Jozef Haľko – Tomáš Krampl
Nachforschungen in der Krypta des St. Martinsdoms
Der bedeutende Kardinal und Erzbischof von Gran, Peter Pázmány, starb am 19. März 1637 im Alter von 67 Jahren im Bischofspalast in Bratislava. Bestattet wurde er am 3. April 1637 im St. Martinsdom sub Epitaphio S[ancti] Joannis Eleemosynarii quod ipse illi curaverat fieri. Der Kardinal wünschte sich ein sehr einfaches und bescheidenes Begräbnis, was auch sein Testament aus dem 12. November 1636 belegt. Die Grabstelle wurde in dem Fußboden mit einer einfachen Steintafel mit der Inschrift Petrus Pázmány Cardinalis gekennzeichnet. Pázmánys großer Bewunderer, der Bischof von Veszprém und ungarischer Kanzler Georg Lippay, seit 1642 Erzbischof von Gran, wünschte sich in seinem Testament aus dem 31. Dezember 1665, dass sein Körper neben dem Grab von Peter Pázmány beigesetzt wird. Lippay bestellte und unterstützte auch die Arbeiten im Zusammenhang mit der Herstellung des Epitaphs, das an der Stelle eines massiven gotischen Sakramentshauses in der Nordwand der Apsis angebracht sein sollte. Im Jahre 1710 ließ der Paladin Paul Esterházy im Dom eine Gedenktafel aus rotem Marmor zu Ehren von drei großen Stützpfeilern Ungarns Peter Pázmány († 1637), Georg Lippay († 1666) und Georg Széchényi († 1695) anbringen.
Seit dem 19. Jahrhundert interessierten sich viele Wiederbeleber des historischen und nationalen Gedächtnisses für die genaue Lokalisierung des Grabs, in dem drei bedeutende Erzbischöfe von Gran aus dem 17. Jahrhundert bestattet sind. Die Forschung im Jahre 1859 erfasste zuerst nur die Überreste des 103-jährigen Erzbischofs Széchényi, aber nach der Entdeckung der Krypta unterhalb des Marmorbodens identifizierte man hier auch die Körperreste des Kardinals Pázmány und des Erzbischofs Lippay. Die Krypta wurde wieder zugemauert und der Fußboden zurückgelegt. Die Krypta war in den Jahren 1865 – 1869 während der Regotisierung des Doms vermutlich wieder geöffnet. Das Interesse für Peter Pázmány in der Slowakei ist vor allem nach der Wiedereröffnung der Universität in Trnava im Jahre 1992 angewachsen. Diese Institution nahm Kontakte zu der Budapester Universität Pázmány Péter Katolikus Egyetem auf. Die Frage, wo genau Kardinal Pázmány im Bratislavaer Dom begraben ist, führte zu der Aufsammlung der wichtigsten Quellen, die im Jahre 2007 zweisprachig publiziert wurden. Im November 2004 betrat ein Forschungsteam die sog. Pálffy-Krypta im Presbyterium, aber die Begräbnisstelle von P. Pázmány konnte man nicht identifizieren. Nach Errichtung der neuen Bratislavaer Erzdiözese wurde der St. Martinsdom zu einer Kathedrale, d. h. zur Residenzkirche des Erzbischofs-Metropoliten. Der neue Status veranlasste auch die Anwendung einer neuen nichtinvasiven Forschungsmethodik mit Hilfe von einem Georadar und von geophysikalischer Messung. Ende November 2010 wurde der Raum von den Angestellten des Slowakischen Nationalmuseums-Archäologischen Museums untersucht. Sie realisierten zusammen mit anderen Fachleuten eine komplexe Erforschung der Überreste von Pázmány und Lippay, verborgen im Raum hinter der Pálffy-Krypta.
Dalibor Mikulík
Polnische Krönungsjuwelen auf der Burg Ľubovňa
Die Burg Ľubovňa, gebaut vermutlich um 1307, bildete den Schauplatz von vielen wichtigen Ereignissen, die die Geschichte des ungarisch-polnischen Grenzgebietes beeinflusst haben. Einen Durchbruch bedeutete das Jahr 1412 als die Burg zum Verwaltungszentrum des sog. Zipser Pfands wurde, der de facto im Jahre 1769 und de iure im Jahre 1772 endete. Eins der wichtigsten Ereignisse in der Burggeschichte war die Versteckung von polnischen Krönungsjuwelen und von dem ganzen polnischen Königsschatz. Sie wurden nach dem Überfall auf Polen durch die Schweden im Jahre 1655 zur Regierungszeit des polnischen Königs Johann II. Kasimir aus der Krakauer Burg Wawel herübergefahren.
