Jozef Karlík
Eine Daguerreotypie
von Jozef Miloslav Hurban
Im Jahre 2017
feiern wir den zweihundertsten Geburtstag einer bedeutenden Persönlichkeit der
slowakischen Nationalgeschichte, Jozef Miloslav Hurban (1817 – 1888). Mehr als
sonst werden wir seinen historischen Bildnissen begegnen, unter denen die
Daguerreotypie von J. M. Hurban aus dem Jahre 1849 zu den wertvollsten
zählt. Dieses Porträt, das mit Hilfe eines einzigartigen historischen Fotografie-Verfahrens
angefertigt wurde, besitzt scharf gezeichnete Details und bietet einen getreuen
Blick auf den 32-jährigen Hurban zur Zeit der Revolution 1848/1849.
Daguerreotypie
wurde bereits von den Zeitgenössischen wegen ihrer technischen
Unvollkommenheiten kritisiert – Verletzbarkeit, die sich vor allem auf die
mechanische Beschädigung der Oberfläche auswirkte, Lichtinstabilität und
Unfähigkeit, von einer daguerreotypischen Aufnahme mehrere Kopien zu machen.
Eine ernstere Schwäche von Daguerreotypie liegt jedoch darin, dass sie die
Realität seitenverkehrt abbildet, was aufgrund der physikalischen Gesetze der
Optik erklärt werden kann. Spätere Fotografie-Verfahren konnten das vertikal
gedrehte und horizontal verkehrte Bild bereits modifizieren, doch die daguerreotypische
Platte hat als Endprodukt diese Effekte erhalten und wurde weiter nur chemisch
bearbeitet, um die lichtempfindliche Schicht zu stabilisieren. Sie ermöglichte
keine Kopien, Reproduktionen oder Vergrößerungen zu machen und auch aus diesem
Grund weist die daguerreotypische Aufnahme eine derartig hohe Qualität auf.
Der erste Versuch
im Rahmen der Slowakei, eine Daguerreotypie mit Hilfe des Fotografie-Verfahrens
zu reproduzieren, registrieren wir im Jahre 1899. Damals ließ Svetozár Hurban
Vajanský zum Andenken an das 50. Jubiläum der slowakischen Delegation zum
Kaiser Franz Joseph I. eine Fotografie aus der Erinnerungsdaguerreotypie aus
dem Jahre 1849 herstellen. Auf dem reproduzierten Foto ist eine seitenverkehrte
Abbildung erhalten, zum Beispiel der verkehrte Sakkoverschluss bei den
Teilnehmern, der mit Hilfe der damaligen fotografischen Technik schon leicht zu
beseitigen wäre.
Bei dem
obenerwähnten daguerreotypischen Porträt von Jozef Miloslav Hurban aus dem
Jahre 1849 wurde diese Unvollkommenheit leider nicht behandelt. Die beiden
Daguerreotypien stammen vermutlich vom serbischen Litografen, Fotografen und
Maler Anastas Jovanovič (Jovanović), dem Autor von mehreren litografischen
Porträts von Ľudovít Štúr, aber auch Jozef Miloslav Hurban. An die
Daguerreotypie von Hurban knüpft zeitlich auch ein Ölgemälde vom serbischen
Maler Johann Böss (1822 – 1861) an. Es wurde vermutet, dass er dieses Gemälde
anhand der Litografie von Jovanovič aus dem Jahre 1849 mit Abbildung des
sitzenden J. M. Hurban gemalt hat, doch eher das Gegenteil ist wahr. Die große
Ähnlichkeit zwischen dem Ölgemälde und der obenerwähnten Daguerreotypie von
Hurban lässt sich nicht bestreiten. Bei einem Vergleich der beiden Porträts
sieht man jedoch auch deren deutliche Unterschiedlichkeit, vor allem das
seitenverkehrte daguerreotypische Porträt.
Die seitenverkehrte
Abbildung auf den daguerreotypischen Porträts von Hurban beeinflusste mehrere
seine Bildnisse und wurde unglücklicherweise auch in die zeitgenössische
bildende Kunst überliefert. Das runde Jubiläum von Jozef Miloslav Hurban sollte
eine passende Gelegenheit dazu sein, eine Korrektion des daguerreotypischen
Erbes auch in der Slowakei zu machen.
Gabriel Szeghy
Die Kieselbachs und
deren Familiensitz in Košice
Die Familie
Kieselbach kam nach Košice irgendwann im 19. Jahrhundert aus dem deutschen
Mecklenburg-Schwerin, genauer gesagt aus der Gemeinde Bürtzow. Carl Georg
Christoph Kieselbach (ca. 1829 – 1913), Sohn des Tischlers Johan Daniel
Kieselbach und seiner Frau Dorothea Bürg (Bührk), übernahm nicht das Gewerbe
seines Vaters, sondern wurde zum Maler und Anstreicher-Meister. Er beteiligte
sich auch an der malerischen Ausschmückung bedeutender Gebäude in Košice.
Im Jahre 1859
heiratete er Luisa Amalia Paterova (1837 – 1914) aus Levoča. Zusammen mit
anderen bedeutenden Damen aus den Košicer Familien Pocsatko, Szekerák, Pausz,
Münster, Moskovics u. a. veranstaltete und besuchte sie gerne verschiedene
Gartenfeste, Wohltätigkeitsfeiern, Bälle und Tombolen zur Unterstützung der
sog. Fröbel-Kindergärten – in gewissem Sinne neuer fortschrittlicher Anstalten.
Aus der Ehe wurden zwei Söhne geboren – Károly und Gyula, und zwei Töchter –
Ilona Luisa und Margit.
Die protestantische
Familie Kieselbach niederließ sich im Zentrum von Košice in einem alten
Bürgerhaus in der Zvonárska-Straße 3. Der Hof dieses Hauses befindet sich im
Bereich des ehemaligen Grabens der mittelalterlichen inneren Stadtbefestigung.
