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Revue Pamiatky a múzeá – Resümee 1/2005

Minerva aus Gerulata
JAROSLAVA
SCHMIDTOVÁ – JITKA JEZNÁ
Bei einer Grabung unweit des Areals des römischen
Kastells Gerulata im heutigen Stadtteil Bratislava-Rusovce wurden nordwestlich
des Kastells in der Maďarská ulica, der Ungarischen Straße, im Jahr 2000
Steinfundamente von baulichen Anlagen aus der Römerzeit entdeckt. Als in einer
bestimmten Phase der Arbeiten der Metalldetektor heftig auf die Anwesenheit
eines Buntmetalls neben einem Bleigussstück reagierte, bemerkten wir einen roten
Halbedelstein mit eingravierter Verzierung – eine Gemme aus Karneol ohne Ring,
1,31 x 1,1 x 0,26 cm groß, in Form eines hohen, beiderseitig glanzgeschliffenen
Ovals. Auf der Gemme ist die stehende Figur der Athene – Minerva mit Helm, Speer
und Schild dargestellt. Die nächste Analogie des Fundes aus Gerulata fanden wir
in der Münchner Glyptothek. Von der Beliebtheit des Athene-Motivs im nahen
Carnuntum zeugt die Angabe, dass hier sogar fünf Gemmen mit diesem Motiv
gefunden wurden. Die Datierung der Gemmen ist problematisch. Sehr gut und
eindeutig lassen sich Material und Bildthemen auf den Gemmen interpretieren,
aber die Auswertung hinsichtlich der chronologischen Aspekte ist schwierig.
Gemmen sind langlebige Besitzgüter und können zum Beispiel verschenkt oder
vererbt werden. Trotzdem möchten wir auf die Präsenz einer deutlich gegliederten
Fibel, datiert in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts, im Fundkomplex von
Gerulata hinweisen. Auch ihre nächsten Analogien sind in das 2. Jahrhundert
datiert.
Auch wenn bei archäologischen Grabungen aus der Römerzeit in der
Slowakei in den letzten Jahren Funde von Ringen mit Gemmen gemacht wurden (Iža,
Devín, Rusovce), ihre Anzahl war nicht sehr groß. Es handelte sich entweder um
in Ringe gefasste Gemmen oder um Sologemmen. Der Fund der Gemme mit der
eingravierten Figur der Athene – Minerva ist der erste in der Slowakei. Wenn man
bedenkt, dass diese Gemme aus Funden einer authentischen römischen Provinz
Pannoniens stammt, und zwar aus dem Raum der militärischen Grenzfestung
Gerulata, so weist das darauf hin, dass sie entweder einem militärischen
Würdenträger oder einem anderen Bürger in einer wichtigen Position gehört hat,
weil das Tragen eines solchen Ringes auch in der Römerzeit Ausdruck der
gesellschaftlichen Stellung und Wohlhabenheit ihres Trägers war.