Den Transport von königlichen Insignien zusammen mit den Juwelen und wichtigen Archivdokumenten besorgte Georg Lubomirski, der damalige Bürgermeister der verpfändeten Region Zips mit einem Zentrum auf der Burg Ľubovňa. Außer den polnischen Krönungsjuwelen transportierte man auf die Burg auch die sog. schwedische und die Moskauer Krone, die seit der Regierungszeit des Sigismund III. zum Königsschatz gehört haben. Den polnischen Königsschatz bewahrte man auf der Burg Ľubovňa bis zum Ende des Kriegs gegen die Schweden im Jahre 1661. Danach wurde er zurück nach Krakau überführt.
Die Krönungsjuwelen – Krone, Reichsapfel, Zepter, Mantel, Schwert und in Einzelfällen auch Ring – bedeuteten für die Polen ein Symbol der Souveränität von Polnischem Königreich gegenüber den anderen damaligen europäischen Staaten. Die Krone war ursprünglich aus purem Gold hergestellt und bestand aus 9 Segmenten in Form der königlichen Lilie. Anhand der Beschreibung aus dem Jahre 1609 war sie mit 117 größeren und 180 kleineren Edelsteinen – meistens Rubinen, Saphiren, Smaragden und Diamanten – und 90 Perlen verziert. Mit ihr wurden 17 polnische Könige gekrönt. Anlässlich der Krönung des letzten polnischen Königs Stanislaus August Poniatowski im Jahre 1764 hat man die Krönungsjuwele restauriert und zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit hat Joseph Christoph Werner die Skizzen von den königlichen Insignien gefertigt. König Stanislaus August befahl ebenfalls dem Maler Marcello Bacciarelli eine Kollektion von Porträts der polnischen Könige zu erstellen. Werners Zeichnungen und Bacciarellis Porträts werden heutzutage im königlichen Schloss in Warschau und im Graphischen Kabinett der Universitätsbibliothek in Warschau aufbewahrt. Das Original der Krönungskrone (1320-1764) hat im Jahre 1794 der preußische Kaiser Friedrich Wilhelm II. aus der königlichen Schatzkammer der Burg Wawel nach Berlin überführt, wo es sein Sohn Friedrich Wilhelm III. anfangs des 19. Jahrhunderts zerstören ließ. Mit Rücksicht auf die Bedeutung der Burg Ľubovňa und die Tradition der Aufbewahrung von polnischen Krönungsjuwelen ließ im Jahre 2010 das Museum in Ľubovňa Repliken der polnischen Krönungsjuwele machen und sie werden in der Kapelle des Hl. Michael auf der Burg Ľubovňa ausgestellt.
Katka Kureková
Baudenkmäler der Familie Stibor in der Westslowakei
Ein bedeutender Platz in der Geschichte der spätgotischen Architektur in der Slowakei gehört der Bautätigkeit der Adelsfamilie Stibor, vor allem Stibor von Stiborice und seines Sohnes Stibor d. J. Stibor war von Geburt ein Pole, in die Dienste des ungarischen Herrschers gelangte er noch zur Zeit Ludwigs des Großen, dem seit 1370 auch die polnische Krone gehört hat. Einen Meilenstein im Leben von Stibor repräsentierte die Krönung des Sigismund von Luxemburg zum ungarischen König im Jahre 1387. Innerhalb von einem Jahr wurde er Gespan des Pressburger Komitats und erlangte allmählich auch weitere Funktionen. Er erwies sich als tapferer Soldat und befähigter Diplomat. Sein einziger Sohn Stibor war Kommandant der anti-hussitischen Armee in der Westslowakei. Die Stellung und den Einfluss seines Vaters erreichte er aber nie. Die ersten Besitztümer erlangte der Herzog schon am Anfang der Regierungszeit von Sigismund. Im Jahre 1388 schenkte der König Stibor und seinen Brüdern 14 Dörfer im Pressburger und Neutraer Komitat, die Stadt Nové Mesto nad Váhom und die Burg Beckov. Dann sind noch Uhrovec, Čachtice, Holíč, Dobrá Voda und Branč dazu gekommen und im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte weitere Burggüter auf heutigem Gebiet der Westslowakei und Mährens. Mit dem Tod von Stibor d. J. im Jahre 1434 starb die Familie in männlicher Linie aus und gleichzeitig damit zerfiel auch die ausgedehnte Eigentumsdomäne, die ungefähr zwanzig Burgen und dreihundert Städte und Dörfer umfasste.