Die Nachbarhäuser – Haus Pocsatko und Haus Gerstner – waren damals im Besitz
bedeutender bürgerlicher Familien aus Košice.
Der älteste Sohn
Karl Kieselbachs war Gyula (1860 – 1915), ebenfalls ein Maler und
Anstreicher-Meister, der mit berühmten Bauunternehmern aus Košice
zusammenarbeitet hat. Er unterstützte verschiedene
Wohltätigkeitsveranstaltungen, stiftete Geld für ein Honvéd-Denkmal in Košice,
sowie für eine Ausstellung anlässlich der Übertragung der sterblichen Überreste
Rákóczis. Er war Mitglied der Handwerkskammer von Košice und der Freimaurerloge
Resurrexit. Im Jahre 1890 heiratete er Luisa Höhnel (Hönel) (1869 – 1919) aus
Linz. Sie hatten drei Söhne – Gyula Friedrich Karl d. J. (1891 – ?), Géza
Wilhelm Árpád und Vilmos Béla Eugen (1901 – ?). Géza Kieselbach (1893 – 1965)
wurde zum bedeutendsten Maler seiner Familie. Er legte sein Abitur am
Realgymnasium in Košice ab und in den Jahren 1911–1914 wirkte er als Maler. In
den Jahren 1913–1919 studierte er (mit einer Pause wegen des Kriegs) in München
beim Professor Heinrich von Zügel. Nach dem Studienabschluss kehrte er im Jahre
1919 nach Košice zurück. Die bildkünstlerische Ausbildung ergänzte er durch die
Studienreisen nach Italien, Schweden, in die Schweiz, nach Dänemark, in die USA
und nach Ungarn. Im Jahre 1924 ist er der Kazinczy-Gesellschaft (Kazinczy
Társaság) beigetreten, war Mitglied des Vorbereitungskomitees der Assoziation
der bildenden Künstler in Košice und der Union der bildenden Künstler Ungarns.
Im Allgemeinen zählt er zu den Repräsentanten des Luminismus und
Impressionismus oder zu Postmodernisten, wovon auch seine Gemälde in den
Galerien von Košice und Prešov zeugen.
Milan Thurzo – Pavol
Jančovič
Historische
Grenzzeichen und Pisani kamen auf Kačín in Bratislava
Kačín – ein Teil
des Bratislavaer Waldparks und ein beliebtes Ausflugsziel der Bratislavaer, lag
einst im Dreiländereck zwischen Bratislava (früher Pressburg, Pozsony), Lamač und
Záhorská Bystrica. Dies bezeugen nicht nur alte Karten, sondern auch erhaltene
historische Grenzzeichen – Steine, Bäume und Furchen.
Die Benennung Kačín
geht von den Namen dieses Ortes aus, die sich auf historischen Karten des
bedeutenden Bratislavaer Geometers Andreas Eric Frics aus den Jahren 1768 und
1769, sowie auf einer Karte von Antal Sendlein aus dem Jahre 1912 befinden. Auf
den beiden Karten von Frics ist Kačín mit dem altdeutschen Namen Enten Lacken
bezeichnet; auf der Karte aus dem Jahre 1769 ist diese Wasserfläche sogar
aufgezeichnet. Sendlein bezeichnet sie auf seiner Karte nur mit dem Wort
Entenlake, wobei diese Wasserfläche als eine der Quellen des Bachs Bystrička
(Malá Vydrica) diente.
Von größter
Bedeutung hinsichtlich der historischen Grenzen ist der Mittelteil von Kačín,
denn im 19. Jahrhundert lag hier das sog. Dreiländereck, auf Katasterkarten als
P. P. L. bezeichnet, in dem die Grenze des alten Pressburg (auf Katasterkarten Pozsony),
die Grenze von Záhorská Bystrica (Pozsony Besztercze) und die Grenze des
ursprünglichen Untertanendorfs und später der unabhängigen Gemeinde Lamač (Lamacs)
aufeinander getroffen haben. Von der Existenz dieses Punktes zeugen historische
Grenzzeichen, die im Gelände unweit voneinander erhalten sind – Torso eines
Grenzbaums, der erste Grenzstein an der Grenze zwischen Pressburg und Lamač und
eine hölzerne Grenzsäule. Das bemerkenswerteste historische Grenzzeichen auf
Kačín repräsentiert zweifellos der mehr als 300 Jahre alte Grenzbaum, den schon
Andreas Frics auf seinen Karten aus den Jahren 1768 und 1769 aufgezeichnet
hatte.
Nördlich der Flur
Za Kačínom gibt es eine Stelle, die schon auf Karten aus dem 18. und 19.
Jahrhundert als Pisani kamen bezeichnet wurde. Dort befindet sich heute noch
der älteste und größte Naturgrenzstein Bratislavas aus dem Jahre 1600, den auch
Andreas Frics auf seiner Karte aus dem Jahre 1768 als Geschriebenen Stein N. P.
1600 anführt. Auf dem Stein ist die Jahreszahl 1600 erhalten, die dort Kaiser
Rudolf II. einhauen ließ. Mit einem Erlass vom 1. September 1600 hat er diesen
Stein als feste Grenze bestimmt, womit er den Streit zwischen Bratislava und
Nikolaus Pálffy um die Grenzlinie beendet hat (in dem Streit ergriff er Partei
für die Stadt). In die Ostseite des Geschriebenen Steins hat man ein
stilisiertes Wappen Bratislavas eingehauen – Dreiturm mit teilweise
aufgezogenem Gittertor, und in die Westseite ein Wappen der Pálffys mit
Initialen N und P (Nikolaus Pálffy) an den Seiten.