Jagdgewehre in Bojnice
KATARÍNA
MALEČKOVÁ
Der Sammlungsfonds des Slowakischen Nationalmuseums – Museum
Bojnice umfasst auch wertvolle kunsthandwerkliche Gegenstände einschließlich
einer relativ umfangreichen Sammlung von Waffen und Rüstungen. Der letzte
Schlossbesitzer Graf Johann Franz Pálffy war zwar ein leidenschaftlicher
Antiquitätensammler, aber nach seinem Tode zerfiel seine ganze große
Kunstsammlung. Dem Verkauf entgingen einige Schwerter, Hellebarden und einzelne
Rüstungsteile, die heute in den Sammlungen des Museums sind. Der Fundus umfasst
aber auch noch weitere Waffen, die aus Lokalitäten im Gebiet der oberen Nitra
stammen. Zu den interessantesten und wertvollsten gehören Jagdgewehre mit Rad-
und Steinschlössern. Leider können wir heute nicht mehr feststellen, für wen
diese Waffen bestimmt waren, da es keine Angaben über die Besitzer gibt und
mitunter auch ihre Hersteller nicht bekannt sind. Ein unbekannter Meister
stellte das älteste Gewehr mit Radschloss her, ausgelegt mit reich geschnitzten
und gravierten Plättchen aus weißen Knochen. Der prunkvolle Schmuck dieser
Jagdbüchse besteht aus mehreren größeren Medaillons, gesäumt von Rollwerk. In
die Medaillons sind Frauen- und Männergesichter, eine ganze Frauengestalt,
Maskarone und Löwenköpfe eingraviert. Am Lauf ist das Gewehr mit den Initialen
H. G. signiert und wurde Ende des 16. Jahrhunderts auf dem Gebiet Deutschlands
hergestellt. Zwei weitere Jagdgewehre stammen von Meister Heinrich Reimer, dem
Begründer der Olmützer Büchsenmacherfamilie. In Olmütz (Olomouc) wirkte er um
das Jahr 1691. Das Gegenstück zu den für die statische Jagd bestimmten schweren
Waffen bilden in der Bojnice-Sammlung zwei subtile Gewehre, ein so genanntes
leichtes Teschener und ein Damenjagdgewehr. Das Teschener wurde um die Mitte des
17. Jahrhunderts hergestellt. Wie viele andere Waffen aus dieser Produktion hat
es kein Meisterzeichen. Das Damengewehr stammt aus der Zeit um die Mitte des 17.
Jahrhunderts, es wurde wahrscheinlich in Italien hergestellt, doch weil das
Meisterzeichen fehlt, können wir die genauere Lokalität nicht bestimmen. Zwei
weitere Waffen, mit Signaturen Wiener Meister versehen, stammen vom Ende des 17.
Jahrhunderts. Das Jagdgewehr ist vom Meister Jacob Koch signiert, der einer der
bedeutendsten Büchsenmacher in Wien war, wo er in den Jahren 1685 – 1702 wirkte.
Die zweite Wiener Waffe ist ein Jagdgewehr, signiert von Johann Entzinger, der
aus Salzburg stammte und seit 1669 in Wien als Meister tätig war. Eine weitere
vom Anfang des 18. Jahrhunderts stammende und von dem Wiener Meister Joseph
Hamerl signierte Jagdwaffe ist der Stutzen mit einem französischen Steinschloss.
Joseph Hamerl war einer der bedeutendsten Büchsenmacher in Wien, wo er etwa in
den Jahren 1700 – 1730 tätig war. Aus dem 18. Jahrhundert stammen Gewehre mit
französischen Steinschlössern, die von den Wiener Meistern Johann Peter Planer
und F. Paver, wahrscheinlich der Sohn des Meisters Lorenz Paver, signiert sind.
Beide Meister werden in Wien im 18. Jahrhundert erwähnt. Ein weiteres Gewehr mit
französischem Steinschloss stammt nach der Signierung aus London, wo es Ende des
18. Jahrhunderts hergestellt wurde. Vom Beginn des 19. Jahrhunderts schließlich
stammt das Jagdgewehr mit französischem Steinschloss.