Im Zusammenhang mit stiborscher Architektur erwähnt man gewöhnlich vor allem die Burg Beckov, von der bis heute nur eine Ruine erhalten blieb. Da sie als der Familiensitz gedient hat, schenkte man ihr die größte Aufmerksamkeit bei der Finanzunterstützung des Umbaus, vor allem im Bereich der oberen Burg. Die Steindetails und Ausmalung erhielten sich im Residenzbereich nur fragmentarisch, doch auch an diesen spärlichen Überresten sieht man die künstlerischen Ansprüche dieses prominenten ungarischen Magnaten. Zu den besten Belegen des künstlerischen Niveaus der stiborschen Architektur zählte die Burgkapelle.
Die anderen stiborschen Burgen haben das Niveau von Beckov nicht erreicht. Auf vielen Burgen im Gebiet der Kleinkarpaten und des Waagtals (Branč, Dobrá Voda, Čachtice, Plaveč) kann man Befestigungsanlagen aus dem 14. bis 15. Jahrhundert identifizieren, aber es ist bisher nicht möglich diese direkt mit der Familie Stibor in Zusammenhang zu bringen. Stibor ließ auf seinen Gütern auch neue Kirchen und Klöster bauen und unterstützte finanziell auch deren Betrieb. Der erste Platz unter religiösen Bauten geht zweifellos an die Kirche in Nové Mesto nad Váhom. Zu den stiborschen Bauwerken ordnet man gewöhnlich auch die Kapelle des Hl. Anton von Padua bei der Pfarrkirche in Čachtice ein, ebenso wie die Pfarrkirchen des Hl. Stephan in Beckov, Hl. Ladislaus in Čachtice, Hl. Geistes in Petrova Ves und Hl. Michael in Vaďovce (ursprünglich eine Kapelle).
Katarína Bodnárová
Die Gründungsurkunde des Klosters der Kongregation Notre Dame
Die Ordensgemeinschaft der Kanonissinnen des Hl. Augustin des Ordens Notre Dame entstand in Mattaincourt in Lothringen, wo sie am 25. Dezember 1597 von Peter Fourier und Alexia Le Clerc gegründet wurde. Orientiert war sie auf die Armenhilfe, Kirchenerhaltung, Gründung von Schulen für Mädchen und deren kostenlose Ausbildung. Sie verbreitete sich schnell ins ganze Frankreich und in deutsche Länder. Nach Bratislava kam die Kongregation im Jahre 1747 und wirkte hier ununterbrochen bis Ende August 1950 als das hiesige Kloster liquidiert wurde. Nach Bratislava kehrte sie erst im Jahre 1990 zurück.
Das Archiv der Kongregation, gebaut von den Ordensschwestern seit Anfang ihrer Tätigkeit in Bratislava, wurde nach der Liquidation aufgeteilt. Diese Archivteile werden heutzutage in mehreren Staatsarchiven aufbewahrt – im Archiv der Hauptstadt der SR Bratislava, Literatur- und Kunstarchiv der Slowakischen Nationalbibliothek, Staatsarchiv in Bratislava und im Slowakischen Nationalarchiv (SNA). Eins der Dokumente im SNA repräsentiert auch die Urkunde bezeichnet als Original der Gründungsurkunde des Klosters Notre Dame in Bratislava, die sich auf die Zeit vor der Ankunft der Kongregation in Bratislava bezieht. Es handelte sich um eine persönliche Initiative der Gräfin Judith Antonia O’Neill, die sich nach den Erfolgen der Kongregationsschulen in Deutschland im Jahre 1743 auch für die mögliche Gründung eines Klosters in Bratislava zu interessieren begann. Nachdem sie die Finanzunterstützung für das Kloster besorgt hatte, erlangte sie am 24. Oktober 1747 auch eine königliche Genehmigung für die Ansiedlung der Kongregation in Bratislava. Die Genehmigung repräsentiert nicht nur eine Zustimmung von Maria Theresia, sondern auch Konfirmation der ursprünglichen Gründungsurkunde der Gräfin O’Neill, die sich in der Abschrift der königlichen Genehmigung befindet.
