Štefan Holčík – Marta Janovíčková
Das renovierte Alte Rathaus in Bratislava
Das Areal des Alten Rathauses in Bratislava erlebte von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 2011 unzählige Bauänderungen. Nur wenige von ihnen haben jedoch die älteren, noch erhaltenen architektonischen Details respektiert. Die generelle denkmalpflegerische Renovierung des Alten Rathauses und des seit dem 19. Jahrhundert damit verbundenen Apponyi-Palais, die in den Jahren 2006-2011 verlief, hatte sich deswegen eine präzisere Datierung und Rekonstruktion der längst vergessenen Zusammenhänge zum Ziel gesetzt.
Die ältesten Bauten im Areal des Alten Rathauses entstanden ursprünglich als Bürgerhäuser (Privathäuser). Das Wohnhaus von Bürgermeister Jakub II. aus der Mitte des 14. Jahrhunderts blieb in den Umfassungsmauern erhalten und in den 1060er Jahren hat man in seinem Hof die Fenster und die Putzdekoration im Bereich des zweiten Geschosses andeutungsweise rekonstruiert. Der Turm aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erhielt sich in seinem ganzen ursprünglichen Baukörper bis zu der Höhe von fünf Stockwerken, die später (im 16.-18. Jahrhundert) noch mit einem Aufbau versehen wurden. Zu den bereits freigelegten gotischen Fenstern kam im Jahre 2010 noch ein zugemauertes gotisches Fenster an der Südfassade des Turms im Bereich des fünften Obergeschosses hinzu.
Das im Jahre 1422 gebaute sogenannte Pawer-Haus im Areal des Alten Rathauses ist heute dank seiner rekonstruierten gotischen Fassade gut erkennbar. Es war zwischen zwei älteren schon bestehenden Häusern eingezwängt und hatte keine eigenen äußeren Tragmauern. Im innern befand sich ein Versammlungssaal für den erweiterten Stadtrat (viri electi). Die ehemalige Durchfahrt zwischen dem Großmarkt (heute Hlavné námestie, dt. Hauptplatz) und dem Kleinmarkt (heute Primaciálne námestie, dt. Primazialplatz) war auf der Nordseite ursprünglich mit einer Reihe gotischer Sedilien versehen, die in der gegenwärtigen Rekonstruktion gezeigt werden. Man sieht auch zwei Türportale mit Steingewänden im Erdgeschoss eines ursprünglich eigenständigen Bürgerhauses (sog. Ungerl-Haus), die vermutlich im 18. Jahrhundert zugemauert wurden.
Der Stadtratssaal über der Durchfahrt im Erdgeschoss des Pawer-Hauses (im Jahre 1911 wurde er auf der Ostseite um etwa 3 m verkürzt) war während der ältesten Phase mit einer Holzkonstruktion überdacht, wovon vier Fensteröffnungen an der Westfassade zeugen. Das derzeitige Mauergewölbe stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und seine dekorative Ausmalung erst aus dem Jahre 1878.
Die Rathauskeller wurden ursprünglich nur durch ein Portal aus dem Hof betreten. Während der Rekonstruktion im Jahre 2010 entstand eine Treppe, die aus dem Gang im Erdgeschoss ins Souterrain führt. Südlich des Stadtratssaals befindet sich im Obergeschoss des ursprünglich eigenständigen Ungerl-Hauses ein eingewölbter Raum des ehemaligen Stadtarchivs. In dessen Nordwand entdeckte man bei der vor kurzem durchgeführten Rekonstruktion eine Aufbewahrungsnische mit den Ausmaßen von 68 x 33,5 x 45 cm, die beim Bau der Mauer im 14. Jahrhundert angelegt wurde. Nördlich des Stadtratssaals befindet sich der sogenannte Gerichtssaal. Schon vor dem Jahre 1966 erfasste man an seiner Südwand Fragmente dekorativer Ausmalung nach Art der Grünzimmer. Im Rahmen der neuesten Rekonstruktion renovierte man die gotische Ausmalung ganzflächig von unten auf bis zu dem späteren barocken Stuckgesims. An seinem ursprünglichen Platz blieb auch der dreiteilige renaissance-barocke Schrank bei der Nordwand des Raumes. Darunter erhielt sich in situ ein Teil des ursprünglichen schachbrettförmigen Steinpflasters aus dem 17. Jahrhundert, das zusammen mit anderen aufgefundenen Fragmenten die Rekonstruktion des ganzen Steinpflasters in diesem Raum ermöglicht hat. Eine Überraschung bedeutete die Entdeckung naiver Inschriften aus dem Jahre 1872 an der Wand hinter dem Schrank.
Nördlich des sogenannten Gerichtssaals, bis zu der südlichen Umfassungsmauer des mittelalterlichen Rathausturms hin, befand sich ein in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandener quadratischer Raum, der als Ratsaal bezeichnet wird. Seine Decke war mit einer dekorativen Holzverkleidung versehen, in deren Mitte eine Intarsie in Form des Stadtwappens eingesetzt war. Im Laufe der Rekonstruktion wurde die ganze Deckenverzierung aus dem 16. Jahrhundert in einen anderen Raum im Ostflügel des Rathauses aus dem Jahre 1912 verlegt. Der Grund für die Demontage der Renaissancedecke lag in der Entdeckung der Überreste der ursprünglichen mittelalterlichen Rathauskapelle aus dem Jahre 1443, die im Jahre 1577 aufgehoben wurde. Die gotische Kapelle wurde im Jahre 2011 bis auf den Renaissanceerker (um 1900 unpassend regotisiert) fast komplett renoviert.