Halbrüstung aus dem Museum Oravské
múzeum
STANISLAV ČESNEK
Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei sind
nur sehr wenige Schutzrüstungen erhalten. Es ist hier keine einzige Waffenkammer
erhalten geblieben, auch der Sammlungsfonds ist recht bescheiden und auf einige
komplette Originalrüstungen beschränkt, mehr sind von den vervollständigten oder
hergerichteten Rüstungen (vor allem von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts)
sowie Einzelteilen der Rüstungen erhalten. Die Rüstung in den Beständen des
Oravské múzeum im Schloss Oravský zámok gehört zum Typ der schweren Halbrüstung,
was bedeutet, dass sie zum einen nicht mit einem Plattenschutz der unteren
Gliedmaßen komplettiert ist und andererseits einen vollen Plattenschutz der
oberen Gliedmaßen besitzt. Es ist nicht nachzuweisen, ob sie Bestandteil der
Waffenkammer der Burg gewesen ist, dorthin dürfte sie eher aus einer nicht näher
bestimmten Quelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangt sein. Die
Innenfläche ist geschwärzt, wobei diese Form des Korrosionsschutzes original
ist. Die Rüstung ist weder geändert noch repariert worden. Original ist auch das
Riemenzeug der Rüstung. Die einzelnen Rüstungsteile haben eine einfache
Signierung, die bei der Komplettierung in der Produktion verwendet wurde. Das
Gewicht der Rüstung ist 15 bis 16 Kilogramm. Man kann sie als Produkt einer
Großproduktion, die für de breitesten Schichten einfacher Krieger bestimmt war,
charakterisieren. Das äußert sich in der Signierung der Rüstung mit dem im 15.
und 16. Jahrhundert verwendeten sogenannten Kontrollzeichen der Stadt Wien, das
am Kragen rechts und am unteren linken Flügelrand angebracht wurde und die
Garantie für die Qualität des Erzeugnisses sein sollte. An der Rüstung befindet
sich kein individuelles Meisterzeichen. Das Komplet kann in die Jahre 1550 ?
1560 datiert werden.

Maria Magdalena Pálffy auf
Porträts
INGRID ŠTIBRANÁ
Die Pálffy-Porträtgalerie auf der Burg
Červený Kameň wurde vom Ehepaar Nikolaus II. Pálffy (1552 – 1600) und Maria
Magdalena Fugger (1566 – 1646) angelegt. Im SNM-Museum Červený Kameň befinden
sich momentan zwei Porträts der Maria Magdalena Fugger–Pálffy. Das erste ist ein
prachtvolles Repräsentationsporträt einer Adligen, das der Linie des
internationalen Hofstils im Frauenporträt folgt, das stilistisch mit dem
Schaffen der rudolphinischen Manieristen zusammenhängt. Das zweite Porträt,
keine sehr gute Kopie offensichtlich aus dem 19. Jahrhundert, stellt Maria
Magdalena als Witwe dar.
Der Buchungsvermerk vom Mai 1613 aus der Herrschaft
Stupava erwähnt die Vergabe des Porträts von Georg Fugger an Adam, den
kaiserlichen Hofmaler. Der Name des Porträtisten, Herr Adam, bezieht sich auf
keinen bekannten kaiserlichen Maler dieser Zeit, daher kann man von einer
Verstümmelung des Namens des Künstlers im Rechnungsbuch aus der Unterschrift
Hans von Aachens auf der Originalquittung ausgehen. Das Porträt Georg Fuggers
wurde tatsächlich von Hans von Aachen geschaffen, und zwar noch während seines
Wirkens in den Diensten Hans Fuggers in den Jahren 1591 – 1592 und die damaligen
zehn von Aachens Porträts dienten auch Custos als Vorlagen für dessen erste
Serie Fuggerorum et Fuggerarum Imagines. Zudem war von Aachen den Pálffys schon
einmal begegnet, als er auf Order des Kaisers die Helden von Raab (Győr)
Nikolaus Pállfy und Adolf Schwarzenberger um das Jahr 1599 als staatlichen
Auftrag für das befreite Győr malte. Der dritte Grund, der für die Vergabe des
erwähnten Porträtauftrags aus Stupava an von Aachen spricht, ist die Tatsache,
dass der Maler Ende 1612 und 1613 im nahen Wien aufhielt. Die größten
Übereinstimmungen weist das Porträt auf Červený Kameň mit dem von Aachen
zugeschriebenen Porträt der Erzherzogin Maria Magdalena, der späteren
Großherzogin von Toskana auf, das um das Jahr 1615 geschaffen wurde.

