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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 1/2009

Jana
Kalinayová-Bartová
Musikinstrumente auf einem Wandgemälde in
Martinček

Vor einigen Jahren entdeckte und restaurierte man
wertvolle mittelalterliche Wandgemälde in der römisch-katholischen Kirche St.
Martin in Martinček (Bez. Ružomberok). Der Fund hat mehrere Fragen über die
Ikonographie der Gemälde, deren Datierung, Herkunft und Inspirationsquellen
aufgerufen. Die Gemälde sind interessant auch für die Historiker, die sich mit
der mittelalterlichen Musikgeschichte beschäftigen. In der ältesten Schicht der
Malerei im Presbyterium der Kirche befinden sich nämlich Gestalten mit
Musikinstrumenten, die wir bisher in der Slowakei nicht registriert haben. Die
Autorin des Artikels befasst sich mit organologischer Identifizierung der
abgebildeten Musikinstrumente, mit deren Bedeutung im ikonographischen Programm
des Gemäldes und mit dem Problem der Beziehung zur zeitgemäßen
Musikpraxis.
Sechs Gestalten mit Musikinstrumenten dekorieren die obere
Hälfte der horizontal gegliederten Wandmalerei im Presbyterium, während der
untere Teil mit Gestalten von zwölf Aposteln ausgefüllt wurde. Ähnlich wie die
Apostel sind auch die Musiker in Gruppen aufgeteilt, so wie es die
Raumarchitektur ermöglichte – der Künstler malte sie paarweise an der Nord-,
Ost- und Südwand des Presbyteriums. Die Paare an der Süd- und Ostwand sind
voneinander durch Fenster getrennt. Infolge eines späteren unempfindlichen
Umbaus des Fensters an der Südwand erhielt sich jedoch von der sitzenden Gestalt
des Musikers links von dem Fenster nur ein Fragment mit minimaler Möglichkeit
von Identifizierung des Musikinstrumentes. Sämtliche abgebildete Instrumente
repräsentieren die Gruppe von Saiteninstrumenten, die im Mittelalter ein
demütiges Gebet, Verherrlichung Gottes, Harmonie zwischen Mensch und Gott sowie
ein Medium mit Heilwirkung ausgedrückt haben. Außer der biblischen Zither
handelt es sich um eine ganze Skala von neueren Instrumenten – die Leier und
ihren jüngeren Typ, die sog. Rotta, und ein dreieckiges Instrument, vermutlich
Psalterium, dessen archaische Darstellung die gotische Harfe kopiert. Weitere
abgebildete Saiteninstrumente sind die Citole (anders auch Cetula oder Cetera),
Fidel – der mittelalterliche Vorgänger der Violine und Ala, bzw. Ala bohemica
(eine Art Psalterium in Form des Vogelflügels).
Aus der Sicht der
Musikhistoriographie und historischen Organologie kann man die Abbildung in
Martinček für keinen Beleg der Verwendung dieser Instrumente in
mittelalterlicher Musikpraxis auf unserem Gebiet halten, besonders wenn sie zum
Element der Visualisierung eines religiösen Themas wurden. Nur die Fidel, das
Psalterium und die Harfe, in Europa weitverbreitete Instrumente, sind bei uns
auch durch weitere ikonographische Dokumente belegt und durch Berichte aus
Schriftquellen unterstützt.

Dušan Buran
Die spätgotische
Kanzel in Kesmark (Kežmarok)