Die neueste Rekonstruktion änderte auch den in 1911–1912 auf der Südseite des Areals errichteten Neubau, der auf einem gotischen Fundament den großen Sitzungssaal des Stadtrats aus dem Jahre 1867 trug. Anstatt angedeuteter (blinder) Arkaden, die das Muster der Renaissancearkaden aus dem 16. Jahrhundert bei dem Nordflügel wiederholt haben, öffneten sich hier echte verglaste Arkadenöffnungen, hinter denen auf diese Weise die große Eintrittshalle des Museums der Stadt Bratislava entstand.
Neben der komplexen Bauänderung und Modernisierung aller Räumlichkeiten des Alten Rathauses bot die Rekonstruktion auch die Möglichkeit, eine neue Dauerausstellung über die Geschichte Bratislavas zu realisieren. Sie setzt sich zum Ziel, die Geschichte der Stadt durch die wichtigsten Ereignisse im Leben ihrer Bewohner von den ältesten Zeiten bis zum Ende der 1930er Jahre zu präsentieren. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wird den Besuchern durch eine Filmvorführung am Ende des Rundgangs durch das erste Obergeschoss vorgestellt.
Das Autorenkollektiv der neuen Dauerausstellung hat einzelne Themenbereiche und Ereignisse nicht nach chronologischen Kriterien ausgewählt – die Präsentation respektiert den Charakter der historischen Räume und liefert eine komplexe Übersicht der Geschichte Bratislavas. Die ältesten Räume des Alten Rathauses sind als eigenständige Artefakte nur mit unentbehrlichen Exponaten ausgestattet (ehemalige Räumlichkeiten des Stadtarchivs, der sogenannte Saal des erweiterten Stadtrats, Gerichtssaal, Kapelle). Danach folgt der sogenannte gegenständliche Teil, wo die Exponate in Vitrinen oder an der Wand installiert und mit Text- und Bildtafeln ergänzt sind (Stadtverwaltung, Krönungen und Adel, Handwerke und Zünfte, Handel, Industrie und Gewerbe, Vereine, die Donau, Privatleben, Schulwesen, Theater, gesellschaftliches Leben). Im Souterrain werden archäologische Funde und die Geschichte der Justiz präsentiert. In den Räumlichkeiten im Erdgeschoss, wo ursprünglich das Archiv der Stadt Bratislava seinen Sitz hatte, sind nach der Rekonstruktion Objekte der Sakralkunst installiert. Im Rathausturm findet man Ausstellungstafeln zur Geschichte des Alten Rathauses, die Schatzkammer mit Auswahl der interessantesten Objekte der Museumssammlungen und das stilisierte Arbeitszimmer von Ovidius Faustus, einer bedeutenden Persönlichkeit der Museumsgeschichte, nach der auch ein Gesellschaftsraum im Souterrain benannt wurde. Einen wichtigen Bestandteil der neuen Dauerausstellung bildet das Kinderatelier, ein selbständiger Raum, der für die Realisation der Bildungsprogramme nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen ausgestattet ist.
Jaroslava Schmidtová
Epigraphische Funde aus Gerulata
Die römisch-kaiserzeitliche Fundstelle Gerulata in heutigem Stadtteil Bratislava-Rusovce wurde unlängst durch drei scheinbar unauffällige Funde bereichert, deren Aussagewert jedoch über die lokale Bedeutung hinausreicht. Es handelt sich um epigraphische Denkmäler – eine Inschrift im Stein, eine Legionsprägung auf einer silbernen Münze und einen Militärstempel einer Reitereinheit auf einer Tegula (römischer Dachziegel) –, die als verlässliche Quellen zum Studium der damaligen Zeit dienen.
Die Miliaria (Meilensteine) waren zylindrische Steinsäulen bis zu 3 m hoch, die entlang der Römerstraßen standen und die Distanzen in römischen Meilen angegeben haben. Das aufgefundene Fragment eines Meilensteins aus Gerulata, der den Weg von Carnuntum nach Gerulata markierte, ergänzt die bisherige Kenntnis darüber, wie die Meilensteine in Pannonien zur Regierungszeit der Militärkaiser errichtet worden sind. Der Korpus des Meilensteins war beschädigt und lesbar waren nur einige Buchstaben in den vorhandenen fünf Textzeilen.
Der Silberdenar mit Prägung der XIX. Legion verweist auf die grausame Niederlage, die das römische Heer in einer Schlacht mit den Germanen im Jahre 9 n. Chr. beim Teutoburger Wald unweit von Osnabrück in Niedersachsen erlitten hat. Wir nehmen an, dass diese historisch bedeutungsvolle Münze nach Gerulata (in die heutige Maďarská-Straße in Rusovce) von Händlern mitgebracht wurde.
Auf römischen Ziegeln finden wir verschiedene Zeichen, wobei die meisten von ihnen Militäreinheiten oder die Namen ihrer Kommandanten bezeichnen. Die Anwesenheit einer Cannanefaten-Truppe, die in der zweiten Dekade des 2. Jahrhunderts nach Gerulata abkommandiert wurde, ist auf Militärdiplomen, Votivaltären und Grabsteinen in Germanien, Pannonien und sogar in Mauretanien belegt, bisher wurde jedoch kein Ziegel mit dem Stempel dieser Militäreinheit gefunden. Der Fund aus Gerulata ist vorerst der erste und einzige.
Radoslav Ragač
Castrum doloris des Kaisers Karl VI.
Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts begab sich Pressburg, die Haupt- und Krönungsstadt des Königreichs Ungarn, Sitz des Ungarischen Reichstags, der Ungarischen Landeskammer und anderer zentraler Landesbehörden, nach einer langen Friedenserwartung auf den Weg des Aufbaus einer repräsentativen barocken Metropole. Einen positiven Einfluss auf die kulturelle Entwicklung der Stadt hatten außer der besser werdenden ökonomischen Situation auch die Nähe des kaiserlichen Wiens, die Wohnfunktionen der Burg und eine hohe Konzentration von kirchlichen und weltlichen intellektuellen Eliten, die berühmte Künstler angezogen haben. Einen festen Bestandteil des Residenzlebens im barocken Pressburg bildeten zu jener Zeit auch die bisher wenig erforschten barocken Feiern.
Zu typischen Festlichkeiten zählten auch die Trauerfeiern mit durchgearbeiteten Szenarien und üppiger Ausstattung. Der Beitrag beschäftigt sich mit einer unbekannten Beschreibung einer solchen Feier, die im St. Martinsdom anlässlich des Todes von Kaiser Karl VI., Vater von Maria Theresia, veranstaltet wurde. Der Kaiser starb am 20. Oktober 1740 im Alter von 56 Jahren und nach seinem Tod haben sich außer dem feierlichen Begräbnis in Wien auch Bestattungsfeiern in anderen bedeutenden Städten der Habsburgermonarchie abgespielt. Eine bisher unbekannte lateinische Beschreibung der Trauerfeiern befindet sich in dem ältesten Konsistorialprotokoll des Pressburger Domkapitels, das heutzutage im Slowakischen Nationalarchiv aufbewahrt wird. Beschrieben ist neben der Ordnung der feierlichen Gottesdienste auch ein im Dom errichtetes ungewöhnliches Castrum doloris.
Castrum doloris zählte im Barock zu typischen Erscheinungen der sogenannten ephemeren oder gelegentlichen Architektur (Szenographie), deren typische Baumateriale Holz, Papier, Gips und Textil gewesen sind. Mit Rücksicht auf die angewandten wenig dauerhaften Materiale wurde angenommen, dass nach dem Ende der Feiern solche Kunstwerke zerlegt und vernichtet worden sind. Der Autor des Entwurfes für das Castrum doloris des Kaisers Karl VI. war ein berühmter Hofkünstler, Szenograph, Architekt und Hersteller von Theaterrequisiten Antonio Luigi Galli da Bibiena (1697 – 1744), der an der Wende zwischen den 30er und 40er Jahren des 18. Jahrhunderts am kaiserlichen Hof in Wien tätig war.
Bibiena schuf anhand der Beschreibung im Protokoll ein ungewöhnliches Kunstwerk von imposanten Ausmaßen, das hoch auf, bis zum Gewölbe des Doms hinreichte und etwa ein Drittel des Kirchenschiffs eingenommen hat (Höhe 16 m, Breite 7-8 m). Das Castrum doloris mit quadratischer Basis wurde im Innenraum des Doms am 5. Dezember 1740 errichtet. Im Protokoll beschreibt man im Detail die Form und Beleuchtung des Castrum doloris, die Trauerausschmückung im Interieur des St. Martinsdoms sowie das Programm der dreitägigen Zeremonie. Einen interessanten und gleichzeitig nur selten belegten Moment bildet die Anwendung dieses bedeutenden Kunstwerks bei wenigstens drei anderen Trauerfeiern.
Richard Drška
Gegenstände der Stadtverwaltung in Skalica
Am 6. Oktober 1372 wurde der Stadt Skalica vom ungarischen König Ludwig I. von Anjou das königliche Stadtrecht erteilt. Eines der wichtigsten Privilegien war das Recht auf eigene Selbstverwaltung, die durch den Stadtrat und den Bürgermeister repräsentiert wurde. Der Stadtrat war für die städtische Administrative und Gerichtsbarkeit zuständig. Die schriftliche Agenda war in der Kompetenz des Notars, um die Stadtfinanzen kümmerte sich der Schatzmeister und die Tätigkeit der Stadtbetriebe wurde von einer ganzen Reihe an Beamten gesichert.
In Sammlungen des Museums der Region Záhorie in Skalica erhielten sich mehrere Gegenstände mit Bezug auf die städtische Selbstverwaltung in verschiedenen Geschichtsperioden. Aus dem Jahre 1556 stammt eine Abschrift der Stadtrechte in einer Papierhülle. Es handelt sich um eine zeitgenössische Übersetzung der Anordnungen zum Amt des Stadtkapitäns („heythman“) und zur Ordnungsbewahrung in Skalica. Die Wahl der Funktionäre des Skalicaer Magistrats hat seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts jedes Jahr am Georgstag stattgefunden und deren Verlauf richtete sich nach strengen Regeln. Nach der Wahl des Stadtrats und der Beamten wurden die städtischen Insignien, Privilegien, Bücher und Protokolle in der Pfarrkirche des Hl. Michael ausgestellt und der Bürgermeister mit den Stadtratmitgliedern haben hier ihre festlichen Eide abgelegt. Zu den wichtigsten bis heute erhaltenen Stadtinsignien zählen 4 Bürgermeisterzepter, zwei von ihnen aus dem 16. Jahrhundert. Im Museum der Region Záhorie befindet sich auch eine renaissancezeitliche Stadttruhe aus dem Jahre 1594, die zum Schutz, Transport und zur Aufbewahrung der Insignien gedient hat. Die gewählten Stadtfunktionäre wurden in die Protokolle der Magistratsitzungen eingetragen, die ungefähr seit dem 18. Jahrhundert gedruckt waren. Eine solche Liste aus dem Jahre 1809 erhielt sich auch im Museum der Region Záhorie. Zur Präsentation der Stadt diente ein metallenes barockes elliptisches Stadtwappen ungefähr aus dem 18. Jahrhundert. Skalica, ähnlich wie die anderen ungarischen königlichen Freistädte, besaß auch das Patronatrecht, wovon ein lateinisch geschriebenes Dokument mit den Namen aller Stadtpfarrer in Skalica bis zum Jahre 1821 zeugt.