Entdeckung von
Klemens-Gemälden
MARTA HERUCOVÁ
Der Prager Historiker Lubomír
Sršeň interpretierte kürzlich zehn neuentdeckte Porträts tschechischer Patrioten
und Patriotinnen aus dem Umkreis des allseitig gebildeten Arztes Karl Slavoj
Amerling. Es handelt sich um die Porträts der Familien der drei Schwestern Reis,
des Herrn Tyl mit seiner Verlobten und Maria Pospíšilová, die vor der Mitte des
19. Jahrhunderts entstanden waren. Für die slowakische Kunsthistorikergemeinde
hat das eine enorme Bedeutung, weil sie alle Arbeiten Amerlings Freund Jozef
Božetech Klemens aus Liptovský Mikuláš zuschreibt, der im Prager Milieu
insgesamt über zehn Jahre verbrachte bis zum Jahr 1856, als er Prag endgültig
verließ und in die Slowakei kam. Trotz mehreren Hypothesen und Indizien
bereicherte Sršeň das bisher bekannte Schaffen Klemens. Seine malerischen
Anhänge hält er für interessanter als die in der Slowakei geschaffenen Werke. Er
vergleicht ihn mit dem älteren und erfolgreicheren Antonín Machek, dem Autor der
empirenüchternen und biedermeiereleganten Porträts, die jedoch nicht allzu tief
in die Seele der Porträtierten eindrangen. Klemens widersetzte sich bewusst
einer solchen ideell indifferenten Manier und unter dem Einfluss des Milieus, in
dem er sich bewegte, präsentierte er die Darstellung der Ideen eines engagierten
patriotischen Romantizismus. Sršeň sagt mit voller Verantwortung, dass Klemens
damit von allen tschechischen Malern der 40er Jahre des 19. Jahrhunderts am
radikalsten um eine Reform des Porträtstils bemüht war.

Eingemauerte Krebse – Spuren des
Aberglaubens
PETER HORANSKÝ – VLADIMÍR JANSKÝ – JURAJ ZAJONC
Bei
bauhistorischen Untersuchungen kann man in Mauerwerk oder Putz mitunter
Überresten von Tieren begegnen. Meist handelt es sich um Skelette von
Nagetieren, Fröschen oder Fledermäusen, die in den Spalten Unterschlupf und
einen Platz zum Überwintern gesucht hatten. Die Funde eingemauerter Krebse aber
gehören zu einer anderen Kategorie. Es handelt sich um die Einbettung von
Krebsen in das Mauerwerk mit einer bestimmten Absicht. 1996 wurden solche
interessanten Funde in historischen Objekten in Bratislava verzeichnet. Der
erste Fund stammt aus dem Jesenák-Palais in der Michalská ul., der Michaeler
Gasse Nr. 3. Bei der Herrichtung des Raumes im ersten Geschoss im westlichen
Hofflügel fand man in einem vertikalen Riss der Wand drei kleine Krebse, die in
regelmäßigen Abständen in Hohlräumen lagen, die mit behauenen Ziegeln sorgfältig
verschlossen waren. Die Fundumstände ermöglichten es, den Fund in das 18.
Jahrhundert zu datieren. Bei der Rekonstruktion des Statthalterpalais auf dem
Hlavné námestie, dem Hauptplatz Nr. 8 wurden in einem Raum des nördlichen
Hofflügels vier Krebse entdeckt, die ebenfalls im 18. Jahrhundert in den
Raumecken in einer Höhe von zwei Meter über dem Fußboden in Hohlräumen lagen,
die durch das Herausnehmen eines Ziegels entstanden waren. In jeden Hohlraum
wurde je ein Krebs gelegt und der Hohlraum mit einer Putzschicht verschlossen.