Maroš Semančík
Architektur der
Elektrischen Tatrabahn
Die ständig
zunehmende Zahl von Besuchern der Hohen Tatra und die anwachsenden Siedlungen
brauchten am Ende des 19. Jahrhunderts eine schnellere, bequemere und preislich
zugängliche Verkehrsverbindung. Nach der Inbetriebnahme der Bahnstrecke
Košice-Bohumín (Kaschau-Oderberger Bahn) im Jahre 1872 erwarben im Jahre 1895
die Siedlung Tatranská Lomnica (Tatralomnitz) und ein Jahr später auch Štrbské
Pleso (Tschirmer See) die erste direkte Bahnverbindung. Am 20. Dezember 1907
erteilte der Herrscher die Konzession für den Bau der elektrischen Bahn aus
Poprad (Deutschendorf) nach Starý Smokovec (Altschmecks) und der Standseilbahn
aus Starý Smokovec hinauf auf Hrebienok der Budapester Gesellschaft Phőbus. Der öffentliche Verkehr
auf der Standseilbahn begann am 17. Dezember und auf der Strecke aus Poprad
nach Starý Smokovec am 20. Dezember 1908. Es war die allererste elektrische
Bahn zum öffentlichen Verkehr auf dem Gebiet der Slowakei. Parallel dazu wurde
der Aufbau der Bahnstrecke aus Štrbské Pleso nach Tatranská Lomnica
vorbereitet. Realisiert wurde sie durch die Budapester Firma Alföldi, Briefer
und Groszmann, die Bahnhöfe wurden von den Bauunternehmern Sándor Simonkay
(1877 – 1917) aus Levoča und János Urinyi (1880 – ?) aus Spišská Nová Ves
gebaut. Der Betrieb auf der Strecke Tatranská Polianka – Tatranská Lomnica
begann am 16. Dezember 1911. Am 3. August 1912 wurde auch die Strecke aus
Tatranská Polianka nach Štrbské Pleso in Betrieb genommen. Im Anschluss an die
Erbauung der Strecke Štrbské Pleso – Tatranská Lomnica entstand eine Serie von
Betriebsbauten für die Verkehrszwecke. Die Entwürfe der Abfertigungsgebäude der
Bahnhöfe und Warteüberdachungen an Haltepunkten, die von einem bisher
unidentifizierten Architekten ausgearbeitet wurden, verwerteten die funktionelle
Typologie der Bahngebäude im Einklang mit der typischen Fachwerkarchitektur der
Hohen Tatra. Im Bestreben nach einer konfliktlosen Verschmelzung mit dem
Kurortmilieu der Hohen Tatra erfüllten die primär zweckmäßigen Verkehrsbauten
auch die zeitgenössischen ästhetischen Kriterien der Architektur, die sich von
den späten Jugendstilwerken von Károly Kós und seiner Architektengruppe Die
Jungen (Fiatalok) inspirieren ließ. Je nach Bedarf wurden auf den Bahnstrecken
größere und repräsentativere Bauobjekte (Starý Smokovec, Hrebienok), kleinere
Abfertigungsgebäude (Tatranská Lomnica, Tatranská Polianka, Vyšné Hágy) oder
kleine Warteüberdachungen gebaut. Am repräsentativsten unter den Tatraer
Bahnhofgebäuden ist der Bahnhof in Starý Smokovec, der am 3. August 1912 in
Betrieb genommen wurde.
Die neue Transportweise erforderte auch die Erbauung der notwendigen
technischen Infrastruktur. Deswegen entschied sich die Tatra
Elektrische Nahverkehrsbahngesellschaft an der Stelle eines alten Bahnhofs das
Gebäude der Wagenremise zum „Einparken“ der Bahnwagen zu realisieren. Im
Zusammenhang mit Erbauung der verlängerten Strecke wurde im Jahre 1912 ein
neues Dampfkraftwerk in Poprad in Betrieb genommen, das den Wechselstrom in
eine Stromrichteranlage in Horný Smokovec geschickt hat. Hier umwandelte sich
der Wechselstrom in Gleichstrom, der zum Betrieb der elektrischen Bahn diente.
Die Stromrichteranlage repräsentiert ein Beispiel der zweckmäßigen Architektur
in der Hohen Tatra.
Vojtech Kárpáty
Košice der
Zwischenkriegszeit in gelegentlicher Phaleristik
Am Ende des Jahres
1918 wurde Košice zum Bestandteil der ersten Tschechoslowakischen Republik. Die
nachfolgenden zwei Jahrzehnte waren für diese Stadt eine Zeit der Verwandlung
in eine moderne regionale Metropole. Wirtschaft, Urbanistik sowie alle Gebiete
des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens waren im Aufschwung
begriffen. Gleichzeitig wurde Košice für zwanzig Jahre zu einem natürlichen
Organisierungszentrum der halbmilitärischen, wehrsportlichen, jugendlichen,
professionellen und konfessionellen Vereine, Verbände und Korporationen
(Legionäre, Schützenvereine, Sportverbände). Die wichtigsten Momente im
Gesellschafts- und Vereinsleben von Košice der Zwischenkriegszeit sind auf
gelegentlichen Erinnerungsabzeichen erhalten, die heutzutage lohnenswerte
Objekte der Sammleraktivitäten darstellen. Die Abzeichen wurden von mehreren
talentierten akademischen Bildhauern und Malern gestaltet, die außer
traditionellen Medaillen und Plaketten auch viele gelegentliche Mitglieder-,
Ehren- und Erinnerungsabzeichen entworfen haben.
Einer der politisch
sowie gesellschaftlich bedeutendsten Vereine waren die Legionäre, die Anfang
Juli 1925 eine Massenversammlung der lokalen Verbände der Tschechoslowakischen
Legionärgemeinde aus der Ostslowakei und Karpatenukraine veranstaltet haben.