Die königliche Zustimmung von Maria Theresia war laut Archivquellen schon im 18. Jahrhundert im roten Samt eingebunden. Auf dem Einband der in Zeitschriftform erschienenen Urkunde war auf einer Goldschnur das Siegel aus rotem Wachs im Holzfutteral angehängt. Die Urkunde sowie das Siegel blieben in einem sehr guten Zustand erhalten. Die Urkunde ist auf Latein geschrieben, die Abschrift der Urkunde, herausgegeben von Gräfin O’Neill, erschien auf Deutsch.
Dominik Sabol
Barockmalereien im Schloss Dubovica
Die Deckenmalereien im Schloss der Familie Dobay in Dubovica, einer Gemeinde im Bezirk Sabinov in der ostslowakischen Region Šariš, bleiben vor Augen der Öffentlichkeit im Dachraum verborgen. Das Barockschloss mit rechteckigem Grundriss wurde von den Dobays in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut. Die Entstehungszeit ist nicht nur durch architektonische Elemente, sondern auch durch signierte Malereien aus dem Jahre 1782 datiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben nur zwei Drittel der ursprünglichen Gebäudemasse stehen.
Die Ausmalung ließ nach dem Ausbau des Schlosses (vor dem Jahre 1782) einer der damaligen bedeutenden Familienmitglieder fertigen – vielleicht der Kapitän Sigismund Dobay, oder Stephan bzw. Martin Dobay, deren Herrenhäuser ebenfalls im ausgehenden 18. Jahrhundert urkundlich erwähnt werden. Die Malereien sind heutzutage im Originalzustand auf der ganzen Fläche des östlichen Gewölbes des Schlossrisalits erhalten, ursprünglich haben sie jedoch alle Wände des Interieurs im ersten Obergeschoss bedeckt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einzelne Räumlichkeiten des Objekts aufgeteilt und die Decken abgesenkt. Dadurch entstanden neue kleinere Räume, die in den 1960ern neugemalt wurden. Unterhalb der heutigen Aufstriche könnten sich deshalb vermutlich noch die Originalschichten befinden. Sichtbare Malereien befinden sich deswegen nur in einem niedrigen Raum (höchstens 2 m hoch) oberhalb der sekundären geraden Decke. Die zugänglichen Malereien repräsentieren illusorische Architektur im Stil des Ludwig XVI. mit verschiedenen einkomponierten mythologischen Szenen mit dem Sturz des Phaethon als Zentralmotiv, und mit Köpfen von römischen Kaisern. In der linken oberen Ecke befindet sich die Signatur: Joseph. Lerch. pinx: Ao 1782. Joseph Lerch (1751 – 1828), ein Gebürtiger aus Spišská Sobota, wirkte in Levoča, Košice und arbeitete auch für die Regionen Šariš und Liptau, aktiv war er in den Jahren 1780 – 1828. Er hat vorwiegend Porträts gemalt und wirkte auch als Maler von Altarbildern und Wandmalereien. Das relativ große Werk in Dubovica hat Lerch schon als 30-jähriger gemalt.
Die Malereireste erhielten sich auch auf der Innenfläche des Risalit-Tympanons. Da sie sich im Exterieur befinden, sind sie ziemlich beschädigt. Das Thema bildet die biblische Szene von Jesus und der Samariterin am Brunnen. Der Autor ist höchstwahrscheinlich ebenfalls J. Lerch.
Eva Borecká
Franz Wimmer und Endre Szőnyi – Architekten der klassischen Moderne
In 2010 waren es 125 Jahre seit der Geburt zweier Bratislavaer Architekten, Repräsentanten der traditionellen konservativen Architektur mit Orientierung auf das deutsche Umfeld. E. Szőnyi aus dem Atelier F. Wimmer & E. Szőnyi, Architekten ist der Öffentlichkeit auch als Autor des Buchs ‚So ist Bratislava gewachsen’ aus dem Jahre 1967 und als Herausgeber der Zeitschrift Forum in den Jahren 1931 – 1938 bekannt. Über den Architekten F. Wimmer sind nur wenige Studien erschienen und einige Perioden seines Lebens bleiben unbekannt. In Bratislava befinden sich mehrere Bauten, die in ihrem Atelier projektiert wurden und die zum spezifischen Kolorit der Stadt beigetragen haben. Zahlreiche Realisationen finden wir auch in Piešťany, Šamorín, Vrbové, Bojnice, Trnava und in anderen slowakischen Städten.
