Peter Bednár – Peter Gábor – Stanislava Hlaváčová – Rastislav Rusnák – Michal Šimkovic – Miroslav Matejka
Die Košicer Burg
Die Stadt Košice (Kaschau) gehörte im Mittelalter sowie in der Neuzeit zu bedeutenden kulturellen und ökonomischen Zentren im Ostteil Ungarns. Dies verdankte sie nicht nur ihrer Lage auf einer wichtigen Handelsstraße, die das Ostseegebiet mit Siebenburgen verbunden hat, sondern auch der Nachbarschaft von ergiebigen Erzlagerstätten – dem Eperieser Gebirge und dem Slowakischen Erzgebirge. Die Tatsache, dass Košice im mittelalterlichen Ungarn eine bedeutende Stellung hatte, ist heute mehr oder weniger bekannt, doch die Košicer Burg ist im Allgemeinbewusstsein beinahe in völlige Vergessenheit geraten. In mittelalterlichen schriftlichen Quellen wird sie nicht erwähnt, und falls doch, dann höchstens indirekt. Bis heute wissen wir sehr wenig über ihre Entstehungszeit, ihre Position in der mittelalterlichen Siedlungsstruktur, aber auch darüber, ob sie tatsächlich eine Burg, oder nur ein erfolgloser Burgbau-Versuch gewesen ist.
Die Antworten auf diese Frage versuchten in der Vergangenheit mehrere Forscher zu finden (J. Polák im Jahre 1924, F. Pogranyi-Nagy in den 1930er Jahren). Die erste moderne Auswertung der Burgreste an der Fundstelle Hradová befindet sich in der Publikation von M. Slivka und A. Vallašek über die Burgen in der Ostslowakei – die Autoren nahmen an, dass es sich um einen unbeendeten Bau aus den Jahren 1303 bis 1307 handelte. Weitere Forschungen auf der Košicer Burg unternahm in den Jahren 1994 – 1997 das Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von P. Mačala, der auch die vergessenen Befestigungsreste auf der südwestlichen Seite untersucht hat. Die Forschungsergebnisse wurden leider noch nicht ausgewertet und es steht auch keine Dokumentation zur Verfügung. M. Plaček (2007) betrachtet den befestigten Sitz auf Hradová als Überrest einer großen, aber unfertigen Burg. Er knüpft an die Vermutungen von M. Slivka und A. Vallašek an, dass es sich um ein Bauwerk des Amadeus Aba aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts handeln könnte. Gleichzeitig lässt er aber zu, dass der befestigte Sitz auf Hradová auch ein unfertiges Refugium gegen die Tataren gewesen sein könnte.
In den Jahren 2011 und 2012 hat man im Zusammenhang mit der vorgesehenen Revitalisierung des Burgareals im Rahmen des Projektes „Košice – die Kulturhauptstadt Europas 2013“ eine umfangreiche archäologische und bauhistorische Forschung unternommen, an welcher das Archäologische Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Nitra, M. Šimkovic und M. Matejka zusammengearbeitet haben. Eine präzise Vermessung der Burg brachte sichtbare Befestigungsreste um eine Fläche von ungefähr 6,5 ha zum Vorschein. Die archäologische Ausgrabung hat gezeigt, dass die obere Terrasse bereits in der Spät- und Endbronzezeit genutzt wurde. Andere Belege menschlicher Aktivitäten hängen mit der mittelalterlichen Burg zusammen, deren Zentralgebäude durch einen Walzenturm mit einem Außendurchmesser von etwa 13 m und Innendurchmesser von ungefähr 6 m repräsentiert wurde. Ein Überrest von einem verödeten Gebäude liegt vermutlich in der Mitte des Gipfelkamms – es handelt sich um eine rechteckige Vertiefung mit den Ausmaßen von etwa 8 x 4 m.
Auf der nordöstlichen Seite des Burghügels ist der ausgedehnte Burghof von den Überresten einer massiven Wehrmauer umgeben. In ihren mittleren Teil wurde ein Dreieckturm mit einer äußeren Schenkellänge von etwa 19 m und inneren Schenkellänge von 8 m eingebaut. Östlich des Turms sind die Befestigungsreste in einer Länge von ungefähr 100 m erhalten. Diese Linie gliedert sich in kleinere Abschnitte, die durch 2 Lücken voneinander getrennt sind. In diesen Lücken hat man Probeschnitte im Mauerwerk angelegt. Ein weiterer erhaltener Abschnitt der Befestigung, der den ursprünglichen Ausmaß der Burg andeutet, beginnt unter dem südöstlichen Rand des Gipfelkamms, an der unteren Terrassenkante. An dieser Stelle wurde die Wehrmauer ebenfalls nicht fertiggebaut.
Neben der archäologischen Ausgrabung wurde im Jahre 2012 auch eine großangelegte Rettungsgrabung im Innenareal der Burg durchgeführt und auf der oberen Terrasse verlief außerdem noch geophysikalische Untersuchung. Auf der oberen sowie unteren Terrasse fand man nur eine minimale Zahl der mittelalterlichen Funde. Daraus lässt sich schließen, dass das Leben in der Burg nicht intensiv war und nur eine kurze Zeit gedauert hat. Hradová ist viel mehr in der Neuzeit genutzt worden. Der Gipfel von Hradová – ob die Überreste mittelalterlicher Bauten, oder der zutage tretende Felsen – wurde als Steinquelle genutzt. Auf Belege intensiver Bergbautätigkeit stoßen wir an mehreren Stellen nicht nur in dem befestigten Areal, sondern auch nördlich und westlich der Burg.