Das Hauptmotiv des Erinnerungsabzeichens zu diesem Ereignis bildet die Figur
von einem tschechoslowakischen Legionär mit Helm und einer entrollten Fahne in
der rechten Hand. Von der Feier aus Anlass des 10. Gründungsjubiläums des 32.
Garde-Regiments zu Fuß, das als Bestandteil der tschechoslowakischen Legionen
in Italien im Jahre 1918 gegründet wurde, erhielt sich ein Erinnerungsabzeichen
aus Bronzeblech mit dem Motiv eines tschechoslowakischen Legionärs mit
charakteristischem Alpenhut (cappello alpino) mit einer Adlerfeder. Zehn Jahre
später, im Jahre 1938, wurde ein Erinnerungsabzeichen zum 20. Gründungsjubiläum
dieses Regiments ausgegeben mit dem Brustbild eines Legionärs, der ein Gewehr
mit aufgesetztem Bajonett hält.
Von der Feier aus
Anlass des 20. Jubiläums der legendären Schlacht bei Zborov, die an der Wende
zwischen Frühling und Sommer 1937 organisiert wurde, blieben ebenfalls zwei
phaleristische Erinnerungsstücke erhalten. Das erste ist ein massives Abzeichen
aus weißem Metall mit Tiefrelief der Figur eines uniformierten Mitglieds der
Nationalgarde mit Helm und einem Gewehr in der Hand. Das zweite, kleinere
Abzeichen ist aus Bronze hergestellt und hat die Form eines gotischen Schildes,
der auf stilisiertem Schwert mit gekreuzten Lindenzweigen gelegt ist. Ein
Andenken an die nachfolgende II. Manifestationsversammlung der Legionäre aus
der Ostslowakei und Karpatenukraine, die Ende Juni 1937 stattgefunden hat,
repräsentiert ein bronzenes Erinnerungsabzeichen mit abgebildeter Figur eines
tschechoslowakischen Legionärs in Winterausrüstung. Der Autor des Abzeichens
ist der Prager Medailleur Ivan Bojislav Pichl.
Die
Tschechoslowakische Schützengemeinde, deren erster lokaler Verband in der
Slowakei am 15. November 1924 in Košice gegründet wurde, manifestierte
regelmäßig die Entschlossenheit der Bevölkerung, ihre Heimat zu verteidigen.
Von der Schützenfeier im Jahre 1929 erhielt sich ein in dünnes Bronzeblech
geprägtes Erinnerungsabzeichen mit Abbildung eines uniformierten Mitglieds der
Schützengemeinde mit gerichtetem Gewehr. Bei einer Feier aus Anlass der ersten
Dekade der Existenz der Tschechoslowakischen Republik veranstaltete die
Sozialdemokratie eine Werbeaktion der Arbeitersportvereine, zu der ebenfalls ein
bronzenes Gelegenheitsabzeichen ausgegeben wurde. Das Hauptmotiv bildet eine
bis zur Taille entblößte männliche Figur mit der Vereinsfahne, die zum Dreiberg
schreitet.
Miroslav Čovan
Zu epigraphischen
Denkmälern im St.-Elisabeth-Dom in Košice
Die Bedeutung von
Košice (dt. Kaschau) in der Geschichte Ungarns ist am deutlichsten vielleicht
in der Architektur des St.-Elisabeth-Doms verkörpert. Die Kathedrale
repräsentiert die politische und gesellschaftlich-kulturelle Stellung der Stadt
und gleichzeitig stellt sie auch einen Raum dar, der mit Symbolik der
Inschriften und Bilder gefüllt ist. In der Vergangenheit widmeten sich den
epigraphischen Denkmälern im St.-Elisabeth-Dom vor allem die älteren
ungarischen Autoren. Ihre Forschung ist zweifellos bedeutend, insbesondere mit
Rücksicht auf Sepulkraldenkmäler. Viele andere haben sie jedoch gar nicht
bemerkt, wussten sich bei ihnen nicht zu helfen, oder sie waren zur Zeit der
Forschung noch nicht bekannt.
Zu solchen
Denkmälern gehört auch das älteste Artefakt im Dom – ein mittelalterliches
bronzenes Taufbecken vermutlich aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts. In
epigraphischer Hinsicht war das Taufbecken bisher ein Geheimnis und die
Inschrift war nicht entschlüsselt bzw. wurde falsch interpretiert. Der Autor des
Artikels konnte sie auf folgende Weise entschlüsseln: + IN . OLE . QVISQUE .
LOTVS . FIT . MVND(I) . CRIMINE . LOTVS . VITE ABOLES NOS. Übersetzung: Jeder,
der in diesem Gefäß gewaschen ist, ist von den Sünden der Welt gereinigt. Du
befreist uns von der Sünde.
Eine bisher
unentschlüsselte gemalte Inschrift von einem unterschiedlichen Umfang und
Inhalt befindet sich in der Kapelle St. Stephan. Für eine lange Zeit war sie
schwach sichtbar, aber vor kurzem hat man sie restauriert und gelesen.