F. Wimmer absolvierte die Technische Universität in München, E. Szőnyi (mit ursprünglichem Namen Zapletal) erreichte zuerst technische Ausbildung im schweizerischen Winterthur und später studierte er auf der Kunstakademie Julian in Paris. Beide hatten einen guten Überblick über das architektonische Weltgeschehen, knüpften jedoch an die eingelebten örtlichen Handwerktraditionen an und respektierten die Bedürfnisse ihrer Klienten, vor allem aus den Reihen der mittleren Klasse der deutsch-ungarischen Bevölkerung von damaligem Bratislava. An der Herausformung der Persönlichkeit der beiden Architekten beteiligte sich in beträchtlichem Maße auch der im Jahre 1885 gegründete Pressburger Kunstverein, der später in Szőnyis Haus in der Kapitulská-Straße gesiedelt hat. Die Arbeit für den Verein, in dem sie bis zu seiner Auflösung im Jahre 1945 mehrere Funktionen ausgeübt haben, bildete einen Teil des aktiven gesellschaftlichen Lebens der beiden Architekten. Viele Mitglieder des Vereins sind später zu ihren Klienten geworden.
Im Jahre 1929 ist Wimmer nach Prag umgezogen, wo er am Lehrstuhl für mittelalterliche Kunst an der Baufakultät der deutschen Sektion der Karlsuniversität Vorlesungen hielt, doch in dem gemeinsamen Atelier in Bratislava arbeitete er zusammen mit Szőnyi bis zum Jahre 1938. Nach dem Krieg emigrierte er nach Deutschland und starb dort im Jahre 1953. E. Szőnyi starb 1968 und ist zusammen mit seiner Ehefrau in dem Friedhof in Slávičie údolie in Bratislava bestattet.
Igor Machajdík
Von Natureislaufplätzen zum Eisstadion
Bevor in Bratislava das erste Eisstadion mit künstlicher Eisfläche eröffnet wurde (1940), haben die Hockeyspieler und Schlittschuhläufer (Eiskunstläufer) nur natürliches Eis ausgenutzt – auf Flüssen, Teichen und vereisten Flächen. Die eingefrorene Donau hat die Bratislavaer als Eislaufplatz schon seit ewig gelockt, aber das erhöhte Interesse für Schlittschuhlaufen führte im Jahre 1871 zur Eröffnung der ersten künstlich bewässerten Eisfläche in der Stadt. Diese befand sich in dem Pálffy-Garten unterhalb der Burg, an der Stelle der heutigen Zochova-Straße. Öffentliches Schlittschuhlaufen auf dem mit 64 Gaslampen beleuchteten Eislaufplatz war sehr populär, auch dank dem Pressburger Eislaufclub (Pozsonyi Korcsolya Egyelet), der am 14. Dezember 1871 gegründet wurde. Das beliebte Schlittschuhlaufen wurde am Ende des 19. Jahrhunderts auch zum Bestandteil der Lehrpläne für den Sportunterricht auf Schulen und im Jahre 1891 hat der Minister für Schulwesen die Errichtung von Eislaufplätzen in Schulhöfen persönlich beaufsichtigt. Die Bratislavaer liebten das Schlittschuhlaufen, in den Jahren 1879 bis 1913 waren in der Stadt neun Natureislaufplätze in Betrieb. Zu den populärsten gehörten die Seen auf Železná studnička, wo man anfangs des 20. Jahrhunderts vor allem Unterhaltung gesucht hat. Der Vorgänger des Eishockeys war bei uns bandy hokej, in dem anstelle der Scheibe ein kleiner lederner oder voller Gummiball verwendet wurde. Die Regeln waren sehr frei, die Spielerzahl schwankte und am Anfang handelte es sich eigentlich um ein Gesellschaftsspiel. Ein rasanter Aufstieg des kanadischen Hockeys im ausgehenden 19. Jahrhundert hat jedoch „bandy“ völlig in den Hintergrund gedrängt, im Jahre 1910 begann man die erste Eishockey-Europameisterschaft zu organisieren.