Die Steinreliefs aus der ehemaligen
Kanzel der Stadtpfarrkirche in Kesmark (Zips) sind in den letzten Jahrzehnten in
Vergessenheit geraten. Schuld an deren Absenz im kunsthistorischen Bewußtsein
hat wohl die Tatsache, daß sie, einmal im Pfarrhaus deponiert, nur schwer
zugänglich waren. Daß dies auch den Einfluss an ihren materiellen Zustand hatte,
liegt auf der Hand.
Dabei stellen die die vier Kirchenlehrer und hl. Helena
darstellenden Reliefs eine höchst interessante Parallele zu den 1486, bzw. 1498
datierten Portalen der Pfarrkirche dar. Besonders das jüngere davon mit einem
figuralen Programm zeigt solche Verwandtschaften, daß es mit der Kanzelreliefs
als Bildwerke derselben Werkstatt angesehen werden dürfen. Zwar zeigt sich die
architektonische Plastik in beiden Werken in ihrer Körperlichkeit und
Oberfläche-Bearbeitung etwas unterschiedlich, doch merkt man die
Übereinstimmungen woanders: Zum progressivsten Formgut der Werkstatt gehörte
wohl das sog. „Astwerk“, eine Art organisches Dekor, bestehend sowohl an den
Mikroarchitekturen des Portals als auch an den Kanzelreliefs aus den langen
Ästen, welche in diversen durchgeschlungenen Formen in recht anspruchsvolle
Baldachine oberhalb der Figuren münden. Nimmt man an, daß die Kanzel spätestens
um 1500 entstanden sein dürfte, stellen somit ihre Reliefs Beispiele einer
relativ frühen Rezeption des Formenschatzes der süddeutschen, bzw. sächsischen
spätgotischen Architektur im ehemaligen Königreich Ungarn dar.
Wie das
Astwerk in die Zips vermittelt wurde, bleibt noch näher zu untersuchen. Die
Stadt Kesmark wurde zu Ende des 15. Jahrhunderts im Besitz der Magnatenfamilie
Zapolya, diese verewigten sich bereits 1486 mit ihrem Wappen an dem kleineren
der Südportale der Kirche. Ob es nun der 1499 verstorbene Stephan Zapolya oder
eher seine Witwe, Hedwig von Teschen († 1521) waren, die den Auftrag des
jüngeren Portals und der neuen Kanzel initiierten, ist zwar wahrscheinlich, aus
den bekannten Quellen aber (noch) nicht zu beweisen.

Radoslav
Ragač
Festtage der Kremnicer Franziskaner
Vierzig Jahre
der Herrschaft von Maria Theresia waren trotz mehreren Kriegen, die sie mit
wechselhaften Erfolgen geführt hat eine Zeit, in der sich Ungarn erfolgreich die
Wunden von langjährigen gegentürkischen Kämpfen geheilt hat und in der auch die
allmähliche Modernisierung des rückständigen Landes begann. Auch das
mittelslowakische Bergbaugebiet begann in dieser Zeit zu gedeihen und es öffnete
sich ein breiterer Raum für verschiedene Stiftungsaktivitäten und Aufbau. Der
reichliche Zustrom von Finanzmitteln und ein entwickeltes Stadtmilieu zusammen
mit dem Rekatholisierungsgeist, Ordenstätigkeit und Barockspiritualität waren
ein Nährboden für die Veranstaltung von verschiedenen Typen von kirchlichen
sowie weltlichen Festen.
Eine der Quellen für die Untersuchung dieses
Phänomens ist das bisher unbekannte dekorierte Manuskript Historia domus des
Franziskanerkonvents in Kremnica aus den Jahren 1759 – 1773, aufbewahrt im
Slowakischen Nationalarchiv. Die Kremnicer Franziskaner gehörten zu den
Bettelorden und obwohl ihr Konvent Teil einer strengeren, salvatorianischen
Provinz der ungarischen Franziskaner war, trotzdem haben sie an religiösen und
teilweise auch weltlichen Festen aktiv teilgenommen. Die Geschichte des Konvents
repräsentiert eine reiche Informationsquelle über die Festtage nicht nur der
Kremnicer Franziskaner, sondern auch der Stadt selbst. Im Jahre 1759 wurde im
Konvent die loretanische Kapelle fertiggebaut und bei diesem Anlass hat man auch
das obenerwähnte Manuskript angelegt. Davon haben wir einige Beispiele von
interessanten Ereignissen ausgewählt, die zu jener Zeit in Kremnica
stattgefunden haben. Der Schriftführer vom Großteil der Stadtgeschichte und
fleißige Beobachter des Lebens in Kremnica war der Vikar der Kremnicer
Franziskaner Cyril Machacz, der mit seiner Funktion des Konvent-Historikers
(Proto-Historicus) von dem Provinzkapitel am 20. Mai 1759 im Konvent in Gyöngyös
betraut wurde. Wer die sonstigen Chronikeinträge zugefügt hat, wissen wir bisher
nicht.
Der Höhepunkt von weltlichen Festen während der untersuchten Periode
war ohne Zweifel der Besuch der künftigen Kaiser Joseph II, seines Bruders
Erzherzogs Leopold II und des sächsischen Fürsten Albert, der am 26. Juli 1764
begonnen hat. Vorher hat man im ganzen Kremnica sowie im Franziskanerkonvent
Aufräum- und Renovierungsarbeiten durchgeführt – die Franziskaner haben zum
Beispiel den Triumphbogen erneuert. Der Chronist beschreibt im Detail die
Ankunft der Delegation, deren Empfang durch uniformierte Reiter und Fußsoldaten,
die zu einer Hälfte von Stadtbürgern und zu der anderen von Vertretern der
Bergkammer gebildet waren. Der Bürgermeister Anton Körmendy in ungarischer
Festtracht überreichte ihnen die Stadtschlüssel. Bei dem Empfang waren auch die
Franziskaner dabei, sie standen am Gebäude der Münzstätte am Hauptplatz. An
folgenden zwei Tagen fanden festliche Gottesdienste in der Pfarrkirche statt und
auch eine Prozession.