Übersetzt wurde sie als eine Gruppe von Gedenkeintragungen, die sich an
bedeutende Ereignisse in Ungarn des ausgehenden 14. und der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts binden. Die Inschriften entstanden jedoch nicht zur Zeit der
obengenannten Ereignisse, doch erst nach dem Jahre 1439, beziehungsweise am
Anfang der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Das Fragment eines
Wandgemäldes im Siegmundsturm des Doms hat die Fachöffentlichkeit bisher
ebenfalls nicht beachtet. Von wichtigster Bedeutung für die Identifizierung des
Fragments war gerade die schwer lesbare Inschrift auf den Seiten des
abgebildeten Buchs. Offensichtlich handelt es sich um Mariä Verkündigung. Zum
Thema weiterer Forschungen sollte eine wenigstens grobe Datierung des ganzen
Denkmals werden. Eine selbständige Kategorie repräsentieren die
Graffiti-Inschriften im sog. Matthias- oder Südlichen Turm. Sie stammen
vorwiegend aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, eine der besterhaltenen stammt
jedoch noch aus dem Jahre 1571. Deren Autorschaft kann man „üblichen“ Sterblichen,
oft aber sehr bedeutenden Personen zuschreiben, wie dem Organisten aus Levoča
Samuel Marckfelner (1621 – 1674), dem Rektor der Schule in Šarišské Bohdanovce
Ján Bruchacius (Bruchacz), dem protestantischen Gelehrten aus Rožňava Samuel
Schröter, oder Ján Apponi, der um 1639 als Pfarrer in der Gemeinde Skrabské
gewirkt hat.
Martin Šugár
Porträt einer Dame
mit schwarzer Spitze – ein unbekanntes Werk von Dominik Skutecký
Die Werke von
Dominik Skutecký (1848 – 1921) zählen unter Kunstsammlern zu den meistgesuchten,
weswegen die Chance auf Entdeckung eines bisher unbekannten Werks sehr selten
ist. Der Autor des Artikels begutachtete als Gerichtssachverständiger ein
Ölgemälde mit den Ausmaßen von 50,5 x 39 cm – ein im Privatbesitz befindliches
Porträt einer Frau im Profil, auf dem sich die Signatur Skutezky D. 9…
befand. Die Begutachtung sollte bestätigen oder widerlegen, ob das Gemälde ein
Originalwerk von Dominik Skutecký darstellt.
Trotz mehrerer
evidenter Sekundäreingriffe – Retuschen und Übermalungen – hat eine
detaillierte Untersuchung der ursprünglichen Malschicht unter Anwendung der
optischen Mikroskopie und Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) die Palette von
Skutecký nachgewiesen. Mehrere Tatsachen zeugen auch davon, dass es sich um
einen Ausschnitt aus einem größeren Format handelt. Berechtigt ist die Frage,
ob die Signatur, die wir auf dem Gemälde sehen können, durch die Hand des
Meisters entstanden ist. Dominik Skutecký hat verschiedene Varianten seiner
Unterschrift benutzt, aber nach einem Vergleich der Komposition, Neigung und
Form der Buchstaben handelt es sich um eine beinahe identische Signatur wie
diejenige auf Skutecký’s Porträt seiner Ehefrau Cecilia Löwy, das in den
letzten Jahren des 19. Jahrhunderts gemalt wurde und heutzutage in der Sammlung
der Mittelslowakischen Galerie in Banská Bystrica aufbewahrt wird.
Der zweite Beweis
für die Autorschaft ist die hohe Qualität des Porträts. Es sieht so aus, als
hätte das Werk, nicht nur mit Rücksicht auf den Torso der Jahreszahl bei der
Unterschrift des Malers, frühestens in der Mitte der 1890er Jahre entstehen
können. Damals war Dominik Skutecký in Banská Bystrica niedergelassen und hatte
schon einige Porträts hinter sich. Außer Bildnissen seiner nächsten Verwandten
und Freunde arbeitete er an bedeutenden Porträtaufträgen in Wien, Venedig oder
Banská Bystrica. Das Porträt einer Dame mit schwarzer Spitze repräsentiert kein
Beispiel eines formalen oder repräsentativen Porträts im Auftrag. Das Porträt
ist durch Intimität mit einem erotischen Unterton charakterisiert, Hand in Hand
mit gewisser Heimlichkeit. In der Sammlung der Slowakischen Nationalgalerie in
Bratislava wird eine kolorierte Zeichnung aufbewahrt, die mit dem Monogramm F.
Sk. signiert und 1886 datiert ist. Es ist eine lebhafte Arbeit, deren physiognomische
Züge auch auf dem Porträt der Dame mit schwarzer Spitze zu sehen sind.
Porträtierte Dominik Skutecký diese unbekannte Frau vielleicht zweimal? Dies
wird noch zum Thema weiterer Forschungen.
Jana Švantnerová
Eugen Bárkány und
ein Werk, das nicht beendet werden konnte
Am 7. November 2016
erteilte man zum ersten Mal den Eugen Bárkány-Preis für bedeutende Aktivitäten
im Schutz des jüdischen Kulturerbes in der Slowakei. Der Preis wird von jetzt
an jedes Jahr von dem Zentralverband der jüdischen Religionsgemeinden erteilt
werden. Wer war dieser Mann, dessen Name den Schutz der Judenkultur in der
Slowakei verkörpert?
Eugen Bárkány wurde
am 28. August 1885 in der Gemeinde Šarišské Lúky bei Prešov geboren. Sein
Abitur legte er im Evangelischen Gymnasium zu Prešov ab und studierte weiter
Architektur an der Technischen Hochschule in Budapest, wo er im Jahre 1908
absolvierte. Nach Prešov kehrte er im Jahre 1911 zurück und zusammen mit seinem
Bruder Hugo (1893 Šarišské Lúky – 1944 Auschwitz, Polen) öffneten sie ein
Entwurfsbüro. Im Jahre 1914 baute er in der Francisciho-Straße 8 seine eigene
Villa im Jugendstil nach eigenem Entwurf.
Nach dem Ausbruch
des Ersten Weltkriegs ist er an die Front gegangen, wo er in russische
Gefangenschaft geriet. Nachdem der Krieg beendet wurde, ist er zweieinhalb
Monate durch Hongkong, Singapur, Kairo und Triest zurückgekehrt. Aus dem
Gefangenenlager in Sibirien erhielten sich viele seiner Zeichnungen, Skizzen
und Artikel. Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft niederließ er sich wieder
in seiner Villa und begann wieder als Projektant und Restaurator zu arbeiten.
