bedeutende Bauten, Rathäuser, Archive, Zeughäuser oder wichtige
Fortifikationsbauten – Tore, Basteien, die brandsicher sein sollten. Man kann
sie aber auch auf den Häusern der reichsten Bürger annehmen.
In der Neuzeit verbreitete sich die
Ziegelproduktion überall dort, wo günstige Rohstoffressourcen vorhanden waren.
Die Öfen standen meist am Ortsrand in der Nähe einer geeigneten Lehmgrube und
Wasserquelle. Die Dachziegelherstellung knüpfte unmittelbar an die
Mauerziegelproduktion an. In Bratislava gab es im 18. Jahrhundert Ziegelöfen im
Rahmen des heutigen Tehelné pole (des Ziegelfeldes). Obwohl uns keine
schriftlichen Belege über die Produktion zur Verfügung stehen, wissen wir von
ihr dank der jüngsten Funde auf Dächern von Bratislavaer Häusern. Bei
Untersuchungen des Dachdeckungsmaterials des historischen Stadtkerns in den 90er
Jahren des 20. Jahrhunderts wurden gebrannte Dachziegel vom 17. bis 20.
Jahrhundert gefunden und identifiziert. Als die ältesten, von der Mitte des 17.
Jahrhunderts, kann man die stufenartig beendeten Dachziegel aus der Segner-Kurie
in der Michalská ulica (Michaeler Gasse) Nr. 7 anführen. Eine reiche
Informationsquelle war das Dach des Hauses in der Kostolná ulica (Kirchgasse)
Nr. 1, von wo der Fund von zwei unikalen signierten Dachziegeln stammt, auf die
vor dem Brennen mit einem dünnen Stichel die Monogramme DH
(wahrscheinlich die Initialen des Herstellers – Zieglers) und die Jahresangabe
1768 eingraviert wurden.