Tomáš Janura
Die Liptauer Landedelfrauen
im 18. Jahrhundert

Das Privatleben der Landedelfrauen im
18. Jahrhundert kennen zu lernen ist möglich nur auf Grund der Schriftquellen
privater und amtlicher Natur. Eine bisher nur wenig verwertete
Informationsquelle repräsentieren die Gerichtsakten von ungarischen
Stuhlbezirken. Die sind in mehrere selbständige Gruppen aufgeteilt, zu denen
auch die Vernehmungen (Inquisitiones) gehören. In der General- oder
Partikularkongregation des Stuhlbezirks wurde vonseiten eines konkreten
Edelmannes, einer Edelfrau oder deren Vertreters ein Protest gegen Unrechtheiten
vorgetragen, der protokolliert wurde. Danach hat man angeordnet, die
Rechtmäßigkeit des Protests durch die Stuhlbeamten (Gerichtsdiener und
vereidigte Schöffen) zu überprüfen. Diese haben eine Vernehmung mit Zeugen des
Vorfalls niedergeschrieben, die dann zur Prozesssache wurde. Diese
Zeugenaussagen wurden schließlich zur Unterlage in der Rechtsverhandlung beim
nächsten Stuhlgericht.
Von den erhaltenen Vernehmungen im Materialbestand des
Liptauer Stuhlbezirks beziehen sich 180 Akten auf Landedelfrauen. Sie belegen
auch die Rechtsbedingungen für unabhängige wirtschaftliche Tätigkeit der
Landedelfrauen, die durch die ungarischen Gesetze festgesetzt wurden. Danach war
es einzig und allein die adelige Witwe, die nicht unter der Macht eines
Ehemannes oder Vaters stand, denn der väterlichen Macht ist sie durch die Heirat
entgangen und mit dem Tod ihres Gemahls endete auch die Familienherrschaft des
Ehemannes über seiner eigenen Frau. Die Witwe konnte somit über die Verwaltung
des Vermögens von ihr selbst und von ihrem Ehemann frei entscheiden. Die
wirtschaftlichen Möglichkeiten der Witwen waren groß und voll vergleichbar mit
Wirtschaftsführung der Landedelmänner, die je nach ihrem Wohlhaben eine gewisse
Zahl der wirtschaftlichen Arbeitskräfte angestellt haben. Die Witwe war bei
ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten nur durch ihre Nachkommen beschränkt. Wenn
sie keine oder nur Töchter hatte, konnte sie bis zu ihrem Tode das Landgut
beherrschen. Wenn sie aber Söhne hatte, musste sie nach gewisser Zeit das
Eigentum ihres Ehemannes den Söhnen überlassen, da diese verpflichtet waren, um
ihre Mutter zu sorgen.

Simona Jurčová
Der Scharfschützenverein
in Trnava

Der Scharfschützenverein ist einer der ältesten Vereine in
Trnava. Seine Existenz und Tätigkeit ist durch die Archivdokumente von 1752 bis
1891 belegt. Auf repräsentativen Aufnahmeurkunden aus dem Jahre 1860 wird als
das Gründungsjahr sogar 1750 angeführt. Der Verein hat seinen Ursprung jedoch
schon auf das Mittelalter zurückgeführt, im Jahre 1838 feierte er das
600-jährige Jubiläum zusammen mit dem Jahrestag der Erteilung von Privilegien
der königlichen Stadt Trnava. Die Archivdokumente haben diese Behauptungen
jedoch nicht bestätigt. Die Trnavaer Scharfschützen vereinten wohlhabende
Stadtbürger und sie wurden von den Edelmännern aus der Umgebung unterstützt. Sie
richteten sich nach dem Statut, das von dem Herrscher genehmigt wurde (1838).Von
ihren Mitgliedern haben sie die Vereinleitung gewählt, die dann für die
Korrespondenz, Konten und das Archiv verantwortlich war. Sie hatten auch ihr
eigenes Wappen, die Flagge (weiß-grün mit schwarzer Zielscheibe in der Mitte)
und das Siegel. Neue Mitglieder bekamen die Gedenkurkunde über die
Mitgliedschaft im Verein (erhalten sind zwei davon – aus den 1830ern und
1860ern). Alle Mitglieder zahlten regelmäßige Jahresbeiträge (Jahres Schilling).
Außerdem haben sie Dokumentation über die Finanzen (Tagebuch) und über das
Schießen (Schussprotokolle) geführt. Sie haben sich an der Vorbereitung von
großen Veranstaltungen in der Stadt beteiligt und an offiziellen städtischen und
kirchlichen Festen teilgenommen. Außer der öffentlichen Tätigkeit haben die
Scharfschützen regelmäßig das Schießen geübt und an Wettbewerben
teilgenommen.
Aus der Geschichte des Trnavaer Scharfschützenvereins erhielt
sich im Westslowakischen Museum die Korrespondenz, Dokumente, Rechnungsbücher,
Schussprotokolle, Schützenlisten, Uniformteile, Informationen über den
Schießplatz aus zeitgenössischer Presse, vor allem aber gemalte Zielscheiben,
die das Interieur der Vereinschützenhäuser dekoriert haben.