In Prešov war Bárkány auch als Antiquitätensammler bekannt. Im Jahre 1928 wurde
er Direktor und gleichzeitig die führende Person im Jüdischen Museum von
Prešov.
Die Arbeit mit
Judaica führte Eugen Bárkány zum religiösen Leben, in den Jahren 1940 – 1942
war er sogar Vorsitzender der neologen Judengemeinde in Prešov. Im April 1942
sind Bárkány und seine Frau nach Budapest entflohen, wo sie dann den Krieg
unter falschen Namen überlebt haben. Die Rückkehr nach Prešov im Mai 1945 war
traurig. Die örtliche Judengemeinschaft, sowohl zahlenmäßig als auch spirituell
durch den Krieg dezimiert, äußerte kein Interesse, das Jüdische Museum weiter
zu betreiben. Seine Sammlung war also seit 1952 in Prag deponiert, und zwar in
dem damals einzigen existierenden jüdischen Museum auf dem Gebiet der
Tschechoslowakei.
Ein unausgewertetes
Kapitel des Lebens von Bárkány repräsentiert die ethnographische Forschung über
die slowakische Volksarchitektur für das Ethnographische Institut (heute
Institut für Ethnologie) der Slowakischen Akademie der Wissenschaften, die er
in den Jahren 1952 – 1956 durchgeführt hat. Bekannter ist sein Beitrag zur
Dokumentation der jüdischen unbeweglichen Denkmäler. Die Forschung realisierte
er zuerst als externer Mitarbeiter des Jüdischen Museums in Prag und später im
Auftrag des Direktors des Slowakischen Instituts für Denkmalpflege und
Naturschutz in Bratislava (heute Denkmalamt der Slowakischen Republik). Das
Verzeichnis, das er im Dezember 1965 abgegeben hat, enthält 121 dokumentierte
Judengemeinden.
In Bratislava
begann Bárkány die zweite Sammlung von Judaica aufzubauen und bemühte sich, in
der verlassenen neologen Synagoge auf dem Rybné-Platz das Jüdische Museum als
eine Zweigstelle des Staatlichen jüdischen Museums in Prag zu errichten. Das
Museum sollte auch ein Holocaustdenkmal umfassen, das in Bratislava damals noch
fehlte. Das Jüdische Museum sollte am 1. Januar 1966 eröffnet werden. Diese
Pläne konnte man jedoch nie vollziehen. Der Grund dafür war die Erbauung einer
neuen Donaubrücke, wegen der die Synagoge niedergerissen wurde. Eugen Bárkány
starb in Bratislava am 6. November 1967.
Miloš Dudáš
Die Holzsynagoge in
Veličná in der Region Orava
Außer Holzkirchen befanden
sich in der Slowakei auch einige Holzsynagogen, die das umfangreiche Spektrum
der Sakralbauten Mittel- und Osteuropas ergänzt haben. Alle sind inzwischen
bereits unwiederbringlich von der Zeit verschlungen worden. Sie haben nicht nur
dem natürlichen Alterungsprozess, Naturkatastrophen oder dramatischen
Kriegsereignissen nachgegeben, sondern auch der menschlichen Gleichgültigkeit
und religiösen Intoleranz. Über deren Existenz gibt es nur sehr wenige Beweise.
Die wenigen bisher
bekannten Synagogen befanden sich besonders in ländlichen Gebieten der
Nordostslowakei, vor allem dort, wo es genug von qualitätsvollen Nadelwäldern
gab. In der ehemaligen Kleinstadt und heutigen Gemeinde Brezovica nad Torysou
war es ein kleiner, mit Lehm verputzter Blockbau mit einfachem Satteldach. Sein
Entstehungsjahr ist nicht bekannt, wir wissen nur, dass er in der Mitte des 20.
Jahrhunderts unterging, wo er noch für eine kurze Zeit als Scheune gedient hat.
In der unweiten Gemeinde Čirč hat ein Bauer während des Zweiten Weltkriegs
angeblich eine beschädigte Blockbausynagoge gekauft und aus ihrem Material
anschließend ein Haus und die anliegenden Wirtschaftsgebäude gebaut. Ihre
Existenz, ähnlich wie in Pečovská Nová Ves, wo die hölzerne Synagoge aus dem
Jahre 1868 durch eine gemauerte ersetzt wurde, ist nur durch eine historische
Katasterkarte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts belegt. In Lipany bauten die
Juden an der Stelle der Holzsynagoge aus dem Jahre 1859 eine gemauerte Synagoge
am Ende der 1920er Jahre. Schon im Jahre 1810 stand die Holzsynagoge in Kurima,
von ihrem Schicksal wissen wir jedoch nichts. Ähnlich fragmentarisch ist auch
die Kenntnis von der Holzsynagoge aus der Mitte des 19. Jahrhunderts in
Hanušovce nad Topľou. Wir wissen aber nicht, wann sie untergegangen ist.
Ganz vereinzelt
konnte man die Holzsynagogen auch im städtischen Milieu finden. Der Grund dafür
war, dass Holz für die neuentstehenden Judengemeinschaften am Ende des 18. und
Anfang des 19. Jahrhunderts das zugänglichste und billigste Baumaterial
darstellte. Die gemauerte Synagoge in Liptovský Mikuláš ersetzte im Jahre 1846
eine kleinere Holzsynagoge aus dem Jahre 1731 und die gemauerte
Jugendstilsynagoge in Trenčín wurde im Jahre 1913 an der Stelle einer älteren
Holzsynagoge aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert gebaut.