Die Burg entspricht mit ihren Ausmaßen den königlichen Burgen, die vor der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet wurden (Nitraer Burg, Bratislavaer Burg, Zvolen – Pustý hrad, Zniev, Zipser Burg). In Košice könnte es sich um eine neugegründete Burg gehandelt haben, welche die politische und wirtschaftliche Verwaltung des ökonomisch vielversprechenden Gebietes im Südostteil des Slowakischen Erzgebirges übernehmen sollte. Es ist sehr gut möglich, dass die Burg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den Tatareneinbrüchen erbaut wurde. Kurz danach könnte aber die Stadt gegründet worden sein, die als ein neuer Typ der Siedlung bessere ökonomische Möglichkeiten angeboten hat. Und dies war dann vermutlich der Grund, warum die ausgedehnte Burg oberhalb der Stadt nicht fertiggebaut wurde.
Alena Hrabinská
Spuren mittelalterlicher Steinmetze im Dom der Hl. Elisabeth
Der Dom der Hl. Elisabeth ist mehrmals von Architekten, Künstlern, Kunsthistorikern, Restauratoren und anderen Fachleuten untersucht worden. Die Untersuchung der mittelalterlichen architektonisch-bildhauerischen Ausschmückung der Košicer Kirche wurde in der Regel durch Vergleiche oder Analogien aus dem europäischen Kathedralenbau ergänzt. Bei Vorbereitung der Dokumentation zur Restaurierung des Exterieurs des südlichen Turms hat das mittelalterliche Mauerwerk jedoch einige noch unbekannte Fragmente freigegeben, die von den Steinmetzen während der Erbauung der Kirche im 15. Jahrhundert erschaffen wurden. Die Kirche, inmitten des linsenförmigen Platzes von mittelalterlichem Košice an einer Kreuzung der Hauptstraßen situiert, präsentiert sich bis heute (trotz deutlicher Regotisierung in den Jahren 1877 – 1895) durch einen authentischen gotischen Grundriss, der für die westeuropäische Kathedralenarchitektur charakteristisch ist. Mehrere Fachstudien befassten sich vor allem mit der Lage der beiden Türme der westlichen Fassade. Der südliche, sog. Matthiasturm, der untersucht wird, bildet die massive Südwestecke der Kirche. Seine Erbauung wurde anfangs des 15. Jahrhunderts in der Ebene des Krongesimses der Seitenschiffe unterbrochen und der Turm blieb einige Jahrzehnte lang unfertig. Der südliche Turm besteht zum Großteil aus einer glatten Steinmauer aus regelmäßigen Quaderreihen. Der Baukörper des Turms verjüngt sich nach oben hin und das Umfassungsmauerwerk wird immer dünner. Der Grundriss des Turms ist im oberen Teil oktogonal.
Von interessanten Momenten der Erbauung des südlichen Turms zeugen seine Steinelemente: eine hervortretende Steinrinne im Dachgeschoss der südlichen Seitenschiffe, die heute keinen Zweck mehr hat. Anfangs des 15. Jahrhunderts, als die Bauarbeiten zeitweilig unterbrochen waren, wurde der Turm höchstwahrscheinlich mit einer provisorischen Terrasse überdacht, von der Regenwasser abgeführt sein musste. Als man dann im Jahre 1462 nach der Erbauung der Schiffe und des Presbyteriums den unterbrochenen Bau des südlichen Turms fortgesetzt hat, wurde die Rinne als ein funktionsloses, aber nicht störendes Element an ihrer Stelle belassen. In den Jahren 1880 – 1896, als man die hohen Pultdächer durch niedrigere ersetzt hat, wurde der Dachstuhl auf die neugemauerten Bogen des Hauptschiffs gestützt und die Rinne blieb, als einer der wenigen Zeugen der Arbeit mittelalterlicher Baumeister, vom Dach überdeckt.
Die Ostwand des südlichen Turms enthält auch andere interessante Details. An dem glatten Quadermauerwerk, einige Jahrhunderte lang durch die Dächer geschützt und erst am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt, haben sich zahlreiche Steinmetzzeichen erhalten. Bei deren Untersuchung und Dokumentation fand man an der Oberfläche der Mauersteine auch kaum feststellbare Einkerbungen, lange vertikale und horizontale Parallellinien, Kreise, ihre Überschneidungen und hervorgehobene Systeme von Punkten, wobei die Einkerbungen über mehrere Steine bzw. Steinreihen verlaufen. Nach ihrer gründlichen Untersuchung wird offensichtlich, dass es sich um Konstruktionsschemen handelt, die während der Erbauung der Kirche auf einer Fläche von ungefähr 7 x 5 m entstanden sind. Es ist eine einmalig erhaltene Reißfläche, zu der wir bei uns bisher keine Analogien kennen. Die Existenz von Steingravuren mittelalterlicher Steinmetze ist durch einige Beispiele aus Deutschland, Frankreich und England belegt, wo sie tracings (Steinmetzskizzen) genannt werden.
Der Inhalt der eingravierten Linien deutet an, dass es sich um Konstruktionszeichnung handelt, die in ihrem ganzen Umfang nicht beendet ist, oder nur fragmentarisch erhalten blieb. Aus diesem Grund ist es vorerst nicht möglich, eindeutig zu bestimmen, welche Konstruktion sie darstellt – vielleicht die verbundene Spindeltreppe, die jedoch zum Objekt weiterer Forschung wird.