Peter
Keresteš
Die Appels – wirtschaftliche Beamte der
Aristokratie

Der Modernisierungsprozess der ungarischen
Ladwirtschaft im 19. Jahrhundert lastete vorwiegend auf Schultern der
wirtschaftlichen Beamten, die ihre Fachkenntnisse bei der Verwaltung von
Feudalgütern verwertet haben. In biographischen, historischen und anderen
Lexikons der Slowakei würden wir oft vergeblich irgendwelche Erwähnungen über
diese „Ingenieure der Zukunft“ suchen. Auf dem Herrengut der aristokratischen
Familie Hunyady aus Mojmírovce bei Nitra war die Familie Appel tätig. Ihre
Mitglieder reihen wir zu bedeutenden Pionieren der Modernisierung der
Landwirtschaft auf unserem Gebiet in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Die Tätigkeit von Karl Appel (1773 – 1839), geboren in
Ludwigsburg in Württemberg und Absolvent des Wirtschaftsinstituts in Stuttgart,
ist unmittelbar mit seinem Arbeitgeber, Freund und Mezän Graf J. A. S. Hunyady
(1773 – 1822) verbunden. Das intensive Interesse dieses gebildeten ungarischen
Aristokraten für das Landwirtschaftsgeschehen ist durch seine Ernennung zum
ordentlichen Mitglied der Landwirtschaftlichen Gesellschaft in Wien am 7. Mai
1808 belegt. Hunyady war der erste ungarische Aristokrat, der die Ideen des
Reformators Graf Széchényi über die Zucht von Sportpferden und Organisierung von
Pferderennen nach englischem Vorbild in der Praxis realisierte.
Im Jahre 1797
ernannte Graf Hunyady den K. Appel zum Wirtschaftsdirektor von seinem Herrengut
und seitdem waren die Schicksale der Appel-Familie und ihrer Nachkommen auf die
Dauer mit Ungarn verbunden. K. Appel rationalisierte und zentralisierte die
wirtschaftliche Verwaltung des Herrenguts, führte eine gründliche
Rechnungsevidenz ein, reorganisierte das Familienarchiv, errichtete das
Zentralbüro des Herrenguts geleitet von einem Sekretär und auch die Buchhaltung.
Mojmírovce diente als ein Musterlandgut. In pflanzlicher Produktion erwarb er
sich große Verdienste um die Kultivierung des Ackerbodens und Verwandlung der
Sumpfgebiete in ein fruchtbares Gelände. Er gehörte zu Pionieren des Anbaus von
Kulturpflanzen, vor allem Kartoffeln und Zuckerrübe. Von technischen Pflanzen
kultivierte er als einer der ersten auf unserem Gebiet den Klee und die Luzerne.
Er zeigte sich auch als ein Pionier-Konstrukteur, indem er einen neuen Pflugtyp
verbesserte.
Appels Prioritäten waren vor allem die Tierproduktion und Zucht.
Die markantesten Ergebnisse erzielte er in der Zucht von neuen Schafrassen in
der Slowakei, deren Wolle auf ausländische Märkte exportiert wurde.
Bemerkenswerte Ergebnisse erreichte er auch in der Pferdezucht, mit seiner
Person verbindet sich die Gründung von mehreren ausgezeichneten Gestüten in der
Südwestslowakei. In der Rindviehzucht hat K. Appel geholfen, die alpinen Rassen
in der Slowakei zu verbreiten. Große Verdienste erwarb er sich auch um die
Organisierung des ersten öffentlichen Pferderennens in Ungarn (am 22. Mai 1814).
Für die Verdienste um die Entwicklung der ungarischen Landwirtschaft erteilte
ihm und seiner Nachkommenschaft der Herrscher Ferdinand I am 9. Mai 1823 den
Adelstitel. Seine drei Söhne gehörten zu den ersten Fachleuten in der Slowakei
mit Hochschulbildung im Gebiet der Landwirtschaft. Von ihnen war es vor allem
Gustav Adolf Joseph (1804 – 1903), geboren in Mojmírovce, der zu seinem
vollwertigen Nachfolger im Fach geworden ist.