In die ehemalige
kleine landesfürstliche Stadt Veličná (Welka Wes, Welicsna, Nagyfalu), die
einige Jahrhunderte lang auch den Sitz des Oravaer Stuhlbezirks dargestellt
hat, kamen die Juden im Zusammenhang mit dramatischen Ereignissen des
ausgehenden 17. Jahrhunderts. Bei einem tragischen Feuerbrand wurde die Stadt
zum Großteil vernichtet, einschließlich des Stadthauses und der Kirche St.
Michael, wo das Archiv des Stuhlbezirks sowie der Stadt aufbewahrt wurde. Dies
führte zu einer deutlichen Entvölkerung und einem großen wirtschaftlichen
Verfall. Die Alteingesessenen haben die ersten Juden, die nach Ungarn aus Mähren
gekommen sind, mit der Hoffnung aufgenommen, dass sie unter anderem auch die
verwüstete Wirtschaft der Stadt heben könnten. Die Juden aus Veličná widmeten
sich zuerst der Herstellung und dem Verkauf von Wachs und Kerzen, doch zu einer
bedeutenderen Unterhaltsquelle wurde für sie am Ende des 18. Jahrhunderts die
Vermietung von Brennerei, Brauerei, von der städtischen sowie herrschaftlichen
Kneipe und der Verkauf von Spirituosen.
Die selbständige
Judengemeinde entstand in Veličná an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert und
gehörte unter das Rabbinat in Dolný Kubín. Dieses Rabbinat war bekannt weit und
breit dank seiner Schule – Jeschiwa, die noch am Anfang des 20. Jahrhunderts
von vielen Studenten einschließlich der christlichen besucht wurde. Am 8. Oktober
1820 unterschrieben die Stadtvertreter mit der lokalen Judengemeinde einen
Kontrakt über den Verkauf eines älteren Holzhauses, das in eine Bethalle
verwandelt werden sollte. Ein Jahr später wurde eine Zusatzvereinbarung über
den Bau eines neuen hölzernen Gebethauses und rituellen Tauchbads
unterschrieben. Die Synagoge wurde mit Hilfe einer Blockbaukonstruktion von
unbekannten, vermutlich heimischen Zimmermeistern gebaut. Die Holzsynagoge
ergänzte mit ihrem einfachen architektonischen Ausdruck das traditionelle Bild
der Siedlung mit Marktplatz, dem sog. Ring.
Im ersten Drittel
des 20. Jahrhunderts hat die Zahl der aktiven gläubigen Juden in Veličná
allmählich abgenommen und für die lokale Judengemeinde war es immer schwerer,
die Holzsynagoge in einem guten technischen Zustand zu erhalten. Wegen der
beschränkten Zahl der Gläubigen wurden die Gebete in der Synagoge nur viermal
pro Jahr gehalten. Im Jahre 1932 oder 1933 wurde Veličná von Eugen Bárkány
(1885 – 1967) besucht, der derzeit nach liturgischen Gegenständen für das
neugegründete Jüdische Museum in Prešov gesucht hat. Er gewann hier für das
Museum fünf Torabehälter und zwei Parocheten.
Die Holzsynagoge
blieb während des Zweiten Weltkriegs leer und begann zu verfallen. Im Jahre
1942 verkaufte Veličná das Grundstück, auf dem sie stand an die örtliche
evangelische Kirchengemeinde. Sie plante dort ein neues Versammlungshaus zu
bauen, hat aber wegen der Kriegsereignisse mit dem Bau nicht begonnen. Nach dem
Krieg und Anstieg einer neuen politischen Macht war das nicht mehr möglich und
die Synagoge ist weiterhin verödet. Die verfallende Synagoge verkaufte man im
Jahre 1946 als Baumaterial, aber zum Glück ist gerade damals Eugen Bárkány nach
Veličná zurückgekehrt. Im Rahmen der Errichtung der Judaica-Sammlung für das
neue Jüdische Museum in Bratislava konnte er aus der Synagoge im letzten Moment
die übriggebliebenen liturgischen Textilien retten (heute im Sammlungsbestand
des Jüdischen Gemeindemuseums in Bratislava).
Juraj Hamar
Puppenspiel in
Tschechien und der Slowakei als Teil des immateriellen Kulturerbes der Menschheit
Die Organisation
der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur – UNESCO hat in
ihrer 32. Sitzung in Paris im Oktober 2003 das Grundsatzdokument Konvention zur
Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet. Unter diesem Begriff
sollte man die Praktiken, Repräsentationen, Äußerungen, Kenntnisse, Fähigkeiten
sowie Instrumente, Gegenstände, Artefakte und die damit verbundenen Kulturräume
verstehen, welche die Gemeinschaften, Gruppen und in einigen Fällen Individuen
als einen Teil von ihrem Kulturerbe betrachten. Dieses Erbe überliefern sie von
Generation zu Generation und bilden es ununterbrochen immer wieder heraus als
Reaktion auf die Umwelt, Interaktion mit der Natur und mit ihrer Geschichte,
wobei es ihnen das Gefühl der Identität und Kontinuität gewährt und damit den
Respekt zur kulturellen Vielfalt und menschlichen Schöpfungskraft unterstützt.
Das Hauptergebnis
der UNESCO-Konvention ist die Erstellung der Repräsentativen Liste des
immateriellen Kulturerbes der Menschheit, des Registers guter Praxisbeispiele
und der Liste des dringend erhaltungsbedürftigen immateriellen Kulturerbes. Im
Jahre 2010 entstand also die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes
der Slowakei. Das erste slowakische Element, das in die UNESCO-Repräsentative
Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen wurde war fujara
– die Langflöte und ihre Musik (2005). Im Jahre 2013 ist die Musik von Terchová
und im Jahre 2015 die Dudelsack-Kultur hinzugekommen. Die historisch erste
internationale Nominierung der Slowakischen und Tschechischen Republik
repräsentiert das Puppenspiel in Tschechien und der Slowakei, das in die
UNESCO-Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit am 1.