Alena Hrabinská
Renovierung des Dominikanerklosters in Košice
Das Dominikanerkloster in der Mäsiarska-Straße 6 bildet ein gemeinsames Areal mit der Kirche Mariä Himmelfahrt, dem Kino und dem anliegenden Garten mit wirtschaftlichen Gebäuden. Es befindet sich in einem Denkmalgebiet und ist im Zentralregister der Denkmäler der Slowakischen Republik eingetragen. Im Urbanismus der Stadt handelt es sich um eine der ältesten Strukturen, die in der Nähe der westlichen Linie der mittelalterlichen Fortifikation von Košice gegründet wurde. Ordo praedicatorum – der Orden der Prediger-Brüder – wurde im Laufe dreier Jahrhunderte auch deswegen zu einem wichtigen Element im Leben der Stadt, weil er großes Eigentum besaß. Das Schicksal zwang die Dominikaner, die Stadt zweimal zu verlassen, doch sie sind jedes Mal zurückgekehrt und haben ihre Tätigkeit fortgesetzt. Das Kloster, in ihrer Abwesenheit zu verschiedenen Zwecken adaptiert, wurde schwer beschädigt und deswegen haben die Dominikaner nach einer präzisen Projektarbeit im Jahre 2006 mit einer kompletten Renovierung des Klosters begonnen.
Die Kirche und das Kloster sind baulich und funktionell miteinander verbunden. Das Kloster schließt sich mit seiner südwestlichen Ecke an das polygonale Presbyterium der Kirche an. Die Straßenfassade des Klosters ist im Vergleich zu der übrigen Reihenbebauung ungefähr um 4 m zurückgesetzt. Vor der südlichen Fassade der Kirche und des Klosters, die zum Dominikánske-Platz orientiert ist, hat sich die Nivellette seit dem Mittelalter ungefähr um 2 bis 2,5 m erhöht. Dies belegt auch ein Befund auf der südlichen Fassade der Kirche, wo man während einer archäologischen Rettungsgrabung vor der Modernisierung des Platzpflasters ein bis dahin unbekanntes ursprüngliches Eingangsportal in die Kirche entdeckte. Die nördliche und östliche Grenze des Dominikanerareals stimmt in groben Zügen mit dem heutigen Zustand überein. Interessant dabei ist, dass die gegenseitigen Proportionen der mittelalterlichen Parzellen und des Dominikánske-Platzes bis heute erhalten blieben.
Die Gebäude des Klosters und der Kirche, die ursprünglich den Hl. Jakob und Philip geweiht war, wurden vermutlich vor dem Jahre 1290 gebaut. Die erste urkundliche Erwähnung über das Kloster stammt aus dem Jahre 1303. Im Jahre 1556, als vier Fünftel der Stadt durch Brand verwüstet wurden, waren die Dominikaner gezwungen, ihren Areal zu verlassen, doch vor dem Wegzug haben sie noch mit der Stadt ein schriftliches Abkommen über die Teilzeitnutzung getroffen. Nachdem die Dominikaner im Jahre 1700 zurückgekehrt sind, haben sie die Kirche renoviert und das Patrozinium zu Ehren der Mariä Himmelfahrt geändert. Im Jahre 1754 haben die Ordensbrüder mit dem Bau eines neuen Klosters weitergemacht, der dann 1767 abgeschlossen war. Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde der Westteil des Hofflügels fertiggebaut. Das Kloster wurde während des Zweiten Weltkriegs nicht sehr deutlich beschädigt. Nach dem erzwungenen Weggang der Dominikaner im Jahre 1950 siedelten in der Bauanlage verschiedene Institutionen und die innere Raumaufteilung der Gebäude wurde geändert. Die Dominikaner sind in ihr Areal im Jahre 1990 zurückgekehrt und vor 7 Jahren begannen sie mit der Renovierung des ganzen Gebäudekomplexes. Im September 2011 am Tag des offenen Denkmals wurden der Öffentlichkeit Teile des Interieurs zugänglich gemacht, wo sich die restaurierten Funde frühbarocker Ausschmückung befinden, und außerdem auch die Überreste mittelalterlicher Konstruktionen im Souterrain des Klosters und in der Treppe an dem Kirchenmauerwerk.
Rastislav Rusnák
Die frührenaissancezeitlichen Kachelformen aus Košice
Die Hausparzelle 542 auf dem Dominikánske-Platz 11 befindet sich im Westteil des historischen Stadtkerns von Košice. Sie besteht aus einem Bürgerhaus in der Reihenbebauung, mit der Frontseite zum Platz orientiert, und einem kleinen Hof im Hinterteil. Der Hauskern ist mittelalterlich, später wurde das Haus aber mehrmals baulich geändert. Der Hof war bis vor kurzem zum Großteil mit dem Südflügel verbaut, der jedoch abgerissen wurde. Die Untersuchungen im Hofteil der Parzelle knüpften an eine teilweise archäologische Ausgrabung im Souterrain des Hauses aus dem Jahre 2009 an, wobei die beiden Aktionen von dem Archäologischen Institut der Slowakischen Akademie der Wissenschaften realisiert wurden. Die in zwei Grabungsschnitten erfassten Befunde belegen die Entwicklung vom 13.-14. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Objekt 3/11 repräsentierte den Überrest eines vermutlichen Brotofens. Während der Ausgrabung konnte man den meisten Teil des Baukörpers freilegen, der vor allem aus den sogenannten Pflasterziegeln spätgotischer bis frührenaissancezeitlicher Herkunft bestand.