Die größte Gruppe von Stadtgegenständen im Sammlungsbestand des Museums der Region Záhorie bindet sich an die Brachialmacht, d. h. die Stadtverteidigung und Aufsicht über die Ordnungsbewahrung auf dem Gebiet der Stadt und ihrer Untertanendörfer. Dazu gehört der Säbel des Stadtkapitäns aus dem Jahre 1861 und ein Säbel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der als Zeremonialwaffe von einem der Stadtratmitglieder benutzt wurde. Die Exekutivkomponente der städtischen Ordnungsmacht repräsentierten die Stadtknechte, üblicherweise mit einer Hellebarde ausgerüstet, wie sie auch in den Museumssammlungen vertreten ist. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert registriert man auch die Uniform der Stadtknechte von Skalica. Ein seltenes Sammlungsstück repräsentiert ein in zwei Exemplaren erhaltenes gedrücktes Todesurteil über den Straftäter Danielik aus dem Jahre 1839. Für die Bestrafung weniger schwerwiegender Delikte diente die Prügelbank. In Skalica erwähnt man die Anwendung dieser Art von Strafe zum ersten Mal im Jahre 1750, die Prügelbank im Sammlungsbestand des Museums stammt aus dem Jahre 1780.
Viera Bernátová
Denkmäler der Marianischen Kongregation in Trenčín
In Trenčín hat man die Marianische Kongregation im Jahre 1655 am Jesuitengymnasium gegründet. Geleitet wurde sie von dem Präfekten, vermutlich einem der Gymnasialprofessoren, an der Spitzenposition stand jedoch der Rektor. Diese Ehrenfunktion wurde der bedeutenden Adelsfamilie Illésházy angeboten, deren Mitglieder sie dann bis zum Jahre 1776 ausgeübt haben. Die Kongregationsmitglieder sollten ein beispielhaftes und sittliches christliches Leben führen, sich in Tugenden üben, einander helfen, für die kranken Mitglieder sorgen und für die Toten beten. Sie versammelten sich zu gemeinsamen Gebeten, hatten aber auch Privatgebete vorgeschrieben bekommen.
In Trenčín blieben aus der Zeit als hier die Jesuiten tätig waren, bis zur Auflösung des Ordens im Jahre 1773, keine Dokumente über die Marianische Kongregation erhalten. Erneuert wurde die Kongregation im Jahre 1855 dank dem Trenčíner Pfarrer Ľudovít Stárek, der auch die Geschichte der Kongregation bis zu ihrer Erneuerung zusammengeschrieben hat und zu ihrem ersten Rektor wurde. Die Kongregation siedelte im Piaristengymnasium und aus dieser Zeit erhielt sich ein Gedenkbuch (Album), in dem bedeutende Besucher, Namen der Rektoren, Präfekten und Mitglieder eingetragen wurden. Auf der Titelseite sowie auf folgenden Seiten befinden sich künstlerische Zeichnungen. Wir haben es versucht, den Autor dieser ungewöhnlichen Zeichnungen zu identifizieren. Auf zwei Bildern befindet sich in der unteren rechten Ecke die Unterschrift fr. František Drahotúzsky. František Xaver Drahotuský (1814 – 1893) war Direktor (Präfekt) des Bischöflichen Waisenhauses in Žilina und in dieser Funktion hat er gerade Ľudovít Stárek nach seinem Abgang nach Trenčín als Pfarrer abgelöst. Drahotuský hat als Professor an der Schule im Waisenhaus unter anderem auch das Zeichnen unterrichtet. Er war Mitglied mehrerer ungarischer königlicher Gesellschaften, und zwar der historischen, archäologischen und bildkünstlerischen und war außerdem noch in anderen Gesellschaften und Vereinen tätig. Er hat auch verschiedene Schriften publiziert, zum Beispiel Studien über die Geschichte der Abtei auf Skalka.
Die Marianische Kongregation am Trenčíner Piaristengymnasium wurde nach dem Abgang der Piaristen nach Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg und dem Untergang des Ordensgymnasiums aufgelöst. Erneuert wurde sie erst in den 1940er Jahren, als das Piaristengymnasium in Trenčín dank dem Schriftsteller, Priester und Lehrer Jozef Branecký wieder eröffnet wurde.