In den 1920ern ist die Entwicklung dieses Sports in der Slowakei durch tschechische Funktionäre beeinflusst worden. Die Hockeyabteilung des Ersten tschechoslowakischen Sportklubs wurde im Jahre 1921 gegründet. Ein anderer Hockeyklub, Zwirnfabrik SC, hat sich im Jahre 1923 herausgeformt. Drei Jahre später ist der dritte Bratislavaer Hockeyklub erschienen – ŠK Slávia, der den Stadteislaufplatz bei der Tabakfabrik in der Vazovova-Straße errichtete. Ein weiterer Hockeyklub entstand im Rahmen des Skiklubs Bratislava im Jahre 1928 und wurde schnell zum slowakischen Favoriten im kanadischen Eishockey. In die Galerie der erfolgreichen Hockeyspieler hat sich später auch die Mannschaft der Bratislavaer Universitätsstudenten eingereiht. In der Mitte der 1930er begann es dem Eishockey auf Naturflächen in Bratislava wegen finanzieller Schwierigkeiten sowie dem warmen Wetter schlecht zu gehen. Der erste künstliche Eislaufplatz in Bratislava und in der ganzen Slowakei, von denen es im Jahre 1936 in Europa bereits 43 gab, wurde im Dezember 1940 eröffnet. Die Form des Eisstadions mit Überdachung aus dem Jahre 1958 hat bis 2010 ausgehalten. Im vorigen Jahr begann nämlich seine totale Rekonstruktion vor der nächsten Eishockey-Weltmeisterschaft, die an der Wende zwischen April und Mai 2011 in Bratislava und Košice stattfinden wird.
Pavol Komora – Tomáš Lupták
Ein Schrank aus der Zeit der Napoleonkriege
Im Depositorium historischer Möbel des Slowakischen Nationalmuseums-Museums Červený Kameň befindet sich auch ein bemerkenswerter Schrank mit Abbildung zweier Militärkommandanten auf seinen Türen. Das Aussehen des Schranks und vor allem sein Dekor deutete an, dass es sich um ein Artefakt aus dem Ende des 18. – Anfang des 19. Jahrhundert handelt. Bei einer näheren Untersuchung zeigte es sich, dass die abgebildeten Reiter bedeutende historische Persönlichkeiten aus der Zeit der Napoleonkriege darstellen, u. z. den schwedischen Kronprinzen Carl Johan (ursprünglich Napoleons Marschall Jean-Baptiste Jules Bernadotte) und den preußischen Marschall Gebhart Leberecht von Blücher. Die Bilder auf dem Schrank wurden unter dem Eindruck des Siegs der 6. anti-napoleonischen Militärkoalition in der sog. Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 gemalt, höchstwahrscheinlich nur eine kurze Zeit danach, innerhalb der Zeitspanne vom Ende 1813 bis zur ersten Hälfte des Jahres 1815.
Der Schrank gehört aus typologischer Sicht zur Kategorie der sog. Bauernmöbel, die im 18. und 19. Jahrhundert im ganzen Europa verbreitet waren, vor allem aber in Gebieten mit deutscher Bevölkerung. In die Museumssammlungen gelangte er anfangs 1956 im Rahmen der Zusammenführungen von kunsthistorischen Gegenständen aus Adelsgütern, die nach dem Zweiten Weltkrieg konfisziert wurden. Auf Červený Kameň wurde er zwar aus dem Schloss in Adamovce eingeführt, er stammt jedoch aus dem Schloss in Dubodiel, das in den Jahren 1937 – 1939 vom Grafen Alexander Pallavicini als seine Jagdresidenz erbaut wurde. Seine Provenienz konnte man bisher jedoch nicht identifizieren. Der zweite Teil des Artikels befasst sich mit der komplexen Restaurierung des Schranks, der in einer neuen historischen Dauerausstellung des SNM auf der Bratislavaer Burg ausgestellt sein wird.
Peter Buday
Unbekannte Renovierungen der Kapelle des Hl. Evangelisten Johannes in Bratislava
Die gotische Kapelle des Hl. Evangelisten Johannes, gebaut bei der Bratislavaer Franziskanerkirche, hat bereits seit 1591 nicht mehr für liturgische Zwecke, sondern nur als capella mortuorum gedient. Das wertvolle Denkmal ist beinahe in totale Vergessenheit geraten und war von dem Untergang bedroht, bis es im Jahre 1831 schließlich zum ersten Mal renoviert wurde. Damals kam es vermutlich zur Aufteilung der unteren Kapelle und Entstehung des Beinhauses im Souterrain des Gebäudes. Im Bestreben, diesem religiösen Bau die liturgische Funktion zurückzugeben, entschied man sich für eine umfangreichere Renovierung in den Jahren 1910 bis 1914, die in vier Etappen verlaufen sollte.