Mit dem Krebs waren viele Vorstellungen und Ansichten verbunden, die mit
seiner Form und seiner Fortbewegungsart zusammenhingen. Er galt als Träger von
Unglück, diente aber auch als Wehr- und Schutzmittel. Krebse wurden auch bei
traditionellen Praktiken verwendet, deren Ziel es war, Regen herbeizurufen oder
vorherzusagen. Sie fanden breite Verwendung in der traditionellen Medizin, die
vor allem von den Vorstellungen von ihrer Giftigkeit oder Fähigkeit, als
Gegengift zu wirken, ausging. Aus der Slowakei ist zum Beispiel die Verwendung
von getrockneten, zu Pulver gestoßenen Krebsen bei der Behandlung von Tollwut
durch Bestreuen der Bissstelle oder durch Konsumierung in Wein bekannt. Von der
Vorstellung der negativen Eigenschaften des Krebses ging die Meinung aus, dass
seine Gegenwart menschenschädliche Tiere verscheucht. Konkret mit dem Schutz von
Wohnräumen ist eine Angabe aus Wien von 1875 verbunden. Danach diente ein
lebendig eingemauerter Krebs als Schutz vor Wanzen. Das war offenbar auch der
Grund, der zum Fund der eingemauerten Krebse in Bratislava geführt hat.
Durch
Archivforschungen haben wir ermittelt, dass zu der Zeit das Statthalterpalais im
Besitz von Georg Paluška war, mit dessen Namen größere Baumaßnahmen in
Verbindung stehen. Ab 1762 wurde František (Franz) Žigray sein Eigentümer. Beide
konnten die Krebse bestellt haben. Die Lage des Raumes deutet an, dass er als
Schlafraum gedient haben konnte und für einen ungestörten Schlaf ließ man Krebse
einmauern. Die Funde beweisen, dass diese Praktiken in Bratislava im 18.
Jahrhundert üblich waren. Schließlich konnten sie auch einen rationellen Kern
haben, die übelriechenden Krebse konnten tatsächlich ein wirksames Mittel gegen
Wanzen sein.

Das Csáky-Schloss in Prievoz – das Ende
einer Architekturart
IVAN GOJDIČ – KRISTÍNA ZVEDELOVÁ
Das Gebiet
Prievoz, heute Stadtteil von Bratislava, liegt an der alten mittelalterlichen
Donaustraße an der Stelle, wo schon Ende des 13. Jahrhunderts in schriftlichen
Quellen ein Übergang – eine Furt über die Donau erwähnt wird. Die eigenständige
Siedlung Prievoz formierte sich wahrscheinlich erst im Laufe des 14.
Jahrhunderts. Nach der Abschaffung der Leibeigenschaft begann die Gemeinde sich
zu entfalten und 1884 zählte Prievoz schon 759 Einwohner vorwiegend deutscher
Nationalität. Zu der Zeit (1882) erwarb Graf Edmund Csáky im Gemeindekataster
weitläufige Grundstücke, auf denen ein Forsthaus stand. Das benutzte er nicht
nur während der Jagden, sondern gleichzeitig auch als Sommersitz, den er
schrittweise zu einem weitläufigen Areal umbaute, was aus den Katasterkarten von
1894 und 1902 hervorgeht. Zwischen den Jahren 1900 – 1902 ließ Edmund Csáky
zusammen mit seiner Ehefrau Rudolphine, geborene Stadion, am Ort des Forsthauses
oder des gräflichen Sommersitzes ein neues Schloss errichten, das teilweise die
Fundamente des ursprünglichen Baues nutzte. Den Bau vergab er an die
Bratislavaer Firma Kittler und Gratzl. Das neostilistische, vom Grundriss und
der Masse her besonders vielgliedrige Schloss dominierte einem englischen Park
und dem anliegenden Nutzgarten. Dazu kamen Wirtschafts- und Wohngebäude sowie
ein Pferdestall. Trotz dem komplizierten Grundriss des Baues und der Gliederung
der Fassaden gelang es in Prievoz eine zwar markant asymmetrische, jedoch auch
bemerkenswert ausgewogene Architektur zu schaffen, deren Vielfalt der
Gestaltungselemente das Gesamtbild nicht stört. Das Gemisch der durch
Renaissance, Barock und im Falle der Dächer auch Gotik inspirierten Elemente
wirkt an den gegliederten Fassaden weder geschmacklos noch störend, sondern, im
Gegenteil, sie bereichert die Fassadenfläche ganz natürlich und bestätigt so das
ästhetische Feingefühl des Architekten. Das eklektische Csáky-Schloss in
Bratislava-Prievoz stellt eines der interessantesten und besterhaltenen Bauwerke
aus der Periode der zeitlichen und ideellen Überschneidung der Stile des 19.
Jahrhunderts und der Sezession dar. Es gehörte zurzeit seiner Entstehung auch
nicht zu den progressiven Architekturen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Es ist
ein bemerkenswertes, intaktes Zeugnis des konservativ-romantischen Empfindens
und der Zeitvorstellungen von Repräsentationsresidenzen der reichsten
Adelsgeschlechter Ungarns zurzeit ihres langsamen Niedergangs. Das Schloss ist
das letzte Glied in der mehrere Jahrhunderte überdauernden Kette der in der
Slowakei erbauten Residenzen von der Zeit an, als der schrittweise Wandel des
Lebensstils definitiv die Burgen durch bequemere Schlösser ablöste.