Katarína Beňová
Baronin Margita Czóbel – die Malerin aus Strážky
Die Slowakische Nationalgalerie hat im Jahre 2011 eine Sonderausstellung mit einem für diese Institution wichtigen historischen Hintergrund vorbeireitet. Der Baronin Margita Czóbel (1891 – 1972), der letzten Besitzerin des Schlosses Strážky, ist es dank ihrer Opferbereitschaft gelungen, den bildkünstlerischen Nachlass voriger Familienbesitzer dieses besonderen Zipser Ortes und vor allem denjenigen ihres Onkels – des Malers László Mednyánszky (1852 – 1919) – zu retten. Die Kollektion der Werke, die sie in den Räumlichkeiten des verfallenden Schlosses bis zu ihrem Tod aufbewahrt hat, gelangte später in die Sammlungen der Slowakischen Nationalgalerie. Sie behütete die Kollektion nicht nur während des Zweiten Weltkriegs, sondern auch zur Zeit der Normalisierung. Heutzutage wird eine Auswahl der Gemälde aus der Familiengalerie und derjenigen von L. Mednyánszky in der Dauerausstellung in Strážky präsentiert. Margita Czóbel war Tochter des Schriftstellers, Philosophen und Gebildeten Stephan Czóbel (1847 – 1932), gebürtig in Anarcs, und der Mednyánszkys Schwester Margita, genannt Miri (1859 – 1937). Die Familie niederließ sich in Strážky, wo sie ihren Familiensitz weiterhin hochgebracht hat. Stephan Czóbel befasste sich neben seiner eigenen schriftstellerischen Tätigkeit und dem Interesse an Politik auch mit dem Aufbau der Bibliothek, der dann auch von seiner Tochter fortgesetzt wurde.
Die Baronin beschäftigte sich mit Illustrationen und mit Malerkunst und zählte zu gebildeten Frauen. In den Jahren 1915 – 1916 studierte sie zusammen mit ihrer Schwester Marianna an der Akademie für bildende Künste in Budapest im Atelier des Malers István Bosznay (1868 – 1944). Vermutlich wegen dem Ersten Weltkrieg und den Familienereignissen, bei denen ihr jüngerer Bruder Stephan d. J. an der Front verloren ging, sind beide Schwestern nach Strážky zurückgekehrt, um ihren Eltern eine Stütze zu sein. Dank der Hilfe von Dezső Malonyay, einem Freund von Mednyánszky, konnte Margita im Jahre 1916 und später im Jahre 1922 ihre Werke im Nationalsalon (Nemzeti Szalon) in Budapest ausstellen. Ihre erste selbständige Ausstellung, wo sie 46 Werke präsentierte, hat im Mai 1916 stattgefunden und es wurde dazu auch ein Katalog herausgegeben, anhand dessen man einige Werke, vor allem Zeichnungen und Illustrationen, identifizieren konnte. Die Slowakische Nationalgalerie verwaltet die größte slowakische Sammlung nicht nur der Werke von Mednyánszky, sondern auch derjenigen von seiner Nichte, Baronin Czóbel.
Veronika Kapišinská
Wohnungsarchitektur in Martin in den Jahren 1918 – 1945
Die Entstehung der ersten Tschechoslowakischen Republik (1918) brachte nicht nur große gesellschaftliche Veränderungen mit sich, sondern beeinflusste auch die Entfaltung von Urbanistik und Stadtarchitektur. Die Stadt Martin, in den Jahren 1918 – 1945 Turčiansky Svätý Martin, war sogar einer der Kandidaten für die slowakische Hauptstadt. Unter der Leitung des Bürgermeisters Igor Thurzo unterstützte die Stadt großzügig die Bautätigkeit durch die Erschließung der Gemeindegrundstücke, der Staat ist den Einwohnern mit der Gewährung der staatlichen Beihilfe entgegengekommen, in großem Ausmaß wurden staatliche, städtische und genossenschaftliche Wohnungen gebaut.
Der massive Anwuchs an Wohnungsbau als eine Folge der gleichzeitigen Industrieentwicklung hat einen wesentlichen Einfluss auf die Urbanistik ausgeübt. Es begannen hier Wohnkomplexe und Wohnviertel aufzuwachsen, die nach ihren künftigen Benutzern differenziert waren. In separaten Mietshäusern waren die Staats- und Bankbeamten, ausgedienten Soldaten oder bildenden Künstler konzentriert, später auch die bedeutenden Schriftsteller im sogenannten Haus der Matica slovenská (etwa „Slowakischer Kulturverein“). Außer diesen Mietshäusern sind hier auch für einzelne Sozialschichten und Berufe bestimmte Villenviertel und Familienhauskolonien aufgewachsen.
Die neuen, nach dem Jahre 1918 gegründeten Stadtviertel und Straßen wurden im Einklang mit zeitgenössischen architektonischen Trends bebaut. Die Kleinstadtbedingungen waren für die Entstehung von hervorragenden Experimentalwerken nicht gerade günstig, es fehlte hier an Unterstützung radikaler architektonischer Äußerungen. Die Stadt ist also eher durch eine ausgewogene Architektur der gemäßigten Moderne mit qualitätsvollen regionalen Realisationen charakteristisch. Der tief verwurzelte Konservativismus Martins korrespondierte mit Bauwerken, die sich an der Grenze zwischen Tradition und Moderne bewegt haben. Beinahe alle örtlichen Wohnbauten tragen bis heute noch eine leserliche Handschrift von Baufirmen, die sie realisiert haben. Ein Verbindungsglied zwischen ihnen bilden die angewandten Baumateriale, gleichartigen Oberflächenbehandlungen und kleine Details. Von der Wichtigkeit, die zur Zeit der ersten Tschechoslowakischen Republik der Lösung des Wohnproblems beigemessen wurde, zeugt auch die Teilnahme renommierter Architekten wie Milan Michal Harminc, Dušan Jurkovič, Eugen Barta, Artur Szalatnai, Fridrich Weinwurm und Ignác Vécsei oder M. M. Scheer an der Projektierung der Wohnungen in Martin. Dank ihrem Einsatz, unter gleichem Beitrag örtlicher Projektanten, erlangte die Stadt ein unermesslich buntes und kultiviertes Wohnumfeld. Mit seiner hochwertigen Produktion der Miethaus- und Villenarchitektur in einem über den Standard hinausgehenden Umfang und gutem Erhaltungszustand dokumentiert Martin eine interessante Entwicklungsperiode der Architektur.