Eva
Križanová
Die Kirche Hl. Georg in Likavka
Zu
bemerkenswerten Bauten, deren Entstehung in die Periode der historisierenden
Stile des 19. Jahrhunderts datierbar ist und von welchen wir viele berechtigt
als Äußerungen der Nationalarchitektur in der Slowakei bezeichnen können, gehört
auch die römisch-katholische Kirche Hl. Georg in Likavka. Diese Bauten stammen
aus den Händen von Architekten, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zum
ersten Mal in neugegründeten heimischen Hochschulen gebildet wurden, dennoch
aber bleiben sie in moderner Historiographie unbeachtet.
Die Kirche Hl. Georg
in Likavka (Bez. Ružomberok) wurde von Blažej Felix Bulla (1852 – 1919) gebaut,
einem Intellektuellen mit Weitblick, ausgebildet an der Prager Polytechnik beim
Professor Josef Zítek, Autor des Projektes des Nationaltheaters. Er war auch
Bewunderer der Volkskunst und Ideen des Slawentums. Beeinflusst wurde er auch
durch seine Tätigkeit im Nationalverein Detvan. Nach seiner Rückkehr in die
Slowakei wählte er zu seinem Wirkungsort für einige Jahre Ružomberok, wo er ein
architektonisches Atelier gründete. Hier entstanden zwischen 1878 und 1883 die
Entwürfe für mehrere profane sowie kirchliche Bauten, die auf dem Gebiet von
Orava und Liptau bis heute existieren. In dem Atelier in Ružomberok entstand im
Jahre 1880 auch das Projekt der neuen Pfarrkirche in Likavka.
Eine große
Inspiration war für B. F. Bulla die hölzerne Volksarchitektur und ihre einzelnen
Konstruktions- und Kunstelemente, aber die Hauptbasis waren die europäischen
historischen Baustile. Am meisten neigte er zur Renaissance hin und in diesem
Geist realisierte er auch sein wohl berühmtestes Gebäude – das Nationalhaus in
Martin. Beim Bau der Kirche in Likavka verwertete er seine vertrauliche Kenntnis
der frühgotischen Liptauer Dorfkirchen (Ludrová, Martinček). Dabei imitierte er
die Form sowie die mittelalterlichen Bautechniken, womit er auch viele Kenner
der Architekturgeschichte verwirrt hat, so dass sie die Herkunft der Kirche im
13. Jahrhundert suchten. Bei Renovierung der Kirche kurz vor deren 100‑jährigem
Jubiläum im Jahre 1977 kam es zu grundlegenden Änderungen der Konzeption von
B. F. Bulla im Exterieur sowie Interieur als Äußerung einer unprofessionellen
Vorgehensweise, trotz (und vielleicht auch dank) der Tatsache, dass die Kirche
in der Denkmalliste des Landes nicht eingetragen ist. Ihre Architektur
behandelte man wie einen uninteressanten Ausdruck des Romantismus ohne
historischen und künstlerischen Wert. Wie es scheint, sind wir unserer
Geschichte noch vieles schuldig.