Der Gegenstand des Interesses von diesem Beitrag repräsentieren jedoch die Funde aus unmittelbarer Verfüllung des Ofens. Es handelt sich um einen interessanten Verband von spätgotischer bis frührenaissancezeitlichen Keramik. Dieser hängt höchstwahrscheinlich nicht mit der Existenz des Ofens zusammen, sondern eher mit Änderungen der Parzelle, wo der Ofen nach seinem Funktionsabbruch mit älterem Abfall, wohl von irgendeiner Herstellungstätigkeit, die auf der Parzelle vermutlich stattgefunden hat, überdeckt wurde. Außer Fragmenten der Küchen- und Tafelkeramik, vor allem der Töpfe und Topfschüsseln, entdeckte man hier auch leider nur einige wenige Kachelfragmente, doch vor allem Fragmente von Tonformen zur Herstellung von Kacheln und eine große Form, vermutlich Negativ einer Reliefplatte. Der Verband umfasste auch mehrere bemerkenswerte Baukeramikfunde. Von den Fragmenten der Kachelformen konnte man sieben bis acht Exemplare verschiedener Figuralmotive mit religiösen sowie weltlichen Motiven aussondern. Dazu kann man auch eine vollständige Kachelform zureihen, die noch im Jahre 2009 gewonnen wurde. Zur Zeit können wir nur drei religiöse Motive zuverlässig identifizieren, bei den übrigen erhaltenen Fragmenten der Kachelformen ist die Situation weniger klar. Aus dem Fundverband ragt der bemerkenswerte Fund einer Form mit einer Inschrift in gotischer Minuskel heraus, die man bisher nicht entziffern konnte.
Die Fundskala verweist darauf, dass in dem Objekt aus dem Dominikánske-Platz 11 eine auf Kacheln, Baukeramik und andere Erzeugnisse der Kunsttöpferei spezialisierte Töpferwerkstatt tätig sein konnte. Sie hat auch mehrere Kachelprodukte aus der Ostslowakei oder aus Nordostungarn mit Košice als damaligem Kunstzentrum einer breiteren Region in Zusammenhang gebracht.
Uršula Ambrušová
Das Schnittmusterbuch der Košicer Schneiderzunft aus dem Jahre 1760
Der Sammlungsbestand mit Bezug zu Zünften im Ostslowakischen Museum in Košice umfasst 1 021 Erfassungseinheiten, d. h. 4 006 Einzelstücke. Zu den charakteristischen schriftlichen Dokumenten zählen Taufscheine der Lehrlinge, Herkunftsbescheinigungen, Zeugnisse, Lehrbriefe, Wanderbücher, Buchhaltungsdokumente, Zunftbücher der Gesellen und Meister, Testamente u. a. Die Autorin des Artikels beschreibt ein in der Slowakei vereinzeltes Sammlungsstück – das Buch der Vorschriften und Musterentwurfe zur Herstellung der Meisterstücke für die Košicer Schneiderzunft aus dem Jahre 1760. Die Schneider von Košice haben ihre erste Zunft im Jahre 1457 gegründet. Sie nähten Kleider für alle Klassen der Bevölkerung von der Aristokratie bis zu den Besitzlosen, für Frauen ebenso wie für Männer, Priester sowie Nonnen. Gearbeitet haben sie mit verschiedenen Stoffarten, von feinem Tuch über Brokate und Seiden bis zur Grobleinwand. Nach der Arbeitsweise und den Kunden, für die sie gearbeitet haben, teilten sie sich in ungarische und deutsche Schneider. Die feinen, oder auch deutschen Schneider haben gewöhnliche Männerkleider genäht und die sogenannten groben oder ungarischen Schneider dann die Kleider unter dem Einfluss der ungarischen Mode. Im 18. und 19. Jahrhundert haben sich auch slowakische Schneider durchgesetzt, die herkömmliche Alltagskleider für das gemeine Volk genäht haben. Die Schneiderzünfte zählen zu denjenigen, in denen die meisten Meister gearbeitet haben und ihre Zahl hat mit der Zeit zugenommen.
Jeder Geselle, der zum Meister in dieser Zunft werden wollte, musste auf Wanderschaft gehen und danach sein Meisterstück unter strenger Aufsicht der zuständigen Meister herstellen. Das Buch der Vorschriften (Schnittmuster) hat die Ausmaße von 18,7 x 22,2 cm und ist in ungarischer Sprache mit brauner Tinte auf handgeschöpftem Papier geschrieben. Das Buch hat 12 nummerierte Seiten, der Bucheinband ist aus hartem braunem Papier in Kombination mit braunem Schweinsleder ohne Verzierung hergestellt. Die Eintragungen sind von 1695 bis 1760 gemacht worden. Auf dem Einleitungsblatt befindet sich die sogenannte Benennung: Magyar Materia vagy Remek Melly irattattott Kassán. Anno 1760 Die 16 July. Der Text auf der ersten Seite informiert über die Vertreter der Zunft mit ihren Funktionen in den Jahren 1630, 1695 und 1760. Dann folgt schon das eigentliche aus 18 Schnittmustern bestehende Meisterstück, wobei auf jeder Seite nur ein Kleiderstück abgebildet ist und die Seite 12 leer steht. Bei jedem Schnittmuster ist die notwendige Menge und Art von Stoff angeführt. Der künftige Schneidermeister sollte innerhalb von 2 Wochen wenigstens 3 Exemplare der vorgeschriebenen Kleiderstücke herstellen, z. B. ein Bauernkleid oder Priestergewand, gerafftes Priestergewand, einen Arztkittel, oder auch eine Kutschen- oder Pferdedecke. Den Meistergrad zu errungen war nicht leicht und es war ebenfalls finanziell aufwendig, da der Bewerber die Prüfung aus eigenen Mitteln finanzieren musste.
Nach der Bewältigung aller Prozeduren der Meisterprüfung wurde der Geselle zum Meister. Der neue Meister musste innerhalb von einem Jahr für die ganze Zunft ein sogenanntes Meistermahl veranstalten, das sich nach festen Regeln richtete. Im Sammlungsbestand des Ostslowakischen Museums in Košice erhielt sich auch die Liste von einem solchen Meistermahl aus dem 18. Februar 1692.