Mária Gmitrová
Das ursprüngliche Mobiliar der Philosophischen Fakultät der Komensky-Universität
Die Philosophische Fakultät der Komensky-Universität feiert ihren 90. Gründungstag. Interessant dabei ist, dass sich in Innenräumen ihres Hauptgebäudes in der Gondova-Straße in Bratislava, wo sie seit dem Jahre 1958 siedelt, immer noch eine nicht unerhebliche Menge an Möbeln aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts befindet. Ursprüngliche solitäre Möbelstücke erhielten sich im 1. bis 3. Stock des Gebäudes in der Gondova-Straße und im 4. und 5. Stock des Gebäudes der Komensky-Universität auf dem Šafárikovo-Platz, die bis heute den Bedürfnissen der Philosophischen Fakultät dienen. Im Archiv der Komensky-Universität erhielten sich schriftliche sowie photographische Dokumente mit Bezug auf die Problematik des ursprünglichen Mobiliars in Lehr- und Hörsälen sowie in einzelnen Abteilungen und Arbeitsräumen der Pädagogen.
In den ersten Jahren der Existenz der Fakultät errichtete man dort eine Baukommission. Diese wurde später durch die Funktion eines Baureferenten ersetzt, der für die innere Ausstattung und Einrichtung der Räume zuständig war. Dies bedeutete einen schrittweisen Einkauf von Büro- und Schulmöbeln, die zu gegebener Zeit auf dem heimischen Markt erreichbar waren. Interessant ist, dass die Seminarräume, Arbeitsräume und Kabinetts außer dem traditionellen Büromobiliar und repräsentativen Möbeln in Form von Sitzgarnituren oft auch mit einem Bett und mit Hygieneecke ausgestattet waren. Die auswärtigen Mitglieder des Professorenkollegiums brauchten nämlich Einrichtung zum Übernachten, deswegen waren die Betten und das dazu gehörende Zubehör unter den ersten bestellten Möbelstücken.
Das Erscheinungsbild des Interieurs der Fakultät wurde im Laufe der Zeit zu einer vielfältigen Mischung von Möbeln, wobei das ursprüngliche Mobiliar aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bis auf einige Ausnahmen allmählich verschwunden ist. Die Möbelgarnituren und Einzelteile, die im Einklang mit den anderen Möbeln verschaffen wurden, sind in ihrem kompakten Zustand meistens nicht mehr erhalten und diejenigen, die überdauert haben, befinden sich beinahe ausschließlich in den Arbeitsräumen der Pädagogen. Das Vorkommen der ursprünglichen Möbel in Lehrsälen ist selten. Die Verfasserin des Artikels beschreibt die Typologie einzelner Möbel und anhand der Archivdokumente identifiziert sie auch die Hersteller der Einrichtung aus den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Unter ihnen sind mehrere Firmen aus der Slowakei, z. B. Thonet-Mundus in Veľké Uherce und die Möbelfabrik Tatra in Turčiansky Sv. Martin.
Dalimír Žiak
Die Eisenbahnerkolonie in Nová Žilina
Die Eisenbahnerkolonie in Žilina begann man vor 128 Jahren als die elementare Wohninfrastruktur für die Angestellten der Endstation der Waager Eisenbahn (ursprünglich K. k. priv. Österreichisch-ungarische Staatseisenbahn-Gesellschaft – StEG, später MÁV) von Bratislava nach Žilina zu bauen. Das Verkehrs- und Wohnareal der Endstation der Bahn Bratislava – Žilina wurde von den Eisenbahnern als Nová Žilina (Új Zsolna) benannt.
Im Jahre 1883 standen die ersten vier zweistöckigen Häuser, jedes von ihnen mit acht Wohnungen, und ungefähr zu derselben Zeit wurden spiegelbildlich gegenüber ihnen vier weitere Häuser gebaut. Von gleichem Alter waren auch die Gebäude des öffentlichen Dampfbades (4 Badewannen) mit zwei Wohnungen und ein Haus mit 9 Wohnungen für die Angestellten der Bahnstation in der Nähe des Bahnparks. Während der nächsten Etappe baute man eine dritte Häuserreihe an der Bratislavaer Straße. Die Wohnungen in den höheren und breiteren zentralen Teilen der Häuser, vermutlich für die Administrativangestellten gedacht, hatten einen höheren Standard – jede von ihnen besaß eine Speisekammer, eigene Wasserleitung und damit auch eigene Hygieneeinrichtung, obwohl diese vorerst ohne Badezimmer vorhanden war. Auf drei Stockwerken befanden sich 12 Wohnungen und die zwei mittleren, nach Süden orientierten Wohnungen hatten sogar jede eine Loggia. Diese 12 Mietswohnungen mit 367 Einwohnern repräsentierten die ältesten Bauanlagen der im zeitgenössischen Eisenbahnerstil gebauten Kolonie.
Nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918 begann sich zusammen mit der Änderung des Bahnbesitzers (Tschechoslowakische Bahn) auch die Kolonie zu verändern. Ungefähr gegen Mitte der 1920er Jahre baute man ein weiteres Wohnhaus, das als „Tschechischer Hof“ benannt wurde. Das dreistöckige Mietshaus hatte in jedem seiner zwei Eingänge 9 Wohnungen mit Wasserleitung, Toilette, Vorzimmer und Speisekammer, drei von ihnen waren sogar Dreizimmerwohnungen mit eigenem Badezimmer (!). Damit ist die Endzahl der Wohnungen in der Kolonie auf 128 gestiegen. Die Keller waren von draußen durch die sogenannten englischen Höfe zugänglich. Im Souterrain befand sich ein gemeinsamer Wäscheraum mit einem Kessel für Kochwäsche. Die Hausfassade zeichnete sich durch Einfachheit aus (geblieben sind nur horizontale Gesimse) und ihr strenges Aussehen war durch obere Bögen der dreifachen Fenster im Erdgeschoss gemildert.
Das Ende der Eisenbahnerkolonie und des Tschechischen Hofs kam nach dem Jahre 1939, als die tschechischen Angestellten – der „Eisenbahneradel“ der Beamten und Lokführer – weggehen mussten. Die folgende ökonomische und politische Entwicklung nach dem Jahre 1945 war für die Kolonie ebenfalls nicht sehr günstig – deren Einwohner wurden proletarisiert und die Erosion der ganzen Gegend wurde durch die Modernisierung der Eisenbahn und leichte Zugänglichkeit des Wohnens in Plattenbauten in den 1960er-1970er Jahren beschleunigt. Der Verfall der Kolonie kulminierte mit dem Bau einer Hochstraße in den 1970er Jahren, der vier Häuser der alten Kolonie zum Opfer fielen. Dadurch wurde der ursprüngliche Siedlungsraum stark entwertet. Die verfallenden billigen Wohnungen übergingen seit den 1960er Jahren in den Besitz der Stadt (von den Fassaden wurden bei Änderungen die Lisenen und das Bossenwerk entfernt) und seitdem begann sich hier ein Roma-Getto herauszuformen. Die Kolonie wird vom Staat auf keinerlei Weise geschützt, obwohl ihre Überreste zu den ältesten authentischen Baudenkmälern aus dem Anfang der Industrialperiode in der Slowakei gehören.
Igor Bazovský
Die neusten Funde aus keltischem Bratislava
Im Jahre 2011 ist den Archäologen des Slowakischen Nationalmuseums-Archäologischen Museums in unmittelbarer Nachbarschaft des Areals der Bratislavaer Burg eine wichtige Entdeckung gelungen, dank welcher die Existenz des keltischen Oppidums auf dem Burghügel bestätigt wird. Auf dem Fußboden eines eingetieften Baus aus dem 10. – 12. Jahrhundert entdeckte man eine verzierte Tonplatte – den ersten Fund dieser Art auf dem Gebiet der Slowakei.
Obwohl man nur einen Teil der Bauanlage untersuchen konnte, erkennt man anhand der Länge von einer ihrer Seiten (5,5 m), dass sie im Vergleich zu den gleichaltrigen Wohnbauten relativ große Ausmaße hatte. Ihr Fußboden befand sich ungefähr einen Meter unterhalb der ursprünglichen Geländeoberfläche. Um seine Durchfeuchtung zu verhindern wurde er mit einer Lehmschicht beschmiert. Den einzigen erhaltenen Überrest der Inneneinrichtung bildet eine Tonplatte mit den Ausmaßen von etwa 100 x 100 cm in der Mitte des Baus, die allem Anschein nach als Feuerstelle gedient hat. Die Einwohner haben den Bau vermutlich aus freiem Willen verlassen und der Unterteil wurde kurz nach dem Untergang der Bauanlage mit kompaktem Lehm zugeschüttet, der nur einige wenige archäologische Funde enthielt. Das Leben an diesem Ort ging aber weiter, auch nach dem Untergang der Hütte. Einen Beweis dafür liefert die fundreiche obere Verfüllungsschicht der Anlage sowie die in ihren Unterteil eingelassene Grube. Sie enthält nicht nur Keramik, die einen Qualitätsverfall in keramischer Produktion der Schlussphase der keltischen Besiedlung belegt, sondern auch wertvollere Gegenstände – zwei kleine silberne Münzen mit einem Durchmesser von 9 mm, die vermutlich direkt auf dem Gebiet des Oppidums geprägt wurden. Unterstützt wird diese Annahme durch tönerne Tüpfelplatten, die von mehreren Fundstellen im Stadtkern Bratislavas bekannt sind und unlängst nur 120 m westlich der Bauanlage mit verzierter Tonplatte entdeckt wurden. Auf eine hohe Ebene der Wohnkultur deuten ebenfalls ein bronzener Schlüssel und Fragmente von Gewandfibeln hin. Einen Sonderfund im keltischen Bereich repräsentiert eine Beinplatte, vermutlich Spielstein.
Michaela Haviarová – Kristína Zvedelová
Kirche der Hl. Peter und Paul in Cífer-Pác
Die Untersuchung der Kirche der Hl. Peter und Paul in der Nähe von Trnava in der Westslowakei lieferte am Ende des Jahres 2010 neue, unerwartete Funde. Sie untermauern die Theorie, nach welcher diese Kirche eine Nachfolgerin der irgendwo zwischen den Jahren 1429 – 1440 untergegangenen Kirche des Hl. Peter sein sollte. Diese älteste Bauetappe fällt in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. In einem relativ kurzen Zeitabstand nach der ersten Etappe kam es zu einer Verlängerung der Bauanlage um 412 cm in westlicher Richtung bis zum heutigen Anschluss des Schiffs an den halbrunden Chorabschluss. Das Gebäude wurde gleichzeitig auch erhöht und auf der Südseite, vermutlich direkt vor dem Eingang, entstand ein kleiner Vorraum. Die nachfolgenden gotischen Bauänderungen sind wegen einem deutlichen Umbau im 18. und 19. Jahrhundert sehr schwer genau zu identifizieren und zu datieren. Wir nehmen an, dass in dieser Zeit an die Nordmauer des Chors eine Sakristei angebaut wurde, die sich an dieser Stelle bis zu dem Umbau im Jahre 1898 befand.