Karte des Zvolener Besitzes von Stefan
Esterházy
PAVOL MALINIAK
In den Sammlungen des Mittelslowakischen
Museums in Banská Bystrica befindet sich eine Karte der Umgebung der Stadt
Zvolen (dt. Sohl), des Gebietes östlich des Zusammenflusses von Hron und
Slatina. Die Datierung der Karte ist möglich anhand der Beziehungen der Familie
Esterházy zu Zvolen. In den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts erlangte das
Geschlecht eine bedeutsame Stellung im Zvolener Komitat und sein Zvolener Zweig
erhielt sich auch in der nachfolgenden Periode. Nikolaus Esterházy wurde 1618
oberster Verwalter des Zvolener Komitats. Im Jahr 1626 erhielt er als Pfand und
kaufte später das Zvolener Schloss, das er gemeinsam mit seinen Brüdern besaß
(Familienmitglieder verkauften die Residenz Anfang des 19. Jahrhunderts). Den
Zvolener Besitz der Esterházys bildete das unmittelbare Umland des Schlosses.
Die Darstellung des Zvolener Besitzes in Form einer Flurkarte verzeichnet genau
die territoriale Abgrenzung. Die Entstehung der Karte war durch die häufigen
territorialen Streitigkeiten zwischen der Burgherrschaft und der benachbarten
Stadt notwendig geworden. Die Karte entstand vielleicht um das Jahr 1753,
offenbar nach der Beendigung der Streitigkeiten und berücksichtigte den
resultierenden Stand. Außer dem urbanisierten Raum verzeichnete die Karte vor
allem die Flurgrenzen von Zvolen und den umliegenden Besitzungen. Das Kartenwerk
von der Mitte des 18. Jahrhunderts, das ein tschechischer Landvermesser für den
Grafen Stephan Esterházy erstellt hatte, bietet in mittelbarer Form eine Fülle
von Erkenntnissen über diese historische Periode. Sie kann bei der Erforschung
der Geschichte von Zvolen und der Region behilflich sein und zusammen mit
weiteren alten Karten das Wissen über eine Gegend erweitern, an die viele
historische Ereignisse gebunden sind.