Richard Papáč
Merkantildrucke aus dem Ostslowakischen Museum
In dem Artikel behandelt der Autor die in den Museumssammlungen erhaltenen Merkantildrucke aus den Jahren 1848 – 1918 mit Bezug zu den Unternehmern, die in Košice gewirkt haben. Zu den Merkantildrucken zählen Rechnungen, Quittungen, Briefe und verschiedene Typen von Geschäftsvordrucken, die von Händlern, bzw. Gewerbetreibenden oder Industriebetrieben benutzt wurden. Künstlerisch ausgeführte Briefköpfe auf Quittungen, Korrespondenz, Prospekten, Preis- und Warenlisten boten den Firmen die Möglichkeit visueller Kommunikation, die als Werbung gedient hat. Außer der Präsentation der Firmenidentität des Unternehmers trugen sie auch allgemein zu der Unternehmenskultur bei. Der Aufschwung der Firmendokumente und ihrer ornamentalen Verzierung trat im 19. Jahrhundert ein, als sich die graphische Gestaltung der Vordrucke ausbreitete. Die Köpfe auf Quittungen informierten nicht nur über die angebotene Ware, den Firmennamen, die Handelsstelle, Warenpreise und die aktuellen Aktionsangebote, sondern auch über andere Aktivitäten des Händlers. In Košice wurde die Quittung für einen Einkauf (einmaligen oder wiederholten) in ungarischer oder deutscher Sprache ausgestellt, manchmal in beiden und ab und zu auch auf Hebräisch. Die Merkantildrucke enthielten am meisten den Namen der Firma, ihre Tätigkeit und Spezialisierung, Ausmaß der Dienste und das Sortiment, manchmal auch eine nähere Beschreibung der angebotenen Ware oder der Dienste und angeführt wird, obwohl nicht immer, auch die Adresse der Firma. Im Sammlungsbestand der historischen Drucke im Ostslowakischen Museum befinden sich 619 Exemplare dieser Merkantildrucke aus den Jahren 1848 – 1918 von 254 Firmen, Händlern, Gewerbetreibenden, Industriebetrieben und Aktiengesellschaften, die zur betreffenden Zeit in Košice tätig waren. Sie geben ein Bild von regem wirtschaftlichem Leben und kartieren die Stadtviertel mit den meisten Unternehmern und ihre verschiedenartige Klientel. Interessant sind ebenfalls die Informationen über die Drucker und Herausgeber der Merkantildrucke sowie die zeitgenössischen Drucktechniken. Sie repräsentieren wichtige Quellen zum Studium der wirtschaftlichen Geschichte der Stadt zur gegebenen Zeit und der Geschichte einzelner Firmen.
Zuzana Labudová
Der Sammelband der Bellaagh-Zeichnungsschule zu Košice
Das Ostslowakische Museum in Košice verwaltet in seinem kunsthistorischen Sammlungsbestand eine einzigartige Kollektion von Zeichnungen der sogenannten Bellaagh-Zeichnungsschule zu Košice – eine wichtige Quelle zur Erkennung der architektonischen und kunstgewerblichen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Die Tätigkeit der Königlichen National Zeichnungsschule zu Kaschau dokumentiert ein Sammelband der Arbeiten ihrer Schüler, die der Stadtarchitekt Jozef Bellaagh, Lehrer an der Schule von 1804 bis 1860, während seines Lebens angesammelt hat. Zeichnungen, Gemälde, kunstgewerbliche Entwurfe, aber vor allem architektonische Projekte sind in ein massives Buch mit 142 eingebundenen und 10 freien Blättern eingebunden. Die Blätter des Sammelbandes sind chronologisch angeordnet und repräsentieren damit eine äußerst interessante Übersicht über die Entwicklung des Denkens und der Inspirationen der künftigen Baumeister, Architekten, Poliere, Maurermeister und Kunsthandwerker. Die meisten Zeichnungen stellen aus verschiedenen Quellen umgezeichnete architektonische Projekte dar, aber es gibt hier auch zahlreiche andere kunstgewerbliche Entwurfe, z. B. von Schmuck, architektonischen Metallgliedern oder liturgischen Gegenständen sowie Entwurfe von Pferdegeschirr oder Kutschen. Das Buch enthält auch Zeichnungen, die wir heutzutage als Interieurdesign bezeichnen würden, und zwar deswegen, weil die Schule nicht nur Baumeister, sondern auch künftige Handwerker von verschiedenen Spezialisierungen erzogen hat. Danach war vermutlich auch die Aufwendigkeit einzelner Zeichnungsaufgaben gestaffelt, die von ungleicher Qualität sind.
Architektonische Entwurfe sind durch die Zeichnungen von Kirchen, öffentlichen Gebäuden, bürgerlicher Architektur oder Palais vertreten. Sie weisen in der Regel das höchste Bearbeitungsniveau auf, oft enthalten sie Schnittzeichnungen, Grundrisse sowie Seitenansichten der Gebäude und aus technischer Sicht handelt es sich um detailliert durchgearbeitete kolorierte und schattierte Tuschzeichnungen. Es gibt hier auch bildhauerische Werke für die Architektur und andere architektonische Zierelemente. Eine selbständige Gruppe bilden die Entwurfe von technischen Bauten – z. B. von einer Mühle oder deren technischer Einrichtung. Der Sammelband widerspiegelt die Entwicklung des architektonischen Denkens, die Wahrnehmung des Stils, vor allem des vorherrschenden Klassizismus und seiner Veränderungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er zeigt ebenfalls wie hoch die Infomiertheit über das aktuelle Geschehen in europäischer Architektur war. Bemerkenswert sind z. B. die Entwurfe zur Barockisierung des gotischen Doms der Hl. Elisabeth oder Neugotisierung seines Interieurs. Unter den Schülern dieser Schule waren neben anderen auch die späteren bedeutenden Architekten Michal Répászky und Jozef Fischer, aber auch Karol Gerster, der sich an der Restaurierung des Košicer Doms beteiligt hat. Die Forschungen zur Architektur von Košice des 19. Jahrhunderts, ob zu den Bauten selbst, oder zu anderen authentischen Quellen, werden uns allem Anschein nach noch viele überraschende Erkenntnisse bringen.