Jiří
Janošík
Frühmittelalterliche Glocken und Funde aus
Bojná

In der Slowakei haben wir bisher nur sehr wenige Denkmäler,
die sich auf die Periode der Christianisierung unserer Vorfahren im
8.-9. Jahrhundert beziehen. Außer dem einzigartigen Verband von sechs
vergoldeten Plaketten aus einem tragbaren Altar aus Bojná (Bezirk Topoľčany,
Westslowakei) gehört dazu auch ein nicht weniger bedeutender sakraler Gegenstand
– die Glocke aus Bojná. Diese ist neben der ältesten bronzenen gegossenen Glocke
des kontinentalen Europas, aufbewahrt in der Lateranischen Sammlung der
Vatikanmuseen in Rom, die einzige erhaltene christliche Glocke von angeführtem
Typ aus dem 8.-9. Jahrhundert. Die Einzigartigkeit dieses Fundes aus dem
Burgwall Valy bei Bojná ist noch durch die Tatsache unterstrichen, dass man hier
drei bronzene Glockenfragmente von weiteren zwei Glocken und den eisernen
Klöppel von einer anderen gefunden hat; Glockenfragmente aus der erwähnten
Periode kamen bisher bloß an zwei Fundorten in Deutschland zutage – in Vreden
(Fragmente von vier Glocken) und in Oldenburg (bronzenes Fragment und eiserner
Klöppel von einer Glocke).
Die christliche Glocke aus dem 8.-9. Jahrhundert
aus Bojná ist 21,5 cm hoch und der Klöppel ist 17 cm lang. Diese wertvolle und
in Mitteleuropa vorerst vereinzelte bronzene Glocke aus dieser Zeit entdeckte
man im Jahre 1997 im inneren Bereich des nordwestlichen Walls der Wallburg Bojná
I. Die Glocke ist einzigartiger Weise erhalten, obwohl sich in ihrem Mantel 11
Löcher befinden, diese aber entstanden bereits beim Abgießen. Nach Reinigung ist
sie dunkelgrün bis grau gefärbt, drinnen sieht man hellgrüne Patina. Die Kanten
des Mittelauges und beide Arme der Glockenkrone sind nur grob behandelt. An der
Spitze der Innenwand des Mantels ist eine eiserne Hängeöse angebracht. Die
Wandstärke des Glockenmantels mit einer Höhe von 16 cm infolge eines
unvollkommenen Abgusses schwankt zwischen 2 und 6 mm. Das Gewicht der Glocke
beträgt 2,18 kg, Gewicht des Klöppels 20 dkg. Der eiserne Klöppel ist konisch
und an dessen verjüngtem und umbogenem Ende, genauso wie an der Hängeöse im
innern, erhielten sich die Überreste von einem ledernen Hängeriemen.
Die
Parameter von den anderen drei Glocken aus Bojná: Fragment 1 von der Glocke Nr.
2 besitzt die Ausmaße 9 x 5,6 cm und die Wandstärke von 5 – 7 mm; vorausgesetzte
Höhe der Glocke ist 23 – 25 cm. Fragmente 2 und 3 stammen offensichtlich aus
einer und derselben Glocke (Glocke Nr. 3), ihre Ausmaße sind 8,7 x 3,8 und
5,6 x 3,3 cm, die Stärke von beiden beträgt je 3,5 mm. Vorausgesetzte Höhe der
Glocke ist 19 – 21 cm. Die Länge des Klöppels, von derselben konischen Form wie
bei der erhaltenen Glocke, erreicht 13,5 cm; es zeugt davon, dass er zu einer
weiteren Glocke gehört (Glocke Nr. 4), deren vorausgesetzte Höhe (ohne Krone)
12,5 cm beträgt und zusammen mit der Krone etwa 16 cm.

Branislav Lesák –
Andrej Vrtel
Archäologische Ausgrabung in dem Apponyi-Palast in
Bratislava