Dezember 2016 eingetragen wurde.
Das Puppenspiel in
Tschechien und der Slowakei repräsentiert ein traditionelles Kulturphänomen.
Diese Art von Theater verbindet dramatische, szenographische, musikalische und
Interpretationsfähigkeiten, die einen untrennbaren Teil der slowakischen und
tschechischen theatralischen, literarischen und kunsthandwerklichen Tradition
darstellen. Die ursprünglichen Träger dieses Elements waren die Familien
wandernder Puppenspieler. Dank dem Folklorisierungsprozess und den Bemühungen
um die Erfüllung der Ideale der nationalen Wiedergeburt gewann dieses Element
eine autonome Theaterform, die sich von dem Puppentheater anderer
Kulturgemeinschaften aus aller Welt deutlich unterscheidet.
Július Barczi
Museum der Familie
Andrássy in Betliar
Große (positive)
Veränderungen im Rahmen der Kulturinstitutionen in der Slowakei sind eher
vereinzelt und gewöhnlich binden sie sich an Personaländerungen, Änderungen in
leitenden Positionen oder ergiebige Finanzinjektionen seitens des Errichters.
Den Bedarf an Änderung des Denkens und Erhöhung der Arbeitsleistung im Fall des
SNM-Museums Betliar wurde auch durch höhere Gewalt geradezu vorausbestimmt – im
Jahre 2012 wurde die Burg Krásna Hôrka von einem verheerenden Brand ergriffen
und in den nächsten zwei Jahren hat eine Kalamität den Park des
Andrássy-Schlosses in Betliar betroffen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs
brachte außer dem ersehnten Frieden auch eine neue gesellschaftliche Situation,
in der die Adelsitze ihre Bedeutung verloren haben und nach einer neuen
Funktion nur mit großen Schwierigkeiten gesucht haben. Mit dem Zustand, in den
der neu formulierte slowakische Denkmalbestand hineingeraten ist, sind wir bis
jetzt noch nicht fertig geworden. Die meisten Schlösser, Landadelhäuser,
Stadtpalais oder Burgen wurden ausgeraubt und diejenigen, die man retten konnte
sind auf eine unkontrollierbare willkürliche Weise behandelt worden. Verschont
blieben nur drei Herrenhäuser: Betliar, Orlové und Hodkovce. Bis heute ist es
jedoch nur das Schloss der Familie Andrássy in Betliar, in dem beinahe die
ganze authentische Einrichtung erhalten blieb.
Das SNM-Museum
Betliar formulierte im Jahre 2014 aufs Neue seine Ziele und unternahm eine
Neubewertung seiner Beziehung zu den Sammlungsgegenständen und nicht zuletzt
auch zu den Besuchern. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen die Richtigkeit der
Entscheidungen des Museumsarbeitsteams: ein Restaurierungsatelier zu gründen,
die Reihen von Fachangestellten zu stärken, neue Depositorien aufzubauen und
die Bedingungen in den bereits existierenden zu verbessern, ein attraktiveres
Angebot der Ausstellungen zu erstellen, die Besucherdienste zu erweitern (was
einen deutlichen Zuwachs der Besucherzahl zur Folge hatte) usw., und neue
Dauerausstellungen zu entwerfen und aufzubauen. Gerade die Entstehung einer
neuen Dauerausstellung (bzw. eines Komplexes von Dauerausstellungen)
repräsentiert ein großes, wenn auch nicht das größte Ereignis im Leben des
Museums. Das, was die Besucher in Betliar heutzutage sehen können, ist ein
Ergebnis der Tätigkeit von den letzten drei Generationen der Familie Andrássy,
die in der Slowakei gelebt haben. Die erste von ihnen, durch Grafen Emanuel I.
(1821 – 1891) dargestellt, ließ das ältere Schloss in die heutige Gestalt für
repräsentative Zwecke erweitern. Schon im Jahre 1883 stand in Betliar also eine
Jagdresidenz mit großzügigen Räumen für die Ausstellung verschiedener
Sammlungen. Später, etwa im Jahre 1905, ließ Emanuels Sohn Géza I. (1856 –
1938) das Schloss modernisieren und erweiterte seine Funktionen um die Funktion
eines Familiensitzes, dank dessen hier prunkvolle Appartements für die
Familienmitglieder sowie für die Gäste entstanden sind. Die nächste Generation,
von Emanuel II. (1892 – 1953) geführt, hat in die Schlossinterieure und
-sammlungen am wenigsten eingegriffen, ergänzte aber seine Räume und Sammlungen
um viele Fotografien und Jagdtrophäen. Die Andrássys verließen die Slowakei im
Jahre 1944 und bereits im Jahre 1947, nach der Nationalisierung, war ihr
Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Die Definierung der
obenerwähnten drei Etappen in der neuzeitlichen Geschichte des Schlosses (und
seines Parks) war von wichtigster Bedeutung für die Erwägungen über die
Dauerausstellung, die vor allem das leben im Schloss präsentieren sollte. Außer
den Funktionen von einzelnen Teilen des Gebäudes und seinem Betrieb werden auch
die Sammlungen und die Galerie der Familienporträts präsentiert. Die
Besichtigung des Schlosses in Betliar vermittelt dem Besucher ein wichtiges
Zeugnis über die Kultur, schöne Künste und Geschichte durch die Schicksale von
Persönlichkeiten, auf die wir alle stolz sein können – Julius Andrássy, Peter
Kellner Hostinský, Géza Andrássy, Eleonora Andrássy-Kaunitz, Eleonora Voračická
von Paběnice, Antonín Dvořák, Erna Masarovičová, Ilona Andrássy, Elisabeth
Günther-Mayer und viele andere.