Adriana Priatková
Tschechische Architekten der Zwischenkriegszeit in Košice
Zwischen den Jahren 1918 und 1938 wurden in der Slowakei bemerkenswerte architektonische Werke geschaffen. Günstige gesellschaftliche Verhältnisse in der Gründungszeit der souveränen Tschechoslowakei, der Zufluss von progressiven Ideen und Meinungen der Absolventen europäischer Architekturschulen, verschiedene regionale Kulturströmungen und vor allem die Werke tschechischer Architekten in der Slowakei repräsentierten die grundsätzlichen Faktoren, die die Entstehung der modernen Architektur beeinflusst haben.
Als die zweitgrößte Stadt der Slowakei erlebte Košice nach dem Jahre 1918 eine ziemlich rasche Entwicklung und wurde zu einem wichtigen Wirtschafts-, Handels-, Schul- und Kulturzentrum des neuen Staates. Der Anstieg der Einwohnerzahl war mit einem großen Bauboom und der anschließenden deutlichen territorialen Ausbreitung von Košice verbunden. Im Jahre 1921 hatte Košice 52 898 Einwohner, bis 1938 ist die Einwohnerzahl auf 80 000 gestiegen. Im Jahre 1924 wurde Košice an Europa und die übrige Welt durch eine verlängerte Fluglinie von Prag über Bratislava angekoppelt. Einen starken Einfluss auf die Industrieentwicklung hatte eine längere Zeit schon die Erbauung der Eisenbahn ausgeübt. Neue Wohnviertel sind entstanden, ins Stadtzentrum ist moderne Architektur eingedrungen. Gebaut wurden neue erforderliche Amtsgebäude, die fehlende Stadtausstattung, neue Staatsschulen, Kirchen, Synagogen, Hotels, Restaurants, Kaufhäuser, Kinos, Sportplätze, Schwimmbäder, Wohnungen für neue Staatsangestellte u. a. Die Autorin des Artikels widmet sich ausführlich den tschechischen und mährischen Architekten der Zwischenkriegszeit, die in Košice tätig waren – Bohumír Kozák, František Sander, Bedřich Koráb, Jaroslav Železný, Július Zikmund, Arnošt Sehnal, Jan Hradský, Bedřich Bendelmayer, Josef Polášek, Rudolf Brebta, František Faulhammer, Petr Kropáček, Miloslav Kopřiva, Eduard Žáček, Vojtěch Vanický, Václav Janouda, Antonín Brožek – und ihren Werken.
Ján Kovačič
Josef Polák, Direktor des Ostslowakischen Museums in Košice
Eine äußerst wichtige Rolle in der Kulturgeschichte von Košice der Zwischenkriegszeit spielte Josef Polák (1886 – 1944), tschechischer Rechtsanwalt jüdischer Herkunft und damaliger Direktor des Ostslowakischen Museums in Košice. In die Ostslowakei gelangte er als Offizier der Tschechoslowakischen Armee und am 7. März 1919 trat er das Amt des Verwalters des ehemaligen Oberungarischen Rákóczi-Museums an, das später zum Ostslowakischen Staatsmuseum umbenannt wurde. Das Ministerium für Aufklärung beauftragte J. Polák im selben Jahr mit Kunstdenkmalschutz auf dem ganzen Gebiet der Ostslowakei.
Im Frühling 1921 übernahm das Ministerium für Schulwesen und Nationalaufklärung die Verwaltung des Museums und benannte es offiziell zum Ostslowakischen Museum in Košice (OSM) um. Dieses Museum wurde damit zum ersten und für lange Zeit auch zum einzigen staatlichen Museum in der Tschechoslowakei. Unter der Leitung von Polák in den Jahren 1919 – 1938 hat es nicht nur die Rolle eines Museums gespielt, sondern diente auch als Denkmalamt, Schauplatz für öffentliche Vorträge über die Kunst, Galerie, Auktionssaal, Schule für bildende Künste und öffentliche Bibliothek. Zur Domäne Poláks wurde die Ausstellungstätigkeit, vor allem Durchsetzung aktueller Impulse der europäischen Moderne. Er veranstaltete Ausstellungen von progressiven einheimischen Künstlern Anton Jaszusch, Konštantín Bauer und Eugen Krón, und avantgardistischen Künstlern Gejza Schiller, František Foltýn und Alexander Bortnyik. Im Museum präsentierten sich auch berühmte ungarische bildende Künstler Károly Kernstok, János Kmetty, Béla Uitz und viele andere. Diese multinationale künstlerische Gemeinschaft ist in die Geschichte der slowakischen bildenden Kunst als die Košicer Moderne der 1920er Jahre eingegangen.
Zu wichtigen Ereignissen auf der Kunstszene der Zwischenkriegszeit in Košice gehörte die Eröffnung der Privatschule für bildende Künste von Eugen Krón in Räumlichkeiten des OSM im Mai 1921. Dies geschah dank der Initiative von J. Polák, der das Ministerium für Schulwesen und Nationalaufklärung oder das Finanzministerium unermüdlich mit seinen Anträgen auf Unterstützung der bildenden Künstler attackiert hat. Krons Schule hat viele bedeutende Künstler erzogen, zum Beispiel Koloman Sokol, Július Jakoby, Béla Nemessányi-Kontuly, Ľudovít Feld, Imrich Oravecz, Jozef Fabini, Jolana Kirczová und andere. Josef Polák leistete ein gewaltiges Stück Arbeit zur Stärkung des national-kulturellen Bewusstseins der damals unterentwickelten Ostslowakei und aus Košice bildete er ein starkes Kulturzentrum heraus, das mit seinem Niveau über die anderen Teile der Slowakei hinausragte.