Den Palast in der engen Radničná Gasse Nr. 1 innerhalb
der Bratislavaer Altstadt baute für den Grafen György Apponyi der Architekt
F. A. Hillebrandt in den Jahren 1761 – 1762. Das Projekt nutzte eine Fläche aus,
die durch die Vereinigung zweier mittelalterlichen Parzellen entstand. Die
Archäologen des Stadtinstituts für Denkmalpflege realisierten während der
neuerlichen Rekonstruktion des Palastes eine Ausgrabung (November 2005 bis
Oktober 2007), die schrittweise alle Orte kartierte, die von der Bautätigkeit
betroffen wurden. Der Apponyi-Palast ist ein Kulturdenkmal, registriert in der
Zentralen Liste der Kulturdenkmäler des Slowakischen Nationaldenkmalamtes unter
der Nummer 189. Er bildet Teil eines historischen Häuserblocks begrenzt durch
die Uršulínska, Kostolná und Laurinská Straßen. Aus der Sicht der historischen
Topographie handelt es sich um einen Block, der im Rahmen des historischen
Stadtkerns von Bratislava wenigstens aus zwei Gründen eine Sonderstellung hat.
Im Raum des Alten Rathauses gehört dazu das ursprüngliche befestigte Gehöft des
Vogts Jakub mit einem Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert und an der Stelle des
Miethauses in der Laurinská Straße Nr. 5 und des Primazialpalastes spricht man
bereits mehr als hundert Jahre lang über die Existenz eines gemauerten römischen
Baus.
Die archäologische Ausgrabung lieferte neue Kenntnisse über die späte
Latènezeit (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. u. Z.), als sich an diesem Ort ein
Oppidum befunden hat, vermutlich von dem keltischen Stamm der Boier. Zu
interessanten Entdeckungen gehört ein Wohnobjekt (464 x 300 cm) mit
Pfostenkonstruktion, ein Zweikammer-Töpferofen, ein rechteckiges Objekt
(123 x 130 cm) – vermutlich ein Brunnen, in dem mehrere Eisengegenstände,
Keramik und eine große Menge an Tierknochen gefunden wurden. Einen anderen
Brunnen von rechteckigem Grundriss (140 x 150 cm) fand man im Hof des
Apponyi-Palastes. Beim Untersuchen der obenerwähnten Objekte entdeckte man z. B.
auch vier Fragmente von Mühlsteinen fürs Getreidemahlen. Die Anwesenheit einer
römischen Station an dieser Stelle wurde durch die archäologische Ausgrabung
nicht bestätigt, auch die Belege deren Besiedlung im 10. und 11. Jahrhundert
sind bloß fragmentarisch. Anhand der Funde kam es zu einer direkten
mittelalterlichen Besiedlung dieser Lage irgendwo in der 2. Hälfte des
13. Jahrhunderts zusammen mit dem Urbanisationsprozess, als sich die Fläche von
heutigem Areal der Radničná Gasse Nr. 1 in zwei mittelalterliche Parzellen
verwandelte.

Ivo Štassel
Neue Kenntnisse über den
Apponyi-Palast in Bratislava

Den Bebauungszustand der ehemaligen
Apponyi-Parzelle kann man heute nicht mehr für authentisch halten, denn in der
zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es hier
zu wesentlichen Bauänderungen. Die Parzelle war zur Zeit der Entstehung des
Palastes rechteckig. Ihre heutige beschränkte Form hängt mit der Assanierung der
Hofflügel des Palastes in der gesagten Zeit zusammen, als der Verbindungstrakt
zum Primazialpalast entstand. Die heutige Bebauung der Parzelle gehörend zum
Apponyi-Palast ist L-förmig und besitzt zwei Flügel: den Straßen- und südlichen
Hofflügel. Die Nord- und Ostseite der Parzelle ist mit dem Verbindungstrakt zum
Primazialpalast bebaut. Zwei Palastflügel und zwei Flügel des Verbindungsanbaus
umschließen einen trapezförmigen Hof, der von der Radničná Gasse aus durch ein
asymmetrisch situiertes Portal betreten wird.
Die bisherigen Forschungen
konstatierten, dass die älteste Bauetappe des Palastes ins Mittelalter datierbar
ist, u. z. vor das Jahr 1500. Den Steuerbüchern nach handelte es sich im
15. Jahrhundert um zwei Bürgerhäuser mit unterschiedlichen Besitzern. Die zweite
Bauetappe verlief im 18. Jahrhundert, als der Graf György Apponyi in den Jahren
1761 – 1762 die älteren Häuser zu einem Barockpalast umbauen ließ. Die dritte
Etappe fällt an den Anfang des 20. Jahrhunderts (1911), wo die beiden Hofflügel
wegen dem Anbau des Verbindungstrakts des Rathauses beseitigt wurden. Die letzte
Etappe repräsentieren sämtliche Eingriffe, die im 20. Jahrhundert stattgefunden
haben. Zwei neue denkmalpflegerische Untersuchungen in dem Apponyi-Palast wurden
von dem Stadtinstitut für Denkmalpflege in Bratislava von 2005 bis 2007
realisiert. Die erstere davon, archäologische Untersuchung, trug zur Kenntnis
der mittelalterlichen Bebauung der Parzelle bei (siehe den vorangehenden
Artikel). Die andere war eine architektonisch-historische und archiv-historische
Untersuchung des Objektes, die zu einer besseren Kenntnis der jüngeren
Entwicklung im Rahmen des 18. bis 20. Jahrhunderts beitrug. Die letztere
Untersuchung hat die mittelalterlichen Konstruktionen von den ursprünglichen
zwei bürgerlichen Häusern aus dem 14. Jahrhundert nicht mehr erfasst, denn der
Häuserblock wurde nach dem Jahre 1715 aus der Initiative des neuen solventen
Besitzers, Graf Nádasdy, gründlich umgebaut und durch ein großes palastartiges
Objekt ersetzt. Dieses wurde noch später umgebaut, u. z. von dem neuen Inhaber
Graf Apponyi, der es nach dem Ankauf im Jahre 1750 noch 10 Jahre benutzte, bis
er seinen wesentlichen Umbau realisierte. Für die Datierung des Rokokoumbaus in
den Jahren 1761 und 1762 existieren bereits glaubwürdige Archivbelege. Im Jahre
1867 wurde der Apponyi-Palast von der Stadt gekauft, mit der Absicht, die Büro-
und Repräsentationsräume des Rathauses zu erweitern. Der ganze nördliche
Hofflügel wurde niedergerissen und auf der gewonnenen Fläche baute man den
Ratssaal nach einem Projekt von Ignaz Feigler d. J. aus dem Jahre 1867. Beim
nächsten Umbau in den Jahren 1910 – 1913 wurde der Saal niedergerissen. Im Jahre
1867 hörte das untersuchte Objekt auf als ein selbständiges Element der
Stadtbebauung zu funktionieren und es wurde zum Teil des Stadtrathaus-Komplexes,
zuerst mit administrativer und später mit musealer Funktion (Stadtmuseum), die
bis heute überdauert.