Während der ersten Etappe (1910) renovierte man die nördliche Fassade und ihre Steinelemente. In der zweiten Etappe (1911) wurde die Erneuerung des Exterieurs fortgesetzt, vor allem die Restaurierung des westlichen Portals mit dem Krongesims, hauptsächlich aber der Austausch des ganzen Dachstuhls. Für 1912 waren die Fertigstellung des Dachstuhls, Verfestigung der Sockel und Glaserarbeiten geplant. In der vierten Etappe der Renovierung in den Jahren 1913 – 1914 endete jedoch die Finanzunterstützung vonseiten des damaligen Innenministeriums, u. z. auf Grund der Einstellung der Ungarischen Denkmalkommission, die eine Renovierung des Innenraums für liturgische Zwecke bevorzugte. Radikalere Vorschläge, wie z. B. die Erschließung des westlichen gotischen Portals (Architekt F. Wimmer), die Konzeption der Krypten oder andere Erneuerungsentwurfe des Architekten J. Schulek, wurden jedoch nicht mehr realisiert, da der Erste Weltkrieg ausbrach.
Ľubomír Farkaš
Sklené Teplice und Kurgebäude
Die Gemeinde Sklené Teplice (heutzutage ungefähr 450 Einwohner) liegt im Nordwestteil der Schemnitzer Berge. Gegründet wurde sie anfangs des 14. Jahrhunderts und ihre Bewohner lebten vom Holzeinschlag für die Bedürfnisse der Bergwerke in Banská Štiavnica (Deutsch: Schemnitz). In der Mitte des 14. Jahrhunderts gründete man hier die ersten Glaswerke in Ungarn. Sie produzierten spezielles „Laborglas“, verwendet beim Feststellen des Gold- und Silbergehalts in Erzen des Schemnitzer Bergbaureviers. Die Glashütte ist im Laufe des 17. Jahrhunderts untergegangen. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts befanden sich in der Gemeinde Hütten der Schemnitzer Bergbaukammer für die Gold- und Silberverarbeitung mit Hilfe von Blei (im Jahre 1780 standen hier 4 Öfen). Im Jahre 1786 wurde in Sklené Teplice eine Amalgamierhütte in Betrieb gesetzt und bei dieser Gelegenheit veranstaltete man auch einen internationalen Geologiekongress. Derzeit entstand die Forschungsgesellschaft Sozietät der Bergbaukunde, deren Leitung zuerst in Sklené Teplice ansässig war und später nach Zellerfeld in Deutschland umsiedelte. Die Hütte ist in den 1790ern untergegangen.
Nach dem Untergang der Industrieproduktion haben sich die Gemeindeeinwohner auf das Kurwesen und die Landwirtschaft umorientiert. Im Katastergebiet von Sklené Teplice gibt es 14 Thermalquellen mit einer Temperatur von 37°C bis 52,3°C. Diese haben in den Kurort mehrere bedeutende Persönlichkeiten hergelockt – den Balneographen Georg Wernher (1549), im 18. Jahrhundert den berühmten Arzt Karl Otto Moller, den englischen Reisenden Edward Brown, den deutschen Mineralogen und Botaniker Franz Ernst Brückmann und den slowakischen Polyhistor Matthias Bel.
Das Kurareal in Sklené Teplice begann man schrittweise in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufzubauen, vor allem aber in den Jahren 1835 – 1848. Seit 1868 gehörte es dem Zvolener Arzt Vojtech Gasparetz und seine Familie war im Besitz des Kurortes bis zu seiner Verstaatlichung im Jahre 1945. Die ursprünglich spätbarocken Kurgebäude sind allmählich zu Zwecken der Unterkunft und Kurbehandlung umgebaut worden. Das einzige erhaltene Gebäude (heute renoviert) repräsentiert der hölzerne Musikpavillon namens Kursalon aus dem Jahre 1838. Der Autor des Artikels befasst sich ausführlicher mit der Geschichte und Renovierung eines Nationalkulturdenkmals – des Höhlendampfbads (2009).