Miroslav Čovan
Epigrafisch-heraldische Denkmäler an die Familie Keczer
Im südlichen Teil der Region Šariš (Scharosch) unweit von Košice wirkte eine der bedeutendsten mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Adelsfamilien der Ostslowakei, die Keczers. Obwohl die Familienmitglieder ihre Besitzungen allmählich auch in andere Komitate der Ostslowakei (Semplin, Abaujwar-Tornau) erweitert haben, konzentrierten sich ihre Familiensitze oder letzten Ruhestätten gerade auf dem Gebiet des südlichen Šariš. Ihr traditionelles Prädikat de Lipoc ist von der Burg Lipovec abgeleitet, die südöstlich der heutigen Gemeinde Kecerovský Lipovec stand und irgendwann in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegründet wurde.
Die wichtigste Person in der Geschichte der Familie in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Ambrosius Keczer, ein treuer Anhänger des Ferdinand I. Seine Burg Lipovec wurde im Jahre 1543 von den Anhängern des Johann Zápolya umzingelt und er selbst wurde hier schließlich ermordet. Von diesem Ereignis erzählt eine Inschrift auf dem Grabstein von Ambrosius und seiner Frau, der heutzutage sekundär in einem Pfeiler der Südwand des Schiffs der Kirche Hl. Ladislaus in Kecerovské Pekľany (heute ein Teil der Gemeinde Kecerovce, Bez. Košice-Umgebung) eingemauert ist. Dieses marmorne Grabdenkmal mit einmalig erhaltener Polychromie enthält neben den genauen Sterbedaten der beigesetzten Personen auch Information über den Mörder von Ambrosius – Ján Zadarla, der im Familienarchiv der Keczers als Szekeli erwähnt wird. Interessant ist ebenfalls die heraldische Dimension des Artefakts, denn es handelt sich um die älteste Version des Keczer-Wappens. Diese ähnelt am meisten dem ursprünglichen Wappen der Familie Aba, von der die Keczers abstammten.
Der Tod von Ambrosius Keczer war mit totaler Vernichtung der Burg Lipovec verbunden. Man hat sie zwar den Keczers zusammen mit den anderen Besitzungen zurückgegeben, doch die Burg wurde nie mehr in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt und verwandelte sich allmählich in eine Ruine. Um die Rückgabe der Besitzungen hat sich am meisten der Initiator der Entstehung des obengenannten Grabdenkmals Andreas I. Keczer, Sohn des Ambrosius, verdient gemacht. Den Familiennamen machte er durch die Teilnahme an mehreren Feldzügen berühmt, er war der Hauptkapitän der ungarischen Infanterie und seit 1851 hat er neun Jahre lang das Amt des Šarišer Untergespans bekleidet. Eine gewisse Zeit lang war er auch der oberste Militärrichter Oberungarns. In Pekľany ließ er ein Renaissanceschloss bauen (heutzutage als das südliche oder untere bezeichnet). An diese Tatsache erinnerte bis vor kurzem ein originelles Renaissanceportal, das mit seinem bildkünstlerischen Konzept im Rahmen der Slowakei einzigartig war. Es wurde aber leider irgendwann nach dem Jahre 1997 gewaltsam vernichtet. Obwohl kein Grabdenkmal an Andreas I. Keczer erhalten blieb, bzw. entdeckt wurde, gilt dasselbe nicht für seine Ehefrau Klara Semsey, deren Grabstein sich auf dem Friedhof bei der obenerwähnten Kirche des Hl. Ladislaus in Pekľany befindet. Auf den Namen des Andreas I. stoßen wir auf einer unsignierten Glocke im Turm der Kirche des Hl. Ladislaus, die aus seiner Initiative entstand, aber erst nach seinem Tod irgendwann zwischen den Jahren 1599 und 1611 dank seinem Sohn Stephan gebaut wurde.
Der andere Sohn von Andreas I., sein Namensvetter Andreas II., ist dem Ruhm und der Stellung seines Vaters am nächsten gekommen. In der unweiten Gemeinde Opiná erhielt sich im Exterieur bei der Nordwand der Kirche der Hl. Barbara sein Grabstein, der schon das neue Familienwappen der Keczers enthält, das ihnen von Ferdinand II. im Jahre 1631 zugewiesen wurde. Das Grabmahl ließ seine Frau Fiora Kamper von Scharffeneck anfertigen, Mitgliederin einer Familie niederösterreichischer Herkunft, die sich im 16. Jahrhundert in Pressburg niederließ. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein anderes heraldisches Denkmal im Mausoleum der Familie Keczer in Žehňa (Bez. Prešov), das hier sekundär angebracht wurde (das Gebäude stammt erst aus dem 19. Jahrhundert) – auf einer polychromen Tafel befinden sich die beiden Wappen des Ehepaars.
In Hanušovce nad Topľou (Bez. Vranov nad Topľou) erhielt sich im Glockenturm an der alten Pfarrkirche eine bis heute funktionierende, vom Prešover Glockengießer Juraj Wierd hergestellte Glocke, die daran erinnert, dass die Stadt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Mitbesitz der Familie Keczer war, wie es das Inschriftband im oberen Drittel der Glocke belegt.