Marta Janovíčková
Der Apponyi-Palast und
seine neuen Expositionen

Während der Bratislava-Tage öffnete sich am
24. April 2008 symbolisch das Tor des rekonstruierten Apponyi-Palastes mit neuen
Expositionen des Bratislavaer Stadtmuseums. Bereits auf dem Plan des Objektes
aus dem Jahre 1904 bezeichnet man die Räume im Erdgeschoss als Räumlichkeiten
des Stadtmuseums gegründet im Jahre 1868. Es befanden sich hier vermutlich
Arbeitsräume und nichtöffentliche Sammlungen. Im Jahre 1926 öffnete hier das
Museum eine Exposition in repräsentativen Sälen im ersten Geschoss, im Jahre
1930 eine Gemäldegalerie im zweiten Geschoss und nächstes Jahr das Bratislavaer
Weinbaumuseum im Erdgeschoss des Gebäudes. In folgenden Jahrzehnten verwendete
man das erste Geschoss, verbunden mit dem Alten Rathaus, für Expositionszwecke.
Im zweiten Geschoss waren zuerst Arbeitsräume, später der Depositar und der Sitz
der Regionalen Bibliothek. In den Jahren 2004 – 2008 verlief eine umfangreiche
Rekonstruktion des Palastes und nach deren Beendung begann hier das Bratislavaer
Stadtmuseum die Expositionen zu installieren und im Dachgeschoss einen
Studiendepositar einzurichten.
Der Palast wurde zu einem selbständigen
Expositionsobjekt ohne jede Kommunikationsverbindung mit dem Alten Rathaus.
Seine Bestimmung ging von dem Charakter der ursprünglichen Palasträume aus und
das Museum bemühte sich um die möglichst beste Ausnutzung der authentischen
Interieure. Im Erd- und Kellergeschoss siedelt das Weinbaumuseum, das langzeitig
zu den Hauptpräsentationen des Bratislavaer Stadtmuseums gehört. Im Erdgeschoss
präsentiert man die Geschichte des Weinbaus auf dem Gebiet Bratislavas. In der
gegenwärtigen Exposition bekam einen größeren Raum die Präsentation zweier
bedeutendsten Bratislavaer Weinbaubetriebe Hubert J. E. und Palugyay. Im
Kellergeschoss setzt die Exposition fort mit einer Präsentation der Weinlese und
Traubenverarbeitung.
Auf weiteren zwei Geschossen befindet sich das Museum
der historischen Interieure. Die Realisierung dieser Konzeption ermöglichte die
Zusammensetzung des Sammlungsbestands des Museums, geeignet für die Inszenierung
von historischen Innenräumen. Ein weiterer Grund war auch die Tatsache, dass es
in Bratislava bisher keine solche Exposition gegeben hat. Die Richtigkeit dieser
neuen Konzeption bestätigte auch die Entdeckung von den ursprünglichen
Wandmalereien in einzelnen Räumen, die somit ein authentisches Milieu für die
Möbel und Ausstattung des bürgerlichen Interieurs bilden. Das Dachgeschoss des
Palastes wird nach der Rekonstruktion zu einem Studiendepositar des Museums,
zugänglich für die Fachleute sowie die Öffentlichkeit.