Renaissancewappen in Marianka

JANA ORŠULOVÁ
Marianka ist ein bekannter Wallfahrtsort unweit
Bratislava. König Ludwig von Anjou schenkte die Gemeinde 1367 dem Kloster der
Paulaner, wo im 16. und 17. Jahrhundert der General des Ordens siedelte. Das
Denkmalverzeichnis der Slowakei erfasste jedoch nicht die Säule mit der Statue
des segnenden Jesus an der Wegscheide der Straßen Karpatská und Kamenná ulica.
Bei dem Wappen sind die Initialen des adligen Wappenbesitzers ISFS und die
Jahreszahl eingemeißelt. Den Namen des Wappenträgers kann man als Ioannes (?)
Sigray de Felso Suran identifizieren, das Jahr gibt offenbar die Entstehung des
Werkes an. Das Geschlecht der Sigray (Sigrai, Sikray, Zsigray, Žigray) ist ein
verhältnismäßig altes ungarisches Geschlecht, das aus der Zipser Gemeinde Žehra
stammt. Den Sigrays gehörten Immobilien auch in Bratislava, direkt in der Stadt,
auf der Vorburg und auf dem Devín und sie hinterließen bis heute bestehende
Denkmäler. An den Giebeln der Gebäude, die ihnen in Bratislava gehörten, ist
keines ihrer Wappen erhalten geblieben. Ein bemerkenswertes heraldisches Denkmal
befindet sich lediglich an dem einstigen Haus der weißen Mönche in der Panská
ulica, der Herrengasse Nr. 17 in Bratislava. Die Benennung des Hauses zeugt
davon, dass das Objekt einst im Besitz von Mönchen – Paulanern war, und zwar
gerade aus Marianka. Eine Hälfte des Hauses erwarben die Ordensbrüder aus
Marianka schon 1740, später gehörte es ihnen ganz. Im Hof des Objekts ist heute
das Portal der ehemaligen Kapelle der Paulanerkurie eingesetzt. Diese Kapelle
wurde auf Anregung von Ján Sigray im Jahr 1671 errichtet oder erneuert. Davon
spricht bislang nur die existierende lateinische Inschrift und das
Familienwappen der Sigrays über dem Portal. An dem recht rustikal gefertigten
Wappen in Marianka (1658) sind Giebelfiguren zueinander orientiert, aber der
Löwe hat deutlich nur einen Schwanz gemeißelt. Das Wappen in der Panská ulica in
Bratislava (1671) ist eine wirkungsvollere, bildhauerisch anziehendere
künstlerische Ausschmückung des Portals, die Löwenfigur hat hier schon zwei
Schwänze. Ist es ein Irrtum oder die bewusste Arbeit des Steinmetzen, durch den
sich zwei natürliche Personen unterscheiden oder sind es
Entwicklungsveränderungen des Wappens? Die Initialen in Marianka und die
Inschrift in Bratislava verweisen zwingend auf einen Donator, und zwar Johann
Sigray († 1657). Es ist jedoch nicht so eindeutig, weil dieser Johann Sigray
nach der Angabe im Siebmacher 1657 verstarb. Konnte das Wappen in Marianka ein
Jahr nach Johanns Tod entstehen? Angesichts des Denkmalstyps sollte man den
Donator (die Donatoren) der Wappen vielleicht auch unter den
Kirchenwürdenträgern suchen. Es bietet sich Johann (1654 – 1718), der Sohn
Johanns, des Besitzverwalters von Paul Pálffy, an. Er starb 1718 und wurde in
Spišská Kapitula beerdigt. Aber dieser war während der Entstehung der Säule in
Marianka erst 4 Jahre und 1671 erst 17 Jahre alt. Aus der Gesamtheit unserer
Erkenntnisse über die Sigrays, die im 17. Jahrhundert gelebt haben, folgt, dass
die Frage der Bestimmung des konkreten Donators der Säule in Marianka bislang
nicht eindeutig abgeschlossen werden und Gegenstand weiterer Forschungen sein
kann.

Die Lourde-Grotte in Bratislava

JOZEF HAĽKO
Die Gründungsurkunde des Objekts der Lourde-Grotte
in Bratislava im Raum des verlassenen Steinbruchs neben der heutigen Straße
Hlboká cesta wurde am 16. Juli 1889 von der Gräfin und Witwe Szapáry
unterzeichnet. Für die Öffentlichkeit wurde die Grotte erst nach der Herrichtung
des Steinbruchs eröffnet. Die feierliche Weihe der Marienstatue fand am 18.
September 1892 statt. Aus diesem Jahr stammt die älteste Votivtafel bei der
Höhle, die an die Anwesenheit des Erzherzogin Isabella bei der Inauguration
erinnert. Außer der Analyse einiger Votivtafeln von insgesamt 4 500, die im
Areal auch nach dem Zweiten Weltkrieg hinzukamen, bringt der Artikel dramatische
Zeugnisse einiger Menschen, die diese anbringen ließen.