Eva Sendeková
Frauenkleidung des 14. – 16. Jahrhunderts und Sammlungen des Šarišer Museums
Die historische Dauerausstellung des Šarišer Museums in Bardejov umfasst ein breites Spektrum von Plastiken und Altargemälden, die als Quellenmaterial zum Studium der Alltagsgeschichte dienen können. Die Werke stammen aus mehreren Städten der Scharoscher (Bardejov, Bajerov, Brezovica nad Torysou, Fričovce, Hervartov, Rokytov, Tarnov, Vysoká, Zlaté) und Zipser (Plaveč) Gespanschaft. Das Ziel des Beitrags ist, die Frauenkleidung aus der Zeit zwischen den Jahren 1370 – 1540 am Beispiel der Sammlungsstücke vorzustellen und auf die Überschneidung bzw. Parallelität alter (gotischer) Kleidungsformen mit den neuen (renaissancezeitlichen) hinzuweisen.
Die Kleidung reflektierte in der Vergangenheit, genauso wie heute, die gesellschaftliche und soziale Stellung des Trägers und die Zeitmoral, vor allem aber sollte sie den Träger vor der Ungunst des Wetters schützen. Die Forschung zu dieser Problematik ist fachübergreifend und erfordert die Arbeit mit ikonographischem Material (Quelle), das Studium schriftlicher Quellen sowie Ergänzung durch archäologische Funde. Schriftliche Quellen formen ein terminologisches Bild, liefern Information über die importierten und gleichzeitig auch exportierten Textilmateriale und modisches Beiwerk (Schmuck, Knöpfe, Juwele). Besonders wichtig für eine visuelle Vorstellung ist gerade die Ikonographie. Der mittelalterliche Künstler kannte nicht die Alltagsrealien der Zeit, in der sich die dargestellten Szenen abgespielt haben (der christologische Zyklus, der Marienzyklus, die Heiligenleben), deswegen projizierte er in die abgebildeten Themen seine eigene Welt und Zeit.
Die Autorin konzentriert sich auf die Analyse typischer Kleidung der gegebenen Zeit, die auf ausgewählten Plastiken und Gemälden heimischer Provenienz dargestellt ist. Sie beschreibt vor allem die Tuniken und Varianten ihrer Schnitte, wobei sie den deutschen Einfluss auf unsere Mode hervorhebt. Außerdem untersucht sie verschiedene Typen der Mäntel, Kopfbedeckungen der unverheirateten sowie verheirateten Frauen (sie konzentriert sich dabei auch auf Frisuren und deren Bedeutung) und Schuhe, die in damaliger bildender Kunst durch ihre unvollständige Abbildung (Überdeckung durch Kleidung) typisch sind. Von den Accessoires befinden sich in der Sammlung die Gürtel, die einen untrennbaren Bestandteil der Frauenkleidung repräsentiert und die Körpersilhouette geformt haben. Ringe und andere Schmuckstücke wurden im Fall der untersuchten Ikonographie nicht belegt.
Miroslav Lacko
Die Eisenverhüttung in Vlachovo
Die Gemeinde Vlachovo befindet sich im Tal des Flusses Slaná, südöstlich der Bergbaustadt Dobšiná und nordwestlich von Rožňava. Die Anfänge der Gemeinde reichen ins 14. Jahrhundert zurück, als sie vermutlich als eine Bergbausiedlung gegründet wurde. Die erste urkundliche Erwähnung von Vlachovo stammt aus dem Jahre 1427. Das Leben der Einwohner wurde in deutlichem Maße durch die türkische Plünderung beeinträchtigt, der sie im Jahre 1566 zum Opfer fielen. Negative Folgen hinterließ hier auch die Pest im Jahre 1578. Im 16. Jahrhundert überging die Gemeinde in den Besitz des Herrschaftsguts Krásna Hôrka.
Die Lagerstätten mineralischer Rohstoffe in der Umgebung des Dorfs bilden das sogenannte Vlachover Erzrevier. Gefördert wurden hier silber-, kupfer- und eisenhaltige Erze. Die Förderung örtlicher Erze begann schon im Mittelalter, obwohl ausführlichere Berichte erst aus dem 18. Jahrhundert stammen und die Situation der Kupfer- und Silbergruben beschreiben. Ende des 18. Jahrhunderts existierten im westlichen Teil des Vlachover Reviers die Bergbaufelder Pauli-Hermani, deren Besitzer Kupfererz gefördert haben. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts konzentrierten sich die Bergwerke im östlichen Teil des Reviers, nämlich in Babiná und Stromiš, ebenfalls auf die Förderung des Kupfererzes. Die Silber- und Kupfergruben waren auch in anderen Teilen des Reviers in Betrieb, aber die Förderung dieser Erze wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingestellt.
Als vielversprechender zeigten sich in Vlachovo die Eisenverhüttung und Förderung des Eisenerzes. Die örtliche Eisenherstellung wird zum ersten Mal im Jahre 1570 urkundlich erwähnt. Weitere Erwähnungen von der Hüttenproduktion stammen aus den Jahren 1667, 1690, 1707 und 1717 und belegen die Kontinuität des heimischen Hüttenwesens. Die Herstellungsanlagen gehörten im 18. Jahrhundert der Familie Töltési, später ist die Eisenherstellung in der Región Gemer in deutlichem Maße durch die Familie Andrássy beeinflusst worden. Karl Andrássy ließ neben dem Dorf im Jahre 1843 ein Hüttenwerk Namens Karlova huta mit einem Hochofen und mit Hammerwerken bauen. Sein Sohn Emanuel Andrássy ließ dann im Jahre 1870 in der Vlachover Hütte einen zweiten Hochofen bauen. Sein Nachfolger Géza hat den Familienbetrieb jedoch vor der Konkurrenz nicht beschützen können, so dass das Eisenhüttenwerk der Andrássys im Jahre 1900 in die Aktiengesellschaft Rimamurány-Salgótarjáni Vasmű Részvénytársaság eingegliedert wurde. Der neue Besitzer hat im Jahre 1907 den letzten Hochofen außer Betrieb gesetzt.