Im Jahre 1764 hat eine für das gesamte Areal des Denkmals entscheidende Bauetappe stattgefunden. Das einschiffige Gebäude wurde wieder in westlicher Richtung verlängert (um 750 cm), wobei in der Mittelachse der westlichen Fassade ein vorgebauter Turm von quadratischem Grundriss entstand. Die Kirche wurde gleichzeitig überbaut und neu überdacht. Neue Fensteröffnungen wurden durchgeschlagen und später vergrößert. Im Westteil des Kirchenschiffs entstand die heutige Empore, die durch eine spiralförmige Treppe erreicht wurde. Den Turm betrat man von draußen durch einen rechteckigen Eingang in der Südmauer, zu dem eine Außentreppe geführt hat.
Ein relativ großer Umbau der Kirche hat im Jahre 1898 stattgefunden. Damals wurde die nördlich situierte Sakristei der Kirche abgerissen und im Erdgeschoss eine neue mit Flachdach gebaut. Gleichzeitig hat man auch den südlichen Vorraum abgerissen und den Eingang geändert. Während des Umbaus entstand auch ein neuer Annex zwischen der Westmauer des Kirchenschiffs und der Südmauer des Turms, der die Treppe nach oben zum Eingang in den Turm überdeckte. Vermutlich wegen dem seicht angelegten ursprünglichen Fundament der Kirche kam es zu statischen Störungen, die große Risse an den Seitenmauern des Kirchenschiffs zur Folge hatten. Aus diesem Grund wurden im Jahre 1922 sechs Stützpfeiler aus Beton angebaut. Die Bauänderungen in der Kirche im Jahre 1983 hingen wieder mit statischen Problemen und mit Durchfeuchtung des Gebäudes zusammen. Heutzutage befinden sich die Wandputze der Kirche in einem schlechten Zustand und erneut sind auch ziemlich große statische Risse zu sehen.
Mária Čelková
Belebte Kunst im Alten Schloss
Das Slowakische Bergbaumuseum in Banská Štiavnica gewann im Rahmen seines Projektes „Integrierter Schutz des europäischen Kulturerbes“ in den Jahren 2008 – 2011 von dem EWR Finanzmechanismus und dem Norwegischen Finanzmechanismus die Finanzmittel auch für die Restaurierung wertvoller kunsthistorischer Sammlungsgegenstände. Das Projekt endete am 28. April 2011 mit einem Workshop und mit festlicher Eröffnung der Dauer- und Sonderausstellungen. Eine große Ehre für das Projekt war der Besuch des norwegischen Königspaars in Banská Štiavnica und im Museum am 28. Oktober 2010.
Das Projekt hat mehrere Aktivitäten unterstützt. Außer der Restaurierung wertvoller Sammlungsgegenstände entstand im Erdgeschoss der Galerie noch eine Fachabteilung für die Restaurierung von alten Drucken, graphischen Blättern, Leder und Papier, die Dauerausstellungen des Museums und Depositorien der Galerie wurden mit Klimaanlagen ausgestattet, in Gebäuden des Berggerichts und Kammerhofs installierte man ein Kamera-Sicherheitssystem und im Berggericht und im nördlichen Befestigungsturm des Alten Schlosses wurden in kleinem Umfang auch Bauarbeiten durchgeführt. Realisiert wurde das vierjährige Projekt von dem Bergbaumuseum in Banská Štiavnica.
Die 46 restaurierten Sammlungsgegenstände umfassten 36 steinerne romanische, gotische und renaissancezeitliche Taufbecken, spätgotische Grabsteine und Renaissanceepitaphe, Fragmente von Statuengruppen, Portale von Bürgerhäusern, eine spätgotische Holzstatue der Hl. Barbara aus dem Jahre 1506, zwei Tafelgemälde aus dem Ende des 17. und der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, vier barocke Altargemälde aus dem 18. Jahrhundert und drei offizielle kaiserliche Porträts der Habsburger aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sämtliche restaurierte Sammlungsgegenstände waren stark beschädigt und erforderten schnelle Lösungen. Im Laufe der Forschung und Restaurierung gelangte man gleichzeitig auch zu mehreren Entdeckungen im Hinblick auf die Ikonographie und Autorenattribution. Das Projekt setzte sich zum Ziel, den hochwertigen Sammlungen, die den Ruhm der Stadt Banská Štiavnica im 13. bis 19. Jahrhundert dokumentieren, ihr ursprüngliches Aussehen zurückzugeben und eine historische Dauerausstellung in den Erdgeschoss-Räumen im Hof des Alten Schlosses im Bereich der ehemaligen Depositorien zu errichten. Einen Teil der Projektpräsentation bildete auch die Erstellung eines qualitätsvollen Textführers durch die Sammlungen und die Dauerausstellung, der über das hohe künstlerische Niveau in der bedeutendsten Bergbaustadt der Slowakei und über mehrere Autorenpersönlichkeiten informiert.