Zuzana Francová
Eine barocke Reiseuhr Bratislavaer Herkunft
Das Museum der Stadt Bratislava ergänzt systematisch die Sammlungen von historischen Uhren Bratislavaer Herkunft. Eine einzigartige Akquisition bedeutete im Jahre 2010 der Ankauf einer barocken Reiseuhr – des Weckers von einem der bedeutendsten Uhrmacher Jakob Guldan (1726 – 1790). In Museumssammlungen befinden sich bereits sechs Exponate mit seiner Signatur. Die neuerworbene Uhr besitzt ein Gehäuse aus vergoldetem und graviertem Metall, gestellt auf vier Beinen mit Muschel- und Blumenmotiven. Oberhalb des Zifferblattes dominiert ein Blumenkorbmotiv, unterhalb des Zifferblattes sieht man eine Rosette und die restliche Fläche ist mit pflanzlichen Motiven ausgefüllt. Die römischen Zahlen auf dem Emailzifferblatt bezeichnen Stunden und die arabischen Zahlen darüber zeigen Minuten an. Reich dekoriert ist auch die Hinterseite des Uhrgehäuses mit eingravierter Signatur: Jacob Guldan, Pressburg. Die Seitenwände sind verglast und ermöglichen einen Blick auf den Uhrmechanismus. Nach dem Aufziehen ist die Uhr einen ganzen Tag lang im Gang. Außer der Reiseuhr erhielt sich auch das originale Lederfutteral mit aufgeklebter Etikette im Innern, die eine teilweise beschädigte Inschrift Urmacher Guldan v[…] anno MDCCL trägt. Die Uhr ist gegenwärtig in einer spezialisierten Exposition von Uhren des Museums der Stadt Bratislava im Haus zum Guten Hirten ausgestellt.
Ján Čáni
Industriedenkmäler im Tyrnauer Landschaftsverband
Die Region des heutigen Tyrnauer Landschaftsverbandes hatte niemals den Charakter einer industriellen Landschaft, sie ist eher landwirtschaftlich ausgenutzt worden. Trotzdem sind hier schon seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Manufakturen entstanden – die für Majolika in Holíč und eine andere für die Herstellung von Kattun in Šaštín. Nach dem Jahre 1848 war auch hier die Industrialisierung voll im Gang und hinterließ hier zahlreiche Bauten von technischem und industriellem Charakter, meistens Mühlen, Brennereien, Zuckerfabriken, Brauereien und Mälzereien. Ein spezielles Kapitel bildet die Ziegelbrennerei – eine hinreichende Menge an Rohmaterial bot hier gute Bedingungen für die Entwicklung der Herstellung von Baukeramik. 34 Objekte und Areale produktiven und technischen Charakters wurden zu Nationalkulturdenkmälern erklärt. Dies repräsentiert nur etwas mehr als 5 Prozent aller Denkmäler des Tyrnauer Landschaftsverbandes.
Zu wertvollen technischen Bauten gehören außerdem einige Barockbrauereien (z. B. diejenige in Šaštín-Stráže aus der Mitte des 18. Jahrhunderts), Brennereien, die beinahe in jedem zweiten-dritten Dorf gestanden sind (z. B. die in Štrkovec aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, in Leopoldov aus dem Jahre 1911), oder Mühlen (z. B. die Dampfmühlen Mária in Sládkovičovo aus dem Jahre 1912, Štefan Pilárik in Gbely aus der Zwischenkriegszeit und diejenige in Mostová aus dem Jahre 1905, die elektrische Mühle in Dolné Saliby aus den 1920ern oder eine kleine elektrische Mühle in Okoč aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts).
Im Gebiet der industriellen Ernährungswirtschaft gehörten zu großen Betrieben vor allem die Zuckerfabriken (z. B. Kuffner in Sládkovičovo aus dem Jahre 1867, die Fabrik in Sereď aus dem Jahre 1907). Ein typisches Industrieareal repräsentiert auch die sog. Hodvábka (Seidenfabrik) in Senica, die im Jahre 1920 gegründet wurde, die Fabrik für Holzverarbeitung in Majdán, gegründet von Joseph Pálffy im Jahre 1883 und deren Zweigbetrieb in Dobrá Voda, der seit 1901 im Gang war. Direkt in der Stadt Trnava befanden sich weitere Industriebetriebe – die Hüttenwerke Coburg (1915), der Staatsbetrieb für die Reparatur von Eisenbahnwaggons (1925) und ein Dampfkraftwerk (1917). Erwähnenswert unter Ziegelfabriken ist diejenige in Prietrž (mit einem Kammerofen aus dem Jahre 1922), die Ziegelei Mitacsek in Trnava (mit einem Ringofen aus den 80er-90er Jahren des 19. Jahrhunderts), die Ziegelfabrik in Hlohovec aus dem Jahre 1918, die Ziegelei Scheibner in Piešťany und die Fabriken in Rakovice aus dem 19. Jahrhundert und in Vrbové (1944).